Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Coppelia am 10. Februar 2008, 07:55:26

Titel: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Coppelia am 10. Februar 2008, 07:55:26
Kann mich gerade nicht erinnern, so einen Thread schon mal gesehen zu haben. Daher eröffne ich ihn einfach mal.

Also gestern wurde ich von einem Betaleser darauf gebracht. Ich hatte meinen Romanhelden portraitiert, und mein Betaleser war entsetzt, weil das Portrait nicht schön war. ;D Ich war etwas verdutzt, denn ich hatte mir die Figur schon immer nicht schön vorgestellt. Aber da habe ich noch über andere Figuren aus diesem Roman nachgedacht, und dann wurde ich immer nachdenklicher.

In Fantasy scheint es eher selten zu sein, dass Figuren nicht besonders schön oder zumindest außergewöhnlich aussehen. Wenn sie irgendwelche "Nachteile" im Aussehen haben, sind es häufig nur versteckte Vorteile, z. B. ein weiblich schönes Gesicht bei einem Mann oder zu volle Lippen bei einer Frau. Haltet ihr das auch so? Wenn ja, warum? Was mich besonders interessieren würde, habt ihr auch Figuren die man als nicht gutaussehend oder sogar als hässlich bezeichnen würde? Oder, ganz selten, einfach unauffällig? In welcher Rolle treten solche Figuren auf? Als Helden? Oder vielleicht sogar als Antagonisten?

Ich für meinen Teil habe häufig Hauptfiguren, die gar nicht schön sind, und manchmal auch welche, die echt hässlich sind. Gut aussehende Figuren sind bei mir eher selten (falls Dorte das liest: Ja, der Monsterroman ist eine Ausnahme ;D). Und mich interessiert doch, ob ich da in der Unterzahl bin.
Mein momentaner Romanheld ist halt laut Zitat "ein Hänfling mit einer Geiernase", und die weibliche Hauptfigur hat zumindest keine Traumfigur. Sie dürfte wohl eine ziemliche Walküre sein. Aber z. B. Frauen ohne Traumfigur habe ich in Fantasy fast nie getroffen ...
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Nagi Naoe am 10. Februar 2008, 08:34:42
Hi, Coppi.

Hmm...
Ich glaube, die meisten (guten) Figuren in Romanen sehen gut aus, weil sich die Leser mit gutaussehenden Personen identifizieren wollen. Gehen wir mal von weiblichen Figuren aus: Absolut umwerfendes Aussehen, gottgleicher Charakter, an jedem Finger zwei Männer...
Oft nur mit einem winzigen Fehler, damit sie nicht zu perfekt aussehen.  ::)

Ich bin nicht sicher, warum das so ist, vermute allerdings, dass es die Verbindung von Emanzipation mit dem bestehenden Ideal von der alleskönnenden Sexbombe ist.


Meine drei Hauptprotas sind eigentlich alle mehr oder weniger "normal".
Die ersten beiden sind ziemlich junge Burschen, verwahrlost, mit einem leichten Hang dazu, die Hygiene zu vernachlässigen.
Der Dritte ist ebenfalls männlich, ein schon etwas älterer Jäger. Er kommt viel herum, mal in Wäldern, mal in Dörfern, ist also nie allzu lang von der Zivilisation entfernt. Ganz sauber ist er nie, aber meistens auch nicht ganz dreckig.

Sie sind alle mitunter nicht die Schönsten, aber das Aussehen ist es meiner Meinung nach nicht, was einen einfachen Charakter zum Hauptprotagoisten heraufhebt.

Liebe Grüße,
Nagi.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Ary am 10. Februar 2008, 09:19:19
Hi,
ich glaube, Nagi hat recht - als Leser identifiziere ich mich auch ungern mit hässlichen Protagonisten. Allerdings gibt es auch da Ausnahmen wie z. B. Eric aus Susyn Kays "Das Phantom". Ich fand diese Phantomversion einfach faszinierend und Kays Eric hat mich von Anfang an gefessel, weil seine Hässlichkeit nicht im Vordergrund stand, sondern erklärt wurde, wie sich der Umgang seiner Mutter mit dieser Hässlichkeit auf sein ganzes Leben ausgewirkt hat.

Bei meinen Protagonisten bin ich über "kleine" Entstellungen wie Kriegswunden und Narben oder Einäugigkeit nie herausgekommen. Und vom Aussehen meiner Nithyara schweige ich lieber mal, sonst bekomme ich wegen klischeehaft schöner Charaktere eind auf den Deckel. *flücht*
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: caity am 10. Februar 2008, 10:35:20
Hallo,

mmh. Bei mir ist das eine ziemliche Mischung. Meine Protagonistin ist auch eher unscheinbar (zumindest bis zu dem Moment, wo sie in die andere Welt kommt und dort allein von dem, was sie repräsentieren muss, schon mehr Aufmerksamkeit bekommt), sie selbst findet sich total hässlich, das merkt der Leser auch an mehreren Beispielen. Richtig "hässlich" stelle ich sie mir nicht vor, aber sie ist auch keine Schönheit. Ziemlich dürr und flach oben, total blass, gekraustes Haar, eher breitere Hüften ... Das einzige, was sie an sich mag, sind ihre blauen Augen. Dafür ist meine Antagonistin umso schöner. Zierlich gebaut, allerdings nicht zu extrem, blondes Haar, grüne Augen, leicht gebräunte Haut ...
Ansonsten sind meine Figuren schon eher hübsch als hässlich, was aber auch daran liegt, dass sie entweder aus Azzuras Sicht beschrieben werden (die fast nur sich hässlich findet) oder sich selbst einfach gutaussehend finden, also ziemlich eingebildet sind.
Allgemein lege ich aber nicht sehr viel wert auf die Äußerlichkeiten meiner Charaktere. Ich weiß, wie sie aussehen, und gebe das ein bisschen wieder, eine Wertung lasse ich meist raus, es sei denn, es sind wirklich Extreme, und beschränke mich aber sonst lieber auf das Innere, den Charakter.

Bye
caity
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Lord Bane am 10. Februar 2008, 10:43:58
Tja, gebe ich mal eine Kurzbeschreibung meines Protas: Ca. 1,90 cm groß, breitschultrig, kräftig. Sehr kurze braune Haare, ausgeprägte Augenringe, nikotingelbe Zähne und Finger, eingefallene Wangen. Trägt meistens einen beigen Staubmantel oder einen schwarzen Ledermantel, der aussieht, als stamme er aus Restbeständen der Gestapo. Schuhe sind schwarze Dr. Martens.

Keine Ahnung, ob den Kerl jemand attraktiv findet. Darauf kommt es bei Männern auch nicht an, hauptsache ein richtiger Kerl (würde mein Prota jetzt sagen  ;)).

Meine Frauenfiguren sind durchschnittlich bis extrem attraktiv. Eine wirklich hässliche Frau habe ich nicht in meinem Manuskript.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Lavendel am 10. Februar 2008, 11:01:11
Hm, tja schwierige Frage. Ich habe hübsche Protagonisten und auch weniger hübsche. Ich überlege mir einfach, was zum Charakter passt. Insgesamt mag ich aber Leute mit Charaktergesichtern, als glattpolierte Schönheiten. Das ist ein Grund, warum ich manche Bilder einfach nicht weitermale. Dann denke ich immer - kommt nah ran, ist aber eigentlich zu schön.
Eigentlich gibt es nur eine von meinen Protas, die wirklich richtig gut aussieht. Aber die weiß das - und ist so dermaßen arrogant, dass sie die einzige meiner Charaktere ist, bei der ich zweifele, ob ich sie jemals treffen wollen würde^^.

Es gibt schon viele Romane mit Mary Sues und Gary Stues, aber mal ehrlich, wen nervt das nicht? Am schlimmsten sind die, die wirklich total schön sind, sich selber aber gar nicht schön finden und dann vielleicht noch denken, alle starren sie an, weil sie irgenwas hässliches im Gesicht haben. Außerdem können und wissen sie alles - und ach... nein, das kann ich nicht haben.
Dann lieber ein Hänfling mit Hakennase oder eine Matrone^^.

Wahrscheinlich sind fiktive Charaktere häufig so schön, weil sie ein 'So-wäre-ich-gern' des/r Autors/in sind - oder die Projektion sexueller/romatischer Fantasien. Man müsste mal eine/n Psychologen/in fragen ::). Leser/innen möchten aber vielleicht auch zu einem/r Prota aufschauen - 'so cool wäre ich auch gerne' - oder ihre eigenen sexuellen/romantischen Fantasien auf einen fiktiven Charakter projezieren. (Achtung, das ist eine Pauschalisierung und nicht als allgemeingültig anzusehen!)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Rumpelstilzchen am 10. Februar 2008, 12:10:27
Wenn ich darüber nachdenke, habe ich keine wirklich hässlichen Wesen in meinem Roman, wobei hässlich ja wieder Ansichtssache ist. Es ist allerdings auch nicht so, dass ich nur perfekte Schönheitsideale habe, es gibt in meinem Roman unterschiedliche Typen und vielleicht findet jemand einen davon hässlich, oder bezeichnet ihn/sie als unscheinbar, weil das der absolute Gegentyp von einem selber ist. Oder andersherum, jemand finde ein Chara traumhaft schön.

Ich denke, dass hat auch einfach was mit der Sympathie für die Figur zutun, wie man sie wahrnimmt, außer man beschreibt wirklich ,,ihr märchenhaftes Haar" oder ,,ihre sagenhafte Schönheit" etc. Es geht einfach viel von der Sympathie oder Antipahie aus.
Im wahren Leben fällt mir jetzt aber ehrlich gesagt auch niemand ein, denn ich als hässlich oder bildschön bezeichnen würde. Jeder Mensch ist halt, wie er ist, auf seine ganz eigene Weise hübsch und hässlich.

Zitat von: Lord Bane am 10. Februar 2008, 10:43:58
Schuhe sind schwarze Dr. Martens.
Einen guten Geschmack hat dein Prota. ;D
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Coppelia am 10. Februar 2008, 12:21:46
Interessante Antworten. Danke. :)

Mir fällt es immer sehr schwer, mich von Figuren mit perfekter Schönheit zu identifizieren, vor allem, wenn ich das Gefühl habe, dass der Autor seine eigenen Wünsche in diese Figuren gelegt hat. Ok, jeder Autor macht das, ich ohne Zweifel auch. Trotzdem mag ich nicht, wenn es auf diese Weise auffällt oder ich mir zumindest einbilde, es wäre so.
Leute, die normal aussehen, haben dagegen eher eine Chance auf meine Sympathie. ;D

Das Aussehen meiner Charaktere ist für mich sehr wichtig, und ich stelle es mir auch absolut detailliert vor. In den Texten beschreibe ich es meist nicht so genau, wozu auch? Aber das Aussehen geht vom inneren Charakter aus, durch die Vorstellung vom Charakter der Person erschließe ich ihr Äußeres. Wenn ich die Figur nicht vor mir sehe, ist es immer ein Zeichen dafür, dass mir ihr Charakter noch verborgen ist.

Es ist übrigens wirklich spannend, dieselbe Figur aus der Sicht mehrerer Perspektiventräger zu beschreiben und dann zu sehen, ob sie als schön oder hässlich wahrgenommen wird. Es gibt ja auch Figuren (wie meinen Prota halt oder die Antagonistin eines anderen Romans), die an für sich keinem Schönheitsideal entsprechen. Aber wenn sich andere Figuren so richtig in sie verknallen, sehen sie wuuuunderschön für sie aus.  :innocent:
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Lomax am 10. Februar 2008, 13:59:14
Ehrlich gesagt, habe ich mir bisher selten Gedanken gemacht, ob eine Figur schön oder hässlich ist. Außer, es spielte wirklich eine Rolle - also wenn sie beispielsweise betont "entstellt" oder so was sein sollte. Was auch eher selten vorkommt.

Die meisten meiner Figuren sehen einfach aus. Mehr nicht. Ich sehe eine Gestalt, ein Gesicht vor mir, die in der Regel eher unauffällig sind. Nicht unbedingt unauffällig im Sinne von "mittelgroß, mittelschwer, mittellanges Haar" - kann schon mal untersetzt sein, breites Kinn, struppiges Haar, breite Nase ... also das volle Spektrum "normalen" Aussehens - aber am Ende doch einfach nur so wie tausend andere Leute, die man im wirklichen Leben tagtäglich auf der Straße rumlaufen sieht. Zumindest bei menschlichen Figuren ;)
  Besondere oder auch nur betonte Merkmale habe ich selten vor Augen. Und Schönheit liegt dann im Auge des Betrachters. Außer, wie gesagt, sie ist explizit Teil der Figur und definiert ihre Rolle im Text. Dementsprechend kümmere ich mich im Text auch eher um das, was die Figuren tun, und muss regelrecht darauf achten, dass ich nicht vergesse, auch mal was Äußerliches zu erwähnen ;D
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Berjosa am 11. Februar 2008, 19:56:50
Hallo Coppelia,

im Gegensatz zu vielen anderen Leuten sehe ich beim Lesen (und beim Schreiben) keinen Film, sondern höchstens ein paar Schauplatz-Dias zu den Dialogen. Vermutlich liegt es daran, dass ich gerade bei Personenbeschreibungen etwas tue, was die Autorin so sicher nicht erreichen wollte: Ich achte auf die Technik.
z.B.: "Schön konnte man sie eigentlich nicht nennen", und dann kommt ein Absatz mit Einzelheiten, die das Gegenteil belegen. -> soll sympathisch wirken, wahrscheinlich kriegt sie "ihn" am Schluss.
Oder: Der höchst gebildete, scharfsinnige, sportlich durchtrainierte Superheld hat keine Adler-, sondern eine "Papageiennase" -> soll leicht lächerlich wirken, ein kleiner Nachteil, auf den es für die Handlung kaum ankommt.
Jemand wird mit einem auffälligen Detail - Haartracht, Gang, Kleidungsstück - ausgestattet -> wird evtl. ein echter Hinweis oder eine falsche Fährte.
Je nach dem, wie du deine Beschreibung einfärbst, kannst du die gleiche Figur als wandelnden Blondinenwitz oder als klassische Hollywood-Schönheit vorstellen. Ich denke, das funktioniert auch für deinen "hässlichen" Helden.
Meine eigenen Figuren kommen entsprechend schlecht weg. Ich gehöre zu den Leuten, die die Haarfarbe ihrer Helden ständig nachschlagen müssen. Viel mehr Einzelheiten schreibe ich meist auch gar nicht hin, bis die Beta-Leser anfangen zu mosern.

Schöne Grüße

Berjosa
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Hr. Kürbis am 14. Februar 2008, 09:24:13
Wenn ich es mir so überlege, dann beschreibe ich meine Charaktere nicht wirklich ausführlich, denn ich selbst achte als Leser nicht so sehr auf Details und vergesse oft die eigentliche Beschreibung, wenn sich das Bild vor meinem inneren Auge bereits gefestigt hat.
Besonderheiten werden natürlich erwähnt, erst recht wenn sie für die Handlung wichtig sind, aber ich reite nicht darauf herum, da mich selbst das als Leser langweilt. Oftmals weiß ich einfach, dass der Charakter abstoßend und hässlich ist (ich sag nur Tyrion), so vorstellen muss ich ihn mir aber noch lange nicht, auch wenn es ständig gesagt wird. Für mich legt die Handlungsweise einer Figur fest, ob ich sie "schön" oder "hässlich" finde, nicht das vom Autor erwähnte harmonische Verhältnis von Augen und Mund zueinander, die ebenmäßigen Zügen, das schimmernde Haar, die geschmeidige Haut, bla bla bla...

Schönheit liegt im Auge des Betrachters und diese kleine Freiheit billige ich meinen Lesern zu, sie dürfen das selbst entscheiden und die Charaktere ruhig zu ihren machen.

PS: Was mir echt zum Hals raushängt sind Sätze wie: Man hätte sie fast hübsch nennen können, wenn nicht ihre blahfaselsülz ... Da rollen sich mir immer die Fußnägel auf! :gähn:
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Judith am 14. Februar 2008, 18:19:31
Hm, das ist insofern eine schwierige Frage für mich, da ich - wenn ich genauer drüber nachdenke - keinen Menschen in meiner Umgebung kenne, den ich als hässlich bezeichnen würde. Ich finde, dass jeder etwas schönes in sich hat, und wenn man jemanden mag, dann findet man den sowieso gutaussehend, weil man mehr in das Innere blickt.

Daher hab ich auch keine "hässlichen" Charaktere, ich wüsste einfach nicht, wie man das Wort definieren soll (jemand kann eine unmögliche Figur haben und trotzdem schön sein und jemand kann ein unharmonisches Gesicht haben und dennoch gut aussehen). Die meisten meiner Charaktere würde ich also als durchaus gutaussehend bezeichnen - aber eben nicht als richtige Schönheiten (wenn man jetzt mit Schönheit das gängige Ideal bezeichnet). Obwohl ich sicher auch die eine oder andere Schönheit darunter habe.

Meine Hauptperson Riava etwa ist schlaksig gebaut, hat fast keinen Busen, schmale Hüften und eher herbe Gesichtszüge - und das in einer Kultur, in der weibliche Rundungen und ein weiches Gesicht als schön gelten. Sie entspricht also nicht dem gängigen Schönheitsideal, und sämtliche Leute in ihrer Umgebung fragen sich, wie sie mit ihrem jungenhaften Aussehen denn bitteschön jemals einen Mann finden soll. Ihr Aussehen würde auch nicht dem Schönheitsideal unserer Zeit entsprechen, aber ich selbst finde sie hübsch.  :innocent:

ZitatAber z. B. Frauen ohne Traumfigur habe ich in Fantasy fast nie getroffen ...
Oh, da könnte ich dir meine Königin Bergund anbieten.  ;D Sie ist zwar nicht wirklich dick, aber doch recht kräftig gebaut und dazu recht groß - also auch eine Walküre.  ;)

ZitatAm schlimmsten sind die, die wirklich total schön sind, sich selber aber gar nicht schön finden und dann vielleicht noch denken, alle starren sie an, weil sie irgenwas hässliches im Gesicht haben.
Ja, Lavendel, das finde ich auch total nervig. Aber andererseits - solche Leute gibt es tatsächlich! Und ich erlebe es auch hin und wieder, dass jemand mich als hübsch bezeichnet, während ich selbst mein Aussehen überhaupt nicht mag und hochgradig nervös werde, wenn mich jemand etwas genauer mustert.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Lavendel am 14. Februar 2008, 20:09:23
Im wahren Leben ist das nur eine etwas andere Thematik. Im Roman wird eine Figur meistens so aufgezogen, um sie superperfekt zu machen. So schön und sooooo bescheiden.
Das zu viele Menschen Komplexe haben, wo sie keine haben müssten, ist zwar nicht schön, aber leider ziemlich verbreitet.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Judith am 14. Februar 2008, 21:22:24
Ja, das stimmt schon, dass das in Romanen meist anders dargestellt wird. Deshalb find ich es dort meist auch ziemlich nervig.
Da sind mir Charaktere, die schön sind, das aber auch selbst wissen und bewusst einsetzen, viel lieber.
Ich hab da auch so eine Figur, die auf ein Kompliment ala "Du bist schön" mit "Danke, ich weiß" antworten würde. Leider ist sie eine Opfer meiner Plotüberarbeitung und kommt fast gar nicht mehr vor.  :'(
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Maja am 17. Februar 2008, 23:36:59
Eigentlich haben meine Hauptfiguren immer ziemlich normal ausgesehen, bis ich mit den Chroniken der Elomaran angefangen habe: Der umgang mit Engelsgeborenen führt dazu, daß man plötzlich von unglaublich gutaussehenden, wenn nicht bildschönen Figuren umgeben ist, daß man sich selbst dabei nur noch klein und häßlich fühlen kann. Diese engelsgleichen Kerle bekommen dann Gesellschaft von einigen Normalos, die aber mit einer Ausnahme auch nicht unbedingt häßlich sind, weil die Engelsgeborenen die Anwesenheit von Häßlichen nicht ertragen können. Alexander und Varyn sind sechzehn bzw. fünfzehn Jahre alt und kennen Pickel entweder gar nicht oder nur von ihren normalgeborenen Nachbarn.
Nee, ehrlich, das ist hier Programm, aber doch irgendwie zuviel des Guten.

Darum habe ich jetzt in Lichtland, meinem Ex-Nano-Buch, Leute, die so normal aussehen, daß ich mir kaum jemals die Mühe mache, sie zu beschreiben (vermutlich, weil ich selbst mal wieder keine Ahnung habe, wie sie denn nun aussehen, außer "normal"). Der einzige, den ich da genauer beschrieben habe, hat mich zwar ganz und gar in seinen Bann geschlagen und ist sowas von ganz und gar bezaubernd, aber davon kommt im Text irgendwie nicht viel rüber, da ist dann die Rede von "erschreckend dünn", "krallenähnliche Finger", "staubiger, unordentlicher Zopf", etc - offenbar habe ich es nötig, ihn zu demontieren, damit er nicht vollkommen mit mir abhebt.

Meine Frauen sehen eher normal aus als meine Männer, und sie sind selten mit übergroßer Oberweite ausgestattet - irgendwie muß ich mich ja doch mit ihnen identifizieren können. Ob ich eine Frau toll finde, hängt mehr vom Geruch ab, während ich für Männer eher ob ihres Aussehens schwärme, das kann das vielleicht auch erklären. Wie meine Heldinnen riechen, beschreibe ich aber auch nicht öfter als ihr Aussehen.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Romy am 18. Februar 2008, 01:22:22
Ehrlich gesagt, im wahren Leben sind mir Menschen, die zu perfekt sind etwas unheimlich und zuweilen schnell unsympathisch (nicht immer, kommt aber häufiger vor  :) , bitte nicht schlagen  :vibes: ) , ich mag Menschen, die nicht perfekt sind. Deshalb versuche ich, meine Figuren nicht zu perfekt und hübsch zu machen. Insgesamt sehen sie wohl recht 'normal' (wie auch immer der Einzelne das nun definiert) aus und ich beschreibe sie nicht soooo ausführlich. Hin und wieder halt ein Hinweis, aber nicht auf einen Schlag eine komplette äußerliche Beschreibung, das ist zuviel des Guten. Wie hier ja schon mehrfach erwähnt wurde, kommt es ohnehin auf das jeweilige Schönheitsideal der Welt an, wo die Geschichte spielt und unter Freunden gibt es ohnehin kein echtes hässlich ...

So wirklich überirdisch schön werden bei mir eher die 'Bösewichter' oder zwielichtigere Gestalten, die nicht so schnell zu erkennen geben, auf wessen 'Seite' sie sind. Na ja, oder wenn da Elfen o.ä. durch die Gegend laufen, sehen die natürlich, selbstverständlich auch sehr hübsch aus. Aber das braucht man ja kaum extra zu schreiben. Welchem regelmäßigen Leser von Fantasyliteratur wäre jemals ein hässlicher Elf begegnet?  ::) :rofl:

Grad ist mir noch ein perfektes Beispiel eingefallen, wo eine Autorin mir was erzählen wollte, was ich nicht glauben konnte und immer noch nicht glaube und was sich - wenn ich mich recht entsinne - auch als ziemlich überflüssige Info herausstellte.
Stand nicht im ersten Harry Potter Band das Hermine überhaupt nicht hübsch wäre? Ich weiß nicht mehr genau, wie sie beschrieben war, aber sie wurde dort als eher unansehnlich beschrieben, das weiß ich noch.
Ich habe sie mir allerdings nie 'hässlich' oder auch nur 'normal' vorgestellt, sondern allen Behauptungen der Joanne K. Rowling zum Trotz schon immer als relativ hübsch. Und die Emma Watson aus den Verfilmungen ist doch auch ein hübsches Mädel.  :D Sie kommt den, wie ich sie mir vorgestellt habe ziemlich nahe.  :D

Also, lange Rede, kurzer Sinn: Es total egal, was man als Autor im Kopf hat, sehr häufig machen die Leser sich doch ihr eigenes Bild und das sieht häufig ganz anders aus, als das des Autors ...
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Keiko am 22. Februar 2008, 20:01:52
Mir ist aufgefallen, dass ich bei den wichtigeren Figuren Schwierigkeiten damit habe, ihnen unschöne oder gar hässliche Eigenschaften zuzuschreiben, dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um "gute" oder weniger gute Charaktere handelt. An meinem Prota gibt es keine besonderen äusseren Makel, abgesehen davon, dass er ab der Hälfte der Geschichte mit einer krummen Nase durch die Gegend läuft. Eine andere, wichtige Figur sieht wohl eher unscheinbar aus, wie sie sich im Allgemeinen auch verhält.
Bei den Mädchen, wenn denn mal welche vorkommen^^, erwähne ich meist die Haarfarbe und eventuell die Frisur...ich weiss nicht woran das liegt, aber ich bin unglaublich fantasielos, wenn ich ein Mädchen beschreiben sollte. Schrecklich, dabei bestehen wir nun wirklich nicht nur aus hellblonden, rabenschwarzen, kastanienfarbenen etc. Haaren :wums:

Die Nebencharaktere hingegen kommen häufiger weniger gut weg, wenn es um die Schönheit geht...irgendwie macht mir das immer besonders viel Spass und bereitet mir auch weitaus weniger Schwierigkeiten :snicker:.

Liebe Grüsse
Keiko

Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Judith am 25. Februar 2008, 14:22:52
Zitat von: Romilly am 18. Februar 2008, 01:22:22
Stand nicht im ersten Harry Potter Band das Hermine überhaupt nicht hübsch wäre? Ich weiß nicht mehr genau, wie sie beschrieben war, aber sie wurde dort als eher unansehnlich beschrieben, das weiß ich noch.
Ich habe sie mir allerdings nie 'hässlich' oder auch nur 'normal' vorgestellt, sondern allen Behauptungen der Joanne K. Rowling zum Trotz schon immer als relativ hübsch. Und die Emma Watson aus den Verfilmungen ist doch auch ein hübsches Mädel.  :D Sie kommt den, wie ich sie mir vorgestellt habe ziemlich nahe.  :D
Echt? Das ist interessant. Denn Emma Watson kann Hermione noch so überzeugend spielen, sie ist für mich dennoch nie wirklich Hermione, weil ich sie eben viel zu hübsch finde. In den Büchern wird einfach zu deutlich darauf hingewiesen, dass sie eben nicht besonders gut aussieht ist, deshalb hab ich in meinem Kopf eine ganz andere Vorstellung vor ihr. Wobei ich sie mir durchaus nicht hässlich vorstelle, aber eben unscheinbar und eins von den Mädchen, die Jungs in dem Alter völlig übersehen. Und so dürfte es bei ihr ja auch sein, sonst würden im 4. Band ja auch nicht alle total überrascht sein, als Hermione plötzlich so hübsch aussieht.  ;D

ZitatAlso, lange Rede, kurzer Sinn: Es total egal, was man als Autor im Kopf hat, sehr häufig machen die Leser sich doch ihr eigenes Bild und das sieht häufig ganz anders aus, als das des Autors ...
Ja, das stimmt allerdings. Edward etwa aus der Bis(s)-Reihe kann ich mir einfach nicht attraktiv vorstellen. Wenn man nämlich die ganzen Beschreibungen zusammennimmt, ergibt sich für mich ein eher lächerliches Bild. Fragt mich nicht warum, aber es ist so, da kann die Autorin noch so oft behaupten, dass er ja soooo toll aussieht.  :innocent:
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Romy am 28. Februar 2008, 00:00:51
Zitat von: Judith am 25. Februar 2008, 14:22:52
In den Büchern wird einfach zu deutlich darauf hingewiesen, dass sie eben nicht besonders gut aussieht ist, deshalb hab ich in meinem Kopf eine ganz andere Vorstellung vor ihr. Wobei ich sie mir durchaus nicht hässlich vorstelle, aber eben unscheinbar und eins von den Mädchen, die Jungs in dem Alter völlig übersehen. Und so dürfte es bei ihr ja auch sein, sonst würden im 4. Band ja auch nicht alle total überrascht sein, als Hermione plötzlich so hübsch aussieht.  ;D

Hm ja, kann sein, vielleicht habe ich mir Hermine auch eher unscheinbar vorgestellt, aber jedenfalls nie hässlich, wie mir die Autorin hartnäckig eintrichtern wollte  :D
Aber ich glaube, wenn ich eine Figur ins Herz geschlossen habe, dann stelle ich mir sie/ihn sowieso schön vor, auf wenn ich lese und weiß, der/die hat ganz viele Warzen auf der Nase - oder was auch immer  ;D
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Mardil am 29. August 2008, 00:31:26
Threadwiederbelebung :)

Ich finde es ein wenig übertrieben, seine wichtigen Figuren alle gut aussehen zu lassen, auch wenn sie arme Bettler sind, die im Dreck leben. Kommt mir als Leser auch einfach unrealistisch vor, wenn ich das lese...Geschmackssache.
Meine Protas sehen nie besonders gut aus, allerdings macht eine kleine Besonderheit (z.B. bei meinem Prota: totaler Normalo aber mit ganz besonderen Augen) den Reiz aus und hebt ihn ein wenig ab. Natürlich gibt es auch gutaussehende Charaktere aber bei mir nicht als Protagonist, da müssen Durchschnittstypen her.
Generell würde ich sowieso davon abraten, die Hauptfigur als "gutaussehend" zu beschreiben (es sei denn, von der Optik her ist sie wirklich überragend wie z.B. Elben). Einfach ein paar Beschreibungen über das Aussehen ("schulterlange, braune Haare, ein wenig schmal etc.) im Text verteilen, den Rest besorgt die Fantasie des Lesers, denn wie Romilly schon so schön sagt:
Zitat von: Romilly am 28. Februar 2008, 00:00:51
Aber ich glaube, wenn ich eine Figur ins Herz geschlossen habe, dann stelle ich mir sie/ihn sowieso schön vor, auf wenn ich lese und weiß, der/die hat ganz viele Warzen auf der Nase - oder was auch immer  ;D
macht man einen Protagonisten in seiner Fantasy immer gutaussehend, egal wie oft der Autor sagt, er wäre hässlich.
Ich würde einfach mal behaupten, das kommt größtenteils von Filmen, da dort der Hauptcharakter gerade bei Epen eigentlich nie hässlich ist. Ist aber nur eine Vermutung ::)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Tenryu am 29. August 2008, 10:56:11
Ich bin in der Regel äußerst sparsam mit Beschreibungen meiner Figuren. Der Leser kann sich viel besser identifizieren, wenn er sich ein eigenes Bild macht, als wenn ihm der Autor zu viel vorschreibt. In den meisten Fällen spielt das Aussehen der Figuren für die Geschichte ohnehin keine Rolle.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Rhiannon am 29. August 2008, 19:49:20
Mh, Aerowen ist schön, ihre Tochter Marika allerdings nicht wirklich, sie sieht normal aus. Der Rest meiner Protas ist normal und Rhiannon und Breanna, naja, Rhiannon ist eine alte Frau und von wind und WEtter noch zusätzlich etwas verunstaltet und Breanna ist knochenmager und sehr groß und ihre GEsichtszüge sind so spitz und kantig, dass man sie wahrlich nicht schön nennen kann.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Sooky am 02. September 2008, 20:31:45
Mal überlegen...
Ich habe sowohl Charaktere, die sehr gut aussehen (meist sind es aber Antagonisten oder Nebencharaktere) oder etwas spezielles haben, als auch durchschnittliche oder hässliche Typen, wobei das letztere selten ist. Ich glaube, die meisten sind durchschnittlich oder zumindest nicht wirklich beschrieben.

Zum Beschreiben...
Da ich bei meinem jetzigen Projekt aus der Perspektive von allen drei meiner Hauptcharaktere schreibe, versuche ich möglichst, so zu schreiben, wie die Charaktere denken. Eine von ihnen ist sehr modebewusst und stolz auf ihr schönes aussehen. Sie würde jemanden auch sofort ausführlich beschreiben, wenn sie die Person zum ersten Mal sieht und auch subjektive Bewertungen abgeben. Eine andere Protagonistin ist auf die erste ziemlich neidisch und erwähnt häufig mal, dass sie so gut aussieht - auch wenn es sich nicht nur aufs Aussehen beschränkt. Sie ist auch eher der Typ, der beschreiben würde, aber nicht so im Detail. Die dritte kümmert sich wohl nur wenig ums Aussehen und würde höchstens Haarfarbe oder so erwähnen.

Allgemein muss ich aber sagen, dass ich eher eine Wandlung durchgemacht habe: Ganz früher habe ich ganz lange Beschreibungen gemacht (auch wenn es erfundene Wesen und Ausserirdische waren), dann habe ich fast gar keine geschrieben, und jetzt fange ich wieder damit an. Ich glaube, es kommt ein wenig daher, dass ich viel zeichne - ich habe immer eine fixe Idee vom Aussehen meiner Charaktere.
Aber ich weiss, dass ich beim lesen kaum auf die Beschreibung achte... ich habe mir einmal einen jungen, rothaarigen, grossen Mann als klein, alt und pummelig vorgestellt...    :-X
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Luisa am 03. September 2008, 15:17:10
Ich neige vor allem dazu, das Aussehen meiner besonders magischen Figuren ins Extreme zu treiben.
Also nicht unbedingt extrem schön, sondern Merkmale wie hellhäutig mit dunklem Haar, rothaarig mit grünen Augen oder zierlich und zart mit vollen Lippen. Ob man sie deshalb für besonders schön hält, ist jedem selbst überlassen.
Allerdings versuche ich mir das in letzter Zeit abzugewöhnen, weil es mich selbst langsam nervt.  ::)

Bei meinen menschlichen Helden bleibe ich beim Normalo, wenn überhaupt hat man bei mir vielleicht noch schönes Haar.
Außerdem reicht es vollkommen aus, gröbere Hinweise zu geben. Größe, Haarfarbe und -länge, Statue und Augenfarbe.
Ohne zu sagen, dass diese Person wirklich schön ist, stellt sich der Leser meistens einen schönen Menschen vor, solange man nicht eindeutig zum Ausdruck bringt, dass diese Figur hässlich ist. Das mache ich allerdings ungern und nur, wenn es nötig ist.

Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Fayetale am 17. September 2008, 09:23:47
ich mag es,

wenn sich die Charaktere entwickeln und sich das auch an ihrem äußerlichem wiederspiegelt.

Was ich gar nicht leiden kann sind diese rosaroten cyberperfekten pseudo Schönheiten an denen es nicht ein Mal Orangenhaut oder Pickel gibt.

Meine Hauptprotagonistin ist zu Anfang ein wirklich klägliches Stück Mensch: schlaksig, grau, blass, viel zu dünn und irgendwie glanzlos, doch auf ihre Art irgendwie hübsch.

Mein zweiter Prota ist ein Frauenheld. und das obwohl eine lange Narbe ein Mal durch sein Gesicht geht.

ich denke das besondere 'unschöne' Merkmale die Protagonisten irgendwie realer machen.

Denn auch wenn ich mich nicht unbedingt mit einem von schwarzen Blattern übersätem Monster identifizieren kann. Mit einer unnahbaren Elfe kann ich es genauso wenig.

Liebe Grüße Dein Fan Fayetale (FF) :buch:
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Riesar am 17. September 2008, 12:09:53
Oft ist mir beim Lesen von Büchern aufgefallen, dass ich deren Beschreibungen vom Aussehen der Charaktere völlig überlese und mir mein eigenes Bild mache. So kam es schon vor, dass sich ein junger und blonder Jüngling zum schwarzhaarigen und alten Berserker entwickelt hat.
Wie schon von euch erwähnt, kann nur allein das Gesamtbild von Charakter und Aussehen der Figur die wirkliche Schönheit ausmachen.

Ich persönlich habe eine Vorliebe für 'hässliche' Protas. Warum das so ist, weiß ich nicht. Ob sie nun wirklich hässlich sind, muss jeder für sich entscheiden. In meinen Vorstellungen aber haben sie sich so entwickelt.

Riesar lässt grüßen...  :vibes:
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Fayetale am 19. September 2008, 20:35:44
Zitat von: Riesar am 17. September 2008, 12:09:53
Oft ist mir beim Lesen von Büchern aufgefallen, dass ich deren Beschreibungen vom Aussehen der Charaktere völlig überlese und mir mein eigenes Bild mache. So kam es schon vor, dass sich ein junger und blonder Jüngling zum schwarzhaarigen und alten Berserker entwickelt hat.

Ist mir auch schon passiert. jedoch nicht so drastisch... eher wenn mir in der Beschreibung etwas an dem aussehen nicht passte, sie hatte leichte Hasenzähne oder er hatte Brustbehaarung... dann denke ich mir das einfach anders... immerhin ist das was wir schreiben reine Phantasie und da ist der Leser natürlich auch recht phantasievoll oder?
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: maggi am 30. September 2008, 15:14:14
Also meine Protagonisten und Nebencharaktäre sehen eigentlich immer durchschnittlich aus. Das aussehen umreisse ich eigentlich auch nur kurz.
Wichtig ist es ja nur, wenn es einfluss auf die Psyche der Figur hat. Ausladende beschreibungen über die Schöhnheit wirken sowieso eher unproffessionell. (Mary Sure Alarm). Es ist eben wirklich unbedeutend ob die Haare meiner Protagonisten in seidig-glänzenden, rotbraunen Locken ihre hellgrünen Augen mit weißen Sternchen umspielen, oder ob sie einfach in durchschnitts-braun von ihrem Kopf hängen.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Vivian am 13. Dezember 2010, 12:15:12
Ich würde meine Heldin nicht als schön, perfekt und vollkommen beschreiben. Sie besitzt ein durchschnittliches Aussehen, das reicht mir auch. Natürlich hat sie ein zierliches und schmales Gesicht, aber dafür tiefe Augenringe, die sie ihrer anstrengenden Arbeit verdanken kann und es ist nicht selten, dass sie immer etwas blass um die Nase ist.
Normalerweise mache ich keine langen Beschreibungen, was das Aussehen meiner Charaktere angeht. Oft reichen drei Sätze, denn ich finde, man sollte auch seiner Phantasie freien Lauf lassen und sich nicht nur auf die Worte des Autors konzentrieren. Ich finde es wichtig, dass man sich immer sein eigenes Bild von den Charakteren macht, egal ob es sich um mein Buch handelt oder um ein ganz anderes.
Natürlich finde ich es auch toll, wenn es schöne Menschen in einem Buch gibt. Aber das hei noch lange nicht, dass sie perfekt sind - im Gegenteil. Ich habe zwar eine sehr schöne Frau in meinem Buch, aber sie ist nicht vollkommen, ganz und gar nicht. Sie hat ihre pechschwarze Schattenseite, die dieses vollkommene, perfekte Bild in den Schatten stellt.
Ich persönlich lasse meiner Phantasie gerne freien Lauf, ich mache mir immer gerne ein eigenes Bild von den Charakteren. Eine lange Beschreibung ihres Aussehens benötige ich also nicht.  :)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Churke am 13. Dezember 2010, 13:20:36
Aristoteles hat einmal gesagt, dass göttergleiche Schönheit als natürliche Überlegenheit gesehen wird.
Für den Schriftsteller ergeben sich daraus gewisse Konsequenzen. Natürlich kommt es auf die Figur und ihre Rolle an, aber der König von Jerusalem muss nun mal einem jungen Gott gleichen. Ich denke, dass dies gerade in unserer Zeit, in der professionelle Dummschwätzer und korrupte Polit-Ruinen an ihren Stühlen kleben und mit Blabla durch die Talkshows tingeln, ein gewisses Kontrastprogramm zur grauen Wirklichkeit darstellt.

Man kann mit solchen Erwartungen natürlich spielen. Nicht jeder "Traumprinz" ist auch einer.  ;D
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Runaway am 13. Dezember 2010, 17:13:34
Spannendes Thema. Da ich beim Schreiben immer sehr bildlich denke, ist es für mich wichtig, zu wissen, wie meine Helden aussehen - und zwar ganz genau. Ich schaffe es tatsächlich erst, den Charakter auch beim Schreiben weiterzuentwickeln, wenn ich ihn gezeichnet habe. Da ist schon einiges zusammengekommen: http://www.kristall-der-koenige.de/gallery/

Ich hab alles dabei, was die Attraktivität angeht, um es mal so zu nennen. Überirdisch schön müssen die alle nicht sein, wobei es durchaus immer gern Randfiguren gibt, die so sind. In Himmelsfeuer war die kleine Schwester sehr hübsch und in meiner Trilogie die Kusine.
Die Heldinnen selbst waren etwas burschikos, aber alles andere hätte ich mit einem Schwert in der Hand auch albern gefunden.

