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Das Aussehen unserer Helden

Begonnen von Coppelia, 10. Februar 2008, 07:55:26

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Coppelia

Kann mich gerade nicht erinnern, so einen Thread schon mal gesehen zu haben. Daher eröffne ich ihn einfach mal.

Also gestern wurde ich von einem Betaleser darauf gebracht. Ich hatte meinen Romanhelden portraitiert, und mein Betaleser war entsetzt, weil das Portrait nicht schön war. ;D Ich war etwas verdutzt, denn ich hatte mir die Figur schon immer nicht schön vorgestellt. Aber da habe ich noch über andere Figuren aus diesem Roman nachgedacht, und dann wurde ich immer nachdenklicher.

In Fantasy scheint es eher selten zu sein, dass Figuren nicht besonders schön oder zumindest außergewöhnlich aussehen. Wenn sie irgendwelche "Nachteile" im Aussehen haben, sind es häufig nur versteckte Vorteile, z. B. ein weiblich schönes Gesicht bei einem Mann oder zu volle Lippen bei einer Frau. Haltet ihr das auch so? Wenn ja, warum? Was mich besonders interessieren würde, habt ihr auch Figuren die man als nicht gutaussehend oder sogar als hässlich bezeichnen würde? Oder, ganz selten, einfach unauffällig? In welcher Rolle treten solche Figuren auf? Als Helden? Oder vielleicht sogar als Antagonisten?

Ich für meinen Teil habe häufig Hauptfiguren, die gar nicht schön sind, und manchmal auch welche, die echt hässlich sind. Gut aussehende Figuren sind bei mir eher selten (falls Dorte das liest: Ja, der Monsterroman ist eine Ausnahme ;D). Und mich interessiert doch, ob ich da in der Unterzahl bin.
Mein momentaner Romanheld ist halt laut Zitat "ein Hänfling mit einer Geiernase", und die weibliche Hauptfigur hat zumindest keine Traumfigur. Sie dürfte wohl eine ziemliche Walküre sein. Aber z. B. Frauen ohne Traumfigur habe ich in Fantasy fast nie getroffen ...

Nagi Naoe

Hi, Coppi.

Hmm...
Ich glaube, die meisten (guten) Figuren in Romanen sehen gut aus, weil sich die Leser mit gutaussehenden Personen identifizieren wollen. Gehen wir mal von weiblichen Figuren aus: Absolut umwerfendes Aussehen, gottgleicher Charakter, an jedem Finger zwei Männer...
Oft nur mit einem winzigen Fehler, damit sie nicht zu perfekt aussehen.  ::)

Ich bin nicht sicher, warum das so ist, vermute allerdings, dass es die Verbindung von Emanzipation mit dem bestehenden Ideal von der alleskönnenden Sexbombe ist.


Meine drei Hauptprotas sind eigentlich alle mehr oder weniger "normal".
Die ersten beiden sind ziemlich junge Burschen, verwahrlost, mit einem leichten Hang dazu, die Hygiene zu vernachlässigen.
Der Dritte ist ebenfalls männlich, ein schon etwas älterer Jäger. Er kommt viel herum, mal in Wäldern, mal in Dörfern, ist also nie allzu lang von der Zivilisation entfernt. Ganz sauber ist er nie, aber meistens auch nicht ganz dreckig.

Sie sind alle mitunter nicht die Schönsten, aber das Aussehen ist es meiner Meinung nach nicht, was einen einfachen Charakter zum Hauptprotagoisten heraufhebt.

Liebe Grüße,
Nagi.

Ary

Hi,
ich glaube, Nagi hat recht - als Leser identifiziere ich mich auch ungern mit hässlichen Protagonisten. Allerdings gibt es auch da Ausnahmen wie z. B. Eric aus Susyn Kays "Das Phantom". Ich fand diese Phantomversion einfach faszinierend und Kays Eric hat mich von Anfang an gefessel, weil seine Hässlichkeit nicht im Vordergrund stand, sondern erklärt wurde, wie sich der Umgang seiner Mutter mit dieser Hässlichkeit auf sein ganzes Leben ausgewirkt hat.

