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[Medizin] Armbruch beim Kind + Operation

Begonnen von Sturmloewin, 17. November 2015, 00:45:54

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Sturmloewin

Hallo liebe TiZis, ich hoffe, ihr könnt mir hierbei ein wenig helfen.

Also eine meiner Charaktere hat sich den Arm gebrochen. Er soll operiert werden.
Recherchiert bzw. festgelegt habe ich bis jetzt folgendes: Der Bruch ist bei einem Sturz im Sportunterricht passiert und befindet sich an der Speiche. Die Bruchkanten sind so verschoben, dass sie operiert werden müssen.

Da tun sich bei mir folgende Fragen auf:
1. Was für eine Art von Bruch muss das genau sein, ohne dass es zu weit hergeholt wirkt? Muss man so etwas zwangsläufig von außen sehen oder "reichen" Schmerzen?
2. Wie schnell findet eine solche Operation statt? Sofort Überweisung ins Krankenhaus und da geht's gleich bzw. nach Wartezeit los (wäre für den Storyverlauf die beste Lösung)? Wie lange dauert eine solche Operation? Wird das Kind danach dabehalten (hoffentlich nicht?)
3. Was passiert danach? Wird noch gegipst? Im Internet steht, wird es nicht, nur in Ausnahmefällen. Was sind diese Ausnahmefälle? Würde es reichen, zu sagen, dass Kinder sonst zu unvorsichtig damit umgehen (Die Person ist 8 Jahre als)
4. Wie lange dauert der Heilungsprozess?
5. Es wäre gut für die Geschichte, wenn nachher noch eine Operation folgen muss. Das Internet sagt, Schrauben und Platten würden meistens entweder im Körper belassen, oder erst nach 1,5-2 Jahren herausgeholt. Drähte hingegen nach einigen Wochen. Stimmt das? Dann wäre diese Lösung perfekt. Aber wonach entscheidet sich, welche Art von "Zusammenhaltteilen" genutzt wird?
6. Wie sieht es mit Schmerzen nach der OP aus? (Belastbarkeit eher nicht, oder?)

So ich glaube, das war alles wichtige. Falls jemandem noch was einfällt, was auch noch wichtig sein könnte, bitte gerne darauf aufmerksam machen ;)

Vielen Dank schonmal im Voraus, ich hoffe, jemand von euch kann mir Auskunft geben.


Liebe Grüße
Regentänzerin
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Alana

#1
Okay, ich versuche mich mal an den Antworten, aber keine Garantie. ;)

1. Was für eine Art von Bruch muss das genau sein, ohne dass es zu weit hergeholt wirkt? Muss man so etwas zwangsläufig von außen sehen oder "reichen" Schmerzen?

Es muss vor allem ein Bruch sein, der sich von außen nicht einfach richten lässt. Verschobene Knochen sind da nicht unbedingt eine Indikation, so was kann man auch durch Zug an der Gliedmaße gelegentlich richten, ein Trümmerbruch oder eine Kompressionsfraktur sind glaube ich eher ein Grund. Es kommt auch darauf an, wie stark das umliegende Gewebe geschädigt ist.

2. Wie schnell findet eine solche Operation statt? Sofort Überweisung ins Krankenhaus und da geht's gleich bzw. nach Wartezeit los (wäre für den Storyverlauf die beste Lösung)? Wie lange dauert eine solche Operation? Wird das Kind danach dabehalten (hoffentlich nicht?)

Nein, ich glaube, so was wird in der Regel nicht sofort gemacht. Normalerweise würde man denke ich den Bruch notdürftig richten und dann warten, bis die Schwellung etwas nachgelassen hat, damit das Gewebe schöner und weniger anfälliger zu verarbeiten ist und so was ist meist auch kein Notfall, so dass man wahrscheinlich warten müsste, bis ein OP Termin verfügbar ist. Ein Kind würde man nicht lange warten lassen, aber ich denke, 1 bis 2 Tage oder etwas länger sind schon realistisch.