Worüber ich immer noch nachdenke, ist, warum meine aktuelle Heldin ein gutes Jahr lang nur in meinem Kopf, aber nicht auf dem Papier existierte. Immer, wenn ich versucht habe, sie zu zeichnen, hat mir das nicht gepaßt. Schon komisch. Irgendwie war ich da zu perfektionistisch. Zu einem gewissen Grad will ich mich ja selbst auch mit meinen Figuren identifizieren, um mich besser reindenken zu können. Da lag wohl irgendwo der Hund begraben.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Schakka am 22. Dezember 2010, 16:43:08
Also meine Protagonistin ist nicht wirklich genau beschrieben, einfach als durchschnittliches Mädchen, braune Haare, blaue Augen. Nicht besonders Auffällig, aber genauere Beschreibungen gibt es auch leider nicht... Denkt ihr das reicht, oder sollte ich sie genauer beschreiben?
Wenn ja, ich wüsste nämlich nicht wie, da sie in meinem Kopf nicht wirklich Bildlich existiert  :embarassed:
Aber es stimmt schon, es wirkt nicht wirklich realistisch, wenn alle Figuren in dem Buch "perfekt" aussehen und keine Makel haben.

Zitat von: Fayetale am 17. September 2008, 09:23:47
ich denke das besondere 'unschöne' Merkmale die Protagonisten irgendwie realer machen.

aber es könnten ja auch einfach Merkmale sein, die beweisen, dass er nicht ganz genau dem "Traumtyp" entspricht und sich einfach ein bisschen von den Normen abhebt, wie zum Beispiel, ein Muttermal, eine Kette, oder eine Sonderbare Haarfarbe :)
Denke ich zumindest^^

Toni
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Rakso am 22. Dezember 2010, 17:45:03
Ich schätze mal, dass Menschen generell dazu neigen ihre Protagonisten besonders schön darzustellen. Das sieht man auch schon in der Antike. Die Menschen werden so dargestellt, wie man selbst gerne sein möchte. Als ich an meinen ersten Geschichten tüftelte, war das auch so. Meine Protagonisten stellte ich mir immer gutaussehend und, wenn man so möchte, attraktiv vor. So wie ich eigentlich selbst gerne hätte sein wollen.

Heute versuch' ich meinen Protagonisten ein durchschnittliches Aussehen zu geben. Zum Beispiel mein alter Freund Lev, der mehr als nur durchschnittlich aussieht. Besonders passend, wie ich finde, für ein Großstadtsetting. Oder aus meinem momentanen Projekt wollte ich meine Helden auch nicht zu gutaussehend machen.

Denn, wenn alle Menschen schön aussehen würden, dann wäre ja das Besondere oder Außergewöhnliche nicht mehr vorhanden.

Natürlich gibt es ab und zu auch mal einen (meist bösen) Charakter der als überaus schön gelten mag.

Mich würde mal interessieren, wie ihr versucht (wenn überhaupt), ein "durchschnittliches Aussehen" bei euren Helden für den Leser deutlich zu machen? Ich mache das eher so, dass ich generell verzichte äußerliche Merkmale zu beschreiben, außer halt auffällige Merkmale oder die Haarfarbe, wie Schakka das schon erwähnte.

Gruß,
Esteve
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: KaPunkt am 22. Dezember 2010, 18:08:21
Ich möchte die Entscheidung, ob eine Figur 'Schön' ist, gerne dem Leser überlassen.
Meine Beschreibungen halte ich möglichst neutral, wobei es natürlich mitschwingen kann, wer da gerade wen sieht.
Ist klar, das Tresten Raika wunderschön findet, immerhin ist sie die Liebe seines Lebens.
Oder ich beschreibe das Gefühl, die Aura, die jemand vermittelt.
Aktuelles Beispiel:

ZitatDer kaiserliche Gesandte, ein in jeder Beziehung raumgreifender Mann, groß und breit, mit ausholenden Gesten und lauter Stimme (...)

Ich glaube nicht, dass ich Alter und Haarfarbe überhaupt noch erwähnen werde (Er macht's eh nicht lange  :darth:). Ich behaupte, diese Beschreibung reicht völlig, um ein lebendiges äußeres Bild der Figur zu geben.
Ob dieser Mann jetzt attraktiv ist? Das hängt vermutlich davon ab, ob man solche Männer eben mag. Meinem Helden geht er auf die Nerven. Zu laut, zu groß zu intensiv. Er findet ihn nicht schön.
Andere mögen ihn vermutlich sehr gern und finden, das das Leben mit ihm Spaß macht. Frauen,(oder Männer, der Gesandte ist da nicht gebunden), die so was gern haben, finden ihn vermutlich sehr attraktiv.

Die obligatorische Narbe, um den Helden etwas weniger unglaublich schön zu machen, kenne ich auch.
Ich benutze Narben ebenfalls gern, aber da die Schönheit bei mir sowieso nicht definiert ist (außer in den Augen anderer Figuren), dienen mir Narben eher dazu, Lebenslauf und Welt zu verdeutlichen.
Ein Söldner mit zwanzig Jahren Kriegserfahrung hat vermutlich so viele Narben, dass er gar nicht mehr weiß, woher die alle kommen. Ein Waldarbeiter kann locker mal ne Axt im Bein gehabt haben und der Schmied hat womöglich mehr als einen plattgehauenen Nagel. Wenn man Tischler arbeitet, kann man sich schonmal einen Finger abschneiden, und ein Rausschmeißer hat sich wohl schon öfter als einmal die Nase gebrochen, die entsprechend schief im Gesicht steht.


Interessant finde ich übrigens, dass hier häufig gesagt wird, dass höchstens die Bösewichter unglaublich schön sind.
Wieso traut man sich eher, einen fiesen Schönling zu benutzen?

Liebe Grüße,
Kirsten
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Merrit am 22. Dezember 2010, 18:24:44
Interessante Überlegungen.
Ich habe einmal die Rückmeldung bekommen, daß man sich meine Protas nicht vorstellen könne, da ich noch nicht einmal erwähne, ob es sich um Menschen handeln würde und auch meine sonstigen Beschreibungen seien eher spärlich. Das mache ich mit Absicht! Ich hasse es, wenn mir das kleinste Detail vorgegeben wird und kein Raum bleibt für die eigene Phantasie.
Sicherlich habe ich als Schreiber auch ein Bild meiner Protas vor mir, aber ich will dieses nicht zur Gänze den anderen aufdrängen! Wenn ich hier und da ein paar kleine Anmerkungen fallen lasse bezüglich der Größe, der Kleidung, oder auch besonderer Kennzeichen, denn reicht das für mich (und glücklicherweise auch für die meisten meiner Testleser).
Schön, oder auch nicht, das entscheidet also jeder für sich!
Aber ich muss sagen, ich finde es auch faszinierend, daß einige hier ihre Protas so detailliert zeichnen können, Hut ab!
Wie man sieht, jeder hat wieder seine eigene Vorgehensweise  ;D.

Lg Merrit
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Churke am 22. Dezember 2010, 19:21:07
Zitat von: Esteve am 22. Dezember 2010, 17:45:03
Denn, wenn alle Menschen schön aussehen würden, dann wäre ja das Besondere oder Außergewöhnliche nicht mehr vorhanden.
Da kann ich nicht zustimmen. Abgesehen vom 08/15Model-Gesicht gibt es wahrscheinlich unendlich viele Möglichkeiten, ein schönes Gesicht bzw., wenn man weiter geht, einen schönen Menschen zu "konstruieren." Ich habe mal einen SF-Roman geschrieben über eine Superrasse von Invitros. Die sind alle superschöne fleißige Arbeiter(innen) in einen totalitären Ameisenstaat. Doch ich hatte nie Angst, dass sie gleich oder nicht unterscheidbar wären.   

Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: moonjunkie am 23. Dezember 2010, 10:03:10
Ich finde es meist wichtiger etwas über Ausstrahlung und Eigenschaften der Charaktere zu erfahren um ein klares Bild vor Augen zu haben. Haar- und Augenfarbe sind eher nebensächlich. Leider kann ich es trotzdem nie lassen auch über Augenfarben etc. zu schreiben. Ich glaube ich tue das meist sogar ein wenig zu oft... leide zudem noch ein wenig unter Adjektivitis.

@ Kirsten: Ich muss grade mal loswerden, dass ich Deine Beschreibung von dem kaiserlichen Gesandten wirklich gelungen finde. Hatte sofort ein klares Bild vor Augen!  :jau:

Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, sind die meisten meiner Charaktere auch eher attraktiv. Manchmal ärgert mich sowas bei Büchern die ich lese, wenn wirklich ALLE schön sind. Es kommt aber natürlich auch immer auf den Betrachter an, wie vorhin schonmal gesagt wurde. Wenn ich jemanden mag oder sogar liebe, ist er für mich in den meisten Fällen attraktiv und schön. Wenn jemand immer neidisch ist, unfreundlich, mürrisch oder finde ich ihn/sie eher nicht attraktiv.

lg, moonjunkie
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Churke am 23. Dezember 2010, 11:39:37
Zitat von: moonjunkie am 23. Dezember 2010, 10:03:10
Haar- und Augenfarbe sind eher nebensächlich.

Heute in der Fußgängerzone, ja.
Tatsächlich lässt das Äußere Rückschlüsse auf die Ethnie zu.
In der Spätantike kann man davon ausgehen, dass ein Eunuch Inder ist.
Wenn ein Offizier den persischen Namen Varanes trägt, schließe ich daraus auf persische Wurzeln.
Wenn ein Offizier Allobich heißt (germanisch), ist er selbstverständlich blond.
Nachdem der Usurpator Gerontius Brite ist, wird er wahrscheinlich wie ein Kelte ausgesehen haben.
Flavius Constantius (Constantius III.) ist Illyrer = Albaner.

Man kann diese Dinge ewig fortführen. Das Äußere transportiert nun einmal Attribute, die in unserer Zeit vielleicht verloren gegangen sind. Ich finde besonders die Rückschlüsse auf die Herkunft sehr interessant. Das verleiht einer Figur eine Vergangenheit und eine Eigenleben.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Kati am 23. Dezember 2010, 12:16:29
Ich finde es ganz schlimm, wenn in Romanen das mittelalterliche Bild vom guten Menschen benutzt wird: Schöne Leute sind gut, hässliche Leute sind böse. :graus:  :-\

Hm, ich muss gestehen, dass ich noch nie einen Menschen gesehen habe, den ich wirklich hässlich fand. Auch total schöne Menschen (im Sinne von perfekt nach den Vorstellungen unserer Gesellschaft) sehe ich anscheinend nicht.
Ich muss auch sagen, dass mir die Einstufungen von Charakteren in schön, normal und hässlich irgendwie nicht so liegt. Am ehesten könnte ich meine Protas in die Sparte "gewöhnlich" einordnen. Ich versuche immer, Menschen  zu schaffen, die man auf der Straße übersehen würde, weil meine Protas meist ganz normale Menschen sind, ob ich die so wie ich sie gezeichnet habe nun hübsch finde oder nicht, lasse ich meist nicht in den Roman einfließen. Mein Lieblingsprota zum Beispiel hat eine lange Nase und eine Narbe über dem linken Auge. So, wie ich ihn mir vorstelle, sieht er ganz hübsch aus, andere mögen das aber echt hässlich finden (meine beste Freundin zum Beispiel...) und dann lasse ich ihnen diesen Gedanken eben. Die Protas beschreibe ich demnach eher unwertend.  ;D (Na ja, manchmal denkt sich da schon eine(r) "Ich bin so hässlich!", aber da versuche ich gleich klarzumachen, dass es da auf die momentane Stimmung ankommt und keinesfalls eine Tatsache ist...)
Manchmal werten andere Charaktere sie oder sie bewerten die anderen Charaktere. Wenn oben genannter Prota seiner Freundin sagt, wie hübsch sie ist zum Beispiel. Aber das ist ja dann keine Tatsache, nur eine subjektive Wertung des Protas.  :)

Wo ich explizit sage, dass sie schön sind, sind meine Sirenen und Engel.  :) Da muss das irgendwie einfach sein.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Sonnenblumenfee am 23. Dezember 2010, 14:55:56
Generell mache ich mir kaum Gedanken über das Aussehen meiner Charaktere. Ich könnte die meistens gar nicht beschreiben. Aber wenn jemand sagt: der sieht so und so aus, dann weiß ich, dass es falsch ist. Ich habe versucht, möglichst detaillierte Beschreibungen anzulegen, aber irgendwie komme ich da nie groß über Haar- und Augenfarbe und vielelicht noch ein zwei Merkmale hinaus. Wenn ich es versuche, lande ich meistens bei "blauäuigen, blonden Schönheiten", "rothaarigen Kämperinnen mit grünen Augen" usw. Da lasse ich es lieber ganz bleiben.

Wenn ich etwas lese, vergesse ich sofort, wie jemand aussieht. Ich muss dann jedesmal zurückblättern, wenn von "dem Blonden" die Rede ist, weil ich keine Ahnung mehr habe, wer das war. Es sei denn, es handelt sich um ganz außergewähnliche Dinge, oder etwas, dass die Personen gleichzeitig auch charakterisiert. Wenn also "der Blonde" der Einzige weit und breit mit hellem Haar ist, weil er als Kleinkind von den Dorfbewohnern gefunden wurde, schaff ich es gerade noch so, das zu behalten. Und mMn muss in einem Buch auch gar nicht so viel mehr drinstehen.

Zitat von: Kirsten am 22. Dezember 2010, 18:08:21
Interessant finde ich übrigens, dass hier häufig gesagt wird, dass höchstens die Bösewichter unglaublich schön sind.
Wieso traut man sich eher, einen fiesen Schönling zu benutzen?

Ich könnte mir mehrere Gründe vorstellen. Zunächst läuft man bei Fieslingen nicht so schnell Gefahr, dass sie überperfekt wirken. Schließlich sind es ja die Bösen. Und dann ist das natürlich auch eine Methode, den Antagonisten nicht als nur schlecht darzustellen. (und um vom stereotyp der "bösen, warzennasigen Hexe" wegzukommen)
Dazu kommt vielleicht noch, dass es (mir zunmindest) im RL häufig so vorkommt, als würden die "Schönen" alles bekommen. Man denke nur an Brangelina und co. Die sehen toll aus, haben jede Menge Kohle, die Liebe ihres Lebens gefunden, einen fantastischen Job, wunderschöne, schlaue Kinder... Da möchte ich als 08/15-Mensch gerne gehässig sagen: Aber die haben bestimmt einen ganz furchtbaren Charakter! Und das lebe ich dann in meinen Büchern aus.  ;D
Das sind jetzt so die Gründe, die mir spontan einfallen würden.

LG
Sonnenblumenfee
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Malinche am 23. Dezember 2010, 15:04:44
Ich habe meistens schon ein recht genaues Bild von meinen Figuren im Kopf, aber verzichte auf ausführliche Beschreibungen. Ich erwähne höchstens mal zusammenfassend, ob jemand dick oder schlaksig, hochgewachsen oder klein, Locken- oder Glatzkopf ist.
Insgesamt tendiere ich dazu, dass meine Charas ein oder zwei bestimmte äußere Merkmale haben, die immer wieder wichtig sind und erwähnt werden, weil sie z.B. von anderen Figuren ganz besonders wahrgenommen werden. Bei Isabel aus den Kondorkindern sind es ihr einfach nicht zu bändigendes Haar und ihre goldbraunen Augen. Bei den Djinns haben Isis und Azabache kohlrabenschwarze Augen und die Haut von Isis' Baby Salvador ist hellblau. Bei "Kojotenfeuer" werde ich wahrscheinlich damit spielen, dass Citara sehr klein und zierlich ist (und ich weiß, dass Blake hinreißende dunkelbraune Augen hat *fiktiven Lieblingsbarkeeper anschmacht*  ;D).

Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Rakso am 23. Dezember 2010, 22:13:43
Hallo nochmals,

@Churke
Natürlich gibt es verschiedene Variationen von Schönheit. Aber sie sind alle schön: Denn die Schönheit an sich ist immer begrenzt. Eine größeren Facettenreichtum kann es nur geben wenn auch "normal" aussehende Menschen (oder Nicht-Menschen) vorhanden sind. Laut Statistik, auch auf die Gefahr hin jetzt klugzuscheißern, z. B ziehen Männer Bilder von durchschnittlichen Frauen eher vor, als die von überirdischschönen. Und bei purer Perfektion bleibt auch nicht mehr viel Spielraum.

Zu dem schönen Bösewichten hatte ich mal ein schönes Zitat aus einem Zeichenheft gelesen. Das ging sinngemäß so, dass die böse Hexe/Zauberin verführerisch oder schön aussehen sollte und den Helden ins Grübeln zu bringen, ob er sie bekämpfen oder nicht mit ihr ausgehen sollte.

Mit Schönheit erwartet man ja, gemäß nach unserem Schönheitsverständinis, immer Tugendhaftigkeit, Selbstlosigkeit, etc. Und dass bringt dann eben diesen Kontrast, denn Sonnenblumenfee schon sehr schön angesprochen hatte.

Gruß,
Esteve
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Maganius am 04. Januar 2011, 12:18:05
Ja die Schönheit, oder die, die im Auge des Betrachters liegt.
Es stimmt das im Fantasie Bereich oftmals die Charaktere, zumindest die "Helden" Augenweiden sind, wohin gegen die "Bösen" sofern es sich um Mensch handelt, eher hässlich oder gar Dick sind. Das ist ein Phänomen das mir schon öfters aufgefallen ist, nicht nur in Romanen, sondern auch in Filmen oder Serien.

Ich für mein Teil muss hier ganz klar sagen, das es mich richtig stört. Ich bin selber kein Schönling, bin ich deswegen als Mensch weniger liebenswert? Aber auch die Schönen haben ihr Kreuz zu tragen, den letztlich müssen sie genau wie der "durchschnitt" mit Klischees leben.  ;D

Sei´s drum, wir müssen uns bei aller Toleranz auch eingestehen das unser Herz höher schlägt, wenn wir einen schönen Menschen sehen. Das ist nunmal ein Fakt.

In meiner Story will ich die Protas, aber auch alle anderen Menschen nach Möglichkeit normal zeigen. Keine übertriebenen Schönheiten. Seena ist schlank, hat schwarzes, hüftlanges Haar und grüne Augen. Sie ist eher blasser Natur und wirkt auf den ersten Blick unscheinbar. Lee, ihr Mentor ist ein alter Mann mit Halbglatze. Auch die anderen männlichen Protas zeichnen sich nicht unbedingt durch ihr gutes Äußerns aus.

Am Anfang stehen die Protas sich auch eher distanziert gegenüber, oder sind sich gar unsympathisch und ihre Zuneigung zueinander müssen sie sich erarbeiten, wie im echten Leben auch.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Manja_Bindig am 04. Januar 2011, 13:50:37
Interessantes Thema.

Ich persönlich habe meistens ein Bild meiner figuren fest im Kopf, wenn ich anfange zu schreiben; dieses Bild entspricht sehr oft auch dem, was sich hinter der Optik verbirgt. Manchmal zeigen sich auch überraschende Diskrepanzen zwischen einem zarten Äußeren und einem sehr zynischen, frechen Inneren.

Die Optik ist also bei mir schon von vorneherein recht klar; prinzipiell mag ich es, wenn meien Charaktere attraktiv, aber nicht überirdisch schön sind; klassisch schöne Gesichter finde ich persönlich eher langweilig. Attraktivität hingegen kommt dadurch zustande, dass zum einen ein Gesicht ein bestimmtes markantes Merkmal hat (eine große Nase, ein zu breiter Mund, zu große Augen - bei realen Menschen sieht so was unheimlich aus), zum anderen aber auch durch das, was der Charakter mit dem Gesicht macht. Lebhaftes Mienenspiel? Ausdrucksstarke Körpersprache? Selbstbewusstes Auftreten? (was nicht heißt, dass der Chaakter laut aufstampfen muss) Das macht bei meinen Charakteren meistens die Attraktivität aus.

Was die Schönheit der Geschichtszüge betrifft... das ist eine Bewertung, die ich gewissermaßen von "außen" vornehme.
Heißt: ich schaue, an welche Epoche meine aktuelle Welt angelehnt ist.
Von dieser Epoche betrachte ich mir das Schönheitsideal - und anhand dessen lasse ich andere Charaktere die "Schönheit" meiner Charaktere bewerten, ohne dass es Rückschlüsse auf die Attraktivität bietet. (Beispeil meienr Malenka - klein und knochig, flach wie ein Brett. Besteht im Grunde nur aus ein bisschen Muskel, viel Sehnen und einem Haufen Lebensfreude. Strich in der Landschaft. Daszu kommt ein für den dünnen Körper etwas zu groß scheinender Kopf mit einem dreieckigen Gesicht und zu großen Augen (was dadurch kommt, dass sie eben nicht unbedingt viel auf die Waage bringt. Was mich bei ihren Lebensgewohnheiten nicht unbedingt wundert.) Die Welt, in die ich sie geworfen habe, ist ein wenig an den Empire angelehnt, hat aber auch Züge des Wilhelminischen Zeitalters - in keiner dieser Epochen hätte man jemanden wie Malenka als schön empfunden. Und niemand findet sie auf den ersten Blick anziehend; bis sie anfängt, Harfe zu spielen oder bis man sich mit ihr unterhält. Obwohl auch da ziemlich vieleLeute von ihrer sehr direkten Art und ihrer Lebhaftigkeit ein bisschen zurück schrecken. Ich find grad diesen Kontrast zwischen "Schönheit" und "Attraktivität" immer sehr interessant, deshalb macht es mir auch solchen Spaß, mit Schönheitsidealenzu spielen.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Churke am 04. Januar 2011, 15:03:19
Zitat von: Manja am 04. Januar 2011, 13:50:37
Körpersprache? Selbstbewusstes Auftreten? (was nicht heißt, dass der Chaakter laut aufstampfen muss) Das macht bei meinen Charakteren meistens die Attraktivität aus.

Attraktivität in Subtext und Dialog - sehr gutes Stichwort.


In einer Military-SF-Satire ist der Protagonist der Protagonistin körperlich gnadenlos unterlegen. Sie ist eine Invitro-Kampfmaschine aus dem Genlabor, er mehr der genügsame Sozialhilfeempfänger. Die Protagonistin ist selbst für eine Invitro unangenehm attraktiv. Dazu 192 cm groß und geschätzte 90 kg schwer... und sie hat zwei unterschiedliche Augen. Das Problem: Ihr Gendesigner war besoffen und hatte vor der Arbeit einen feuchten Traum oder so ähnlich. Dummerweise hat sie von allen diesen "Gaben" nichts als Nachteile. Sie hasst ihr Äußeres und sie hasst ihren Gendesigner, der nicht ermittelt und zur Verantwortung gezogen werden konnte.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Dämmerungshexe am 06. Januar 2011, 11:20:56
Mir scheint es, dass die meisten hier nicht unbedingt die großen Beschreiber sind. Vielleicht bin ich ja zu detailverliebt und denke zu bildlich, aber für mich ist es zum Teil auch unheimlich interessant und spannend alls die kleinen Details eines Charakters zu beschreiben - Sommersprossen, Wimpernlänge, wie die Haare fallen, wie sie sich bewegen, wie sie die Hände halten, wie ihre Lippen geschwungen sind ...
Das selbe gilt für die Kleidung - da hätte ich manchmal Lust jede einzelne Schnalle zu beschreiben.

Aber meist passt das einfach nicht wirklich in die Geschichte. Leider. Deswegen verzichte ich halt doch meist darauf und konzentriere mich auf das, was für die Handlung und das Verständnis wichtig ist.
Ab und an gibt es aber zum Glück stellen, an denen sich Autor, Prota und Leser die Muse gönnen können all das einer genauen Betrachtung zu unterziehen. das sind dann für mich die Stellen, wo richtig viel Tiefe in eine Erzählung reinkommt - solange es gut geschrieben ist.
(Keine Ahnung ob ich das kann - solche Sacheng ut schreiben - müsste ich wirklich mal in einer Geschichte umsetzen und an Beta-Leser verfüttern ^^)

Was "unschöne" und "hässliche" Protas und Charas an sich betrifft, habe ich eine gewisse Schwäche. Ich kann auch an Orks und Trollen Schönes finden. Und teilweise sind meine Figuren so entstellt und verkrüppelt, dass sie allen anderen eher einen Schreck einjagen. Aber gerade das macht sie dann auch spannend, finde ich. Immerhin gehen solche Verletzungen auch immer mit einem Schaden der Seele einher, der die Figur spanned macht.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Dealein am 06. Januar 2011, 12:58:31
Da bist du nicht allein  @ Dämmerungshexe. Ich liebe es zu beschreiben und lese Beschreibungen auch sehr gerne. Da fühl ich mich richtig im Buch :)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Spinnenkind am 07. Januar 2011, 23:40:51
ZitatWas "unschöne" und "hässliche" Protas und Charas an sich betrifft, habe ich eine gewisse Schwäche. Ich kann auch an Orks und Trollen Schönes finden. Und teilweise sind meine Figuren so entstellt und verkrüppelt, dass sie allen anderen eher einen Schreck einjagen. Aber gerade das macht sie dann auch spannend, finde ich. Immerhin gehen solche Verletzungen auch immer mit einem Schaden der Seele einher, der die Figur spanned macht.

:vibes: Da bin ich ganz deiner Meinung, Dämmerungshexe.
Victor Hugo hat mal gesagt, dass die Hässlichkeit ihre ganz eigene Faszination und ihre eigene Schönheit besitzt, in Bezug auf seinen Quasimodo. Ist jetzt nichts besonders tiefsinnig, aber ich finde, er hat recht ;D
Ich habe sogar das Gefühl, dass mich das Bizarre, Hässliche etwas zu sehr in Anspruch nimmt. Ich liebe es einfach, meinen Charakteren abstoßende Züge zu verleihen und zu sehen, wie sie damit umgehen. Ihr Aussehen oder ihr Benehmen gibt der Figur einen neuen Zug, eine Herausforderung, der sie sich stellen muss. So ergeben sich Situationen, anhand derer sich ihre Persönlichkeit und Vergangenheit sehr gut zeigen lassen. Und was du über den Schaden der Seele sagst, stimmt natürlich auch. 
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Zit am 08. Januar 2011, 00:51:41
Zitat von: DämmerungshexeAb und an gibt es aber zum Glück stellen, an denen sich Autor, Prota und Leser die Muse gönnen können all das einer genauen Betrachtung zu unterziehen.

Ich denke, das Problem ist weniger die Beschreibung an sich als einfach das Talent seitens des Autors, das Aussehen auch an der richtigen Stelle und auf die richtige Weise anzubringen, ohne dass es wie ein Infodump auf den Leser wirkt. ;D
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Manja_Bindig am 26. Januar 2011, 01:24:21
Hässlich "sieht" bei mir witzigerweise kaum ein Charakter aus - trotzdem wird mir Rückmeldung gegeben, dass einige extrem unangenehm erscheinen, obwohl das Bild, das ich im Kopf gezeichnet habe von einigermaßen anguckbar über Durchschnitt bis hin zu vollkommen unscheinbarer grauer Maus reichen.
Wie gesagt, auf optische Schönheit gebe ich nur wenig, wenn es darum geht, die Attraktivität einer Figur zu bewerten.

Was nicht heißt, dass ich nicht mit Freuden beschreibe. :) Aber auch da... nein, ich finde in meinen SAchen keinen Satz, wo ganz simpel eine Augenfarbe steht - sofort kommt dahinter, in welchem Verhältnis die augen zum Rest des Gesichts stehen und was der Besitzer mit ihnen macht.


Worauf ich aber sehr viel Wert lege, sind Haare. ICh habe einen Haarfimmel, real und bei meinen Figuren - und der macht sich des öfteren bemerkbar. Die meisten meienr Hauptcharas JUBELN wenn sie auch nur die kleinste Chance auf ein Bad samt Harwäsche wittern. Meine Malenka kämmt ihre Haare, wenn sie nicht harfe spielt. Oder sie pfriemelt an den Haaren ihrer Freundin herum. Vielleicht mag ich Haare, weil man mit ihnen wiederum sehr viel ausdrücken kann und ich einen Hang zum Ausdruck habe?
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Ary am 26. Januar 2011, 14:06:38
Hihi, den Sauberkeitstick haben bei mir auch einige Charaktere. ich glaube, ich könnte ganz schlecht einen(n) schmuddelige(n) Schlampe(rich) schreiben, weil ich Unsauberkeit selbst furchtbar abstoßend finde. Mir wird allein beim Gedanken daran, dass jemand aufgrund eines gestörten verhältnisses zu Wasser und Seife stinken könnte, schlecht. Wenn meine "Helden" tagelang durch die Botanik getapert sind oder Ewigkeiten auf einem Schiff festsaßen, ist es klar, dass sie nicht nach Rosen riechen, aber sie freuen sich dann auch wirklich alle auf eine Möglichkeit, sich zumindest halbwegs wieder sauber zu bekommen.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Atischara am 13. März 2011, 21:21:12
Ich glaube, mein Protagonist ist nicht wirklich das, was die meisten Menschen für schön halten. Aber mir gefällt er.  ;D
Stellt sich die Frage, ob die ABSICHT des Autors in diesem Punkt überhaupt einen Einfluß hat - zumindest, wenn er nicht grauenhafte Stereotype verwendet (wie die hier eingangs geschilderten wunderhübschen Frauen etc.). Ich habe mich jedenfalls dabei erwischt, alle meine Figuren irgendwie so zu beschreiben, daß sie mir gefallen. Eine Ausnahme machen nur die weniger wichtigen Figuren, in die ich insgesamt nicht so viel Arbeit stecke. Da ist es witzlos, mir die äußerlichen Details auszudenken, wenn die Figur dann keine Rolle spielt, in die man die Details einbringen kann, weil es einfach nicht plausibel ist, daß eine der anderen Figuren solche Details wahrnimmt. Trotzdem bin ich mir sicher, daß sehr viele Leser manche Figuren gar nicht hübsch finden werden, weil ich dann, wenn ich nicht Schönheit beschreiben will, sondern Attraktivität, schon einen sehr eigenen Geschmack zu haben scheine. Will sagen: Was ich attraktiv finde, müssen andere noch lange nicht als schön empfinden.  ;)

Wenn mir viel an einer Figur liegt, lege ich auch großen Wert auf Details, weniger bei den Kleidern, aber sehr beim Gesicht und dem sonstigen Aussehen. Mir ist auch wichtig, daß ein einigermaßen klares Bild der Hauptfiguren entsteht. Deshalb halte ich in den Szenen immer nach Möglichkeiten Ausschau, die Details anzubringen: Wie sehen die Haare aus, wie die Nase und der Mund? Welche Farbe haben die Augen? Welche Schattierung die Haut? Welche Figur haben die Charaktere? Und bei Männern auch: Sind die Hände behaart? etc. Ich habe ja mittlerweile den Eindruck, daß mich Film und Fernsehen ziemlich stark beeinflussen, sowohl was Szenenschnitte angeht als auch mit Blick auf die Freude an solchen Details. Das verstärkt natürlich meinen sowieso schon optischen Fokus, und ich muß immer mal nachkorrigieren, damit auch Gerüche eine Rolle spielen, die ja im echten Leben auch sehr wichtig sind.

Aber nochmal zur Optik: Hatte schon mal jemand von euch das Bedürfnis, seine Figuren zu zeichnen, um sich die Details ihres Aussehens besser vergegenwärtigen zu können? Ich nämlich schon, aber ich kann einfach nicht gut zeichnen. Soll heißen: Was ich aufs Papier bringe, entspricht praktisch nie dem, was ich im Kopf habe. Kennt jemand von euch eine Software, die einem da auf die Sprünge helfen kann? Ich denke, man bräuchte ein Programm zur Erstellung von Phantombildern. Danach habe ich auch schon mal gesucht, aber bisher nichts Passendes gefunden, was man sich als Privatperson leisten könnte. Es muß eben ziemlich viele Details enthalten, damit man ein realistisches Bild erstellen kann. Hat da irgendjemand einen Tip für mich?  :winke:
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Drachenfeder am 13. März 2011, 21:27:28
Zitat von: Atischara am 13. März 2011, 21:21:12
Aber nochmal zur Optik: Hatte schon mal jemand von euch das Bedürfnis, seine Figuren zu zeichnen, um sich die Details ihres Aussehens besser vergegenwärtigen zu können? Ich nämlich schon, aber ich kann einfach nicht gut zeichnen. Soll heißen: Was ich aufs Papier bringe, entspricht praktisch nie dem, was ich im Kopf habe. Kennt jemand von euch eine Software, die einem da auf die Sprünge helfen kann? Ich denke, man bräuchte ein Programm zur Erstellung von Phantombildern. Danach habe ich auch schon mal gesucht, aber bisher nichts Passendes gefunden, was man sich als Privatperson leisten könnte. Es muß eben ziemlich viele Details enthalten, damit man ein realistisches Bild erstellen kann. Hat da irgendjemand einen Tip für mich?  :winke:

Na klar. Ich kann zwar einigermaßen Zeichnen, habe aber nicht mehr die Geduld und Muse dazu. Daher mache ich meine Charas mit dem PC.

Heute habe ich nach ca. 130 Seiten meiner Prota ein neues Aussehen verpasst. Von lang- und dunkelhaarig auf kurzhaarig und blond.  Ich weiß, dass ist heftig, aber es musste sein. So ist die Wächterin endlich die, die sie auch sein soll.

Meinen Hauptprota des neuen Projekts habe ich bereits unter Off Topic gepostet. http://forum.tintenzirkel.de/index.php?action=dlattach;topic=1871.0;attach=3460;image (http://forum.tintenzirkel.de/index.php?action=dlattach;topic=1871.0;attach=3460;image)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Atischara am 13. März 2011, 22:01:28
@ Drachenfeder: Wow, das sieht ja gut aus!  :pompom: Mit welchem Programm machst du das denn?
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Drachenfeder am 14. März 2011, 07:33:12
Ich arbeite mit Ulead - Photo Impact. Die Version kann ich dir leider nicht sagen, da ich nicht zu Hause am Lappi bin.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Farean am 14. März 2011, 10:24:37
Ich gestehe freimütig: ich habe eindeutig eine Neigung dazu, meine Protagonisten recht attraktiv zu gestalten... und ich sehe keinen Grund, daran was zu ändern. ::) Im Kopfkino will ich ja auch was für's Auge. Nur das "Die Schöne und das Biest"-Motiv meide ich wie der Teufel die geweihte Cola. Wenn ein Autor den Anspruch erhebt, sein unscheinbarer/häßlicher Held verdiene es, allein für seine inneren Werte geliebt und begehrt zu werden, empfinde ich es immer als ungerecht, wenn die betreffende Dame unbedingt die Beste, Tollste, Schönste zu sein hat. Dann soll der häßliche Held sich bitteschön ebenso mit inneren Werten zufriedengeben.

Nachtrag: ... außer, ich habe eine Co-Autorin, und ihre wunderschöne Heldin verliebt sich allen Ernstes in meinen potthäßlichen Helden... so geschehen in einer Rollenspielrunde. Das war dann wiederum sehr schön romantisch, weil ungeplant. Es ergab sich tatsächlich einfach aus dem Fluß der Handlung.

Zitat von: Atischara am 13. März 2011, 21:21:12
Aber nochmal zur Optik: Hatte schon mal jemand von euch das Bedürfnis, seine Figuren zu zeichnen, um sich die Details ihres Aussehens besser vergegenwärtigen zu können?
Hab' ich. Glücklicherweise kann ich auch ganz brauchbar zeichnen. Trotzdem kommt auf dem Papier längst nicht immer das raus, was ich mir im Kopf vorstelle. :-\

Zitat von: Atischara am 13. März 2011, 21:21:12
Ich denke, man bräuchte ein Programm zur Erstellung von Phantombildern. Danach habe ich auch schon mal gesucht, aber bisher nichts Passendes gefunden, was man sich als Privatperson leisten könnte. Es muß eben ziemlich viele Details enthalten, damit man ein realistisches Bild erstellen kann. Hat da irgendjemand einen Tip für mich?  :winke:
Hast du die Bilder denn so genau im Kopf und könntest sie mit Worten beschreiben, so daß man ein Phantombild danach anfertigen könnte?
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Drachenfeder am 14. März 2011, 12:02:19
Ich habe bezüglich dieses Threads eine Frage an die Obermotze:

Darf man hier auch Charakterbilder reinstellen? Oder soll dies ausschlißlich im Off Topic / Basteln und Malen geschehen?
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Atischara am 14. März 2011, 15:47:10
@ Farean: Ja bei meinem Protagonisten und anderen wichtigen Figuren sollten die Details reichen, um ein Phantombild zu erstellen. Und wenn ich ein Programm habe, in dem passende Elemente zur Verfügung stehen (gibt's ja: Haare, Bärte, Nasen, Lippen etc.) könnte ich schon das Passende auswählen - vorausgesetzt, passende Elemente sind verfügbar. Mein Hauptproblem beim Zeichnen ist, daß ich einerseits nur ganz rudimentäre Kenntnisse der Technik habe (beim Schattenwurf hört's schon auf, also kann ich gewissermaßen nur flächige Gesichter zeichnen) und andererseits bei feinmotorischen Angelegenheiten wie Zeichnen und Basteln von Haus aus nicht geschickt genug bin, daß ich den Eindruck hätte, es würde sich lohnen, die Technik zu lernen. Ich war in der Schule immer das (eine einzige) Mädchen, das in Kunst nicht gut war.  :ithurtsandstings!:

Was das Thema "Die-Schöne-und-das-Biest" angeht, fürchte ich ja, das basiert auf der Unterstellung, daß es Frauen nicht so auf Äußerlichkeiten ankommt. Einerseits stimmt das SO natürlich nicht, andererseits habe ich aber schon den Eindruck, daß Frauen oft ganz andere Maßstäbe anlegen als Männer. Und da ist Schönheit in einem herkömmlichen Sinne (also was üblicherweise in einem breiten gesellschaftlichen Konsens als schön bezeichnet wird) nach meinem Eindruck ganz sicher nicht Nummer 1 auf der Liste. Jedenfalls nicht bei den Frauen, mit denen ich bisher zu tun gehabt habe. :hmmm:
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Romy am 14. März 2011, 15:51:04
Atischara, vielleicht wäre das hier was für Dich:
http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,5395.0.html
Da hatte Maja ein kleines Programm zur Erstellung von Phantombildern gepostet.


Und dann hätten wir noch diesen Thread: http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,4145.0.html
Da ging es dann vor allem um die "Hero Machine" und noch einige andere Möglichkeiten Bilder der Protas zu erstellen.

Mit beidem spiele ich gerne mal rum. ;)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Manja_Bindig am 14. März 2011, 18:39:59
Was vielleicht auch zum Aussehen zählt - das Verhältnis der Person zur Kleidung - welchen Kleidungsstil pflegt sie und warum? Ist der Stil vorteilhaft und schmeichelnd oder würde man die Figur am liebsten zur Stilberatung schicken? Warum? (ist es persönliche Wahl, im Minirock rumzulaufen oder ist die Figur epochentechnisch an Empire-Mode gebunden, die allerdings nur bedingt zu ihrer Statur passt?)

Und falls ein Chara die Mittel hat, sich zu schminken - tut er/sie es? Wenn ja, wie?
Mit anderen Worten, nutzen die Figuren Möglichkeiten (wenn sie sie haben; das kann von der Verwendung von Zinnober und Beerensaft bis hin zu genug Knete für teure Cremes und Make-Up reichen), ihr aussehen zu beeinflussen und so auch ihr Image zu verschieben? (vorraus gesetzt dafür ist wie gesagt, dass die Charas um die Existenz von Make-Up und dererlei wissen.)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Drachenfeder am 14. März 2011, 19:03:45
Um die Schminke habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Liegt wohl aber daran, dass ich Geschichten schreibe die in Zeiten oder Sphären spielen, in denen es so etwas wie Maskara u.ä. gar nicht gibt.

