• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Das Aussehen unserer Helden

Begonnen von Coppelia, 10. Februar 2008, 07:55:26

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 3 Gäste betrachten dieses Thema.

Runaway

Spannendes Thema. Da ich beim Schreiben immer sehr bildlich denke, ist es für mich wichtig, zu wissen, wie meine Helden aussehen - und zwar ganz genau. Ich schaffe es tatsächlich erst, den Charakter auch beim Schreiben weiterzuentwickeln, wenn ich ihn gezeichnet habe. Da ist schon einiges zusammengekommen: http://www.kristall-der-koenige.de/gallery/

Ich hab alles dabei, was die Attraktivität angeht, um es mal so zu nennen. Überirdisch schön müssen die alle nicht sein, wobei es durchaus immer gern Randfiguren gibt, die so sind. In Himmelsfeuer war die kleine Schwester sehr hübsch und in meiner Trilogie die Kusine.
Die Heldinnen selbst waren etwas burschikos, aber alles andere hätte ich mit einem Schwert in der Hand auch albern gefunden.

Worüber ich immer noch nachdenke, ist, warum meine aktuelle Heldin ein gutes Jahr lang nur in meinem Kopf, aber nicht auf dem Papier existierte. Immer, wenn ich versucht habe, sie zu zeichnen, hat mir das nicht gepaßt. Schon komisch. Irgendwie war ich da zu perfektionistisch. Zu einem gewissen Grad will ich mich ja selbst auch mit meinen Figuren identifizieren, um mich besser reindenken zu können. Da lag wohl irgendwo der Hund begraben.

Schakka

Also meine Protagonistin ist nicht wirklich genau beschrieben, einfach als durchschnittliches Mädchen, braune Haare, blaue Augen. Nicht besonders Auffällig, aber genauere Beschreibungen gibt es auch leider nicht... Denkt ihr das reicht, oder sollte ich sie genauer beschreiben?
Wenn ja, ich wüsste nämlich nicht wie, da sie in meinem Kopf nicht wirklich Bildlich existiert  :embarassed:
Aber es stimmt schon, es wirkt nicht wirklich realistisch, wenn alle Figuren in dem Buch "perfekt" aussehen und keine Makel haben.

Zitat von: Fayetale am 17. September 2008, 09:23:47
ich denke das besondere 'unschöne' Merkmale die Protagonisten irgendwie realer machen.

aber es könnten ja auch einfach Merkmale sein, die beweisen, dass er nicht ganz genau dem "Traumtyp" entspricht und sich einfach ein bisschen von den Normen abhebt, wie zum Beispiel, ein Muttermal, eine Kette, oder eine Sonderbare Haarfarbe :)
Denke ich zumindest^^

Toni

Rakso

Ich schätze mal, dass Menschen generell dazu neigen ihre Protagonisten besonders schön darzustellen. Das sieht man auch schon in der Antike. Die Menschen werden so dargestellt, wie man selbst gerne sein möchte. Als ich an meinen ersten Geschichten tüftelte, war das auch so. Meine Protagonisten stellte ich mir immer gutaussehend und, wenn man so möchte, attraktiv vor. So wie ich eigentlich selbst gerne hätte sein wollen.

Heute versuch' ich meinen Protagonisten ein durchschnittliches Aussehen zu geben. Zum Beispiel mein alter Freund Lev, der mehr als nur durchschnittlich aussieht. Besonders passend, wie ich finde, für ein Großstadtsetting. Oder aus meinem momentanen Projekt wollte ich meine Helden auch nicht zu gutaussehend machen.

Denn, wenn alle Menschen schön aussehen würden, dann wäre ja das Besondere oder Außergewöhnliche nicht mehr vorhanden.

Natürlich gibt es ab und zu auch mal einen (meist bösen) Charakter der als überaus schön gelten mag.

Mich würde mal interessieren, wie ihr versucht (wenn überhaupt), ein "durchschnittliches Aussehen" bei euren Helden für den Leser deutlich zu machen? Ich mache das eher so, dass ich generell verzichte äußerliche Merkmale zu beschreiben, außer halt auffällige Merkmale oder die Haarfarbe, wie Schakka das schon erwähnte.

