Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: chaosqueen am 24. Februar 2018, 23:47:43

Titel: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: chaosqueen am 24. Februar 2018, 23:47:43
Wir kennen sie alle. Manche lieben sie, manche fürchten sie, aber wir alle kommen nicht um ihre Besuche herum: Die Plothäschen.

Mich hoppeln sie immer mal wieder an, ich nehme sie hoch, streichel ihr weiches Fell und frage sie, was sie mir so mitgebracht haben. Und dann gucken sie mich treuherzig aus ihren plüschumrahmten Augen an und piepsen "mich, um den Rest musst du dich schon kümmern." Tja, und ann füttere ich sie mit ein paar Wörtern und stelle fest, dass sie nicht so richtig wachsen und gedeihen.

Oder anders: Ideenschnipsel springen mich zuhauf an, aber sie reichen nie für eine Geschichte. Entweder habe ich plötzlich einen Satz im Kopf, der Großes verspricht, aber nicht verrät, was er da nach sch ziehen möchte, oder ich habe eine Welt, aber keine Geschichte dazu. Stimmungen, bestimmte Sachverhalte, einzelne Personen.
Manchmal fange ich fieberhaft an, zu schreiben, nur um nach zwei Seiten festzustellen, dass ich keine Ahnung habe, welche Geschichte das werden will.

Oder ich habe klar Anfang und Ende der Geschichte vor Augen, weiß aber partout nicht, wie ich den Weg dazwischen gestalten kann.

Und dann frage ich mich immer: Wie machen andere das? Wie kommt ihr auf eure Geschichten, woher wisst ihr, was zwischen Anfang und Ende passieren muss, wie findet ihr die richtige Balance zwischen Handlung und Atmosphäre?

Je länger ich mich mit dem Schreiben befasse, desto mehr habe ich das Gefühl, absolut keine Ahnung davon zu haben. Und anders als beim Nähen oder Backen komme ich mit Learning by Doing nicht weiter.

Also: Wie wird aus einem einzigen Satz, der euch anspringt, eine Geschichte? Wie kommt die Figur, die mitten in der Nacht bei euch anklopft, zu ihrer Story? Wie füllt ihr eine Idee mit Leben?

Ich habe s viele angefangene Geschichten auf dem Rechner und ähnlich viele vage Ideen im Kopf, aber ich komme einfach nicht darüber hinaus.
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Liliane am 25. Februar 2018, 00:01:37
Also, wie aus einer dieser Ideen eine Geschichte wird, habe ich leider noch nicht herausgefunden, mein ganzer PC ist voll damit  ;D
Aber was finde ich sehr gut funktioniert, ist Geschichten aus ganz vielen dieser Ideen zu machen. Man muss sich dann zwar teils davon verabschieden, dass eine dieser Ideen eine sehr große Rolle spielen wird, und das ist teils schmerzlich, aber dafür bieten manche Ideen super Hintergrundgeschichten für Nebencharaktere, oder bilden überhaupt erst irgendwelche sehr interessanten Nebencharaktere, und machen Geschichten finde ich erst richtig lebendig. Schließlich könnte man eine Geschichte auch immer aus der Perspektive dieses Nebencharakters betrachten und dann bräuchte er ja auch eine große Story. Ich finde es immer cool, wenn man dazu etwas im Hinterkopf hat. Und außerdem ist die Idee dann verwertet und man kann wieder ruhig schlafen.
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Sprotte am 25. Februar 2018, 00:06:41
Ich bin überzeugt, dass es mindestens so viele Wege gibt wie Autoren.

Ausgangsfrage: Bislang dachte ich, die Häschen fressen bevorzugt Zimtsterne, Schokolade und Marzipan. Sie mögen aber offenkundig auch Knäcke mit Kräuterquark.

Ich versuche mal, meinen "Prozess" als so-halb-irgendwie-Bauchschreiberin-mal-gucken-was-passieren-kann aufzudröseln. Meine Methode hat den Nachteil, dass ich mich wunderbar in Sackgassen verrennen kann und dort mitunter nur sehr mühselig wieder herauskomme. Ich plotte nicht wirklich, wenn dann nur grob im Kopf, was ein wenig wie Tagträumen bei mir funktioniert.

Beispiel Cajan: Ich sah einen Film, der Bösewicht imponierte mir, ein Gesichtsausdruck, eine Bewegung - und mein Halbelf stiefelte heran. Nur mit den Informationen "das wird irgendwie was wie Arrion", "Liebesgeschichte", "Elfen eine Handbreit über einem Haushund". Mehr hatte ich zu Beginn nicht, Seine Heilergabe? Wusste ich nicht. Seine Höhenangst? Mir bis dahin unbekannt. Die Sache mit dem Bösewicht und dem Stilett? Niemand war überraschter als ich! Kuggels? Was zum Kuckuck sind Kuggels?

Genretypisch wusste ich, dass es ein Happy Ending geben sollte, dass ich auch eines wollte. Cajan selbst war mir sehr präsent mit seiner Schweigsamkeit, groß, dunkel. Nach und nach baute ich seinen familiären Hintergrund aus, und dann brauchte ich eine Heldin, die möglichst gegensätzlich zu ihm ist.

Ob ich wirklich Heldenreise nach strenger Definition schriebe, weiß ich nicht einmal. Aber ich schicke Helden gerne auf Reisen, und bei Cajan hatte ich auch tatsächlich Distanz zu überwinden und mit Torons Hald ein Ziel. Und dann schlägt meine sadistische Ader zu, und ich gucke, wie viele Steine ich den Helden wohl in den Weg werfen kann, wie sie daran wachsen, die Beziehung sich verändert. Ich entdecke sehr viel unterwegs, und manchmal sitze ich dann auch da und frage mich, was ich noch anstellen kann.

Edit: Und ich plappere über meine Geschichten und Inspirationsfünkchen und Häschen. Dabei muss ich einen Schritt zurücktreten und das grobe Wirrwarr in Worte fassen, was mir schon ungemein beim Sortieren hilft. Ich kann erste Reaktionen auf Geschichtenelemente erhalten, abschätzen, was gut ankommt - was weniger.
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Liliane am 25. Februar 2018, 00:29:19
Das Geschichten entwickeln durch eine Art Tagträumen funktioniert bei mir auch gut. Nur irgendwie hab ich das Gefühl, wenn ich damit an mehreren Geschichten gleichzeitig oder immer wieder an anderen arbeite, ohne sie wirklich zufriedenstellend abzuschließen, dann wiederholen sich Elemente in verschiedenen Geschichten, weil ich unbedingt über sie schreiben möchte. Oder bestimmte Häschen tauchen in verschiedenen auf, weil ich noch nicht sicher bin, wo ich sie einbauen möchte.
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Sprotte am 25. Februar 2018, 00:33:53
Ich arbeite aus Grundsatz nur an einer Geschichte zur Zeit. Ich kann pausieren, um z. B. im NaNo eine andere Geschichte vorzuziehen, aber dann hat auch nur die Platz in meinem Kopf.

Ich schreibe und tagträume in schreibfreien Augenblicken weiter. Im Prinzip spiele ich den Roman einmal vor dem Schreiben etappenweise im Kopf durch, wobei beim Schreiben trotzdem noch immer reichlich Überraschungen auf mich warten. Mitunter so sehr, dass ich vor dem Rechner sitze, Huch mache und mich frage, wie ich denn so noch das angepeilte Ende erreichen soll.
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Liliane am 25. Februar 2018, 00:41:21
 ;D Na ja, dann ist das wohl tatsächlich die beste Methode. Ich habe dazu während dem Schreiben immer zu viele Selbstzweifel und schreibe dann doch an etwas anderem weiter.

Und zur Ausgangsfrage noch einmal: Ich habe in den letzten Wochen, wider jeder eigener Erwartung, Brainstorming für mich entdeckt. Einfach irgendein Wort das für die Geschichte steht in die Mitte und dann alle Ideen und plot bunnies die einem passend erscheinen und einfallen, drum herum. Irgendwie hat mir das sehr geholfen, verschiedene Dinge unterzubringen und Zusammenhänge zwischen Ideen zu erkennen, die ich vorher nicht gesehen habe.
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Trippelschritt am 25. Februar 2018, 07:03:37
Es gibt mehrere Möglichkeiten, sogar bei ein und demselben Autor  ;D .

Möglichkeit 1
Als ich anfing Romane zu schreiben, habe ich mich bei meinem ersten Roman hingesetzt und angefangen zu schreiben, ohne die leiseste Idee zu haben, was ich eigentlich schreiben wollte. Und als ich fertig war, hatte ich einen richtig guten Roman. "Das ist ja einfach", staunte ich und fing mit dem zweiten Band der Trilogie an. Mein Ehrgeiz war geweckt, er wurde technisch etwas schwieriger und ich kam einigermaßen durch, musste aber plotmäßig Einiges überarbeiten. Das Geheimnis des Schreibens? Hinsetzen und es tun. Dann schrieb ich Band drei und nach einem Drittel des Buches war es mir gelungen, die Geschichte komplett vor die Wand zu schreiben. Das war alles von vorn bis hinten für die Tonne. Die göttliche Erleuchtung hatte mich verschmäht. So leicht war es wohl doch nicht. Mein Trost heute ist, dass ich irgendwann den Band drei doch noch geschrieben habe und den größten Teil des alten Textes einbauen konnte, doch ändert das nichts an der Wahrheit. Es kann so klappen, muss aber nicht. Ich beschloss, die Sache systematischer anzugehen. So würde ich es heute nicht mehr machen. Das Risiko eines Fehlschlages ist mir zu hoch.

Möglichkeit 2
Es gab da einen Krimi, dessen Grundidee mir gefiel. Jemand wird getötet. Sein Bruder springt ein und übernimmt die Firma, die wegen verschwundener Diamanten in Schwierigkeiten ist. Spannend fand ich in der Geschichte, wie der Bruder mit Null Ahnung die Firma übernahm. Das mache ich auch, dachte ich mir und erschuf einen Magiergehilfen, dessen Chef umkommt. Blöd nur, dass der Magiegehilfe von Magie keine Ahnung hat. Aber warum wurde er dann vom Meister zum Gehilfen gemacht? Da hatte ich also Idee, Figur und bereits ein erstes Rätsel. Das reicht um einen Roman zu schreiben

Vier Freunde haben gemeinsam studiert und waren ein Herz und eine Seele. Irgendwann trennen sie sich und streunen in der Welt umher. Nach zwanzig Jahren treffen sie sich wieder und wollen da weitermachen, wo sie früher aufgehört haben. Klappt natürlich nicht. Ist ein Stanardthema in der Literatur. Ich mochte es. Meine Freunde waren die Teile eines gigantischen Schwertes, das zerbrach. Aus den Teilen schmiedeten die Menschen neue Waffen. Die wollten sich erneut vereinigen. In der Fantasy klappt das meistens. am Ende wird das Schwert wieder heile. Bei mir nicht. Jedes Teil hat seinen Herrn und die gehen verschiedene Wege und begegnen sich irgendwann und überredeten mich, eine zweite Trilogie zu schreiben.

Möglichkeit 3
Ich wollte einmal etwas anderes schreiben in der Fantasy. Eine Serie. Aber eine gute. Und ich wollte mal eine Protagonistin haben. Es sollte eine Serie werden, die langsam vom Fleck kommt, also nicht wie Lindenstraße, eher so wie House of Cards oder die Vorstadtweiber. Für diese Form einer Serie brauche ich viele Figuren und ein Setting. Bisher habe ich High Fantasy mit Menschen geschrieben. Dieses Mal habe ich in die Vollen gelangt: Drachen, Elfen, Gestaltwandler, Geister und Gespenster, meinetwegen auch noch Untote. Der nächste Schritt war ein Setting dazu zu finden. Übrigens, unter mein Roman habe ich das vorgestellt. Es scheint aber niemanden interessiert zu haben. Hoffentlich bedeutet das nicht, dass mein Setting keinen vom Hocker reißt.

Über Plots habe ich bisher nichts gesagt. Ich bin Bauchschreiber. Der kommt von allein, wenn ich ... Ich brauche eine Grundidee, ein Setting und mindestens eine Figur. Bei meinen Romanen beginne ich immer mit den Figuren und dem was sie wollen. Wenn ein Mensch etwas will und versucht, das zu bekommen, ergibt sich der Plot automatisch. Der Typ muss nur wirklich wollen. Deshalb werden meine Figuren auch immer dreidimensional. Ich mag keine plotgesteuerten Romane. Als Leser nicht und als Schreiber erst recht nicht. Also immer dieselbe Kommissarfigur und verschiedene Fälle packt mich nie so richtig. Aber andere Leser mögen das. Dan Brown ist für mich so la la, andere finden seine Bücher irre spannend. Ich stehe bei Krimis auf Tana French. Allerdings auch Alexander Bradley mit seiner Teenagerdetektivin und Peter o' Donnel mit seiner Modesty Blaise. Aber das sind schillernde Figuren, die durch viele Bände tragen. Wie auch Sherlock Holmes. Also: Keine Regel ohne Ausnahme.

Viel Erfolg wünscht Trippelschritt

Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: chaosqueen am 25. Februar 2018, 09:21:27
Dake für eure Antworten! Deine Methode kenne ich ja, @Sprotte, und ich finde die Ergebnisse toll! Aber wenn ich das versuche, verzettel ich mich in ewigen "und dann gingen sie von A nach B und trafen zwischendrin jemanden, der sie grüßte, aber völlig irrelevant für den Plot ist, außerdem schien die Sonne und das Gras war grün".

Trippelschritt, Du schreibst bei Methode 2, dass es völlig ausreicht, eine Idee, eine Figur und ein Rätsel zu haben, um einen Roman zu schreiben. Und ich glaube, da liegt tatsächlich mein Problem: Ich habe teilweise recht ausgearbeitete Plotideen, schaffe es aber dennoch nicht, etwas halbwegs lesbares draus zu machen. Anscheinend fehlt es mir am kompletten Handwerkszeug - das ist das, was ich mit dem "Futter" für die Plothäschen meine. Wie finde ich heraus, was für die Geschichte wichtig ist? Und wie um alles in der Welt schreibe ich das?

Und ja, ich habe einige Schreibratgeber gelesen. Und denke immer "wie soll ich mir das alles denn merken?" Geht nicht. Was dann dazu führt, dass ich am ende denke "das war total eingängig", aber die Methoden nicht umsetze, weil ich sie mir eben nicht alle merken konnte.
Ich habe ja mal die Schneeflockenmethode ausprobiert und fand die ersten 2-3 Schritte auch gut, danach geht es aber in einen Bereich, der für mich nur noch begrenzt funktioniert - zumal ich jemand bin, der an einmal gefassten Ideen festhält. Etwas rauswerfen, weil sich meine Figur anders entwickelt? Nix da, die Figur hat sich nicht anders zu entwickeln!