Wobei, mein weiblicher Schutzengel hat lange Zeit versucht ihre Narbe an der Wange, und die die sich über ihre Wirbelsäule zieht zu verbergen. Aber Engel haben da ihre ganz eigene Kosmetik.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Kati am 14. März 2011, 19:22:41
Kleidung! Schminke! Haare! ;D Was ich im echten Leben eher unwichtig finde, koste ich in meinen Geschichten meist voll aus. Ich beschreibe das gern nebenbei, was Person A anhat, wie sie die Haare trägt und, wenn sie welches trägt, wie sie Make-up einsetzt. Das ist mir wichtig. Ich beschreibe Figuren gern und das gehört dazu und kann unter Umständen auch viel über den Charakter aussagen.

Ich zeichne meine Figuren übrigens auch ständig, auch, wenn ich da nicht so das Genie bin. Noch viel lieber lasse ich allerdings meine talentierte Freundin die Kleider und Figuren für mich zeichnen.  ;) Sie macht das ganz toll und die Bilder kommen dann an meine Wand. Ich frag sie mal, wenn ich darf, stelle ich mal eins ein.  :D
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: et cetera am 14. März 2011, 19:58:14
In meinem Kopf sehen meine Helden eigentlich alle gut aus (was natürlich auch eine Definitionsfrage ist  ;D), aber ich beschreibe das nur in den seltensten Fällen ausführlich. Generell neige ich dazu, das Aussehen meiner Figuren immer nur am Rand einfließen zu lassen, weil ich selbst kein Freund von langen Charakterbeschreibungen bin und die immer überspringe.

Ich zeichne meine Helden allerdings auch oft, dabei gibt es aber immer Abweichungen von dem, was ich im Kopf habe. Das liegt einfach daran, dass ich zwar klar erkennbare Merkmale deutlich vor Augen habe (schwarzes, schulterlanges Haar, blaue Augen, rundes Gesicht etc.), bei Kleinigkeiten wie die Länge des Nasenflügels, die Form der Lippen usw. aber oftmals keine genaue Vorstellung habe. Üblicherweise passt sich das Bild in meinem Kopf aber dann dem gezeichneten Bild an.

Was ich auch in letzter Zeit mache, ist Fotos von Schauspielern herauszusuchen, die meinen Protas ähnlich sehen, und sie dann mittels Computer so zu manipulieren, dass sie dem Bild in meinem Kopf möglichst nahe kommen.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: zDatze am 14. März 2011, 21:38:56
Bei mir kommte es in letzter Zeit öfter vor, dass meine Prota einen Wandel durchmacht, was ihr Äußeres betrifft. Das mag jetzt auch an dem Genre liegen in dem man schreibt (bei mir gerade ein Jugendbuch), aber ich findes es ist eine schöne Parallele wenn sich ein Chara nicht nur innerlich sondern auch äußerlich verändert.
Da spielt dann Makeup und Maskara doch gewisserweise eine Rolle. :D

Bei meinen Fantasyprojekten tendiere ich aber eher dazu meine Protas im Laufe der Geschichte "hässlicher" zu machen. Sei es durch Narben, oder dadurch, dass sie sich äußerlich in ein Monster verwandeln. *pfeif*
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Pamina am 14. März 2011, 21:59:44
In meinem Kopf habe ich nur ein grobes Bild von meinen Protagonisten; Haarfarbe und -länge, Augenfarbe, groß oder eher klein, dicklich oder schmächtig. Aber eigentlich beschreibe ich nie ausführlich, denn ich finde es gibt nichts langweiligeres, als wenn auf den ersten Seiten zunächst das Aussehen des Charakters bis ins kleinste Detail beschrieben wird, kleine Dinge im Laufe der Geschichte einfließen zu lassen finde ich dagegen okay.

Besondere Merkmale dagegen benenne ich ziemlich oft - zu oft. An meinen ersten eigenen Versuchen gab es einen Protagonisten mit einer besonderen Augenfarbe, auf jeder zweiten Seite habe ich ihre Außergewöhnlichkeit hervorgehoben und mittlerweile nervt es mich selbst tierisch.

Ich finde es ist schwer das richtige Maß an Beschreibung für das Aussehen zu finden, die einen mögen so etwas vielleicht, die anderen wiederum finden es schlicht und ergreifend langweilig (ich zum Beispiel) und ich überlese das meist, denn mir fehlt auch dieses Vorstellungsvermögen; ich kann mir Dinge im Kopf einfach nicht vorstellen, die andere mir zu beschreiben versuchen, ob nun Aussehen, Kleidung oder Raum.

Kleine Anhaltspunkts geben finde ich wiederum schön, so habe ich Dinge, die meine Fantasie anregen, aber ich habe noch immer genug freiraum für eigenes und bin nicht gebunden an das, was der Autor mir mit seiner Beschreibung zu sagen versucht, da stellt sich mein Kopf immer auf stur xP
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Atischara am 17. März 2011, 00:05:00
@ Drachenfeder und Romy: Ganz herzlichen Dank für die Programmhinweise! Das Online-Phantombildprogramm hatte ich auch schon mal gefunden, aber ich fand es nicht so optimal. Jedenfalls hatte ich Schwierigkeiten, die passenden Elemente für meinen Protagonisten zu finden. Aber da die Ergebnisse der anderen doch ganz gut aussehen, versuche ich das vielleicht nochmal. Ulead Photo Impact schaue ich mir auch mal an.  :)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Atischara am 17. März 2011, 00:16:27
Ich habe auch festgestellt, daß ich zunehmend genervt reagiere, wenn in Büchern die Personenbeschreibungen zu plakativ daherkommen. Aber nicht wegen der Beschreibung an sich, denn ich habe gern ein möglichst genaues Bild vor Augen und mag es nicht so sehr, wenn ich mir eine Figur kaum vorstellen kann, weil die "Daten" zu spärlich sind. Ich finde das auch überhaupt nicht langweilig. Was mich stört, ist eher, daß ich manchmal zu deutlich merke: Achtung, hier kommt eine Personenbeschreibung! Deshalb finde ich auch, es ist am besten und elegantesten, wenn man es schafft, die Details nebenbei unauffällig einfließen zu lassen, zum Beispiel bei bestimmten Bewegungen. Das heißt natürlich auch, daß nicht sofort in der ersten Szene, in der eine Figur auftritt, alles beschrieben werden kann, aber ich finde es schon wichtig, daß möglichst viel von den wichtigen Grundzügen so früh wie möglich erkennbar wird. Ich mag es einfach, wenn ich einen klaren Umriß sehen kann - jedenfalls bei den wichtigsten Figuren. Vielleicht hat das damit zu tun, daß ich ein extrem visueller Typ bin? Mir ist auch aufgefallen, daß die Beschreibungen in den meisten Romanen nicht ausreichen, um sich eine halbwegs deutliche Vorstellung zu machen. Hat Vor- und Nachteile. Da es also ganz unterschiedliche Geschmäcker gibt, ist es wohl am sinnvollsten, die Beschreibungen möglichst so zu gestalten, wie man es selber gerne lesen würde (sofern das klappt).  :)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Melenis am 25. März 2012, 03:47:57
Hallöchen!

So, scheiß Tastatur, hat meinen ganzen Text verschluckt, okay, dann halt nochmal von vorn... ach Mensch, das ist ätzend!

Also: Ich hoffe, keiner hat was dagegen, wenn ich einen alten Thread mal wieder belebe, aber mir ist was aufgefallen.
Gerade bin ich dabei, einem neuen Charakter ein Aussehen zu verpassen. Dabei habe ich einige Dinge bemerkt. Ich glaube z.B., das keiner meiner Hauptcharaktere jemals 'ne Glatze hatte, oder wirklich stark übergewichtig war. Außerdem habe ich erst einen Russen und einen Schwarzen in meinen Geschichten auftauchen lassen - ist das normal? Wie sieht das bei euch aus? Ich weiß, dass das nicht ganz zum Threadtitel passt, aber ich wusste nicht, ob ich dafür einen neuen Thread aufmachen sollte. Mir ist auch aufgefallen, dass ich noch nie einen Rassisten hatte (außer in fremden Welten, aber das zählt für mich nicht wirklich) oder einen Raucher, da ich selbst auch nicht rauche. Manche Sachen finde ich nicht so verwunderlich (das mit dem Rauchen z.B.), aber andere Dinge schon. Ich habe absolut nichts gegen Schwarze oder Männer und Frauen mit Glatze, aber irgendwie - ich weiß nicht, wenn ich eine Person in meinem Kopf habe, dann ist sie meist südländisch oder weiß, mit vollem Haar. 100% hübsch muss sie nicht einmal sein, ich bin da selber nicht so penibel und hab' da manchmal schon einen komischen Geschmack bewiesen, aber es ist schon seltsam, dass meine Kerle immer Haare haben. Ich weiß nicht, ich finde das auf jeden Fall seltsam, da Glatzen ja doch nicht sooo selten sind  ;D.
Ich hoffe, es ist einigermaßen klar geworden, was ich genau meine, ich finde nur leider keine passende Frage, die das alles perfekt zusammen fassen könnte. Aber mir würde es schon reichen, wenn ihr über eure Gedanken und Erfahrung schreibt :) Wenn mir jemand bei der Fragestellung helfen könnte, wäre ich echt dankbar :) Es ist schon spät, und ich stehe irgendwie auf dem Schlauch...

Na ja, ich habe mir heute bei der Arbeit mal darüber Gedanken gemacht und ich weiß nicht, was ich davon halten soll... irgendwie macht es mich auf jeden Fall nachdenklich...
Erzählt mal, wie das bei euch so ist :)

Liebe Grüße  :winke:
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Sprotte am 25. März 2012, 03:55:58
Ich tobe derzeit durch so ziemlich alle Haar- und Augenfarbe bei meinen Helden. Ich mochte früher nie blaue Augen und hatte mir immer geschworen, niemals einen blauäugigen Held zu haben. Tja, zwei kann ich nun schon bieten. Oder blonde Männer? Bärks. Jetzt hab ich auch schon zwei Blondschöpfe. Und einen glatzköpfigen Halbelfen kann ich auch noch bieten.

Vor meiner Heroics-Phase hatte ich ganz feste Typenvorstellungen, doch das derzeitige Austesten und Beschreiben von sehr unterschiedlichen Typen macht wirklich Spaß. (Okay, es sind Krieger. Sie sind groß, sie sind schwer, sie sind Panzer.)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Alessa am 25. März 2012, 08:10:48
Ich versuche auch, mich nicht auf eine Haar- und Augenfarbe festzulegen. Bisher hatte ich zwar noch keinen dunkelhäutigen Prota, oder jemanden mit wenig oder gar keinen Haaren, was aber nicht heißt, das es nicht früher oder später so sein kann.
Ich möchte mich nicht auf einen Typus festlegen, da die Bandbreite viele Möglichkeiten bietet und es macht Spaß sich darin 'auszutoben'.

In einem der Romane, die ich in letzter Zeit gelesen habe, litt der Prota unter Albinismus. Ich fand die Wahl des Autors gut. Man hat viel über die Krankheit gelernt und der Prota stach dadurch auch heraus.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Golden am 25. März 2012, 09:34:57
Es kommt immer drauf an.
Manche Charaktere sind klar vom Aussehen, andere nicht. Bei meiner Prota weiß ich recht gut wie sie handelt und fühlt, nur ein richtiges Bild vom Äußeren ist noch immer nicht ganz entstanden.
Generell versuche ich nicht zu detailliert zu beschreiben, der Leser kann sich doch selber die Feinheiten des Charakters "erschließen" - also Haare, Augen, grobe Umschreibung reichen.

Ich habe auch schon einmal überlegt, ob nicht vielleicht ein einfacher Charakterbogen für die wichtigsten Charaktere, am Anfang von einem Buch eine Lösung wäre. Dann hätte der Leser ab Anfang an ein Bild und müsste später evtl. nicht noch revidieren.
Lese ich ein Buch und kommt zu einem Charakter nach einer Weile eine Beschreibung, die nicht zu meinem Bild passt, dann behalte ich auch mein Bild und überlese die Beschreibung.

Vielleicht lasse ich jetzt bei meiner Geschichte auch eine Beschreibung der Prota, dann könnte ja jeder Leser sich ein Bild nach seinen Vorstellungen bauen und alle wären glücklich. ;D
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: et cetera am 25. März 2012, 09:38:32
Bei meinen Nebencharakteren ist oftmals mehr Variation drin, bei den Hauptcharakteren eher selten. Ich denke, das ist aber auch ganz normal, dass man bestimmte Typen bevorzugt und sei es auch nur unbewusst. Wenn man sich verschiedene Romane vom selben Autor ansieht (oder auch verschiedene Filme) erkennt man fast immer wiederkehrende Muster.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Lavendel am 25. März 2012, 11:58:06
Zitat von: Melenis am 25. März 2012, 03:47:57
Na ja, ich habe mir heute bei der Arbeit mal darüber Gedanken gemacht und ich weiß nicht, was ich davon halten soll... irgendwie macht es mich auf jeden Fall nachdenklich...
Erzählt mal, wie das bei euch so ist :)

Ich glaube schon, ich weiß, was du meinst. ;)
Es ist, denke ich, ob bewusst oder unbewusst, immer am einfachsten, beim Bekannten zu bleiben. Dazu kommt natürlich, dass man selbst gewisse ästhetische Vorstellungen hat. Wenn ich zum Beispiel Männer mit Glatze attraktiv fände, dann wäre die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann mit Glatze in meinen Geschichten auftaucht, recht hoch. Unsere persönlichen Vorlieben spielen stark in die Beschreibung unserer Figuren und Welten hinein. Es ist dabei oft schwierig, über den eigenen Tellerrand hinauszuschielen und sich zu überlegen, welche Teile der Wirklichkeit man bis jetzt ganz "ignoriert", bzw. nicht in seine eigene Vorstellungswelt integriert hat - meist weil man selbst wenig Berührungspunkte hat. Wir entwickeln auch unsere eigenen Geschichten eben aus den Bilder und Situationen heraus, die wir selbst erleben und mit bestimmten Emotionen verknüpfen. Die Erfahrungen, die wir mit anderen Menschen machen,  die Bücher, die wir lesen, die Filme, die wir sehen usw. beeinflussen unsere Art, Geschichen zu erzählen und Figuren zu erfinden.

Ich meine, wer von euch hatte schon mal eine/n Protagonistin/en mit Migrationshintergrund? Wie viele türkische/russische/polnische/serbische etc. Figuren sind schon in euren Büchern auchgetaucht (so sie in der Gegenwart spielen)? Das ist jetzt nur als Beispiel gedacht. Es soll bloß verdeutlichen, dass wir in den Bahnen schreiben, die uns vertraut und ästhetisch ansprechend erscheinen. Wenn man, wie vermutlich ein Großteil der Mitglieder hier, aus einem bürgerlichen deutschen Haushalt kommt, wird man eher einen Mediendesigner oder einen Studenten als Protagonisten wählen, als einen Mitarbeiter eines Abfallentsorgungsunternehmens oder einen Friseur. Ganz zu schweigen von einem Arbeitslosen ohne Berufsausbildung (wobei der ja vermutlich für die meisten Leute sowieso negativ besetzt ist ...)

Aber es kann durchaus spannend sein, auch mal andere Perspektiven mit einzubeziehen. Das breichert einen persönlich, und damit natürlich auch schreiberisch. Es kann ja eigentlich nur gut tun, wenn man sich überlegt, was man bis jetzt noch nie gemacht hat. ;)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Churke am 25. März 2012, 12:20:19
Zitat von: Lavendel am 25. März 2012, 11:58:06
Aber es kann durchaus spannend sein, auch mal andere Perspektiven mit einzubeziehen. Das breichert einen persönlich, und damit natürlich auch schreiberisch. Es kann ja eigentlich nur gut tun, wenn man sich überlegt, was man bis jetzt noch nie gemacht hat. ;)

Nur muss man über die Leute und Mentalitäten, über die man schreibt oder schreiben will, auch Bescheid wissen. Die amerikanischen Filme sind mit ihren Gangsterdarstellungen meist ziemlich akkurat - wobei ich mich echt frage, ob die Filme die Gangster darstellen oder die Gangster die Filme.  ;) Ist jedenfalls verblüffend gutes Anschauungsmaterial.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Arcor am 25. März 2012, 12:23:42
Ich glaube, an deinen Worten ist viel Wahres dran, Lavendel. Wenn ich mir meine Protagonisten so angucke, dann haben doch sehr viele davon Züge von mir selbst oder von dem, was ich mag, sowohl äußerlich wie charakterlich. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum viele von uns Antagonisten so interessant finden. Da fällt es irgendwie leichter, sie mit Äußerlichkeiten und Eigenschaften zu versehen, die man selber nicht unbedingt attraktiv oder gut findet.

Ich versuche aber meistens, keine allzu ausgefallenen Charakterbeschreibungen zu formulieren oder sie eher verstreut einzubauen. Bei Dostojewskij's Der Idiot waren die ersten 3 oder 4 Seiten nur Beschreibung der beiden Hauptcharaktere und das fand ich schon sehr hart. Hätte ich es nicht für die Uni lesen müssen, hätte ich es vermutlich weggelegt.
Im Rahmen finde ich solche Beschreibungen aber ok. Oftmals beschränke ich mich auch auf sehr charakteristische Merkmale, z.B. ein kräftiges, vorstehendes Kinn, große Augen oder Ohren oder Narben und umschreibe den Rest nur knapp. Der Leser soll ja durchaus noch mit seiner eigenen Fantasie arbeiten dürfen.  :)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Zit am 25. März 2012, 12:47:35
Ich stelle mir gerade vor, was passiert wäre, wenn Watson Holmes nicht so detailreich beschrieben hätte ...
Auf der anderen Seite ist Holmes ein Ausnahmecharakter und stammt aus einer Zeit, die Äußerlichkeiten mit Persönlichkeiten eng verband. Aber ich bin mir sicher, dass Doyle nie gedacht hätte, dass seine Figuren einmal so berühmt werden und sich vorallem auch lange halten.
Allgemein beschreibt Watson auch die Klienten recht ausführlich. Sicherlich damit Holmes seine Deduktion ausleben kann und dem Leser überlegen ist, der letztlich das gleiche sieht wie die Figuren.

Äußerliche Beschreiben dienen also nicht nur der Atmosphäre, sondern hängen auch von der Perspektive und dem Perpsektivträger ab und können den Charakteren/der Charakterdarstellung dienlich sein.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Aphelion am 25. März 2012, 13:29:19
Für mich ist "nicht deutsches" Aussehen so selbstverständlich, dass ich es oft gar nicht ausdrücklich erwähne. In Kurzgeschichten erst Recht nicht. Ich lasse so etwas lieber nebenbei einfließen, als ausdrückliche Beschreibungen zu verwenden.
Namen spielen da denke ich eine große Rolle. Wenn ich Klaus, Dieter und Gustav auf nächtliche Streifzüge gehen lasse, denkt man wahrscheinlich an ein anderes Aussehen, als wenn es Achmed, Mohammed und Mercan sind. Oder Vladimir, Boris und Igor.

Andererseits: Ich kenne eine sehr dunkelhäutige Inderin, die einen urdeutschen Namen hat. Selbst das ist kein hiebfester Anhaltspunkt. Und manchmal macht es auch verdammt viel Spaß, damit zu spielen. Wie bei Ingrid Noll, deren stickender Prota mit Hang zum Kitsch sich erst ganz zum Schluss als Mann entpuppt. Aber das nur nebenbei.

Zitat von: ZitkalasaÄußerliche Beschreiben dienen also nicht nur der Atmosphäre, sondern hängen auch von der Perspektive und dem Perpsektivträger ab und können den Charakteren/der Charakterdarstellung dienlich sein.
Die Hautfarbe erwähne ich z.B. auch dann nur, wenn sie für die Geschichte wichtig ist oder wenn Gegensätze aufeinanderprallen. In einer meiner Geschichten taucht beispielsweise eine bildhübsche dunkelhäutige Französin als Protagonistin auf, meine Prespektivträgerin ist ein blondes Mauerblümchen. Natürlich fällt "ihr" so etwas dann ins Auge.

Glatze? Verpasse ich Charakteren durchschnittlich oft, wenn man sich nur meine Menschen ansieht. Bei einer anderen Spezies fallen die Haare auch oft weg.

In meiner Vorstellung sind Charaktere öfter dunkelhäutig, asiatisch usw., als ich es sage. Ich mag es auch gar nicht unbedingt, wenn jemand nur deshalb z.B. ein südländischer Typ sein muss, damit es ja nicht rassistisch wirkt. Ich mag lange Beschreibungen des Aussehens aber ohnehin nicht, wenn es sich um Menschen handelt und eigentlich vollkommen egal ist. Da sollte man sich nicht so unter Druck setzen, finde ich. Wir brauchen beim Schreiben keine Quoten.
Wenn man unterstellt bekommen sollte, die Charaktere seien ja alle irgendwie "deutsch", dann kann man eher die Frage zurückgeben: Warum hast du sie denn so interpretiert, ich habe das doch nie geschrieben? Ob etwas rassistisch wirkt, liegt nämlich *auch* daran, wie der Leser drauf ist.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: HauntingWitch am 25. März 2012, 13:32:44
Zitat von: Melenis am 25. März 2012, 03:47:57
Na ja, ich habe mir heute bei der Arbeit mal darüber Gedanken gemacht und ich weiß nicht, was ich davon halten soll... irgendwie macht es mich auf jeden Fall nachdenklich...
Erzählt mal, wie das bei euch so ist :)

Die Frage gehe vermutlich so in die Richtung: Hilfe, meine Protagonisten sehen alle zu ähnlich aus! ;) Ich denke, dass das völlig normal ist. Bei jedem neuen Charakter, den ich erfinde, versuche ich, etwas Neues zu schaffen, das ich nicht schon tausend Mal hatte, aber es klappt selten. Meine Jungs haben praktisch immer lange Haare, niemals einfach nur langweilig braune und die Schwarzhaarigen entpuppen sich meistens als abgeänderte Versionen meines Lieblingssängers. Ausserdem habe ich in jedem Skript einen rothaarigen Menschen und wenn es Frauen sind, werden sie zu Feen. Während dem Schreiben und Entwickeln fällt einem das natürlich nicht auf und im Nachhinein denke ich dann meistens so: Hm, was, wenn das alles eines Tages veröffentlicht wird? Ist das nicht etwas auffällig? Aber dann sehe ich mir die Vampir-Chroniken von Anne Rice an, in denen auch immer wieder dieselben Ausgestaltungen auftauchen und denke daran, dass es mich beim Lesen kein bisschen gestört hat. Ich denke, da sind es die Details, die dann doch eine gewisse (relative) Vielfalt ausmachen.

Das Meiste andere, was ich dazu denke, hat Lavendel schon gesagt. Neben Ästhetikvorstellungen und persönlichen Vorlieben, denke ich, kommt nur noch der Inspirationshintergrund (das Wort hat sich bei mir irgendwie eingebürgert) dazu. Was bringt einen dazu, einen Charakter zu entwickeln oder eine bestimmte Szene zu schreiben? Wie kommt man darauf und was fühlt man in dem Moment? In welchem Zustand befindet man sich? Das sind alles Dinge, die einen unbewusst beeinflussen. Schaue ich einen Gothic-Film, so sind die Szenen, die ich danach schreibe automatisch düsterer. Höre ich basslastige Dampflock-Musik, wird die Stimmung einer Sequenz "schneller", aufgewühlter. Versteht ihr, was ich meine? Genau gleich ist es bei Charakteren. Bei mir geht das sogar über das Aussehen hinaus, bis in ihre Eigenschaften und teilweise sogar ihre Lebensgeschichten.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Melenis am 25. März 2012, 14:57:08
Wie bereits geschrieben, die Sache ist mir bei der Arbeit aufgefallen. Ich bin Samstags immer beim Lidl an der Kasse, und bei uns kommen zu 33% Russen, Polen, usw. 33% Türken und 33% Deutsche. 1% sind Portugiesen :D Da ist mir aufgefallen, das mir diese "Vielfalt" einfach fehlt. In einem anderenThread habe ich meinen Charakter Panos vorgestellt, der laut Name ein Grieche ist - was für mich eine Premiere ist, da ich noch nie einen Griechen in meiner Geschichte hatte. Eine türkischstämmige Person hatte ich auch noch nie, obwohl ich mal unsterblich in einen Jungen aus der Türkei verknallt war (und wenn er bei mir einkaufen geht immer noch ein bisschen bin  :rofl:). Es hat also nicht nur was mit Ästhetik und so zu tun... ich stehe total auf gebräunte Typen mit dunklen, braunen Kuschelaugen, besonders dann, wenn sie noch einen kleinen Wohlfühlbauch haben :D Aber so ein Mann ist in meinen Geschichten z.B. noch nie aufgetaucht - warum eigentlich nicht? Ich hatte ursprünglich vor, einen Türken in mein derzeitiges Projekt einzubauen, aber irgendwie passt es gerade nicht, vielleicht reicht es gerade mal zu einer Statistenrolle.

Natürlich könnte ich das wie zum Beispiel Aphelion lösen und die Hautfarbe, bestimmte Merkmale nicht explizit beschreiben, aber trotzdem stellt man sich die Leute ja meistens irgendwie vor, und bei mir sind sie meist... na ja, weiß. Wobei ich mal auf der Tintenschnipsel-Seite einen Tintenschnipsel gelesen hatte, wo es um eine kleine Liebesszene ging. Da habe ich mir den Mann ganz anders vorgestellt, als er dann tatsächlich war. Ich glaube, der Schnipsel war von Sprotte, da war es dann ein rothaariger Typ, ich dachte, er wäre dunkelhäutig :D Das passiert mir auch, und da frage ich mich natürlich auch: Okay, warum dachtest du, er wäre dunkel? Denkst du da gerade rassistisch, in Klischees? Ich finde das Thema wirklich interessant, weil die Charaktere auch viel über uns aussagen, und mich zumindest zum Nachdenken anregen. 
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: HauntingWitch am 25. März 2012, 15:08:37
Zitat von: Melenis am 25. März 2012, 14:57:08
Wobei ich mal auf der Tintenschnipsel-Seite einen Tintenschnipsel gelesen hatte, wo es um eine kleine Liebesszene ging. Da habe ich mir den Mann ganz anders vorgestellt, als er dann tatsächlich war. Ich glaube, der Schnipsel war von Sprotte, da war es dann ein rothaariger Typ, ich dachte, er wäre dunkelhäutig :D Das passiert mir auch, und da frage ich mich natürlich auch: Okay, warum dachtest du, er wäre dunkel? Denkst du da gerade rassistisch, in Klischees? Ich finde das Thema wirklich interessant, weil die Charaktere auch viel über uns aussagen, und mich zumindest zum Nachdenken anregen.

Das wiederum hängt glaube ich vom Erfahrungshintergrund des Lesers ab. Man kann einen Charakter noch so genau beschreiben, jeder Leser wird ihn sich ein wenig anders vorstellen. Ich habe vor längerer Zeit einmal ein Experiment mit einem Kumpel gemacht, der gut zeichnen kann. Ich wollte wissen, wie ein Buchcharakter in Realität so aussehen könnte und habe ihm die entsprechenden Beschreibungsszenen aus dem Buch vorgelesen, damit er ihn zeichnet. Ich war gelinde gesagt geschockt, wie sehr das Bild (und somit auch die Vorstellung meines Kumpels) von meiner eigenen Vorstellung abweichte. Und das obwohl es  in dem Buch insgesamt eineinhalb Seiten Beschreibungstext zu dem Typen gibt.

Genauso ging es mir mit einem meiner Protas, als ich einer Freundin einen kurzen Auszug zum Lesen gegeben habe. O-Ton: "Der sieht ja aus wie der heisse Typ aus meiner Lieblingsband!" Und ich dachte so: Nein, nein, bitte, alles, nur das nicht. Nicht, dass ich den Typen aus ihrer Lieblingsband nicht ebenfalls attraktiv fände, im Gegenteil. Nur bin ich der Meinung, dass mein Protagonist ganz anders aussieht. Es lebe die Individualität.  ;D
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Aphelion am 25. März 2012, 15:21:53
Zitat von: HauntingWitch am 25. März 2012, 15:08:37
Das wiederum hängt glaube ich vom Erfahrungshintergrund des Lesers ab. Man kann einen Charakter noch so genau beschreiben, jeder Leser wird ihn sich ein wenig anders vorstellen.
Das finde ich wiederum so genial am Lesen und es hilft auch, sich mit Protagonisten zu identifizieren oder sich hinein zu versetzen. Selbst, wenn also die Beschreibung äußerlich ganz anders rüberkommt, ist das "Gefühl" rübergekommen, die "Aura" eines fiktiven Charakters. Das würde ich in deinem Fall eher als Kompliment betrachten, dass dir das offensichtlich gelungen ist. :)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Lavendel am 25. März 2012, 21:21:07
Zitat von: Melenis am 25. März 2012, 14:57:08
Natürlich könnte ich das wie zum Beispiel Aphelion lösen und die Hautfarbe, bestimmte Merkmale nicht explizit beschreiben, aber trotzdem stellt man sich die Leute ja meistens irgendwie vor, und bei mir sind sie meist... na ja, weiß.

Die Helden in den meisten Kinofilmen oder Serien sind Weiße. Manchmal gibt es einen Schwarzen in US-Produktionen, aber wie viele Filme kennt ihr, in denen sagen wir mal ein Pakistani oder gar ein Russe Held ist? Klar, es gibt sie, aber im quantitativ ist das gar kein Vergleich, und sie werden auch meist nicht von so vielen Leuten gesehen. Dafür, dass wir so viele Mitbürger mit Migrationshintergrund haben, hatten wir zum Beispiel erst ein einziges Mal einen Tatortkommissar mit türkischen Wurzeln. Man orientiert sich eben auch immer an den Strukturen der Geschichten, die man kennt.

Natürlich sollte man dabei nicht vergessen, dass es bei dem Thema nicht nur ums Aussehen geht. Wenn jemand nur anders aussieht, bringt das noch nicht unbedingt Vielfalt. Da muss auch der Hintergrund stimmen, und man sollte dann wohl auch daran denken, dass es immer einfacher ist, Klischees widerzukäuen, als das Wesen einer Figur authentisch zu beschreiben. Aber das machen wir ja eh alle, ne? ;)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Rosentinte am 25. März 2012, 21:26:59
Zitat von: Lavendel am 25. März 2012, 21:21:07
Die Helden in den meisten Kinofilmen oder Serien sind Weiße. Manchmal gibt es einen Schwarzen in US-Produktionen, aber wie viele Filme kennt ihr, in denen sagen wir mal ein Pakistani oder gar ein Russe Held ist? Klar, es gibt sie, aber im quantitativ ist das gar kein Vergleich, und sie werden auch meist nicht von so vielen Leuten gesehen.
Das "Problem" ist ja, dass in Filmen, in denen Pakistanis oder Russen Helden sind, genau das auch ein Hauptthema des Films ist (z.B. "Kick it like Beckham"). Es ist für uns kaum normal, dass es auch asiatische oder schwarze Helden in Filmen, Büchern etc. gibt, ohne dass das besonders thematisiert wird. Hier muss wohl ein langwidriger Umdenkungsprozess stattfinden.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Lavendel am 25. März 2012, 21:31:00
Da hilft am besten gut recherchieren und selber machen. ;)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Steffi am 25. März 2012, 21:36:12
Zitat von: Rosentinte am 25. März 2012, 21:26:59
Das "Problem" ist ja, dass in Filmen, in denen Pakistanis oder Russen Helden sind, genau das auch ein Hauptthema des Films ist (z.B. "Kick it like Beckham"). Es ist für uns kaum normal, dass es auch asiatische oder schwarze Helden in Filmen, Büchern etc. gibt, ohne dass das besonders thematisiert wird. Hier muss wohl ein langwidriger Umdenkungsprozess stattfinden.

Da muss ich ja wirklich das britische Fernsehen und Kino loben, das sich redlich bemüht, "colourblind" zu casten. Zum Beispiel ist Angel Colby, die ja bei "Merlin" die Guinevere (ich kann den Namen nicht schreiben, "Gwen" eben) spielt, eine Schwarze, und bei Doctor Who geben sie sich auch wirklich Mühe, bunt gemischt zu casten. Freema Agyeman, die in der dritten Staffel den Companion gab, war ja auch schwarz. Sicherlich gibt es da auch noch viel zu verbessern, aber die sind immerhin auf dem richtigen Weg.

Traurig finde ich auch, dass Schwarze in den USA überproportional als Bösewichte besetzt werden oder aber, wenn sie zur guten Seite gehören, ziemlich oft und recht früh das zeitliche segnen. (Bei "Supernatural" passierte das immer reihenweise, und bei "XMEN:First Class" lief es nicht anders.)

Aber ich meine, bei uns läuft es doch nicht anders. Wieviele Türken, Schwarze, Inder oder Pakistanis habt ihr denn schon in deutschen Werbespots gesehen?

Ich muss mich selber auch immer bewusst daran erinnern, meine Figuren nicht immer mit dem durchschnittlichen Europäer zu besetzen. Bei meinem letzten Projekt hab ich immerhin einen Pakistani eingebaut und eine Schwarze, aber ich musste mich wirklich zuvor bewusst daran erinnern, mal mehr Abwechslung reinzubringen.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Mogylein am 25. März 2012, 21:38:19
Zitat von: Rosentinte am 25. März 2012, 21:26:59
Das "Problem" ist ja, dass in Filmen, in denen Pakistanis oder Russen Helden sind, genau das auch ein Hauptthema des Films ist (z.B. "Kick it like Beckham"). Es ist für uns kaum normal, dass es auch asiatische oder schwarze Helden in Filmen, Büchern etc. gibt, ohne dass das besonders thematisiert wird. Hier muss wohl ein langwidriger Umdenkungsprozess stattfinden.

Wobei man nicht einfach einen schwarzen Protagonisten nach, sagen wir mal, Berlin schicken kann, ohne auf irgendeine Weise darauf einzugehen, dass er schwarz ist. Das passiert nämlich gerne, wenn man versucht, andersartige Protagonisten zu haben, wo ihre Andersartigkeit aber nicht das Hauptthema ist. Der Farbige kann in ein Fantasyepos stürzen und gut ist - aber er hatte ein anderes Leben als ein kaukasischer Mensch in Berlin und das wird sich in seiner Persönlichkeit und seinen Handlungen widerspiegeln. Einen weißen einfach schwarz anzupinseln bringt es da auch nicht.
Ich fand es schön, dass Dumbledore schwul war und es nicht wichtig, aber doch passend war. Wunderbar passend. So muss es sein, wenn man eine andersartige Figur einbringt.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: HauntingWitch am 25. März 2012, 21:53:53
Zitat von: Steffi am 25. März 2012, 21:36:12
Ich muss mich selber auch immer bewusst daran erinnern, meine Figuren nicht immer mit dem durchschnittlichen Europäer zu besetzen. Bei meinem letzten Projekt hab ich immerhin einen Pakistani eingebaut und eine Schwarze, aber ich musste mich wirklich zuvor bewusst daran erinnern, mal mehr Abwechslung reinzubringen.

Ich denke, das hängt auch davon ab, was für einen künstlerischen und vor allem sozialkritischen Anspruch man an sich selbst und sein Buch hat. Mir gefällt das "durchschnittliche" Europäer-Aussehen zum Beispiel sehr gut, also sind meine Figuren überwiegend solche. Ich habe auch viele Osteuropäer (Russen, Ungaren), einfach weil ich deren Optik mag und die meisten, die ich bislang kennen gelernt habe, mag. Da möchte ich dann auch immer gewollt hervorheben, wie schön sie sind und weshalb. Ich habe aber kein Bedürfnis, das Gleiche für z.B. Schwarze zu tun, auch wenn sie es durchaus verdient hätten. Da stellt sich meiner Meinung nach auch die Frage, was man mit seinem Buch erreichen will, ob man diese politische Arbeit (die es ja in gewisser Weise ist) betreiben will oder ob man sich lieber einfach auf das konzentriert, was man selber bevorzugt.

Meine Protagonisten hören zum Beispiel auch alle Rock/Metal, allenfalls Songwriter-Pop. Aber ich würde niemals nur um der Toleranz willen einen Technofan oder HipHoper zum Protagonist machen. Ich habe nichts gegen diese Leute, jedem das Seine. Aber wenn mir der Enthusiasmus fehlt, diese in ein Buch einfliessen zu lassen, lasse ich es lieber bleiben. Stattdessen konzentriere ich mich auf Figuren, für die ich einen Enthusiasmus habe. Das andere wäre mir zu zwanghaft.

Da drängt sich mir die Frage auf, ob ihr bewusst vorher darüber nachdenkt, wie viel Vielfalt (sei es optisch, kulturell oder gesellschaftlich) ihr in eurem Skript haben wollt? Tüftelt ihr das vorher genauestens aus oder lasst ihr euch eher von der Geschichte leiten? Ich tendiere zu Letzerem (meistens bleibt das dann auch eine entsprechend kleine Welt, wenn man so will). Auf die Idee, mir das im Vornherein zu überlegen, bin ich bislang noch gar nicht gekommen.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Steffi am 25. März 2012, 22:04:35
@HauntingWitch: das hängt bei mir sehr von den Welten ab. Meine England-Mittelalter-Welt wird von dem Durchschnittseuropäer bevölkert, wobei ich da schon versuche, durch das Aussehen die verschiedenen Abstammungen deutlich zu machen, da es in der Welt zwei Bevölkerungsgruppen gibt.

Ich habe zwei Dystopien im Kopf, die beide auf unserer Welt basieren, und bei solchen Szenarien versuche ich bewusst drauf zu achten, mehr Vielfalt einzubringen. Eine der Dystopien ist das zuvor erwähnte Projekt. Ich neige auch automatisch dazu, alles mit Mitteleuropäern zu besetzen, schließlich schreibt man immer am liebsten über das, was man kennt, aber in diesen speziellen Fällen finde ich, dass das Worldbuilding mehr Vielfalt erfordert. Da schlägt die Idealistin in mir durch  ;D

Ich bin aber schon der Typ, der sowas vorher genau durchtüftelt. Ich achte ja sogar darauf, dass alle Namen genau zur Kultur passen und etymologisch Sinn ergeben...  ::)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Mika am 25. März 2012, 22:20:51
Ich muss gestehen, dass ich mir sehr wenige Gedanken über das Äußere meiner Figuren mache, einfach weil es mir am konkreten Vorstellungsvermögen fehlt. Meist verbinde ich mit einer Figur eher eine Reihe von Gefühlen, als wirklich konkretes Aussehen. Das macht es schwierig für mich und manchmal muss ich mich regelrecht erinnern sowas wie Beschreibungen in meine Geschichten einzufügen, allerdings sind diese oft sehr vage gehalten.

Klar, habe ich einen bevorzugten Typ, allerdings findet man in meinen Geschichten so ziemlich alles. Egal ob dick, dünn, dunkelhäutig oder weiß, Glatze, oder was auch immer. Einer meiner Protas meiner Schattensymbiose ist zum Beispiel dunkelhäutig, so wie es gleich mehrere in meinem "Kind der Veränderung" waren, was ist dabei? Genauso gibt es Asiaten, osteuropäische Typen, oder eher arabische Figuren. Ich habe mir allerdings nie Gedanken darüber gemacht, es ist einfach so. Genauso wie eine andere Figur Kettenraucher war, und meine Figuren nicht selten Narben haben, die für das Leben sprechen, das sie bislang bestritten haben.

Meine Figuren müssen nicht zwingend hübsch sein, attraktiv genügt mir schon (was ja ein sehr subjektives Empfinden ist) und das kann von verschiedenen Faktoren abhängig sein. Erst recht habe ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht "Quotenfiguren" oder ähnliches einzufügen.
Es kommt immer auf das Setting an, je multikultureller dieses ist, desto multikultureller werden die Figuren, je bunter. Ein wild zusammengewürfelter Haufen, der sich in den Ubahntunneln Londons in einem postapokalyptischen Szenario herumtreibt kann Menschen der unterschiedlichsten Nationalitäten enthalten. Das nur als kleines Beispiel. Die Figuren meiner Geschichten stellen sich mir gewissermaßen vor und ebenso steht auch schon ihr Aussehen und das Gefühl das sie mir vermitteln.