Bei meinen Protagonisten bin ich über "kleine" Entstellungen wie Kriegswunden und Narben oder Einäugigkeit nie herausgekommen. Und vom Aussehen meiner Nithyara schweige ich lieber mal, sonst bekomme ich wegen klischeehaft schöner Charaktere eind auf den Deckel. *flücht*
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

caity

Hallo,

mmh. Bei mir ist das eine ziemliche Mischung. Meine Protagonistin ist auch eher unscheinbar (zumindest bis zu dem Moment, wo sie in die andere Welt kommt und dort allein von dem, was sie repräsentieren muss, schon mehr Aufmerksamkeit bekommt), sie selbst findet sich total hässlich, das merkt der Leser auch an mehreren Beispielen. Richtig "hässlich" stelle ich sie mir nicht vor, aber sie ist auch keine Schönheit. Ziemlich dürr und flach oben, total blass, gekraustes Haar, eher breitere Hüften ... Das einzige, was sie an sich mag, sind ihre blauen Augen. Dafür ist meine Antagonistin umso schöner. Zierlich gebaut, allerdings nicht zu extrem, blondes Haar, grüne Augen, leicht gebräunte Haut ...
Ansonsten sind meine Figuren schon eher hübsch als hässlich, was aber auch daran liegt, dass sie entweder aus Azzuras Sicht beschrieben werden (die fast nur sich hässlich findet) oder sich selbst einfach gutaussehend finden, also ziemlich eingebildet sind.
Allgemein lege ich aber nicht sehr viel wert auf die Äußerlichkeiten meiner Charaktere. Ich weiß, wie sie aussehen, und gebe das ein bisschen wieder, eine Wertung lasse ich meist raus, es sei denn, es sind wirklich Extreme, und beschränke mich aber sonst lieber auf das Innere, den Charakter.

Bye
caity
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Lord Bane

#4
Tja, gebe ich mal eine Kurzbeschreibung meines Protas: Ca. 1,90 cm groß, breitschultrig, kräftig. Sehr kurze braune Haare, ausgeprägte Augenringe, nikotingelbe Zähne und Finger, eingefallene Wangen. Trägt meistens einen beigen Staubmantel oder einen schwarzen Ledermantel, der aussieht, als stamme er aus Restbeständen der Gestapo. Schuhe sind schwarze Dr. Martens.

Keine Ahnung, ob den Kerl jemand attraktiv findet. Darauf kommt es bei Männern auch nicht an, hauptsache ein richtiger Kerl (würde mein Prota jetzt sagen  ;)).

Meine Frauenfiguren sind durchschnittlich bis extrem attraktiv. Eine wirklich hässliche Frau habe ich nicht in meinem Manuskript.

Lavendel

Hm, tja schwierige Frage. Ich habe hübsche Protagonisten und auch weniger hübsche. Ich überlege mir einfach, was zum Charakter passt. Insgesamt mag ich aber Leute mit Charaktergesichtern, als glattpolierte Schönheiten. Das ist ein Grund, warum ich manche Bilder einfach nicht weitermale. Dann denke ich immer - kommt nah ran, ist aber eigentlich zu schön.
Eigentlich gibt es nur eine von meinen Protas, die wirklich richtig gut aussieht. Aber die weiß das - und ist so dermaßen arrogant, dass sie die einzige meiner Charaktere ist, bei der ich zweifele, ob ich sie jemals treffen wollen würde^^.

Es gibt schon viele Romane mit Mary Sues und Gary Stues, aber mal ehrlich, wen nervt das nicht? Am schlimmsten sind die, die wirklich total schön sind, sich selber aber gar nicht schön finden und dann vielleicht noch denken, alle starren sie an, weil sie irgenwas hässliches im Gesicht haben. Außerdem können und wissen sie alles - und ach... nein, das kann ich nicht haben.
Dann lieber ein Hänfling mit Hakennase oder eine Matrone^^.

Wahrscheinlich sind fiktive Charaktere häufig so schön, weil sie ein 'So-wäre-ich-gern' des/r Autors/in sind - oder die Projektion sexueller/romatischer Fantasien. Man müsste mal eine/n Psychologen/in fragen ::). Leser/innen möchten aber vielleicht auch zu einem/r Prota aufschauen - 'so cool wäre ich auch gerne' - oder ihre eigenen sexuellen/romantischen Fantasien auf einen fiktiven Charakter projezieren. (Achtung, das ist eine Pauschalisierung und nicht als allgemeingültig anzusehen!)