3. Was passiert danach? Wird noch gegipst? Im Internet steht, wird es nicht, nur in Ausnahmefällen. Was sind diese Ausnahmefälle? Würde es reichen, zu sagen, dass Kinder sonst zu unvorsichtig damit umgehen (Die Person ist 8 Jahre als)

Gegipst wird bei Kindern vielleicht noch, wenn man nicht erwarten kann, dass das Kind den Arm von alleine ruhig hält, aber sonst eher nicht, denn der Nagel im Knochen ersetzt den Gips und der Gips ist daher im Prinzip unnötig und nur in zusätzlicher Störfaktor für das Kind.

4. Wie lange dauert der Heilungsprozess?

Das kommt darauf an, wie schwer die Verletzung war, wie gut die OP verlaufen ist und wie komplikationslos alles abheilt. Duch Abstoßungsreaktionen des Gewebes als Reaktion auf das Metall kann es durchaus zu verlängerter Heilung kommen. Auf jeden Fall einige Wochen.

5. Es wäre gut für die Geschichte, wenn nachher noch eine Operation folgen muss. Das Internet sagt, Schrauben und Platten würden meistens entweder im Körper belassen, oder erst nach 1,5-2 Jahren herausgeholt. Drähte hingegen nach einigen Wochen. Stimmt das? Dann wäre diese Lösung perfekt. Aber wonach entscheidet sich, welche Art von "Zusammenhaltteilen" genutzt wird?

Das entscheidet sich wieder nach Art des Bruchs. Muss der Bruch nur gerichtet werden, dann reichen Drähte. Muss die Konstruktion Kraft aushalten oder müssen die Bruchkanten auseinander gedrückt werden, damit der Arm nicht verkürzt zusammen heilt, dann braucht man einen Nagel oder sogar einen externen Fixateur. Eine erneute OP kann zum Beispiel erfolgen, wenn der Nagel zu lang oder zu kurz abgeschnitten wurde (das kommt immer mal wieder vor, da es sehr schwer ist, die richtige Länge korrekt abzuschneiden) oder wenn Wundheilungsstörungen auftreten. Dann muss eine Drainage gelegt werden etc. pp.

6. Wie sieht es mit Schmerzen nach der OP aus? (Belastbarkeit eher nicht, oder?)

Wenn ich mich richtig erinnere, ist die Belastbarkeit insbesondere bei Nagelung sehr schnell wieder vorhanden, da der Nagel die Kraft trägt. Ansonsten muss man natürlich aufpassen, je nach Bruch sind auch Drehbewegungen ungünstig, wenn ich mich richtig erinnere. Schmerzen sind sicherlich vorhanden, aber eher vom Bruch und den OP Narben. Das kann sich sicherlich auch etwas hinziehen, das hängt wieder davon ab, wie gut alles heilt und wie stark die Abstoßungsreaktion des Körpers ist.

Noch mal: Keine Gewähr, das ist bei mir alles schon sehr lange her. Aber vielleicht helfen dir meine Infos noch mal ein wenig nachzurecherchieren. :)
Alhambrana

Kraehe

Ich hoffe ich habe morgen Zeit genug, um mich hinter die Frage zu klemmen, dann ergänze ich Alanas Beitrag noch ein bisschen. :)

Kraehe

#3
Zitat von: Alana am 17. November 2015, 01:12:21
1. Was für eine Art von Bruch muss das genau sein, ohne dass es zu weit hergeholt wirkt? Muss man so etwas zwangsläufig von außen sehen oder "reichen" Schmerzen?

Es muss vor allem ein Bruch sein, der sich von außen nicht einfach richten lässt. Verschobene Knochen sind da nicht unbedingt eine Indikation, so was kann man auch durch Zug an der Gliedmaße gelegentlich richten, ein Trümmerbruch oder eine Kompressionsfraktur sind glaube ich eher ein Grund. Es kommt auch darauf an, wie stark das umliegende Gewebe geschädigt ist.