Fakt ist jedoch ich werde definitiv noch an detaillierten Beschreibungen üben müssen, oder zumindest so weit üben, dass ich mich nicht mehr ganz so vage mit meinen Beschreibungen halte. In meiner letzten Geschichte hab ich es sogar so versemmelt, dass ich gerade Mal eine Figur beschrieb ;D Aber ich denke, wenn ich erstmals ein richtiges Urban Fantasy Setting habe, wo die kulturellen Hintergründe Hand und Fuß haben müssen, sollte ich mir spätestens echt mal Gedanken darüber machen.

Ich finde es aber unglaublich interessant hier zu lesen, wie ihr mit diesen Figuren umgeht, mit dem Nationalitätenproblem usw. einfach weil ich mir bislang über sowas nur wenig bis gar keine Gedanken machte. Umso spannender ist es natürlich zu sehen welche Gedanken man sich machen kann.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Assantora am 09. April 2012, 20:47:06
Also ich halte mich bei Äußerlichkeiten eher zurück.
Ich denke die meisten meiner Figuren sind jetzt nicht gerade die Beyonce oder Justin Timberlake, oder wie die Schönen und Reichen noch so alle heißen, sondern mehr so aus dem Leben gegriffen.
Ich lasse in Soldaten immer eine Art 'Bauernwesen' einfließen. Weiß nicht, wie ich es sonst beschreiben soll. Die sind nicht die hübschesten, aber als Vogelschäuche würden sie nun auch nicht reich ;)
Das gleiche gilt bei den Frauen. Und das ist sehr auffällig: Sie entsprechen in den seltensten Fällen meiner Traumfrau. Eigentlich sollte man meinen, dass die eigenen Vorstellung darin einfließen, aber bisher gab es noch keine Figur in meinen Geschichten, wo eine solche Frau Platz hätte. Wenn ich so darüber nachdenke, Frauen sind bei mir sowieso in der Minderheit, ist keine eine wirkliche 'Belladonna', wie der Italiener sagen würde. Die meisten sind normal, nett und hübsch. Was der Wirklichkeit entspricht :)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Erdbeere am 09. April 2012, 21:13:41
Ich habe eine seltsame Angewohnheit, was das Aussehen meiner Figuren betrifft. Wenn ich sie kreiere, habe ich meistens keine genauen Vorstellungen davon, wie sie denn nun aussehen sollen, eher, was den Charakter ausmacht, ihre Macken und Vorlieben, ihre Vergangenheit.
Während des Schreibens kriege ich dann aber das Problem, dass ich "nur" damit nicht sehr weit komme, weil ich mich nicht richtig in die Figuren hineinversetzen kann. Mein Prota sollte schon wissen, wie er aussieht, denn auch vom Aussehen und Selbstbild leitet sich sein Verhalten ab. Und in einem solchen Fall wende ich mich immer Onkel Google zu. ;D

Aktuell als Beispiel nehme ich River aus Kleiner Tod. Kettenraucher, tätowiert, wird in der Schule als Freak bezeichnet, hat ein Talent fürs Zeichnen, hasst Essiggurken. Ich weiss nur, dass er athletisch ist und dunkle Haare hat, aber damit hat es sich. Setting USA - da kann er alles mögliche sein. Google hat mir heute Shiloh Fernandez ausgespuckt (Red Riding Hood) und ich wusste sofort, der Kerl passt wie die Faust aufs Auge. 8) Jetzt habe ich wenigstens eine Vorstellung, wie River ungefähr aussieht. Jedenfalls kann ich mit dem Bildmaterial arbeiten *hüstel*.

Letztens ist mir einmal mehr aufgefallen, dass ich zu schöne Protagonisten nicht mag bzw. nicht ernst nehmen kann. Visuell passiert ist mir das kürzlich, als ich die BBC-Neuverfilmung von Great Expectations gesehen habe - Pip ist ein Schönling ohne Ecken und Kanten, ein Babyface.
Meine Figuren sollen Ecken und Kanten haben und keine Schönheitspreise gewinnen. Natürlich sollen sie attraktiv sein, aber wie mika bereits so schön sagte, ist Attraktivität rein subjektiv und wird von jedem anders empfunden. In dem Sinne verweise ich zurück zu Onkel Google. ;D
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Rigalad am 09. April 2012, 21:35:37
Zitat von: Erdbeere am 09. April 2012, 21:13:41
Google hat mir heute Shiloh Fernandez ausgespuckt (Red Riding Hood) und ich wusste sofort, der Kerl passt wie die Faust aufs Auge. 8) Jetzt habe ich wenigstens eine Vorstellung, wie River ungefähr aussieht.

[OT]Oh, den habe ich im Moment auch als optische Vorlage für meinen männlichen Prota.  :vibes: [/OT]

Übrigens unterschreibe ich deinen Beitrag mal so. Ich habe, gerade am Anfang, keine genaue Vorstellung vom Aussehen. Aber bisher hatte ich immer das Glück, dass ich immer irgendwann über passende Realpersonen gestolpert bin, wo ich gedacht habe, dass das passt wie der Deckel auf seinen Topf.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Mika am 09. April 2012, 21:40:42
Zitat von: Erdbeere am 09. April 2012, 21:13:41
Google hat mir heute Shiloh Fernandez ausgespuckt (Red Riding Hood) und ich wusste sofort, der Kerl passt wie die Faust aufs Auge. 8) Jetzt habe ich wenigstens eine Vorstellung, wie River ungefähr aussieht. Jedenfalls kann ich mit dem Bildmaterial arbeiten *hüstel*.
*prust* Seit ich Red Riding Hood am Freitag endlich gesehen habe ist von dem momentan ständig ein Bild in nem Tab offen. Wahrscheinlich wird er meine Inspiration für meinen schwarzen Prinzen in Bronze ;D
Aber ich finde es faszinierend zu sehen wie ähnlich da teilweise der Schreibergeschmack gelagert ist.

Normalerweise verwende ich für das Aussehen keine Schauspieler oder so, aber der hat es mir definitiv schwer angetan. Über reale Personen stolperte ich allerdings auch häufig. Ich versuche mir ihr Aussehen dann immer so gut ich kann zu merken um sie in meine Beschreibungen einfließen zu lassen. Manchmal reagieren die Menschen in den öffentlichen Verkehrsmitteln jedoch etwas seltsam, wenn ich sie ewig anstarre :versteck:
Irgendwie finde ich aber, dass die Figuren durch die Anlehnung an "wirkliche" Menschen irgendwie etwas echter werden und so picke ich mir manchmal eben von diesen und jenen Leuten Partien raus die mir gefallen und versuche sie zu verwenden, gesetzt dem Falle ich lasse die Beschreibung nicht gänzlich unter den Tisch fallen, was bei mir ja leider nicht zu selten ist.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Erdbeere am 09. April 2012, 21:44:51
[OT] Den Kerl würde ich sofort einpacken und mitnehmen, wenn ich ihn auf der Strasse sehen würde. ;D Obwohl ich ja sonst eher auf blond stehe. :rofl: [/OT]

Aber ja, schon lustig, dass wir grad aktuell ähnliche Geschmäcker für unsere Protas haben. Woran das wohl liegt? :hmmm:
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: HauntingWitch am 10. April 2012, 13:53:42
Zitat von: Erdbeere am 09. April 2012, 21:13:41
Meine Figuren sollen Ecken und Kanten haben und keine Schönheitspreise gewinnen. Natürlich sollen sie attraktiv sein, aber wie mika bereits so schön sagte, ist Attraktivität rein subjektiv und wird von jedem anders empfunden. In dem Sinne verweise ich zurück zu Onkel Google. ;D

Wenn ich lese, mag ich Figuren mit Ecken und Kanten auch lieber. In meinen eigenen Geschichten versuche ich immer, sie aber trotzdem "schön" aussehen zu lassen. Ich getraue mich teilweise fast nicht, ihnen irgendwelche fiesen Unebenheiten (wie ein krummer Rücken oder ein ausgemergeltes Gesicht) anzudichten, andererseits würde gerade das sie natürlich auch interessanter machen. Ich versuche, den Mittelweg zu finden und gebe ihnen deshalb statt Extremen lieber kleine Narben, einen untrainierten Körper oder so. Dann können sie trotzdem hübsch sein. Letztlich läuft es glaube ich auf das Gleiche hinaus.  ;)

Zitat von: mika am 09. April 2012, 21:40:42
Über reale Personen stolperte ich allerdings auch häufig. Ich versuche mir ihr Aussehen dann immer so gut ich kann zu merken um sie in meine Beschreibungen einfließen zu lassen. Manchmal reagieren die Menschen in den öffentlichen Verkehrsmitteln jedoch etwas seltsam, wenn ich sie ewig anstarre :versteck:

Lustig wird das dann, wenn man dann noch völlig mir nichts dir nichts den Notizblock hervorkramt und offen zu notieren anfängt. Das habe ich einmal gemacht, der Typ war zuerst ein wenig verwirrt, dann hat er gelächelt. Er hat aber nichts gesagt und ich hatte dann natürlich auch keine Zeit, ein Gespräch anzufangen, ich musste ja schreiben. Da kenne ich nichts, es ist mir ziemlich gleich, wie die Leute mich anschauen. Ich sehe die ja sonst nie und muss ja auch nicht auf Konfrontation gehen, also gibt es auch kein Problem.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Tintenweberin am 10. April 2012, 14:18:38
Seit unsere Geschichten einen Illustrator haben, der nur eine Etage über mir arbeitet, muss ich viel genauer über das Aussehen meiner Protagonisten nachdenken. Meistens ist es so, dass wir uns gemeinsam überlegen, mit welchen Schauspielern wir die Rollen besetzen würden und da wir gemeinsam über hundert Jahre alt sind, kennt kaum noch jemand unsere Vorbilder in ihrer juwenilen Form. Während ich schreibe, zeichnet mein Partner und wenn ich die Geschichten überarbeite, kann ich das eine oder andere "unverwechselbare Merkmal", das ich bei der ersten Schreibrunde noch gar nicht kannte, auch in den Text mit einbauen.

Eine OT-Bemerkung zu dieser Technik: Ich habe auch schon ganze Szenen umgeschrieben, weil mir die Illustrationen so gut gefallen haben, obwohl sie leider nicht ganz passend waren ...   :rofl:
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Khalisa am 25. April 2012, 15:24:15
Wie genau beschreibt ihr denn eigentlich eure Figuren?
Ich persönlich habe beim Schreiben zwar Bilder im Kopf aber habe schon festgestellt, dass jemand Andersbeim lesen einer Szene unter Umständen ein anderes Bild im Kopf hat.
Das geht mir beim Lesen vieler Bücher übrigens ähnlich. Wenn dort steht: Helle Haare, athletischer Körperbau etc. existiert zwar ein Grundgerüst aber wenn ich das zeichnen wollte, kommt unter Umständen etwas anderes heraus als wenn jemand Anders zeichnen würde. (Mal ganz abgesehen vom Zeichentalent ;))
Wenn ich in meinen Szenen Figuren beschreibe, erwähne ich in der Regel das, was entweder derjenige aus dessen Perspektive ich schreibe wahrnimmt - oder was ich gerade als Erzähler herüber bringen möchte. Das ist (zumindest bei mir) ziemlich Szenenabhängig. Der Leser muss sich dann aus den Infos ein Gesamtbild basteln.

Jetzt bin ich ja noch Schreibanfänger - macht ihr das ähnlich oder wollt ihr, dass der Leser bis ins Detail die selbe Vorstellung vom Aussehen der Figur hat wie ihr sie habt?
Geht das überhaupt? Oder gesteht ihr dem Leser da auch gewisse Freiheit zu?
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: metajinx am 25. April 2012, 15:37:18
Bisher habe ich Personen auch immer aus der Sicht des jeweiligen Situationsträgers geschrieben. Dabei versuche ich auch immer nicht zuviele Informationen auf einmal reinzustopfen, damit es kein ewiglanger Monolog über wallendes Haar und alabasterfarbene Haut wird, sondern hangle mich an den Vorlieben und Interessen des Erzählers entlang. Eine einfache Magd sieht zum Beispiel zuerst ob jemand reich oder arm, gepflegt oder ungepflegt aussieht, und interessiert sich erst dann dafür wie sein Haar so ist, oder wie seine Augen aussehen - die sie bei einem Reichen vermutlich nicht mal zu Gesicht kriegt, weil sie vielleicht nicht wagt aufzusehen.
Ansonsten mache ich das schätze ich wie du - durch verteilte Informationen ein Gesamtbild schaffen, und dabei eine gewisse Toleranz für den Leser aufbringen, der sich trotzdem alles anders vorstellen wird :D
Ich such mir allerdings für die Charaktere immer aus meinem gigantischen Bilderarchiv Beispiele heraus, falls ich mal was nicht aufgeschrieben habe. Dann brauche ich nur das Bild anzusehen, und finde weitere Dinge zum Erwähnen.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Kisara am 25. April 2012, 15:43:00
Ich hätte schon gerne, dass mein Leser meine Protas sieht wie Schauspieler und daher genau dieselbe Vorstellung von ihm/ihr hat wie ich.

Aber umsetzen lässt sich das leider nicht. Zum einen, weil Beschreibungen bis in letzte Detail sehr schnell langweilig werden und zum anderen, weil der Leser sie sich sowieso seltenst merkt. Daher beschränke ich mich meistens auf ein Detail, dass ich immer wieder einfließen lasse - sei das der lange Zopf meiner Protagonistin, den sie dann eben mal zusammenflechtet, mal löst und die Locken aufschüttelt. Oder seien es die pechschwarzen Augen meines Protas, die "Löcher in das brennen, was sie ansehen" oder eben weicher werden, wenn er mit Kindern spricht oder auch hart bleiben, wenn er einen Feind fixiert.

An sich ist es mir nicht mehr so wichtig, dass der Leser sieht, was ich sehe - ich beschriebe die Figur, ich wiederhole einiges ab und an in Nebensätzen. Wenn er also dann nicht sieht, was ich sehe, ist das radikal gesagt sein Problem. Wirklich wichtig wird es eh erst, wenn mein Geschreibsel jemals verfilmt würde, sonst fällt es nicht auf.

Ich bin da also komplett freimütig meinem Leser einzuräumen, dass er sich die Figuren durchaus anders vorstellen kann - denn ich bin selbst nicht anders. Ich habe auch Vorstellungen, die sich eigentlich weder mit der literarischen Vorlage noch der filmischen Umsetzung decken, aber was soll´s.  :vibes:
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: HauntingWitch am 25. April 2012, 21:25:38
Zitat von: Khalisa am 25. April 2012, 15:24:15
Jetzt bin ich ja noch Schreibanfänger - macht ihr das ähnlich oder wollt ihr, dass der Leser bis ins Detail die selbe Vorstellung vom Aussehen der Figur hat wie ihr sie habt?
Geht das überhaupt?

Das passiert nicht. Grundsätzlich fände ich das natürlich schön - aber es passiert nicht. Es ist, wie du sagst, jeder hat ein anderes Bild und egal, wie genau die Beschreibung ist, das Bild bleibt von Person zu Person unterschiedlich. Ich verweise auf den Keyboardmenschen der Lieblingsband einer Freundin meinen Lieblingsprota aus meinem Beitrag etwas weiter oben in diesem Thread. In meinen Augen sieht mein Protagonist aus, wie er nun einmal aussieht, in ihren Augen nicht. Die Beschreibung war (damals als ich sie ihr das erste Mal geschickt habe) eine halbe Seite lang.

Das Erlebnis hat mich geprägt, mittlerweile versuche ich nicht mehr, jemandem ein Bild aufzudrängen. Ausserdem findet meine Freundin dieses ihrige Bild ja schön. Was sage ich, einen schöneren Mann gibt es für sie nicht. Ergo findet sie dadurch automatisch auch meinen Protagonisten schön und das ist für mich immer das Wichtigste. Dass der Leser der Figur etwas abgewinnen kann, sie vielleicht sogar optisch ansprechend findet. Da lasse ich lieber etwas mehr offen und jeder hat sein eigenes - schönes ;-) - Bild, als dass ich "ausgeprägte Wangenknochen" schreibe und dann kommt jemand und sagt: "Solche Gesichter mag ich aber nicht."

Es kommt bei mir aber auch stark auf den Charakter an. Manche wollen genauer beschrieben werden, andere sind weniger eitel. Da schaue ich, dass ich einen guten Weg finde, dem gerecht zu werden. Grundsätzlich merke ich aber: Wie genauer das Bild in meinem Kopf, desto detaillierter wird die Beschreibung. Trotz den oben genannten Faktoren, die ich einzurechnen versuche.

Zitat von: Kisara am 25. April 2012, 15:43:00
und zum anderen, weil der Leser sie sich sowieso seltenst merkt.

Dem würde ich widersprechen: Man baut ja sein inneres Bild auf der Beschreibung auf als Leser. Von daher finde ich irgendetwas an Beschreibung schon wichtig, und wenn es nur Anhaltspunkte sind. Aber wenn ich bei einem 400-Seiten Buch auf Seite 290 erfahre, dass der Protagonist etwas längere und nicht raspelkurze Haare hat, habe ich für den ganzen restlichen Roman ein ernsthaftes Vorstellungsproblem.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Naudiz am 26. April 2012, 00:30:15
@Kisara: Nun ja, das sehe ich ein bisschen anders. Man nehme z.B. die Narnia-Reihe von C.S. Lewis - dort wird das Aussehen der Protagonisten im Prinzip mit keinem einzigen Wort erwähnt. Das fand ich als Leser schon störend, auch wenn ich mir so ein ganz eigenes Bild von den Pevensies machen konnte. Etwas Beschreibung muss also schon sein, und wenn es nur was Grundlegendes ist wie die von HauntingWitch erwähnte Haarlänge, die Augenfarbe oder der Körperbau. Die genaue Größe, Details zum Gesicht und und und sind mir im Prinzip auch schnuppe, da kann ich auch mal meine Imagination anstrengen.

Ich für meinen Teil fange beim Charakterentwurf immer zuerst mit der Persönlichkeit an. Früher war das anders, da kam erst das Aussehen, aber irgendwann hab ich gemerkt, dass sich das während des "Kennenlernens" im Prinzip von allein ergibt.
Als Beispiel dafür nehme ich jetzt mal meinen Zinnober aus dem letztjährigen NaNo: Er lebt quasi auf der Jagd, muss oft wegrennen. Höchst unwahrscheinlich also, dass er auch nur ein Gramm zu viel auf den Rippen hat; er wird sich so fit halten, wie es nur geht, und ziemlich athletisch gebaut sein. Dann wohnt er in der Wüste und ist Pilot; übermäßig lange Haare wären da unbequem. Als eher nordeuropäischer Typ hat er helle Haut, blaue Augen und helles Haar, und da für Letzteres eigentlich nur Blond in Frage kommt, habe ich mich auf ein Dunkelblond festgelegt, weil es in natura am häufigsten vorkommt. Und wie groß sind Männer hier bei uns in Deutschland? Im Durchschnitt so um die 1,75-1,80 m. Genau festgelegt habe ich mich da nicht.
Und damit hatte ich die wichtigsten Details zu seinem Aussehen im Prinzip schon zusammen. Mehr brauche ich persönlich als Autorin nicht, und auch für den Leser dürfte diese Menge an Details ausreichend sein, schließlich bleibt so genug Spielraum für die eigene Vorstellungskraft.
(Trotzdem ist bei den meisten, denen ich Zinnober vorgestellt habe, ein Owen Wilson-Verschnitt herausgekommen... Aber das ist eine andere Geschichte)

Zusammengefasst könnte man also über meine Vorgehensweise sagen, dass ich meine Protagonisten eher durch ihr Verhalten denn durch ihr Aussehen charakterisiere.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Ryadne am 01. Dezember 2012, 13:42:32
Oje, Beschreibungen, die sind so eine Sache bei mir. Normalerweise schreibe ich aus der Ich-Perspektive und dann lassen meine Protagonisten schon mal einen wertenden Kommentar zum Aussehen des Gegenübers ab. Aber meistens bezieht sich das dann auf einen bestimmten Aspekt - "er hatte die leuchtendsten Augen, die ich je gesehen hatte", "seine Haare wirkten verfilzt", "seine Haltung war gebeugt".
Richtig ins Schwärmen kommen sie aber nur, wenn sie dem Angehörigen eines Volks begegnen, das sich durch seine extreme Schönheit auszeichnet, zum Beispiel Vampire. Da wird es mir dann manchmal selbst zu blöd mit dem ewigen "sie war sogar noch schöner als die anderen" und dem Rumgezirpe, wer da was für tolle Augen hatte. Aber wenn ich mich in den Ich-Erzähler hineinversetze, und mir vorstelle, so einem Wesen zu begegnen, dann denke ich , dass das eine sehr beeindruckende Sache ist. Wenn einem jemand sehr Schönes auf der Straße begegnet, dann bemerkt man das ja schon und in der Fantasy kommt dann eben noch dieser Fremdheitsaspekt und so etwas Magisch-Übernatürliches hinzu, was noch einmal zu einer Verstärkung der Schönheitsempfindung führt. Das zu ignorieren, käme mir unrealistisch vor.

Wenn ich allerdings kein derartiges Volk habe und ich vor allem nicht aus der Ich-Perspektive schreibe, halte ich mich gar nicht groß mit der Beschreibung auf. Dann werden zwar meistens Haar- und Augenfarbe erwähnt, aber das war's dann auch. Ein bisschen sehe ich das auch als Schwäche bei mir an, denn bei mir tauchen zum Beispiel sehr viele Männer mit braunhaarigen, halblangen Haaren auf. In meinem Kopf unterscheiden sie sich alle voneinander, aber ich weiß nicht, ob ich es immer so gut hinbekomme, das anderen Leuten zu vermitteln. Eigentlich mag ich es auch, wenn Autoren sich mit einer Charakterbeschreibung viel Mühe geben, außer sie fixieren sich zu sehr auf die Kleidung. Wenn der Ich-Erzähler selbst nicht beschrieben wird, stört mich das beispielsweise schon, obwohl ich da selbst auch Probleme mit der Beschreibung habe. Wenn der Ich-Erzähler sich nicht demonstrativ vor dem Spiegel aufbaut, wo soll man eine schöne Beschreibung einbauen? Wenn sie bei mir kommt, dann mitunter erst ziemlich spät, wenn der Leser sich längst ein eigenes Bild gemacht hat.
Jedenfalls, in der Regel kommen dann eben ganz normale Leute raus, die vielleicht eine Auffälligkeit in Sachen Augengröße, Körperhaltung, Haarfarbe etc. besitzen, aber eben nicht als außergewöhnlich schön beschrieben werden. Zugegeben, in meinem Kopf haben die dann immer eher etwas Attraktives, aber ich sehe es dann nicht als erwähnenswert an. Von mir aus können sich die Leser diese Figur dann auch unattraktiver vorstellen.


Zitat von: Coppelia am 10. Februar 2008, 07:55:26
Wenn sie irgendwelche "Nachteile" im Aussehen haben, sind es häufig nur versteckte Vorteile, z. B. ein weiblich schönes Gesicht bei einem Mann oder zu volle Lippen bei einer Frau.

Das ist mir auch schon häufig aufgefallen. Manchmal tauchen zum Beispiel Figuren auf, die irgendeine Entstellung durch Narben haben. Aber früher oder später wird dann immer gesagt, dass die Narbe irgendwie auch sexy ist, was verruchtes hat,... Oder diese vor allem weiblichen Figuren, die total unscheinbar sind, sich dann aber zum schönen Schwan entwickeln. Bei Jugendromanen frage ich mich immer, ob das Lesern, die ein Problem mit ihrem Aussehen haben, eher Mut macht oder es eher albern auf sie wirkt. Wahrscheinlich von beidem etwas, ich kann mich gerade nicht an meine Reaktionen auf entsprechende Romane erinnern.

Wenn mal jemand wirklich Hässliches auftaucht, ist es meist ein Mann, der sich dann durch andere positive Attribute auszeichnet. Was mir fast noch nie untergekommen ist, ist eine hässliche Heldin. Da zeigt sich die Fantasy (und nicht nur die) noch arg ungleichberechtigt.
Ich muss aber auch zugeben, als ich "Aine" (und die Fortsetzung "Wanderer unter dunklen Himmeln") von Eva Eppers gelesen habe, den einzigen Roman, der mit einfällt, mit einer als gänzlich unattraktiv dargestellten Heldin, hat mich das irritiert. Wobei ich das nicht nur auf die äußerliche Beschreibung der Figur zurückführe; sie wurde zusätzlich auch noch als so grundunsympathisch dargestellt, ihre Handlungen waren auch nicht so toll, und dass sie dann eine Affäre mit dem Herrscher angefangen hat, erschien mir einfach unlogisch.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Churke am 01. Dezember 2012, 19:19:28
Einen "hübschen" Mann würde ich in einer Geschichte sofort als Schlaffi charakterisieren. Ein Vorurteil, gewiss, aber in dieser Form ist es eindeutig negativ. Ich habe auch Figuren, die sich maßlos darüber aufregen, dass sie von anderen als "hübsch" bezeichnet werden.

Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Adiga am 21. Dezember 2012, 11:10:14
Wenn ich in einem Buch lese und dort steht, die Heldin war attraktiv und schöner wie die anderen. Dann weiß ich ziemlich schnell so ein Buch ist wohl für andere Leute geschrieben, und ich sehe dann AutorInnen vor mir die sich gerne in Zeitschriften gefällige Gesichter von auf zurechtgestutzten Design-Menschen ansehen. Eine grausame Vorstellung.

Die Beschreibeung von Außerlichkeiten, welche nur auf den Selbstzeck des Beschreibens beruht, unterlasse ich tunlichst, weil solche Passagen nur furchtbar aufdringlich zu lesen sind, mich immer dazu verleiten ein Buch so schnell wie möglich wieder beiseite zu legen. Eine Ausnahme wäre, wenn der betreffende Charakter als aufdringlich erscheinen soll, dann könnte es sein, dass ich auch zu einem aufdringlicheren Beschreibungsstil wechsle.

Aber für die meisten meiner Charatäre bevorzuge ich ein unauffälliges Äußeres. Ihr Erscheinungsbild ist meist von geringen Interesse, sie sind weder ausgesprochen schön noch abstoßend hässlich, aber gleichzeitig hat natürlich jede meiner Figuren wenigstens eine Eigenheit, die sie von allen anderen Unterscheidet und meinem Kosmos unverwechslebar macht, manche hane auch Eigenheiten die ihr Äußeres betreffen, und diese werden natürlich erwähnt, sobald sie von einer anderen Figur erkannt und wahrgenommen werden.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Serafina am 21. Dezember 2012, 14:31:46
Ich muss leider zugeben, dass ich als attraktiv beschriebene (Haupt-)Charaktere bevorzuge. Damit meine ich jetzt nicht, dass ich es mag, wenn sie überirdisch schön und überhaupt die bestaussehendsten Personen auf der Welt sind (das verleitet dann doch eher zu gequältem Augenrollen). Sie können gerne unauffällig oder unkonventionell oder einfach nur normal aussehen - nur könnte ich sie mir (egal ob in meinen eigenen Geschichten oder in den Büchern, die ich lese) nie als wirklich unattraktiv vorstellen. Egal wie sehr ich es möchte, ich komme von diesem Denken einfach nicht weg.  :-[

Was mir letztens noch aufgefallen ist: Ich fasse es oft fast schon als persönliche Beleidigung auf, wenn bei einer Liebesgeschichte der Mann viel besser aussieht als die Frau. Bin mir nicht sicher, woran das liegt... verletzte weibliche Eitelkeit? Die Tatsache, dass diese Kombination eher ungewöhnlich ist (meistens ist es doch entweder gleich und gleich gesellt sich gern, oder die Frau sieht besser aus)? Auf jeden Fall regt mich sowas seltsamerweise immer total auf...  :d'oh:

Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Berjosa am 23. Dezember 2012, 23:56:17
@ Serafina: Das Problem, dass die Frau in einem Liebesroman schlechter "aussieht" als der Mann, könnte an der Perspektive liegen. Meistens wird ja aus ihrer Sicht erzählt und ihr Angebeteter entsprechend in den höchsten Tönen gelobt. Umgekehrt bringt es keine Sympathiepunkte, wenn die Hauptfigur durchblicken lässt, wie toll sie ihr eigenes Aussehen findet. Dadurch entsteht beim Leser ein Ungleichgewicht, das nicht, wie z.B. im Film, durch "neutrale" Bilder aufgehoben wird.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Alessa am 24. Dezember 2012, 07:34:50
Zitat
Zusammengefasst könnte man also über meine Vorgehensweise sagen, dass ich meine Protagonisten eher durch ihr Verhalten denn durch ihr Aussehen charakterisiere.
Dem kann ich nur zustimmen. Das Schönheitsempfinden ist genauso vielfältig, wie es Augenpaare auf der Welt gibt und hängt zudem von unterschiedlichen Faktoren ab.  Charakter, Umgebung, Relegion bzw. Glaube, Erfahrungen, Kindheitserinnerungen und nicht zuletzt auch der Geschmack und Geruchssinn.

Daher beschränke ich mich bei der Beschreibung meiner Protagonistin auf Haarfarbe/Haarlänge, Augenfarbe, die ungefähre Körpergröße und Figur, lasse aber oft auch einen kleinen 'Schönheitsfehler' einfließen. Eine leicht schiefe Nase, einen kleinen Höcker, oder ein Leberfleck, der etwas größer als gewöhnlich ist. Ich möchte kein Modell erschaffen, sondern eine Heldin, die nicht wegen ihres Äußeren zur Heldin wird, sondern wegen ihres Charakters.

Das der Held meiner Geschichte die Heldin schön findet, ist etwas anderes. Das sollte bei einer Liebesgeschichte so sein, denn es sind seine Augen, die diese Wertung abgeben. Der Leser kann eine ganz andere haben.

Allerdings beschreibe ich meine Heldin aus ihrer Sicht auch nicht als hässlich, ich lasse diese Wertung oft aus. Meine Heldinnen empfinden sich als völlig normal, nichts was heraussticht, oder besonders erwähnt werden müsste. Eine Heldin, die sich als hässlich empfindet, erntet bei mir oft ein Augenrollen. Es mag vielleicht Sympatiepunkte beim Leser bringen, da die Heldin nicht eingebildet ist, aber es ist für mich irgendwie auch unrealistisch, dass ein Schwan sich selbst als verwahrlosten Geier sieht.  :versteck:




Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Churke am 24. Dezember 2012, 12:17:35
Zitat von: Alessa am 24. Dezember 2012, 07:34:50
Es mag vielleicht Sympatiepunkte beim Leser bringen, da die Heldin nicht eingebildet ist, aber es ist für mich irgendwie auch unrealistisch, dass ein Schwan sich selbst als verwahrlosten Geier sieht.  :versteck:


Gestörte Selbstwahrnehmung: Magersüchtige halten ihr Spiegelbild für furchtbare fett.

Normabweichung: Die anderen sind 1,60 und die Heldin ist 1,90 m.

Soziales Umfeld: Alle sagen, dass die Heldin hässlich ist. Also ist die Heldin hässlich.

Soziopathie: Wenn die Verehrer entnervt den Schwanz einziehen, kann es nur daran liegen, dass die Heldin nicht schön genug ist - oder etwa nicht?
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Ryadne am 03. Februar 2013, 17:42:25
Beim Überarbeiten eines Texts musste ich gerade mal wieder über mich selbst den Kopf schütteln. Da begegnen meinem Protagonisten ein paar schöne Frauen (nicht alle auf einmal, so nach und nach ;) ) und er biegt sich einen ab, um dem Leser zu erzählen, warum die erste schon perfekt war, die zweite sie aber übertrifft und die dritte das Nonplusultra darstellt. Uäh. Ich hab versucht, das Ganze etwas abwechslungsreicher zu gestalten, aber irgendwie wird das nichts. Das Ding ist halt, die Weibchen sind bis auf eine alle Vampire und die Natur hat es nun mal so vorgesehen, dass ein menschlicher Mann die dann alle super findet, auch wenn er mit keiner davon was anfängt (die meisten bringt er stattdessen um). Aber wie sagt man sowas, ohne dass es bescheuert klingt?!

Ich muss da schon wieder an die Faeriewalker-Bücher denken. Da war auch das "Problem", dass die Halbfee-Protagonistin schon den ersten Feenmann gorgeous fand und als dann alle anderen Feen genauso gorgeous waren, kam sie aus dem gorgeous-Sagen gar nicht mehr raus. Wirkte auch bisschen albern, aber da die Prota selber betont hat, wie albern sie das findet, war's wieder okay. ;)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Nebeldiener am 03. Februar 2013, 22:52:54
Zitat von: Ryadne am 03. Februar 2013, 17:42:25
Aber wie sagt man sowas, ohne dass es bescheuert klingt?!

Wenn er keinen körperlichen Bezug zu "normalen" Frauen hat, könnte man dies als ganz normales "Mannsein" abtun.
Ihm fehlt die Nähe einer Frau. Da ein Mann eben gewisse Bedürfnisse hat, stellt er sich eben vor, was er mit diesen Frauen machen könnte (klingt bisschen schräg aber egal ;D).
Da er das aber nicht kann und keine andere Frau zu Gesicht bekommt, bleibt diese Frau in seinem Kopf.
Als er eine noch schönere sieht und sein Verlangen nach ihr einer Frau noch grösser wird, vergleicht er das Bild seiner "perfekten Frau" in seinem Kopf, mit der Frau, die er vor sich hat.


@Topic

Einer der tragenden Personen meiner neuen Idee ist ein sprechender Hase. Also nicht gerade der "Waschbrettbauch-Frauenheld".

Ich finde nicht, dass der Held immer makellos aussehen muss. Wenn eine Narbe in seinem Gesicht trägt und es eine Geschichte zu dieser Narbe gibt, kann es ganz passend sein.
Zum Beispiel ist ein Protagonist, der gefoltert wurde, viel glaubwürdiger, wenn er Narben davon getragen hat.

Das Ganze erinnert mich auch an viele Hollywoodfilmen im Mittelalterseting, wo alle handelnden Figuren beim sprechen gebleichte Zähne aufweisen. Das verdirbt einfach die ganze Atmosphäre. Das Gesicht mag noch so verschmutzt sein, wenn die Zähne weiss bleiben, dann denke ich einfach wieder an 21. Jahrhundert, satt an Mittelalter.

Auch wenn die Geschichte in unserer Zeit spielt und der Prota eine Narbe im Gesicht trägt, kann es recht passend sein. Wenn ich weiss, dass die Narbe von z.B. einem Brand kommt, hat der Prota einen Vorgeschichte und macht sich für den Leser noch ein bisschen "greifbarer".
Wenn der Prota aber nur eine Narbe hat, weil er halt eine hat (oder der Autor das eine gute Idee fand) und immer wieder diese Narbe erwähnt wird, weil der Autor seinen Prota von der Masse abheben will, geht es aber meiner Meinung nach in die faltsche Richtung.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Churke am 04. Februar 2013, 12:30:39
Zitat von: Ryadne am 03. Februar 2013, 17:42:25
Beim Überarbeiten eines Texts musste ich gerade mal wieder über mich selbst den Kopf schütteln. Da begegnen meinem Protagonisten ein paar schöne Frauen (nicht alle auf einmal, so nach und nach ;) ) und er biegt sich einen ab, um dem Leser zu erzählen, warum die erste schon perfekt war, die zweite sie aber übertrifft und die dritte das Nonplusultra darstellt. Uäh. Ich hab versucht, das Ganze etwas abwechslungsreicher zu gestalten, aber irgendwie wird das nichts.

In einem SF-Projekt habe ich ein ähnliches Problem. Der Protagonist hat mit Invitros zu tun (d.h., er bekämpft sie...), die aufgrund ihres synthetischen Genoms ausnahmslos unrealistisch attraktiv sind. Nachdem ich diesen Punkt abgefrühstückt habe, beschreibe ich, wodurch sich ein(e) Invitro äußerlich von den anderen unterscheidet.
Außerdem glaube ich, wenn man eine Figur erst einmal eingeführt hat, entsteht das Bild im Kopf vor allem durch ihr Verhalten und ihre Rede.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Ryadne am 04. Februar 2013, 17:26:08
Zitat von: Churke am 04. Februar 2013, 12:30:39
Nachdem ich diesen Punkt abgefrühstückt habe, beschreibe ich, wodurch sich ein(e) Invitro äußerlich von den anderen unterscheidet.
Außerdem glaube ich, wenn man eine Figur erst einmal eingeführt hat, entsteht das Bild im Kopf vor allem durch ihr Verhalten und ihre Rede.

Klingt nach einer vernünftigen Lösung und ich denke an sich auch, dass allzu viele Beschreibungen zur Äußerlichkeit gar nicht nötig sind. Da ich aus der Ich-Perspektive schreibe, habe ich nur das Gefühl, ich müsste nochmal in Worte fassen, wie baff er jedes Mal wieder ist. Wobei ja irgendwann auch mal eine Gewöhnung eintreten müsste. ;)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Guddy am 28. Januar 2014, 23:21:21
In meinem Projekt (ich komme mir so ich-bezogen vor, dauernd von meinen Stories zu sprechen *g* Doch so kann man es einfach am besten erklären ;) ) ist das sehr gute Aussehen des männlichen Protagonisten Programm, allerdings auch unschön mit seinem Charakter verbunden: er weiß(zu gut), dass er gut aussieht, ist eitel und kümmert sich auch sehr um sein Aussehen. Letzteres vermisse ich oft bei Charakteren. Sie sehen einfach so gut aus, ohne etwas dafür zu tun, haben definierte Muskeln, obwohl sie höchstens hobbymäßig Sport treiben. Sowas mag ich nicht soo gerne, ich finde es besser, wenn der Körperbau zu den Aktivitäten des Chars passt.

Ansonsten habe ich auch hässliche Charaktere, genauso wie "normal aussehende", hübsche und lustig aussehende. Charakter und Aussehen muss sich für mich zueinander stimmig anfühlen. Prinzipiell ist es mir egal, wie gut (oder auch nicht) der Protagonist aussieht.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: absinthefreund am 30. Januar 2014, 13:04:26
Zitat von: Ryadne am 03. Februar 2013, 17:42:25
Das Ding ist halt, die Weibchen sind bis auf eine alle Vampire und die Natur hat es nun mal so vorgesehen, dass ein menschlicher Mann die dann alle super findet, auch wenn er mit keiner davon was anfängt (die meisten bringt er stattdessen um).

Muss das denn sein? Ich meine, dass alle Vampire scharf sind? Ich habe in meinem Roman auch so etwas wie Vampire, aber die sind extrem hässlich, genauer gesagt haben sie Monsterfratzen. Trotzdem üben sie eine dunkle Anziehungskraft auf Menschen aus, das ist ihre Art, die Beute zu locken.
Ich mache mittlerweile als Leserin einen Bogen um alles, was Vampire als Hauptthema hat, weil mich diese Attraktivität und Überlegenheit langweilt, und ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum es so selten passiert, dass jemand aus diesem Schema ausbricht. Ich mochte Vampire früher sehr (der gute alte Dracula), aber heutzutage finde ich sie farblos.
Ich kann natürlich nichts zu deinen Vampiren sagen, aber zu viele attraktive Figuren können zum Problem werden, wenn man sie gegeneinander abwägen muss. Kann dein Mann nicht von den Vampirdamen angezogen werden, ohne explizit zu sagen, dass sie megascharf sind? Vielleicht hat die eine ja eine große Nase, was ziemlich sexy aussehen kann im passenden Gesicht. Die andere könnte etwas zu starke Augenbrauen haben, markant, nicht unbedingt das, was klassisch feminin ist, aber durchaus reizvoll, wenn man dunkle Blicke werfen will. Oder struppiges, verfilztes Haar. Kann schlampig und ungepflegt aussehen, gleichzeitg aber sinnlich und wid. Die Kontraste sind interessant. Etwas, das zunächst unattraktiv wirkt, bekommt einen verführerischen Charakter, weil die Figur sich über diesen "Makel" erhebt und ihn mit Stolz trägt. Denn sie ist eine ziemlich coole Sau, die ganz bewusst vom klassischen Schönheitsideal abweichen will, weil man sie dadurch in Erinnerung behalten wird.

edit: Ich sehe gerade, dass dein Beitrag schon etwas älter ist, Ryadne ... Wie hattest du die Sache denn gelöst?
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Issun am 01. März 2014, 17:24:05
Zitat von: Coppelia am 10. Februar 2008, 07:55:26Was mich besonders interessieren würde, habt ihr auch Figuren die man als nicht gutaussehend oder sogar als hässlich bezeichnen würde? Oder, ganz selten, einfach unauffällig? In welcher Rolle treten solche Figuren auf? Als Helden? Oder vielleicht sogar als Antagonisten?

