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Akademie für Autoren

Begonnen von Jen, 27. Januar 2016, 12:57:09

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Jen

Am vergangenen Freitag war ich in München im Verlagshaus Droemer Knaur zu Gast, wo der eBook-Service Neobooks ein Seminar der Akademie der Autoren angeboten hat. Ich hatte vorher keine rechte Meinung zu solchen Kursen, und wenn ich den Platz in dem Seminar nicht gewonnen hätte, hätte ich das wohl nie ausprobiert.

Das Seminar trug den Titel "10 Regeln für ein gutes Manuskript" und wurde von Akademiegründerin Maria Koettnitz persönlich geleitet. Sie hat uns ihren Werdegang geschildert, allerdings war sie bei so unfassbar vielen Verlagen, dass ich das gar nicht richtig aufzählen kann. Zumindest hat sie sehr viele Jahre Erfahrung als Lektorin gesammelt und weiß daher, wovon sie spricht.

Ich hoffe, dass dieser Bericht objektiv genug ist - immerhin muss ich mich nicht fragen, ob es das Geld wert war. (Bin zwar extra mit dem ICE nach München gefahren, habe bei der Gelegenheit aber auch Freunde besucht).




Vorab haben alle 12 Teilnehmer ein Exposé und eine Leseprobe geschickt, wobei eigentlich darum gebeten wurde, jeweils nur 1800 Zeichen zu verwenden. Daraus wurde ein sog. Reader erstellt, in dem alles enthalten war. Die Teilnehmer konnten vorab also schon lesen, was die anderen schreiben und wie sie arbeiten. An die 1800 Zeichen hat sich bis auf meine Wenigkeit aber niemand gehalten.  :-\ Dadurch konnte ich auch nur 1/3 des Exposés einreichen und habe ein wenig das Gefühl, dass ich Frau Koettnitz mit der vollständigen Inhaltsangabe besser überzeugt hätte. Dazu aber gleich mehr.

Das Seminar ging acht Stunden, inklusive Mittagessen und Rauch-/Kaffeepausen. (Anbei: Das Essen wurde auch komplett gestellt und war großzügig, kleiner Pluspunkt an der Stelle).
Erst gab es eine allgemeine Vorstellungsrunde, in der alle Teilnehmer erzählen sollten, warum und für wen sie schreiben. Die Hälfte der Anwesenden wurde vom Droemer-Kind "Feelings" gestellt, der Rest von Neobooks. Wir hatten also eine mindestens 50%-ige Liebesfront.  ;D
Anschließend haben wir uns gleich der ersten Regel gewidmet und sinnvolle Prämissen für unsere Bücher erstellt. Im Verlaufe des Tages haben wir innere und äußere Themen herausgefunden, Konflikte geschaffen, Figuren motiviert und - ganz Off-Topic und für mich am allerwichtigsten - darüber gesprochen, was denn nun wirklich in ein Exposé gehört. (Das gehörte nicht zu den 10 Regeln).
Von außen betrachtet leuchteten mir die zehn Regeln allesamt ein, allerdings kann ich nicht behaupten, dass ich regelmäßig an sie denke. Ich finde sie trotzdem allgemeingültig und sehr sinnvoll.

Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.


Ich poste diese Regeln hier, weil sie meiner Meinung nach nicht der Kern des Seminars waren. Viel wichtiger war für mich die Arbeit mit den anderen Autoren (selbst, wenn man die Regeln kennt, heißt das nicht, dass man sie richtig anwenden kann). Maria Koettnitz hat eng mit dem gearbeitet, was wir ihr geschickt haben. Sie hat zum Beispiel unstimmige Bilder wie »die schwächeren Schiffe konnten sich in den Hafen bringen« aus den Leseproben gezogen und unsere Fehler erläutert. Der spontane Exposé-Exkurs beruhte vor allem darauf, dass ihr niemand ein gutes geschickt hat.
Die Teilnehmer konnten durchweg Fragen stellen, Diskussionen wurden nicht abgewürgt.
Mein einziger peinlicher Moment war, dass Frau Koettnitz einen Teil meines Exposés erst verstand, als ich ihn erläuterte (was auch damit zusammenhängt, dass der Kurzinhalt bei ihr 10 und nicht nur 5 Sätze haben darf, aber das sind alles Ausreden ::) ).
Andere Autoren haben festgestellt, dass ihre Geschichten sehr starke Lücken haben oder doch nicht so gut sind, wie sie glaubten. Für mich war der Tag gut, für andere wird er etwas heftig gewesen sein.
(Merke: Wer in so ein Seminar geht, sollte mit Kritik umgehen können).

