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Geschützte Marken in Romanen

Begonnen von Artemis, 23. August 2009, 18:34:04

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Artemis

Ich hab ein solches Thema hier noch nicht gefunden (haut mich, sollte ich es übersehen haben  :bittebittebitte:)

Und zwar bin ich am Überlegen, wie weit man als Autor das Recht hat, die Namen geschützter Marken in seinen Geschichten zu nennen. Wenn ich meine Protas zB mit Taschen und Schuhen bestimmter Marken ausstatte und das erwähne, darf ich das überhaupt? Oder gibts da rechtlich was auf den Deckel? In Filmen sieht man dieses Product Placement am laufenden Band, aber bei Büchern fällt mir spontan kein Beispiel an, wo so was offensichtlich auftritt.
Bin diesbezüglich etwas ratlos ...

Luna

Ich kann dir da rechtlich keinen großen Beistand leisten, aber ich glaube, als Autor bist du da freier, als die Filmindustrie.
Nehmen wir mal das Buch "Vollidiot" - der Kerl arbeitet bei der Telekom, geht bei IKEA und Starbucks vorbei und rest ist recht lustig. Ich glaube nicht, dass er dafür eine Genehmigung einholen musste, zumal - und das ist das Interessante - das Filmstudio weder von der Telekom noch von Starbucks eine Genehmigung bekommen hatten, entsprechende Lokalitäten zu zeigen/zu benutzen. Nur IKEA war so frei und hat es erlaubt.

Product Placement ist da noch etwas anders... Die entsprechenden Firmen geben da nicht nur die Genehmigung, sondern ZAHLEN sogar, dass die Sachen entsprechend benutzt werden...

Um es zusammenzufassen: Ich glaube, du darfst die Dinge in den Büchern ohne Probleme verwenden, aber hundertprozentig sicher bin ich mir da nicht...

LG AF

Leon

#2
Hallo Artemis

Diese Frage hatten sich die Montsèguler auch schon mal gestellt. Wenn Du magst, schau mal rein.  ;D
http://autorenforum.montsegur.de/cgi-bin/yabb/YaBB.pl?num=1245530574

Gruß
Leon

Luna

@Leon: Bei den Montsegurlern ging es da um einen Markennamen im Titel... und das geht einfach nicht... es könnte nämlich der Verdacht aufkommen, dass man den Verkauf des Buches mit dem Erfolg jener Marke fördern will.
Im Buchtext selber ist da die Rechtslage mMn wieder anders... Zumal es gewisse Dinge im Alltag gibt, die man meist am Besten mit eben diesem Markennamen beschreiben kann.

Stell dir mal vor, dein Charakter trinkt ne Cola... die kannste schlecht umschreiben...

Drachenfeder

Ich habe in vielen Büchern schon Markennamen gelesen. Gerade W. Hohlbein benutzt sowas öfter. "Eastpackrucksack" und solche Dinge.

In meinem eigenen Roman benutze ich Nike Schuhe. Ich mache mir da ehrlich gesagt keinen Kopf. Wenn man das so extrem nimmt, muss man sich bei jedem Wort, Name oder Sonstiges überlegen ob da irgendwo auch nur ein kleines (c) drauf ist.



Lomax

Zitat von: Artemis am 23. August 2009, 18:34:04In Filmen sieht man dieses Product Placement am laufenden Band, aber bei Büchern fällt mir spontan kein Beispiel an, wo so was offensichtlich auftritt.
Dann liest du vielleicht zu wenig ... oder zu einseitig? :snicker:

Aber viele Thriller lesen sich wie Lifestyle-Kataloge ...

Tenryu

#6
Die Verwendung von Markenamen ist grundsätzlich erlaubt, so lange sie nicht für Produkte im gewerblichen Verkehr verwendet werden und die Marke auch für die entsprechende Produktklasse geschützt wurde.
Grundsätzlich ist es so, daß eine Handelsmarke, bzw. Warenzeichen immer nur für eine oder mehrere Produktgruppen eingetragen wird. D.h. wird eine Marke für die Produktgruppe, Lebensmittel eingetragen, könnte ein anderer sie durchaus auch für Kosmetika verwenden.
Beispiel: Die Textilmarke "Diesel™" darf von keinem anderen Wettberwerber für Textilien verwendet werden. Wohl aber darf man Motorenbrennstoff unter dieser Bezeichnung verkaufen.

Die Nennung einer Marke in einem literarischen Text ist aber (außer es geschieht im Titel (da sollte man vorsichtig sein)) keine Verwendung im Sinne des Markenrechtes. Und somit ist das frei. Es stellt also keine Verletzung von Rechten dar, wenn man seine Romanhelden Coca-Cola™ trinken oder Porsche™ fahren läßt oder sie mit einer Gucci™-Handtasche ausstattet.

Eine andere Frage ist, ob das unbedingt notwendig ist, oder den Text in einem schlechten Licht dastehen läßt. Gerade wenn Markennamen häufig verwendet, oder sogar gelobt werden, gerät der Autor rasch in den Verdacht der Schleichwerbung. (Was nicht verboten ist, aber zumindest ein "Geschmäckle" hat.)