Ich war fest überzeugt, zu diesem Thema schon mal etwas geschrieben zu haben, bis mir aufgefallen ist, dass das im "Meine Charaktere"-Thread in der Jugendgruppe war (lang, lang ist's her  ;D). Dort habe ich gemeint, dass ich kein Problem damit habe, wenn Charaktere mit Bauch, Falten und Haarausfall daherkommen, solange sie interessante Charaktere sind. So denke ich immer noch. Eigentlich bin ich das gegenteilige Extrem: Bei mir kann es durchaus passieren, dass ich ein Buch weglege, weil mir eine Figur zu perfekt (charakterlich, aber auch optisch) vorkommt. Mir vergeht dann einfach die Lust am Lesen, mit solchen Figuren kann ich mich gar nicht identifizieren. Da ich aber beim Durchblättern von Büchern oft auf Formulierungen wie "sein perfekter Körper" und Ähnliches stoße, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass das dem generellen Lesergeschmack entspricht. Aber ich grüble darüber nach, warum. Und ich fürchte um meine 50-Plus-Charaktere, die solchen Ansprüchen nicht gerecht werden.

Ich finde es nett, wenn der Protagonist etwas Speck am Bauch hat. ;D Und ich lasse auch gerne Figuren in der Heldenrolle auftreten, die gar nicht gut aussehen. Mein Magiermeister zum Beispiel war schon als junger Mann nicht schön, und jetzt ist er es erst recht nicht. Andere Figuren haben vielleicht eine gewisse jugendliche Schönheit besessen, aber im fortgeschrittenen Alter ist ihnen auch nicht viel davon geblieben. Und von ihrer Fitness will ich gar nicht erst anfangen. Steife Knie und andere Wehwehchen kommen gehäuft vor.
Im Endeffekt muss natürlich jeder so schreiben, wie es ihm Spaß macht.  :)


Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Klecks am 02. März 2014, 09:27:37
Zitat von: Issun am 01. März 2014, 17:24:05Eigentlich bin ich das gegenteilige Extrem: Bei mir kann es durchaus passieren, dass ich ein Buch weglege, weil mir eine Figur zu perfekt (charakterlich, aber auch optisch) vorkommt. Mir vergeht dann einfach die Lust am Lesen, mit solchen Figuren kann ich mich gar nicht identifizieren.

Genau, so geht es mir auch. Dass es scheinbar nur wunderschöne Menschen in vielen Romanen gibt und der Anta dann der "Quoten-Hässliche" sein muss, stört mich total. Auch die krampfhafte Bemühung darum, dass die Figuren auch vom Charakter her perfekt sind, geht gar nicht. Perfekte Menschen wird es a) nie geben und wären b) einfach nur langweilig.  ::)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Guddy am 02. März 2014, 14:05:46
Naja, man darf ja auch nicht vergessen, dass das Aussehen bzw das Empfinden, ob jemand attraktiv ist oder nicht, stark subjektiv ist. Bei einem Liebesroman bspw. werden die beiden Hauptakteure eher als hübsch beschrieben, selbst wenn sie vielleicht nicht unbedingt dem Schönheitsideal entsprechen. Auch bei platonischen Freunden: Wenn man jemanden mag, findet man ihn oftmals hübscher, umgekehrt funktioniert es natürlich ähnlich. Daher kann es gut sein, dass eine Person in den Augen des Gegenübers schöner oder unhübscher wird, je länger man sich kennt.
Davon abgesehen gibt es natürlich auch Protagonisten, die sich selber unglaublich blöd oder geil finden. Bei einem solchen Protagonisten nutze ich auch das Wort "Perfekt"; wenn er von sich selber spricht. Auch beim "Love Interest" wird sich der betreffende Char zu Schwärmereien hinreissen lassen, was natürlich dazu führt, dass der Charakter beim Leser als sehr hübsch ankommt. Doch schon der nächste Prota kann den Love Interest des anderen wieder als nichtssagend bezeichnen.

Davon ab versuche ich jedoch, die Attribute neutral zu beschreiben: Hakennase, reine Haut, schlacksig.. dann kann der Leser selber entscheiden, ob er das nun attraktiv findet oder nicht.(Show, don't tell ;) )
Ich persönlich finde innerhalb eine Geschichte eine Mischung gut, da es im realen Leben auch nicht nur schön oder nur hässlich gibt, von Graustufen einmal ganz abgesehen.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Siara am 02. März 2014, 14:36:49
Beim Schreiben bleibt es bei mir meist bei groben Beschreibungen meiner Charaktere, nur die Grundzüge (wie Haarfarbe, etc.) und die markantesten Äußerlichkeiten werden beschrieben.

Da jeder Mensch ein anderes Empfinden für Schönheit hat und der Charakter dazu nun mal maßgeblich beiträgt, lasse ich den Leser selbst entscheiden. Auch wenn meinen Figuren hin und wieder anzumerken ist, wessen Aussehen sie bevorzugen  ;D

Zudem kann man das Äußere eines Charakters wohl noch so ausführlich beschreiben, am Ende hat doch jeder Leser ein anderes Bild im Kopf und dieses Bild unterscheidet sich meistens stark von dem des Autoren. Mehr als eine grobe Richtung kann man ohnehin nicht vorschreiben, denn die "Gesichtserkennung", die Einmaligkeit eines jeden Menschen, die es im wahren Leben gibt, wende wenigstens ich auch beim Lesen an. Und wie dieses ganz persönliche Gesicht nun aussieht, kann ich weder beim Lesen noch beim Schreiben in allen Details aktiv bestimmen. Wenn man also Formulierungen wie "hübsch" verwendet, bringt man dem Leser dadurch vielleicht ein Gesicht, das dessen persönlichem Ideal nahe ist - was aber dazu führt, dass er die ursprüngliche Vorstellung des Autoren eher außer Acht lässt und verzerrt.

Deswegen mache ich es wie Guddy und beschränke mich auf neutrale Aussagen.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: canis lupus niger am 02. März 2014, 16:19:51
Soweit es mich betrifft, beschreibe ich das Aussehen meiner Charaktere in dem Maß, wie es Bedeutung für die Geschichte hat. Zum Beispiel, wenn der Charakter Ausländer und ein ganz anderer ethnischer Typ ist, so dass "der Schwarzhaarige auffällt wie ein Rabe in einem Schwarm Tauben".

Grundsätzlich beschränke auch ich mich dabei auf einige "Eckpunkte", damit der Leser sich ein Bild machen kann.

Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Mithras am 02. März 2014, 20:08:15
Diese Diskussion hat mich ins Grübeln gebracht. Ich habe mir einige Zeit lang den Kopf zerbrochen, welche Rolle Schönheit für meine Figuren, und bin zum Schluss gekommen: Eine untergeordnete. Da mein Konzept sehr stark auf Politik setzt, ist Schönheit weit weniger wichtig als Ausstrahlung, um sich zu profilieren. Sicher, Schönheit trägt zur Ausstrahlung bei, aber das allein ist es ja zum Glück nicht. Oft sind es gerade kleine Störungen - Elemente, die nicht in das ansonsten so schöne Gesicht passen wollen -, die einen Menschen besonders faszinierend und charismatisch wirken lassen.

ich habe aber auch gemerkt, dass ich dazu neige, mir meine weiblichen Charaktere hübscher vorzustellen als die männlichen, bei denen mir das Aussehen mehr oder weniger egal ist. Bei einer Femme fatale ergibt das ja durchaus sinn, doch ich bezweifle, dass das in allen Fällen gerechtfertigt ist. Anderseits wird bei mir bisweilen Gestaltwandlung praktiziert, von daher dient das Aussehen weniger der Charakterisierung als dem Erzielen eines gewissen Effekts. Und unser gehirn darauf gepolt ist, Schönheit mit positiven Charaktereigenschaften zu assoziieren und hübsche Menschen positiver einzuschätzen, hat man es mit einem entsprechenden Aussehen natürlich leichter.

Ich würde mich jedoch niemals als Erzähler wertend über das Aussehen der Protagonisten äußern - das soll dem Leser schön selbst überlassen bleiben. Ich tendiere sowieso eher dazu, Charaktere nur sehr rudimentär zu beschreiben, da es mir vor allem auf die Vermittlung ihrer Persönlichkeit und Ausstrahlung ankommt. Wenn ich mich wertend zur Optik äußere, dann in Form von Aussagen oder Gedanken der PoV-Charaktere - und deren Ansichten sind ja bekanntlich subjektiv. So hat man ein paar Mittel zur Hand, um den Leser nicht zur Ansicht zu verleiten, alle Figuren seien übermäßig attraktiv, ohne es konkret zu leugnen.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Leygardia am 10. Mai 2015, 19:19:08
Hallo :)
Das Thema ist zwar schon älter, gebe aber trotzdem mal noch meinen Senf dazu  ;)
Meine Hauptprotas sind eher durchschnittlich. Sie sind ganz hübsch, aber auch nicht Bombe.. Da ich sehr viele Wesen aus anderen Welten habe, neige ich dazu, sie von uns Menschen abzugrenzen. Viele haben Narben, sind nicht immer sauber, zerzaustes Haar oder haben doofe Angewohnheiten und Ängste. Meiner Meinung nach, sollte man aber nicht nur gutaussehnde und nicht nur schlecht aussehende Charaktere haben, da dies dann zu unrealistisch rüberkommen würde.. Man sollte ein geeignetes Mittelmaß finden, wobei man aber immer auf sein eigenes Gefühl achten sollte und sich nicht von anderen beeinflussen lassen sollte..
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Kadeius am 10. Mai 2015, 19:54:29
Hey :D
gut, dass du das mal wieder ausgräbst, ich wusste, wir haben so einen Thread.
Ich habe genau wie einige Vorredner den Tick, die Mädchen schöner als die Jungen zu machen. ;D Das entwickelt sich leider immer so bei mir und ich folge da auch stark meiner Vorstellungskraft. Einer Prota einfach so eine hässliche Narbe zu verpassen und eine Story dazu zu überlegen, finde ich gestelzt und ist gar nicht mein Stil. Wenn es sich entwickelt, dann ist es gut, aber wenn ich das Aussehen mit Absicht verändern muss, um meine Charaktere nicht perfekt da stehen zu lassen, dann bin ich dagegen. Ich neige allerdings dazu, meine Charaktere recht übel im Laufe der Story zuzurichten und sie erleiden nicht selten bleibende Schäden. Narben sind da noch die geringeren.   :no:
Wenn eine Figur bei mir schön ist, wird das aber auch thematisiert und sie ist dann nicht einfach nur schön, weil ich ihr keine Narben zufügen wollte. Das fällt also schon auf in meiner Welt.

Klecks muss ich da absolut zustimmen, wenn sie sagt
Zitat[...] und der Anta dann der "Quoten-Hässliche" sein muss, stört mich total.

Tatsächlich ist bei mir der, den man am ehesten als Antagonisten betrachten könnte, ein Künstler, der in höchstem Maße wert auf sein Äußeres legt und jederzeit um seine Ausstrahlung und sein Aussehen weiß. Bei diesem z. B. war es mir dann auch besonders wichtig, zu thematisieren, warum er so viel wert darauf legt.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Christian Svensson am 10. Mai 2015, 20:42:20
ZitatViele haben Narben, sind nicht immer sauber, zerzaustes Haar oder haben doofe Angewohnheiten und Ängste.

Das ist einer der Punkte, an dem sich für mich gute und schlechte Bücher/Filme trennen. Je schwächer, hässlicher, doofer  :ätsch: Antagonisten gezeichnet werden, um so schwächer wird doch auch der Held. Stärke demonstriert sicxh nicht dadurch, dass man Schwache besiegt, sondern den Kampf mit Stärkeren aufnimmt. Nur in Kinderbüchern sehen die Bösen auch Böse aus. Im wahren Leben tragen sie Anzüge und haben eine charismatische Ausstrahlung. die Bösen, meine ich ...
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Siara am 11. Mai 2015, 09:43:12
Hehe, lustig, dass sich meine Meinung seit dem letzten Jahr doch ein bisschen verändert hat. Dabei ist der Beitrag noch gar nicht sooo lange her.

Ich stimme euch zu, wenn ihr sagt, dass der Antagonist nicht unbedingt hässlich, die Protagonistinnen nicht unbedingt schön und die Protagonisten nicht von gutaussehendem, rauem Typ sein muss. So wirklich stört es mich aber nur, wenn es bei diesen abgegriffenen Stereotypen belassen wird.

Besonders gern spiele ich inzwischen mit den kleinen Menschlichkeiten, die jeder irgendwo hat. Ein kräftiger Typ mit kalter Ausstrahlung, der, als er zum ersten Mal im Roman lächelt, plötzlich Grübchen zeigt. Die unauffälligen, alltäglichen Narben irgendwo. Leichte Segelohren. Das alles sind Dinge, die einen attraktiven Menschen nicht nicht mit einem Schlag entstellen und einem unattraktiven kein angenehmeres Äußeres verleihen können. Aber sie geben Charakter und schenken den Figuren Leben.

Ansonsten bin ich aber dabei geblieben, eher selten über "hübsch" oder "hässlich" zu urteilen. Vorwiegend, weil ich auch im echten Leben einfach nicht so denke. Da sind mit meine Charaktere mir wohl doch ähnlich. Dass mal mir mal jemand begegnet, bei dem mir aktiv auffällt, dass er hübsch ist, kommt selten vor, genauso das Gegenteil. Daher verwende ich diese Begriffe auch in meinen Romanen selten, und dann können sie auch einfach mal bei einem Nebencharakter auftauchen.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Greifenherz am 11. Mai 2015, 13:55:23
Das ist ein wirklich interessantes Thema (und ich entschuldige mich jetzt schon dafür, falls sich etwas mit früheren Beiträgen überschneidet) :)

Zitat von: Leygardia am 10. Mai 2015, 19:19:08
Meiner Meinung nach, sollte man aber nicht nur gutaussehnde und nicht nur schlecht aussehende Charaktere haben, da dies dann zu unrealistisch rüberkommen würde.. Man sollte ein geeignetes Mittelmaß finden, wobei man aber immer auf sein eigenes Gefühl achten sollte und sich nicht von anderen beeinflussen lassen sollte..

Da kann ich dir nur zustimmen, Leygardia. Wenn man eine authentische Welt erschaffen und dem Leser ein realistisches Leserlebnis ermöglichen will (was wohl jeder Autor unabhängig vom Genre möchte), sollte man eine Vielfalt unterschiedlicher Charaktere erschaffen. Meistens sind es ja grade die kleinen "Makel", die eine Figur aus der Masse herausstechen lassen. Wenn dieses Merkmal (z. B.eine Narbe) dann auch noch zur Figur und ihrer Geschichte passt: perfekt.


Zitat von: Siara am 11. Mai 2015, 09:43:12
. So wirklich stört es mich aber nur, wenn es bei diesen abgegriffenen Stereotypen belassen wird.

Stereotype können meiner Meinung nach durchaus interessant sein, wenn es an igendeiner Stelle gelingt, das Klischee aufzubrechen und den Leser zu überraschen.

Wenn ich Figuren beschreibe, dann neige ich dazu, viel zu ausführlichzu werden. Wie zuvor schon erwähnt wurde, sollte man sich auf Hinweise zu den wichtigsten Eckdaten (Haar- oder Augenfarbe zum Beispiel) beschränken. Der Leser macht sich ja sein ganz eigenes Bild von einer Figur - und wie wir alle Wissen liegt Schönheit ja immer im Auge des Betrachters ;)

Zitat von: Bardo djel Liores am 10. Mai 2015, 20:42:20
Nur in Kinderbüchern sehen die Bösen auch Böse aus. Im wahren Leben tragen sie Anzüge und haben eine charismatische Ausstrahlung. die Bösen, meine ich ...

Den charismatischen, attraktiven Bösewichten dürfte es auch wesentlich leichter Fallen, Menschen auf ihre Seite zu ziehen.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Miezekatzemaus am 11. Mai 2015, 18:32:58
Meine Helden und Heldinnen sehen aus wie ... öhm. Mir fällt gerade auf, dass ich das Aussehen nur sehr, sehr selten nutze, weil solche Beschreibungen nicht ganz mein Ding sind. Dennoch: Meine Heldinnen haben meistens lange Haare (ich weiß nicht wieso, aber es hat sich einfach so ergeben) und ich habe erstaunlich blasse Figuren. Die sind zwar häufig mal draußen, aber sie sind trotzdem sehr, sehr blass und das ist meist psychisch bedingt. Aber eigentlich arbeite ich wirklich selten mit diesen Beschreibungen. Das sollte ich vielleicht mal ändern. *auf den Merkzettel schreib*

Zitat von: Siara am 11. Mai 2015, 09:43:12
Die unauffälligen, alltäglichen Narben irgendwo.
Das hast du wunderschön gesagt! :wolke:
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Sturmloewin am 12. Mai 2015, 01:15:38
Ich finde Stereotype auch furchtbar langweilig und wehre mich so gut ich kann dagegen. Manchmal rutsche ich aber irgendwie doch in das Schema hinein... hm...

Ansonsten gehe ich total mit Siara mit, was die kleinen "Macken" angeht. Ich liebe es auch, meinen Figuren so etwas zu verpassen. Hier eine kleine Narbe, da Segelohren, ein Huckel in der Nase oder leichte X- oder O-Beine. Vielleicht auch mal große Füße und/oder Hände, ganz lange dünne Finger, auffällig kurze Wimpern, weiße Flecken auf den Fingernägeln. Eben das, was Personen menschlich und echt werden lässt und sie abtrennt von den glatten unnahbaren Charakteren.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Melenis am 12. Mai 2015, 12:39:59
Bei manchen Figuren weiß ich ganz genau, wie sie aussehen, bei manchen gar nicht. Keine Ahnung warum das so ist.
Was das Aussehen an sich betrifft, bin ich nicht sehr wählerisch. Ich schreibe über Figuren in allen möglichen Formen und Farben und habe auch kein Problem, eine der Hauptprotagonistinnen als dick zu beschreiben oder meinen Lieblingen Narben  zu verpassen. Ich persönlich finde Narben auch ganz schick und verstehe auch nicht, warum das eine Figur irgendwie entstellen sollte, ebenso zusätzliches Gewicht, und ähnliches :-)

Zurzeit interessiert mich besonders unser Verständnis von Schönheit. Ich arbeite nämlich gerade an einem Projekt,  in dem ich mich mit einem Volk beschäftige,  dass sich schon sehr von unserer heutigen Gesellschaft unterscheidet. Schönheit spielt bei diesem Volk keine Rolle, weil das Recht auf Nachwuchs unabhängig vom Aussehen vergeben wird und das Aussehen so ja automatisch einen geringeren Wert hat. Ich weiß noch nicht genau, wie ich mit dem Thema umgehen werde, aber die Beiträge hier liefern schon mal interessanten Stoff zum Nachdenken.

Grüßle
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Norrive am 12. Mai 2015, 16:59:24
Öhm, ohne mich durch den ganzen Thread gewühlt zu haben, ich lese lieber gutaussehende Protagonisten. Ich tendiere auch beim Schreiben dazu, meine Charaktere so zu entwickeln, allerdings verkneife ich mir allzu schwülstige Beschreibungen ;D Haarfarbe/-länge, Augenfarbe, Körperbau und Größe sind eigentlich die Dinge, die ich immer nenne, ansonsten beschreibe ich das, was den Charakter ausmacht.

Ich denke aber auch, dass man gerade bei einem Fantasysetting mehr als durchschnittliche Schönheit durchgehen lassen, denn, ganz ehrlich, hätte ich Magie zur Verfügung oder die Technologie aus Vengeance, wäre ich selbst und viele andere Menschen auch wesentlich näher am jeweiligen Wunschaussehen dran  ;D

Was mir auch noch wichtig ist, bzw. was man nicht außer Acht lassen sollte, ist Makeup. Ich glaube, das irgendwo schonmal gelesen zu haben in diesem Thread. Ein gutes Makeup macht aus Normalos Stars. Und dazu braucht es gerade heutzutage keinen Makeup-Artist mehr, sondern eine Investition in hochwertiges (!) Makeup, ein Blick auf Youtube-Tutorials und Übung reichen mehr als aus. Es gibt Menschen, die sehen komplett anders aus, je nachdem was für ein Makeup aufgetragen ist. Damit kann man auch in einem Roman gut spielen, denn man kann mit nichts so gut die eigene Identität und vor allem Gefühle manipulieren wie Makeup und Kleidung.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Aljana am 12. Mai 2015, 22:35:54
Das ist ja ein toller interessanter Thread. Er lässt mich ebenfalls nachdenken über die Frage, ja Warum sehen meine Protas eigentlich so aus.

Dabei stelle ich mich eindeutig auf die Seite derer, die in Fantasy gern dick auftragen. Meine Heldin ist schön. Das hässliche Entlein sozusagen, das zum Schwan wird. ihr männliches Pendant ist auch sehr ansehnlich. Doch wie hier schon erwähnt wurde machen lachhafte, hässliche Antagonisten den Helden eher schwächer, als stärker.
Darüber habe ich so nie nachgedacht, doch an dem Satz ist viel Wahres dran. Ob mir das bewusst war, weiß ich nicht, als ich mich dazu entschied meinen Bösewicht ebenfalls zu einem echten Hingucker zu machen.

Norrive schreibt auch noch etwas schönes nämlich über die schwülstigen Beschreibungen. Ja, die kennen wir aus manchem Teenieroman mit Glitzervampiren. Man muss nicht auf jeder Seite des Buches erwähnen, dass dieser Charakter schön ist. Wirklich nicht. So sehe ich das auch :D ein zweimal, danach hat es jeder kapiert. Außerdem muss man dem Leser ja auch noch ein wenig Spielraum lassen, in seinem Kopf ein ganz eigenes Bild zu erschaffen von den Figuren, denen er folgt.

Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Sipres am 12. Mai 2015, 22:42:21
Da ich meine Charaktere grundsätzlich als Anime-Gestalten sehe, bringen sie zwangsläufig ein gewisses Schönheitsideal mit. Im Anime sieht man selten Pickel oder andere Auffälligkeiten. Aber ich beschreibe sie nur selten als hübsch oder hässlich. Gerade meine Protas werden zwar äußerlich beschrieben (meist Haarfarbe und -länge, Augenfarbe, die Statur und Besonderheiten wie Brille oder Bart) aber es wird keine Wertung abgegeben. Da darf sich dann jeder selbst denken, ob der Charakter gut aussieht oder nicht.

Auch bei meinen Anthas mache ich das, vorausgesetzt, es sind keine Monster. Es kommt nur selten vor, dass ich Charaktere wirklich wertend beschreibe. Das passiert meist nur bei Wesen, bei denen der Leser sofort bemerken muss, dass sie besonders sind. Zum Beispiel eine Göttin von atemberaubender Schönheit oder ein Dämon, dessen Äußeres so grauenerregend ist, dass er eine sogar in den Albträumen weiterverfolgt.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: funkelsinlas am 18. Mai 2015, 08:53:47
Interessanter Thread. Ist mir nie aufgefallen, aber in meinem Buch ist der Hauptprota auch echt gut aussehend. Sie wird aber auch von anderen eher so beschrieben, als dass sie das findet. Nicht unbedingt in dem Klischee von der holden Schönheit, sondern von Perfektion, die nichts anderes duldet. Sie ist von Beruf halt Kontrollfreak und innerlich so eine Art wandelnder Komplex. Dünn ist sie einfach, weil sie meistens nichts isst.
Aber es stimmt schon: Wer hat schon richtig hässliche Protas? Wir lesen wohl einfach lieber von den sympatischen, gut aussehenden und erfolgreichen Helden dieser Zeit.
Überlegt ihr euch am Anfang auch, wer de  Charakter spielen könnte, um ihn besser vor Augen zu haben? Damit rutsch ich glaub ich echt leicht auf diese Schiene
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Melenis am 18. Mai 2015, 12:35:58
Na ja, es gibt ja einen großen Unterschied zwischen super schön und mega hässlich. Seien wir doch mal ehrlich,  es gibt mehr schöne als hässliche Menschen auch in der realen Welt. Zumindest empfinde ich das so :)
Ich verstehe natürlich,  dass man seine Figuren nicht entstellen möchte,  aber diese sogenannten kleinen Makel (wie weiter oben erwähnt) gehen ja fast in Richtung Mary Sue. An sich perfekt, also machen wir sie tollpatschig, was sie ja nur sympathischer macht. Ist das verständlich?

Das ist wie bei den Chroniken der Unterwelt: Maia wird als kurvig beschrieben, ist aber schlank und hat halt Hüfte und etwas größere Brüste.
Ich bin einfach für mehr Diversität. Wenn ich 20 Figuren habe (als Beispiel), dann ist es doch super langweilig,  wenn jeder schön ist. Ich muss da schon wieder an die Chroniken denken, wo das tatsächlich zutrifft. Und natürlich wird das auch noch mehrfach erwähnt und wieder erwähnt und wieder und wieder... schlimm :)

Wie gesagt, die Figuren müssen ja nicht gleich hässlich sein. Meine Lieblingsdämonin wiegt irgendwas zwischen 80 und 90 Kilo, hat Dehnungsstreifen an den Brüsten und am Bauch und an den Beinen Orangenhaut. Ganz abgesehen von ihrer gelblichen Haut mit den blau durchschimmernden Adern :) Mein Prota findet sie schön,  auch wenn sie nicht unbedingt dem heutigen Schönheitsideal entspricht.

Ich hoffe, niemand fühlt sich angegriffen, denn das wollte ich auf keinen Fall erreichen :)

Liebe Grüße
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: FeeamPC am 18. Mai 2015, 13:36:32
Hm. Ich glaube nicht, dass meine Haupt-Prota schön ist. Nicht nach den Maßstäben ihrer Welt, nicht nach den Maßstäben unserer.
Sie ist eher klein, ein wenig pummelig, blasse Haut, ursprünglich helle Augen, inzwischen zwei eher abschreckende künstliche Auge, die aussehen wie flache Spiegel, schwarze Haare, mittlerweile auch etliche Narben, von denen eine unübersehbar ihre Wange verunstaltet (eine Brandnarbe).
Das Schönheitsideal ihrer Welt ist eine zarte, kleine, aber schlanke Gestalt mit mittelbrauner Haut und dunklen Augen bei ebenfalls schwarzen Haaren, und ein makelloser Teint. Von Typ her so chinesische Kurtisane.
Aber sie ist tough und hat Charakter.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: HauntingWitch am 18. Mai 2015, 15:21:52
Jetzt sind wir bei der Frage, was Schönheit ist. Ich denke, das definiert jeder anders. Ich beschreibe meine Protagonisten mittlerweile auch nicht mehr so genau, damit sie sich jeder so hässlich oder schön vorstellen kann, wie er möchte. Ich gebe Anhaltspunkte und dann kann der Leser das schön finden oder auch nicht. Für mich sind sowieso alle meine Protas schön, weil Schönheit für mich nicht nur vom Aussehen abhängt. Es ist für mich etwas Grösseres, das über die Ausstrahlung und das Auftreten einer Person geht und dies wiederum hängt eng mit dem Wesen zusammen. Das hat nichts mehr mit rein optischen Eigenschaften zu tun. Deshalb kann ich das so gar nicht genau sagen, was schön ist.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Aylis am 18. Mai 2015, 16:47:10
Eine interessante Frage, die von keinem je genau geklärt werden wird, schätze ich.
Ich bin da kitschig und sage mir "Schönheit liegt im Auge des Betrachters". Irgendwo hat der Satz aber auch entsprechende Wahrheit.
Wir suchen uns ja nicht nur den Menschen aus, den wir optisch am meisten mögen. Es spielen noch ganz andere Faktoren rein, wie zum Beispiel Geruch oder nach einigen Forschern sogar das Immunsystem. Dinge, die wir nicht bewusst beeinflussen können.

Vielleicht ist es dasselbe mit den Charakteren, die wir gestalten. Im Endeffekt haben wir doch eine Vorstellung und die müssen wir gut schreiben können. Ich verpasse meinen weiblichen Charakteren gerne Züge von mir, weil ich einfach weiß, wie ich auf andere wirke.
Oft ähneln meine Chars aber auch bekannten Schauspielern, dann mache ich es allerdings in meinem Geschriebenen (hoffentlich) nicht so deutlich.

Mir ist aufgefallen, dass ich mich in den letzten Jahren entwickelt habe, in manchen Dingen aber auch stehen geblieben bin.
Meine weiblichen Protas haben meist blaue Augen und harte Züge, so wie ich. Inzwischen verpasse ich ihnen aber gerne eine runde Lesebrille, verschlungene Tattoos oder Narben. Bei den Frisuren muss ich glaube ich noch innovativer werden, meistens wähle ich aber einen Kompromiss zwischen praktisch und Gefallen.  :rofl:
Wo ich das gerade so tippe, habe ich bei meiner letzten Prota glaube ich etwas mit den Narben und Tattoos übertrieben. :d'oh:
Das werde ich dann gleich mal ändern gehen.

Im Großen und Ganzen stimme ich aber Leygardia zu, wenn sie sagt, dass man sich hauptsächlich auf sein Gefühl verlassen muss.
Immerhin müssen wir, die Autoren, unseren Lieblingen doch Leben einhauchen! Also müssen wir auch ein Schönheitsideal anweden, mit dem wir konform gehen können.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: funkelsinlas am 27. Mai 2015, 14:41:20
Das Schönheitsideal, das Aylis angesprochen hat, ist glaub ich echt enorm wichtig. Unser Prota soll unserem Leser schließlich gefallen. Also soll er sich in ihn hineinversetzen können (also nicht zu unmenschliche Gedanken) und soll ihn mögen. Und sein wir mal ganz ehrlich. Die große Schönheit, die intelligent ist und dazu noch sozial engagiert ist uns allen die Liebste! Hässlichkeit funktioniert da subtiler und nicht so gut, eher über Mitleid.
Ein anderes Problem ist glaub ich, dass gerade in Fantasy die Protas spätestens in der Geschichte kämpfen lernen und irgendwann fit für Olympia sind. Das kommt dem momentanen Ideal halt sehr nahe.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Judith am 27. Mai 2015, 20:24:01
Zitat von: funkelsinlas am 27. Mai 2015, 14:41:20
Und sein wir mal ganz ehrlich. Die große Schönheit, die intelligent ist und dazu noch sozial engagiert ist uns allen die Liebste!
Ähhh ... nein. Am liebsten sind mir interessante, vielschichtige Figuren und das können sie auf vielerlei Arten sein. Die große Schönheit, die intelligent und auch noch sozial engagiert ist, ist mir eher auf den ersten Blick unsympathisch, weil ich eine zu perfekte Figur oder gar eine Mary Sue befürchte. Was noch nicht zwangsläufig heißen muss, dass ich sie dann auf den zweiten Blick auch nicht mag (das kommt darauf an, wie sie sonst so ist, was ihre Schwächen sind und natürlich wie gut sie geschrieben ist).
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Entropy am 27. Mai 2015, 21:39:36
Zitat von: Judith am 27. Mai 2015, 20:24:01
Am liebsten sind mir interessante, vielschichtige Figuren und das können sie auf vielerlei Arten sein.

Das geht mir absolut genauso! Für mich braucht ein Charakter in erster Linie auch Charakter, mit Ecken und Kanten und Macken und Schwächen. Deswegen neige ich auch dazu meinen Helden meistens ein mittelmäßiges Aussehen mit einigen Besonderheiten zu verpassen. Natürlich gibt es auch große Schönheiten, vor allem unter den Königinnen und Priesterinnen, doch diesen verleihe ich im Gegenzug andere Schwächen.

Zitat von: funkelsinlas am 27. Mai 2015, 14:41:20
Hässlichkeit funktioniert da subtiler und nicht so gut, eher über Mitleid.

Entschuldigung, aber ich finde diese Aussage ziemlich oberflächlich. Schönheit liegt ohnehin im Auge des Betrachters, wie bereits mehrmals von anderen Usern erwähnt, aber wen wir nicht "schön" finden, der ist wohl bemitleidenswert?

Zitat von: Siara am 11. Mai 2015, 09:43:12Ansonsten bin ich aber dabei geblieben, eher selten über "hübsch" oder "hässlich" zu urteilen. Vorwiegend, weil ich auch im echten Leben einfach nicht so denke.

So halte ich es auch meist. Ich spare mir eigentlich die Wertung meiner eigenen Charaktere und anderer Menschen, was das Äußerliche betrifft, außer es handelt sich um eine Wertung aus der Perspektive des POV-Person. Meine Leser können sich dann selbst ein Urteil bilden, mit den Details über das Aussehen, die ich in die Geschichte einstreue.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Kraehe am 27. Mai 2015, 23:11:34
Zitat von: funkelsinlas am 27. Mai 2015, 14:41:20
Und sein wir mal ganz ehrlich. Die große Schönheit, die intelligent ist und dazu noch sozial engagiert ist uns allen die Liebste!
Nein! Vor solchen Charakteren laufe ich weg. Entweder sind sie zu perfekt um wahr zu sein, und dadurch wahnsinnig nervig, oder sie sind langweilig und oberflächlich. :zombie: (Dazu haben Judith und Entropy schon einiges gesagt, mit dem ich übereinstimme.) Solche Leute gibt es nicht. Jeder hat Macken. Jeder hat Fehler, auf dem ein oder anderen Gebiet. Und ohne jemanden verletzen zu wollen: die scheinbar "perfekten" Leute im Alltag konnte ich noch sehr selten wirklich gut leiden.

Zitat von: funkelsinlas am 27. Mai 2015, 14:41:20
Unser Prota soll unserem Leser schließlich gefallen. Also soll er sich in ihn hineinversetzen können (also nicht zu unmenschliche Gedanken) und soll ihn mögen.
Und darauf möchte ich mehr eingehen. Ja, der Leser soll sich in den Prota hineinversetzen können - und dazu braucht der Prota eben Macken und Fehler, die ihn überhaupt erst menschlich (oder bei anderen Spezies meintwegen "greifbar") machen. Warum wohl haben so viele Helden, auch und gerade die aus bekannten Büchern, Charakteristika, die eigentlich nicht in ihrer Spezies/Kultur auftreten, oder gering geschätzt werden? Damit lässt sich Spannung erzeugen, eine Figur skizzieren, dem Leser zeigen, wie dieser Protagonist tickt und warum.
Wie schon oben gesagt: jeder von uns hat Fehler, in den eigenen Augen oder in denen anderer, und warum sollte es Figuren in Büchern nicht auch so gehen?
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Guddy am 27. Mai 2015, 23:23:44
Zitat von: Entropy am 27. Mai 2015, 21:39:36
Das geht mir absolut genauso! Für mich braucht ein Charakter in erster Linie auch Charakter, mit Ecken und Kanten und Macken und Schwächen. Deswegen neige ich auch dazu meinen Helden meistens ein mittelmäßiges Aussehen mit einigen Besonderheiten zu verpassen.
Ein Char kann ja durchaus Schwächen haben, selbst wenn er super aussieht. Daher verstehe ich dein "Deswegen" nicht ;) Und selbst ein herausragend gutes Aussehen an sich kann Macken enthalten. Da muss man sich nur mal Models ansehen: Sie gelten in der Medienlandschaft gerne als wunderschön, doch der Alrik Normalbürger wird sagen: "Meh, viel zu dünn, meh, viel zu muskulös, meh, komische Gesichtszüge, meh, meh meh." (Alrik Normalbürger neigt aber auch leider dazu, aktiv nach Fehlern zu suchen und das Aussehen Anderer lautstark herabzuwürdigen.)

Der vielschichtigste und mackenbehaftetste Protagonist von mir ist auch gleichzeitig der bestaussehendste.

ZitatNatürlich gibt es auch große Schönheiten, vor allem unter den Königinnen und Priesterinnen, doch diesen verleihe ich im Gegenzug andere Schwächen.
Warum gerade diesen? Hat es etwas mit deinem Setting zu tun?

Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Moni am 28. Mai 2015, 15:01:09
Schönheit liegt im Auge des Betrachters, von daher messe ich der Optik eher zweitrangige Bedeutung zu. Allerdings habe ich auch durchaus Figuren, die meinen, äh, persönlichen optischen Vorlieben entgegenkommen.  ;D

Je nach Setting ist Schönheit auch etwas, das Wohlstand und Machtposition eines Charakters unterstreichen kann. In einer Mittelalterlichen Welt ist es sicherlich für die Reichen und Mächtigen einfacher, dem gängigen Schönheitsideal zu entsprechen (kann, nicht muß!), als der hart schuftenden Bauernschaft. Interessant finde ich in dem Zusammenhang das Entwickeln solcher Schönheitsideale, die wiederum mit tatsächlicher Schönheit nicht unbedingt etwas zu tun haben müssen. Ideale haben in dem Bereich oft etwas künstliches, unechtes. (ZB extrem hoher Stirnansatz, besonders dünne oder dicke Augenbrauen, Lippenfarbe, langgezogene Ohrläppchen etc.)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Siara am 28. Mai 2015, 16:49:04
Was Moni anspricht, finde ich auch interessant. Unsere augenblicklichen Schönheitsideale (ich spreche nicht von den persönlichen, sondern von denen der Gesellschaft) sind ja nicht nur in ständigem Wandel, sondern haben ihren Ursprung auch in äußeren Umständen. Früher, als die Nahrung noch hart (und oft draußen) erarbeitet werden musste, waren üppige und blasse Typen favorisiert. Heute ist nicht nur Bräune (die auf Urlaub und damit Geld schließen lässt) beliebt, sondern auch eher die schlanke Figur, weil für diese in heutiger Zeit mehr "gearbeitet" werden muss als für Hüftgold.

Diese Schönheitsideale dann für die eigene Welt anzupassen kann einfach wahnsinnig toll sein. Eine noch schlummernde Idee auf meiner Festplatte spielt in einer Welt, in der ungesunder Regen nie endet und die Menschen ihr Leben in überdachten Räumen verbringen. Natürlich sind die meisten blass, blond und blauäugig. Spielen die Gene doch mal verrückt und jemand besitzt einen etwas dunkleren Teint oder braune Augen, ist dieser daher Schönling schlechthin.

Auch Ideale bei Stil und Trends abzuwandeln und an die Werte der Welt anzupassen kann Spaß machen. Ich denke an Brandon Sanderson und seinen Weg der Könige, wo die Menschen oft so wunderschöne bis auf die Schultern hinab geflochtene Augenbrauen haben ... ;D
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Guddy am 28. Mai 2015, 17:29:44
Andere Kulturen - andere Schönheitsideale finde ich auch ein guter Punkt, wobei einzelne Attribute ja auch nicht automatisch im Gesamten schön machen. Aber im Einzelnen ist sowas ein verdammt gutes Mittel, um andere Kulturen darzustellen. Die geflochtenen Augenbrauen sind ja schräg  ;D Sehr geil!

Was die bevorzugte Körperform angeht: "Früher" ist ein dehnbarer Begriff, Schlankheit war auch in großen Teilen des Mittelalters und der Antike beliebt. Auch zu Zeiten Rubens, der ja bekanntlich unser Bild der Rubensfigur formte, war das nicht unbedingt überall Usus.
Es ist einfach schwierig, Schönheitsideale auf einen einzigen Grund herunterzubrechen, auch wenn dieser allzu logisch erscheinen mag, denn meist gehört da mehr zu. Etwa Religion, über Jahrzehnte geformte Normen, bestimmte, einflussreiche Personen...
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Moni am 29. Mai 2015, 16:39:52
Zitat von: Guddy am 28. Mai 2015, 17:29:44
Es ist einfach schwierig, Schönheitsideale auf einen einzigen Grund herunterzubrechen, auch wenn dieser allzu logisch erscheinen mag, denn meist gehört da mehr zu. Etwa Religion, über Jahrzehnte geformte Normen, bestimmte, einflussreiche Personen...