Das Beste kommt aber wie immer zum Schluss: Unsere Seminarleiterin hat danach angeboten, persönliches Feedback zu Exposé und Leseprobe zu geben. Im Anhang findet ihr die Notizen, die sie zu meiner Leseprobe gemacht hat (auch wenn ich mich für gewisse Dinge schämen sollte).

Im Zug nach Hause habe ich dann für das Projekt, zu dem sie meine Unterlagen hatte, einen "neuen" Plot für die Überarbeitung erstellt. Ich habe mich dabei auf den eigentlichen Protagonisten fokussiert und neun wichtige Konflikte herausgestellt, die im neuen Plot Stück für Stück "abgearbeitet" werden. Ich fühle mich wesentlich strukturierter und habe wieder die Motivation, die mir über ein Jahr für die Geschichte gefehlt hat.




Das war jetzt lediglich ein Einblick in eines der angebotenen Seminare. Hat jemand von euch schon einen anderen Kurs besucht? Wie sind eure Erfahrungen?

Mein Seminar hätte eigentlich 150€ gekostet, was ich, wenn ich den Aufwand dahinter durchdenke, für angemessen halte. Das Geld muss man aber auch erst einmal über haben.

(Bei Fragen erweitere ich den Post hier).  :winke:

Hier geht es zum Rückblick von Neobooks, mit Zitaten der anderen Teilnehmer und einigen Bildern.

[Dateianhang durch Administrator gelöscht]
Guilty feet have got no rhythm.

pink_paulchen

Wow! Toll, dass du uns so detailliert daran teilhaben lässt. Solche Erfahrungsberichte sind wirklich Gold wert!  :pompom:
Ansonsten bin ich nicht der Meinung, dass man sich für irgendwas schämen muss. Etwas gutes, dass im Seminar besser gemacht wird - wunderbar.  :knuddel:

Fianna

Danke für den Rückblick, Jen!
Wenn ich mir den Link von Neobooks so ansehe, war mit @Nika ja noch eine weitere Zirklerin an Bord, vielleicht mag die ja auch noch etwas schreiben.  :)

Jen

Aaaah, Annika! Du bist das!  :vibes: Ja, deine Meinung würde mich auch nochmal interessieren.
Guilty feet have got no rhythm.

Nika

Nope, das war nicht ich, das war meine Mitlesekatze Key.

Nycra

Zitat von: Nika am 27. Januar 2016, 16:58:19
Nope, das war nicht ich, das war meine Mitlesekatze Key.
Und die hat mir gestern ganz begeistert erzählt, dass der Kurs sie erst einmal runtergezogen hat, aber seit dem geht sie mit vollem Elan an die Fehler in ihrem Plot, insbesondere die Charakterdarstellung hatte es ihr angetan.  ;)

Fianna

Achso, bei Neobooks stand "Annika" plus der Link zum Lesekatzenblog, ich dachte das wärest Du gewesen.
Entschuldigung für die Verwirrung :)

Nika

Zitat von: Nycra am 27. Januar 2016, 17:12:31
Zitat von: Nika am 27. Januar 2016, 16:58:19
Nope, das war nicht ich, das war meine Mitlesekatze Key.
Und die hat mir gestern ganz begeistert erzählt, dass der Kurs sie erst einmal runtergezogen hat, aber seit dem geht sie mit vollem Elan an die Fehler in ihrem Plot, insbesondere die Charakterdarstellung hatte es ihr angetan.  ;)

Uns musste sie auch schon intern einen ausführlichen Bericht schreiben. ;)

Zitat von: Fianna am 27. Januar 2016, 17:26:21
Achso, bei Neobooks stand "Annika" plus der Link zum Lesekatzenblog, ich dachte das wärest Du gewesen.
Entschuldigung für die Verwirrung :)
Kein Problem. :) Der Name stimmt ja auch, es ist eben unsere andere Annika (es ist schon gut, dass wir unter uns unsere Spitznamen benutzen).