Gruß,
Esteve

KaPunkt

Ich möchte die Entscheidung, ob eine Figur 'Schön' ist, gerne dem Leser überlassen.
Meine Beschreibungen halte ich möglichst neutral, wobei es natürlich mitschwingen kann, wer da gerade wen sieht.
Ist klar, das Tresten Raika wunderschön findet, immerhin ist sie die Liebe seines Lebens.
Oder ich beschreibe das Gefühl, die Aura, die jemand vermittelt.
Aktuelles Beispiel:

ZitatDer kaiserliche Gesandte, ein in jeder Beziehung raumgreifender Mann, groß und breit, mit ausholenden Gesten und lauter Stimme (...)

Ich glaube nicht, dass ich Alter und Haarfarbe überhaupt noch erwähnen werde (Er macht's eh nicht lange  :darth:). Ich behaupte, diese Beschreibung reicht völlig, um ein lebendiges äußeres Bild der Figur zu geben.
Ob dieser Mann jetzt attraktiv ist? Das hängt vermutlich davon ab, ob man solche Männer eben mag. Meinem Helden geht er auf die Nerven. Zu laut, zu groß zu intensiv. Er findet ihn nicht schön.
Andere mögen ihn vermutlich sehr gern und finden, das das Leben mit ihm Spaß macht. Frauen,(oder Männer, der Gesandte ist da nicht gebunden), die so was gern haben, finden ihn vermutlich sehr attraktiv.

Die obligatorische Narbe, um den Helden etwas weniger unglaublich schön zu machen, kenne ich auch.
Ich benutze Narben ebenfalls gern, aber da die Schönheit bei mir sowieso nicht definiert ist (außer in den Augen anderer Figuren), dienen mir Narben eher dazu, Lebenslauf und Welt zu verdeutlichen.
Ein Söldner mit zwanzig Jahren Kriegserfahrung hat vermutlich so viele Narben, dass er gar nicht mehr weiß, woher die alle kommen. Ein Waldarbeiter kann locker mal ne Axt im Bein gehabt haben und der Schmied hat womöglich mehr als einen plattgehauenen Nagel. Wenn man Tischler arbeitet, kann man sich schonmal einen Finger abschneiden, und ein Rausschmeißer hat sich wohl schon öfter als einmal die Nase gebrochen, die entsprechend schief im Gesicht steht.


Interessant finde ich übrigens, dass hier häufig gesagt wird, dass höchstens die Bösewichter unglaublich schön sind.
Wieso traut man sich eher, einen fiesen Schönling zu benutzen?

Liebe Grüße,
Kirsten
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Merrit

Interessante Überlegungen.
Ich habe einmal die Rückmeldung bekommen, daß man sich meine Protas nicht vorstellen könne, da ich noch nicht einmal erwähne, ob es sich um Menschen handeln würde und auch meine sonstigen Beschreibungen seien eher spärlich. Das mache ich mit Absicht! Ich hasse es, wenn mir das kleinste Detail vorgegeben wird und kein Raum bleibt für die eigene Phantasie.
Sicherlich habe ich als Schreiber auch ein Bild meiner Protas vor mir, aber ich will dieses nicht zur Gänze den anderen aufdrängen! Wenn ich hier und da ein paar kleine Anmerkungen fallen lasse bezüglich der Größe, der Kleidung, oder auch besonderer Kennzeichen, denn reicht das für mich (und glücklicherweise auch für die meisten meiner Testleser).
Schön, oder auch nicht, das entscheidet also jeder für sich!
Aber ich muss sagen, ich finde es auch faszinierend, daß einige hier ihre Protas so detailliert zeichnen können, Hut ab!
Wie man sieht, jeder hat wieder seine eigene Vorgehensweise  ;D.

Lg Merrit

Churke

Zitat von: Esteve am 22. Dezember 2010, 17:45:03
Denn, wenn alle Menschen schön aussehen würden, dann wäre ja das Besondere oder Außergewöhnliche nicht mehr vorhanden.
Da kann ich nicht zustimmen. Abgesehen vom 08/15Model-Gesicht gibt es wahrscheinlich unendlich viele Möglichkeiten, ein schönes Gesicht bzw., wenn man weiter geht, einen schönen Menschen zu "konstruieren." Ich habe mal einen SF-Roman geschrieben über eine Superrasse von Invitros. Die sind alle superschöne fleißige Arbeiter(innen) in einen totalitären Ameisenstaat. Doch ich hatte nie Angst, dass sie gleich oder nicht unterscheidbar wären.   


moonjunkie

Ich finde es meist wichtiger etwas über Ausstrahlung und Eigenschaften der Charaktere zu erfahren um ein klares Bild vor Augen zu haben. Haar- und Augenfarbe sind eher nebensächlich. Leider kann ich es trotzdem nie lassen auch über Augenfarben etc. zu schreiben. Ich glaube ich tue das meist sogar ein wenig zu oft... leide zudem noch ein wenig unter Adjektivitis.

@ Kirsten: Ich muss grade mal loswerden, dass ich Deine Beschreibung von dem kaiserlichen Gesandten wirklich gelungen finde. Hatte sofort ein klares Bild vor Augen!  :jau:

Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, sind die meisten meiner Charaktere auch eher attraktiv. Manchmal ärgert mich sowas bei Büchern die ich lese, wenn wirklich ALLE schön sind. Es kommt aber natürlich auch immer auf den Betrachter an, wie vorhin schonmal gesagt wurde. Wenn ich jemanden mag oder sogar liebe, ist er für mich in den meisten Fällen attraktiv und schön. Wenn jemand immer neidisch ist, unfreundlich, mürrisch oder finde ich ihn/sie eher nicht attraktiv.

lg, moonjunkie

Churke

Zitat von: moonjunkie am 23. Dezember 2010, 10:03:10
Haar- und Augenfarbe sind eher nebensächlich.

Heute in der Fußgängerzone, ja.
Tatsächlich lässt das Äußere Rückschlüsse auf die Ethnie zu.
In der Spätantike kann man davon ausgehen, dass ein Eunuch Inder ist.
Wenn ein Offizier den persischen Namen Varanes trägt, schließe ich daraus auf persische Wurzeln.
Wenn ein Offizier Allobich heißt (germanisch), ist er selbstverständlich blond.
Nachdem der Usurpator Gerontius Brite ist, wird er wahrscheinlich wie ein Kelte ausgesehen haben.
Flavius Constantius (Constantius III.) ist Illyrer = Albaner.

Man kann diese Dinge ewig fortführen. Das Äußere transportiert nun einmal Attribute, die in unserer Zeit vielleicht verloren gegangen sind. Ich finde besonders die Rückschlüsse auf die Herkunft sehr interessant. Das verleiht einer Figur eine Vergangenheit und eine Eigenleben.

Kati

Ich finde es ganz schlimm, wenn in Romanen das mittelalterliche Bild vom guten Menschen benutzt wird: Schöne Leute sind gut, hässliche Leute sind böse. :graus:  :-\

Hm, ich muss gestehen, dass ich noch nie einen Menschen gesehen habe, den ich wirklich hässlich fand. Auch total schöne Menschen (im Sinne von perfekt nach den Vorstellungen unserer Gesellschaft) sehe ich anscheinend nicht.
Ich muss auch sagen, dass mir die Einstufungen von Charakteren in schön, normal und hässlich irgendwie nicht so liegt. Am ehesten könnte ich meine Protas in die Sparte "gewöhnlich" einordnen. Ich versuche immer, Menschen  zu schaffen, die man auf der Straße übersehen würde, weil meine Protas meist ganz normale Menschen sind, ob ich die so wie ich sie gezeichnet habe nun hübsch finde oder nicht, lasse ich meist nicht in den Roman einfließen. Mein Lieblingsprota zum Beispiel hat eine lange Nase und eine Narbe über dem linken Auge. So, wie ich ihn mir vorstelle, sieht er ganz hübsch aus, andere mögen das aber echt hässlich finden (meine beste Freundin zum Beispiel...) und dann lasse ich ihnen diesen Gedanken eben. Die Protas beschreibe ich demnach eher unwertend.  ;D (Na ja, manchmal denkt sich da schon eine(r) "Ich bin so hässlich!", aber da versuche ich gleich klarzumachen, dass es da auf die momentane Stimmung ankommt und keinesfalls eine Tatsache ist...)
Manchmal werten andere Charaktere sie oder sie bewerten die anderen Charaktere. Wenn oben genannter Prota seiner Freundin sagt, wie hübsch sie ist zum Beispiel. Aber das ist ja dann keine Tatsache, nur eine subjektive Wertung des Protas.  :)

Wo ich explizit sage, dass sie schön sind, sind meine Sirenen und Engel.  :) Da muss das irgendwie einfach sein.

Sonnenblumenfee

Generell mache ich mir kaum Gedanken über das Aussehen meiner Charaktere. Ich könnte die meistens gar nicht beschreiben. Aber wenn jemand sagt: der sieht so und so aus, dann weiß ich, dass es falsch ist. Ich habe versucht, möglichst detaillierte Beschreibungen anzulegen, aber irgendwie komme ich da nie groß über Haar- und Augenfarbe und vielelicht noch ein zwei Merkmale hinaus. Wenn ich es versuche, lande ich meistens bei "blauäuigen, blonden Schönheiten", "rothaarigen Kämperinnen mit grünen Augen" usw. Da lasse ich es lieber ganz bleiben.

Wenn ich etwas lese, vergesse ich sofort, wie jemand aussieht. Ich muss dann jedesmal zurückblättern, wenn von "dem Blonden" die Rede ist, weil ich keine Ahnung mehr habe, wer das war. Es sei denn, es handelt sich um ganz außergewähnliche Dinge, oder etwas, dass die Personen gleichzeitig auch charakterisiert. Wenn also "der Blonde" der Einzige weit und breit mit hellem Haar ist, weil er als Kleinkind von den Dorfbewohnern gefunden wurde, schaff ich es gerade noch so, das zu behalten. Und mMn muss in einem Buch auch gar nicht so viel mehr drinstehen.

Zitat von: Kirsten am 22. Dezember 2010, 18:08:21
Interessant finde ich übrigens, dass hier häufig gesagt wird, dass höchstens die Bösewichter unglaublich schön sind.
Wieso traut man sich eher, einen fiesen Schönling zu benutzen?

Ich könnte mir mehrere Gründe vorstellen. Zunächst läuft man bei Fieslingen nicht so schnell Gefahr, dass sie überperfekt wirken. Schließlich sind es ja die Bösen. Und dann ist das natürlich auch eine Methode, den Antagonisten nicht als nur schlecht darzustellen. (und um vom stereotyp der "bösen, warzennasigen Hexe" wegzukommen)
Dazu kommt vielleicht noch, dass es (mir zunmindest) im RL häufig so vorkommt, als würden die "Schönen" alles bekommen. Man denke nur an Brangelina und co. Die sehen toll aus, haben jede Menge Kohle, die Liebe ihres Lebens gefunden, einen fantastischen Job, wunderschöne, schlaue Kinder... Da möchte ich als 08/15-Mensch gerne gehässig sagen: Aber die haben bestimmt einen ganz furchtbaren Charakter! Und das lebe ich dann in meinen Büchern aus.  ;D
Das sind jetzt so die Gründe, die mir spontan einfallen würden.

LG
Sonnenblumenfee
"Discipline is my freedom" - Gretchen Rubin

Malinche

Ich habe meistens schon ein recht genaues Bild von meinen Figuren im Kopf, aber verzichte auf ausführliche Beschreibungen. Ich erwähne höchstens mal zusammenfassend, ob jemand dick oder schlaksig, hochgewachsen oder klein, Locken- oder Glatzkopf ist.
Insgesamt tendiere ich dazu, dass meine Charas ein oder zwei bestimmte äußere Merkmale haben, die immer wieder wichtig sind und erwähnt werden, weil sie z.B. von anderen Figuren ganz besonders wahrgenommen werden. Bei Isabel aus den Kondorkindern sind es ihr einfach nicht zu bändigendes Haar und ihre goldbraunen Augen. Bei den Djinns haben Isis und Azabache kohlrabenschwarze Augen und die Haut von Isis' Baby Salvador ist hellblau. Bei "Kojotenfeuer" werde ich wahrscheinlich damit spielen, dass Citara sehr klein und zierlich ist (und ich weiß, dass Blake hinreißende dunkelbraune Augen hat *fiktiven Lieblingsbarkeeper anschmacht*  ;D).

»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Rakso

Hallo nochmals,

@Churke
Natürlich gibt es verschiedene Variationen von Schönheit. Aber sie sind alle schön: Denn die Schönheit an sich ist immer begrenzt. Eine größeren Facettenreichtum kann es nur geben wenn auch "normal" aussehende Menschen (oder Nicht-Menschen) vorhanden sind. Laut Statistik, auch auf die Gefahr hin jetzt klugzuscheißern, z. B ziehen Männer Bilder von durchschnittlichen Frauen eher vor, als die von überirdischschönen. Und bei purer Perfektion bleibt auch nicht mehr viel Spielraum.

Zu dem schönen Bösewichten hatte ich mal ein schönes Zitat aus einem Zeichenheft gelesen. Das ging sinngemäß so, dass die böse Hexe/Zauberin verführerisch oder schön aussehen sollte und den Helden ins Grübeln zu bringen, ob er sie bekämpfen oder nicht mit ihr ausgehen sollte.

Mit Schönheit erwartet man ja, gemäß nach unserem Schönheitsverständinis, immer Tugendhaftigkeit, Selbstlosigkeit, etc. Und dass bringt dann eben diesen Kontrast, denn Sonnenblumenfee schon sehr schön angesprochen hatte.

Gruß,
Esteve

Maganius

#42
Ja die Schönheit, oder die, die im Auge des Betrachters liegt.
Es stimmt das im Fantasie Bereich oftmals die Charaktere, zumindest die "Helden" Augenweiden sind, wohin gegen die "Bösen" sofern es sich um Mensch handelt, eher hässlich oder gar Dick sind. Das ist ein Phänomen das mir schon öfters aufgefallen ist, nicht nur in Romanen, sondern auch in Filmen oder Serien.

Ich für mein Teil muss hier ganz klar sagen, das es mich richtig stört. Ich bin selber kein Schönling, bin ich deswegen als Mensch weniger liebenswert? Aber auch die Schönen haben ihr Kreuz zu tragen, den letztlich müssen sie genau wie der "durchschnitt" mit Klischees leben.  ;D

Sei´s drum, wir müssen uns bei aller Toleranz auch eingestehen das unser Herz höher schlägt, wenn wir einen schönen Menschen sehen. Das ist nunmal ein Fakt.

In meiner Story will ich die Protas, aber auch alle anderen Menschen nach Möglichkeit normal zeigen. Keine übertriebenen Schönheiten. Seena ist schlank, hat schwarzes, hüftlanges Haar und grüne Augen. Sie ist eher blasser Natur und wirkt auf den ersten Blick unscheinbar. Lee, ihr Mentor ist ein alter Mann mit Halbglatze. Auch die anderen männlichen Protas zeichnen sich nicht unbedingt durch ihr gutes Äußerns aus.

Am Anfang stehen die Protas sich auch eher distanziert gegenüber, oder sind sich gar unsympathisch und ihre Zuneigung zueinander müssen sie sich erarbeiten, wie im echten Leben auch.

Manja_Bindig

Interessantes Thema.