Genau darum finde ich es sehr spannend, sich genauer damit zu beschäftigen. Man kann quasi von einem Schönheitsideal ausgehend einen ganzen Kulturhintergrund schaffen. Da soll noch einer sagen, Schönheit wäre nur oberflächlich.  ;D
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Dämmerungshexe am 29. Mai 2015, 18:59:40
Ich hab in letzter Zeit des öfteren auf YouTube Videso gesehen, in denen diverse Schönheitsideale historisch oder auch kulturell miteinander verglichen werden. Oder auch eines, in dem die Disney-Prinzessinen historisch korrekt (Kleidung, Frisuren, Make-Up) dargestellt wurden.

Interessant fand ich, dass wohl in der Antike in Griechenland (wo ja sowieso eher der männliche Körper als alleiniges Maß aller Dinge galt) eine Mono-Braue bei Frauen ein Muss war - heute und hier absolutes No-Go ^^

Bei mir wandeln sich die Schönheitsideale auch je nach Gefühlslage - gerade meine männlichen Helden mag ich mal eher schlank, mal eher kräftig gebaut, Haarfarbe variiert eh meistens (früher ging fast nur schwarz und lang). Frauen können bei mir mal ätherisch dünn sein, meist mag ich sie mit etwas mehr Kurven oder als "Kämpferinnen".
Was bei mir Schönheit im Allgemeinen nie stört sind Narben. Von denen kann ich fast nie genug kriegen ^^ Und auch ein Halbork kann bei mir schonmal als attraktiver LoveInterest aktiv werden. Und die Portagonisten meines Romantik-Projektes hat bereits einige weiße Haare (ansonsten von Magie jung gehalten, aber man kann ja nicht alles haben ...)
In letzter Zeit tragen meine Helden auch öfter mal Bärte, vor allem im aktuellen Projekt "Königskinder". Etwas, das vor zehn Jahren für mich noch eher unvorstellbar war. Allgemein hat sich bei mir mit zunehmendem Alter eine Vorliebe für markantere Züge entwickelt und Aussehen an sich ist in der Hintergrund gerückt. Müsste ich heute mein Idealbild von einem Mann beschreiben, würde ich eher das Wort "ernsthaft" benutzen als "schön" (eine Kombination ist natürlich nicht zu verachten ^^).
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Arcor am 29. Mai 2015, 19:17:55
Zitat von: Moni am 29. Mai 2015, 16:39:52
Genau darum finde ich es sehr spannend, sich genauer damit zu beschäftigen. Man kann quasi von einem Schönheitsideal ausgehend einen ganzen Kulturhintergrund schaffen. Da soll noch einer sagen, Schönheit wäre nur oberflächlich.  ;D
Woah, Moni, ich glaube, da hast du jetzt bei mir was losgetreten. Über die Frage eines Schönheitsideals hatte ich bisher noch gar nicht nachgedacht, aber jetzt rattern die Rädchen für mein Seefahrer-Setting bei mir wie sonstwas.  :hmmm: Und da schließen sich ja noch weitere Dinge an. Hat man ein Schönheitsideal bestimmt, kann man natürlich auch über Mode reden, die damit korrespondiert bzw. das Ideal betont.

Oh man, ich brauch dringend was zum Notieren.  ;D
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Guddy am 29. Mai 2015, 20:06:57
Zitat von: Moni am 29. Mai 2015, 16:39:52
Genau darum finde ich es sehr spannend, sich genauer damit zu beschäftigen. Man kann quasi von einem Schönheitsideal ausgehend einen ganzen Kulturhintergrund schaffen. Da soll noch einer sagen, Schönheit wäre nur oberflächlich.  ;D
Na klar. Deshalb finde ich es schade, wenn man es auf "Man findet das schön, was schwierig zu erreichen ist" herunter bricht. Das Thema hat einfach so viel mehr Potential.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Moni am 29. Mai 2015, 20:07:47
@Arcor Gern geschehen.  8) Ehrlich gesagt, ich habe da bei mir selber schon was losgetreten, ich werde das mal in Flüsternde Steine thematisieren, da treffen sowieso drei extrem unterschiedliche Kulturen aufeinander und denen könnte ich noch interessante Schönheitsideale verpassen.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Entropy am 29. Mai 2015, 20:18:53
Die Diskussion hat sich inzwischen in eine interessante Richtung weiterentwickelt. ;D

Zitat von: Guddy am 27. Mai 2015, 23:23:44
Ein Char kann ja durchaus Schwächen haben, selbst wenn er super aussieht. Daher verstehe ich dein "Deswegen" nicht.

Das "Deswegen" bezog sich auch nicht auf die Macken und Schwächen, sondern auf die Aussage, dass ein Charakter, der wunderschön ist und zudem die perfekte Persönlichkeit hat, am besten ist. Ansonsten stimme ich dir zu, dass auch ein gutaussehender Charakter Schwächen haben kann, das habe ich nicht bestritten.

Zitat von: Guddy am 27. Mai 2015, 23:23:44
Warum gerade diesen? Hat es etwas mit deinem Setting zu tun?

Ja, hat es. ;) Ich finde es interessant, bei unterschiedlichen Settings auch unterschiedliche Schönheitsideale zu verwenden. Bei diesem Settung, das wäre meine High-Fantasy-Welt, hat das Schönheitsideal bei der einen Kultur viel mit der Religion zu tun, bei der anderen mit Magie. Bedeutet, umso ähnlicher eine Frau einer bestimmten Göttin sieht, desto "schöner" wird sie von den Menschen erachtet. Und weil die meisten Priesterinnen diesem Ideal entsprechen müssen, finden sich unter ihnen mehr "Schönheiten".
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Mithras am 30. Mai 2015, 00:04:29
Ich muss zugeben, dass ich das Aussehen meiner Protagonisten auch als Mittel zum Zweck einsetze. Machen wir uns nichts vor. Unser Aussehen hat Einfluss auf unseren Werdegang, weil es durch unbewusste Mechanismen bestimmt, wie wir wahrgenommen werden. So verraten Größe und Form des Kinns z. B. etwas über den Östrogen- und Testosteronspiegel und spielen daher eine entscheidene Rolle bei der Entschätzung unseres Gegenübers. Und mit solchen Merkmalen kann man ganz wunderbar spielen und den Leser gezielt in eine Richtung zu drängen oder ihn an der Nase herumführen. Wir spielen ja selbst täglich - meist unbewusst - mit unserem Aussehen, alleine bei der Kleiderwahl oder was die Frisur betrifft. Einer der interessantesten Charaktere, die mir da in letzter Zeit untergekommen ist, ist Kolja, ein ehemaliger Ringkämpfer aus Hennens Drachenelfen-Romanen. Jahrzehnte der Fauskämpfe - häufig mit Metallsplittern in den Fauswickeln - haben ihn optisch völlig entstellt, aber statt daran zu verzweifeln, ist er verschlagen und berechnend und nutzt daher er sein Aussehen, um seine Mitmenschen einzuschüchtern und ihnen klarzumachen, dass er zu allem bereit ist.

Einige meiner Charaktere weisen daher ein sehr markantes Aussehen auf, das man nicht direkt als hässlich bezeichnen kann, das aber irritiert - etwa ein sehr langes, breites Kinn, eine deutliche Asymmetrie des Gesichts oder besonders buschige, geschungene eng zusammenstehende Augenbrauen, die dem Gesicht einen stechenden Blick verleihen. Ein Charakter ist optisch z. B. an Ayatollah Chomeini angelehnt, weil dessen Blick einfach einschüchtert - und genau das soll auch auf meinen Charakter zutreffen. Andere Figuren kokettieren mit ihrem Aussehen, um ihre Mitmenschen zu verführen und für die eigenen, häufig sehr egoistischen Pläne einzuspannen. Den optisch und charakterlich perfekten Menschen gibt es daher bei mir - wenig überraschend - natürlich nicht. Eine Welt lebt von Vielfalt und den daraus resultierenden Konflikten, Perfektion ist langweilig.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Mithras am 07. November 2015, 18:08:11
Tut mir leid für den Doppelpost, aber hier hat sich ja schon länger nichts mehr getan und für ein eigenes Thema taugt mein Gedanke vermutlich nicht.

Meine Frage richtet sich in erster Linie an diejenigen, die - wie ich - in archaischen Settings schreiben: Wie groß sind eure Figuren? Wir werden ja deutlich größer als unsere mittelalterlichen oder antiken Vorfahren, und selbst ich mit meinen heute eher durchschnittlichen 1,78 m wäre nach altgermanischen Maßstäben ungewöhnlich groß gewesen und hätte eine Römer gar um Haupteslänge überragt. Ernährung, Gesundheit und körperliche Verfassung (auch der Eltern -(epigenetische Faktoren)) spiegeln sich in der Körpergröße wider, und da sind wir natürlich heute in einer besseren Lage als noch vor einigen Jahrhunderten.

Mir ist aufgefallen, dass ich trotzdem noch heutige Maßstäbe an die Größe meiner Figuren anlege - mein Gehirn weigert sich einfach, einen Menschen, der mir gerade mal bis zur Stirn reicht, als beeindruckend groß zu betrachten. Wie ist das bei euch?
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Atra am 07. November 2015, 18:32:23
Das geht mir zumeist genauso. Allerdings handhabe ich das so, dass ich sie mir in "Normalgröße" vorstelle und im Test in "Archaischergröße" beschreibe. Mit dem Gedanken, meine Charaktere klein zu denken, kann ich mich (noch) nicht anfreunden.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: KaPunkt am 10. November 2015, 18:39:51
Hallo Mithras,

ich habe jetzt eine Weile über deine Frage nachgedacht, aber ich komme nicht weiter als: Warum sollte das ein Problem sein?
Ob ein Mensch ein Hüne oder ein Zwerg ist, ergibt sich aus der Größe der Menschen seiner Umgebung.
Jemand, der zwei Köpfe größer ist als der Durchschnitt ist groß, jemand, der zwei Köpfe kleiner ist, eben klein.
Die größe von ... keine Ahnung, Türstürzen z.B., Tischen oder Stühlen und wie bequem man sie benutzen kann, richtet sich ebenso nach dem Durchschnitt.

Also, musst du dir nur in dem Moment Gedanken um die Proportion deiner Figuren zu den heutigen Menschen machen, wenn du a) Einen heutigen und einen archaischen miteinander konfrontierst, oder b) wenn du tatsächlich das metrische System zur Beschreibung verwendest.
Ich persönlich würde bei araischen Settings von b) Abstand nehmen und statt dessen zu Schritten, Armlängen, Spannen und Fingerbreit tendieren. Und die richten sich, mal wieder, nach dem Durschnitt der Bevölkerung. Ob dieser Durschschnitt nun 1,27m oder 2,77m ist - who cares.

Ich hoffe, das hilft dir ein bisschen weiter.

Liebe Grüße,
KaPunkt

Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Trippelschritt am 11. November 2015, 11:39:54
Ich schließe mich KaPunkt an. Da früher gern Längenmaße aus dem Körper abgeleitet wurden (Elle, Spanne, Schritt, foot etc.) gibt es keinen unveränderlichen Referenzrahmen. Ein Mensch ist groß, wenn er die anderen überragt, klein, wenn sein Kopf nur bis zum Brustbein reicht und ein Zwerg, wenn seine Nase an meiner Gürtelschnalle kratzt. Und ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht, wie groß meihne Figuren in Zentimetern sind.

Liebe Grüße
Trippelschritt
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Pygmalion am 11. November 2015, 15:20:58
Ich schließe mich den beiden vor mir auch an ;) Da wir heutigen Menschen nicht als Referenz dienen, sondern die Zeitgenossen des Protagonisten, ergibt sich für mich das Problem nicht. Wenn jemand dann überragend groß/ klein gegenüber anderen ist, schreibe ich eben sowas wie "er überragte ihn um zwei Köpfe"
Und ehrlich gesagt muss ja auch nicht erwähnt werden, dass die Leute 50cm kleiner sind als wir heute. Die im Setting wissen ja gar nicht, dass sie kleiner sind, deswegen sind sie eben einfach normal. Wenn sich der Leser die Leute in unserer heutigen Größe vorstellt, ist das ja auch nicht schlimm, die Relation zwischen den Figuren bleibt ja trotzdem erhalten.

Übrigens war auch noch im Mittelalter kein Maß wirklich festgeschrieben. Selbst das so wichtige Maß der Hufe (Größe der Äcker, Wiesen etc. eines Bauern) wurde unterschiedlich ermittelt. Letztlich interessiert es aber von den Lesern doch niemanden, ob das nun 5 ha oder 5,3 ha waren. Genau so bei Größenangaben, denke ich.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Moni am 19. November 2015, 12:53:37
Ich mache das auch so, daß ich eher darauf achte, ob die Personen in Relation zu einander stimmig in der Größe sind und halte mich mit präzisen Angaben ansonsten gerne zurück. Ich wüßte auch ehrlich nicht, wie groß die Personen im meinen High-Fantasy-Romanen sind.  Die Frage hat sich mir da tatsächlich noch nie gestellt. Eher achte ich darauf, wie sich Umwelteinflüsse auf die Entwicklung und Gesundheit der Menschen auswirken könnten.
In der Urban Fantasy ist es anders, da denke ich, sollte man ein wenig drauf achten. Gerade ZB bei tendenziell unsterblichen Personen (Vampire etc), die in einer früheren Epoche geboren wurden, schaue ich mir schon an, wie groß man damals wurde.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: JarlFrank am 23. November 2015, 20:17:02
Größe beachte ich meist gar nicht, wenn überhaupt dann wird nur darauf hingewiesen wenn es bei einem Charakter besonders ist. Ein starker Krieger kann gerne beschrieben werden als "A tall man, he towered above his companions, even though they weren't small themselves." oder so ähnlich (verzeiht mir das Beispiel auf Englisch, aber da kam mir gerade eine gute Formulierung - das "towering above"... hm, ob es dafür eine schöne Entsprechung im Deutschen gibt? Fällt mir spontan keine ein!).

Jemand ist besonders klein oder besonders groß im Verhältnis zu den anderen, und das ist eben das, was auffällt. Wenn in einem Volk alle Krieger 1,90 große Hünen sind, dann fällt das niemandem auf, außer es sind Leute aus einem anderen Volk dabei, bei denen die Durchschnittsgröße eher zwischen 1,60 und 1,70 verläuft. Dann reicht einfach die kurze Erwähnung, dass das Volk hochgewachsen ist, und das war's. Wenn's ein großer Hüne ist, der seine Kumpane um einen Kopf überragt, dann ist's eine Besonderheit des Charakters und gehört zu seiner Beschreibung. Aber die exakte Größe interessiert keinen - es kommt auf die Wirkung an, und darauf, wie die Größe seine Handlungen oder Ereignisse um ihn beeinflusst!

Einer kann so groß sein, dass er nicht durch einen niedrigen Gang durchpasst, während der Rest der Truppe problemlos durchkann. Oder vielleicht macht seine Größe ihn zu einem besonders guten Ziel für die feindlichen Bogenschützen, da sein Kopf deutlich herausragt, wenn er in einer Kampfformation steht.

Die meisten Charaktere, die bei mir vorkommen, sind in etwa Durchschnitt - ihre Größe ist kein Merkmal, das sie besonders herausstechen lässt. Wenn es ein Merkmal ist, das sie besonders herausstechen lässt, kriegen sie eben ein Adjektiv wie "hochgewachsen" oder "klein und gedrungen" verpasst, das ihre Größe grob beschreibt, sodass man sich vorstellen kann, wie sie in Relation zu den Durchschnittsmenschen stehen. Ob der Durchschnitt jetzt bei 1,50 oder 1,90 liegt, oder irgendwo zwischendrin, ist dabei Schnuppe. Nur, wenn die Größe vom Durchschnitt abweicht, ist sie erwähnenswert.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Big Kahuna am 03. Dezember 2015, 00:38:10
Also in meinem aktuellen Projekt handhabe ich es so, dass meine Hauptfigur Sorderon im Grunde kein übel aussehender Kerl ist. Er würde es zwar vermutlich nicht aufs Cover der Men's Health schaffen, aber hässlich ist er nicht.
Dagegen ist sein bester Freund ein echter Frauenmagnet (was umso fieser ist, weil er ein keuscher Priester ist). Und das baue ich gelegentlich in der einen oder anderen Szene ein. Die Frauen schwärmen nur für den besten Freund und Sorderon steht daneben und kommt sich dumm vor  :rofl:

Wo Sorderon allerdings ein wenig klischeehaft ist, ist seine Statur: Er ist regelrecht ein Hüne. Hochgewachsen und muskelbepackt. Allerdings gehört das in meinen Augen dazu, da er ein überaus fähiger Krieger ist. Und auch wenn ich selbst als Kampfsportler weiß, dass Muskeln nicht alles sind (ich selbst mache Muay Thai, bin von der Statur aber ein Hemd und habe trotzdem schon Sparringskämpfe gewonnen), so gehört das irgendwie dazu bzw. ich glaube, dass der Leser es mir nicht abkaufen würde, dass ein unfassbar starker Krieger dürr ist. Ich jedenfalls wäre da beim Lesen eher skeptisch.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Araluen am 31. Januar 2017, 09:01:34
Ich wärme den Thread mal auf und gebe ihm eine etwas neue Richtung. Wie unsere Figuren ausehen, wurde hier ja schon hinlänglich diskutiert. Ich für meinen Teil mag uach gut aussehnde Figuren. So richtig hässliche Leute habe ich selten kreiert, aber durchaus Leute, die nicht ins allgemeine Raster passen. Man tut sich tatsächlich schwer damit irgendwie, weil man sich tatsächlich selbst ein wenig mit den Figuren identifiziert. Aber nun zu meiner neuen Diskussionsrichtung.
Es ist gut, wennd er Autor weiß, wie eine Figur aussieht, doch wie bringt er das am besten dem Leser rüber? Ich selbst versuche diese Beschreibungen, so ich sie denn nicht gänzlich vergesse (ja ich neige dazu Aussehensbeschriebungen zu vergessen) irgendwie nebenher mal einzustreuen. Dabei gilt es Maß zu halten. Immerhin will man sich nicht lächerlich machen, wenn zum hundersten Mal das rote, blonde oder braune lockige Haar in den Nacken geworfen oder einzelne Strähne aus dem Gesicht gestrichen werden. Absolutes No-Go für mich sind Schaufensterpuppenbeschreibungen und Spiegelbetrachtungen. Mit Schaufensterpuppenbeschreibungen meine ich, dass der Autor die Figur quasi einmal vor den Leser hinstellt und dafür die Handlung und den Lesefluss unterbricht und die Figur einmal von oben bis unten beschreibt.
Acuh wenn ich weiß, was ich nicht will, empfinde ich die Aussehensbeschriebung von Figuren als ein schwieriges Pflaster. Vielleicht liegt das auch dran, dass mri Aussehensbeschreibungen ziemlich egal sind. Ich habe ohnehin meine eigene Vorstellung von den Figuren und wenn ich schreibe, will ich diese Freiheit selbst auch dem Leser lassen.
Wie geht ihr mit diesem Thema um und welche Techniken wendet ihr an, um eure Figuren zu beschreiben, ohne dass es lächerlich wirkt oder der Leser regelrecht belästigt wird?

*stellt einen Teller mit Keksen hin*
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Maubel am 31. Januar 2017, 09:22:16
Du wirst lachen, aber in der Serie habe ich erst gestern wieder so eine Schaufensterpuppenbeschreibung gemacht. Aber das liegt nun mal am Stil der Serie. Da würde es eher komisch kommen, wenn ich irgendwo mal einwerfe, dass jemand übrigens blond ist. Die Figur tritt auf, sie bekommt eine kurze Beschreibung und weiter geht es in der Regie. Wenn das Aussehen nicht wichtig ist, fällt es dementsprechend kürzer aus oder ganz weg.
In Romanen sieht das anders aus. Häufig beschreibe ich Leute aus der Perspektive von anderen. In der Ich-Perspektive hat bei mir noch keiner darüber nachgedacht, sich das blonde Haar aus den Augen zu streichen, aber durchaus sich Gedanken über den anderen machen. In der 3. Person kann durchaus auch mal eine Haarfarbe fallen, aber wie gesagt auch da liegt der Fokus dann auf den anderen. Auch da kann es durchaus selten mal zu einer Szene kommen, wo eine Figur von vorne bis hinten beschrieben wird. Z.B. wenn Pavo das erste Mal auf Catalina trifft, aber das liegt dann auch irgendwie daran, dass ihr Aussehen Teil des Plots ist. Ansonsten bin ich nämlich ausgesprochen schlecht im Beschreiben meiner Figuren. Die haben häufig eine Haarfarbe und Frisur, hin und wieder eine Augenfarbe und äh das war's dann häufig, es sei denn, es gibt da etwas ganz markantes, was auffällt. Fantasie darf der Leser also viel bei mir haben.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: cryphos am 31. Januar 2017, 09:45:01
Zitat von: Araluen am 31. Januar 2017, 09:01:34
Wie geht ihr mit diesem Thema um und welche Techniken wendet ihr an, um eure Figuren zu beschreiben, ohne dass es lächerlich wirkt oder der Leser regelrecht belästigt wird?
*stellt einen Teller mit Keksen hin*

Es kommt darauf an.  ;)

Normalerweise beschreibe ich nur handlungsrelevante Personen. Meistens indem ich die Infos Stück für Stück einstreue. Dabei beschränke ich mich normalerweise auf die notwendigsten Merkmale. ist jemand moppelig und unsportlich beschreibe ich das, weil es bei der kommenden Verfolgungsjagd durch die Fußgängerzone wichtig sein wird.

Wenn es Richtung Thriller geht und z.B. eine Zielperson observiert wird, beschreibe ich die ZP gerne genauer, aus der Sicht des Observierenden. Damit kann man auch nette kleine falsche Fährten legen.

Ab und an schreibe ich auch über unbekannte Lebensformen. Hier wird der Typus im Laufe der Geschichte sehr genau skizziert und vor allem das Fremdartige, also das was vom menschen abweicht, genauer beschrieben. So kann es sein, dass der Prota einen Brubbel bei einer Schwertkampfübung beobachtet und ihm ganz viele Details auffallen, die anders sind als bei seinen Techniken. Bedingt durch die Fremdartige Anatomie, den Schwerttypus oder einfach nur entsprechend der Kampfschule. Dabei beschreibt der Char nicht was er sieht, sondern erzählt z.B. einem Gefährten von den Auffälligkeiten, eine alte Muhme erzählt Märchen von den mysteriösen Brubbels, irgendwann trifft dann der Gefährte auf seinen ersten Brubbel und ihm fallen wieder einige Details auf, welche das Bild korrigieren und/oder erweitern.

Dann schreibe ich aber auch für Kinder und hier fallen die Beschreibungen sehr detailliert aus, um den Kids ein genaues Bild zu geben. In diesen Fall "male" ich gerne mit Worten, so dass im Kopf ein tolles Gesamtbild entsteht. Kinder zwischen 3 und 8 lieben das. Dabei muss genug Raum für eigene Interpretationen bleiben, ansonsten hat man nur Schablonen. Erst der Interpretationsspielraum lässt den Platz, damit die Figur in den Köpfen lebendig wird. In einer Geschichte lasse ich einen Gestallt am Horizont auftauchen, die sich dem Prota nähert und mit jedem Schritt wird das Bild des Protas genauer und die Beschreibung wächst. Erst nur ein Schattenriss, dann erste Details, dann Korrektur der Details, Körperhaltung, Kleidung, Gesichtsausdruck. Das kann schon mal 3 oder 4 Seiten füllen. Hier ist dann das Auftreten bewusst als Event gefeiert und auf dieser Beschreibung fußen dann später wichtige Handlungen. Klingt langweilig, aber richtig gemacht ist es durchaus spannend.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Tejoka am 31. Januar 2017, 11:47:59
Mit dem Thema hab ich auch immer Schwierigkeiten. Ich neige nämlich auch dazu, Beschreibungen wegzulassen.

Im Allgemeinen gebe ich auch nur wenige Details wie z.B. Haarfarbe und Augenfarbe. Vielleich noch, ob jemand attraktiv ist, aus Sicht des Erzählers natürlich. Aber genauere Details finde ich persönlich immer langweilig und überlasse das lieber der Fantasie meiner Leser, so sich sich das denn ausmalen wollen  ;)
Da scheint es ja unterschiedliche Meinungen zu geben, wie viel man selbst beschreiben sollte oder nicht.
Sonst ist es natürlich am Besten, so etwas einzustreuen, aber ich finde es auch nicht schlimm, wenn ein paar Infos zum Aussehen von jemandem so gegeben werden, solange sie die Geschichte nicht ausbremsen. Da sollte man sich halt kurz und knapp halten. Aber ich finde es blöd, wenn ich in einem Buch am Anfang mitgeteilt bekomme, wie der Nebencharakter aussieht, mit dem der Prota sich gerade unterhält, und dessen eigene Haarfarbe erst auf Seite vier erwähnt wird, wenn er sich endlich die Haare aus dem Gesicht streichen kann. Und manchmal ist es auch schwer möglich, so etwas gut einzubauen. Zumindest hab ich Probleme damit  :schuldig:


Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Araluen am 31. Januar 2017, 11:59:05
ZitatEs kommt darauf an.  ;)
@cryphos: Made my day  :rofl: Genau darauf habe ich gewartet hihi.
Interessant finde ich den Auftritt des Helden als Event zur Aussehensbeschreibung. Das ist sicher ein hartes Stück Arbeit, aber für eine wichtige Person sicher sinnvoll. Was mir ehrlich gesagt noch nie aufgefallen ist, dass Figuren in Kinderbüchern genau beschrieben werden, interessant. Und dabei lese ich jeden zweiten Tag in allen möglichen Kinderbüchern, um meine Kobolde zu erfreuen. Da muss ich noch einmal genauer darauf achten.

@Maubel: Ja, bei den Regieanweisungen ist das was anderes. Das sind ja ohnehin nüchterne Szenenebschriebungen und da gehört Aussehen eben mit rein.

Das lustige bei mri sit ja auch, dass ich oft ein sehr genaues Bild von einer Figur habe, gerade bei denen, die aus dem allgemeinen Raster fallen. Wer zum Beispiel mal bei mir ins Romanprojekt"Traumnetzwerk" reingeschaut und Abby entdeckt hat, der findet eine Figur, die so viele Details hat, dass ich gar nicht weiß, wo ich die wann eigentlich mal unterkriegen soll  :rofl:. Vermutlich fehlt am Ende die Hälfte. Aber gut, dann sieht die Leser-Abby eben anders aus, als das Original aus meinem Kopf ;) Ich finde es in jedem Falla cuh wichtiger, wenigstens sich mit den Hauptfiguren näher auseinander zu setzen und bei Nebenfiguren dann eher auf das Aussehen zu verzichten. Manche Dinge ergeben sich auch einfach indirekt. Wenn ich weiß, dass Figur A ein Fitnesstrainer ist, dann brauche ich als Leser nicht unbedingt eine Detailbeschreibung seines Waschbrettbauchs, der gegelten Haare und der sportlich trendigen Klamotten. Solche Stereotypen hat man sofort im Kopf. Wichtig wird es dann erst, wenn die Figur vom Stereotyp abweicht, was aber auch wieder dann nur wichtig wird, wenn sie sich vom Status des Statisten abhebt, zumidnest für mich.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Lothen am 31. Januar 2017, 12:07:10
Ich finde, das kommt stark auf den POV und seine Beziehung zu der zu beschreibenden Person an.

Sehen Sie sich zum ersten Mal, handelt es sich ggf. um jemand Wichtiges mit einem strahlenden Auftritt (wie von Araluen schon angesprochen) und der/die POV betrachtet die Person auch entsprechend eingängig mit Interesse, dann halte ich eine detaillierte Beschreibung für absolut legitim. Auch dann, wenn eine Person komplett aus dem Rahmen fällt und sehr ungewöhnlich wirkt (z.B. ein Barbar in der Großstadt).

Ansonsten, bei Personen, die der/die POV gut kennt, versuche ich das so gut es geht nebenbei einzuflechten, und dann ggf. auch nicht auf einmal sondern eher so Stück für Stück. Dann gehe ich meistens auf wenige markante Punkte ein, die der Leser sich auch gut merken kann. Allzu detaillierte Beschreibungen vergisst der Leser ja sowieso wieder und/oder macht sich sein eigenes Bild.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Czara Niyaha am 31. Januar 2017, 12:31:14
Ich persönlich finde schon eine gewisse Beschreibung vor allem bei Hauptcharakteren wichtig. Schließlich habe ich als Autorin ein gewisses Bild, was ich vor Augen sehe, wenn ich mit diesen Charakteren durch meine Geschichte und meine Welt streife. So gut wie möglich versuche ich das Bild, wie ich mir diesen Charakter vorstelle in Worte zu packen, die allerdings dem Leser immer noch eine gewisse eigene Freiheit und Komplimentierung durch seine Fantasie ermöglichen.
Folgende Kritirien sind für mich persönlich wichtig: Haarfarbe und unter Umständen Frisur (wenn es nicht so eine typische 08/15 Frisur ist!), Augenfarbe (Sehr wichtig!  ;) , weil ich es immer mal wieder Szenen gibt, wo ich es mich einfach noch mehr mitreißt, wenn man die Augenfarbe gekonnt im Schreibfluss mit einbauen kann, weil es dem Charakter noch mehr Persönlichkeit verleiht! Allerdings sollte man mit solchen Sätzen auch nicht übertreiben, weil sonst selbst ein gut geschriebener Text droht irgendwann ins klischeehafte, überromantische, überdrehte zu rutschen!)
Eine ungefähre Größenangabe, sowie ein optisches Erscheinungsbild, wie der Charakter auf andere wirkt, finde ich gehört auch zu seiner guten Story. Allerdings sollten sich die Beschreibungen in einem gesunden Maße halten. Und ja, ich neige hin und wieder dazu, etwas auszuschweifen!

Findet sich eigentlich bei euren Charakteren oftmals eine gewisse Ähnlichkeit eurer erschaffenen Charaktere wieder? Ich meine, habt ihr auch, wie im richtigen Leben, gewisse Vorzüge, die ihr in euren Stories auslebt?!
Ich oute mich jetzt als "Autorin", die im richtigen Leben, sowie in ihren Geschichten Männer mit dunklen, schulterlangen Haaren sehr anziehend findet. Kein Wunder, dass der ein oder andere männliche Hauptcharakter in meiner Story auch dem Aussehen sehr ähnlich kommt! *hust*
Aber nein, in meiner Geschichte tummeln sich nicht nur gutausssehende, attraktive Charaktere! (Wobei das jetzt auch wieder individuelle Ansichtssache ist!)  Das wäre ja sonst auch langweilig. Ich mag auch sehr gerne charistmatische Figuren, die weniger über ihr Aussehen, sondern viel mehr über ihre Erscheinung und Präsenz einem in Erinnerung bleiben.

Letzten Endes  ist es wichtig, dass alles ins Gesamtkonzept der Geschichte passt.  :D
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Maubel am 31. Januar 2017, 12:42:07
Ich versuche tatsächlich unterschiedliche Merkmale zu nehmen und nicht immer den gleichen Typus zu nehmen. Dadurch ist meine reale Vorliebe sogar hochgradig unterrepräsentiert. Die Rothaarigen sind wiederum überrepräsentiert, aber da habe ich jetzt schon ganz schön runtergeschaltet. Es kommt zwar immer mal wieder einer vor, aber nicht so häufig, dass es auffällt. Was mich teilweise genervt hat, war, dass in Ravenblood so viele schwarze oder dunkle Haare haben. Ich meine, schön es ist Dark Fantasy, aber irgendwie haben sich bis auf wenige Ausnahmen nur dunkelhaarige Leute bei mir vorgestellt. Na gut, da die meisten Figuren aus einem spanisch-italienischem Setting kommen, sei es ihnen gegönnt.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Sascha am 31. Januar 2017, 13:19:28
Ich finde es ja meist schrecklich, wenn in Romanen jede Figur erst mal eine Beschreibung verpaßt kriegt, als wär's ein Artikel in der Gala über den Opernball. Für mich ist sowas meist vollkommen irrelevant, ich lasse es dann auch nur bei Gelegenheit einfließen (aktuelles Beispiel: "Der da ist mein Vorfahr? Naja, die langen Haare und der Vollbart passen schon mal." So hab ich gleich zwei Leute beschrieben.). Anders ist es, wenn z.B. die Klamotten wichtig sind, weil eine Frau neidisch auf eine andere ist (kommt bei mir jetzt nicht vor) oder es um den Nazi in Nadelstreifen geht (den hab ich). Da ist der feine Zwirn dann relevant und wird auch beschrieben.
Ich hab aber auch schon Kritik bekommen, dass ich die Personen zu wenig beschreibe oder zu spät, und sich der Leser dann nicht vorstellen kann, wie sie aussehen. Seitdem versuche ich, das ein kleines bißchen mehr zu berücksichtigen.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: cryphos am 31. Januar 2017, 13:59:02
Zitat von: Araluen am 31. Januar 2017, 11:59:05
ZitatEs kommt darauf an.  ;)
@cryphos: Made my day  :rofl: Genau darauf habe ich gewartet hihi.
Interessant finde ich den Auftritt des Helden als Event zur Aussehensbeschreibung. Das ist sicher ein hartes Stück Arbeit, aber für eine wichtige Person sicher sinnvoll. Was mir ehrlich gesagt noch nie aufgefallen ist, dass Figuren in Kinderbüchern genau beschrieben werden, interessant. Und dabei lese ich jeden zweiten Tag in allen möglichen Kinderbüchern, um meine Kobolde zu erfreuen. Da muss ich noch einmal genauer darauf achten.
Schön, dass der Humor ankam.
Zu den Kinderbüchern und den genauen Beschreibungen. Das ist nicht Usus sondern mein persönlicher Erfahrungshorizont. Ich erzähle ja seit ich 16 bin Kindern zwischen 2 und 14 Geschichten. Bei den Erzählrunden am Lagerfeuer, Kinderbett, im Zelt, beim Autofahren, im Zug und was ich wo hast du ja eine sehr direkte Rückkopplung was geht und was nicht. Daher mein Faible für genaue und auschweifenden Beschreibungen bei Kindern, im Gegensatz zu dem was ich für Erwachsene mache. Kinder verstehen das Subtile nicht so gut. Eingestreute Beschreibungen setzen sich nicht fest. Je jünger die Zielgruppe um so genauer die Beschreibung. Kinder wollen das. Aber sei nicht zu detailverliebt, die Kids brauchen Raum für ihre eigenen Vorstellungen.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Tigermöhre am 31. Januar 2017, 14:03:20
Ich bin kein besonders visueller Mensch. (z.B. höre ich Filme lieber und mache nebenbei etwas anderes, als dass ich richtig zukucke.) Daher fallen mir Charakterbeschreibungen - wie eigentlich alle Beschreibungen - ziemlich schwer. Ich muss also bewusst daran denken, meine Charaktere zu beschreiben.
Meistens bette ich das in die Handlung ein. Der Prota, der sich seinen Zopf neu bindet oder jemanden umarmt und dabei feststellt, wie groß er geworden ist. Augenfarbe finde ich am aller Unwichtigsten. Mal ehrlich, von wievielen Menschen in eurer Umgebung kennt ihr die Augenfarbe? Ich von meiner nahen Familie und engen Freunden. Aber schon bei Personen, die ich regelmäßig sehe, bin ich da überfragt.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: HauntingWitch am 31. Januar 2017, 16:40:13
Ich habe aufgehört mit detaillierten Beschreibungen. Früher wollte ich das immer so machen wie Anne Rice und alles ganz genau definieren, aber auch dann wird noch jeder Leser seine eigene Vorstellung haben. Ausserdem habe ich festgestellt, dass das, was ich am Interessantesten finde, sich sowieso nur äusserst schwer beschreiben lässt. Nämlich Details wie Grübchen und Wölbungen (? - ihr seht, da fängt es schon an, daran knabbere ich jetzt seit einem Jahr) oder ähnliches. Deshalb lasse ich es einfach und gebe nur noch Anhaltspunkte oder vielleicht mal an einer passenden Stelle ein Detail wie z.B. ein Muttermal. Ich finde auch, dass Beschreibungen so gut wie möglich mit der Handlung verwoben werden und nicht um ihrer selbst Willen existieren sollten. Das ist situationsabhängig, denke ich, wenn (wie bei Kai Meyer) der Protagonist die andere Protagonistin sieht und einfach mit offenem Mund dasteht, weil er sie so schön findet, finde ich das schon gerechtfertigt, die dann auch zu beschreiben.

Anhaltspunkte finde ich wichtig, weil ich mich als Leserin immer grün und blau ärgere, wenn ich mir einen Charakter während einem ganzen Buch nicht optisch vorstellen kann, weil z.B. Haar- und Augenfarbe fehlen. Es kommt aber auch darauf an, manche Autoren können sehr gut eine Vorstellung zaubern, ohne auch nur ein einziges optisches Merkmal zu erwähnen.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: KaPunkt am 31. Januar 2017, 18:46:12
Der Trend geht zum Selbstzitat.  ;) Auf Seite 2 dieses Threads habe ich vor einigen Jahren schon mal beschrieben, wie ich mit der Beschreibung meiner Figuren umgehe, dort noch in Bezug darauf, ob eine Figur 'schön' ist oder nicht.

Aber es gilt auch allgemein:
Mir ist vor allem die Ausstrahlung wichtig, die Assoziationen und Gefühle, die eine Figur mit ihrer Erscheinung erweckt.

Zitat von: KaPunkt am 22. Dezember 2010, 18:08:21
Oder ich beschreibe das Gefühl, die Aura, die jemand vermittelt.
Aktuelles Beispiel:

ZitatDer kaiserliche Gesandte, ein in jeder Beziehung raumgreifender Mann, groß und breit, mit ausholenden Gesten und lauter Stimme (...)

Ich glaube nicht, dass ich Alter und Haarfarbe überhaupt noch erwähnen werde (Er macht's eh nicht lange  :darth:). Ich behaupte, diese Beschreibung reicht völlig, um ein lebendiges äußeres Bild der Figur zu geben.

Und natürlich hängt die Beschreibung der Figur davon ab, wer die Figur sieht. Ein Porträtmaler sieht jemanden anders als ein Arzt, nur so als Anfang. Dann kommen, wie schon erwähnt, die persönlichen Verhältnisse dazu. Ein Vater sieht seinen Sohn anders als die Frau ihren Geliebten, auch wenn es beides Mal um den gleichen Mann geht.
Oh, und natürlich gibt es nicht nur das Sehen. Wie riecht jemand, wie fühlt sich eine Berührung, eine Umarmung an?

Insgesamt finde ich ellenlange Beschreibungen von Nasenform, Schwung der Augenbrauen und Verlauf des Scheitels ermüdend und sogar ungeschickt. Mir zumindest helfen solche 'Konstruktions-Anleitungen' nicht dabei, mir eine Figur plastischer vorzustellen. Allerdings habe ich davon von Lesern auch schon Kritik eingesteckt, weil ihnen die Beschreibungen zu wenig und zu ungenau waren.

Liebe Grüße,
KaPunkt
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Faye am 31. Januar 2017, 19:52:28
Ich muss sagen, dass ich manchmal Probleme damit habe Personen zu beschreiben. Oft habe ich eine genaue Vorstellung im Kopf und die Charaktere entsprechen nicht immer dem Raster, aber natürlich ist es ermüdend, wie manche von euch schon erwähnten, das Aussehen ganz genau zu beschreiben. Und das passiert mir manchmal. Aber inzwischen hat sich das schon gebessert und meist vermittle ich dem Leser nur einen kurzen Eindruck und bringe Einzelheiten immer mal zwischendurch ein.
ZitatSie strich sich das dunkelblonde Haar aus der Stirn.
nur als Beispiel.
Ich denke ebenfalls, dass die Ausstrahlung und das gesamte Verhalten der Person sie meist viel besser beschreiben und definieren. Trotzdem finde ich so einige Anhaltspunkte, wie Haarfarbe, Augenfarbe oder Größe und Körperbau schon gut, um sich ein Bild der Person zu machen.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Thistle am 01. Februar 2017, 09:05:10
Was die Augenfarbe betrifft, sehe ich es wie @Czara. Ich beschreibe oft die Augen von Charas, da ich persönlich finde, dunkle Augen wirken ganz anders als helle. Aber ich beschreibe die Augen eigentlich nur, wenn sie etwas Besonderes sind (smaragdgrüne Augen, eisblaue Augen, stechend gelbe Augen etc.).
Ich beschreibe meist sehr genau, obwohl ich mich dann eher auf den Ausdruck ihres Gesichts konzentriere und weniger auf Kleidung, außer es ist etwas Außergewöhnliches (Königin in Lumpen zum Beispiel).