Kurzgeschichten gingen eine Zeitlang sehr gut. Weil ich oft Stimmungsbilder geschrieben habe oder kurze Situationsbeschreibungen. Sehr dichte Texte, auf das wesentliche konzentriert. Das klappt für Romane aus diversen Gründen aber nicht. Zum einen braucht der Leser "Erholungsphasen", in denen nicht gefühlt jedes Wort wichtig ist, zum anderen braucht auch der Plot Ruhephasen, in denen er sich langsamer entwickeln kann. Die Dichte einer Kurzgeschichte ist absolut nicht übertragbar - nur habe ich keine Ahnung, wie man diesen Wechsel hinbekommt. Ich bewundere ihn in anderen Büchern, ich bewundere auch Bücher, die durchgehend dicht geschrieben sind, ohne dass ich beim Lesen außer Atem komme (Juli Zeh kann das sehr gut und auch "Stein und Flöte" von Hans Bemmann ist ein Buch, bei dem gefühlt unglaublich viel auf einer Seite passiert), aber ich habe anscheinend kein Gesprür dafür, wie man das schreibt. Leider habe ich hinterher ein sehr gutes Gespür dafür, ob der Text funktioniert, und das tun meine eben nicht.
Sie sind ganz okay, wenn man sie als ersten Entwurf betrachtet, aber dann kommt das nächste Problem, überarbeiten kann ich nämlich noch weniger.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass man als Autor ein Fußgänger sein muss, der seine Umgebung in sich aufnimmt, hier und da mal schaut, was links und rechts am Wegesrand liegt und am Ende des Tages alle Eindrücke in sein Tagebuch schreibt, die nachhaltig hängengeblieben sind.

Ich sitze eher im Zug und versuche hektisch, alles aufzuschreiben, was an meinem Fenster vorbeirauscht. Am Ende komme ich nicht mehr mit, bin völlig außer Atem und meine Leser hab ich längst abgehängt. Schimmer ist aber, dass ich dadurch die wichtigen Details übersehe, die die Geschichte interessant machen und quasi nur aus der Vogelperspektive eine grobe Übersicht verschaffe.

Da ich vor einigen Tagen das, was in meinem Kopf passiert, mit einer Autobahn verglichen habe (ich stehe am Rand und die vorbeirauschenden Fahrzeuge sind meine Gedanken) vermute ich, dass darin ein Teil meines Problems begründet liegt. Ich denke sehr schnell und zum Teil sehr unstrukturiert und schaffe es selten, diese Geschwindigkeit zu drosseln. Ich kann schnell tippen, aber nicht ansatzweise so schnell wie die Gedanken in meinen Kopf ploppen. Heißt, dass ich sie unweigerlich nicht alle festhalten geschweige denn aufschreiben kann - und dadurch ist "vorher im Kopf plotten" für mich eher frustrierend, weil ich dabei immer tolle Sätze und Formulierungen produziere, die ich nie wieder so hinbekomme, wie sie in meinem Kopf waren.

Manchmal glaube ich, dass ich für meine Ideen einen guten Ghostwriter bräuchte. Jemanden, der sich anhört, was ich denke und daraus etwas macht. Idealerweise ist das quasi ein gemeinsamer Prozess, bei dem zwei Leute denken und einer schreibt. Keine Ahnung, ob das funktionieren könnte, derjenige müsste mich schon sehr gut kennen, vermute ich.
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Trippelschritt am 25. Februar 2018, 09:45:07
Zitat von: chaosqueen am 25. Februar 2018, 09:21:27
Anscheinend fehlt es mir am kompletten Handwerkszeug - das ist das, was ich mit dem "Futter" für die Plothäschen meine. Wie finde ich heraus, was für die Geschichte wichtig ist? Und wie um alles in der Welt schreibe ich das?

Ich habe nie etwas von Dir gelesen, aber trotzdem glaube ich nicht, dass Dir das gesamte Handwerkszeug fehlt. Es gibt Stimmen, die behaupten, dass Plotten reines Handwerk ist. Dem kann ich nicht so ganz zustimmen, denn die Ideen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Wenn die nichts taugen, hilft auch das Handwerk nicht. Andererseits nutzen die besten Ideen nichts, wenn Du nicht weiß, welche wichtig sind und welche nicht.

Für mich bilden Figuren und Plot eine Einheit. (das gilt nicht für jeden Roman und auch nicht für jedes Genre) Ein guter Plot besteht aus drei Ebenen:
1. Handlungsebene (äußere Plotebene)
Hier werden die Ideen über Logikabfolgen miteinander verbunden. Weil die Figur das will, tut sie das. Weil sie das getan hat (und weil der/die/das Husten aben) passiert das. Außerdem ist nur wichtig was zum Ende führt, auf welchem Umweg auch immer. Das Ende ist das Plotziel des Protagonisten. Er will den heiligen Gral finden. Bei mir ist das Ende fast immer "showdown". Spezifischer weiß ich es meist gar nicht. Für Spannung und Aufregung sorgen Konflikte. Ohne Konflikte passiert nichts. Weil Figur das tut, fühlt sie der und der gestört. Ideen, Ideenverknüpfung, Konflikte, Plotziel sind die Punkte, die präsent sein müssen.

2. Beziehungsebene
Außer dem was geschieht und die Welt verändert gibt es noch die Beziehungen zwischen den wichtigen Personen. Die bleiben nicht unverändert. Die Veränderungen ergeben sich oft aus der Handlungsebene und der Autor muss nichts dazu sagen. Muss aber nicht so sein. Das Beziehungsgeflecht verändert sich.

3. Der Protagonist verändert sich (gilt nicht für alle Genres)

Aus diesen drei Strängen bastelt man sich den Plot. Das ist das Grundgerüst und noch lange nicht alles, was es da zu berücksichtigen ist. Aber es ist ein Anfang. Ich denke da nicht mehr groß darüber nach. Wie beim autofahren kann man es nach einiger Zeit.

Viel Erfolg
Trippelschritt
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Araluen am 25. Februar 2018, 10:22:03
Oh ja Plothäschen, davon habe ich auch eine ganze Menge. Seit kurzem tummeln die sich alle in einem Scrivener-Projekt und haren ihrer Fütterung. Aus vielen von ihnen wird vermutich nie eine ganze Geschichte werden. Ihc fange auch oft mit einem Thema an, dasss mich interessiert oder einer Figur, die zum Tee vorbei gekommen ist. TJa und dann muss ich schauen, ob das, was in menem Kopf heurm spukt auch was taugt. Manchmal fange ich auch einfach so an. Da kommt dann sowas, wie bei meinen Vampiren heraus: 20k Wörter in losen Szenen und von einem Plot keine Spur... irgendwann finde ich ihn sicher. Bis 20k oder 30k kann ich in der Regel locker schreiben, ohne zu wissen, wohin die Reise jetzt so genau hingehen soll. Spätestens dann sollte ich doch einmal konkreter plotten. Ich arbeite gerade daran, diese Arbeitsweise zu ändern. Angefangene Projekte nerven ;)
So gehe ich mitlerweile vor, sobald ein Plothäschen genug Fett angesetzt hat:

1) Ich fasse meine Idee in einem einzigen Satz zusammen nach folgenden Schema: [Jemand] unternimmt [etwas tolles] um [ein Ziel zu erreichen/die antagonistische Kraft am Sieg zu hindern]. Schaffe ich es hier, einen knackigen Satz zu formulieren, dann scheint der Ideenapfel schon eine schöne Röte zu haben. Regt der Satz mein Kopfkino mit Fragen an? Noch besser, dann gehts weiter.
2) Gemäß Schneeflocke bastle ich mir dann 5 Handlungspunkte (Anfang, Wendepunkt 1, Mittelpunkt, Wendepunkt 2, Ende) und gebe jedem Punkt einen Ab satz Zeit um ausformuliert zu werden. Nebenher bastle ich noch an den Figuren, die mir zulaufen und weise notwendige Rollen zu, die ich mit Leben fülle.
Wenn ich soweit bin, kann ich mir halbwegs sicher sein, dass das Prjekt fertiges Manuskript nur noch an meiner Schreiberei scheitert und weniger an der Geschichte (wobei cih auch schon ein Projekt mit Höchstgeschwindigkeit an die Wand gefahren hab).
3) Ab jetzt kommt Finetuning. In der Regel schreibe ich in dieser Phase schon los, weil die Geschichte unter meinen Nägeln brennt. Um den Plot weiter zu verfeinern, wende ich noch die sieben Punkte an bzw. auch eine erweiterte Form davon und versuche mich seit neuesten an Plotbeats (was einem Szenenplan nicht unähnlich ist, aber nicht ganz so streng gefasst ist).

Ob ich Erfolg habe damit? Zugegeben, bisher habe ich nur Kurzgeschichten beendet ;) Die Idee mit dem Ghostwriter hatte ich auch shcon, weil ich manchmal das Gefühl habe, dass ich lieber plotte als schreibe  :rofl:
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Liliane am 25. Februar 2018, 12:58:48
Bei 20 bis 30k habe ich auch das Gefühl, dass man locker einfach so mal drauf los schreiben kann. Aber das Problem bei mir zum Beispiel ist auch, dass mir meistens einer der Punkte aus dem Plot fehlt. Also, dass ich mich für kein Ende entscheiden kann, oder, mir ein wichtiger Grund der Protagonistin zum Handeln fehlt, oder, mir nichts schlüssiges einfällt, wie es zu all den Problemen eigentlich kommt.
So komme ich nie zu diesem einen Satz wovon die Geschichte eigentlich handelt, habe aber so viele Ideen zum Rest, dass mich die Geschichte trotzdem nicht los lässt. Aber ich schätze das hat vielleicht auch etwas mit Ansprüchen zu tun. Dass man dauernd unzufrieden damit ist, was man sich zu den ursprünglichen Ideen ausdenkt und so nie zu einem Schluss kommt, worum es eigentlich gehen soll. Weil man eine noch bessere Story für einen bestimmten Charakter oder ein bestimmtes Setting möchte.

Mir geht es auch so mit den tausend Gedanken und Ideen, die alle nicht weg gelassen werden wollen und sich viel zu sehr häufen, aber @chaosqueen , du sagst es ja schon selbst, du klammerst dich ziemlich fest an vieles, vielleicht ist es ja schonmal eine Lösung, sich ein bisschen davon zu befreien. Einfach mal los zu lassen, sich denken '"Ich habe ununterbrochen so viele Ideen, wenn ich mal welche brauche, werden wieder neue kommen" und die Gedankenspiele genießen, aber nicht bei allem gleich denken, dass das unbedingt zwischen zwei Buchdeckel muss und ja nicht fehlen darf. Wahrscheinlich kann ich das selbst nicht wirklich umsetzen, aber ich schätze, das ist vielleicht wichtig.


(Kurze Off-Topic-Frage: Kann ich die Kategorie "Mein Roman" unter dem Status inaktiv nicht sehen?)
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Aljana am 25. Februar 2018, 18:47:57
Bin grade mal am Runterkommen von zwei Jahren, die mich seit meiner Veröffentlichung irgenndwie in ein Hamsterrad geschubst haben und ja, ich bin auf der Suche nach kreativem Austausch, weil es bei mir ruhiger wird und HACH :D da kommst du mit diesem Thread.
Also, liebe chaosqueen, mit Plothäschen kenne ich mich aus. Bin ich doch Tierarzt und besitze 23 eigene Plothäschen im heimischen Stall, die auch einfach so da sitzen. Und weißt du was? Das lass ich sie auch. Füttern tut sie die Zeit.

Wenn so ein Gedanke, ein Satz ein Anfang, ein Pitch kommt, bei de ich das Gefühl habe 'Boah, der ist es wert', dann bekommt er sein Ställchen, sprich ich schreibe ihn auf. Also wirklich so ala Exposé. Welches Genre glaube ich, dass es mal werden will. Welche Bruchstücke habe ich schon, oder aber wenn's ne Szene ist, schreibe ich die auch einfach runter, gebe dem Ding den erstbesten Arbeitstitel, der mir einfällt und dann gehe ich dem kleinen Ding erstmal nicht auf den Keks. Ich lasse es mit all den anderen Ideen hoppeln und widme mich wieder meinen Projekten. Denn da gibt es ja immer, PR-Arbeit, oder in der Spinnerei ein Hilferuf für ein Notfalllektorat oder eine Messe zu planen, oder aber einfach meine Arbeit. Und siehe da, die Plothäschen, die wirklich wollen, sie werden zutraulich und kommen wieder. Erzählen mir neue kleine Details und dann kommt das ganze so langsam ins Rollen.

Sprich: Einfach nicht verkrampfen. Klar, wenn ein Grundgerüst da ist, gehört auch Plotarbeit dazu. Aber so als Bauchschreiber mach ich das echt nur selten. Austauschen ist auch immer gut. Einfach mal mit ein paar anderen Schreibern zusammensetzen und die Plotthäschen wie in einer Krabbelgruppe wild miteinander spielen lassen. Da kommen auch tolle Sache bei raus.

Halt sie fest und lass sie sich dann bei ir eingewöhnen, dann wirds schon.

:vibes:
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Aylis am 25. Februar 2018, 21:00:32
Mir geht es ganz ähnlich wie dir, chaosqueen, und trotzdem habe ich momentan eine Idee, die recht lange überlebt.
Bei mir ist es eine Mischung aus all den Dingen, die genannt wurden. Was mir aber auch geholfen hat, "durchzuhalten" und eine Idee weiter reifen zu lassen, sind gewisse Mantras, wenn man sie so nennen möchte, die ich mir vorbete. Ich habe bisher auch noch nichts abgeschlossen, mache aber immer wieder Fortschritte, wie lange die Werke werden.

Meine Mantras:
1. Beim ersten Schreiben, schalte deinen inneren Kritiker ab! Schreib erst einmal, was dir durch den Kopf geht und über alles andere kannst du dir später einen Kopf machen.
Wenn du den lieben Motzer in deinem Kopf nämlich zurückstellst, dann ergibt sich die Geschichte meist ganz von allein und du bist nicht so schnell blockiert.

2. Schiebe Gedanken fort wie: "Das gab es alles schon" "Du bist nicht gut genug" oder "Das will doch keiner lesen".
Finde für jeden deiner Lieblings- Negativsätzen einen entkräftenden Gegenpart wie: "Jedes Werk hat was Neues!" "Ich bin gut genug!" oder "Es gibt für jede Geschichte seinen Leser!"
So überleben deine Ideen länger und Blockaden werden auch hier zumindest hinausgezögert.
Dazu zählt auch, dich nicht zu sehr mit anderen zu vergleichen.

Und durch diese Mantras schaffe ich es, meine großen Negativsätze beiseite zu schieben und kann so auch besser unterscheiden, welches Plothäschen nun wirklich heruntergeschrieben werden will.
Denn ist dein Kopf frei von Selbstkritik und Leistungsdruck steht eins im Vordergrund: Spaß!
Dieser ist für mich das beste Plothäschen - Futter.
Ich habe mir seit Neustem aber auch angewöhnt, neue Plothäschen beiseite zu schieben, während mein großes Projekt noch keine fertige Rohfassung hat.
Das funktioniert bei mir, indem ich mein altes Plothäschen entweder mit Teilen des Neuen spicke oder mich mal in einem ganz ähnlichen, aber doch anderen Bereich umsehe.
Ein Beispiel: Für eine High Fantasy Idee einfach mal in einem RPG vorbeischauen, wie z.B. Witcher. So kann man wunderbar kleine Nebengeschichten aus Questreihen erfinden. 
Würde ich nämlich anfangen, ein neues Plothäschen zu füttern, hätte ich keine Motivation mehr für mein altes und über den Frust, das erste nicht weitergeschrieben zu haben, würde ich das zweite auch aufgeben.
Aber da siehst du ja auch schon, wie unterschiedlich wir alle sein können. Andere würden sicher verrückt werden, wenn all ihre kleinen, neuen Häschen geduldig warten müssten.
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Aphelion am 25. Februar 2018, 22:20:38
Meine Arbeitsweise ist auch in diesem Punkt sehr chaotisch, aber es gibt ein paar typische Varianten. In meinem Fall passt die Häschen-Metapher allerdings überhaupt nicht bzw. wäre sehr zynisch. ;D Deshalb vergleiche ich das Vorgehen lieber mit Kieselsteinen, die irgendwann ein Mosaik ergeben.