Unterarmbrüche allgemein sind ein Klassiker, von daher ist es nicht zuweit hergeholt, und bei Kindern ist es erst recht noch einmal eine große Gruppe. Jetzt kannst du überlegen, was für eine Art von Bruch exakt. Radiushalsfraktur z.B. ist häufig bei Kindern - da bricht die Speiche vor dem Ellenbogengelenk ab, passiert eher bei Sturz auf den gestreckten Arm.
Eine Schaftfraktur (Elle und/oder Speiche) = "Parierfraktur" könnte auch in Frage kommen, wenn dein Kind eben etwas pariert hat, und dabei der Unterarm durchgehauen wurde. Eine distale Radiusfraktur wäre potentiell auch eine Option:
Klassisch bei Kindern ist distal (also handnah) "Epiphysenlösung des Radius" also ein Abbruch vorne der Speiche vor der Hand.

@Symptome: Schwellung, Rötung, Schmerz. Auf jeden Fall. Vor lauter Schwellung kann es im ersten Moment gut sein, dass man den Bruch an sich gar nicht sieht, wehtun wird es aber. Je nach Kind und je nach Umständen kann es auch sein, dass das Kind selbst die Umstände erst einmal nicht so schlimm wahrnimmt. Die Leute reagieren ganz verschieden auf Brüche und Schmerz und die Wahrnehmung kann verschoben sein - manche brüllen non-stop, manche latschen noch auf einem gebrochenen Fuß rum, so auf Beispiel.
Wichtig: Schwellung. Die kommt garantiert. Geht dann einher mit einem Druckgefühl, das sehr unangenehm für die Betroffenen wird. Vor allem, wenn der Bruch verschoben ist, spannt das auch unter der Haut an Stellen, an denen es normalerweise nicht spannen sollte, weil da ja eigentlich kein Knochen vordrücken sollte. Das sind dann auch die Momente, in denen man Weichteilschäden ringsum riskiert, weil diese Schwellung und die Spannung zur Minderdurchblutung von Haut etc. führt.


Zitat von: Alana am 17. November 2015, 01:12:21
2. Wie schnell findet eine solche Operation statt? Sofort Überweisung ins Krankenhaus und da geht's gleich bzw. nach Wartezeit los (wäre für den Storyverlauf die beste Lösung)? Wie lange dauert eine solche Operation? Wird das Kind danach dabehalten (hoffentlich nicht?)

Nein, ich glaube, so was wird in der Regel nicht sofort gemacht. Normalerweise würde man denke ich den Bruch notdürftig richten und dann warten, bis die Schwellung etwas nachgelassen hat, damit das Gewebe schöner und weniger anfälliger zu verarbeiten ist und so was ist meist auch kein Notfall, so dass man wahrscheinlich warten müsste, bis ein OP Termin verfügbar ist. Ein Kind würde man nicht lange warten lassen, aber ich denke, 1 bis 2 Tage oder etwas länger sind schon realistisch.

Sofort. Wenn das im Sportunterricht passiert, wird garantiert der Lehrer das Ding anschauen und dann dafür sorgen, dass das Kind in die Notaufnahme/zum Arzt kommt. Theoretisch ist die Abholung über 112 auch möglich. ;)
Und dann geht es über die Notaufnahme zum Röntgen und in den Gipsraum. I.d.R. wird man schon sehen/tasten ob ein Bruch da ist.
Wenn das Kind abgeholt wird, wird ggf. schon versucht werden, den Bruch zu reponieren, bevor es ins Krankenhaus geht, wenn er grob disloziert/verschoben ist und es unter der Haut spannt, weil man eben genau diese Haut- und Weichteilschäden vermeiden will. Der Ablauf dürfte sein Röntgen - (eventuell nochmal reponieren) Gipsen - dann ggf. nochmal röntgen im Gips. :)

@Reponierung: Wird bei Kindern wohl oft Vollnarkose gemacht, weil Kind und schonen und so. ;) Das wäre dann quasi wie eine OP - kann dein Kind eh nicht unterscheiden, immerhin hat man es ausgeknockt . Aber auch da würde ich keine 1-2 Tage warten. Sondern sofort Notaufnahme, reponieren und röntgen, dann Gipsen. Damit wartet man nicht.