Ich bin eher der visuelle Typ. Wenn ich ein Buch lese und die Person wird beschrieben, fügen sich in meinem Kopf Details zusammen wie in Sims.  :D
Vor Längerem hat mir eine Bekannte eine Kurzgeschichte zum Lesen gegeben und sie hat niemanden beschrieben, was mich sehr gestört hat. In meinem Kopf sind die ganze Zeit gestaltlose Schaufensterpuppen durch die Gegend gelaufen. Kam ich nicht mit klar.

Auch versuche ich immer, so früh wie möglich, Personen zu beschreiben. Wenn ich der Meinung bin, die Person hat dunkles Haar und auf Seite 120 bekomme ich gesagt, "Ach, übrigens, die ist blond", habe ich ein falsches Bild von der Person und das stört mich.  :no:

Natürlich reichen bei Nebencharas kurze Hinweise (Die blonde Dame, der bärtige Portier etc.), aber ich persönlich möchte wissen, wie Personen aussehen, die mich das ganze Buch begleiten. Zumindest meine persönliche Meinung. ;)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: HauntingWitch am 01. Februar 2017, 12:36:25
Zitat von: Thistle am 01. Februar 2017, 09:05:10
Auch versuche ich immer, so früh wie möglich, Personen zu beschreiben. Wenn ich der Meinung bin, die Person hat dunkles Haar und auf Seite 120 bekomme ich gesagt, "Ach, übrigens, die ist blond", habe ich ein falsches Bild von der Person und das stört mich.  :no:

Damit habe ich auch ein Problem. Ich habe die Geschichte hier im Forum sicher schon zweidutzendmal erzählt, aber mir ging es bei "Wächter der Nacht" von Lukianenko so (ansonsten ein geniales Buch übrigens). Der Protagonist wird ewig lange nicht optisch beschrieben und ich habe mir den immer mit blonden, kurzen Haaren vorgestellt, bis es auf Seite 230irgendwas-oder-so dann heisst: "Eine dunkle Haarsträhne fiel ihm in die Stirn" (ungefähr, aus dem Gedächtnis). Und ich so: Wie, seit wann sind dessen Haare lang genug, um ihm in die Stirn zu fallen? Und wer hat etwas von dunkel gesagt?  :o Tja, ich habe das Bild über drei weitere Bücher hinweg nicht mehr zusammenbekommen.  :darth:

ZitatIch oute mich jetzt als "Autorin", die im richtigen Leben, sowie in ihren Geschichten Männer mit dunklen, schulterlangen Haaren sehr anziehend findet. Kein Wunder, dass der ein oder andere männliche Hauptcharakter in meiner Story auch dem Aussehen sehr ähnlich kommt! *hust*

@Czara: Das habe ich übrigens gestern ganz vergessen. Ich finde das gut, es gibt viel zu wenige Bücher mit solchen Männern in Hauptrollen! ;D *Räusper* Ähm, ja, ich habe da auch so meine Vorlieben (wobei die Farbe mir zwar herzlich egal ist). Ich versuche aber immer, das nicht zu sehr zu gewichten, soll ja auch noch eine gewisse Vielfalt vorhanden sein. Aber mindestens einen pro Roman kann man schon guten Gewissens einbauen, finde ich.  ;D
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: canis lupus niger am 01. Februar 2017, 14:55:22
Zitat von: Witch am 01. Februar 2017, 12:36:25
Ich finde das gut, es gibt viel zu wenige Bücher mit solchen Männern in Hauptrollen! ;D *Räusper*

Meine Reihe hat so einen Prota ...  ;D

Wenn in einem Buch beim Auftreten jeden neuen Charakters erst einmal ein Steckbrief abgearbeitet wird, finde ich das einfach nur langweilig. Wie schon viele andere Mitglieder gepostet haben, ist es angenehmer, wenn die Informationen, soweit überhaupt notwendig, in den Text eingestreut werden. Da mein Prota Ausländer ist und einer anderen Ethnie angehört, und da das immer mal die Reaktionen seiner Mitmenschen beeinflusst (Vorurteile), ist das wichtig. Deshalb baue ich es in jedem Band meiner Reihe ein, jeweils ziemlich am Anfang, wo es passt.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Culham am 04. Februar 2017, 08:06:46
Ich finde es auch eine der schwierigsten Fragen: wann, wo und wieviel beschreiben?
Ich versuche meist Personen zu beschreiben, wenn Sie eingeführt werden. Entweder zwei bis drei Zeilen am Stück oder verteilt über die nächsten Seiten. Meist lasse ich dem Leser noch genug Raum für die eigene Fantasie und gebe nur ein paar Vorgaben: recht hübsch, dunkle Haare, helle Haut, ein Anflug von Sommersprossen auf der kleinen Nase bspw...
Habe festgestellt dass in meinem aktuellen Manuskript mein Prota unbeschrieben bleibt? Kann man das vollkommen der Fantasie des Lesers überlassen oder sollte ich doch noch etwas nachlegen?
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Czara Niyaha am 04. Februar 2017, 09:18:19
Ich finde das wann, wo und wieviel beschreiben eine Charakters ist auch davon abhängig welche Rolle er in der gesamten Story hat. Ein Nebencharakter, muss meiner Meinung nicht so ins Detail beschrieben sein, wie ein Hauptcharakter. Dennoch finde ich es schon wichtig, dass durch die Worte des Autors zumindest ein Gefühl und wenigstens ein verschwommenes Bild von dem Charakter in meiner Vorstellung entsteht. Feinheiten kann ja jeder dann selbst seiner Fantasie überlassen.
Manchmal ergeben sich auch aus gewissen Situationen heraus Verknüpfungen zu einem Charakter, wenn man der Logik folgt!
Z.B: Ein Charakter, der sich gerade auf einer Flucht vor Verfolgern befindet die schon gewisse körperliche  Leistungen erfordert, da habe ich automatisch die Intuition, dass es sich äußerlich um einen Charakter handelt, der körperlich auch in der Lage ist diese Leistung zu erbringen, ohne das bereits vorher erwähnt wurde, wie atlethisch und trainiert er ist!  ;)

Zitat von: Culham am 04. Februar 2017, 08:06:46
Habe festgestellt dass in meinem aktuellen Manuskript mein Prota unbeschrieben bleibt? Kann man das vollkommen der Fantasie des Lesers überlassen oder sollte ich doch noch etwas nachlegen?

Aber Du hast doch sicher eine eigene Vorstellung, wie Dein Prota in der Geschichte aussieht und rüberkommt, oder? Man kann ja auch durch das Autreten und Handeln eines Charakters zumindest ein Grundbild beim Leser erzeugen. Ich meine, ein Charakter, der als charismatisch beschrieben wird, erzeugt ja auch ein bestimmtes Bild vom Erscheinen und Auftreten, ohne dass jetzt gleich ins Detail gegangen werden muss, ob er nur noch dunkle oder helle Haare hat, braune oder blaue Augen.
Hast Du bei Deinem aktuellen Manuskript andere Charaktere beschrieben im Aussehen? Wenn ja, dann fände ich es etwas komisch, wenn man ausgerechnet vom Prota kein wirkliches Bild bekommt!
Trotzdem vertrete ich generell die Meinung, dass zumindest von Hauptcharaktern wenigstens ein Grundbild vom Autor vorgegeben werden sollte. Es sei denn es ist eine Story, die eher auf einer anderen Ebene spielt, und wo das Aussehen allgemein nicht so wichtigend und entscheidend ist.

Hmmm..., meine Gedanken fangen gerade an zu rattern! Ist das Aussehen und Erscheinungsbild eines Charakters nicht in gewisser Weise auch die Basis seines Wesens? Wie kann ich ein Bild mit seelischer Tiefe, sowie Zerrissenheit und gar mit Selbstzweifeln füllen, wenn gar keine farbliche Subtanz vorhanden ist, um überhaupt der Seele einen Körper zu bieten?!

Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Culham am 04. Februar 2017, 09:59:26
Die meisten anderen Charaktere sind beschrieben. Allerdings gibt es nur eine Perspektive, die des Protagonisten. Er bewundert sich nicht im Spiegel, er unterhält sich nicht über sein Aussehen und das Aussehen zu beschreiben, um das Aussehen zu beschreiben erscheint mir immer etwas infodumpig. Er ist durchschnittlich groß, braune Haare, braune Augen und auf angenehme Weise unauffällig von der Erscheinung, hat aber etwas an sich, dass die Leute auf ihn hören... wenn ich ihn beschreiben müsste. 
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Tejoka am 04. Februar 2017, 10:29:34
Das Problem kenne ich.  :)
Persönlich finde ich es wichtig, zumindest einen Satz zum Aussehen zu haben, auch wenn das nicht elegant rüberkommt. Zum Beispiel ein paar Bemerkungen in seinen Gedanken, die sein Aussehen erwähnen oder so. Er könnte sich zum Beispiel mit jemand anderem vergleichen, während du denjenigen beschreibst. (Bei mir zum Beispiel hab ich so erwähnt, dass die Protagonistin schwarze Haare hat, während fast alle um sie herum helle Haare hatten, sie aber nicht auffallen wollte.) Das geht natürlich leichter, falls er Probleme damit hat, so durchschnittlich auszusehen oder so.
Da musst du eventuell etwas tricksen. ;D
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: HauntingWitch am 04. Februar 2017, 15:18:11
Zitat von: Culham am 04. Februar 2017, 08:06:46
Habe festgestellt dass in meinem aktuellen Manuskript mein Prota unbeschrieben bleibt? Kann man das vollkommen der Fantasie des Lesers überlassen oder sollte ich doch noch etwas nachlegen?

Ich finde, das kann man schon machen. Du musst einfach konsequent bleiben und ihn wirklich nie beschreiben, sonst passiert das, was ich weiter oben bemängelt habe. Gar keine Beschreibung geht, Beschreibung früh in der Geschichte geht. Nur eine Beschreibung, die viel zu spät kommt, geht meiner Meinung nach nicht.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Araluen am 04. Februar 2017, 17:57:07
Das seh ich genauso wie @Witch : Entweder du läst dem Leser die absolute Freiheit oder du gibst ihm gleich zu Beginn eine Orientierung, aber nicht erst irgendwo zwischendrin.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Coppelia am 11. März 2018, 08:11:59
Ich habe mal eine kurze Frage an euch und kapere dafür meinen uralten Thread. Witzigerweise habe ich am Anfang geschrieben, dass ich es mag, wenn meine Figuren nicht schön oder sogar hässlich sind. Das ist noch immer so. Nun ja, momentan arbeite ich an einer Art Liebesroman. Ich weiß nicht, ob er noch ins Genre der romantischen Fantasy einzuordnen ist, weil er viele düstere Aspekte hat. Es geht um die entstehende Liebe einer Prinzessin zu einem Schwarzmagier-General des Evil Overlords. :wolke: Es wird aus der Sicht beider Figuren erzählt, aber die Prinzessin hat mehr Perspektive.
Nun. Die Figur des Schwarzmagiers wurde mal von Kylo Ren inspiriert und geht zum Teil auch optisch in die Richtung. Bei der ersten Begegnung schießt meine Prota ihm einen Pfeil ins Auge. Dank eines Paktes mit dem Tod bringt ihn das nicht um. Ich dachte mir, "kein Problem, das Auge wächst ja bestimmt nach." Aber nun habe ich quasi von ihm erfahren, dass zwar seine Wunden - auch schwere - schnell heilen, dass aber der vorige Zustand des Körpers nie wieder hergestellt wird. Eigentlich hätte ich auch vorher darauf kommen können, denn er hat Narben und hinkt auch etwas. Aussehen tut er aber insgesamt super. :P Nun, mit nur einem Auge wäre das freilich nach gängigen Maßstäben nicht mehr der Fall. Auch wenn Augenklappen vielleicht cool sind.

Meine Frage also: Ist das ein No-Go? Meine Prota könnte ihm auch woanders hin schießen (nicht, was ihr jetzt denkt! :snicker:). Oder das Auge wächst doch nach. Oder es wächst irgendwie seltsam nach, ist anschließend rot oder so.
Mich interessiert mehr, ob ein einäugiger "Love Interest" euer Ansicht nach für die Leser_innen ein No Go wäre, als wie ihr das selbst als Autoren handhaben würdet.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Maubel am 11. März 2018, 08:31:09
Wäre für mich kein No Go. Die meisten Leser würden sich das trotzdem cool aussehend vorstellen ob mit oder ohne Augenklappe. Ich bin ehrlich,beim Lesen werden die Charaktere in meiner Vorstellung eh relativ schnell beschönigt. Gerade Narben oder andere Merkmale treten dabei kaum auf, solange sie nicht am laufenden Band erwähnt werden. Sprich, kurz um - in der Realität wäre eine leere Augenhöhle grausig, aber im Roman nicht halb so erschreckend. Was mir wichtiger wäre, wären die Folgen des verlorenen Auges, z.B. Die fehlende Tiefensicht.

Wo ich gerade schreibe, fällt mir auf, dass mein Protagonist aus Ravenblood auch sein Auge verloren hat. Er lässt da anfangs immer sein Haar drüber fallen, weil er (zurecht) glaubt, dass es furchtbar aussieht, aber er ist auch generell nicht so selbstsicher wie ein Schwarzmagier-General.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: KaPunkt am 11. März 2018, 08:34:09
Für mich wäre das kein No-Go. Das ist eine Eigenschaft, mit der man spielen kann. Und noch dazu eine Verbindung, die die beiden teilen. (Sie ist ihm quasi sofort ins Auge gefallen / er hat ein Auge auf sie geworfen *hier gequältes Lachen einfügen*)
Es wird schon eine Rolle spielen und sie wird sich irgendwie damit auseinandersetzen müssen, was sie mit ihm angestellt hat (und er mit sich selbst) und zwar jedes Mal, wenn sie ihm ins Gesicht schaut.

Es gibt außer Augenklappe ja auch noch andere Möglichkeiten, wie er mit der Verletzung umgehen könnte.
Wie wäre es mit einem Glasauge? Oder einer aus einem anderen Material? Oder verschiedenen, für verschiedene Gelegenheiten? Oder mit einem überlangen 'Emo'-Pony? Oder er benutzt einen Zauber, um das fehlende Auge zu verstecken?

Ich finde, ein fehlendes Auge ist einer dieser Klassiker in Hinsicht auf "Diese Figur ist nicht perfekt" als auch "Diese Figur hat gefährliche Dinge erlebt/getan".

Liebe Grüße,
KaPunkt
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Angela am 11. März 2018, 08:48:54
Erinnerst du dich noch an Moshe Dajan? Den fand ich immer ziemlich sexy, gerade auch wegen der Augenklappe. Er hat auf ein Glasauge verzichtet, weil die Augenhöhle zerschmettert war.
Ich habe einen Prota, dem beide Augen ausgerissen wurden. Ich persönlich finde ihn immer noch sehr anziehend( er ist ein Superlover, klar), ob ein Verlag das so sieht, weiß ich noch nicht.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Mönchen am 11. März 2018, 11:17:52
Wär für mich auch absolut kein no go!
Im Gegenteil, bei den ganzen Stereotypen fänd ich das sogar ganz erfrischend, wenn mir mal so jemand begegnen würde.

Und vielleicht würde es sie anfangs abschrecken, aber je mehr sie ihn kennenlernt, desto weniger bemerkt sie es noch. 
Wie gesagt, bei den ganzen Stereotypen habe ich oft das Gefühl, dass sich die Prota in das Aussehen des super tollen, perfekten Typen verliebt, nicht in IHN, den Menschen dahinter.   
Charakter kann einen Menschen ja auch schön machen, bzw seine Taten. Und ein scheiß Charakter einen auch gut aussehenden Typen ganz häßlich machen.
Ich hoffe, du weißt, was ich meine ;-)

Ich als Leser würde mich wohl auch fragen, wieso er als Magier das Auge nicht nachwachsen lassen kann mit einem Zauber?
Eine Augenklappe fänd ich auch ganz cool, begegnete mir oft in einer Serie und machte die Darsteller nicht weniger attraktiv. Im Gegenteil, dass kann interessant machen.

Es ist natürlich die Frage, inwieweit die beiden im weiteren Verlauf damit umgehen.
Könnte ja passieren, dass sie sich immer Vorwürfe macht deswegen. Oder er es ihr zum Vorwurf macht.
Immerhin verliert er ein Auge wegen ihr und das für immer, wenn er es nicht mit einem Zauber das Auge wieder herstellen kann.
Oder sie schießt ihm doch woanders hin? Vielleicht mitten ins Herz, wo sie ihn auch so trifft? ;-)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: PBard am 11. März 2018, 12:40:53
Daß die Protagonistin von Zeit zu Zeit mal durch einen Blick auf die Augenklappe damit konfrontiert wird, was man sich da anfangs mal gegenseitig antun wollte und auch angetan hat, bietet ja wirklich einiges an Potenzial.

Aber insgesamt kann ich sagen: Erfahrungsgemäß überschätzen die Leute die Wirkung, die eine Augenklappe im alltäglichen Leben hat. Die meisten von uns kennen sie ja auch eher aus Filmen (wo sich innerhalb von 2h kein "Alltag" einstellen kann).

Ich war aber überrascht, als ich jemanden mit Augenklappe kennenlernen durfte, und ab dem zweiten Tag überhaupt nicht mehr mitbekommen habe, daß er eine solche trägt. Das Teil war einfach nur ein weiteres Accessoire. Und selbst der erste Eindruck war ein ganz anderer, als wenn ein Einäugiger in einem Film auftritt. Klar, erst einmal sticht es als Merkmal hervor - aber auch nicht mehr oder weniger als eine Kopfbedeckung, ein besonderes T-Shirt oder ein Piercing. Aber dieses leicht Verruchte, vielleicht Unheilvolle, das ein Einäugiger auf der Leinwand mit sich bringt? Keine Spur davon.

Und der junge Mann hat durch die Augenklappe auf mich (und wenn man den Aussagen unseres Umfeldes glauben mag, auch auf andere) weder weniger, noch mehr attraktiv gewirkt.

Von daher denke ich, gerade wenn du es schaffst, diese Alltäglichkeit auch in den Gedanken der Protagonistin einzubauen, dann wird eine Augenklappe auch in den Gedanken der Leser nicht als "Störfaktor" empfunden.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Araluen am 11. März 2018, 13:00:23
Bei Christoph Marzis Uralter Metropole ist die Protagonistin einäugig - ein Rohrstock war schuld als sie vier Jahre alt war. Erst trug sie ein Glassuge, zwischendrin nichts und dann eine Mondsteinkugel. Passend dazu langer Pony, wobei sie auch da mehr Selbstvertrauen entwickelt. Marzi ist nun wahrlich kein Vorreiter der Romance, aber auch diese Protagonistin hat innerhalb von 5 Bänden 3,5 Beziehungen. Dabei ist das fehlende Auge immer ein großes Thema, wirkt aber nicht abschreckend, weder auf Partner noch auf Leser. Aldo würde ich sagen, es funktioniert.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Coppelia am 11. März 2018, 17:43:44
Ganz lieben Dank für eure Rückmeldungen. Das geht ja in eine eindeutige Richtung. Und es freut mich natürlich, weil ich den Schwarzmagier ganz gern einäugig hätte. :) Wäre aber auch ok für mich gewesen, es zu ändern.
Moshe Dajan war etwas vor meiner Zeit. Mein Typ wäre er nicht, aber das liegt nicht an der Augenklappe. Die gefällt mir. ;D
Ich kenne nur eine Glasaugen-Trägerin, bei der man schon genau hinsehen muss, damit etwas auffällt. Der Hinweis, dass etwas normalerweise eher Ungewöhnliches wie eine Augenklappe bald selbstverständlich wird, ist auch nützlich.

Mein Schwarzmagier legt auf Äußerlichkeiten nicht allzu viel Wert, daher würde er wahrscheinlich irgendeinen Anreiz brauchen, eine Augenklappe zu tragen.
Es ist jedenfalls eine sehr gute Idee, auf diese Weise die erste Begegnung der Figuren in den Roman aufzunehmen und immer wieder in Erinnerung zu rufen. Auch in Hinblick auf die Entwicklung ihrer Beziehung.
Auch gut zu wissen, dass es in anderen Romanen durchaus eine Chance hat.

Jetzt muss ich meine beiden Schnuffis nur noch dazu bringen, sich wirklich ineinander zu verlieben.

Bei Magiern wird ja oft gefragt, wieso sie nicht mit Magie das oder das zaubern. Für mich ist Magie automatisch immer sehr begrenzt in ihren Möglichkeiten, aber ich sollte noch mal deutlicher machen, warum er es nicht kann. (Er ist vor allem Nekromant, und abgesehen davon beherrscht er noch ein paar Lähmungszauber und so für den Nahkampf, aber keine Heilmagie).
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: HauntingWitch am 13. März 2018, 12:53:41
Hier wollte ich auch noch antworten. Auch wenn es jetzt etwas spät ist, ich möchte trotzdem gern noch meine Ansicht da lassen. @Coppelia, wenn du das so machen willst, mach das. Ich finde, das ist kein No-Go, ich finde, das ist eine Zielgruppenfrage. Wenn du möchtest, dass Twilight-Leserinnen deinen Roman mögen, ist das vermutlich nicht so eine gute Idee. Leute wie du und ich aber, denke ich, würden sehr gerne mal etwas Lesen, in dem der Love Interest kein muskelbepackter Surferboy-Werwolf ist. ;) Man sagt ja, man soll das schreiben, was man selbst gerne lesen würde. Insofern finde ich, dass man sich von solchen Gedanken nicht aufhalten lassen sollte (auch wenn es schwierig ist). Jene Leser, die dann ein Problem damit haben, sind dann eben nicht deine Zielgruppe. Aber es gibt eine Zielgruppe für so etwas und ich denke, das Werk wird diese Zielgruppe auch finden (oder die Zielgruppe findet das Werk).
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Coppelia am 13. März 2018, 18:13:56
Danke, Witch. :)
Ich bin nicht sicher, ob Twilight-Leserinnen zu meiner Zielgruppe gehören. An sich möchte ich mit diesem Buch mehr oder weniger jeden Leser ansprechen, aber dabei auch etwas schreiben, womit ich mich identifizieren kann. Ob der Protagonist ein Auge mehr oder weniger hat, ist mir dabei nicht so wichtig wie andere Dinge.
Jedenfalls werden hier Klischees genutzt und auch gebrochen. Es gibt viel Schönheit und viel Hässlichkeit, viel Action, Drama und, ich hoffe, Liebe. ::) Romantik an sich - oder die kitschige Spielart davon - liegt mir nicht so, glaube ich. Aber ich tue mein Bestes.

"Leute wie du und ich", also Autoren mit Sinn für Originalität, sollten den Roman auch gern lesen, aber sie sind auf keinen Fall meine Zielgruppe.
Ist schwierig, wenn man sein gewohntes Genre verlässt. :hmmm:
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: AlpakaAlex am 04. Februar 2019, 11:26:02
@Coppelia Auch wenn es ein Jahr her ist: An sich finde ich so etwas sogar gut. Immerhin ist es, wie andere schon gesagt haben, eine interessante Erinnerung daran. (Meine Romancharaktere haben auch Erinnerungen an ihre ersten Treffen auf diese Art.) Und ja, ich finde durchaus, dass es das Aussehen interessanter macht.

____

Ich selbst habe es nicht so mit den superhübschen Figuren, habe allerdings auch relativ selten wirklich hässliche Charaktere. Allerdings viele, sehr viele Charaktere mit Narben. Letzteres hatte ich auch schon seit frühsten Gehschritten als Autor. Okay, nicht allerfrühsten. In meiner ersten Vampirgeschichte waren die Vampire noch super hübsch und super sexy. Aber schon in der Geschichte danach war einer der Protagonisten extrem vernarbt. Die zentrale weibliche Figur war zwar irgendwo hübsch, hatte aber gleichzeitig ein so ungewöhnliches Aussehen, dass viele es eher gruselig fanden. Na ja, und in der Geschichte danach, die ich allerdings nie fertig geschrieben habe, da mir auf halben Weg auffiel, wie toxisch die zentrale Beziehung in der Geschichte war, hatte die Protagonistin ein zur hälfte vernarbtes Gesicht, bzw. eine Narbe, die beinahe ihre gesamte rechte Körperhälfte bedeckte. Ihr erster "Oh, ich kann Feuer kontrollieren" endete auf der Feststellung "Aber nicht so gut" und sie hat sich halt große Teile des Körpers verbrannt. Ihr männliches Gegenstück war recht alt, hatte in seiner langen Lebenszeit sehr viel Kämpfe gesehen und hatte Narben davongetragen.

Das setzt sich dann auch in den aktuellen Geschichten fort. Die meisten Charaktere in meiner Romanreihe sehen halt durchschnittlich aus. Sie sind nicht hübsch, aber auch nicht hässlich sondern sehen halt ganz normal aus. Die einzigen explizit hübschen Charaktere sind die beiden magischen Mentorinnen meiner Protagonistin. Die sind sehr, sehr hübsch - wobei sie natürlich magisch nachgeholfen haben. Dafür sind sie auch mit dem hässlichsten Charakter verheiratet, der in seiner Jugend bei einem Kampf entstellt wurde. Generell sind die Werwölfe halt oft auch hier sehr vernarbt. Am schlimmsten (abseits vom erwähnten Ehemann der Magierinnen) hat es dahingehend Sean getroffen. Und er hat halt auch eine Narbe der Protagonistin zu verdanken. Ausgerechnet eine im Gesicht.

Auch in dem anderen großen Projekt. Die Protagonisten sehen so (https://twitter.com/Kuttelfisch/status/992864192079302656) (ich habe mal die Illustrationen direkt beim Künstleraccount verlinkt) aus. Gerade die Hauptprota ist nicht unbedingt hässlich, nur viele würden sie aufgrund des hageren Körperbaus, der mangelnden Rundungen und, natürlich, dem fehlenden Arm auch nicht als wirklich hübsch bezeichnen. Natürlich gibt es auch in der Geschichte wirklich hübsche Figuren (unter anderem auch hier wieder eine Magierin, da diese wirklich gerne schummeln) und natürlich auch Murphy, der/die seine Gestalt frei verändern kann und aussehen kann, wie er/sie will. Aber generell sind auch hier die Leute eher durchschnittlich. Wobei wir hier niemanden haben, der durch Gewalt komplett entstellt ist. Selbst wenn ein Charakter auf den besten Weg dahin ist, da er furchtbares Pech mit diesen Dingen hat.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Halblingschruut am 07. Februar 2019, 22:16:54
Zitat von: NelaNequin am 04. Februar 2019, 11:26:02
@Coppelia
Allerdings viele, sehr viele Charaktere mit Narben. Aber schon in der Geschichte danach war einer der Protagonisten extrem vernarbt.
Und er hat halt auch eine Narbe der Protagonistin zu verdanken. Ausgerechnet eine im Gesicht.

Ich teile deine Meinung absolut, ich finde dass macht sie einfach auch viel menschlicher als Modekatalog-Leute.
Je nach Protagonist finde ich Narben oder besondere Makel (eben nicht nur grössere Lippen bei Frauen) sogar unwiderstehlich sexy  :herzchen:

Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Maubel am 07. Februar 2019, 22:27:31
Ich muss ja persönlich sagen, dass mir Narben schon wieder zu sehr ins Klischee gehen. Also klar, jemand, der in viele Kämpfe verwickelt ist, der sollte auch Narben haben, aber allzu oft habe ich schon dieses "sie ist schön, wenn da nicht die Narbe wäre - also eigentlich ist sie ja trotzdem schön, aber mit Charakter" wäre.

Meine Charaktere sind auch nicht immer die Schönsten, wobei ich in der Vorstellung gerne was zum Ansehen habe ;) Ich beschreibe sie deshalb nicht länger mit Worten wie wunderschön, hübsch oder so weiter, sondern beschreibe konkret, was an den Menschen auffällig ist. Es ist ja auch so in der Realität, dass man durch die rosarote Brille schaut, wenn man verliebt ist und wenn dann zum Beispiel der Protagonist auf den Love Interest trifft, dann reagiert er auf das Strahlen in seinen Augen, die Art, wie sich seine Lippen kräuseln, wenn er lächelt oder oder ... und dann kann sich jeder Leser selbst ausmalen, ob der Love Interest nun wunderschön ist oder nicht. Im normalen Fall sind es vollkommen durchschnittliche Menschen, die für den jeweiligen Protagonisten, aber das gewisse Etwas haben, eben etwas, was eine Reaktion auslöst. Und das kann körperlich wie auch verhaltenstechnisch sein.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Gizmo am 07. Februar 2019, 22:46:50
Zitat von: Maubel am 07. Februar 2019, 22:27:31
Ich muss ja persönlich sagen, dass mir Narben schon wieder zu sehr ins Klischee gehen. Also klar, jemand, der in viele Kämpfe verwickelt ist, der sollte auch Narben haben, aber allzu oft habe ich schon dieses "sie ist schön, wenn da nicht die Narbe wäre - also eigentlich ist sie ja trotzdem schön, aber mit Charakter" wäre.
Ich finde Narben hauptsächlich dann klischeehaft, wenn der Bösewicht sie trägt. Weil, er ist halt der Bösewicht, und Narben sehen finster aus, am besten im Gesicht. :)

Wichtige Charaktere in meinen Geschichten tendieren dazu, mindestens ein prägnantes Merkmal zu haben, das sie von den anderen abhebt. Das kann etwas Körperliches sein (z.B. grüne Augen, die genannte Narbe ...), oder ein bestimmtes Kleidungsstück, besonderer Stil usw. Klar, absolut hübsche Leute gibt es auch, aber die begegnen einem ja auch draußen auf der Straße. ;D
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Araluen am 07. Februar 2019, 23:30:37
Mir sind Narben auch zu oft Klischee. Bösewichte haben eine Narbe, damit sie noch finsterer aussehen. Der männliche Love Interest hat eine Narbe, meist an Kinn oder Augenbrauen, damit er noch verwegener und sexy aussieht. Frau hat Narben im Gesicht, die sexy sind - Augenbraue, Lippe oder Wange. Ein beliebter Klassiker bei Frau ist auch der vernarbte Bauch dank Verbrennung. So kann sie heiß aussehen, hat aber de ganze Zeit Panik, dass ihr Love Interest sie nackt sehen könnte (wobei mir der verbrannte Bauch jetzt vor allem im TV über den Weg gelaufen ist).
Natürlich trifft das nicht immer zu, aber es ist mir schon sehr oft über den Weg gelaufen, dass ich selbst von Narben Abstand genommen habe.
Dafür habe ich einen Hang zu braunen und grünen Augen und früher zu roten und mitlerweile zu schwarzen Haaren (tja, was man halt nicht selber hat ;)). Wie @Maubel halte ich mich bei Beschreibungen aber eigentlich lieber wage, bzw. lass die Figur subjektiv durch den Perspektivträger wirken.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: AlpakaAlex am 08. Februar 2019, 00:21:06
Nun, ich bleibe dabei. Narben gehören zu einem Kämpfer-Charakter halt einfach dazu. Wobei ich normalerweise auch deutlich entstellendere Narben nutze.

Was mich übrigens immer irgendwie nervt und mir gerade eingefallen ist: Die Haarlosigkeit der Figuren. Das irritiert mich oftmals in Fantasy. Also die Mädels haben aus irgendwelchen Gründen keine haarigen Beine, aber auch Männer haben - sofern kein "alter weiser Meister" - oft keinen Bart und auch keine Brusthaare. (Und dann bin ich doppelt mürrisch, weil ich Brusthaare bei Männern mag.)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Gizmo am 08. Februar 2019, 08:32:38
Zitat von: NelaNequin am 08. Februar 2019, 00:21:06
Nun, ich bleibe dabei. Narben gehören zu einem Kämpfer-Charakter halt einfach dazu. Wobei ich normalerweise auch deutlich entstellendere Narben nutze.
Dagegen hat glaube ich auch niemand etwas. Wie Maubel schon schrieb, ist es klar, dass ein Charakter, der häufig in Kämpfe verwickelt ist, auch seine Narben hat. Ich denke, die wenigstens wären zwanzig Jahre lang Söldner und sehen dann aus wie frisch aus dem Ei gepellt.
Aber wie Araluen sagte, gibt es bestimmte 'Muster', wenn es zu Narben kommt, die das ganze dann ins Klischee ziehen.

Das mit der Behaarung ist mir noch gar nicht aufgefallen. Die meisten Bücher, die ich gelesen habe (ich bin jetzt aber z.B. nicht im Romance-Bereich unterwegs) erwähnen gar nichts darüber. Allerdings habe ich bemerkt, dass der Bösewicht manchmal der einzige mit einer Glatze ist. Rein persönlich tue ich mir dann schwer, die Sache noch ernst zu nehmen, weil mich das dann zu sehr an Dr. Evil erinnert. :)

@Araluen
Vergiss nicht die Brandnarbe im Gesicht, die die betreffende Frau mit ihre Haaren tarnt und immer schön von der Kamera weg hält, für eine Enthüllung zum passenden Zeitpunkt.
Zitat von: Araluen am 07. Februar 2019, 23:30:37
Dafür habe ich einen Hang zu braunen und grünen Augen und früher zu roten und mitlerweile zu schwarzen Haaren (tja, was man halt nicht selber hat ;)).
Das kann ich sowas von verstehen! ;D
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Dämmerungshexe am 08. Februar 2019, 08:41:50
Zitat von: NelaNequin am 08. Februar 2019, 00:21:06
Was mich übrigens immer irgendwie nervt und mir gerade eingefallen ist: Die Haarlosigkeit der Figuren. Das irritiert mich oftmals in Fantasy. Also die Mädels haben aus irgendwelchen Gründen keine haarigen Beine, aber auch Männer haben - sofern kein "alter weiser Meister" - oft keinen Bart und auch keine Brusthaare. (Und dann bin ich doppelt mürrisch, weil ich Brusthaare bei Männern mag.)

Wird das denn explizit erwähnt, also die "Nacktheit"? Wenn es nicht ausdrücklich dasteht greifen wahrscheinlich bei den meisten Lesern die von den Medien vermittelten Normen oder auch persönliche Präferenzen (was sich ja auch vermischt).
Gerade bei Bärten glaube ich, dass sich da gerade die Strömungsrichtung ändert und Gesichtsbehaarung wieder "in" ist, auch dank GoT oder anderen Serien.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: AlpakaAlex am 08. Februar 2019, 09:23:37
Zitat von: Dämmerungshexe am 08. Februar 2019, 08:41:50
Wird das denn explizit erwähnt, also die "Nacktheit"? Wenn es nicht ausdrücklich dasteht greifen wahrscheinlich bei den meisten Lesern die von den Medien vermittelten Normen oder auch persönliche Präferenzen (was sich ja auch vermischt).
Ja, tatsächlich wird es das. Jedenfalls habe ich dahingehend viel im Romantasy-Bereich gelesen, wo es spätestens bei den Sexszenen dann deutlich gemacht wurde. Da wird dann bspw. über eine "glatte" Männerbrust gestrichen etc. Selbst wenn es vom Setting so gar keinen Sinn macht. (Ich erinnere mich an einen in der Wildnis lebenden Söldner ...)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Arcor am 08. Februar 2019, 09:30:47
Zitat von: NelaNequin am 08. Februar 2019, 09:23:37
Ja, tatsächlich wird es das. Jedenfalls habe ich dahingehend viel im Romantasy-Bereich gelesen, wo es spätestens bei den Sexszenen dann deutlich gemacht wurde. Da wird dann bspw. über eine "glatte" Männerbrust gestrichen etc. Selbst wenn es vom Setting so gar keinen Sinn macht. (Ich erinnere mich an einen in der Wildnis lebenden Söldner ...)
Per se ist daran ja noch nichts Unrealistisches. Nur weil er Söldner ist und in der Wildnis lebt, kann er ja trotzdem kaum Brustbehaarung haben. Komisch wird es natürlich, wenn die Brust als rasiert beschrieben wird oder jeder Mann dort keine Haare hat.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Dämmerungshexe am 08. Februar 2019, 09:42:00
Ich stimme da Arcor zu: es gibt einfach auch Männer die nicht so stark behaart sind.
Unrealistisch bis lächerlich wird es aber dann, wenn das zur Norm wird - was ja irgendwo der Fall ist heutzutage - grundsätzlich sehen alle gleich aus. Und dann stellt sich die Henne-Ei-Frage: will man das tatsächlich so, oder macht man es, weil "alle es machen und das Zeug sich sonst nicht verkauft"? Ich bin kein Romance-Leser, aber ich gefühlsmäßig ist gerade in dem Bereich das Risiko ziemlich groß wenn mans ich außerhalb der Norm bewegt.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Araluen am 08. Februar 2019, 10:01:39
Kampfveteranen dürfen und sollen natürlich ihre Narben tragen. Was mir sehr klischeebehaftet aufstößt, ist eher die entgegengesetzte Herangehensweise:
Meine Figur braucht noch ein cooles Alleinstellugnsmerkmal. Hmm... Narben sind cool.
Das Aussehen allein hat für mich nichts mit der Tiefe einer Figur zu tun. Das ist eher das authentische Zusammenspiel von Charakter, Vorgeschichte, Wirkung aufs Umfeld und Aussehen, wobei das Aussehen nur eine Randposition einnimmt.
Deshalb arbeite ich auch nicht mit Steckbriefen. Das ist mir zu schablonenhaft.

Zitat von: Gizmo am 08. Februar 2019, 08:32:38
@Araluen
Vergiss nicht die Brandnarbe im Gesicht, die die betreffende Frau mit ihre Haaren tarnt und immer schön von der Kamera weg hält, für eine Enthüllung zum passenden Zeitpunkt.
Stimmt, die hab ich glatt vergessen!
Da fällt mir gerade auf, dass Frauen ihre Narben gerne durch Unfälle oder Anschläge bekommen sprich einen Moment der weiblichen Schwäche, um zu zeigen, dass Frau nicht nur schön und sexy ist - trotz oder gerade wegen der Entstellung - sondern natürlich auch ein total zartes, schutzbedürftiges Wesen. Ausgenommen sind die coolen Strich-Gesichtsnarben (Augenbraue, Lippe und Wange). Die zeigen, dass Frau eine knallahrte EInzelkämpferin ist, die ihren Weg geht.
Gutes Beispiel für diese Botschaft ist auch bei Buffy zu finden. Buffy ist ja ziemlich narbenfrei, eigentlich komplett unversehrt dank ihrer Selbstheilungsfähigkeiten. In einer Folge aber kommt es aus Gründen zu einer alternativen Realität. Dort trägt Buffy eine coole Lippennarbe.
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.

Einzelkämpferinnen neigen auch zu einem besonderen Einzelkämpfer Kleidungsstil bestehend aus dunklen Farben, figurbetontem Schnitt und viel Leder. Schon einmal von einer starken, selbstbestimmten Einzelkämpferfrau im zarten Blümchenkleid gelesen oder eine gesehen?
Bei Charmed rannte Piper plötzlich auch in Corsage und Leder herum, als sie mal auf Rachefeldzug war - eigentlich überhaupt nicht ihr Kleidungsstil, aber in dieser Phase war sie Einzelkämpferin und musste sich anscheinend an diesen Dresscode halten.
Männer hingegen tragen ihre Narben meist als Schlachttrophäen. In der Regel haben sie ihre Narbe in irgendeinem Kampf erhalten - Mann gegen Mann (Schussverletzung, Messerstecherei, Hauer eines Keilers, usw.). Ihre Narben zeigen wie stark sie sind. Nur wenige männliche Figuren erhalten ihre Narben durch Unfälle oder Anschläge, also einem Moment der eigenen Schwäche (Schwäche, weil sie sich gegen die Situation, die zur Narbe führte, nicht wehren konnten), ausgenommen Antagonisten. Immerhin brauchen die armen, missverstandenen Seelen einen Grund für ihr böses Verhalten.

