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Zögern in der wörtlichen Rede

Begonnen von Pestillenzia, 23. August 2011, 12:06:42

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Pestillenzia

Liebe Tintenzirkler,

ich stehe immer wieder vor dem Problem, dass meine Figuren etwas sagen und dabei zögern.
Ich möchte jedoch den Satz nicht ständig durch Einschübe wie er zögerte/stockte/stutzte/biss sich auf die Lippen unterbrechen, insbesondere, wenn es z.B. zur Person nicht passt, dass sie sich auf die Lippen beißt. Oder auch, weil ich die wörtliche Rede bereits kurz zuvor durch den Einschub einer Handlung unterbrochen habe.

Insbesondere wenn es darum geht, dass einer Person ein Wort schwer über die Lippen geht oder sie nicht weiß, wie sie etwas benennen soll, stehe ich manchmal auf dem Schlauch.
Ich habe mir hin und wieder durch drei Pünktchen, also z.B.
ZitatDieses ... Ding, das da aus deiner Nase kriecht, sieht wirklich übel aus.
beholfen, aber das will mir einfach nicht gefallen.

Wie macht Ihr das?

Danke schonmal vorab für Eure Antworten!

EDIT und gleichzeitig OT: das Zitat habe ich gerade aus dem Ärmel geschüttelt, aber irgendwie gefällt es mir und ich habe auch schon eine Idee, wo ich es einbaue. /OT

Sprotte

Genau so mache ich es auch, wenn ich die wörtliche Rede nicht durch "ein krampfhaftes Schlucken, Atemringen etc." unterbrechen kann.

Felsenkatze

Mitten im Satz finde ich die drei Pünktchen angemessen und sie stören mich beim Lesen auch überhaupt nicht. Sie vermitteln - mir jedenfalls - genau den Eindruck, den du erwecken willst: Jemand scheut sich, ein bestimmtes Wort auszusprechen. Man sollte es aber auch nicht zu exzessiv verwenden - wie jedes Stilmittel oder auch Füllwörter.

Schwieriger finde ich es, wenn es tatsächlich eine Pause zwischen zwei kompletten Sätzen stattfindet, weil der Sprecher vielleicht auf eine Antwort wartet, oder eine dramatische Pause macht. In dem Sinne von:

"Du hast mich betrogen." ... "Glaubst du, Schweigen ist eine Antwort?"

Da finde ich es unelegant, die drei Punkte zu machen. Meistens komme ich nicht um ein "Er schwieg", "Seine Worte hingen einen langen Augenblick in der Luft, bevor..." oder so etwas herum. Wenn ich es möglichst knapp halten will, und ich sehr nahe am Erzähler bin, füge ich auch schon einmal ein "Pause" oder "Schweigen" in einer Extrazeile ein. Das wäre dann die Zeile, die normalerweise dem Gesprächspartner vorbehalten ist. Passt aber auch nicht immer.

So etwa:
"Du hast mich betrogen."
Stille.
"Glaubst du, Schweigen ist eine Antwort?"
Stille.
"Du weißt, dass ich dem Kommandanten Bescheid geben muss."

Aber eine echte Patentlösung habe ich auch nicht.

Sprotte

#3
Zitat"Du hast mich betrogen." ... "Glaubst du, Schweigen ist eine Antwort?"

Das fände ich auch scheußlich. Und ich glaube, ich habe es auch noch nie in einem Buch gesehen.

Das ist wie mit einseitig beschriebenen Telefonaten. Die Sprechzeiten des "unhörbaren Partners" muß man dann eben beschreibend füllen.

Rika

Felsenkatze hat mir genau und komplett aus der Seele gesprochen!

Kati

Ich mache es aus so, dass ich ein Zögern durch die drei Punkte ausdrücke. Also:

Zitat"Ich...weiß auch nicht weiter", sagte ich.

Wenn ich das in einem Gespräch zu oft mache, weiche ich auf sowas aus:

Zitat"Vielleicht." Einen Moment sah ich betreten zu Boden. "Aber ich weiß eigentlich auch nicht weiter."

Ich weiß nicht, ob das jetzt so elegant ist, aber ich finde, es sagt aus, was ich aussagen möchte.  ;)

Naudiz

Ich halte es da so wie Kati - entweder die berühmten drei Pünktchen oder eben so ein Füllsatz dazwischen. Wie man es anders lösen könnte, weiß ich leider auch nicht. Felsis Vorschlag funktioniert auch nicht in jeder Geschichte.