Variante 1: Ich finde viele Kieselsteine nacheinander und wandere von einem zum anderen. Manchmal liegen sie bereits in der richtigen Reihenfolge, sodass ich sie nur aufheben und richtig platzieren muss. Andere finde ich zwar sofort, aber sie fügen sich erst später in das Gesamtbild ein.
→ Ergebnis: Im Prinzip schreibe ich eine komplette Outline runter

Variante 2: Ich finde einen einzelnen Kiesel, vielleicht auch zwei oder drei, die mir besonders gut gefallen. Aber ich finde keine anderen Steine, die dazu passen. Also lege ich die Kiesel in eine Kiste, bis ich irgendwann doch noch passende Steine finde. Die Steine können in der Zwischenzeit erodieren ("Hä, was meinte ich mit diesem Zettel nochmal?") oder ihre Form verändern. Manche Kiesel werden auf mysteriöse Weise zermalen und es bleiben nur mineralische Spuren zurück. Die Partikel haften anderen Kieseln an und plötzlich passt ein alter Kiesel mit diesem Mineralstaub in ein Mosaik.
→ Ergebnis: Langsam entwickeln sich viele Geschichten.

Variante 3: Ich arbeite an einem Mosaik, aber ich komme nicht weiter. Also schaue ich in meine Kiste, ob sich nicht ein Steinchen findet, das halbwegs passt. Manchmal finde ich keines, kann aber einen vorhandenen Kiesel zurechtschleifen.
→ Ergebnis: Ich suche aktiv nach möglichen Verbindungen.

Variante 4: Ich finde einen großen Stein(-haufen) auf einmal. Kein Suchen, kein Zusammensetzen. Rumms, er fällt einfach vor meine Nase. Woher er kommt, weiß ich nicht. Vielleicht entsteht er durch unbewusstes Kieselsuchen und Zusammenpanschen, aber ich merke davon nichts.
→ Ergebnis: wie bei #1 schreibe ich eine Outline, aber es geht schneller und ich muss fast nicht nachdenken.

Am produktivsten ist Variante 1 (einer Kieselspur folgen), am häufigsten ist bei mir aber Variante 2 (sammeln und warten). Variante 3 (Kiste öffnen und alte Steine brauchbar machen) wende ich eigentlich nur an, wenn ich mit einem Plot in eine Sackgasse geraten bin, ich einen Plotpunkt austauschen will oder mir ein Subplot fehlt. Variante 4 (Kieselhaufen) passiert einfach, tut manchmal aber ganz schön weh.  :ithurtsandstings!: Das entspricht vielleicht deiner rasanten und erschöpfenden Zugfahrt.

Manche Mosaike fügen sich von selbst zusammen, andere muss ich mühsam zusammenpuzzlen. Aber bei mir gibt es nur ganz selten ein Plothäschen, das wächst - höchstens ein Kannibalenhäschen, das sich von den halbverwesten Überresten der nicht gefütterten anderen Häschen ernährt.

Welche Folgen hat das?

Durch meine chaotische Arbeitsweise habe ich ziemlich lange gebraucht, um Projekte voranzutreiben und fertig zu schreiben. Zwischendurch hat mich das ziemlich runtergezogen, weil ich das Gefühl hatte, dass alle um mich herum produktiver sind und nur ich nichts auf die Reihe bekomme. Irgendwann habe ich aber festgestellt, dass ich sehr wohl etwas auf die Reihe bekomme - ich arbeite nur anders. Was für andere eine Fehlentwicklung wäre, gehört bei mir zum Prozess.

Unterm Strich bin ich nicht einmal langsamer als andere Autorinnen, die zwar (halbwegs) linear schreiben, aber ansonsten mit mir vergleichbar sind (z.B. weil sie sich ähnlich lange ernsthaft mit dem Schreiben beschäftigen).

Übrigens glaube ich inzwischen, dass dieses Gefühl, eine verlorene Idee sei besonders gut gewesen, vor allem daher stammt, dass die Idee verloren ist. Wahrscheinlich war sie gar nicht so besonders. Ich setze mich nicht mehr unter Druck, alles festhalten zu müssen. Ideen, in die ich absolut vernarrt bin, vergesse ich nicht.

Ich hatte vor etwa 15 Jahren einen Traum, an den ich mich nur bruchstückhaft erinnern konnte. Die Fragmente existieren in meinem Kopf, es gibt keine Aufzeichnungen. Am Anfang habe ich versucht, die Ideen festzuhalten, aber es ging einfach nicht. Aber diese Idee war es anscheinend wert, von meinem Hirnchen eingesperrt zu werden. Mir fehlen noch sehr viele Kiesel, um das Mosaik zusammensetzen zu können - oder um auch nur daran zu denken. Aber irgendwann ... :D

Das heißt nicht, dass ich mir nichts aufschreibe. Meine "Kieselkiste" besteht aus dicken Umschlägen mit Notizzetteln, Ordnern, Notizbüchern usw. Aber wenn etwas wirklich, wirklich, WIRKLICH bedeutsam ist, bleibt es hängen. Übrigens ist es bei mir praktisch fast immer so, dass ich mich an einen Notizzettel erinnere und diesen gezielt heraussuche. Selbst die kleinen Ideen verschwinden also nicht einfach so. Das funktioniert bei mir aber erst, seitdem ich mir diesen Druck nicht mehr mache, alles aufschreiben zu müssen.

Für mich war es außerdem wichtig zu erkennen, dass es eine zweite Illusion gibt: "Ich habe das Gefühl, das Buch steckt bereits in mir und ich müsste es nur noch aufschreiben." Das mag bei manchen Autorinnen so sein, aber ich behaupte, dass es häufiger nicht so ist. Für mich ist das jedenfalls ein klares Zeichen dafür, dass dieses Projekt wichtig ist. Es fühlt sich richtig an, und es fühlt sich richtig gut an. Aber das Gefühl entsteht nicht durch die scheinbare Vollständigkeit der Geschichte, sondern durch die persönliche Bindung zu den Ideen und Fragmenten.

Zitatwie findet ihr die richtige Balance zwischen Handlung und Atmosphäre?
Diese Frage passt nicht wirklich zum Rest, finde ich. Das ist ein Punkt, den ich tatsächlich eher unter "Stil" einordnen würde. Das ist allerdings ein Knackpunkt bei einer Arbeitsweise wie meiner. Denn der Stil verändert sich.

Jemand, der halbwegs linear schreibt, entwickelt seinen Stil von Roman zu Roman. Bei mir war (und ist) das anders. Vor allem in meiner Anfangszeit konnte ich sehr deutliche "Sedimentschichten" in meinen Geschichten unterscheiden, sogar in den notierten Ideenfetzen. Eine Zeit lang habe ich beim Schreiben versucht, jede vorherige Schicht anzugleichen, bevor ich eine neue Schicht hinzugefügt habe. Irgendwann habe ich das gelassen, weil es nicht effizient ist. Die Unterschiede zwischen den Sedimentschichten sind übrigens deutlich geringer geworden, weil die Lernkurve nicht linear ist.

Ein Mosaik zusammenstellen

Mal etwas ganz Praktisches: Weiter oben habe ich geschrieben, dass ich manche Mosaike mühsam zusammenpuzzlen muss. Dafür nutze ich entweder eine diffuse oder eine zielgerichtete Herangehensweise.

Die Grundfrage ist bei beiden: Brauche ich mehr Kiesel oder muss ich die vorhandenen Kiesel sortieren, wenden, drehen und einfügen?

Mehr Kiesel?
→ siehe Variante 2 und/oder
→ Schneeflockenmethode, Heldenreise o.ä. und/oder
→ explorative Recherche

Explorative Recherche: Suchmaschine, Sachbücher zum Thema - im Trüben fischen und schauen, was sich dabei finden lässt. Vielleicht brauche ich noch einen Antagonisten für eine Fantasywelt, die an Thailand angelehnt ist, und plötzlich finde ich in einem Buch eine mythologische Figur, die diese Funktion sehr gut erfüllen würde. Manchmal muss ich aber auch einen Fachbegriff nachschlagen und stoße in der Definition auf ein einziges blödes Wort, das direkt oder indirekt eine Assoziation weckt.

Kiesel sortieren?
→ 3-Akt-Struktur, Schneeflockenmethode, Heldenreise o.ä. und/oder
→ hinsetzen und einfach basteln

Für Letzteres benutze ich gerne Kärtchen, die ich an die Wand klebe oder auf dem Boden ausbreite. Eine Rolle Tapete ist auch sehr praktisch.

Diese Methoden sind aber nur Beispiele. Ich bin nichtmal selbst auf eine Methode festgelegt, ich wechsle sie ständig. Irgendwann hat sich bei mir ein deutlicher Trainingseffekt eingestellt. Die erste Projekte waren ziemlich harte Arbeit, aber dann ging es immer einfacher.

Manchmal fügt sich das Mosaik ganz einfach zusammen. Manchmal muss ich mir in den Hintern treten, mich hinsetzen und zur Arbeit zwingen. An diesem Punkt kommen also noch ganz andere Faktoren ins Spiel: Zeit, Disziplin und Ausdauer. Diese Faktoren wiederum werden von anderen Dingen beeinflusst, z.B. Gesundheit, Prioritätensetzung, Ablenkungen, Familie, Beruf und sonstigen Pflichten.

ZitatIch habe s viele angefangene Geschichten auf dem Rechner und ähnlich viele vage Ideen im Kopf, aber ich komme einfach nicht darüber hinaus.
Du kommst jetzt nicht darüber hinaus. Das ist das einzige, was sich mit Sicherheit sagen lässt. Bleibst du für immer dort stecken? Musst du Den Einen Ausweg™ finden? Oder ist das vielleicht sogar Dein Weg™ - genau diese Arbeitsweise?

Keine Ahnung. Alles ist möglich. Aber ich habe das Gefühl, dass das, was du beschreibst, zu häufig als Fehler und Makel betrachtet wird. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das nicht so sein muss, sondern dass diese scheinbare "Fehlentwicklung" teil meiner Arbeitsweise ist. Diese Erfahrung lässt sich nicht pauschalisieren, aber ebenso lässt sich diese Situation nicht pauschal als problematisch bewerten.

Die wenigsten Autorinnen schreiben 100% linear, aber bei mir ist die Geschichtenentwicklung wirklich extrem nicht linear. Im Nachhinein betrachtet war diese Zwischensituation, in der du im Moment auch stecken könntest, für mich eigentlich nicht an sich ein Problem - sie war ein Problem, weil sie immer als Problem behandelt wurde und ich deshalb dachte, ich mache etwas falsch.

Viele meiner alten Fragmente habe ich übrigens immer noch. ;D Heute weiß ich allerdings, dass es keine Häschen sind, die wachsen sollen, sondern Kieselsteine, die andere Kieselsteine benötigen, um ein Mosaik zu ergeben. Die Häschen-Metapher passt besser zu einer linearen Arbeitsweise - und die habe ich schlicht und einfach nicht. Ich bin Jägerin und Sammlerin. Ich lagere unregelmäßig Mineralschichten ab, die irgendwann zu einem Felsmassiv werden, anstatt einen Berg (= ein Buch) nach dem anderen zu errichten. Bis mein Gebirge wächst, dauert es zwar länger, aber es wächst letztlich auch. Auch wenn ich lange Zeit das Gefühl hatte, dass es das nicht tut - aber es wuchs und es wächst doch. Ein Berg benötigt 10 Jahre, einer zwei Monate. Andere sind vielleicht erst in 50 Jahren so weit. Nicht einmal das Wachstum ist linear.

Ich kann nicht sagen, ob das auf dich zutrifft. Aber mir ist es aufgrund meiner eigenen Erfahrungen wichtig, diesen Zustand nicht sofort zum Problem zu erklären, das gelöst werden muss, indem du dich zu einer Arbeitsweise zwingst, die dir vielleicht gar nicht liegt. Probier ruhig andere Möglichkeiten aus! Mir hat es jedenfalls nicht geschadet. ;) Aber behalte vielleicht im Hinterkopf, dass du möglicherweise schon längst alles richtig machst.
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Elona am 26. Februar 2018, 08:55:51
Zitat von: SprotteIch bin überzeugt, dass es mindestens so viele Wege gibt wie Autoren.
Ich denke, das trifft es ganz gut, wobei ich mich hier und da auch wiedergefunden habe.

Bei mir ist es immer wie folgt:
Mir kommt eine Szene in den Sinn (mit einzelnen Sätzen kann ich nichts anfangen). Wenn sie mir richtig gut gefällt, grübel (=Tagträumen  ;D ) ich über sie ein wenig nach. Kommen mir immer mehr Ideen dazu, schreibe ich sie mir meistens erst mal in ein Büchlein auf. Nur mit Stichpunkten.
Lässt die Geschichte mich gar nicht mehr los, schreibe ich auch mal ein ganzes Exposé runter, was nicht heißt, dass sie nachher auch so wird. Das könnte man dann als plotten ansehen, wobei ich das wirklich nur mache, wenn ich gerade eigentlich an einem anderen Projekt arbeite und von dem nervigen Neuankömmling meine Ruhe haben möchte. Der Effekt ist dann (leider), dass mich danach gänzlich die Lust für das neue Projekt verlässt, weil ist ja alles grob aufgeschrieben und ich weiß wie es ausgeht. Laaangweilig.  :rofl:

Aber Spaß beiseite. Habe ich schon erwähnt, dass ich Bauchschreiber bin? Sobald es ein Exposé gibt, kann es tatsächlich sein, dass mich das blockiert. Brenne ich für eine Idee, ist es für mich eigentlich am sinnvollsten, diese runterzuschreiben, so roh sie dann auch sein mag. Während des Schreibens kommt dann das Setting und ich werde mir der Figuren auch bewusster. Es kann auch sein, dass ich erst in Band xyz über irgendetwas stolpere. Gerade was das Setting betrifft.

Ich habe also recht schnell ein Rohmanuskript, aber das ist es halt auch wirklich und danach noch ganz viel Arbeit. Inklusive um- und neuschreiben. Dafür habe ich aber Eckpunkte, die immer gleichbleiben. Beispiel meine Hüter Band 1: Da habe ich dann tatsächlich die Hälfte bis Zweidrittel gestrichen und neugeschrieben. Die Anfangssituation und auch das Ende sind aber gleich geblieben, nur der Weg dahin hat sich zum Teil (auch gravierend) geändert. Z.B. Ist auch eine neue Perspektive dazugekommen, die es vorher nicht gegeben hatte. 