Ich persönlich habe meistens ein Bild meiner figuren fest im Kopf, wenn ich anfange zu schreiben; dieses Bild entspricht sehr oft auch dem, was sich hinter der Optik verbirgt. Manchmal zeigen sich auch überraschende Diskrepanzen zwischen einem zarten Äußeren und einem sehr zynischen, frechen Inneren.

Die Optik ist also bei mir schon von vorneherein recht klar; prinzipiell mag ich es, wenn meien Charaktere attraktiv, aber nicht überirdisch schön sind; klassisch schöne Gesichter finde ich persönlich eher langweilig. Attraktivität hingegen kommt dadurch zustande, dass zum einen ein Gesicht ein bestimmtes markantes Merkmal hat (eine große Nase, ein zu breiter Mund, zu große Augen - bei realen Menschen sieht so was unheimlich aus), zum anderen aber auch durch das, was der Charakter mit dem Gesicht macht. Lebhaftes Mienenspiel? Ausdrucksstarke Körpersprache? Selbstbewusstes Auftreten? (was nicht heißt, dass der Chaakter laut aufstampfen muss) Das macht bei meinen Charakteren meistens die Attraktivität aus.

Was die Schönheit der Geschichtszüge betrifft... das ist eine Bewertung, die ich gewissermaßen von "außen" vornehme.
Heißt: ich schaue, an welche Epoche meine aktuelle Welt angelehnt ist.
Von dieser Epoche betrachte ich mir das Schönheitsideal - und anhand dessen lasse ich andere Charaktere die "Schönheit" meiner Charaktere bewerten, ohne dass es Rückschlüsse auf die Attraktivität bietet. (Beispeil meienr Malenka - klein und knochig, flach wie ein Brett. Besteht im Grunde nur aus ein bisschen Muskel, viel Sehnen und einem Haufen Lebensfreude. Strich in der Landschaft. Daszu kommt ein für den dünnen Körper etwas zu groß scheinender Kopf mit einem dreieckigen Gesicht und zu großen Augen (was dadurch kommt, dass sie eben nicht unbedingt viel auf die Waage bringt. Was mich bei ihren Lebensgewohnheiten nicht unbedingt wundert.) Die Welt, in die ich sie geworfen habe, ist ein wenig an den Empire angelehnt, hat aber auch Züge des Wilhelminischen Zeitalters - in keiner dieser Epochen hätte man jemanden wie Malenka als schön empfunden. Und niemand findet sie auf den ersten Blick anziehend; bis sie anfängt, Harfe zu spielen oder bis man sich mit ihr unterhält. Obwohl auch da ziemlich vieleLeute von ihrer sehr direkten Art und ihrer Lebhaftigkeit ein bisschen zurück schrecken. Ich find grad diesen Kontrast zwischen "Schönheit" und "Attraktivität" immer sehr interessant, deshalb macht es mir auch solchen Spaß, mit Schönheitsidealenzu spielen.

Churke

Zitat von: Manja am 04. Januar 2011, 13:50:37
Körpersprache? Selbstbewusstes Auftreten? (was nicht heißt, dass der Chaakter laut aufstampfen muss) Das macht bei meinen Charakteren meistens die Attraktivität aus.

Attraktivität in Subtext und Dialog - sehr gutes Stichwort.


In einer Military-SF-Satire ist der Protagonist der Protagonistin körperlich gnadenlos unterlegen. Sie ist eine Invitro-Kampfmaschine aus dem Genlabor, er mehr der genügsame Sozialhilfeempfänger. Die Protagonistin ist selbst für eine Invitro unangenehm attraktiv. Dazu 192 cm groß und geschätzte 90 kg schwer... und sie hat zwei unterschiedliche Augen. Das Problem: Ihr Gendesigner war besoffen und hatte vor der Arbeit einen feuchten Traum oder so ähnlich. Dummerweise hat sie von allen diesen "Gaben" nichts als Nachteile. Sie hasst ihr Äußeres und sie hasst ihren Gendesigner, der nicht ermittelt und zur Verantwortung gezogen werden konnte.