Rumpelstilzchen

Wenn ich darüber nachdenke, habe ich keine wirklich hässlichen Wesen in meinem Roman, wobei hässlich ja wieder Ansichtssache ist. Es ist allerdings auch nicht so, dass ich nur perfekte Schönheitsideale habe, es gibt in meinem Roman unterschiedliche Typen und vielleicht findet jemand einen davon hässlich, oder bezeichnet ihn/sie als unscheinbar, weil das der absolute Gegentyp von einem selber ist. Oder andersherum, jemand finde ein Chara traumhaft schön.

Ich denke, dass hat auch einfach was mit der Sympathie für die Figur zutun, wie man sie wahrnimmt, außer man beschreibt wirklich ,,ihr märchenhaftes Haar" oder ,,ihre sagenhafte Schönheit" etc. Es geht einfach viel von der Sympathie oder Antipahie aus.
Im wahren Leben fällt mir jetzt aber ehrlich gesagt auch niemand ein, denn ich als hässlich oder bildschön bezeichnen würde. Jeder Mensch ist halt, wie er ist, auf seine ganz eigene Weise hübsch und hässlich.

Zitat von: Lord Bane am 10. Februar 2008, 10:43:58
Schuhe sind schwarze Dr. Martens.
Einen guten Geschmack hat dein Prota. ;D

Coppelia

Interessante Antworten. Danke. :)

Mir fällt es immer sehr schwer, mich von Figuren mit perfekter Schönheit zu identifizieren, vor allem, wenn ich das Gefühl habe, dass der Autor seine eigenen Wünsche in diese Figuren gelegt hat. Ok, jeder Autor macht das, ich ohne Zweifel auch. Trotzdem mag ich nicht, wenn es auf diese Weise auffällt oder ich mir zumindest einbilde, es wäre so.
Leute, die normal aussehen, haben dagegen eher eine Chance auf meine Sympathie. ;D

Das Aussehen meiner Charaktere ist für mich sehr wichtig, und ich stelle es mir auch absolut detailliert vor. In den Texten beschreibe ich es meist nicht so genau, wozu auch? Aber das Aussehen geht vom inneren Charakter aus, durch die Vorstellung vom Charakter der Person erschließe ich ihr Äußeres. Wenn ich die Figur nicht vor mir sehe, ist es immer ein Zeichen dafür, dass mir ihr Charakter noch verborgen ist.

Es ist übrigens wirklich spannend, dieselbe Figur aus der Sicht mehrerer Perspektiventräger zu beschreiben und dann zu sehen, ob sie als schön oder hässlich wahrgenommen wird. Es gibt ja auch Figuren (wie meinen Prota halt oder die Antagonistin eines anderen Romans), die an für sich keinem Schönheitsideal entsprechen. Aber wenn sich andere Figuren so richtig in sie verknallen, sehen sie wuuuunderschön für sie aus.  :innocent:

Lomax

Ehrlich gesagt, habe ich mir bisher selten Gedanken gemacht, ob eine Figur schön oder hässlich ist. Außer, es spielte wirklich eine Rolle - also wenn sie beispielsweise betont "entstellt" oder so was sein sollte. Was auch eher selten vorkommt.

Die meisten meiner Figuren sehen einfach aus. Mehr nicht. Ich sehe eine Gestalt, ein Gesicht vor mir, die in der Regel eher unauffällig sind. Nicht unbedingt unauffällig im Sinne von "mittelgroß, mittelschwer, mittellanges Haar" - kann schon mal untersetzt sein, breites Kinn, struppiges Haar, breite Nase ... also das volle Spektrum "normalen" Aussehens - aber am Ende doch einfach nur so wie tausend andere Leute, die man im wirklichen Leben tagtäglich auf der Straße rumlaufen sieht. Zumindest bei menschlichen Figuren ;)
  Besondere oder auch nur betonte Merkmale habe ich selten vor Augen. Und Schönheit liegt dann im Auge des Betrachters. Außer, wie gesagt, sie ist explizit Teil der Figur und definiert ihre Rolle im Text. Dementsprechend kümmere ich mich im Text auch eher um das, was die Figuren tun, und muss regelrecht darauf achten, dass ich nicht vergesse, auch mal was Äußerliches zu erwähnen ;D