Kuddel

Pünktchen und Einschübe. Das ist auch bei mir der Standard. Manchmal auch die Variante mit der Stille von Felsi. Es ist schwierig dort eine Patentlösung zu finden, aber ich denke, anders kann man es auch kaum machen. Immer zu schreiben "Er zögerte" ist auch lahm.
The first draft of everything is shit - Ernest Hemingway

Pestillenzia

Prima, vielen Dank Euch allen!  :jau:

Dann lag ich ja im Endeffekt nicht so verkehrt und ich werde Einschübe, Pünktchen etc. weiter wohl dosiert einsetzen. Ich war mir einfach nur unsicher, ob speziell die Pünktchen wirklich das ausdrücken, was ich damit bezwecken will bzw. ob ich komplett daneben liege.

Sanjani

Hallo Pestillenzia,

ich mache es auch mit Pünktchen. Meine Sprachausgabe ist in version 12 sogar so weit entwickelt worden, dass sie beim Lesen bei Pünktchen auch eine kurze Pause einlegt :)

Bei zwei Sätzen mache ich es manchmal mit Gedankenstrich. Z. B.: "Du hast mich angelogen! - Glaubst du, Schweigen ist eine Antwort?"

Aber insgesamt muss es einfach in den Kontext passen. Bei obigem Beispiel fände ich z. B. einen Einschub besser, weil er für mich eine längere pause signalisiert als der Gedankenstrich. Als Einschub verwende ich dann auch gerne mal er druckste herum oder sie rang hilflos die Hände neben den Beispielen, die schon genannt wurden.

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Leandors

Ich benutze ebenfalls meistens die drei Pünktchen oder Zwischensätze. Manchmal nutze ich auch die Variante,  die Felsenkatze erwähnt hat und variiere zwischen "Schweigen", "Keine Antwort" und "Stille". Kommt darauf an, was mir besser gefällt. :)

Ich habe garade meine Bücher durchblätter, um zu sehen wie andere Autoren es lösen. Die Meisten benutzen Pünktchen im im Satz oder nutzen Nebensätze. Philip Pullman( oder zumindest der Übersetzer) hat sehr häufig die Pünktchen zwischen Sätze-Methode benutzt. Also:(Zitat aus "Der goldene Kompass)
Zitat"Und all das Moos...Du warst wirklich vorsichtig."

Pestillenzia

Sanjani und Leandors, auch Euch beiden vielen Dank! Ich fühle mich jetzt viel sicherer und werde guten Gewissens mit den Sprachpausen spielen.

Zitat von: Sanjani am 23. August 2011, 16:31:08
Als Einschub verwende ich dann auch gerne mal er druckste herum oder sie rang hilflos die Hände neben den Beispielen, die schon genannt wurden.

Drucksen und Händeringen habe ich noch nicht im Repertoire, das kommt gleich auf die Liste.

Liebe Grüße, Ihr alle seid klasse!  :knuddel:

Atischara

Ich benutze auch die drei Punkte und bei kürzeren Pausen Gedankenstriche. Zwischen zwei Sätzen geht das allerdings nur, wenn derselbe Sprecher weiterspricht, ohne dazwischen auf eine Antwort zu warten, meine ich. Insofern fand ich "Stille" und "Schweigen" als weitere Möglichkeit neben beschreibenden Einschüben auch ganz interessant. Aber das geht eher, wenn der Grundton ein bißchen humorvoll ist, oder täusche ich mich da? Auf mich wirkt das jedenfalls ganz amüsant, weil man den Eindruck bekommt, das Gegenüber ist bockig. So ein Bild entsteht zumindest bei mir.

Aber wenn eine Person beim Sprechen kurz zögert, kann sie im Grunde alle möglichen Dinge tun, mit denen man eine Verzögerung verbindet. Außer "zögern" und "herumdrucksen", meine ich.  ;)

Luciel

ich bin auch ein Fan von Pünktchen und Gedankenstrichen, nur sollte man das nicht zu oft benutzen finde ich. Sieht ein wenig so aus, als ob dem Autor nix einfällt.
Man kann statt dessen auch über den Grund des Zögerns schreiben. Wahrscheinlich sind es ja Geanken, mögliche Antworten, die dem Sprechenden durch den Kopf gehen. Wenn man die aufschreibt, ergibt sich automatisch eine Pause. Falls man nicht in den Kopf des Betreffenden hinein sehen kann, kann man beschreiben, was Leute so tun, wenn um die richtigen Worte kämpfen - mit den Haaren spielen, den Hund streicheln, einen Fleck auf dem Tisch putzen  ;)

Erdbeere

Nebst den beliebten drei Punkten und den Gedankenstrichen - von denen ich noch grösserer Fan bin als von den Punkten - wiederhole ich auch ein Wort am Anfang des Satzes gerne, mit einem ähm dazwischen.

ZitatIch, ähm, ich glaube, ich mag dich.
oder auch so:
ZitatM-meinst du?
Wobei beide Sätze auch für Nervosität herhalten können, da redet man ja gerne zögernd, stotternd und/oder zu schnell und verhaspelt sich dann.


Etwas am Thema vorbei, aber hat von euch schon mal jemand bewusst einen stotternden Charakter erschaffen?