@OP: Bekommt dein Kind sowieso nicht sofort. Es wird auf jeden Fall erst ein Gips rum gemacht werden, bis die Schwellung zurückgegangen ist, dann wird eine OP evaluiert. Dauert ca. 4-7 Tage, dann wäre Nachkontrolle. Dann kann man ggf. operieren, wenn es nötig ist. Gips kommt auch nach OP ran beim Kind, würde ich sagen. Weil Kind und zappelig. Kinder bekommen i.d.R. Plastikgips, weil der stabiler und etwas leichter ist als der Weißgips. (Ruhigstellung bei Radiushalsfraktur nach Drahteinsetzung: 10-14 Tage)
Art der OP OP: Wenn, dann bei gewissen Brüchen einen Draht einsetzen. Platten und Nägel werden bei Kindern eher nicht gemacht. Draht ist da die gängige Norm. Kinderknochen wachsen ja noch schnell, viel und gut, sodass wirklich auch große Verschiebungen und Abwinkelungen kompensiert werden können. :)

Wenn keine OP: Gips bleibt 3-4 Wochen dran zur Ruhigstellung.

Zitat von: Alana am 17. November 2015, 01:12:21
3. Was passiert danach? Wird noch gegipst? Im Internet steht, wird es nicht, nur in Ausnahmefällen. Was sind diese Ausnahmefälle? Würde es reichen, zu sagen, dass Kinder sonst zu unvorsichtig damit umgehen (Die Person ist 8 Jahre als)

Gegipst wird bei Kindern vielleicht noch, wenn man nicht erwarten kann, dass das Kind den Arm von alleine ruhig hält, aber sonst eher nicht, denn der Nagel im Knochen ersetzt den Gips und der Gips ist daher im Prinzip unnötig und nur in zusätzlicher Störfaktor für das Kind.

Es wird gegipst. Definitiv. Kind bekommt einen Gips primär vor der OP, bis abgeschwollen ist, allein schon, weil das Kind den Arm nicht von sich aus so ruhig halten wird, wie es soll. Und auch nach der OP zumindest eine Gipsschiene.

Beim Gipsen, v.a. beim ersten zum Abschwellen, wird erst gegipst, dann ein kleiner Streifen rausgeschnitten und ausgepolstert wieder reingemacht. Zweck: Wenn die Angelegenheit weiter anschwillt, muss Platz zum Ausdehnen sein, aber es soll sich gleichzeitig nicht im ausgeschnittenen Spalt einquetschen.
(Sägen ist cool ;D. Da musst du deinem Kind vorher gut zureden lassen. Säge zeigen. Die ist verdammt laut, tut aber nicht weh. Das Blatt rotiert nicht, sondern wackelt hin und her, sodss es einen nicht verletzt, auch wenn man die Haut berührt. Kann der Sägende demonstrieren, indem er es sich an den Handballen drückt.)


Zitat von: Alana am 17. November 2015, 01:12:21
4. Wie lange dauert der Heilungsprozess?
Das kommt darauf an, wie schwer die Verletzung war, wie gut die OP verlaufen ist und wie komplikationslos alles abheilt. Duch Abstoßungsreaktionen des Gewebes als Reaktion auf das Metall kann es durchaus zu verlängerter Heilung kommen. Auf jeden Fall einige Wochen.

3-4 Wochen bei einfacher Gipsruhigstellung, bei Drähten bis 12 Wochen, wobei nach 4 Wochen wieder mit der Bewegung begonnen werden dürfte. Bis es vom Gefühl her wieder "normal" ist natürlich länger, da kann man auch längere Zeit noch ein Zwicken spüren und muss ja auch die Kraft und Beweglichkeit wieder aufbauen.