Berjosa

Hallo Coppelia,

im Gegensatz zu vielen anderen Leuten sehe ich beim Lesen (und beim Schreiben) keinen Film, sondern höchstens ein paar Schauplatz-Dias zu den Dialogen. Vermutlich liegt es daran, dass ich gerade bei Personenbeschreibungen etwas tue, was die Autorin so sicher nicht erreichen wollte: Ich achte auf die Technik.
z.B.: "Schön konnte man sie eigentlich nicht nennen", und dann kommt ein Absatz mit Einzelheiten, die das Gegenteil belegen. -> soll sympathisch wirken, wahrscheinlich kriegt sie "ihn" am Schluss.
Oder: Der höchst gebildete, scharfsinnige, sportlich durchtrainierte Superheld hat keine Adler-, sondern eine "Papageiennase" -> soll leicht lächerlich wirken, ein kleiner Nachteil, auf den es für die Handlung kaum ankommt.
Jemand wird mit einem auffälligen Detail - Haartracht, Gang, Kleidungsstück - ausgestattet -> wird evtl. ein echter Hinweis oder eine falsche Fährte.
Je nach dem, wie du deine Beschreibung einfärbst, kannst du die gleiche Figur als wandelnden Blondinenwitz oder als klassische Hollywood-Schönheit vorstellen. Ich denke, das funktioniert auch für deinen "hässlichen" Helden.
Meine eigenen Figuren kommen entsprechend schlecht weg. Ich gehöre zu den Leuten, die die Haarfarbe ihrer Helden ständig nachschlagen müssen. Viel mehr Einzelheiten schreibe ich meist auch gar nicht hin, bis die Beta-Leser anfangen zu mosern.

Schöne Grüße

Berjosa

Hr. Kürbis

Wenn ich es mir so überlege, dann beschreibe ich meine Charaktere nicht wirklich ausführlich, denn ich selbst achte als Leser nicht so sehr auf Details und vergesse oft die eigentliche Beschreibung, wenn sich das Bild vor meinem inneren Auge bereits gefestigt hat.
Besonderheiten werden natürlich erwähnt, erst recht wenn sie für die Handlung wichtig sind, aber ich reite nicht darauf herum, da mich selbst das als Leser langweilt. Oftmals weiß ich einfach, dass der Charakter abstoßend und hässlich ist (ich sag nur Tyrion), so vorstellen muss ich ihn mir aber noch lange nicht, auch wenn es ständig gesagt wird. Für mich legt die Handlungsweise einer Figur fest, ob ich sie "schön" oder "hässlich" finde, nicht das vom Autor erwähnte harmonische Verhältnis von Augen und Mund zueinander, die ebenmäßigen Zügen, das schimmernde Haar, die geschmeidige Haut, bla bla bla...

Schönheit liegt im Auge des Betrachters und diese kleine Freiheit billige ich meinen Lesern zu, sie dürfen das selbst entscheiden und die Charaktere ruhig zu ihren machen.

PS: Was mir echt zum Hals raushängt sind Sätze wie: Man hätte sie fast hübsch nennen können, wenn nicht ihre blahfaselsülz ... Da rollen sich mir immer die Fußnägel auf! :gähn:

Judith

#11
Hm, das ist insofern eine schwierige Frage für mich, da ich - wenn ich genauer drüber nachdenke - keinen Menschen in meiner Umgebung kenne, den ich als hässlich bezeichnen würde. Ich finde, dass jeder etwas schönes in sich hat, und wenn man jemanden mag, dann findet man den sowieso gutaussehend, weil man mehr in das Innere blickt.

Daher hab ich auch keine "hässlichen" Charaktere, ich wüsste einfach nicht, wie man das Wort definieren soll (jemand kann eine unmögliche Figur haben und trotzdem schön sein und jemand kann ein unharmonisches Gesicht haben und dennoch gut aussehen). Die meisten meiner Charaktere würde ich also als durchaus gutaussehend bezeichnen - aber eben nicht als richtige Schönheiten (wenn man jetzt mit Schönheit das gängige Ideal bezeichnet). Obwohl ich sicher auch die eine oder andere Schönheit darunter habe.