Angela

Danke, dass du es so mit uns teilst!
Schämen sollte sich niemand, wir alle lernen dazu und wenn ich mir meine Sachen so ansehe, die mein Beta mir anstreicht, dann müsste ich den ganzen Tag mit einer roten Birne durch die Welt laufen.
Ich würde schon gern an so einem Seminar teilnehmen. Ob ich es aushalten würde, ist allerdings eine andere Sache. Mutig muss man schon dafür sein, glaube ich. Aber für mich ist es einfach zu weit weg und Zeit dafür habe ich auch noch nicht.

Trippelschritt

Mir gefallen die zehn Regeln wirklich gut (alle zehn) und jeder Autor ist klug beraten, sich an ihnen zu orientieren. Für mich ist diese Information deshalb so bedeutsam, weil ich in meinen ersten Anfängen auch einmal ein Schreibseminar mitgemacht habe, das mich viel Arbeit und ordentlich Geld gekostet hat. Was dabei herauskam, war leider vergleichsweise wenig und das lag nicht am Kurs, sondern daran, dass ich ein reiner Bauchschreiber bin. So sind alle Ratschläge bezüglich eines Plots bei mir vergebliche Liebesmühe, weil ich ja erst während des Schreibens herausbekomme, was ich eigentlich schreiben will. Und so war der große Gewinn, etwas über meinen Kreativprozess gelernt zu haben. Und später merkte ich, dass auch die Kapitel Figuren und Perspektive bei mir Funken geschlagen hatten. Aber Bauchschreiber tun sich in diesen Kursen schwer, müssen aber all das wissen - spätestens wenn sie überarbeiten.

Ich glaube, du warst in einem guten Kurs, Jen und Expose schreiben, kann man gar nicht oft genug üben. Und dir vielen Dank, dass Du das mit uns geteilt hast.

Liebe Grüße
Trippelschritt


Sunflower

Vielen Dank für den Bericht, Jen, der war wirklich interessant zu lesen :) Die zehn Regeln erscheinen mir sinnvoll. Schön, das nochmal so auf den Punkt gebracht zu haben. Den Bericht bei Neobooks lese ich mir auch gleich noch durch.

Ich war im September 2014 bei dem Workshop mit Markus Heitz, Tom Finn und anderen, den Sonja Rüther jedes Jahr veranstaltet (klick). Ich habe dafür gezahlt, weil es sich so ergeben hat, dass meine Praktikumseinnahmen ziemlich genau der Betrag waren, der der Workshop gekostet hat und ich das als Zeichen gesehen habe. Mir hat das auch sehr viel gebracht, weil ich neue Plottechniken gelernt habe und es einfach liebe, mit anderen Schreibenden zu diskutieren. Kann beizeiten auch noch einen Bericht schreiben, falls das jemanden interessiert - und auch die Notizen zu Plot und Figurengestaltung nochmal ausgraben, wenn Interesse besteht. Jedenfalls sind gute Kurse mit guten Dozenten wirklich Gold wert, finde ich. Mir hat das jedenfalls unheimlich viel gebracht.
"Stories are, in one way or another, mirrors. We use them to explain to ourselves how the world works or how it doesn't work. Like mirrors, stories prepare us for the day to come. They distract us from the things in darkness."
- Neil Gaiman, Smoke and Mirrors

Fianna


Sunflower

Dann mache ich mich nächste Woche mal daran :) [/OT off]
"Stories are, in one way or another, mirrors. We use them to explain to ourselves how the world works or how it doesn't work. Like mirrors, stories prepare us for the day to come. They distract us from the things in darkness."
- Neil Gaiman, Smoke and Mirrors

energy

Auch ich finde deinen Bericht sehr aufschlussreich. Ich hab mich jetzt ein wenig durchgeklickt und meine Neugierde brennt. Leider muss ich zugeben, das ich Neobooks überhaupt nicht kannte.  :versteck:
Meine frage wäre jetzt, hast du oder auch jemand anderes hier, damit Erfahrung. Liege ich richtig damit, dass dort nur SelfPublisher sind? Wie läuft das Scouting ab? Hätte ich als Neuling eine Chance?
Darf ich das hier fragen, oder müsste ich einen neun Thread starten?

Amber

Oh, ich wusste davon gar nicht, sehr interessant :)