Zitat von: Alana am 17. November 2015, 01:12:21
5. Es wäre gut für die Geschichte, wenn nachher noch eine Operation folgen muss. Das Internet sagt, Schrauben und Platten würden meistens entweder im Körper belassen, oder erst nach 1,5-2 Jahren herausgeholt. Drähte hingegen nach einigen Wochen. Stimmt das? Dann wäre diese Lösung perfekt. Aber wonach entscheidet sich, welche Art von "Zusammenhaltteilen" genutzt wird?

Das entscheidet sich wieder nach Art des Bruchs. Muss der Bruch nur gerichtet werden, dann reichen Drähte. Muss die Konstruktion Kraft aushalten oder müssen die Bruchkanten auseinander gedrückt werden, damit der Arm nicht verkürzt zusammen heilt, dann braucht man einen Nagel oder sogar einen externen Fixateur. Eine erneute OP kann zum Beispiel erfolgen, wenn der Nagel zu lang oder zu kurz abgeschnitten wurde (das kommt immer mal wieder vor, da es sehr schwer ist, die richtige Länge korrekt abzuschneiden) oder wenn Wundheilungsstörungen auftreten. Dann muss eine Drainage gelegt werden etc. pp.

Drähte kommen raus nach frühestens 12 Wochen, hab ich zumindest im Kopf. Schrauben/Platten bleiben bis zu 1,5/2 Jahre, kommen dann aber raus. Bei uns. In den USA lässt man den Kram einfach drinnen. ;)

Wie gesagt, Kinder bekommen meist Draht, weil der Knochen noch viel und schnell kompensieren kann. Wenn ein Kind Platten/Schrauben bekommt, muss da wirklich grob was kaputt gegangen sein. Von daher: Draht.

Nachoperieren: Zeug rausholen. Oder nach Ruhigstellung/Draht feststellen, dass sich eine Pseudoarthrose gebildet hat, d.h. dass die Bruchkanten nicht aneinander gewachsen sind und jetzt ein Pseudo-Gelenk bilden. Dann würde man doch Platte oder so erwägen. Ist bei Kindern aber eher seltener der Fall, denke ich.
Natürlich kann es auch Heilungsstörungen geben, wo man aufmachen/reinigen/Drainage legen müsste (aber das eher bei einem offenen Bruch. Bei geschlossenen Brüchen ist das eher kein Thema.)

Wenn du noch einen Eingriff brauchst: Drähte ziehen ginge, wenn du dir was entsprechendes hinbastelst. Das kann aber auch in Lokalbetäubung erfolgen. Einfach den Nervenplexus betäuben. Müsste man aber nochmal überlegen... bei einem Kind ist eine Vollnarkose schon möglich und eine Option, andererseits eigentlich nicht nötig, vom medizinichen her. Kommt auf das Kind an. Wenn es unruhig/zu ängstlich ist, lieber Narkose machen.

Ansonsten muss das Kind während der Heilungsphase sowieso zur Nachkontrolle, Röntgen und Gips-Aufschneiden wiederkommen. Gips öffnen ist ja auch eine coole Sache für das Kind. :)

Zitat von: Alana am 17. November 2015, 01:12:21
6. Wie sieht es mit Schmerzen nach der OP aus? (Belastbarkeit eher nicht, oder?)

Wenn ich mich richtig erinnere, ist die Belastbarkeit insbesondere bei Nagelung sehr schnell wieder vorhanden, da der Nagel die Kraft trägt. Ansonsten muss man natürlich aufpassen, je nach Bruch sind auch Drehbewegungen ungünstig, wenn ich mich richtig erinnere. Schmerzen sind sicherlich vorhanden, aber eher vom Bruch und den OP Narben. Das kann sich sicherlich auch etwas hinziehen, das hängt wieder davon ab, wie gut alles heilt und wie stark die Abstoßungsreaktion des Körpers ist.