Meine Hauptperson Riava etwa ist schlaksig gebaut, hat fast keinen Busen, schmale Hüften und eher herbe Gesichtszüge - und das in einer Kultur, in der weibliche Rundungen und ein weiches Gesicht als schön gelten. Sie entspricht also nicht dem gängigen Schönheitsideal, und sämtliche Leute in ihrer Umgebung fragen sich, wie sie mit ihrem jungenhaften Aussehen denn bitteschön jemals einen Mann finden soll. Ihr Aussehen würde auch nicht dem Schönheitsideal unserer Zeit entsprechen, aber ich selbst finde sie hübsch.  :innocent:

ZitatAber z. B. Frauen ohne Traumfigur habe ich in Fantasy fast nie getroffen ...
Oh, da könnte ich dir meine Königin Bergund anbieten.  ;D Sie ist zwar nicht wirklich dick, aber doch recht kräftig gebaut und dazu recht groß - also auch eine Walküre.  ;)

ZitatAm schlimmsten sind die, die wirklich total schön sind, sich selber aber gar nicht schön finden und dann vielleicht noch denken, alle starren sie an, weil sie irgenwas hässliches im Gesicht haben.
Ja, Lavendel, das finde ich auch total nervig. Aber andererseits - solche Leute gibt es tatsächlich! Und ich erlebe es auch hin und wieder, dass jemand mich als hübsch bezeichnet, während ich selbst mein Aussehen überhaupt nicht mag und hochgradig nervös werde, wenn mich jemand etwas genauer mustert.

Lavendel

Im wahren Leben ist das nur eine etwas andere Thematik. Im Roman wird eine Figur meistens so aufgezogen, um sie superperfekt zu machen. So schön und sooooo bescheiden.
Das zu viele Menschen Komplexe haben, wo sie keine haben müssten, ist zwar nicht schön, aber leider ziemlich verbreitet.

Judith

Ja, das stimmt schon, dass das in Romanen meist anders dargestellt wird. Deshalb find ich es dort meist auch ziemlich nervig.
Da sind mir Charaktere, die schön sind, das aber auch selbst wissen und bewusst einsetzen, viel lieber.
Ich hab da auch so eine Figur, die auf ein Kompliment ala "Du bist schön" mit "Danke, ich weiß" antworten würde. Leider ist sie eine Opfer meiner Plotüberarbeitung und kommt fast gar nicht mehr vor.  :'(

Maja

Eigentlich haben meine Hauptfiguren immer ziemlich normal ausgesehen, bis ich mit den Chroniken der Elomaran angefangen habe: Der umgang mit Engelsgeborenen führt dazu, daß man plötzlich von unglaublich gutaussehenden, wenn nicht bildschönen Figuren umgeben ist, daß man sich selbst dabei nur noch klein und häßlich fühlen kann. Diese engelsgleichen Kerle bekommen dann Gesellschaft von einigen Normalos, die aber mit einer Ausnahme auch nicht unbedingt häßlich sind, weil die Engelsgeborenen die Anwesenheit von Häßlichen nicht ertragen können. Alexander und Varyn sind sechzehn bzw. fünfzehn Jahre alt und kennen Pickel entweder gar nicht oder nur von ihren normalgeborenen Nachbarn.
Nee, ehrlich, das ist hier Programm, aber doch irgendwie zuviel des Guten.

Darum habe ich jetzt in Lichtland, meinem Ex-Nano-Buch, Leute, die so normal aussehen, daß ich mir kaum jemals die Mühe mache, sie zu beschreiben (vermutlich, weil ich selbst mal wieder keine Ahnung habe, wie sie denn nun aussehen, außer "normal"). Der einzige, den ich da genauer beschrieben habe, hat mich zwar ganz und gar in seinen Bann geschlagen und ist sowas von ganz und gar bezaubernd, aber davon kommt im Text irgendwie nicht viel rüber, da ist dann die Rede von "erschreckend dünn", "krallenähnliche Finger", "staubiger, unordentlicher Zopf", etc - offenbar habe ich es nötig, ihn zu demontieren, damit er nicht vollkommen mit mir abhebt.

Meine Frauen sehen eher normal aus als meine Männer, und sie sind selten mit übergroßer Oberweite ausgestattet - irgendwie muß ich mich ja doch mit ihnen identifizieren können. Ob ich eine Frau toll finde, hängt mehr vom Geruch ab, während ich für Männer eher ob ihres Aussehens schwärme, das kann das vielleicht auch erklären. Wie meine Heldinnen riechen, beschreibe ich aber auch nicht öfter als ihr Aussehen.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt