Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: zDatze am 07. Dezember 2017, 00:16:03

Titel: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: zDatze am 07. Dezember 2017, 00:16:03
Ich habe die letzten Tage den Zirkel durchstöbert und auch einige Threads gefunden, die in die Richtung dieses Themas gehen wie z.B. Vom Finden alter Ideen (http://forum.tintenzirkel.de/index.php?topic=2927.0) oder Kein Ende unter dem Manuskript (http://forum.tintenzirkel.de/index.php?topic=14125.15). Wobei beide Threads nicht so ganz das Thema treffen, da es sich um eine Kombination aus beidem handelt.

Einerseits ist es eine alte Idee, die ich mit mir herumschleppe. Und eigentlich habe ich bereits einmal ein Ende unter das Manuskript gesetzt.
Trotzdem verfolgt mich das Projekt (und die Figuren erst!) noch immer und wenn ich so in den Ordner schaue, dann habe ich über die letzten Jahre mehr gescheiterte Textfragmente produziert, als mir selbst bisher bewusst war. Angefangen bei der ersten beendeten Version, zu zig neu geschriebenen Kapiteln, Charakterbögen, Interviews, Plot-Outlines, Rechecheergebnisse, Land- und Stadtkarten, Soundtrack-Playlisten ... es ist ein riesiger Berg an Zeug vorhanden und vieles davon mehrfach und in verschiedensten Entwicklungsstadien.
Das Projekt begleitet mich seit Jahren und das merke ich jedes Mal wieder, wenn ich durch diesen Ordner stöbere. Dabei würde ich es jetzt nicht einmal als ein Herzblutprojekt bezeichnen, sondern eher als einen Kaugummi, der sich an der Sohle festgeklebt hat und noch immer ein bisschen klebt.

Von Zeit zu Zeit springt dann wieder der Funke über und ich starte einen weiteren Versuch, dieses störrische Kaugummi-Projekt zu bändigen und vielleicht doch noch auf die Festplatte zu bannen. Die letzten zig Versuche haben schließlich auch wunderbar funktioniert. ::) Meistens habe ich mich eher früher als später von den Figuren, dem Plot oder einfach nur von der Sprache überfordert gefühlt, die das Projekt mir abverlangt hat.
Manchmal frage ich mich selbst, ob ich extrem lernresistent bin, wenn es um genau dieses eine Projekt geht. Andere Geschichten kann ich liegen lassen und ich habe kein Problem damit, aber mit diesem einen funktioniert es einfach nicht. Es kommt zurück und ich möchte es wieder schreiben, obwohl ich es besser wissen müsste. Ruhen lassen ist zumindest bei mir nur eine temporäre Lösung, sobald ich mich wieder ans Schreiben setze, ist es nur eine Frage der Zeit, bis ich wieder in besagten Projektordner herumstöbere und weiter an Details bastle.

Und jetzt zur eigentlichen Frage: Habt ihr auch so eine Projekt-Nemesis? Wie geht ihr mit solchen Projekten um?
Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: Shea am 07. Dezember 2017, 07:37:22
Oh Gott. Dieser Thread ist über mich, oder? Okay, natürlich nicht, aber er könnte es sein. Mein Herzblut- und zeitgleich auch Nemesisprojekt existiert seit mittlerweile 15(!!!) Jahren und hat es noch immer nicht zum Abschluss geschafft. Warum? Ich weiß es ehrlichgesagt nicht. Beziehungsweise... doch, ich weiß es. Anfangs habe ich mich oftmals verzettelt, Charaktere in eine Zwickmühle gebracht, aus der sie einfach nicht mehr entkommen konnten, wenn es danach noch irgendwie weitergehen sollte. Dann wurde die Welt immer größer und größer, Verbindungen komplexer, Hintergründe ausgereifter und mittlerweile... habe ich einen BERG an Informationen, Bilder, Musik, die Welt, die Politik, die Charaktere, unzählige einzelne Szenen... und doch bin ich eine wahre Weltmeisterin darin alles zu löschen und für doof und schlecht zu befinden. Ich bin zu perfektionistisch, nichts, aber auch gar nichts, von dem, was ich schreibe, ist gut genug. Das Frustpotenzial ist mindestens genauso hoch wie die Erwartungen an mich selbst.

Aber fallenlassen? Das Projekt einfach endgültig begraben? Nein, kann ich auch nicht, weil ich es doch zu sehr liebe. Die Charaktere sind mir über all die Jahre so sehr ans Herz gewachsen, dass ich es einfach nicht über mich bringe das Kapitel abzuschließen und meine (nicht mehr vorhandene)Kreativität in ein anderes Projekt zu stecken. Ziemlich doof, hm?

Aber gut zu wissen, dass ich in dieser Hinsicht nicht die einzige bin.  ::)
Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: Feuertraum am 07. Dezember 2017, 08:41:58
Ich weiß nicht, ob es jetzt dasselbe ist, aber mein Herzprojekt - sprich mein abstrus-absurder Krimi - ist für mich der Roman, der die schönste aller Blumen in einem Beet voller Blumen sein soll.
Bei genau dieser Geschichte will ich Wörter, Sätze, Absätze so pflanzen, dass sie "perfekt" sind. Jedes Wort am richtigen Platz, jede Satzmelodie eine Harmonie, die seinesgleichen sucht.
Diverse andere Projekte bedeuten mir nicht mal halbsoviel wie eben dieses. Ich habe mir vorgenommen, dass ich es immer wieder überarbeiten respektive zwar daran schreibe, aber wenn ich ein anderes Projekt fertig habe und meine, nun den Zeitpunkt gefunden zu haben, dass ich tatsächlich einigermaßen gut bin, dass dieses Projekt nun entgültig geschrieben werden kann, dass ich es dann schreibe und dann erst versuche zu veröffentlichen.
Wann das sein wird? Ich weiß es nicht. Vielleicht vergehen noch viele weitere Jahre. Aber ich will es wirklich wohlgeraten sehen, mein "Baby", meine Lieblingsgeschichte.
Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: Maubel am 07. Dezember 2017, 09:09:34
Hmm, mein Projekt ist weder Nemesis noch Herzensprojekt, sondern eines, was immer wiederkommt, was man nicht auf dem Schirm hat und plötzlich ist es wieder da. Genaugenommen ist es meine allererste "richtige" Geschichte, begonnen als ich 12/13 war. In seiner ersten Version sollte es ein Comic sein und ich habe sogar noch ein Exposéartiges Blatt zu Hause, wo der Plot der drei Bände drauf steht. Der dritte ist ziemlich irre. Existiert haben anderthalb gezeichnete Kapitel.

Mit etwa 15 habe ich genau dieses Projekt vorgeholt, als ich Sachen wie Character Design und Storyboard (Manga zeichnen) gelernt habe und habe mich daran ausprobiert. Die Zeichnungen sind besser, von der Geschichte existieren dennoch nur anderthalb Seiten.

Mit 19 kam die Geschichte wieder in meinen Kopf und nun änderte sich zum ersten Mal der Plot. Die Geschichte wurde erwachsener, die Albernheiten ausgebügelt und ich bin zum Schreiben gewechselt. Die Geschichte bekam einen anderen Namen, die Figuren wurden umbenannt und es entstand ein Prolog, der sich auch heute eigentlich sehen lassen kann, nur viel zu kurz ist. Danach kam die Geschichte allerdings zu den Akten und ich habe sie für begraben gehalten.

Bis ich ca. 26/27 war und eine meiner Hochzeiten in Sachen kreativer Romankonzepte hatte und da kam plötzlich genau der richtige Spin und aus dem einstigen kleinen Sklaven-SciFi-Abenteuer wurde ein gesellschaftlicher Fantasyroman mit ziemlich schweren Fragen. Den Plot habe ich aufgeschrieben und in den Grundzügen ist auch noch alles da. Der Sklavenjunge, sein junger Herr, die große Schwester, aber Plotverlauf und Hintergrund sind um einiges anders und vor allem gewachsen. Jetzt liegt das Projekt auf der "Irgendwann schreibe ich das"-Schiene. Mal schauen wann :)
Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: Arcor am 07. Dezember 2017, 09:26:51
Hab ich auf jeden Fall.  ;D

Ob es ein Nemesisprojekt ist, weiß ich nicht. Es ist mit Sicherheit nicht das Herzprojekt, dafür hat sich mein Geschmack und meine Präferenzen zu sehr verändert. Aber es ist definitiv ein Herzprojekt, allein schon weil es die erste richtige Geschichte ist, die ich geschrieben habe, begonnen mit 17.

Genau da liegt glaube ich auch das Problem, da ich natürlich jeden Anfängerfehler gemacht habe, den man machen kann. Das Ding ist in der aktuellen Form ziemlich unveröffentlichbar: 3 Bände, 2 davon geschrieben, aber nur der erste auch mehrfach überarbeitet, jeder davon auf über 200k konzipiert, sehr verworren und ausufernd, dabei aber hier und da auch voller Klischees, manchmal etwas überbordend in Darstellungen. Ich habe einfach alles reingeklatscht, was mir eingefallen ist, ohne groß abzuwägen, ob ich es wirklich brauche.

Könnte man es noch retten? Vielleicht ja, aber dafür bräuchte ich Jahre intensiver Arbeit und am Ende stünde trotzdem ein High-Fantasy-Monstrum, das in Deutschland so niemand anfasst, schon gar nicht von einem unbekannten Autor. Ich habe es vor 3 Jahren mal zu einer Agentur geschickt, als die nach High Fantasy suchten, natürlich ohne Erfolg.

Ich mag die Geschichte noch immer, auch wenn ich sie inzwischen realistischer und nicht mehr mit der rosaroten Brille von früher sehe. Aber ich fühle mich nur selten versucht, noch einmal Hand an sie zu legen. Viel eher mache ich mir einen Spaß, sie als eine Legende/einen Mythos in anderen Geschichten zu verwurschten. Da werden die Ereignisse meines Monstrums in anderen Geschichten erzählt, es wird etwas zitiert, das Buch steht irgendwo bei einem Charakter im Regal. Und ich baue Anspielungen auf die Geschichte ein, die natürlich niemand außer mir versteht, die mich aber ein bisschen glücklich machen.  :wolke:
Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: Dämmerungshexe am 07. Dezember 2017, 10:01:24
An sich habe ich mehrere solche Projekte, glaube ich. An "Feuergabe" hatte ich auch gut 15 Jahre gearbeitet und auch nach der Veröffentlichung, treibt mich die Geshcichte noch um - immerhin hätte ich noch zwei Folgebände in der Schubalde.
Meine "Königskinder" basierena uch auf einer seeeeehr alten Idee (ich glaube ich hatte in der siebten Klasse oder so die ersten Notizen gemacht), die allerdings lange Zeit praktisch verschollen war, bevor sie erneut ans Tageslicht kam. Das ist inzwischen drei Jahre her und seitdem habe ich praktisch durchgegend an diesem Monster-Projekt gearbeitet und es treibt mich inzwischen beinahe in den Wahnsinn - ich will es fertig bekommen, aber ich kann nich, ich will nicht, die Figuren wollen nicht, da ist noch soviel mehr ... ich weiß es nicht.
Und irgendwo habe ich noch mein Ur-Projekt, das, das mich durch meine Jugend hindurch begleitet hat, in dem praktisch alles drin steckt was "mich" irgendwo ausmacht, oder es zumindest mal getan hat, das ich aber wahrscheinlich nie schreiben werde, eben weil es zu persönlich ist und ich einfach keinen neutralen Zugang dazu finden könnte.
Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: zDatze am 07. Dezember 2017, 10:25:21
Danke für eure Antworten und die Zusicherung, dass es nicht nur mir so geht mit diesen hartnäckigen Projekten und Ideen. Und natürlich habe ich einige Punkte gestern ganz übersehen, als ich den Startpost verfasst habe.

Zitat von: Shea am 07. Dezember 2017, 07:37:22[...]Ich bin zu perfektionistisch, nichts, aber auch gar nichts, von dem, was ich schreibe, ist gut genug. Das Frustpotenzial ist mindestens genauso hoch wie die Erwartungen an mich selbst.
@Shea, es geht mir genauso. Ich bin an sich kein perfektionistischer Mensch, aber wenn es um dieses Projekt geht, dann meldet sich die Perfektionistin nachdrücklich in mir. Resultat: Nichts ist gut genug. Die geschriebenen Szenen vermissen die nötige Tiefe, die Figuren sind oberflächlich oder labern zu viel in inneren Monologen. Die Sprache passt nicht, ist zu einfach, ist zu hölzern, ist nicht dem Ambiente entsprechend. Hach, ich könnte ewig so weitermachen. :d'oh:
Und hier kann ich ganz gut mit @Feuertraum mitfühlen. Dieser Perfektionismus ist einerseits schön, aber auch extrem bremsend. Ich mag es an dem Projekt zu arbeiten, aber es frustriert ungemein, dass nichts weitergeht und im Hinterkopf schwirrt so oder so die Annahme herum, dass auch dieser Versuch scheitern wird.

Dass die Geschichte über die Jahre hinweg gereift ist, kann ich voll und ganz unterschreiben. Es ist erwachsener geworden, ernster, die Themen haben sich teilweise geändert, aber sind auch teilweise gleich geblieben. Einige mehr sind hinzu gekommen und auch neue Figuren haben sich vorgestellt, die das Erzählen runder machen, zumindest wenn das nach Plan verlaufen würde.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass das Projekt einfach nur vor sich hin wuchert, weil es auch nach all den Jahren noch nicht gar ist. Es fehlt noch immer etwas. Zumindest ist das meine Vermutung, warum es mich nicht in Ruhe lässt. Es fehlt noch etwas und wenn ich dieses Etwas gefunden habe, dann kann ich es wohl auch endlich schreiben. Hoffe ich.
Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: pyon am 07. Dezember 2017, 11:08:34
Oh, dieser Thread ist eindeutig für mich.

Ich schleppe mein allererstes Großprojekt immer noch mit mir herum.
Es sollten damals fünf Teile werden, High-Fantasy, mit dem ich im Moment gar nichts mehr am Hut habe und doch sitzt dieses Projekt immer noch da und meckert und meldet sich immer mal wieder, damit ich es auch ja nicht vergesse, damit ich das Dokument, mit all dem Plot noch einmal heraus krame und vielleicht doch ein wenig darin schmökere, ein paar Dinge ausbessere und vielleicht ein weiteres Kapitel plane. Aber ob ich es je schreiben werde ... ich weiß es nicht, denn es gibt massenhaft Probleme damit.

High Fantasy - schreibe ich nicht mehr. Ich bin bei Steampunk gelandet und fühlte mich hier so unglaublich wohl, wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Es gibt einen Versuch, das Projekt auf Steampunk umzuschreiben. Mal sehen, ob das noch etwas wird. Es hätte Potential, aber da kommt auch schon das nächste Problem.
Fünf Bände - Niemals! Sicher nicht. Das ist mir zu viel. Ich habe schon Probleme mit Trilogien und schaffe es meist nur die ersten beiden Bände zu schreiben und beim dritten ist einfach irgendwie die Luft raus. Deshalb bleibe ich bei meinen Einteilern, bei in sich abgeschlossenen Romanen. Aber ich weiß nicht, wie ich den Plot für fünf Bände in einen Roman quetschen soll.
Charaktere - die brauchen definitiv eine Überarbeitung. Es war mein erstes großes Projekt. Die Charaktere habe ich mit ca. 12 Jahren erschaffen und die haben doch sehr hohe Mary-Sue/Gary Stu Tendenzen, die ich ihnen austreiben muss.

Super. Und jetzt habe ich noch mehr Lust daran zu arbeiten. Wo habe ich das Dokument nochmal gespeichert?  ::)

Aber es ist schön zu sehen, dass man mit alledem nicht alleine ist. DAnke für diesen Thread @zDatze
Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: FeeamPC am 07. Dezember 2017, 11:52:47
So ein Ding habe ich auch, seit Jahren tief unten auf der Festplatte verbuddelt. Einen Jugend-Fantasyroman mit Herzschmerz und fliegenden Pferden. Ist nie über das erste Kapitel herausgekommen, aber begraben mag ich das Ding nicht, auch wenn kaum mehr als drei Sätze pro Jahr dazukommen. Ist ganz sicher nicht das, was ich sonst schreibe, aber die Idee lässt mich einfach nicht los.
Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: Evanesca Feuerblut am 07. Dezember 2017, 14:28:59
Tröstet es irgendjemanden von euch, wenn ich euch sage, dass es - mit viel gutem Willen, viel Geschimpfe und viel Spucke - möglich ist, alte Projekte zu retten?
Die Romane, die ich aktuell schreibe, sind nämlich genau das.

Als ich 14 war, habe ich zum ersten Mal den Film "Interview mit einem Vampir" gesehen und war so hin und weg, dass ich in neun Monaten ein Theaterstück mit dem Titel "Garielle" hingeklatscht habe. Es war furchtbar kitschig, war an vielen Stellen ein Abklatsch von Anne Rice und wenig daran war logisch.
Damals hatten wir in der Schule gerade Buddhismus und ich hatte die Idee, das Ganze als einen "achtfachen Pfad" aufzuziehen und der Plot lautete wie folgt (ich habe tatsächlich noch meine Originalnotizen. Fragt nicht nach dem Warum.):

Band 1 (Lysha)
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.

So gut wie alles davon wurde entweder gestrichen oder ich habe die Figuren gestrichen oder zumindest umbenannt.
Und was die Sache mit dem Tempel angeht: "Nein, das ist nicht, wie die tote Stadt funktioniert!" Y. schüttelt entsetzt den Kopf und hat den dringenden Wunsch, die Autorin zu erwürgen.

Band 2 fehlt im Konzept, aber 2 ist das oben genannte "Garielle". Die Story verzweigt sich irgendwie mit den anderen und umspannt so 700 Jahre.

Band 3 (Sierras Tagebuch)
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.

Eine Handlung, die irgendwie total abgekupfert von Anne Rice klingt. Bis auf "Sierra Loup kommt nach Paris" und "Sierra sucht ihre Schöpferin" ist davon nichts übrig geblieben, die meisten Figuren habe ich umbenannt und auch sonst ist das sehr putzig zu lesen.

Band 4 (Roxanne und Samara, abwechselnd erzählt)
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.

Das ist sogar mal tatsächlich ein Konzept, von dem wenigstens der Anfang tatsächlich befolgt wurde. Caroline wurde allerdings gestrichen, ebenso wie die Sache mit dem Vampirkiller, den Blutkonserven und dem ganzen Quatsch. Auch die Begegnung zwischen Samara und Yaelle läuft ganz anders ab und unter anderen Voraussetzungen. Und inzwischen habe ich die Handlung in ein ganz anderes Land verlegt und auch sonst ... Naja, ich würde das hier nicht in einem offenen Teil des Forums posten, wenn ich noch irgendwas davon verwenden wollen würde :D

Band 5 ist die Geschichte "The seven Lives of Livia" - ein ca. 5000 Wörter langes ... irgendwas, bei dem Livia sich halt durch die Weltgeschichte wurschelt.

Band 6 (Verity)
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.
So ein Murks...

Und die letzten zwei Bände habe ich gar nicht erst geplant, ich habe allerdings eine Kurzgeschichte geschrieben, die nach dem dritten Weltkrieg spielt und dermaßen an Adjektivitis leidet, dass sie den Gnadentot verdient.

2015 habe ich mich auf meinen Hintern gesetzt und innerhalb eines Jahres die Vorgeschichte, die ich in Ansätzen schon seit 2005 in Fragmenten festgehalten habe und in der es um Yaelle geht, niedergeschrieben. Da hänge ich nur noch an Band 9 fest, den ich noch ordentlich überarbeiten muss.
Seit dem NaNoWriMo 2016 schreibe ich mit "7Leben" so ziemlich das, was ursprünglich als Band 5 des achtfachen Pfades angelegt war. Nur halt in Lang, in Sinnvoll und in Komplex.
Im Hintergrund wurschtel ich Sachen um - aus Samara in London wurde eine junge Frau anderen Namens, die auf einem anderen Kontinent lebt (und auf einmal ergab zumindest ein Teil des Plottes wieder Sinn). Und ich hatte große Probleme mit der hier als Jaelle benannten Figur, die einfach teilweise grundlos gaga ist und sich unlogisch verhält. Ich hatte eigentlich erst irgendwo in der Mitte von "Unparallel" mal ihre Stimme gefunden.
"Garielle" war mein erstes längeres Werk und ich weiß, dass ich es nicht retten kann. Dazu ist es zu abstrus. Und "Im Wahnsinn vereint" war mein erster Versuch, einen Vampirroman zu schreiben. Ich hänge emotional an den alten Entwürfen, auch wenn sie lächerlich sind. Aber es wird mich vermutlich mehr als ein Jahrzehnt kosten, das alles irgendwie aufzuarbeiten.

(Und dann wäre dann noch die Arcanepunkwelt, an der ich seit 2009 baue, die ich aber immer noch nicht als Roman realisiert habe ...)
Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: Adiga am 07. Dezember 2017, 14:37:37
Codename: Projekt Nemesis

Hab so was auch oder eigentlich ich hab nur so was. Jedes Jahr kommen so 20 bis 120 Seiten hinzu (Früher waren es mehr.) - aber das "Monster" wächst kontinuierlich weiter.

Derzeit hab ich nicht einmal den Gedanken in Sicht es jemals veröffentlichen zu wollen. Es hat unzählige Baustellen. nochmal soviele Sackgassen. Zuviele Szenen die der Erzählung mehr Schaden als sie voranzubringen - Die entscheidenden Probleme sind aber erstens die Schlüsselzenen wo es meistens an den Ideen mangelt - welche mich so begeistern, dass ich diese oder jene Baustelle als überwunden betrachten könnte. und zweitens das Chaos, welches mich erwartet, wenn ich beim Schreiben wieder auf genau jene Stellen treffe, welche die Geschichte als gescheitertes Projekt erscheinen lassen.

-       Als ein Projekt das niemals gelingen kann, weil es in seiner Konstruktion zu viele Mängel hat, also Momente in sich birgt, die in einer Geschichte besser nicht enthalten sein sollten, vorallem wenn man beabsichtigt, eine Geschichte zu schreiben, die funktioniert.
Also ruht die Geschichte oft in Erwartung eine Lösung welche mir ausgezeichnet erscheint - würde das Projekt wiedererwecken.

Und jedes Jahr so ein zweimal passiert es dann, eine Idee kommt hinzu. Meist trage ich sie dann wie einen Funken einige Tage mit mir herum und entwickle sie in Gedanken weiter bis aus dem Funken ein lohnenswerter Lichtblick wird, der sich auf zu schreiben und an angedachter Stelle einzubauen lohnt.

Gelingt das - startet Projekt Nemesis wieder durch. - Gelingt es nicht - ruht das Projekt bis zum nächster erhellenden Anstoß.

(Funktionierend ist es, wenn es spannend ist und unterhaltsam, großteils kurzweilig. Vorallem wenn es auch noch Spaß macht es zu lesen, der Text manchmal fordernd aber niemals überfordernd ist.)




Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: criepy am 07. Dezember 2017, 20:03:54
Mein Herzensprojekt ist auch gleichzeitig mein Nemesisprojekt.
Ich weiß gar nicht, wann der erste Funke für diese Idee kam - gefühlt war sie schon immer da. Es gab, keine Ahnung, 2 oder 3 konkrete Entwürfe dafür, die ich aber alle ziemlich verworfen (und vergessen) habe. Aber gerade, wenn ich glaube, jetzt könnte sie funktionieren, nehme ich Abstand von dem Projekt, kehre ein paar Monate später wieder zurück und bemerke, dass das einfach nicht so geht. Ich habe wirklich versucht, aus dem Konzept etwas brauchbares zu machen. Logik reinzubringen, hab gekürzt und auf das wesentliche reduziert. Aber ich konnte und wollte niemals das streichen, was unnötig war und nicht mehr gepasst hat. Ich hab es nie übers Herz gebracht. Stattdessen hab ich versucht, alles irgendwie reinzuquetschen, was sicher nicht die beste Entscheidung war.
Ende Oktober kam dann wieder ein "neuer" Geistesblitz für die Idee, die noch einmal alles umwirft. Und ich habe auch da wieder das Gefühl, dass es diesmal funktionieren könnte. Aber nur, wenn ich wieder komplett von 0 anfange. Aber dazu bin ich, denke ich, noch nicht bereit. Ich häng noch zu sehr am alten Konzept. Ich bin mittlerweile auch so weit, einfach beides zu schreiben. Das alte Konzept nur für mich. Ich möchte es schreiben, weil ich die Idee noch immer liebe und zu ihr zurückzukehren fühlt sich immer an, als würde ich nachhause kommen. Gleichzeitig frustriert es mich so dermaßen, weil es doch nicht so wird, wie ich es gerne hätte. Ich beiße mir jedes Mal die Zähne daran aus. Selbst jetzt, wo ich doch weiß, dass es nicht brauchbar werden muss, werde ich meinen Perfektionismus nicht los.
Aber ich hab jetzt diese neue Idee dafür, dass alles frischer machen sollte. Das ist etwas, was ich mir für 2018 vorgenommen habe zumindest zu plotten. Aber bei meinem Glück ist das dann auch wieder für die Tonne.
So ganz los lassen wird mich das Projekt sicher nie, egal wie lange ich davon Pause mache. Sobald ich einmal über das Konzept stolpere, fängt alles von neuem an. Vielleicht werde ich eines Tages damit zufrieden sein, aber sicher nicht heute. Aber das ist in Ordnung, ich denke, ich brauch es trotzdem. Und wenn es nur dazu gut ist, mich daran zu erinnern, warum ich ernsthaft begonnen habe, zu schreiben.
Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: Shea am 08. Dezember 2017, 06:38:51
Zitat von: zDatze am 07. Dezember 2017, 10:25:21
Zitat von: Shea am 07. Dezember 2017, 07:37:22[...]Ich bin zu perfektionistisch, nichts, aber auch gar nichts, von dem, was ich schreibe, ist gut genug. Das Frustpotenzial ist mindestens genauso hoch wie die Erwartungen an mich selbst.
@Shea, es geht mir genauso. Ich bin an sich kein perfektionistischer Mensch, aber wenn es um dieses Projekt geht, dann meldet sich die Perfektionistin nachdrücklich in mir. Resultat: Nichts ist gut genug. Die geschriebenen Szenen vermissen die nötige Tiefe, die Figuren sind oberflächlich oder labern zu viel in inneren Monologen. Die Sprache passt nicht, ist zu einfach, ist zu hölzern, ist nicht dem Ambiente entsprechend. Hach, ich könnte ewig so weitermachen. :d'oh:

Ich bin lustigerweise sonst auch überhaupt GAR nicht perfektionistisch im privaten Bereich. Ich existiere im wortwörtlichen Chaos, aber wenn es ums Schreiben geht... ja. Wie du es ja sagst: nichts ist gut genug etcpp. Es bremst, es frustriert und am Ende des Tages führt es dazu, dass ich das ganze Projekt verzweifelt in die Ecke verbanne. Leider ist dieser Perfektionismus ja nicht nur bei diesem Projekt bremsend, sondern einfach bei allem, was mit dem Schreiben zu tun hat, aber bei Godsend ist es eben am gravierendsten. Leider.  :'(
Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: Trippelschritt am 08. Dezember 2017, 07:57:23
Vielleicht habe ich auch so etwas. Sicher bin ich mir nicht. Aber als ich meinen ersten Roman geschrieben hatte, wurde anschließend eine Trilogie daraus. Dann habe ich einen Einzelroman geschrieben und bin brav wieder in dasselbe Setting zurückgekehrt, weil das noch so viel anbot. Und jetzt habe ich eine zweite Trilogie geschrieben. Andere Figuren, andere Zeit, anderer Kontinent. Aber derselbe Hintergrund. Und in meinem nächstes Projekt kehre ich auf den ersten Kontinent zurück, mache allerdings wieder einen Zeitsprung und habe eine neue Hauptfigur.

Das ist so wie Pratchett, der auch von seiner Scheibenwelt nicht lassen konnte, obwohl der auch noch ein paar andere Dinge geschrieben hat.

Liebe Grüße
Trippelschritt
(fühlt sich wohl in seiner Welt)
Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: Erdbeere am 08. Dezember 2017, 08:44:44
Ich habe zwar keine solche Nemesis-Projekte, aber ein Projekt, das mich seit 2012 begleitet und über die Jahre immer wieder neue Formen angenommen hat.

Zu Beginn hieß es "Kleiner Tod" und war als Jugendfantasy/Urban angelegt. Es ging um eine Gruppe Jugendlicher mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, die von einer Geheimorganisation als Geisterjäger/Seelensammler angeheuert werden. Der besagte kleine Tod ist das Maskottchen der Organisation, ein Geist, der sich gern als Gevatter Tod verkleidet.

2014 wurde das ganze in Steampunk umgewandelt und die Figuren wurden erwachsen. Der Plot und auch das Konzept wurden komplett umgekrempelt, neue Figuren kamen hinzu, andere fielen weg, und es ging nicht mehr nur um Seelen und Geister, sondern allgemein um übernatürliche Monster. Davon existieren ungefähr 150 Seiten und ein vollständiger Plot. Es wäre ein Monster von Buch geworden, mindestens 500 Seiten. Aber ich musste es natürlich an die Wand fahren.

Seither habe ich immer wieder mal daran gearbeitet, habe Weltenbau betrieben und versucht herauszufinden, woran es lag, dass ich beim Schreiben einfach nicht weiterkam. Mir gefielen weder die Erzählstimmen der Protas (nur einer der Antas, der war grandios) noch die allzu düstere Stimmung. Aber ich kam einfach nicht drauf. Andere Projekte drängten in den Vordergrund und ich habe mich bereits damit abgefunden, dass es noch viele Jahre in der Schublade schlummern würde.

Und dann habe ich etwas ganz verrücktes gemacht und es spontan in eine Serie umgewandelt. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion habe ich ein komplettes Konzept erstellt, den Plot noch einmal umgekrempelt und die erste Staffel grob niedergeschrieben. An der Buchmesse dem Verlag vorgestellt und gleich die Zusage dafür bekommen.
Jetzt werde ich ab Januar am "Ministerium" schreiben. Ich habe ziemlich viel Respekt davor, dass ich es wieder an die Wand fahre, aber ich glaube, über all die Jahre ist das Projekt so sehr gereift (und ich auch), dass es diesmal klappt. Denn es ist eines dieser Projekte, die ich nicht loslassen kann, weil ich tief im Herzen weiß, dass sie verdammt gut sein können, wenn ich es nur richtig anpacke.

Zum Glück habe ich meinen inneren Perfektionisten schon lange begraben. Es war ein Krampf, aber ohne schreibt es sich einfach leichter.
Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: Avery am 09. Dezember 2017, 13:04:57
Phew, mir geht es wie so vielen hier und leider habe ich noch absolut keine ordentlich Lösung für das Problem gefunden. Stattdessen klammere ich mich immer noch an der Hoffnung fest, diesen "Kaugummiklumpen" irgendwann zähmen und in Form bringen zu können - dass währenddessen 500 andere Projekte an die Tür klopfen, brauche ich wohl gar nicht zu erwähnen.

Mein Nemesis ist "Rubingeboren", das ich nun schon in zwei NaNos und mehreren sonstigen Anläufen versucht und immer festlich gegen die Wand gefahren habe. Gescheitert ist es zum Großteil auch tatsächlich an der Sprache und dem Gefühl, dem ganzen Konstrukt nicht gewachsen zu sein. Denn immer, wenn ich das Projekt begonnen habe, habe ich kurz darauf irgendetwas gelesen, was Lust auf ein anderes Genre und einen anderen Stil gemacht hat. Und schwupps, habe ich mich zum Seitensprung hinreißen lassen, der schnell zur festen Beziehung wurde.
Deshalb lautet meine momentane Lösung: Ignorieren und auf der externen Festplatte vergraben. Solange, bis mich zufällig das Feuer für einen ausgewachsenen Fantasyroman erwischt und mein Nemesis endlich zu Ende führen lässt.
Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: Trippelschritt am 09. Dezember 2017, 13:19:08
@ Erdbeere

Vielleicht liegen Dir Serien einfach mehr als Romanschinken. Ich würde gern mal eine Serie schreiben, aber immer wenn ich mit so etwas anfange, wird ein Roman daraus. ;D

Liebe Grüße
Trippelschritt
Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: Erdbeere am 09. Dezember 2017, 18:55:43
@Trippelschritt Ich schreibe immer noch Romane. ;) Es kommt auf das Konzept an. Einige Sachen eignen sich prima für Serien, andere werden wohl immer Romane bleiben.
Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: Turiken am 14. April 2018, 09:53:52
Ich kenne dieses Gefühl, wenn man ein Projekt viele Jahre mit sich herumschleppt, die Charaktere längst wie gute Freunde betrachtet und die Unzahl an Ideen nie recht alle reinpassen wollen, wie sehr man sich auch anstrengt.
So geht es mir mit meinem "einzig wahren" Romanprojekt. Angefangen daran zu schreiben habe ich 2010. Ich hatte einen ziemlich interessanten Traum, fast wie ein Kinofilm, über ein Mädchen, das in einen Ritter verliebt ist, der wiederum eine Hexe liebt. Was im Traum spannend und fantasievoll war, entpuppte sich beim Schreiben als ... na ja ... mehr oder wenig schwülstige Ritterromanze. Also habe ich die Idee weitergesponnen. Und gesponnen. Und noch mehr gesponnen. Neue Hauptcharaktere kamen hinzu, neue Ideen taten sich auf, immer opulenter wurden die Planungen. Ich hatte recht schnell 200 Seiten zusammen, dann 400, dann 600. Die Planungen gingen in Richtung Trilogie, um allen Ideen irgendwie Raum zu geben. Dann hatte ich privat viel um die Ohren, das Manuskript ruhte. Ich habe hier und da versucht daran zu schreiben, aber es kam nicht wieder richtig in Gang. Dann um 2014 herum plötzlich wieder: Das MUSS ich endlich weiterführen! Betaleser warteten auf weitere Kapitel, ich selbst hatte eine Selbstbewusstseinsphase, in der ich mir sagte: Du kannst schreiben, mach was draus! In dieser Hochphase habe ich den ursprünglichen Charakter, dieses Mädchen mit der Vorliebe für Ritter, komplett mit allem Drum und Dran rausgekickt. Ihre Kapitel lasen sich nett, aber sie trug irgendwie überhaupt nichts zur eigentlichen Handlung bei. Also mit den vier anderen Hauptfiguren weitergemacht und geschrieben, geschrieben, geschrieben. Dann kam wieder Privates dazwischen, die Muse wollte nicht mehr knutschen und ich hatte andere Ideen, andere Prioritäten.

Das zog sich so lange hin, bis ein Irland-Urlaub mich dermaßen brutal in die Kreativitätskiste geschubst hat, dass ich seit Januar wieder an diesem Projekt arbeite. Nach vielen Kürzungen, Änderungen und neu geschriebenen Seiten bin ich derzeit auf Seite 561 und sitze sozusagen an meinem letzten Kapitel. Fast jeden Tag habe ich mir mindestens eine halbe Stunde freigeschaufelt, um zu schreiben. Einerseits fiebere ich dem Ende entgegen, denn acht Jahre sind eine lange Zeit und ich werde stolz und glücklich sein, es geschafft zu haben, es nach all der Zeit abschließen zu können. Andererseits lasse ich ungern die Figuren gehen - mit dem Ende mache ich wohl auch einen Schlussstrich unter diese Charaktere, die mir ans Herz gewachsen sind, die aber die größte Geschichte ihres Lebens erzählt haben. Natürlich könnte ich sie auch andere Abenteuer bestehen lassen, aber manchmal ist es auch schön, wenn eine große, lebensverändernde Geschichte für sich allein steht.
Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: Mithras am 14. April 2018, 11:08:09
Oh ja, davon kann ich auch ein Liedchen singen. Es ist jetzt fast acht Jahre her, dass ich die ersten Textfragmente zu Papier gebracht habe, und auch, wenn sich seitdem viel verändert hat, ist der Prolog, der damals entstanden ist, für mich die eigentliche Geburtsstunde des Projekts. Das liegt daran, dass ich eigens dafür einen Charakter erfunden habe, der ursprünglich nur eine Nebenfigur sein und lediglich im Prolog als Perspektivträger dienen sollte, dann aber ein nahezu unkontrollierbares Eigenleben entwickelt hat und zum Fundament der weiteren Geschichte wurde, in der es im Kern um einen Konflikt zwischen ihm und seinem totgeglaubten Bruder geht.

Acht Jahre später haben sich Welt, Charaktere und Hintergrundgeschichte radikal weiterentwickelt und sind zu einer so unüberschaubaren Masse angeschwollen, dass alle Versuche, strukturiert zu plotten und zu schreiben, immer wieder im Sand verlaufen sind. Unter Ideenmangel leide ich sicher nicht, doch viele davon sind nicht fertig ausgereift, da mein Projekt ein regelrechter Inspirationsfresser ist und alle Ideen, die ich für andere Projekte habe, magisch anzieht und aufsaugt, und so komme ich vor neuen Ideen gar nicht dazu , die alten bis ins Detail zu durchdenken. Hinzu kommt noch, dass ich beim Plotten die falschen Prioritäten setze, denn ich habe zwar Word-Dokumente von insgesamt über 100 Romanseiten Umfang, in denen ich Chronologie, Geographie, Kultur, Religion und Mythologie festgehalten habe - der konkrete Plot ist aber noch mehr als lückenhaft, da mir die Konsequenz und Ausdauer fehlt, die Geschichte Szene für Szene durchzuplanen. Und an dieser Stelle sei erwähnt, dass es bei meinem Projekt nicht mit einem einzigen Roman getan sein wird. Die Geschichte entstand zu der Zeit, als mein Interesse an A Song of Ice and Fire erwacht ist, und je tiefer ich in GRRMs Romane eingetaucht bin und mich mit den Hintergründen und Theorien rund um seine Geschichte befasst habe, desto motivierter war ich auch, ein ähnlich vielschichtiges, komplexes und facettenreiches Werk zu erschaffen - was letztlich auch daran sichtbar ist, dass ich mittlerweile keine Ahnung mehr habe, wie viele Romane überhaupt nötig sind, um die Geschichte so zu schreiben, wie sie mir im Kopf herumspukt. Und da ich noch nie einen Roman beendet habe, habe ich mich innerlich bereits damit abgefunden, dass ich auch dieses Projekt nie zu einem Ende führen kann.

Aufgeben will ich aber dennoch nicht. Meine aktuelle Strategie sieht vor, erst einmal "Spin-Offs" innerhalb der gleichen Welt zu einigen der bekannten Charaktere zu schreiben, um zu einen zumindest einen Teil meiner Ideen zu Papier zu bringen und mir zum anderen zu beweisen, dass ich zumindest einen in sich geschlossenen Roman schreiben kann und so mein Selbstbewusstsein aufzubauen, um eine ganze Romanreihe anzugehen. Das funktioniert zumindest besser als bei meinem Hauptprojekt, da ich letztes Jahr im November mit einem dieser Spin-Off-Projekte immerhin die 50.000er-Marke geknackt habe. Nur leider war ich mit dem Resultat nicht sehr zufrieden und möchte jetzt theoretisch alles überarbeiten, doch anstatt Ideen für diese Überarbeitung zu sammeln, beschäftige ich mich wieder mit Charakteren, die nur in meinem Hauptprojekt vorkommen... :omn: "Alle Wege führen nach Alyseia", wie ich so gerne sage. Alyseia ist der zentrale Handlungsort meines Hauptprojekts und an Byzanz und Alexandria angelehnt, von der Bedeutung aber mit Rom vergleichbar. Und egal, was ich versuche - wenn ich eine Idee zu einem meiner Nebenprojekte weiterspinne, lande ich früher oder später wieder bei meinem Hauptprojekt, weil sich dort die ganzen Charaktere tummeln, die mir so ans Herz gewachsen sind, weil ich die Städte und ihre Geschichten so liebe oder weil ich die Kulturen und Religionen dort besser verstehe.
Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: Wildfee am 14. April 2018, 15:53:25
"Diese eine Projekt, das einen nicht loslässt" ist genau der Grund, warum ich überhaupt hier bin.
Meine Feuersängerin begleitet mich seit 2006, da entstanden die ersten Fragmente, in 2007/08 habe ich mich dann mehr reingekniet und den Grundplot entwickelt, Karte gezeichnet, Welt und Gesellschaft entwickelt, es entstand ein kurzer Song und dann war plötzlich die Luft raus. Ab und zu mal wieder hervorgekramt, ein, zwei Seiten geschrieben, wieder weggelegt.
Aber es lässt mich nicht los, weil die Idee (aus meiner Sicht) immer noch gut ist und es lässt mich wohl auch nicht los, weil ich mir selbst beweisen will, dass ich einen guten Roman schreiben kann.

Mir ist völlig schnuppe, ob mein Baby in die weite Welt entlassen wird und in irgendeiner Form veröffentlich wird. Mir geht es darum, das Baby erst mal auf die Welt zu bringen  ;)
Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: Merlinda am 15. April 2018, 19:22:56
Ich hab mich auch an einer Idee festgebissen. Meine allererste Geschichte, die ich zu Papier gebracht hab. Da war ich gerade mal 13 und hab angefangen von den Hunde - und Pferdegeschichten zu Fantasy zu wechseln.
Hochmotiviert hab ich Karten gezeichnet, das Internet nach Models für meine Charaktere durchforstet und Steckbriefe ausgefüllt. Die Geschichte wurde sogar zu Ende erzählt und ganz stolz der ganzen Familie präsentiert. Nach ein paar Jahren hab ich sie wieder raus gekramt und war entsetzt, was ich da fabriziert hatte. Also frei nach dem Motto "alles neu macht der Mai" die komplette Story und alle Beteiligten neu überarbeitet. Alte Charaktere wurden kurzerhand gestrichen oder fanden tragische Heldentode, während neue Mitspieler ins Boot geholt wurden. Langsam aber sicher, reifte das ganze Projekt. Nachdem ich es komplett umgeschrieben hatte, war ich halbwegs damit zufrieden und hab es sogar bei einem Literaturwettbewerb eingereicht. Tatsächlich hab ich damit dann den 3. Platz belegen können. Allerdings hat mich dann der Ehrgeiz gepackt. Denn die Geschichten um meine Charaktere waren noch lange nicht fertig erzählt. Also begann ich mit Band 2. Einfach drauf los geschrieben und alle Beteiligten grandios in eine Sackgasse gefahren. Projekt lag somit wieder eine Zeit lang brach und neue Geschichten wurden geschrieben. Nach ein paar Jahren den Ordner auf dem PC wieder aufgerufen und schwupps, schon war das alte Schreibfieber wieder da. Also Band 1 nochmal durchgelesen, hier und da was korrigiert und überarbeitet und an Band 2 wieder weiter geschrieben. Wirklich weit bin ich nicht gekommen, da ich dann zu dem Zeitpunkt mit einem anderen Projekt einen Verlag gefunden hatte. Wieder folgte eine lange Pause und bis jetzt hab ich zwar die Ideen, doch keine Zeit / Muse mein allererstes Schreibprojekt fortzuführen. Dabei halte ich echt an der Geschichte und ihren Charakteren fest. Mal sehen, ob ich es irgendwann mal fertig bekomme. Geplant sind mittlerweile immerhin drei Bände. :D
Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: Guddy am 15. April 2018, 21:42:21
Mir geht es exakt so wie Mithras.

Während die Hintergrund noch immer wächst und immer und immer komplexer wird,schafft es der eigentliche Plot mir weit. Und immer dann, wenn ich glaube " Ha! Jetzt ist es perfekt!" kommt wenig später die innere Stimme und sagt "Nope. Wirf es über den Haufen. Denk nochmal scharf drüber nach und nach es besser. Anders. Neu."

Mittlerweile denke ich, dass es mir fertig werden wird. Mir fehlt einfach der Input von aussen, jemand, der mir sagt, ob es taugt. bis dahin werde ich wohl bis in die Unendlichkeit immer wieder neu anfangen ;)
Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: canis lupus niger am 16. April 2018, 13:43:37
Jaaa, sowas habe ich auch. Der Serientitel meines Projektes entspricht sogar meinem Nicknamen.

Band 1 entstand, während meine Jüngste in der Grundschule war, die Ideen dazu waren aber viel, viel älter, stammten aus meiner eigenen Schulzeit. Damals verzweifelte ich am Schreibenlernen meines Kindes, an den Problemen zweier vermieteter Immobilien und vielem anderen. Die ersten Sätze meiner alten Ideen zu Papier zu bringen, war anfangs nur eine Kalligrafie-Übung um meine aufgewühlte Psyche zu beruhigen (Kann doch nicht so schwer sein, in so ein Schreiblernheft ein paar lesbare Buchstaben hinein zu kriegen!!!)  Erst mit dem Wachsen dieser einzelnen Szenen, erst quantitativ, dann auch ein wenig qualitativ, kam ich auf die Idee, daraus eine zusammenhängende Geschichte zu machen. Und dann konnte ich nicht mehr aufhören.

Wie das bei Erstlingen ist, war die Qualität natürlich durchwachsen. Trotzdem fand ich dafür einen Verlag, das Buch wurde sogar viertplazierter Erstling beim DPP (trotz des schrecklich schlechten Korrektorats) - vermutlich mehr durch das Engagement des Verlages, als durch die Qualität meines Machwerks. Trotzdem war ich ziemlich stolz darauf. Weil der Verlag damals das machte, was heutzutage auch andere, renommierte Verlage tun (nämlich die Abnahme einer Anzahl von Buchexemplaren durch den Autor zu verlangen), galt der Verlag als DKZV und das Buch und seine Platzierung wurden in allen Foren, die ich damals beobachtete, totgeschwiegen. Rezensionen und Hinweise auf dieselben wurden gelöscht, kaum dass sie gepostet waren. Das hat mir schon ganz schön weh getan.

Ich hatte damals aber den zweiten Band fast fertig und mochte die Geschichte nicht aufgeben. Ich sprach mit der Verlegerin über meine Gründe und wir trennten uns in Freundschaft. Dann begann ich mit der DPP-Nominierung und unabhängigen Rezensionen im Rücken, nach einer Agentur (weil ein anständiger Autor ja von einer Agentur vertreten wird, die ihn an einen "richtigen Verlag" vermitteln kann) zu suchen. Die Agenturen, die überhaupt antworteten, schrieben, dass sie aktuell leider GAR keine neuen Autoren aufnehmen würden, unabhängig davon, was sie schrieben. Eine war wohl grundsätzlich interessiert, aber nicht an einer angefangene Reihe. Falls ich mal was anderes hätte, könnte ich mich gerne wieder melden, schrieben sie mir. Hatte ich aber bisher nicht.

Schließlich fand ich einen neuen Kleinverlag, der Erfolg war trotz des diesmal untadeligen Verlagsrenommees leider frustrierend, denn es fand praktisch kein Marketing statt. Ich glaube nicht, dass von dem Buch mehr als 20 Exemplare verkauft wurden. Der Verlag stellte sein Fantasy-Programm bald darauf ein.

Zwischenzeitlich hatte ich einen Roman (meinen Drachenroman) für die Reihe eines Autoren-Teams geschrieben, der mit der meiner eigenen Reihe also nichts zu tun hat, und habe daran auch viel Spaß gehabt und viel dabei und dadurch gelernt. Ist auch offenbar nicht schlecht geworden, wie die entsprechenden Kritiken bescheinigen. Aber auch dieser Roman verkauft sich so gut wie nicht, weil hier ebenfalls so gut wie kein Marketing stattfindet. Das Leben ist so wie es ist.

Seinerzeit (als es um meinen Erstling ging) hatte man mir voller Hohn und Verachtung um die Ohren gehauen, Werbung sei Sache des Verlages, nicht des Autors. Wenn ein Autor versuche, sein Buch selber bekannter zu machen, würde er sich damit als jemand outen, der keinen guten Verlag finden konnte, weil sein Buch halt zu schlecht geschrieben sei. Das habe ich (vielleicht zu sehr, wenn ich mir ansehe, wie positiv inzwischen Selfpublisher akzeptiert werden) verinnerlicht.

Aber das heißt nicht, dass ich an meiner Reihe nicht weiterhin hänge. Während das "andere" Buch seiner Veröffentlichung entgegenwuchs und daran scheiterte, hatte ich an meiner eigenen Reihe wieder weiter geschrieben, an Band 3 und 4, einfach weil die Charaktere ja nicht starben. Ihre Geschichte endete nicht, bloß weil niemand die Bücher las, sondern sie entwickelte sich in meinem Kopf weiter. Wenn ich diese beiden nächsten  Bände über den "Schwarzen Wolf" fertig habe, überlege ich, die beiden ersten Bücher (deren Veröffentlichungsrechte ich inzwischen zurück bekommen habe), qualitativ gründlich zu überarbeiten, und die ganze Reihe dann unter einem neuen Seriennamen kostenlos über das Internet zu veröffentlichen. Wenn Agenturen und Verlage auch nicht interessiert sind, ich bin und bleibe es. Mal gucken, was noch daraus wird. Glücklicherweise muss ich ja von meiner "Nemesis" nicht leben, sondern habe das Privileg, aus Liebhaberei daran festhalten zu können.
Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: MynaKaltschnee am 18. April 2018, 23:38:17
Wow, ich werde fast ein bisschen neidisch, wenn ich von euren Herzensprojekten höre. Sowas habe ich leider nicht, d. h. es gibt da schon ein paar Projekte, die ich gerne veröffentlichen würde und an denen ich immer wieder mal ein bisschen feile. Aber DAS EINE Projekt, das mich seit Jahren begleitet, habe ich nicht.

Dabei habe ich schon an vielen Projekten gearbeitet, manche davon habe ich in der Rohfassung beendet und auch schon überarbeitet, andere habe ich mittendrin abgebrochen und lasse sie auf meiner Festplatte verschimmeln. Die Projekte, die ich als Kind oder Teenager angefangen habe, sind lange vergessen.

Wobei, halt! Es gibt ein Projekt, das ich 2012 angefangen habe und das immer wieder aufgetaucht ist. Ich habe es nie zu Ende geschrieben, aber die Charaktere immer wieder wiederverwendet. Das waren die lebendigsten Charaktere, die ich jemals erschaffen habe. Ha! Habe ich doch so ein Projekt!
Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: pyon am 19. April 2018, 11:13:41
Oh, es hat echt gut getan in diesem Thread ein wenig zu lesen und zu sehen, dass es in vielen Dingen nicht nur mir so geht. So langsam war ich nämlich wirklich kurz davor, mich selbst als "verrückt" zu betiteln, weil es da diese eine verdammte Projekt gibt, das mich einfach nicht loslässt. Ich habe hier zwar schon einmal was gepostet, aber inzwischen gibt es ein noch nervigeres Projekt, das dem anderen diesen Titel "Projekt, das einen nicht loslässt" definitiv aberkannt hat.

Begonnen hat es mit - schätzungsweise - 15/16 Jahren. Die kleine pyon hat eine Idee, die ihr sehr gut gefällt und wie ich damals so war, habe ich natürlich sofort damit begonnen in die Tasten zu hauen und ich erinnere mich noch erstaunlich gut daran, dass ich sehr lange am Prolog gefeilt, dann die ersten paar Kapitel geschrieben habe und prompt vor einer Sackgasse stand. Natürlich habe ich aufgehört und die Geschichte erst einmal zur Seite gelegt.

Damals hatte ich noch keine Ahnung vom richtigen Plotten und hab immer nur drauf losgeschrieben. Heute weiß ich es zum Glück besser.  ;D

Dann, mit ungefähr 20 Jahren hat es mich noch einmal gepackt, ich habe alles ein wenig umgeworfen, habe den Charakteren mehr Tiefe verleiht, den Prolog nochmal geschrieben und wieder aufgehört.

Mit 26 Jahren hat mich die Sehnsucht gepackt und ich dachte "Hey, der Nano würde ich doch super für das Projekt eignen. ich habe Lust und ich bin Motiviert. Los geht's". Das war mein schrecklichster Nano bisher. Weniger schreibtechnisch, denn ich habe die 50k Wörter geknackt, aber irgendwie wollte es nicht so ganz funktionieren. Irgendwo war der Wurm drin. Jedes Wort fiel mir schwer. Egal. Ich hab weitergeschrieben, das "Ende" darunter gepflanzt. Abgehakt. Geschrieben und Vergessen.

Soweit der Plan ...  ::)

Nun, ich war Ende März in Kambodscha. In Angkor Wat um genau zu sein und ich stehe da, zwischen all den Ruinen, Steinen und Bäumen und diese Projekt drischt mit einem solchen Wumms auf mich ein, dass ich an nichts anderes mehr denken kann. Hier stehe ich nun, mit meinem alten Dokument und habe beschlossen bei dieser Geschichte, unter der bereits das Ende stand, diese noch einmal zu löschen und noch einmal ganz von vorne zu beginnen. Ich will dem Projekt die Zeit geben, die es braucht, denn es ist wirklich ein Mammut-Teil.
Insgeheim liebäugele ich ja wieder mit dem Nano im November, aber ich bin mir nicht sicher, ob es dieses Mal was wird.

Mal schauen.  ;)
Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: zDatze am 20. April 2018, 12:22:31
Danke, dass ihr hier alle eure Erfahrungen und Geschichten teilt. Es ist einerseits ernüchternd, aber auch schön zu lesen, dass es viele dieser Projekt gibt, die einen so lange begleiten. Und dann hin und wieder doch zu einem Ende kommen, oder lautstark nach einer Neuaufrollung schreien, wenn sich die Gelegenheit ergibt.

Und wie ich eben feststelle, ist sogar dieser Thread hier an sich "gefährlich", da nur noch ein kleiner Anstupser nötig ist, damit ich mich an die nächste Version meines Ewig-nicht-fertig-Projekts setze. Ganz tief in mir drin ist der festgefahrene Wunsch, dieses Projekt erneut zu beginnen und endlich zu Ende zu bringen. Wobei sofort wieder die Frage auftaucht: Bin ich schon gut genug? Werde ich der Geschichte jetzt endlich gerecht, oder ist es wieder ein unnötiger Versuch?

Je mehr ich darüber grüble, desto lebendiger geistern die Figuren wieder durch meinen Kopf. Ich kenne diese Gauner bestens, nicht mehr lange und sie beginnen meine anderen Projekte zu infiltrieren oder gleich ganz zu verdrängen und dann kann ich eigentlich gar nicht anders, als an diesem Projekt zu arbeiten. Das ist schon ein perfider Plan, den meine Figuren da verfolgen. :d'oh: Und dabei dachte ich immer, dass ich nicht zu jenen Autorinnen gehöre, die sich von ihren Figuren diktieren lassen, woran sie zu arbeiten haben. :P
Titel: Re: Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt
Beitrag von: Adiga am 17. Mai 2018, 23:56:37
Seit 2003 hab ich jedes Jahr einen Versuch gestartet - mein recht altes Projekt zu retten. und ich bin Jahr für Jahr gescheitert, doch heuer scheint es ein guter Anlauf zu werden. Vor etwas mehr als einen Monat erkannte ich, dass ich all die Jahre den falschen Antagonisten bevorzugt habe, seit dem ich das umgestellt habe. Gibt es einen neuen Einstiegspunkt in die Geschichte und die zusätzliche Perspektive, die dieser Antagonist brachte, macht erst die Erzählweise möglich, die nun gewählt habe.

Nun schreibe ich einen Monat an dieser Version und bin mittlerweile im vierten Kapitel und wenn ich das mit den Versuchen aus den letzten 15 Jahren vergleiche, kann ich feststellen, dass ich spätestens nach dem dritten Kapitel die Versuche aufgegeben habe, weil ich immer erkennen musste, dass sich die plante Geschichte nicht erzählen ließ. Doch diesmal sagt mir mein Gefühl, dass ich jetzt alle Elemente die mir schon immer vorschwebten endlich integrierbar sind.

Das heißt, ich bin derzeit ein wenig euphorisch, weil ich gefühlsmäßig jene Geschichte niederschreibe (tippe), die ich schon immer erzählen wollte. Da ich nicht weiß, wieviel Zeit ich täglich investieren kann, habe ich mir vorsichtshalber vorgenommen es bis 2021 zu schaffen, bis zum Ende zu kommen. Das wäre dann eine Entstehungszeit von 1991 bis 2021.