Naja. Belastbarkeit eher nicht. Man hat Gips und man hat Ruhigstellungsauftrag. Sollte man dann auch die 2-4 Wochen wie befohlen schonen, sonst riskiert man Heilungsstörungen.
Gerade beim Nagel sind Rotationen der Killer für die Heilung, der Nagel stabilisiert ja nur die End-zu-End befestigung. Aber auch bei anderen Implantaten gilt: erst einmal die vier Wochen Schonung einhalten. Der Knochen soll zusammenwachsen. Und dafür muss er biomechanisch stabil bleiben.
(Bis das ganze auch wirklcih wieder im "Normalzustand" angekommen ist, dauert das beim Erwachsenen noch ein paar Monate, nur mechanische Stabilität wäre nach ca. vier Wochen wohl wieder da. Wie das dann optisch aussieht und noch umgebaut ist, ist was für die längere Überwachung. :))

@Schmerzen: Hat man. Natürlich. Aber nach dem Reponieren wird die Sache schon deutlich angenehmer, weil eventuelle Spannungen einfach schon weg sind und die Leute das wahrnehmen. Aber nach der OP wird dein Kind mit Schmerzmedikation gut eingestellt werden, sodass da nicht viel zu erwarten sollte. Die ersten Tage könnte ein Periduralkatheter am Rückenmark liegen bleiben, über den dann die Nerven direkt betäubt werden via Lokalanästhetikum. Der pumpt dann regelmäßig was rein + auf Bedarf nochmal zusätzliche Dosen (bis zu einem gewissen Limit). Das wäre allerdings nur der Fall, wenn es auf Station für eine richtige OP behandelt wird, also nach der OP, nicht nach der Notaufnahme. Von der Notaufnahme nach dem Gipsen würde man es eher mit Paracetamol heimschicken. Oder auch nicht sofort heimschicken, wenn man es narkotisiert hatte, dann muss es natürlich erst durch den Aufwachraum und noch überwacht werden, bis es wieder voll da ist.
Nach der OP würde man Paracetamol als feste Medikamentation reinnehmen. (Ibuprofen nicht. Warum auch immer ist das nicht so konstruktiv für die Knochenheilung, begriffen hat man es noch nicht).
Wie genau die Schmerzmitteleinstellung aber wirklich ist, kann ich allerdings nicht exakt sagen, müsste ich auch weiter recherchieren. Man hat auf jeden Fall feste Medikation und dann noch einmal Bedarfsmedikation, sodass dein Kind über Medikamente so eingestellt sein sollte, dass die Schmerzen erträglich / kaum spürbar sind. Zumal der Arm ja auch erst einmal ruhig bleibt. Und die klingen auch innerhalb der ersten drei-vier Tage deutlich ab.

Frag nach, wenn was unklar oder zu verworren ist. :)

Rosentinte

Ich bin vom Medizinischen her völlig unqualifiziert - aber ich hatte vor fast zwei Jahren eine solche Radiushalsfraktur wie Krähe das beschrieben hat (wobei ich keine Komplikationen oder OP hatte). Wenn du also gern Informationen aus erster Hand hättest, wie sich so etwas anfühlt, kann ich gern behilflich sein.
El alma que anda en amor ni cansa ni se cansa.
Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)

Sturmloewin

Okay, liebe Leute, vielen lieben Dank schonmal.
Ich werde nochmal über meinen Planungen brüten und mich eventuell morgen noch einmal hier melden, falls ich Unklarheiten feststellen sollte.

Soweit euch erst mal einen großen Dank, das hat mir wirklich schon sehr geholfen. :)

LG
Regentänzerin
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Sturmloewin

Okay Leute, ich brauche noch einmal eure Hilfe.

Wie genau läuft so eine OP dann ab? Ich brauche keine medizinischen Genauigkeiten (könnt ihr mir natürlich trotzdem gerne geben), aber ich muss wissen, was passiert.
Also, Eltern kommen mit Kind an und dann? Müssen erstmal Formblätter unterschrieben werden, gibt es noch ein Gespräch?
Wird der Familie noch was erklärt, oder geht es sofort los? Wann trennen sich die Wege von Eltern und KInd und was passiert dann (Da ich den Vater als Protagonisten habe, muss nicht detailliert beschrieben werden, was im Operationsaal vor sich geht, ES SEI DENN, er sieht es durch eine Scheibe. Gibt es sowas tatsächlich und auch in Deutschland oder ist das nur Teil von Scrubs und Co?)
Wie lange dauert so eine OP? (nichts kompliziertes, "einfaches" Richten mit Draht und fertig)
Das wird in Vollnarkose gemacht, oder? Was kriegen die Eltern noch mit? Wann wacht das Kind auf? Wie lange dauert es, bis sie nach Hause können? Wird das Kind über Nacht dabehalten? Wie geht es ihm, wenn es aufwacht? Hat es Schmerzen? Kann es klar denken? Wie geht es die ersten Tage nach der Operation zu?
Was für Nachkontrollen gibt es? Wie lange bleiben üblicherweise Gips drum und Drähte (12 Wochen?) drin?

Und einen Gips wird es danach wohl noch geben, richtig?

Hab ich noch was vergessen? Wenn ja, bitte dazuschreiben.
Ich wäre euch sehr sehr dankbar, wenn ihr mir auf diese Fragen eine Antwort geben könntet. Und tut mir leid, falls ich ein paar schon beantwortete Fragen erneut stelle, dann hab ich es verbaselt, ich bin gerade so im Nano-Fieber  :o

Liebe Grüße
Regentänzerin

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foxgirl

#7
Also ich kann ein paar Antworten auf deine Fragen geben, freue mich aber natürlich über Ergänzungen:

Ja, es gibt immer ein aufklärendes Gespräch. Die Eltern müssen über alle möglichen Risiken informiert sein. Dann gibt es ein Formblatt, bei dem die Eltern unterschreiben, dass sie A) die Aufklärung hatten und B) einverstanden sind mit dem Eingriff. Das können auch mal zwei Blätter sein. Auf einem weiteren Blatt wird nach Allergien bzw Unverträglichkeiten und Vorerkrankungen etc. gefragt. Auch das muss komplett ausgefüllt werden. Es gibt meist auch noch ein Blatt (zum. hier im UNiklinikum) auf dem noch einmal steht wie die OP grob abläuft. Die Eltern trennen sich von dem Kind erst spät.

Es gibt einen Vorbereitungsraum, dort dürfen die Eltern mit hinein. Nicht weiter. Manchmal bekommen die Kinder dort schon eine vorbereitende Beruhigung bzw. es wird mit der Narkose begonnen. In den OP kommt das Kind aber ohne Eltern und die können und dürfen auch nicht zusehen. Nicht in Deutschland zumindest.

Also einfaches Richten mit Draht sollte nicht lange dauern, kommt aber natürlich darauf an, wie schnell die Narkose wirkt. Ich würde ca. 1 1/2- 2h maximal rechnen (korrigiert mich ruhig, wenn das nicht perfekt hinkommt).

Das Aufwachen dauert auch noch mal eine Weile. Auch hier ist das von Kind zu Kind verschieden. Wenn die Aufwachphase eingeleitet wird oder beginnt, kommt das Kind in den sogenannten Aufwachraum. In den dürfen die Eltern dann auch, bevor das Kind komplett wach ist. Wichtig: Hier wird darauf geachtet, dass das Kind auch wirklich bereits am Aufwachen ist, bevor man die Eltern es sehen lässt, um unnötige Nervosität zu vermeiden.

Also wie lange das Kind dabehalten wird, hängt von der OP ab. Lief alles komplikationslos, hat das Kind gezeigt, dass es stehen, allein zur Toilette gehen (Ja, ein wichtiger Punkt) und sich orientieren kann, kann es in der Regel nach Hause. Zumindest bei einer so kurzen OP. Kommt übrigens auch auf die Uhrzeit der OP an. Aber da die, wenn nicht zu viele Notfälle dazwischenkommen eher morgens bis mittags sind, geht es wahrscheinlich noch am selben Tag heim.

Man versucht das Kind bereits während und nach der OP so einzustellen, dass es keine Schmerzen hat. Natürlich kann das aber trotzdem mal vorkommen. Ich nehme aber an bei Kindern wird da ganz besonders drauf geachtet. Klar denken ist so eine Sache. Kommt schon vor, dass die Kinder am Anfang noch ein bisschen verwirrt sind, aber es wird immer nachgeschaut, ob das Kind adäquat auf Ort, Name etc antworten kann, wenn es wach genug ist.

Zu den ersten Tagen nach der OP kann ich nicht viel sagen. Meine war etwas komplexer, ich war da also im KH, aber ich bin sehr sicher das Kind geht heim und sollte sich noch etwas schonen. Eltern sollen besonders auf das Kind achten.
Also natürlich wird nachgeröntgt. Sitzen die Drähte? Wächst es gut zusammen?  Gips hat Krähe ja schon angesprochen. Drähte, da weiß ich nicht ganz genau, bei Kindern könnten 12 Wochen aber gut reichen, würde ich sagen. 

So: Ergänzt gerne, ich hoffe das hilft :).

Sturmloewin

@Foxgirl vielen Dank für deine ausführliche Inforation. Das hat mir wirklich sehr geholfen!

Eine Frage habe ich noch: In welchen Abständen werden Kontrolluntersuchungen und wieviele gemacht und bleibt dafür der Gips dran oder wird jedes Mal ein neuer drum gemacht?
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foxgirl

Immer gerne :). Nach zwei Wochen findet ungefähr meistens die erste Kontrolluntersuchung statt, wegen Entzündungen oder ähnlichem. Ist immer auch etwas abhängig von den weiteren Terminen, die im Klinikum so existieren. Soweit ich weiß finden ansonsten nicht mehr viele Nachuntersuchungen statt, außer natürlich es kommt zu Schmerzen oder Schwellungen nach der dafür üblichen Dauer von einigen Tagen bis wenigen Wochen. Es gibt noch eine weitere Kontrolle nach einem Jahr und im Falle von Unsicherheiten auch noch einmal ein erneutes Röntgenbild. Da Kinder manchmal ja nur Gipsschienen haben und nicht vollständige Gipse, können diese bei den Untersuchungen ab- und danach wieder angelegt werden. Ich bin mir leider nicht sicher, wie es sonst mit dem Gips ist, kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, dass für eine Kontrolle noch einmal neu gegipst wird, nehme also an, der Gips bleibt dabei dran. Allein aus Zeit- und Kostenpunkten würde mir das logischer erscheinen. Ich hoffe das hilft weiter. Viel Erfolg dir dabei  :).

Kraehe

Da hat Foxgirl Recht und eigentlich habe ich nicht viel neue Info hinzuzufügen, schildere nur noch, was ich so mitbekommen habe. :)

Nach ca. zwei Wochen Kontrolle. Oder unmittelbar, wenn es anschwillt/spontan einschneidende Gefühlsverluste vorkommen o.ä.; je nach Arzt/Klinik nochmal nach 6 Wochen oder so ... und dann vor Ende nochmal.

Was man beim Gipsen macht: Man gibst radiär ganz zu, lässt trocknen und schneidet dann einen kleinen, vielleicht 1-2cm breiten Streifen raus, um das Ganze weniger starr zu gestalten, legt ihn aber wieder ein, damit sich bei eventueller Schwellung nicht das Gewebe im Spalt einklemmt.
Zuletzt wollte ich noch anfügen: Der Patient hat immer Recht. Wenn der Gips furchtbar wehtut, es zu heiß wird, er nichts mehr fühlt, der Gips zu eng sitzt... sind das alles Gründe, das Ding auch früher aufzumachen und neu hinzubasteln.

Für normale Untersuchungen wird aber definitiv der Gips nicht aufgemacht oder neu gemacht. (Wenn er offen ist, sowieso nicht.) Und natürlich wird dann auch noch beim Auspacken kontrolliert, wie der Arm aussieht, ob er sich bewegen kann etc.
:)

Sturmloewin

Alles klar, ich danke euch sehr, ihr habt mir wirklich geholfen. Damit kann ich das Thema jetzt schließen  :pompom:
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