Auch im Urwald kann man sich rasieren  ;D Aber ob ich als Mann darauf Zeit verschwenden würde mir neben dem Bart auch noch die Brust zu rasieren? Wobei, man weiß ja nie, wann eine hübsche Jungfrau mal gerettet und flach gelegt werden muss.
Also ja, ziemlich unrealistisch, wenn wirklich alle so aussehen und die Brust tatsächlich rasiert ist. Wenig Behaarung ist aber durchaus drin.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: AlpakaAlex am 08. Februar 2019, 11:00:13
Zitat von: Arcor am 08. Februar 2019, 09:30:47
Per se ist daran ja noch nichts Unrealistisches. Nur weil er Söldner ist und in der Wildnis lebt, kann er ja trotzdem kaum Brustbehaarung haben. Komisch wird es natürlich, wenn die Brust als rasiert beschrieben wird oder jeder Mann dort keine Haare hat.
Die Sache ist, dass der Charakter zumindest recht dichten Bartwuchs hatte, bis er in der Mitte des Buchs zur Rasur gezwungen wurde. Deswegen war es halt so auffällig, als er und die Protagonistin im metaphorischen Bett landeten und diese Beschreibung kam.

Ich finde es halt generell immer seltsam, wie haarlose Körper oftmals idealisiert werden. Haare gehören halt dazu. Ist doch nichts bei.

Zitat von: Araluen am 08. Februar 2019, 10:01:39
Deshalb arbeite ich auch nicht mit Steckbriefen. Das ist mir zu schablonenhaft.
Das "mit Steckbriefen arbeiten" finde ich auch immer wieder sehr irritierend. Nicht nur beim Aussehen. (Schablonenhafte Aufteilung in Stärken und Schwächen ist da etwas, das mir oft zuwider ist.)

Zitat von: Araluen am 08. Februar 2019, 10:01:39
Da fällt mir gerade auf, dass Frauen ihre Narben gerne durch Unfälle oder Anschläge bekommen sprich einen Moment der weiblichen Schwäche, um zu zeigen, dass Frau nicht nur schön und sexy ist - trotz oder gerade wegen der Entstellung - sondern natürlich auch ein total zartes, schutzbedürftiges Wesen.
Das ist mir tatsächlich noch nie aufgefallen. Vielleicht lese ich die falschen Genre dafür? Aus heilloser Neugierde heraus die Frage: Kannst du mir ein paar Bücher nennen? Wäre für mich ein interessantes Thema um irgendwann mal drüber zu bloggen.

Was mir bei weiblichen Figuren daher eher auffällt ist, dass sie entweder gar nicht oder sehr vernarbt sind. Und dass halt weibliche Kämpferinnen, die viel, sehr viel trainieren, dennoch einen sehr, sehr weiblichen Körperbau haben. Sicher. Ein Teil davon ist auch Genetik, aber dennoch finde ich es angemessen, wenn Kämpferinnen muskulöser sind und eventuell ebenso eine andere Körperfettverteilung haben.

Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Gizmo am 08. Februar 2019, 12:58:25
Zitat von: Araluen am 08. Februar 2019, 10:01:39
Was mir sehr klischeebehaftet aufstößt, ist eher die entgegengesetzte Herangehensweise:
Meine Figur braucht noch ein cooles Alleinstellungsmerkmal. Hmm... Narben sind cool.
Das ist genau der Punkt, denn eine Narbe zu erhalten, hat oft Bedeutung für die Entwicklung einer Figur und das muss im Mittelpunkt stehen. Die Brandnarbe im Gesicht kann man natürlich machen, aber ich lese ungern darüber, wenn ich das Gefühl habe, die Verletzung existiert nur für 'das gewisse Etwas'.

Zitat von: Araluen am 08. Februar 2019, 10:01:39
Deshalb arbeite ich auch nicht mit Steckbriefen. Das ist mir zu schablonenhaft.
Steckbriefe haben mir am Anfang sehr geholfen. Ich denke, sie sind ein gutes Werkzeug, wenn man noch keine Vorstellung hat, auf was man bei der Charakterschaffung achten sollte und noch kein eigenes System hat. Inzwischen verwende ich sie auch nicht mehr, genau aus dem von dir genannten Grund. Aber davor war ein schablonenhafter Charakter mit Tiefe wesentlich besser als alles, was ich bis dahin produziert hatte.
Ich habe erst letztens die alten Steckbriefe der Charaktere aus meinem derzeitigen Projekt gefunden, und die Lektüre war ... erheiternd. ;D
Vor allem die physischen Beschreibungen waren viel zu detailliert, was glaube ich daran lag, dass ich unbedingt ein möglichst genaues Bild von dem Charakter haben wollte - und die Leser sollte natürlich das gleiche sehen wie ich. An mindestens die Hälfte der Beschreibung habe ich mich aber mittlerweile gar nicht mehr erinnert, weil ich sie nie benutze.

Zitat von: Araluen am 08. Februar 2019, 10:01:39
Da fällt mir gerade auf, dass Frauen ihre Narben gerne durch Unfälle oder Anschläge bekommen sprich einen Moment der weiblichen Schwäche, um zu zeigen, dass Frau nicht nur schön und sexy ist - trotz oder gerade wegen der Entstellung - sondern natürlich auch ein total zartes, schutzbedürftiges Wesen.
[...]
Männer hingegen tragen ihre Narben meist als Schlachttrophäen. In der Regel haben sie ihre Narbe in irgendeinem Kampf erhalten - Mann gegen Mann (Schussverletzung, Messerstecherei, Hauer eines Keilers, usw.). Ihre Narben zeigen wie stark sie sind. Nur wenige männliche Figuren erhalten ihre Narben durch Unfälle oder Anschläge, also einem Moment der eigenen Schwäche (Schwäche, weil sie sich gegen die Situation, die zur Narbe führte, nicht wehren konnten), ausgenommen Antagonisten. Immerhin brauchen die armen, missverstandenen Seelen einen Grund für ihr böses Verhalten.
Hm ... Ich habe bisher noch nie darüber nachgedacht, die Umstände zu vergleichen, unter denen ein Charakter seine Narben erhält. Rein gefühlsmäßig würde ich dir jetzt zustimmen, aber konkrete Beispiele fallen mir gerade nicht ein. Ich werde in Zukunft mal darauf achten.
Überhaupt hat mich die ganze Diskussion gerade einen ganzen Schritt weitergebracht. Danke dafür, ihr alle!
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Gilwen am 09. Februar 2019, 19:35:53
Die Sache mit den Haaren finde ich sehr interessant. Ich frage mich, was passieren würde, wenn man in einer Romanze einen Mann mit beispielsweise sehr stark behaarter Brust hätte. Ich könnte mir vorstellen, dass das ein Kritikpunkt bei den LeserInnen wäre.
Aber grade in einer mittelalterlichen Welt: Da werden sich die Frauen ja sicher nicht hinstellen und dauernd ihre Beine und Achseln rasieren, oder die Kerle ihre Brust.
Wahrscheinlich sind die Figuren den Wildwuchs gewohnt und daher gibt es keinen Erwähnungsgrund. Höchstens, jemand macht eine Zeitreise und ist ganz erschrocken über die wildsprießenden Haare  :rofl:
Ich werde in der nächsten Zeit mal auf glattrasierte Männerbrüste achten  :snicker:

Zu den Narben und dem Aussehen: Dazu fällt mir der Witcher ein, der auf keinen Fall dem gängigen Stereotyp entspricht (irgendwie ist er eine einzige Narbe, dann noch die gelben Augen, und er ist auch kein Sonnenscheinchen), aber - meine Güte, ist der Kerl heiß ;D
Wahrscheinlich ist es aber bei Männern einfacher, mit solchen äußerlichen Merkmalen zu spielen als bei Frauen. Ich habe aber auch schon von Kämpferinnen gelesen, die viele Narben haben. In Throne of Glass hat Celaena zB so einige und zeigt sie auch, in dem sie beispielsweise bewusst ein rückenfreies Kleid anzieht (da mag ich übrigens auch den Kontrast, weil sie zwar die oben erwähnte Kampfkleidung aus Leder hat, aber sich auch herausputzt).
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Guddy am 09. Februar 2019, 20:01:24
Bezüglich The Witcher: Gerade im dritten Teil entspricht er ja doch dem handelsüblichen Ideal: Muskulös, markantes, normschönes Gesicht und mutig, heldenhaft; beschützend.
Die Narben sind nicht entstellend, sondern nur oberflächlich. Wie Tattoos, die die Haut zieren.

Wenn Narben allerdings die Form des Körpers und des Gesichtes ändern, sieht das anders aus. Diese Art von Narben gibt es bei Protagonisten allerdings extrem selten.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Wildfee am 09. Februar 2019, 23:03:46
Zitat von: Gilwen am 09. Februar 2019, 19:35:53
Die Sache mit den Haaren finde ich sehr interessant. Ich frage mich, was passieren würde, wenn man in einer Romanze einen Mann mit beispielsweise sehr stark behaarter Brust hätte. Ich könnte mir vorstellen, dass das ein Kritikpunkt bei den LeserInnen wäre.
Aber grade in einer mittelalterlichen Welt: Da werden sich die Frauen ja sicher nicht hinstellen und dauernd ihre Beine und Achseln rasieren, oder die Kerle ihre Brust.
Wahrscheinlich sind die Figuren den Wildwuchs gewohnt und daher gibt es keinen Erwähnungsgrund. Höchstens, jemand macht eine Zeitreise und ist ganz erschrocken über die wildsprießenden Haare  :rofl:
Ich werde in der nächsten Zeit mal auf glattrasierte Männerbrüste achten  :snicker:

In historischen Liebesromanen ist das gar nicht mal so selten. Da wachsen Haare überall da, wo sie ohne Rasur halt nunmal wachsen. Die explizite Erwähnung der Haare findet man da eher in Liros, bei denen die Helden Highlander, Piraten, Wikinger etc. sind und die eher im Mittelalter spielen. Kurz gesagt, je mehr Haare, desto wilder, ungezügelter und leidenschaftlicher sollen die Figuren wirken.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Antennenwels am 10. Februar 2019, 01:16:34
Zitat von: Wildfee am 09. Februar 2019, 23:03:46
In historischen Liebesromanen ist das gar nicht mal so selten. Da wachsen Haare überall da, wo sie ohne Rasur halt nunmal wachsen. Die explizite Erwähnung der Haare findet man da eher in Liros, bei denen die Helden Highlander, Piraten, Wikinger etc. sind und die eher im Mittelalter spielen. Kurz gesagt, je mehr Haare, desto wilder, ungezügelter und leidenschaftlicher sollen die Figuren wirken.

Das erinnert mich an eine Szene aus der "Outlander" Reihe von Diana Gabaldon, ich glaube es war im zweiten Buch (ist allerdings schon Jahre her, seit ich die gelesen habe, könnte mich daher auch irren). Jedenfalls rasiert sich da die Hauptprotagonistin an einer Stelle die Beine und Achseln und ihr Highlander Lieber ist darüber ziemlich erstaunt und verwundert.  ;)

Was das Aussehen meiner Figuren angeht, bleibe ich in der Regel extrem vage. Ich beschreibe allenfalls die Haar oder Augenfarbe, aber nicht einmal das ist bei mir garantiert. Ich bin ziemlich schlecht wenn es darum geht Figuren zu beschreiben, das ist definitiv etwas an dem ich arbeiten muss. In meinem gegenwärtigen Projekt hat allerdings eine der Nebenfiguren ziemlich starke Brandnarben auf der einen Körperhälfte (Gesicht ausgenommen), was allerdings nicht wirklich thematisiert wird, es ist einfach die Folge eines Unfalles, bei welchem sie auch ihre Familie verlor.

Zitat von: Araluen am 08. Februar 2019, 10:01:39
Da fällt mir gerade auf, dass Frauen ihre Narben gerne durch Unfälle oder Anschläge bekommen sprich einen Moment der weiblichen Schwäche, um zu zeigen, dass Frau nicht nur schön und sexy ist - trotz oder gerade wegen der Entstellung - sondern natürlich auch ein total zartes, schutzbedürftiges Wesen. Ausgenommen sind die coolen Strich-Gesichtsnarben (Augenbraue, Lippe und Wange). Die zeigen, dass Frau eine knallahrte EInzelkämpferin ist, die ihren Weg geht.
[...]
Männer hingegen tragen ihre Narben meist als Schlachttrophäen. In der Regel haben sie ihre Narbe in irgendeinem Kampf erhalten - Mann gegen Mann (Schussverletzung, Messerstecherei, Hauer eines Keilers, usw.). Ihre Narben zeigen wie stark sie sind. Nur wenige männliche Figuren erhalten ihre Narben durch Unfälle oder Anschläge, also einem Moment der eigenen Schwäche (Schwäche, weil sie sich gegen die Situation, die zur Narbe führte, nicht wehren konnten), ausgenommen Antagonisten. Immerhin brauchen die armen, missverstandenen Seelen einen Grund für ihr böses Verhalten.

Das ist mir gar nie bewusst aufgefallen, aber klingt sehr plausibel. Die einzige Ausnahme, die mir so auf die Schnelle einfällt, wäre "Das Lied von Eis und Feuer". Es gibt sie da zwar auch, die "ehrenhaften" Kriegsnarben, aber auch einige der Männern tragen Narben, die ihnen in Momenten der Schwäche zugefügt wurden (Theon oder Jaime beispielsweise).
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Turquoise am 10. Februar 2019, 08:04:43
ZitatDie Narben sind nicht entstellend, sondern nur oberflächlich. Wie Tattoos, die die Haut zieren.

Wenn Narben allerdings die Form des Körpers und des Gesichtes ändern, sieht das anders aus. Diese Art von Narben gibt es bei Protagonisten allerdings extrem selten.

Genauso wie Antennenwels möchte ich hier Das Lied von Eis und Feuer hervorheben. Beispielsweise Tyrion ist ja von Anfang an ohnehin nicht gerade eine Schönheit, aber

Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.


Und hier gilt dasselbe wie auch sonst in der Buchreihe: Die Narben sind eben nicht nur Tattoos, sondern wirken extrem nachvollziehbar und "realistisch". Aber genau das hat mich auch in der Serie enttäuscht, da die Showrunner offensichtlich nicht so viel Mut zum Hässlichen hatten wie Martin. Nicht nur, dass Peter Dinklage im Grunde genommen zu gut aussieht für die Figur des Tyrion Lannister (ich finde ihn aber trotzdem sehr treffend gewählt),

Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.


Und genau das finde ich allgemein furchtbar schade. Natürlich muss man sich mit einem Charakter identifizieren können, aber das geschieht nicht allein anhand des Aussehens. Nicht umsonst ist Tyrion trotz allem Fanliebling, um noch einmal auf dasselbe Beispiel zurückzukommen. In der Film- und Fernsehkultur gibt es das Phänomen ja nun ohnehin viel zu oft, dass die Figuren viel zu perfekt sind und ihr einziger Makel in einer grausamen Vergangenheit liegt. Ich selbst muss mir da natürlich auch an die eigene Nase packen, aber ich bemühe mich auf alle Fälle. Außerdem spricht meines Erachtens auch nichts dagegen, wenn einige Charaktere einem gängigen Schönheitsideal entsprechen, auch hier macht der Ton die Musik. In diesen Fällen kommt es dann auch auf die Details an. Wenn ein ansonsten annähernd perfekter Charakter zum Beispiel schiefe Zähne hat und zum Schielen neigt, könnte ich ihn weit besser ertragen. Man muss eben Kompromisse eingehen.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Dämmerungshexe am 10. Februar 2019, 08:26:09
Mir ist in den letzten Tagen auf YouTube immer wieder ein Video zu dem Thema, warum solche extremen Merkmale in Filmen und Serien oftmals weggelassen werden, vorgeschlagen worden. Hatte es mir bisher nicht angesehen und finde es auch gerade nicht, aber wenn, dann werd ich es wahrscheinlich hier noch verlinken.
Was ich in einem anderen solchen Video gerade zu Tyrion und The Hound gehört habe: es ist einfach sowohl mit Make-Up als auch mit CGI unheimlich aufwändig solche Narben und Enstellungen darzustellen. Da erscheint es mir sinnvoller, wenn dieser (auch finanzielle) Aufwand in die sonstige Ausstattung gesteckt wird, die ja gerade bei GoT unheimlich viel ausmacht.

Insgesamt sind solche Narben und Entstellungen aber in Filmen und Serien etwas ganz anderes als in Büchern - die sind immerhin primär visuelle Medien und es geht nicht nur um ästhetische Ansprüche, sondern auch um Immersion und Identifikation. Wenn dir die "Hässlichkeit" oder "Andersartigkeit" eines Charakters andauernd vor Augen gehalten wird, ist das für die Identifikation mit ihm/ihr eine wesentlich größere Hürde.
In dem Zusammenhang könnte ich noch Scott McClouds "Comics richtig lesen" erwähnen, wo ausgeführt wird wie ein möglichst abstrakter und "einfacher" Stil die Identifikation erleichtert, eben weil der Rezipient sich mehr auf die "Inhalte" einer Figur konzentrieren können als auf das Äußere.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Gilwen am 10. Februar 2019, 12:46:49
Zitat von: Guddy am 09. Februar 2019, 20:01:24
Bezüglich The Witcher: Gerade im dritten Teil entspricht er ja doch dem handelsüblichen Ideal: Muskulös, markantes, normschönes Gesicht und mutig, heldenhaft; beschützend.
Die Narben sind nicht entstellend, sondern nur oberflächlich. Wie Tattoos, die die Haut zieren.
Ja, du hast Recht. Ich würde ihn aber trotzdem nicht als wirklich gutaussehend bezeichnen. Also eine klassische Schönheit ist er nicht! Wahrscheinlich funktioniert es, wenn man einige "außergewöhnliche" Merkmale - die Augen, die Narben zB - mit einigen Norm-Merkmalen zusammenwirft - die Muskeln, die Gesichtsform.

Zitat von: Wildfee am 09. Februar 2019, 23:03:46
In historischen Liebesromanen ist das gar nicht mal so selten. Da wachsen Haare überall da, wo sie ohne Rasur halt nunmal wachsen. Die explizite Erwähnung der Haare findet man da eher in Liros, bei denen die Helden Highlander, Piraten, Wikinger etc. sind und die eher im Mittelalter spielen. Kurz gesagt, je mehr Haare, desto wilder, ungezügelter und leidenschaftlicher sollen die Figuren wirken.
Aber da geht es mehr um Bart und Haupthaar, oder...? Oder wird auch explizit darauf hingewiesen, dass er auch besonders viele Brusthaare hat?
Wahrscheinlich hab ich nicht genug historische Liebesromane gelesen :)


Zitat von: Antennenwels am 10. Februar 2019, 01:16:34
Das erinnert mich an eine Szene aus der "Outlander" Reihe von Diana Gabaldon, ich glaube es war im zweiten Buch (ist allerdings schon Jahre her, seit ich die gelesen habe, könnte mich daher auch irren). Jedenfalls rasiert sich da die Hauptprotagonistin an einer Stelle die Beine und Achseln und ihr Highlander Lieber ist darüber ziemlich erstaunt und verwundert.  ;)
Stimmt, an die Szene kann ich mich auch erinnern!  :rofl:


Tyrion Lannister ist ein prima Beispiel.
Mir ist auch aufgefallen, dass er in der Serie im Vergleich zu den Büchern zu gutaussehend wirkt, aber den Aspekt mit dem Aufwand beim Makeup finde ich logisch. Da wäre ich gar nicht draufgekommen, dass sowas mit ein Punkt für eine solche Entscheidung ist.

Mir fallen noch die Bücher von Joe Abercrombie und Michael R. Fletcher ein.
Bei Abercrombie in der Klingen-Reihe gibt es unter anderem einen Großinquisitor mit verkrüppeltem Bein (Ich glaube, er hat noch mehr gesundheitliche Probleme, weil er selbst gefoltert wurde), und da wird unter anderem sehr viel Wert darauf gelegt zu zeigen, wie schlecht er sich bewegen kann und wie viel Schmerzen ihm zum Beispiel das Treppensteigen bereitet. Und Logan, der Barbar, ist glaube ich auch nicht der Hübscheste. Hier wurde das Aussehen nicht nur benutzt, um die Figuren "markiger" zu machen, es passt zu ihrem Charakter, die sind alle sehr zwiespältig und interessant.
Und Fletcher hat in den Chroniken des Wahns glaube ich es besonders darauf angelegt, die Figuren möglichst eklig darzustellen. Der alte Söldner zB kämpft die ganze Zeit mit einer Erkältung und dem damit verbundenen Schleim, und die Diebin riecht nicht allzu gut... (Der gesamte Weltenbau ist übrigens recht interessant, es gibt Wahnwirker: Die Wahnvorstellungen eines Geisteskranken können so heftig werden, dass sie wahr werden. Stellenweise ziemlich hart, aber ich hab mich gut unterhalten gefühlt. Der Plot war nur nicht soooo gut)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: FeeamPC am 10. Februar 2019, 13:19:26
Bei mir ist das Aussehen der Heldinnen und Helden unwichtig. Weil, in meiner Welt werden normalerweise nur Dinge wie Ehre und Abstammung und Position gesellschaftlich gewertet, vom Aussehen ist nur dann die Rede, wenn jemand als besonders abstoßend, da völlig abweichend von der Norm beschrieben wird. das sind dann aber keine Narbern, sondern z.B. zu helle Augen.
Heiraten sind hier übrigens auch eher mit einem Handel vergleichbar, den eine Familie mit einer anderen abschließt. Gefühle spielen keine Rolle dabei.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Antennenwels am 10. Februar 2019, 15:52:09
Zitat von: Dämmerungshexe am 10. Februar 2019, 08:26:09
Mir ist in den letzten Tagen auf YouTube immer wieder ein Video zu dem Thema, warum solche extremen Merkmale in Filmen und Serien oftmals weggelassen werden, vorgeschlagen worden. Hatte es mir bisher nicht angesehen und finde es auch gerade nicht, aber wenn, dann werd ich es wahrscheinlich hier noch verlinken.

Ich habe ebenfalls kürzlich ein Videoessay zu diesem Thema gesehen, meinst du vielleicht dieses (Adaptional Attractiveness; https://www.youtube.com/watch?v=4P_83taoceE (https://www.youtube.com/watch?v=4P_83taoceE), es ist auf englisch). Ich fand das Video sehr interessant, es geht allerdings noch weiter als nur um Äusserlichkeiten. Nicht nur körperliche Makel werden in Adaptionen gerne weggelassen, oder abgeschwächt, sondern auch charakterliche Schwächen oder Fehler. Im Video werden mehrere Beispiele erwähnt um dies zu verdeutlichen, unter anderem eben auch Tyrion, oder Hermine Granger.

Zitat von: Gilwen am 10. Februar 2019, 12:46:49
Zitat von: Guddy am 09. Februar 2019, 20:01:24
Bezüglich The Witcher: Gerade im dritten Teil entspricht er ja doch dem handelsüblichen Ideal: Muskulös, markantes, normschönes Gesicht und mutig, heldenhaft; beschützend.
Die Narben sind nicht entstellend, sondern nur oberflächlich. Wie Tattoos, die die Haut zieren.
Ja, du hast Recht. Ich würde ihn aber trotzdem nicht als wirklich gutaussehend bezeichnen. Also eine klassische Schönheit ist er nicht! Wahrscheinlich funktioniert es, wenn man einige "außergewöhnliche" Merkmale - die Augen, die Narben zB - mit einigen Norm-Merkmalen zusammenwirft - die Muskeln, die Gesichtsform.

The Witcher wäre auch wieder ein gutes Beispiel für adaptional attractiveness. Es ist im Moment eine Netflix Witcher Adaption in Produktion und als Geralt wurde Henry Cavill gecasted (der den meisten wahrscheinlich als Superman in Erinnerung sein dürfte). Definitiv nicht, wie die Figur in den Büchern beschrieben ist.  ::)

edit: Ich habe ein paar Tippfehler korrigiert
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Turquoise am 10. Februar 2019, 16:30:21
ZitatWas ich in einem anderen solchen Video gerade zu Tyrion und The Hound gehört habe: es ist einfach sowohl mit Make-Up als auch mit CGI unheimlich aufwändig solche Narben und Enstellungen darzustellen. Da erscheint es mir sinnvoller, wenn dieser (auch finanzielle) Aufwand in die sonstige Ausstattung gesteckt wird, die ja gerade bei GoT unheimlich viel ausmacht.

Das kann ich gut verstehen und es klingt auch sehr logisch, aber dennoch sollte man bei einem Budget von etlichen Millionen an Dollars auch Acht auf so etwas geben. Es ist einfach eine Nachlässigkeit, die Tyrion - wie das Video ja auch aussagt (vielen Dank für den Link übrigens, es war sehr informativ) - allerdings einen Teilweiser Persönlichkeit stiehlt. Allgemein stimme ich dem Video zu, dass man sowohl Hermine, als auch Tyrion anmerkt, dass sie Lieblingscharaktere sind und auch sein sollen. Dadurch geht allerdings auch ein Teil ihres Charmes aus den Büchern verloren.

Da ich leider die The Witcher-Bücher von Andrzej Sapkowski nicht gelesen habe, sind die Spiele bisher mein einziger Berührungspunkt mit ihm. Davon hauptsächlich der dritte Teil und da entspricht er tatsächlich den meisten gängigen Schönheitsidealen. Was mit in diesem Zusammenhang noch einfällt ist, dass es immer häufiger Charaktere gibt, die vor allem durch ihre zynische Art bei den Lesern/Spielern/Zuschauern Sympathiepunkte sammeln sollen. Meistens geht das einher mit einem ungepflegten/rauen Aussehen und häufig sind sie noch dazu Einzelgänger. In diesen Fällen wird also selbst bei visuellen Medien oft ein anderer Aspekt als das Aussehen gesucht, damit man sich mit ihm Identifizieren kann. Beispiele sind unter anderem Geralt von Riva, Sandor Clegane oder auch Hank Anderson aus dem Spiel Detroit: Become human.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: canis lupus niger am 11. Februar 2019, 14:47:19
[MALINCHE]
Rassistisches Vokabular entfernt.
[/MALINCHE]

Einer meiner Charaktere hat einen vernarbten Rücken, weil er in einem Band der Reihe (von einem Antagonisten aus Rache) nachhaltig ausgepeitscht wurde. Diese Narben stellen ihn vor den Augen seiner Zeitgenossen als Verbrecher dar, was nach den gängigen Vorurteilen zu seinem fremdländischen Äußeren (schwarze Haare, dunklere Haut, nicht sehr groß=> [Ersetzung: rassistische Fremdbezeichnung für Sinti und Roma]!) passt. Diese Äußerlichkeiten sind alles andere als zutreffende Charakteristika, weshalb schon durch das Äußere des Chara Konflikte vorgegeben sind.

Ich finde, das ist eine gelungene Umkehrung des Klischees, dass ein Hauptcharekter gut aussehen muss, und habe viel Spaß daran.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: PBard am 11. Februar 2019, 15:42:14
Bei mir ist es zum Glück einfach, nicht zu sehr ins Klischee zu fallen, da ich offenbar einen ziemlich seltsamen optischen Geschmack hab. Ich brauch meine Charaktere also nur für mich hübsch machen, dann entsprechen sie ganz von alleine nicht den gängigen Schönheitsidealen. Segelohren ftw! ;D

Zitat von: Maubel am 07. Februar 2019, 22:27:31Ich muss ja persönlich sagen, dass mir Narben schon wieder zu sehr ins Klischee gehen. Also klar, jemand, der in viele Kämpfe verwickelt ist, der sollte auch Narben haben, aber allzu oft habe ich schon dieses "sie ist schön, wenn da nicht die Narbe wäre - also eigentlich ist sie ja trotzdem schön, aber mit Charakter" wäre.
Ich find es extrem schade, daß Narben so klischeehaft beladen sind - ursprünglich als Kennzeichen eines Bösewichts, heute eben um die Schönheit eines Protagonisten mit einem verwegenen Merkmal zu unterstreichen.

Narben sind für mich etwas ganz besonders Wichtiges, und die meisten meiner Charaktere haben welche - einfach weil sie dazugehören, und das meiner Meinung nach nicht nur bei Kämpfern. Ich hab ja selbst einige davon (wenn auch nur kleine, oberflächliche), und jede davon erzählt eine Geschichte.

Ob das jetzt der Barde ist, dem eine gerissene Saite ins Gesicht geschnalzt ist (und der jetzt glorreiche Heldengeschichten dazu erfindet :D ), die Priesterin, die zur Strafe damit gezeichnet wurde oder auch einfach nur die Protagonistin, die in einer Szene einen glitschigen Hang hinunterrrutscht und sich dabei ein paar Schnittwunden einfängt.

Gerade wenn die Verletzung in der Geschichte selbst passiert, kann eine Narbe ein schöner Ankerpunkt sein, um ein Geschehnis in Erinnerung zu behalten.

Aber eben genau wegen des Klischees muß man als Autor halt immer befürchten, daß Narben nur in diesen engen "Bösewicht" oder "exotisches Alleinstellungsmerkmal" Rahmen gesehen werden. :-\

Zitat von: NelaNequin am 08. Februar 2019, 00:21:06Was mich übrigens immer irgendwie nervt und mir gerade eingefallen ist: Die Haarlosigkeit der Figuren. Das irritiert mich oftmals in Fantasy. Also die Mädels haben aus irgendwelchen Gründen keine haarigen Beine, aber auch Männer haben - sofern kein "alter weiser Meister" - oft keinen Bart und auch keine Brusthaare. (Und dann bin ich doppelt mürrisch, weil ich Brusthaare bei Männern mag.)
Ich hab eine Kuschelszene, in der sich die Protagonistin an die flauschige Brust ihres Gefährten schmiegt und seine dunklen Härchen sie an der Nase kitzeln - ob das dann wohl als Äquivalent einer kalten Dusche beim durchschnittlichen Romantasy Leser zählt? :ätsch:
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Jen am 16. Februar 2019, 11:55:23
Falls es das noch nicht hier im Thread gab: Es gibt eine AI, die Gesichter nicht existierender Personen generieren kann. -> https://www.thispersondoesnotexist.com/

Quelle: https://www.theverge.com/tldr/2019/2/15/18226005/ai-generated-fake-people-portraits-thispersondoesnotexist-stylegan
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Koboldkind am 22. Februar 2019, 19:00:08
Ich stelle mir meine Charaktere auch nicht im Detail vor, und beschreiben tu ich sie nicht bis zum Ende. Was meist vorkommt sind Haare, vielleicht Körperbau als Volks-Eigenheit oder etwas markantes wie ein breites Kinn bei einem Mädchen. Hab mir vorher auch keine Arbeit mit Listen gemacht, BIS:
Ich die App "Character Planner" fürs Smartphone gefunden habe. Nein, seitdem kommen auch nicht viel mehr Details in der Story vor, aber mit der App hab ich das erste Mal ein paar Hauptcharaktere durchgestylt.
Es gibt Kategorien wie "One Sentence Desprition, Job, Skin Tone, Facial Shape, Hair Style, Body Type, Posture, Something always carried/Weapon/Tools und vieles anderes, woran man bei Äußerlichkeiten gleich denkt. Man kann noch Life, Attitude, Past, Story, Relation und Custom ausarbeiten, aber das hab ich noch nicht genutzt. Alleine die Basics und Appearance hat mehr als gereicht, weil ich mir sonst über Sachen wie Gesichtsform, Haltung oder Haarstyle noch keine Gedanken gemacht habe und es sehr aufschlussreich fand. Jetzt hat meine Prota Anfangs eine vorgebeugte Haltung und die Hände immer vorne zusammengelegt, während mein anderer Prota immer etwas zu langes Haar und eher naturfarbene Kleidung trägt.
Manchmal ist mir schon klar, dass ein Charakter eine besondere Haarfarbe oder Narbe trägt, aber die App hat mich zu der Erkenntnis gebracht, wie hilfreich es ist, ein volles Bild von den Charas im Kopf zu haben. Meine Empfehlung :)

@Narben: Ein paar meiner Protas haben Narben, aber die sind dann auch schwer (Schnitt am Hals, große Brandnarbe rechter Arm, gesamter Rücken aufgerissen nach Folter) und haben irgendwas mit der Story selbst zu tun oder dem Charakter einen Knacks verpasst. ... und ja, zwei von denen sind Typus Einzelgängerin ;)
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Halblingschruut am 06. März 2019, 20:47:08
@Koboldkind , die App ist ja mega cool, danke für den Tipp!
Ich hatte bisher immer zich Worddokumente und finde die App vor Allem für unterwegs ziemlich praktisch.  :pompom: :pompom:
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Vic am 04. April 2019, 15:31:32
Ich glaube, wenn man einen Charakter nicht ganz explizit als hässlich oder durchschnittlich beschreibt, dann stellen sich ihn Leser immer schön vor. Genauso wie Leser sich immer alle Charaktere weiß vorstellen, auch wenn die Hautfarbe gar nicht genannt wird.
Sogar wenn man explizit hinschreibt, dass eine Frau (seien wir ehrlich, es ist bei weiblichen Charakteren besonders häufig der Fall) eher durchschnittlich oder langweilig aussieht, kann man davon ausgehen, dass sie in einer Verfilmung von einer bildhübschen Schauspielerin besetzt wird. Siehe Hermine. Niemand wird bestreiten, dass Emma Watson unglaublich attraktiv ist - aber Hermine wird im Buch als jemand mit unbemerkenswertem Gesicht, mit buschigen Haaren und Hasenzähnen beschrieben. Nicht als hässlich, aber einfach als eher durchschnittlich.

Also ich finde es nicht wichtig dass Charaktere gut aussehen, sondern wichtiger, dass sie interessant sind. Aber dagegen wie Leser sich jemanden vorstellen kannst du ja eh nichts tun.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Judith am 06. April 2019, 11:29:05
Ich stelle mir eigentlich Charaktere immer "normal"/durchschnittlich vor, wenn sie nicht explizit als schön beschrieben werden. Ich muss aber zugeben, dass ich ein Problem damit habe, mir Charaktere hässlich vorzustellen, selbst wenn sie entsprechend beschrieben werden. Vielleicht tu ich mir aber auch einfach schwer damit "hässlich" zu definieren, da mir auch im wirklichen Leben kaum Menschen einfallen, die ich als hässlich bezeichnen würde.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Silvasurfer am 07. April 2019, 14:22:42
Ich persönlich denke nie so viel über ihr Aussehen nach. Wenn ich schreibe mache ich mir vielleicht zu wenig Gedanken darüber doch fairerweise denke ich wenn ich lese auch kaum über ihr Aussehen nach.
Ich konnte Klagen über das Aussehen von Charakteren in Filmen verglichen mit Büchern nie richtig verstehen, ausser bei die Unendliche Geschichte, wo der Held ein Komplex bezüglich seines Aussehens hat, was auch eine zentrale Rolle spielt.

Ich fühle statt dessen ihre Gesten meistens beim schreiben selbst und es kribbelt mir unter der Haut, die Körpersprache meiner Figuren selbst zu sprechen. Viele meiner Charaktere haben zumindest für mich sehr ikonische Gesten... vor allem haben fast alle meine Charaktere ihre eigene Art und Weise ein nachdenkliches Gesicht zu machen.

Wenn dann beschreibe einzelne Eindrücke, die der Charakter mit seinem Aussehen hinterlässt, ich mag es nur einfach nicht alles von a bis z zu beschreiben und auf diese Weise abzuhaken. Dann schreibe ich lieber einen langen Dialog und der Leser erfährt erst spät, wie der Charakter aussieht und zwar na entsprechend passender Stelle.
Meine Intention ist es, das widerzugeben, was in diesen einem Moment Sinn ergibt. Die Augen, wie sie hin und her huschen, leuchten oder gar die Farbe wechseln, je nachdem was der Charakter fühlt, die langen schwarzen Wimpern meines Nebencharakters, dann nämlich, wenn es einem Mädchen auffällt, ein geschmackvolles Kleidungsstück, dass der Held nur am heutigen Tag trägt und das jedem seiner Freunde ins Auge springt oder gar widersprüchliches. Jemand bejaht eine Frage schüttet aber den Kopf dabei.
Haare beschreibe ich, wenn die Charaktere aufwachen oder im Regen/Wind stehen quasi etc.

In meinem Kopf sehen die meisten Charaktere weder umwerfend schön noch besonders hässlich aus meistens normal bis "easy on the eyes", wie man auf Englisch sagen würde. Eine umwerfend schöne Frau gibt es dennoch, die ihre Gestalt wandeln kann und sie wirkt aus offensichtlichen Gründen sehr begehrlich auf Männer um sie herum. Die Mutter meines Helden trägt auffällig bunte Kleidung, beinahe schräg. Mein Held selbst hat lockige Strassenköterbraune Haare und wird ansonsten nur in seiner Kleidung beschrieben. Und besonders grossen Spass macht es mir die Kobolde meiner Geschichte zu beschreiben, da sie Gestank und Schönheitsmakel attraktiv finden.

Generell suche ich mit vorliebe nach Charakteren, die in irgendeiner Form die Welt anders wahrnehmen, sodass ich das in meinen Beschreibung einbauen kann. Sei es nun Blindheit oder andere Sinnesstörungen etc mein Lieblings Charakter für RPG ist eine Hexe auf einem Rollstuhl. Besonders mag ich meinen einzigen Superhelden, der hoffentlich mal eine Welt bekommt in der er existieren darf: Er hat übersinnliche Kräfte also seine Sinne sind einfach um ein vielfaches gestärkt und ist deshalb durch und durch feige... der Regen ist zu Nass, Geräuche sind zu laut, ein Schlag tut zu sehr weh etc.
Telepathie finde ich auch interessant zu beschreiben und momentan frage ich mich bezüglich meiner Geschichte, wie ich eine Hivemind beschreiben kann, also wie sie wahrgenommen wird von den entsprechenden "Idividuen" die sich ein Bewusstsein teilen.
Titel: Re: Das Aussehen unserer Helden
Beitrag von: Sturmloewin am 07. April 2019, 14:39:57
Wenn ich Bücher lese, stelle ich mir Charaktere tendenziell auch eher hübsch vor, es sei denn, es wird explizit anders erwähnt. Und eben weil ich diese Schwäche bei mir selbst kenne tendiere ich dazu, meine eigenen Charaktere wenn, dann eher durchschnittlich zu beschreiben. Ich mag es nicht, wenn der Leser (wie es in manchen Büchern der Fall ist) sofort im ersten Absatz erfährt, dass die Protagonist z.B. "lange, kastanienbraune Locken hat und hellblaue Augen in einem runden Gesicht"
Ich streue Charakterbeschreibungen da ein, wo es passt, versuche es da wie @Silvasurfer zu halten. Etwa wenn der Hauptcharakter auf eine neue Person trifft und diese beurteilt. Das führt jedoch dazu, dass meine Hauptcharaktere, die von Anfang an in die Story eingebunden sind, oft gar nicht oder nur sehr dürftig beschrieben werden. Ob das ein Makel ist, weiß ich auch nicht. Vielleicht ist es gar nicht schlecht, weil sich die Leser dann leichter damit identifizieren können, ich weiß es nicht. Wenn ich Charaktere beschreibe versuche ich jedoch, nicht auf die offensichtlichen Merkmale einzugehen. Das heißt, ich sage nicht "Er hat kurze braune Haare und grüne Augen, außerdem ist er durchschnittlich bis schlank gebaut", stattdessen versuche ich, eher untergeordnete bzw. nicht so standardmäßige Sachen zu beschreiben. So hat der Charakter beispielsweise auffällig große Füße, krumme Finger oder breite Kieferknochen. Generell finde ich, dass Menschen, die nicht dem typischen Schönheitsideal entsprechen, interessanter  (zu beschreiben) sind, (eben z.B. wie von @PBard genannte Segelohren, die ich als Merkmal auch sehr schätze)