So extrem ist es bei mir aber meistens nur, wenn das Setting komplett neu ist. Ich es also auch erst selbst kennenlernen muss. Steht das Setting muss ich mich darum natürlich nicht mehr so intensiv kümmern, wie um die Geschichte und die Figuren. Dann wird es einfacher und bedarf nicht mehr so vieler Änderungen.

Ach so, und ganz wichtig für mich:
1. Das Rohmanuskript muss liegen! Ich bin sonst viel zu blind. 
2. Betaleser müssen halt unter den Rohmanuskripten leiden, weil ich Input brauche. Sorry dafür, an der Stelle.  ;)   

Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Trippelschritt am 26. Februar 2018, 19:29:21
Ich habe in "mein Roman" einmal meinen Weg für eine Serie vorgestellt. Ein Viertel Elfenblut ist der Titel. Alles fihng mit der Idee4 an, einmal eine Serie zu schreiben. Mehr hatte ich nicht in der Hand. Wie es dann weiterigng könnt ihr dort findet. Wenn ihr also Lust habt, ...

trippelschritt
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Mönchen am 26. Februar 2018, 19:39:26
Ich bin ja froh zu lesen, dass es nicht nur mir so geht  ;)

So viele Plothäschen in meinem Gehege und immer, wenn ich eins raus lassen will, drängen sich noch andere vorbei
und dann hoppeln alle kreuz und queer durch die Gegend und ich bekomme keins mehr zu fassen.

Den inneren Kritiker ausschalten:
Schaffe ich immer noch nicht, LEIDER!

Bauchschreiber bin ich auch und lande regelmäßig in dunkeln Sackgassen, so dass ich lieber an meiner anderen Story weiterschreibe, bis ich auch da wieder nicht weiter komme.
Und ich weiß, zu einem Ende komme ich so bei beiden nicht.

Hab es mit einzelnen Szenen probiert. Die, die mich in meinen Tagträumen nicht los lassen und auf die ich mich gefreut habe.
Niedergeschrieben sind sie nicht mehr halb so gut, kommt das Feeling einfach nicht rüber  :brüll:

Bei meinen beiden derzeitigen Herzprojekten, da habe ich auch Anfang und Ende, aber am Mittelteil scheiter ich bei beiden.
Evlt würde da eine zweite Meinung helfen, Ideenaustausch, Brainstorming etc
Und natürlich Betaleser
Woher nehmt ihr die immer?

Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Elona am 27. Februar 2018, 08:25:27
Weil ich gestern noch mal ein bisschen über das Thema gebrütet habe und mir dann auch aufgefallen ist, dass ich nur indirekt auf deine Fragen eingegangen bin.

Zitat von: chaosqueenWie finde ich heraus, was für die Geschichte wichtig ist? Und wie um alles in der Welt schreibe ich das?
Da ist natürlich jeder anders und ich kann nur von mir sprechen. Also: Ich gar nicht.
Ich schreibe mein mehr oder weniger feines Rohmanuskript, treibe dann meine Betaleser in den Wahnsinn, kenne dann aber die Stärken und Schwächen von der Geschichte, auf die ich dann entweder aufbaue oder sie ausmerze.
Womit wir dann aber hierzu kämen:

Zitatzumal ich jemand bin, der an einmal gefassten Ideen festhält. Etwas rauswerfen, weil sich meine Figur anders entwickelt? Nix da, die Figur hat sich nicht anders zu entwickeln! 
Für die Arbeitsweise muss ich halt bereit sein, notfalls alles über den Haufen zu werden.

Aber mal ehrlich, warum probierst du es nicht einfach mal aus? Dich einfach mal darauf einzulassen, wenn die Figuren und der Plot mal in eine andere Richtung laufen. Ich meine, was hast du zu verlieren?  :)

ZitatIch habe ja mal die Schneeflockenmethode ausprobiert und fand die ersten 2-3 Schritte auch gut, danach geht es aber in einen Bereich, der für mich nur noch begrenzt funktioniert -
Aus jeglichen Methoden usw. würde ich auch immer nur das rausziehen, was für mich funktioniert. Wenn nach den ersten 2-3 Schritten Schluss ist, dann hör an der Stelle auf und mach anders weiter.

ZitatLeider habe ich hinterher ein sehr gutes Gespür dafür, ob der Text funktioniert, und das tun meine eben nicht.
Ist das eigentlich dein Eindruck oder hast du die Rückmeldung bekommen?

@Mönchen
Dazu gibt es hier im Forum einen Bereich, den du vermutlich noch nicht sehen kannst. Das kommt aber noch mit mehr Beiträgen.

Betalesevermittlung: http://forum.tintenzirkel.de/index.php?board=4.0
Plotschmiede:http://forum.tintenzirkel.de/index.php?board=64.0

Ansonsten: Hast du schon mal ausprobiert zu plotten? Wenn du dich mit Bauschreiben immer in eine Sackgasse bewegst, brauchst du vielleicht ein wenig mehr Struktur.

Ich habe auch schon ein paar Methoden ausprobiert und am ehesten haben die 7-Punkte bei mir funktioniert. Sie geben einem ein Gerüst, lassen einem aber genug Freiraum.

Link zum Thread über die 7 Punkte: http://forum.tintenzirkel.de/index.php?topic=18002.msg821504#msg821504
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: chaosqueen am 27. Februar 2018, 08:43:45
DISCLAIMER: Bitte versteht meine Antworten nicht als Jammern oder Verzweiflung. Ich muss und will nicht getröstet werden, sondern ich versuche nur, zu erklären, was bei mir wie funktioniert oder eben nicht funktioniert, um es a) besser zu verstehen und b) euch Gelegenheit zu geben, mir gezieltere Tipps geben zu können (oder zu dem Schluss zu kommen, dass das alles nichts bringt. Auch okay!).

Zitat von: Liliane am 25. Februar 2018, 12:58:48
Mir geht es auch so mit den tausend Gedanken und Ideen, die alle nicht weg gelassen werden wollen und sich viel zu sehr häufen, aber @chaosqueen , du sagst es ja schon selbst, du klammerst dich ziemlich fest an vieles, vielleicht ist es ja schonmal eine Lösung, sich ein bisschen davon zu befreien. Einfach mal los zu lassen, sich denken '"Ich habe ununterbrochen so viele Ideen, wenn ich mal welche brauche, werden wieder neue kommen" und die Gedankenspiele genießen, aber nicht bei allem gleich denken, dass das unbedingt zwischen zwei Buchdeckel muss und ja nicht fehlen darf. Wahrscheinlich kann ich das selbst nicht wirklich umsetzen, aber ich schätze, das ist vielleicht wichtig.

Naja, ich versuche nicht, alle Gedanken, die mir kommen, in einer Romanidee zusammenzufassen, wenn das so klang, hab ich mich falsch ausgedrückt. Ich habe eher einen riesigen Stall mit Plotbiunnies, aber eben keine Idee, womit ich die im einzelnen füttern muss, damit sie sich zu einer Geschichte entwickeln.

Ich kann ganz gut das Skelett einer Story erarbeiten (quasi eine Zusammenfassung oder einen Klappentext), aber ich habe keine Ahnung, wie ich von da aus zu einer zusammenhängenden Geschichte komme mit ausgewogenem Verhältnis von Handlung, Personenentwicklung und atmosphärischem "Rahmen".

Zitat von: Aljana am 25. Februar 2018, 18:47:57
Bin grade mal am Runterkommen von zwei Jahren, die mich seit meiner Veröffentlichung irgenndwie in ein Hamsterrad geschubst haben und ja, ich bin auf der Suche nach kreativem Austausch, weil es bei mir ruhiger wird und HACH :D da kommst du mit diesem Thread.
Also, liebe chaosqueen, mit Plothäschen kenne ich mich aus. Bin ich doch Tierarzt und besitze 23 eigene Plothäschen im heimischen Stall, die auch einfach so da sitzen. Und weißt du was? Das lass ich sie auch. Füttern tut sie die Zeit.

Wenn so ein Gedanke, ein Satz ein Anfang, ein Pitch kommt, bei de ich das Gefühl habe 'Boah, der ist es wert', dann bekommt er sein Ställchen, sprich ich schreibe ihn auf. Also wirklich so ala Exposé. Welches Genre glaube ich, dass es mal werden will. Welche Bruchstücke habe ich schon, oder aber wenn's ne Szene ist, schreibe ich die auch einfach runter, gebe dem Ding den erstbesten Arbeitstitel, der mir einfällt und dann gehe ich dem kleinen Ding erstmal nicht auf den Keks. Ich lasse es mit all den anderen Ideen hoppeln und widme mich wieder meinen Projekten. Denn da gibt es ja immer, PR-Arbeit, oder in der Spinnerei ein Hilferuf für ein Notfalllektorat oder eine Messe zu planen, oder aber einfach meine Arbeit. Und siehe da, die Plothäschen, die wirklich wollen, sie werden zutraulich und kommen wieder. Erzählen mir neue kleine Details und dann kommt das ganze so langsam ins Rollen.

Sprich: Einfach nicht verkrampfen. Klar, wenn ein Grundgerüst da ist, gehört auch Plotarbeit dazu. Aber so als Bauchschreiber mach ich das echt nur selten. Austauschen ist auch immer gut. Einfach mal mit ein paar anderen Schreibern zusammensetzen und die Plotthäschen wie in einer Krabbelgruppe wild miteinander spielen lassen. Da kommen auch tolle Sache bei raus.

Halt sie fest und lass sie sich dann bei ir eingewöhnen, dann wirds schon.

:vibes:

Klingt super. Theoretisch mache ich es ähnlich - Ideen, die sich immer wieder in den Vordergrund drängeln, bekommen natürlich auch mehr Raum. Und trotzdem sind da auch welche dabei, die mir einen ersten Satz, eine Stimmung und ein Ende präsentieren und dann sitze ich da.

Um mal aus dem Bild rauszukommen: Es gibt total viele unterschiedliche Wege, einen Roman zu schreiben, das ist mir klar. Man kann aus dem Bauch schreiben und schauen, wo man landet. Man kann einzelne Highlights vorher festlegen und sich daran entlanghangeln, Man kann von ,,ein bisschen plotten" bis zu ,,minutiös jede Szene planen", so dass man diese dann nur schreiben muss.

Ich glaube, mein Problem ist, dass ich das, was so viele beschreiben, nicht empfinde: Ich bin nicht in meine Figuren. Ich weiß nicht, ob das, was ich als nächstes für sie plane, überhaupt zu ihnen passt. Und ich hasse Konflikte und löse sie in der Regel umgehend wieder auf.

Und ganz oft sitze ich da und denke ,,wow, genau so! Das muss ich aufschreiben!" - und das, was in meinem Kopf wunderschön und facettenreich und bunt war, ist dann auf dem Papier nur farbloses Gekritzel.

Zitat von: Aylis am 25. Februar 2018, 21:00:32
Meine Mantras:
1. Beim ersten Schreiben, schalte deinen inneren Kritiker ab! Schreib erst einmal, was dir durch den Kopf geht und über alles andere kannst du dir später einen Kopf machen.
Wenn du den lieben Motzer in deinem Kopf nämlich zurückstellst, dann ergibt sich die Geschichte meist ganz von allein und du bist nicht so schnell blockiert.

2. Schiebe Gedanken fort wie: "Das gab es alles schon" "Du bist nicht gut genug" oder "Das will doch keiner lesen".
Finde für jeden deiner Lieblings- Negativsätzen einen entkräftenden Gegenpart wie: "Jedes Werk hat was Neues!" "Ich bin gut genug!" oder "Es gibt für jede Geschichte seinen Leser!"
So überleben deine Ideen länger und Blockaden werden auch hier zumindest hinausgezögert.
Dazu zählt auch, dich nicht zu sehr mit anderen zu vergleichen.

[...]

Das funktioniert bei mir, indem ich mein altes Plothäschen entweder mit Teilen des Neuen spicke oder mich mal in einem ganz ähnlichen, aber doch anderen Bereich umsehe.
Ein Beispiel: Für eine High Fantasy Idee einfach mal in einem RPG vorbeischauen, wie z.B. Witcher. So kann man wunderbar kleine Nebengeschichten aus Questreihen erfinden. 
Würde ich nämlich anfangen, ein neues Plothäschen zu füttern, hätte ich keine Motivation mehr für mein altes und über den Frust, das erste nicht weitergeschrieben zu haben, würde ich das zweite auch aufgeben.
Aber da siehst du ja auch schon, wie unterschiedlich wir alle sein können. Andere würden sicher verrückt werden, wenn all ihre kleinen, neuen Häschen geduldig warten müssten.

Das ist dann Problem 2: Klar kann ich den inneren Kritiker anschalten und nur drauflos schreiben. Da ich aber auch absolut nicht überarbeiten kann, fahre ich damit nur noch ein Projekt gegen die Wand. Ich habe ein Jugendbuch, das mir mit Mitte 20 zugelaufen ist. Ich habe im Prinzip die gesamte Geschichte klar im Kopf, ich könnte sie erzählen wie eine Filmzusammenfassung.
Wenn ich sie schreibe (und das habe ich inzwischen dreimal gemacht), dann liest sie sich wie der holprige erste Versuch einer Zwölfjährigen. Und nein, das bekomme ich mit Überarbeiten nicht hin, weil ich einfach keine Ahnung habe, wie man das macht. Wie man so schreibt, dass es ansprechend ist, dass der Leser mitfiebert, sich in die Geschichte gezogen fühlt und immer weiter lesen will.
Und es hilft auch nicht, zu lesen (mache ich zur Zeit nicht mal) - es gibt Autoren, die ich für ihre Sprache bewundere, für ihre Fähigkeit, die Wörter genau an die richtige Stelle zu setzen und so einen Text zu weben, der ein großes "Wow!" hinterlässt. Wir haben hier im Zirkel Menschen, die das können, die ich auf eine Stufe stellen würde mit Namhaften Autoren der nationalen und Internationalen Literatur. Und ich bin mir sicher, dass keiner von denen von Anfang an so geschrieben hat.
Ich sehe bei mir nur keine Entwicklung. Eher Rückschritte, denn aktuell bin ich so eingerostet, dass ich nicht mal mehr Kurzgeschichten hinbekomme, was früher noch ging.

Und vielleicht ist es einfach so, dass ich weitergezogen bin. Frei nach dem Motto "war ein schönes Hobby, habe ich ausprobiert, werde es aber nie auf einem Level betreiben können, der professionell zu nennen ist. Ich gehe dann mal weiter." Das wäre auch okay, wenn da nicht immer wieder alte und neue Ideen wären, die in meinem Kopf herumgeistern. Und die ich eigentlich gerne doch noch mal schreiben würde. Auch, wenn ich dann immer sofort denke, dass das eh keiner lesen will.

Nebenplots sind so eine Sache, die ich auch gar nicht kann. Ich klebe irgendwie immer an meinen Protagonisten, schaue, was die machen, und alles andere kommt dann in die "und dann hat er gesagt, und dann hat sie gesagt, und jetzt ist das halt so"-Perspektive. Wie im dritten Band von Panem, dem es gut getan hätte, wenn die Szenen, die wichtig waren und bei denen Katniss nicht dabei war, aus einer anderen Perspektive erzählt worden wären. Nur, dass ich nicht mal ausreichende Ideen für Nebenplots habe.

@Aphelion: Danke für die sehr umfassende Einsicht in Deine Arbeitsweise! :thumbsup:

Das Bild mit den Mosaiksteinchen gefällt mir gut. Und nein, meine ,,Autobahn im Kopf" ist nicht mit Variante 4 zu vergleichen. Das ist eher so, als würdest Du nicht nur die hübschen, bunten Kieselchen aufsammeln, weil sie Dir ins Auge fallen, sondern einfach den gesamten Kiesweg, weil Du nicht siehst, welche Steinchen mosaiktauglich sind und welche einfach nur den Weg zusammenhalten (ich habe als Kind Steine gesammelt, bis nichts mehr in meine Taschen passte. Alle Steine waren schön!)

Was ich mit der Balance zwischen Handlung und Atmosphäre meinte, hat in meinen Augen nichts mit Stil zu tun. Ich komme auf kein besseres Wort, aber mit Atmosphäre meine ich das, was über reines ,,er tat dies, sie sagte das" hinausgeht. Wann ist es für die Geschichte gut, zu beschreiben, was um die handelnden Figuren herum passiert und wann ist es überflüssig? Es gibt Schreibratgeber, die sagen, dass alles, was nicht zur Geschichte gehört, raus muss. Das würde bei mir dazu führen, dass ich reine Dialoge schreibe. Aber wenn ich meine Figuren in einem Straßencafé an einem belebten Platz sitzen lasse, möchte ich doch, dass der Leser in die Atmosphäre eintauchen kann und quasi mit am Tisch sitzt.
Das ist das, was ich mit ,,Atmosphäre" meine. Ich habe nur kein Maß dafür. Oft vergesse ich es, weil ich versuche, dem Gedanken meiner Haupthandlung zu folgen. Dann bekomme ich es aber auch in der Überarbeitung ganz schwer eingeflochten.
Oder ich denke daran und beschreibe ein bisschen, was um sie herum passiert, dann habe ich später bei der Überarbeitung oder beim erneuten Lesen oft das Gefühl, dass das alles absolut irrelevant ist und weg kann.

Mich irritiert, dass ich bei Texten anderer sehr gut spüre, was passt und was nicht, wo noch mehr Info hin muss und wo bereits zu viel steckt, dass ich Infodump aufspüre und ankreide, wenn dem Leser zu viel vorkegaut wird - aber selber mache ich genau das gleiche. Und kann es nicht ändern. Ich sehe es, wenn ich den Text dann wieder lese, aber ich habe keine Ahnung, wie ich es ändere.

Ich habe mal einen Text anhand der Bemerkungen meiner Betaleser überarbeitet und hatte das Gefühl, dass ich danach quasi alles nur ins Gegenteil verkehrt hatte. Aus zu viel Info wurde zu wenig, aus ,,durch die Szene hetzen" wurde ein Haufen belanglose Umgebungsbeschreibung, aus ,,die reden zu viel, anstatt zu machen" wurde ein absolut dialogloser Teil und so weiter und so fort.

Mir fehlt das Handwerkszeug und das Wissen darum, wie man es benutzt. Und während ich mir anhand von youtube-Videos und Büchern Backen, Kochen, Nähen und das Verzieren von Keksen beibringen kann, merke ich, dass ich das beim Schreiben nicht schaffe.
Wie gesagt: Schreiberatgeber sind toll, aber wenn ich sie durchgelesen habe, habe ich nur noch eine grobe Zusammenfassung im Kopf und weiß nicht, wie ich die Tipps konkret umsetze.

Bis hierhin erstmal, ich arbeite mich nach und nach weiter durch den Thread und schaue, was ihr noch alles geschrieben habt. :)
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Trippelschritt am 27. Februar 2018, 09:34:56
Gelöscht

das hatte ich doch oben schon einmal geschrieben. Zweimal muss nicht.
Sorry

trippelschritt
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: FeeamPC am 27. Februar 2018, 14:51:47
ZitatUnd ich bin mir sicher, dass keiner von denen von Anfang an so geschrieben hat.

Da kannst du Gift drauf nehmen! Bis ich das erste Mal mit irgendeiner Geschichte von einem winzigen Verlag angenommen wurde, hatte meine Schreiberei mit einigen Unterbrechungen inklusive 40 Jahre auf dem Buckel!
Und meine Anfänge waren unterirdisch grottig.
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Aylis am 27. Februar 2018, 18:08:20
Ui, ich hoffe, dass ich dir neue Anreize geben kann. Übergreifend kann ich vielleicht noch sagen, dass ich zwar nichts davon als Jammern verstehe, aber schon verstehen könnte, wenn du verzweifelt darüber bist. Das wäre ja auch keine Schande. Ich hoffe, ich habe es nun nicht so formuliert, als würdest du leiden. Wenn doch tut es mir leid.  :rofl:
Verstehe es bitte nur als Versuch einer Hilfe.

Zitat von: chaosqueen am 27. Februar 2018, 08:43:45
Und nein, das bekomme ich mit Überarbeiten nicht hin, weil ich einfach keine Ahnung habe, wie man das macht. Wie man so schreibt, dass es ansprechend ist, dass der Leser mitfiebert, sich in die Geschichte gezogen fühlt und immer weiter lesen will.
Und es hilft auch nicht, zu lesen (mache ich zur Zeit nicht mal) - es gibt Autoren, die ich für ihre Sprache bewundere, für ihre Fähigkeit, die Wörter genau an die richtige Stelle zu setzen und so einen Text zu weben, der ein großes "Wow!" hinterlässt.

Hast du es denn mal jemanden lesen lassen, der sich mit Überarbeitung auskennt?
Ich habe damit nämlich auch noch gar keine Erfahrung und vielleicht stehe ich in ein paar Jahren genau am gleichen Punkt wie du. Aber ich kann mir vorstellen, dass jemand mit Erfahrung dir dabei sehr weiterhelfen könnte. Und vor allem auch, um nicht nur deine schlechten Seiten zu sehen, sondern auch das, was du schon kannst! Was richtig toll läuft und du selbst gar nicht so siehst. Vielleicht bist du ja ein richtiger Experte für Charaktere oder Weltenbau oder dein Schreibstil passt ganz wunderbar in ein anderes Genre, das sich aber trotzdem mit deinen Ideen (Plothäschen) vereinen lässt.
Dafür müsstest du es natürlich jemandem zeigen und dich auch für die Kritik wappnen. Vielleicht brauchst du das aber einfach, um zu erkennen, wie Überarbeitung funktioniert und was man dort beachten muss. Vielleicht bittest du auch nur um eine Überarbeitung einer Kurzgeschichte, wo sich der Betaleser einmal Zeit nimmt, seine Handlungen zu erklären. Oder du suchst dir eine kleine Autorengruppe, wo ihr euch über Überarbeitung an sich austauscht. Das alles findest du doch bestimmt auch konkret im TiZi. :)

Zitat von: chaosqueen am 27. Februar 2018, 08:43:45
Wir haben hier im Zirkel Menschen, die das können, die ich auf eine Stufe stellen würde mit Namhaften Autoren der nationalen und Internationalen Literatur. Und ich bin mir sicher, dass keiner von denen von Anfang an so geschrieben hat.

Da wäre ich mir nicht so sicher. Ich denke ein jeder von uns geht einen langen Weg, bis sein Schreibstil "Buchfertig" ist. Manche sind vielleicht schneller als andere, aber auch erfolgreiche Bücher sind nicht immer perfekt und häufig ist so etwas ja auch stark subjektiv. Deshalb habe ich "buchfertig" ganz bewusst in Klammern gesetzt, das ist für mich nämlich ein absolut relativer und streitbarer Begriff.
Gerade habe ich z.B. ein Buch von Ferdinand von Schirach gelesen, ich würde es in das Genre Krimi einordnen, und sein Schreibstil hätte mich in einem Fantasy Roman wahnsinnig gemacht.
Kaum Beschreibungen der Umgebungen und Charaktere, kaum Atmosphäre und doch in den genau richtigen Momenten wunderbar ausführlich. Und es hat gepasst. Mich hat das Buch beeindruckt, obwohl ich nach meinem Geschmack deutlich bessere Schreibstile gelesen habe.

Zitat von: chaosqueen am 27. Februar 2018, 08:43:45
Ich sehe bei mir nur keine Entwicklung. Eher Rückschritte, denn aktuell bin ich so eingerostet, dass ich nicht mal mehr Kurzgeschichten hinbekomme, was früher noch ging.

Bitte versteh mich nicht falsch. Ich glaube dir, dass es dir nicht ums Jammern oder Getröstet werden geht.
Doch gerade aus diesem Satz und auch dem vorherigen Vergleich mit anderen Autoren meine ich herauszulesen, dass du dich selbst ganz doll niedermachst. Das fände ich sehr schade, obwohl ich noch nichts von dir gelesen habe, weil ich gar nicht verstehe, woher dein geringes Selbstvertrauen (?) rührt.
Hast du schon mal einen wirklich kritischen Freund drüberlesen lassen, bei dem du dir sicher sein kannst, dass er ehrlich zu dir ist? Hast du dir ein bisschen Rückmeldung verschafft und war die auch so schlecht, wie du deine Werke einschätzt?
Ich kann mir das kaum vorstellen. Denn vieles am Schreiben ist eben auch Übungssache und nicht Talent und dass du so gar keine Fortschritte machst, kann ich mir sehr schlecht vorstellen.
Dass nicht einmal mehr Kurzgeschichten möglich sind, spricht für mein Empfinden sehr nach einer Blockade durch die Selbstkritik, die beim Durchlesen deiner fertigen Werke entsteht.
Das kann man meiner Meinung nach nur durch vernünftige Rückmeldung anderer lösen, die Positives und Negatives sagen können.

Zitat von: chaosqueen am 27. Februar 2018, 08:43:45
Und vielleicht ist es einfach so, dass ich weitergezogen bin. Frei nach dem Motto "war ein schönes Hobby, habe ich ausprobiert, werde es aber nie auf einem Level betreiben können, der professionell zu nennen ist. Ich gehe dann mal weiter." Das wäre auch okay, wenn da nicht immer wieder alte und neue Ideen wären, die in meinem Kopf herumgeistern. Und die ich eigentlich gerne doch noch mal schreiben würde. Auch, wenn ich dann immer sofort denke, dass das eh keiner lesen will.

Ein Hobby muss ja eigentlich auch von niemandem gelesen werden. :) Ich kann den Gedanken aber dennoch verstehen.


Zitat von: chaosqueen am 27. Februar 2018, 08:43:45
Nebenplots sind so eine Sache, die ich auch gar nicht kann. Ich klebe irgendwie immer an meinen Protagonisten, schaue, was die machen, und alles andere kommt dann in die "und dann hat er gesagt, und dann hat sie gesagt, und jetzt ist das halt so"-Perspektive.

Dazu laufe ich auch Gefahr. Und selbst wenn ich die Perspektive tausche, bekommt sie mir dann zu wenig Aufmerksamkeit oder ich zweifle daran, wie viele es sein dürfen.
Ich habe angefangen, mich an Videospielen und deren Quests zu orientieren und fahre damit ganz gut. Außerdem habe ich Freude daran, neue Charaktere zu erschaffen und lasse diese auch leben, selbst wenn sie nur ein Kapitel lang Aufmerksamkeit bekommen.
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Minna am 27. Februar 2018, 19:05:24
Was für ein schöner Thread^^ (Obwohl- würde er nicht besser in den Workshopbereich passen?)

Da bei mir nur ziemlich wenige Plotbunnies vorbeikommen, bin ich immer bemüht dafür zu sorgen, dass sie sich bei mir wohlfühlen und fett werden.
Nur zur Warnung: Ich bin Plotter- durch und durch.

Also was mache ich mit meinen Ideen:

1.   Weitere Ideen generieren
Erst einmal grob schauen was sie sind (ein Prota, Setting, Plotstück, Atmosphäre ect.)- denn dann weiß ich was noch alles fehlt.
Je nachdem was schon da ist schaue ich, ob ich daraus schon einen groben 7-Punkte Plot ala Dan Wells machen kann. Ansonsten schaue ich durch TV Tropes, Snyders Masterplots, das Fate Worlbuilding- und Charaktererstellungssystem und ähnliches und suche Ideen die ich interessant finde und die ich mir als zu der Grundidee passend vorstellen könnte. Daraus entsteht dann eine lange Liste und meistens kommen dann auch erste Ideen zu den wichtigen Punkten. Meistens kommen auch die ersten Recherchefragen auf deren Beantwortung weitere Ideen generiert.
Dann wird geschaut was zusammen passen könnte und auf eine neue Liste gesetzt.

2.   Grobe Ausarbeitung von Welt, Plot, Charakteren und Prämisse
Dann nehme ich mir je nachdem ob ich eher eine Plot oder eine Charakteridee habe das Wundensystem von creating stunning characterarcs oder diverse Plotgerüste (Dan Wells 7-Punkte Plot, Schneeflocke, Heldenreise, Snyders Save the cat) und schaue inwiefern ich damit meine Geschichte weiter entwickelt bekomme. Ich mag solche Vorgaben sehr gerne um Idee zu generieren- ob ich mich dann daran halte ist ein ganz anderes Thema.  Für mich ist es auch von Geschichte zu Geschichte unterschiedlich welches System mir gerade den größten Nutzen bringt.

3.   Feinplotting
Hier hakt es dann für mich meistens- auch so beim 3-4 Schritt der Schneeflockenmethode, weil sie mir einfach kein Gerüst mehr bietet.
Was mir ein bisschen hilft ist: Ich schaue mir die Themen meiner Geschichte an- kann ich Subplots entwickeln, welche dieses Thema aus einer anderen Perspektive betrachten?
Auf der Seite better novel project hat eine Autorin Bestseller bis ins Detail seziert- dort gibt es viele Anregungen für den Aufbau von Subplots und Try-Failzyklen und eine sehr genaue Checkliste was wo hinkommt, wenn man eine Heldenreisestory schreiben will.
Die Ideenmatrix von Norden hat mir auch geholfen noch ein paar Verknüpfungen für meine Geschichte zu finden.
Mittlerweile hat sich dann bei mir schon eine kleine Liste mit Szenenideen angesammelt und ich habe einen groben Plot. Den klopfe ich nochmal auf offene Fragen ab (meistens gibt es viele davon). Meistens fange ich an dieser Stelle an zu schreiben. Man könnte jetzt aber natürlich dazu übergehen einen Szenenplan auf zu stellen.
Aus vorherigen Schreibversuchen habe ich auch schon Vorstellungen davon, wo Probleme auftauchen könnten (Planlose Anthas, langweiliger erster Akt... zum Beispiel) Dazu lese stöbere ich dann nochmal ein wenig durch das Internet- auch die diversen Ratschläge bringen die Gedanken nochmal frisch ins Rollen und bringen ein paar neue Ideen hervor.
Details fallen mir tatsächlich meistens erst beim Schreiben ein.
Der Thread hier könnte vielleicht auch interessant für dich sein.
http://forum.tintenzirkel.de/index.php?topic=20969.0



ZitatIch sitze eher im Zug und versuche hektisch, alles aufzuschreiben, was an meinem Fenster vorbeirauscht. Am Ende komme ich nicht mehr mit, bin völlig außer Atem und meine Leser hab ich längst abgehängt. Schimmer ist aber, dass ich dadurch die wichtigen Details übersehe, die die Geschichte interessant machen und quasi nur aus der Vogelperspektive eine grobe Übersicht verschaffe.
Das ist nicht schlimm. Meine ersten Entwürfe sind auch oft ziemlich magere Skelette, die ich erst bei der Überarbeitung mit Details ausstatte. Also erst mal schreiben. Von dem was du hier geschrieben hast, habe ich auch das Gefühl dass du eher ein Underwriter bist- also würde ich dir erst mal raten alle Tipps die sich auf das Kürzen einer Geschichte beziehen zu ignorieren. Du kannst nur wegstreichen was auch da ist.

ZitatHeißt, dass ich sie unweigerlich nicht alle festhalten geschweige denn aufschreiben kann - und dadurch ist "vorher im Kopf plotten" für mich eher frustrierend, weil ich dabei immer tolle Sätze und Formulierungen produziere, die ich nie wieder so hinbekomme, wie sie in meinem Kopf waren.

Das kenne ich auch- all die tollen Ideen, die einem immer dann einfallen, wenn man absolut keine Zeit hat sie auf zu schreiben. Dazu fallen mir zwei Vorschläge ein:
1.   Diktiergerät, Handy, Laptop an und aufnehmen
2.   Mach es wie Stephen King- alles was du dir nicht merken konntest war nicht gut genug. Ich überlege mir dann auch oft, welche Ideen ich wirklich behalten möchte, merke mir 3 Ideen und zu jeder ein Schlagwort und schreibe diese dann auf wenn ich Zeit habe


ZitatKurzgeschichten gingen eine Zeitlang sehr gut. Weil ich oft Stimmungsbilder geschrieben habe oder kurze Situationsbeschreibungen. Sehr dichte Texte, auf das wesentliche konzentriert. Das klappt für Romane aus diversen Gründen aber nicht.

Vielleicht ist das Romane schreiben einfach nichts für dich? Kannst du denn deine Plotbunnies zu Kurzgeschichten verarbeiten? Dann würde es dir vielleicht eher liegen eine Sammlung von Kurzgeschichten mit übergreifendem Plot (ala Witcher) oder ein Serial zu schreiben?

Oder betrachte Geschichten eher als fraktal (wenn ein Objekt aus mehreren verkleinerten Kopien seiner selbst besteht)- wenn man zum Beispiel die Form einer Küstenlinie betrachtet und näher an sie heranzoomt bleiben die Strukturen, die Muster immer ähnlich. Mal am Beispiel der Geschichte, die ich gerade plotte: Ich habe also ala Schneeflocke ein Set-Up, 3 Katastrophen und eine Auflösung. Je wichtigem Plotpoint sollte der Prota ein paar Try-Failzyklen durchlaufen- dass heißt quasi kann ich jeden dieser 5 Punkte wieder als je eine Schneeflocke plotten- mit Set up und 3 Versuchen, die zu einem Wendepunkt hin führen. Jeder Teil endet wieder mit der Frage hat der Prota sein Ziel erreicht? Darauf gibt es zwei mögliche Antworten: Ja- aber... oder Nein und... Was wird er also nun tun? Damit hätten wir schon 5x5=25 Abschnitte für unsere Geschichte. 2000 Wörter je Abschnitt und schon hast du einen Roman.
Oder um es nochmal anders zu formulieren: Du kannst einen Roman als eine Abfolge von mit einander verbundenen Kurzgeschichten betrachten.

Nach deinem letzten Post würde ich dir auch empfehlen dir mal eine Liste mit all den Dingen, die du als Schreibschwächen empfindest zu machen. Dann versuche zu jedem Punkt eine Frage zu formulieren, die du ins Forum stellen könntest, um heraus zu finden, wie du diesen Punkt verbessern kannst. Ob du sie auch einstellst bleibt dir überlassen- das Formulieren der Frage führt mich in 75% der Fälle schon auf den Weg zur Lösung des Problems.

Hast du diese Liste, dann könntest du diesen drei Schritten folgen:
1.   Analyse: In welchen Romanen/ Serien, die ich kenne hat der Autor dieses Problem besonders gut oder besonders schlecht gelöst. Warum empfinde ich das so?
Ich habe zum Beispiel von drei Schriftstellern deren Schreibstil ich mag ein paar Szenen (je aus Anfang, Mitte und Höhepunkt, eine Mischung aus Dialog-/ Action-/ Beschreibungsreichenszenen)  aus Romanen analysiert und ausgezählt wieviele Worte sie auf Dialoge, Beschreibungen, innere Monologe und physische Handlungen verwenden.
2.   Übungen zum Imitieren entwickeln
Für das obige Beispiel könnte man u.a. Szenen aus einem Film nacherzählen und tatsächlich den Fokus nur darauf legen, wie viel Gewicht ich auf diese 4 Dinge lege und wie die Szene dadurch wirkt. Fühle ich mich mit dem Ergebnis wohl? Wie ändert sich der Effekt, wenn ich mich mehr auf einen anderen Punkt konzentriere?
Du könntest auch eine Szene nehmen, die du als gelungen empfindest und versuchen sie mit eigenen Figuren und eigenem Setting zu imitieren. Das fand ich auch sehr erleuchtend.
Ich habe um diesen Punkt zu beüben für meinen letzten Nano eine Fanfiktion geschrieben (Setting und Charaktere kannte ich also) und auch der Plot basierte auf einer Pen and Paperspielanleitung. Ich war mit dem Ergebnis sehr glücklich und hatte das Gefühl einiges für mein Schreiben daraus gelernt zu haben- auch was das Entwickeln von Charakteren angeht.
3.   An einer eigenen Szene üben

ZitatUnd während ich mir anhand von youtube-Videos und Büchern Backen, Kochen, Nähen und das Verzieren von Keksen beibringen kann, merke ich, dass ich das beim Schreiben nicht schaffe.

Ich glaube das Schreiben zu lernen ist u.a. schwieriger als zum Beispiel das Nähen oder Musizieren, weil es keine Anleitung und kein richtiges oder falsches Ergebnis gibt. Wenn du etwas nähst kann dir jemand eine Schritt für Schritt Anleitung geben, wie das geht und das Ergebnis ist messbar- sind die Nähte sauber, passt das Kleidungsstück ect. Bei einer Geschichte kann dir keiner 100% sagen, ob sie richtig oder falsch geschrieben ist. Darum gibt es auch keine Schritt für Schritt Schreibanleitung. Mir hilft es aber, wenn ich mir wie oben beschrieben einen Schwachpunkt meiner Schreibe raussuche und dann gezielt nur! an diesem Punkt arbeiten und für den Rest gnadenlos klauen. Ja, das kann man dann nicht unbedingt veröffentlichen- aber selbst da kannst du Geschichten ohne Copyright nehmen um den Plot oder die Charaktere aus zu leihen.

ZitatIch glaube, mein Problem ist, dass ich das, was so viele beschreiben, nicht empfinde: Ich bin nicht in meine Figuren. Ich weiß nicht, ob das, was ich als nächstes für sie plane, überhaupt zu ihnen passt.

Am besten funktioniert das plotten, wenn du den Handlungsrahmen so offen lässt, dass deine Charaktere ihrem Charakter entsprechend reagieren können (eine Erkenntnis, die ich durch mein Fanfic Experiment gewonnen habe- endlich sind sich Charaktere und Plot mal nicht in die Quere gekommen, weil ich nur grob wusste was der Antagonist angestellt hatte, was sein Ziel war und welche Hinweise meine Protas finden sollten. Das wie war ganz ihnen überlassen).
Eine andere Erkenntnis für mich war, dass meine Antagonisten bisher zu Plan- und Ziellos waren und auch darum die Verknüpfung von Prota und Plot nicht geklappt hat. Der Prota hatte keinen Grund sich auf den Plot ein zu lassen.
Du könntest auch versuchen mit der Heldenreise zu plotten- die ist stark darauf ausgerichtet, dass Plot und Charakter des Prota sich gegenseitig beeinflussen.

Ich stimme übrigens zu, dass es dir wahrscheinlich helfen würde noch ein paar mehr Rückmeldungen zu deinen Geschichten zu bekommen. Das hat mir auch in Hinsicht auf ein paar Probleme die Augen geöffnet- besonders da die Leute so nett waren, mit mir darüber zu diskutieren was warum wie funktioniert und was nicht. Ich glaube ein Forum für Textkritik ist da sogar noch hilfreicher als Betaleser, weil die Kritiker auch mit einander reden und du daher schneller einen Überblick dafür bekommst was eher subjektive Meinungen sind und wo sich die Masse einig ist. Leider kenne ich kein Forum, das im Moment noch aktiv ist, wo so etwas gemacht wird.

Phu, ich glaube das war jetzt alles. Nimm dir was dir hilfreich erscheint und schmeiß den Rest weg. Wenn du zu einer der Techniken Fragen hast- immer her damit.

Liebe Grüße
Minna

Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Coppelia am 27. Februar 2018, 19:21:04
Ich habe leider die Beiträge nicht alle gründlich gelesen und hoffe, dass ich jetzt nicht zuviel wiederhole.

Für mich mischen sich im Eingangspost mehrere Dinge. "Plothäschen fangen" - schön ausgedrückt! :D - ist für mich etwas völlig anderes, als eine Geschichte zu schreiben oder gar eine Geschichte zu überarbeiten. Meine persönliche Erfahrung ist, dass aus den meisten Ideen aus den unterschiedlichsten Gründen einfach nichts wird.
Einige entscheide ich mich umzusetzen. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich den Roman dann auch fertig schreibe. Oft liegt er angefangen jahrelang herum und wird irgendwann wieder aufgegriffen. Oder auch nicht.
Einige Romane werden fertig. Die überarbeite ich dann - gern mit Betaleser-Rückmeldungen - und stelle manchmal fest, dass sie gravierende Schwächen haben, die nicht repariert werden können. Ist mir leider gerade wieder passiert.
Es gibt zu allen Phasen des Schreibprozesses Möglichkeiten des Scheiterns. Dazu noch ein niedriges Selbstbewusstsein macht es einem sehr schwer, trotzdem "am Ball zu bleiben". Wenn mich mal wieder meine Selbstzweifel überwältigen, was eigentlich mehr oder weniger Dauerzustand ist, versuche ich es auszublenden und trotzdem zu schreiben. Aber das ist eine Vorgehensweise, die nicht jeder/m liegt. Gut finde ich das, was auf diese Art entstanden ist, dann auch meist nicht. Aber meiner Erfahrung nach hat die eigene Einschätzung, wie gut oder schlecht etwas ist - oder gar die Tatsache, ob man Spaß beim Schreiben hat -, nicht viel damit zu tun, wie der Text bei anderen ankommt.

Wir hatten ja mal einen Thread dazu, ob Schreiben Spaß macht. Irgendetwas daran macht Spaß oder kann Spaß machen, oft aber auch nicht.

Um einfach nur Lust auf eine Geschichte zu haben (das wäre für mich "Plothäschen füttern"), würde ich mich in die Welt träumen, recherchieren, Hintergründe zu den Figuren erfinden usw. und einzelne Sätze oder Szenen schreiben, auf die ich Lust habe. Ich würde mir selbst erzählen, dass es eine tolle Geschichte ist, die mir gut liegt, und dass es eine super Idee wäre, sie zu schreiben. Manchmal rede ich mir auch ein, dass sie anderen gefällt, und stelle mir das dann vor. :-[
Beim Schreiben selbst geht ja jede/r anders vor - das hier auszuführen, würde zu lang werden. Gründliches Plotten gehört für mich erst zum Schreibprozess, er öffnet ihn - ich nehme diese ungeliebte Arbeit nur auf mich, wenn ich mich dazu entschlossen habe, die Idee auch wirklich umzusetzen. Auch achte ich darauf, beim Schreiben noch nicht allzu viel zu überarbeiten, weil mich das demotiviert. Momentan ahne ich z. B., dass ich die ersten beiden Kapitel komplett streichen muss. Das ist leichter, wenn ich schon 20 weitere Kapitel habe ... kleinere Überarbeitungen sind aber ok. Für mich ist es auch so, dass ich oft erst nach wochenlangem Ringen mit der Geschichte "reinkomme", sodass es dann etwas besser läuft. Tödlich sind für mich Betaleser-Rückmeldungen, die zu früh kommen. Sie demotivieren mich oft so, dass ich die Geschichte überhaupt nicht mehr schreibe.
Überarbeiten ist dann noch mal ein Kapitel für sich.
Und letzten Endes kann man bei aller Mühe nie sicher sein, ob man wirklich eine Geschichte bekommt, mit der man zufrieden ist und mit der auch andere etwas anfangen können. Bzw. ich kann es nicht. ;)

Ich glaube, viele haben das Bild im Kopf, dass man als Autor auf den Schwingen der Inspiration getragen in den Himmel aufsteigt und traumwandlerisch den perfekten Roman schreibt - und das auch noch in kürzester Zeit - bzw. dass etwas nicht stimmt, wenn es nicht so ist. ;) Ich schreibe eher, als würde ich mit meinem Winzauto durch eine Straße voller Schlaglöcher fahren, Achsenbrüche inklusive. Es treten immer sehr, sehr viele Hindernisse auf. Aber meist gibt es trotzdem einen Weg, der weiter führt.
Mir persönlich hilft also die "Durchbeißen"-Methode, aber das Ergebnis ist und bleibt ungewiss.
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Mönchen am 27. Februar 2018, 19:45:53
Danke für die Links Elona!
Die ersten beiden kann ich tatsächlich (noch) nicht aufrufen leider.

Die 7 Punkte Methode werde ich auf jeden Fall mal durch stöbern.
Ein bißchen Struktur könnte sicher nicht schaden.

Die verschiedenen Herangehensweisen sind auf jeden Fall interessant zu lesen
und ich kann auf jeden Fall das ein oder andere für mich mit nehmen.
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Mönchen am 27. Februar 2018, 19:55:11
@Trippelschritt

Kann ich "mein Roman" auch noch nicht sehen, oder wo finde ich das?
Würde ich gern lesen!

Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Robin am 27. Februar 2018, 21:17:35
Meine Plothäschen knabbern mich mittlerweile im Schlaf an.  :rofl:  Das ist echt nicht mehr normal.

Ich habe schon immer sehr... lebhafte Träume gehabt. Und ich kann mich fast jeden Morgen daran erinnern was ich geträumt habe. In letzter Zeit werden meine Träume vielfältiger, und, vor allem, viel absurder, als ich es je in Erinnerung hatte. So haben meine Träume bereits Stoff für drei Geschichten geliefert, im letzten Monat alleine. Sie müssen noch ausreifen, die Plothäschen, aber die ernähren sich eindeutig vom Sandmann-Staub, den ich mir morgens aus den Augenwinkeln putze.
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Mönchen am 28. Februar 2018, 07:14:33
Das ist doch super Robin!

An meine Träume kann ich mich zwar auch oft noch gut erinnern, aber Stoff für Geschichten liefern die leider nie.
Das machen eher meine Tagträume, wenn sie anfangen abzudriften  ;)
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Elona am 28. Februar 2018, 07:27:56
Jup, kannst du tatsächlich auch noch nicht sehen.  ;)
Mein Roman: http://forum.tintenzirkel.de/index.php?board=87.0 (http://forum.tintenzirkel.de/index.php?board=87.0)



Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Trippelschritt am 28. Februar 2018, 09:24:44
Zitat von: Mönchen am 27. Februar 2018, 19:55:11
@Trippelschritt

Kann ich "mein Roman" auch noch nicht sehen, oder wo finde ich das?
Würde ich gern lesen!

Mein Roman steht unter Allgemeines ziemlich in der Mitte. Ein Viertel Elfenblut ist der Titel des Romans. Ob man eine bestimmte Anzahl von Beiträgen braucht, um dort hineinzukommen, weiß ich nicht, wie so Vieles andere, was ich hier nicht weiß. Aber wenn Dich das interessiert, versuche ich eine Kurzform über persönliche Mitteilung. Ist also kein Problem.

da ich selber davon überrascht bin, was in meinem kopf jetzt so alles passiert bei dieser für mich neuen Darstellungsform, protokolliere ich die einzelnen Schritte und lerne auf diese Art etwas über mich selbst und darüber, wie meine Intuition arbeitet. Und bevor jetzt jemand OT ruft, möchte ich gern noch darauf hinweisen, dass das zweigleisige Schreiben - ein Gleis was man schreibt und ein Gleis was der autor macht oder was ihm beim Schreiben passiert, eine wunderbare Art ist, den eigenen Schreibprozess zu verstehen.

@ Chaosqueen
Hast du das mal ausprobiert? In einem Journal oder Logbuch festzuhalten, was dir und Denen plotbunnies passiert, während du sie fütterst unf Pflegst.?

Liebe Grüße
Trippelschritt
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: FeeamPC am 28. Februar 2018, 11:11:35
Was Nebencharaktere angeht, die farblos bleiben- schick den Helden eine Zeit in Urlaub, erlaubt deinen Nebenfiguren eine eigene kleine Geschichte, und danach bringe sie mit dieser Geschichte oder aber Verhaltensweisen, die sich daraus ergeben, zurück in die Hauptgeschichte zu den Helden.
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Aljana am 28. Februar 2018, 13:04:52
@chaosqueen

Zu dem farblosen Gekritzel: Damit hast du aber doch immerhin schon einen Punkt, von dem du weißt, dass es deine Schwachstelle ist und du daran arbeiten musst. Eine solche Schwachstelle hat jeder und muss immer wieder auf der Hut sein, nicht reinzufallen.

Prinzipiell sagt man ja immer: Es ist leichter, etwas vorhandenes zu ändern, als auf ein leeres Blatt zu starren. Von daher würde ich dir raten, halte so ein Plothäschen mal auf, schreib dein, wie du meinst, farbloses Gekritzel, gib es knallharten Betalesern und arbeite dann die Schwachstellen auf. Wenn du nicht in deinen Figuren bist, mit ihnen fühlst und leidest, hast du einen großen Vorteil: Du kannst wesentlich professioneller arbeiten wie jemand (ich zum Beispiel) der sich zwanghaft an "Aber das geht so nicht" klammert.

Ich denke, für dich wäre es immens wichtig, mal ein Projekt zu beenden. Selbst wenn es nur was Kurzes ist und vielleicht auch nie aus deiner Schublade ins Tageslicht klettern wird. Oder vielleicht zumindest erstmal nicht. Aber zu wissen, dass man etwas abschließen kann, ist ein ganz wichtiger Prozess, weil man nur so die Methode finden kann, die am besten zu einem passt.

Also egal wie, mach einfach mal eins fertig. Hinterher analysieren, wo es am Spannungsbogen hakt, kannst du dann immernoch. Und ein guter Beta stellt ganz gezielte Frage zu wer wie wo was und wann, mit denen sich manchmal kleine Details in einzelnen Sätzen hinzufügen lassen, die deine grobe Skizze zu einem vollwertigen Roman machen können. Um bessere Geschichten zu schreiben, musst du es tun. Schreiben, schreiben schreiben. Nicht dem Horror vakui verfallen und gelähmt da sitzen, weil man Angst hat, nicht das Optimum aus der Story herauszuholen.
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Snöblumma am 28. Februar 2018, 18:17:48
Zitat von: chaosqueen am 27. Februar 2018, 08:43:45
Ich glaube, mein Problem ist, dass ich das, was so viele beschreiben, nicht empfinde: Ich bin nicht in meine Figuren. Ich weiß nicht, ob das, was ich als nächstes für sie plane, überhaupt zu ihnen passt. Und ich hasse Konflikte und löse sie in der Regel umgehend wieder auf.

Ich bin jetzt an diesem Satz hier hängen geblieben: Benennst du damit nicht eigentlich schon sehr zielgenau dein Problem? Bzw. deine zwei Probleme?

Ich kann jetzt nur aus meiner Warte sagen, dass alle Geschichten, die ich geschrieben habe, ohne die Figuren 100% zu kennen, absoluter Mist waren und vor der Wand endeten. Für mich persönlich ist es Grundvoraussetzung, dass ich die Figuren in- und auswendig kenne - das ist bei mir auch meistens der Ausgangspunkt einer Handlung. Eine Figur taucht auf, meistens erst einmal nur mit Eckdaten (Geschlecht, Alter, Zeit der Handlung). Zur Figur brauche ich dann noch ein Genre, um wenigstens eine grobe Richtung zu haben (bzw. meistens wird es bei mir eh Romance, alle anderen Versuche - Mist, siehe oben). Mit den groben Genrevorgaben weiß ich auch Eckdaten der Handlung. Wenn es Romance wird, dann brauche ich z.B. irgendwann noch einen Love Interest, möglichst so, dass die Figuren Gemeinsamkeiten haben, aber auch Spannungspunkte; ich brauche einen Antagonisten/Hindernisse; ich brauche ein Happy End.

Von diesem Ausgangspunkt aus tagträume ich mich in diese Figur hinein. Was ist sie? Wo kommt sie her? Wie sieht ihre Familie aus? Wie war ihre Kindheit? Was macht sie so den ganzen Tag? Wie agiert sie mit anderen? Wie reagiert sie, wenn man ihr widerspricht? Wie kann sie mit Kritik umgehen? All diese Fragen, die ich auch bei einem Menschen im echten Leben Stück für Stück abtasten würde, je enger ich ihn kennenlerne(n will). Meistens finde ich dann einen Punkt, an dem die Figur ein Problem hat - und das mache ich dann zum Thema der Geschichte.

Ausgehend von meiner Figur und dem Genre suche ich dann nach Figuren, die entweder auf Seiten der Hauptfigur stehen oder der Antagonist sind (oder jedenfalls Hindernisse bilden, nicht alle Gegner sind ja automatisch auch der Antagonist). Und für alle diese wichtigen Figuren gilt, dass ich sie erst einmal ausführlich kennenlerne. Das kann schon mal ein paar Wochen dauern, in denen ich in meiner freien Zeit einfach nur an den Figuren herumüberlege, ohne auch nur ein Wort zu schreiben.

Erst, wenn ich die Figuren kenne und Anfang und Ende der Geschichte zumindest grob weiß, setze ich mich hin und schreibe die erste Szene. Irgendwann während der ersten Seiten kommt dann der Punkt, an dem ich mir überlege, wie es logisch weitergehen muss - was kann ich tun, um mein Happy End zu verhindern? Wo steht die Figur sich selbst im Weg? Wann muss der Antagonist eingreifen? Das ist bei mir tatsächlich ein recht intuitiver Prozess, an dessen Ende eine Kapiteleinteilung mit groben Handlungspunkten (und ja, manchmal ist das tatsächlich nur ein "A und B treffen sich im Park") steht.

Und von da aus lasse ich meine Figuren machen. Vor jeder Szene frage ich mich, wie diese Figur mit ihrem Charakter nun handeln würde, was sie auf dem besagten Ball tun würde, wie sich das auch ihre Beziehung zu B auswirkt, ob der Antagonist hier wieder seine Hände im Spiel haben könnte... aber letzten Endes entscheidet die Figur mit ihrem Charakter, was passiert und welche Folgen es hat. Anders kann ich es nicht beschreiben ;). Aber das A und O ist für mich, die Figuren zu kennen. Und zwar nicht nur so ein bisschen.

Vielleicht ist das eine Richtung, in die du gehen kannst? Oder ist der figurbezogene Ansatz so überhaupt gar nichts für dich und du bist ein handlungsbasierter Schreiber? Dann sind vermutlich Plotmethoden eher was für dich.
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Mönchen am 28. Februar 2018, 18:53:21
Och schade!
Danke für den Link Elona. Mal gespannt, wann ich darauf zugreifen kann  ;)

Ja, sehr gerne Trippelschritt  :pompom:
Danke!
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Elona am 02. März 2018, 12:52:29
Vor ein paar Tagen sprang mich eine neue Idee (innerhalb eines bekannten Settings) an und aufgrund dieses Threads habe ich mal ein wenig darauf geachtet, wie ich vorgehe.

Wenn ich so darüber nachdenke, ergibt sich einiges auch schon aus dem Setting heraus. In meinem Fall ist es meine dystopische Welt in der auch meine erste Gestaltwandlergeschichte spielt. Demnach ist es dann auch Gay Romance, wofür man nun zwangsläufig mindestens zwei Personen braucht, die sich irgendwann toll finden. Selbst die Konflikte ergeben sich teilweise aus dem Setting und den Anfangssituationen der Protas. Beispielsweise: Wenn Prota A eben für das Unternehmen arbeitet, welches Prota B hasst = Konflikt. Natürlich ergeben sich die Konflikte auch noch aus den Zielen der Personen heraus. Aber jetzt schweife ich ab.

Was ich also hatte, war, eine grobe Idee von zwei vollkommen unterschiedlichen Charakteren, die auf gänzlich anderen Seiten stehen, und eben mein mir bekanntes Setting.

Hierzu sind mir dann erst mal Szenen aus irgendwo aus der Geschichte gekommen, die mir gut gefallen haben, und die mir vielversprechend genug erschienen, daraus eine ganze Geschichte zu konstruieren. An der Stelle reden wir noch über nur ein paar grobe Szenen. Dann habe ich mir die Frage gestellt, wie das Ganze enden soll und anschließend, wie die beiden sich kennenlernen.

Da ich eigentlich am Überarbeiten bin und hierfür keine Zeit gehabt hätte, wäre das nun der Punkt gewesen, an dem ich mir Stichpunkte zu der Idee aufgeschrieben hätte, um sie nicht zu vergessen. Blöd war jetzt nur, dass mir Überarbeiten gerade sowas von zum Hals raushängt und ich einfach mal wieder Schreiben wollte. Also Kompromiss aus ,,und wenn es nur ein kleiner Absatz ist."

Gesagt getan. Die zuvor erwähnten groben Szenen habe ich dann genauso grob aufgeschrieben (teilweise wirklich nur ein paar Zeilen). So im Nachhinein hätte ich mir das sparen können, weil sie eh ganz anders werden, wenn ich dahin komme. Aber egal. So ist es halt dieses Mal gelaufen.
Je mehr ich mich jetzt also mit der Geschichte beschäftigte, desto konkreter wurden die einzelnen Ideen/Szenen. Das ist dann eigentlich der Punkt, an dem die Plotbunnys sich selbstständig machen und brav alleine wachsen.

Was nicht bedeutet, dass ich keine Probleme mehr hatte. Aufgrund der Erkenntnis, dass alles bisher getippte (war wirklich nicht viel, hat mich aber trotzdem zur Einsicht bewegt) für die Tonne war, habe ich mich geschlagen gegeben und brav vorne angefangen, obwohl ich mit der ersten Szene noch gar nicht warm war. Zwei Anläufe habe ich, glaube ich, für den Anfang gebracht. Also den ersten Absatz und so habe ich mich erst mal Absatz um Absatz vorgekämpft, bis ich endlich in die Geschichte gefunden hatte und es plötzlich einfach floss. Das Einzige, was ich nun machen muss, ist ein wenig Tagträumen wie es als nächstes weitergeht. Also wirklich unmittelbar da, wo ich nun bin.

Im Kopf habe ich also einen groben Fahrplan und konzentriere mich aber wirklich immer nur auf die nächste Szene oder einen Teil davon. Wie gesagt, eigentlich bin ich am Überarbeiten und gestehe mir dann, wenn es hochkommt, mal 300 Wörter zu.

Aber ich glaube, so im Allgemeinen ist das tatsächlich mein Schaffensprozess. Vielleicht noch mit ein paar Abwandlungen hier und da.  :hmhm?:
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Mönchen am 03. März 2018, 12:38:24
Hallo Elona,

vielen Dank für den Einblick.

Ich steh ja auf Dystopien und Gestaltenwandler klingt auch sehr interessant  :jau:

Bei mir ist es oft genau anders herum. Die Szenen ergeben sich in den Tagträumen und dann muss ich schauen, wie und wo ich die in die Story einbinden kann.
Die haben leider ein Eigenleben und kommen von alleine und natürlich nie dann, wenn ich an einer Stelle in der Geschichte bin, wo ich eine brauchen könnte  :wart:

Aber das die Geschichte sich irgendwann von selber schreibt und ganz woanders hin entwickelt, dass kenne ich und liebe es.
Da weiß man Anfangs gar nicht, wo einen die Geschichte hin führt.
Das kann aber auch Probleme aufwerfen, wenn das Ende der Geschichte klar ist und die sich nun aber ganz woanders hin entwickelt.

Setting, Grundkonflikt und Ende sind meist auch nie mein Problem. Der Anfang schon eher, aber den kann man ja immer noch ändern bzw auch erstmal weg lassen.
Mein Problem ist meist der Mittelteil.
Entweder, weil der sich, wie oben beschrieben, woanders hin entwickelt, oder aber die Ideen ausbleiben für die kleinen Abenteuer, die es innerhalb des großen Abenteuers zu bestehen gilt.

Ich hoffe, du weißt, was ich meine.
Vielleicht kennt das ja jemand auch.
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Ixys am 03. März 2018, 14:07:14
Hallo Mönchen,

das "was passiert eigentlich in der Mitte" Problem kenne ich auch sehr gut. Das Anfangen fällt mir immer sehr leicht, meistens habe ich zwei Charaktere im Kopf, die eine bestimmte Beziehung zueinander haben, und irgendetwas an dieser Beziehung finde ich spannend, das ist mein Ausgangspunkt. Daraus ergibt sich dann meistens auch ein mehr oder weniger klarer Grundkonflikt. Und ansonsten kann ich über meine Arbeitsweise gar nicht mehr so viel sagen, was ich ziemlich frustrierend finde, weil ich schon ein Projekt in Romanlänge fertig geschrieben habe, und mich momentan bei der Fortsetzung frage wie ich das beim ersten mal bloß gemacht habe. Die Antwort ist leider, ich habe keine Ahnung.

Momentan hänge ich auch in der Mitte einer Geschichte fest, und frage mich nach circa 50.000 Wörtern gerade, wo ich eigentlich damit hin will. Sicher bin ich mir nur, dass die meisten Dinge, die ich mir in meine 7 Punkte Tabelle geschrieben habe, wie auch einige Szenen, die ich vorher per Schneeballmethode erarbeitet habe, mir nun doch nicht so gut gefallen. Ein Problem, dass ich bei mir schon öfter bemerkt habe, ist dass mir sehr schnell langweilig wird wenn ich zu genau weiß, wo es mit dem Schreiben hingehen soll. Um das zu vermeiden lade ich dann oft ein Rudel Plothäschen ein, lasse sie quer durch meine Planung springen, und schaue mir an, was passiert. Vorhersehbarerweise ist das Ergebnis meistens ein nur schwer entwirrbares Chaos, das oft in Sackgassen endet. Es fällt mir auch oft sehr schwer, zu entscheiden, welche der so entstandenen Szenen in eine interessante neue Richtung führen könnte, und welche ich besser wieder einfangen und irgendwo einsperren sollte.

Ideen für kleinere Abenteuer innerhalb der größeren habe ich oft schon, nur meistens sind viele davon inkompatibel, und oft ist es auch so, dass diese Nebenplots dann so sehr auf einen Charakter zugeschnitten sind, dass ich das Gefühl habe, dass andere Charaktere zu kurz kommen.

Elona und Mönchen, wie spannend, dass ihr euch so schnell auf euer Setting festlegen könnt! Das bereitet mir immer mit die größten Probleme. Ich denke das liegt daran, dass ich mich immer zwischen Fantasy und Science Fiction hin und her gerissen fühle, und Ewigkeiten brauche, bis ich mich entscheiden kann, was besser zu meinen Charakteren passt.
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Sanjani am 03. März 2018, 18:57:01
Hallo,

ich könnt ja schwören, dass wir schon irgendwo einen Thread haben, wo wir uns über das Wie des Plottens unterhalten haben, aber ich weiß nicht genau, vielleicht habe ich auch nur ein Déjà-vu.

@chaosqueen: Ich habe deine Beiträge so gelesen und gedacht, vielleicht wär ja das Drehbuchschreiben was für dich. Ich kann das jetzt nicht näher erklären, war nur so eine Assoziation, lasse es dir aber trotzdem mal da. Und wo wir beim Erklären sind: Ich kann aus deinen Beiträgen heraus deine Erfahrung mit Betalesern nicht so einschätzen, aber wenn ich beta lese, versuche ich immer genau zu erklären, warum mir hier was fehlt oder da was zu viel ist oder so. Also ich schreib dann nicht nur so was wie "Wie fühlt er sich gerade?", sondern ich erkläre, warum ich gerade nicht mehr weiß, wie der Charakter sich fühlt und warum ich das deshalb gern lesen möchte. Umgekehrt finde ich das von meinen Betalesern natürlich auch sehr hilfreich.

Ich selber bin kein gutes Vorbild, was das Plotten angeht. Ich habe immer alles aus dem Bauch heraus geschrieben. Vor einigen Jahren habe ich dann mal angefangen ein wenig zu plotten. Das hatte u. a. damit zu tun, dass zwei Plotstränge innerhalb einer bestimmten Zeit an zwei bestimmten Punkten ankommen sollten. Das Ende vom Lied war, dass mich der Plot gelangweilt hat, weil ich ja schon wusste, was passiert. Also wollte ich ihn nicht mehr schreiben. Und dann kam noch ein bisschen privater Stress dazu, ein nerviger Job, eine chronische Ideenlosigkeit und ich saß einfach mal - mit einigen kurzen Ausnahmetagen - in einer mehrjährigen Schreib- und Kreativitätsblockade fest.

Zur Auflösung hat bei mir die Ideenmatrix von Richard Norden beigetragen. Das witzige ist, dass ich gar nicht so viel von den Ideen am Ende verwendet habe. Es war eher so, dass das Assoziieren zweier Begriffe mir Mut gemacht hat, frei nach ddem Motto Hey, dir fällt ja doch was ein.

Ich bin ein hoffnungsloser Fall von Plotting-by-Writing und zwar nicht linear, sondern puzzleförmig. Mir fällt was ein, eine Szene, eine Figur, eine Situation und ich schreibe sie auf. Dann fällt mir die nächste Szene ein und ich schreibe sie auch auf. Dann fällt mir irgendwas ein, von dem ich weiß, dass das irgendwo in der Mitte der Geschichte passiert. Ich schreibe es runter. Ich muss das so machen. Ich kann einfach nicht anders. Ich manövriere mich dadurch natürlich auch immer mal in eine Sackgasse oder muss hinterher noch Sachen ändern oder ergänzen. Aber ich habe mich von der Idee verabschiedet, dass ich es strukturiert und linear machen muss. Denn das hat mich in die Blockade geführt. Dazu beigetragen hat auch, dass ich früher Szenen, von denen ich noch gar nicht wusste, ob ich sie brauche oder dass ich sie erst später brauche, nicht heruntergeschrieben habe. Inzwischen mache ich das immer. Szene ist nachts im Kopf, am Folgetag ist sie niedergeschrieben. Ich habe das Gefühl, dass ich manchmal erst neue Ideen bekomme, wenn ich das, was hartnäckig in meinem Kopf spukt, runtergeschrieben habe. Dafür hab ich es nicht so mit Nebenplots und Nebenfiguren. Allerdings sind meine Geschichten eh immer viel länger als ich anfangs hoffe.

Was die Atmosphäre oder das Setting angeht: Ich mache das manchmal ganz systematisch. Ich schreibe erst runter und dann überlege ich mir ok, hab ich da jetzt genügend Umgebungsdetails eingefügt? Meist interessiert mich dabei das Visuelle, weil das oft aufgrund meiner Blindheit etwas kurz kommt. Eine andere Methode ist für mich, zu überlegen, wie wäre das, wenn ich so etwas in meinem Alltag erleben würde. Wann würden mir bestimmte Dinge auffallen? Umgebungsgeräusche fallen mir z. B. auf, wenn mein Dialogpartner und ich gerade schweigen. Die Angst in der Dunkelheit kommt meist erst, wenn ich ein unheimliches Geräusch höre oder wenn ich merke, dass die ansonsten viel befahrene Straße plötzlich ganz still da liegt usw. Also man kann so was schon ein bisschen systematisch anpacken.

Das Problem, sehr viele Ideen zu haben, kenne ich übrigens nicht. Ich arbeite meist nur an einer Geschichte oder an keiner. Früher war ich oft neidisch auf diejenigen, die immer so viele Ideen haben. Inzwischen bin ich aber eigentlich ganz zufrieden damit, dass mein Geist sich eher auf eine Sache fokussiert :)

Dir viel Erfolg.

Sanjani
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Trippelschritt am 03. März 2018, 19:45:54
Zitat von: Sanjani am 03. März 2018, 18:57:01
Hallo,

ich könnt ja schwören, dass wir schon irgendwo einen Thread haben, wo wir uns über das Wie des Plottens unterhalten haben, aber ich weiß nicht genau, vielleicht habe ich auch nur ein Déjà-vu.

Sanjani

Ich kenne zwar einen solchen Thread nichts (was überhaupt nichts besagt), aber ich hätte enen Vorschlag, wohin man ihn stellen könnte. Unter Workshops, weil Plotten eine Frage des Handwerks ist. Es gibt zwei Hauptwege, wie man vorgehen kann und für jeden dieser beiden Wege ein paar Verästelungen, weil letztlich jeder seine ganz persönlichen Spur auf einem der beiden Wege suchen muss.

Haut mich, wenn ich jetzt danebenliege, aber ich habe den Eindruck, dass es in diesem Thread "Plothäschen fangen" darum geht, was man alles so machen, wenn man das Plothandwerk nicht so richtig gelernt hat. Man kann dann immer noch schöne Geschichten erzählen oder schreiben, weil viele Schreibenthusiasten ein angeborenes Takent zum Geschichtenerzählen haben und sich mal ruhig auf ihre Intuition verlassen können. Das kann klappen. Schwierig wird es nur, wenn man dann steckenbleibt und die Lust verliert, weil es ohne das handerwkliche Rüstzeug dann schwer wird, da wieder rauszukommen oder eine Erklärung für den plötzlichen Motivationsverlust zu finden, der über das "geht nicht" hinausreicht.

Vielleicht sieht jemand einen Sinn darin oder hat Lust, einen Thread fürs Plotten einzurichten.
War nur mal so'ne Idee.

Liebe Grüße
Trippelschritt

EDIT: Mir fällt grad ein: Die ultimative Plotmethode hatten wir als Thread schon mal
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Mönchen am 04. März 2018, 12:15:29
Hallo Trippelschritt,

hast Du da vielleicht einen Link, oder einen Hinweis, wo dieser Thread zu finden ist?

Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Mönchen am 04. März 2018, 12:34:58
Hallo Ixys,

Zitatdas "was passiert eigentlich in der Mitte" Problem kenne ich auch sehr gut.
Ich bin ja immer froh zu lesen, wenn es nicht nur mir so geht mit bestimmten Problemen :vibes:

Was das Setting angeht, dass ist in den "Szenen" die mich anspringen ja schon im Bild. Denn die Szene habe ich bildlich vor mir.
Mein Problem ist dann oft, dass ich nicht weiß, wo ich diese Szene unterbringen soll, dass sie nicht in die aktuelle Geschichte passt, oder aber in zwei Geschichten und ich mich dann entscheiden muss.
Oder aber ich habe nur diese Szene und muss dann darauf hinarbeiten, in dem ich eine Geschichte dazu schreibe. So ergibt sich das meist bei mir.

Wenn dann ständig irgendwelche Szenen auftauchen, die gar nichts mit der aktuellen Geschichte zu tun haben, bringen die mich aber gern schon mal raus.
Verführen sie doch dazu, etwas Neues zu beginnen, gerade, wenn man in der Geschichte, die man gerade schreibt, nicht weiter kommt.
Ich bräuchte wohl auch etwas mehr Struktur, mir geht es aber ähnlich wie dir, zu viel ist auch nix.
Da muss ich noch ein Mittelmaß finden. Vielleicht ergbit sich dann auch der Mittelteil ;-)

So hat jeder beim schreiben seine Stärken und Schwächen in gewissen Bereichen.
Bei den einen steht das Setting schnell, bei anderen der Anfang, oder die Charaktere.

Und hey, du hast schon eine Geschichte fertig, klasse  :pompom:

Ich denke, um zu sehen, wohin eine Idee führt, hilft nur niederschreiben und dann weiterschauen.
War die Idee nichts, muss man natürlich alles über den Haufen werfen und alles geschriebene wieder löschen.
Dann vielleicht erstmal im Kopf die Ideen verfolgen und dann schauen, wohin sie führen?
Etwas tagträumen darüber, um zu sehen, ob es sich lohnt, diese Idee weiter zu verfolgen?
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Trippelschritt am 04. März 2018, 13:35:17
Zitat von: Mönchen am 04. März 2018, 12:15:29
Hallo Trippelschritt,

hast Du da vielleicht einen Link, oder einen Hinweis, wo dieser Thread zu finden ist?

Wie man einen Link setzt, habe ich schon wieder vergessen, aber schau mal in workshops. Es ist natürlich nicht die ultimative Methode, die dort steht. Das war etwas provozierend gemeint. Eine solche Methode gibt es nicht. Aber es stehen eine Menge guter Idee in dem thread.

Liebe Grüße
und viel Spaß beim Schmökern

Trippelschritt
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Mönchen am 04. März 2018, 17:24:12
Super, danke dir! Lg
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Ixys am 05. März 2018, 11:01:07
Zitat von: Sanjani am 03. März 2018, 18:57:01

Ich bin ein hoffnungsloser Fall von Plotting-by-Writing und zwar nicht linear, sondern puzzleförmig. Mir fällt was ein, eine Szene, eine Figur, eine Situation und ich schreibe sie auf. Dann fällt mir die nächste Szene ein und ich schreibe sie auch auf. Dann fällt mir irgendwas ein, von dem ich weiß, dass das irgendwo in der Mitte der Geschichte passiert. Ich schreibe es runter.

@Sanjani: ich neige auch intuitiv zum Puzzle-Plotten (der Ausdruck gefällt mir :) ), und kann damit auch ziemlich viel Text produzieren, aber es fällt mir super schwer, dann letztendlich eine Verbindung zwischen den Szenen zu ziehen. Auch wenn mich Plotten im voraus schnell langweilt, ist die einzige längere Geschichte, die ich tatsächlich fertig geschrieben habe, eine, die ich strikt von vorne nach hinten geschrieben habe. Nachdem das beim ersten Mal so gut geklappt hat, dachte ich dann: toll, das mach ich beim nächsten Mal wieder genau so! Nur scheint es jetzt irgendwie nicht mehr so gut zu funktionieren, und ich bin wieder zum Puzzle-Plotten übergegangen  :P

@Mönchen: (ich antworte noch einmal hier, damit mein Post nicht im Plotting Thread völlig zusammenhangslos erscheint:) Ich bin auch ein Fan der "einfach niederschreiben und mal sehen, was draus wird, Methode. Nur Sachen löschen kann ich gar nicht gut. Mache ich eigentlich nie (abgesehen vielleicht von einelnen Sätzen). Ich mache dann immer ein neues Textdokument auf, nenne es "deleted scenes" oder so, und kopiere dort alles rein, was ich nicht benutze. Man weiß ja nie ob man es später nicht nochmal brauchen kann  ;).

Das Setting kommt bei mir immer als letztes. Was die Gestaltung der Atmosphäre natürlich schwierig macht, aber ich habe den Eindruck, ich dann mich dann besser auf die Charaktere konzentrieren. Interaktionen mit der Umwelt lasse ich meistens am Anfang auch sehr vage und gestalte sie dann erst beim Überarbeiten aus, wenn ich mich (zumindest vorläufig) für ein Setting entschieden habe.
Titel: Re: Plothäschen fangen - und was fressen die so?
Beitrag von: Sanjani am 05. März 2018, 18:23:38
Zitat von: Ixys am 05. März 2018, 11:01:07
ich neige auch intuitiv zum Puzzle-Plotten (der Ausdruck gefällt mir :) ), und kann damit auch ziemlich viel Text produzieren, aber es fällt mir super schwer, dann letztendlich eine Verbindung zwischen den Szenen zu ziehen.

@Ixys: Das fällt mir nicht so schwer. Ich finde es im Gegenteil eigentlich sogar ganz cool, wenn sich mir dann beim Puzzle-Plotten irgendeine Sache erschließt, die ich vorher schon streuen möchte. Dann kann ich einfach die bereits geschriebene Szene öffnen und da noch ein kleines, aber wichtiges Detail hinzufügen. Ich bin beispielsweise ganz schlecht darin, den Leser bzw. meine Figuren auf irgendwelche falschen oder richtigen Spuren zu führen. Beispielsweise weiß ich, Charakter X soll irgendwann denken, dass er von Charakter Y verraten wurde. Aber wie er dann zu dieser Erkenntnis kommt, verschließt sich mir. Wenn ich irgendwann dann einige größere Plotanteile habe, weiß ich ganz genau, wo ich einzelne Details einstreuen kann, die dem Charakter X dann später in den Sinn kommen und dazu führen, dass er glaubt, von Charakter Y verraten worden zu sein. Das vorher zu planen, gelingt mir oft überhaupt nicht, weil mir die Ideen einfach erst mit dem Schreiben kommen. Ich glaube, für mich wird eine Geschichte erst beim Schreiben so richtig plastisch.

Natürlich passiert es mir aber auch schon mal, dass irgendwelche Szenen, die ich ersonnen habe, nicht mehr in den Plot passen. Dann schmeiße ich sie raus oder schreibe sie komplett um. Aber das ist eigentlich vergleichsweise selten.