Sarina

hihi...Product Placement....wird (wenn es genehmigt wird) mein Abschlussarbeitsthema im Studium.

Alsoooo...Product Placement ist die Platzierung (auch Erwähnung in Büchern) von Marken oder Firmen in Film, Rundfunk (...) und Literatur.

Die Entgeltlichkeit ist kein zwingendes Kriterium für Product Placement. Wenn man in seinen Büchern Markennamen erwähnt, sollte man im Hinterkopf haben, dass man Werbung macht - ohne Geld zu bekommen. Die eigentliche (ursprüngliche) Form von PP besteht nämlich lediglich aus folgenden Gegenleistungen: Die Filmfirma/Autor usw. kann die Marke/Firmennamen kostenlos als Requisite benutzen (bei Filmen werden die Produkte von der Firma kostenlos zur Verfügung gestellt), dafür ist sie im Endwerk erkennbar (= Werbung für die betroffene Firma). Das die Firmen dafür bezahlen, ist lediglich ein Hinweis auf die verbotene Form "Schleichwerbung". Bei Filmproduktionen ist es zwar inzwischen eine anerkannte Finanzierungsmethode und erlaubt, da der Zuschauer heute damit rechnet, PP in einem Film zusehen.

Halt, zurück zum Buch...

Es dürfte nie ein Problem sein, sofern es in einem normalen oder positiven Zusammenhand erwähnt wird. Anders ist es, wenn die Prada-Tasche schon gleich nach dem Kauf kaputt geht, die Rolex-Uhr ständig stehen bleibt oder so. Das würde den Firmen sicher nicht gefallen.

Hoffe, geholfen zu haben :-)

Drachenfeder

Ok, die Nike Schuhe meiner Prota wurden vom Schlamm gefressen. Da er sie auch nicht mehr ausspuckt, brauche ich mir also keine Gedanken zu machen.  ;D



Sarina

Solange die Schuhe nicht wegen eines kleinen Fußmarsches auseinadergefallen sind, bevor der Schlamm sie gefressen hat ;-)

Tenryu

Warum sollte man in seinen Geschichten Schleichwerbung für Produkte machen, wenn man dafür kein Geld bekommt? Oder wenigstens eine Gratis-Uhr oder -Tasche?

Sarina

Aus dramaturgischen Gründen...Stephen King erwähnt oft Markenprodukte (z.B. der Sheriff aus Desperation roch nach Old Spice). Warum macht er das? Weil der Leser etwas vertrautes findet, mit dem er vielleicht selbst in Berührung gekommen ist...Die Geschichte wird realer, greifbarer....
Genauso wie Comedians...wenn die Witze machen, dann nennen sie auch alles beim Namen (und nicht nur, wenn es im negativen Zusammenhang steht). Z.B. "Eure Mütter" besingen nicht "feuchtes Toilettenpapier", weil ein lustiges Loblied über Hakle Feucht Lustiger ist.

hab ich das einleuchtend geschrieben?

Artemis

Puh, dann bin ich ja beruhigt  :) Muss ich mir also keine Gedanken machen, ob mir eine Agentur oder ein Verlag deswegen den Kopf abschraubt  ;)

Ich benutz die Marken nicht in Massen, sondern nur an bestimmten Stellen, wo sich die Erwähnung lohnt. Wenn meine Prota aus einer Playboy-Tasse schlürft oder eine ganz bestimmte Umhängetasche mit sich herumschleppt, wissen die Leute sofort, was ich meine. Die Umschreibungen würden an den Stellen einfach den Lesefluss stören.

Sarina

Da brauchst du keine Angst haben, sofern du nicht beschreibst, dass der Henkel dieser Tasse nach einer Woche abgebrochen ist oder der Reißverschluss dieser Tasche ständig klemmt, ist alles in Ordnung.

Junipera

Hallo!

ZitatAber viele Thriller lesen sich wie Lifestyle-Kataloge ...

Habe auch schon etliche Namen von Produkten in Büchern gefunden. Ich glaube es war ein Buch von Hohlbein, in dem der Prota mit Nachnamen sogar Warsteiner hieß.
Ich glaube auch, das die Verwendung von Marken das ganze greifbarer für den Leser macht. Ich glaube nicht das es ein Problem ist, wenn man schreibt er zündete sich eine Marlboro an oder nahm sich ein Tempo. Das würde die Firmen wohl eher noch freuen, Gratiswerbung Juhu! Problematisch wird es wohl eher dann, wenn der Prota bei jeder Gelegenheit sagt: "Was täte ich nur ohne meine schönen Schuhe von Adidas", oder sonst etwas in der Art. Das wäre dann richtig Schleichwerbung.

Auf der anderen Seite, wozu hat man ein Lektorat? Wenn es zur Veröffentlichung kommt, können solche Sachen immer noch geklärt werden.

Liebe Grüße Juni