Wenn ich jemanden als "adiöpsen NPD-Funktionär mit Hitler-Bärtchen" bezeichne, spart das mir und dem Leser mindestens eine halbe Seite Blabla.
Schlechtes Beispiel.

Aus zwei Gründen:
1. Grund, warum das ein schlechtes Beispiel istadipös - keine Ahnung, an was für eine Assoziation du dabei denkst. Für mich ist das eine sachliche Beschreibung, im Gegensatz zu z.B. "fett", weil das Wort eine ganz andere Konnotation hat. "adipös" gilt im Allgemeinen als neutral. Gibt es ein Vorurteil, demzufolge alle NPDler übergewichtig sind? Habe ich um ehrlich zu sein nicht den Eindruck. Wenn du das so siehst, siehe unten.
NPD-Funktionär - freiwillig gewählte Beschäftigung, sagt also schon etwas über eine Person aus (im Gegensatz zur Hautfarbe, die nicht selbst gewählt ist) - wenn ich denjenigen jetzt politisch rechts einordne, ist das kein Vorurteil, sondern eine legitime Schlussfolgerung, da es einen eindeutigen inhaltlichen Zusammenhang gibt
Hitler-Bärtchen - ist ein bewusst gewähltes Wort mit eindeutigem Verweis auf Hitler. Wenn du Oberlippenbart oder kleiner Schnauzer geschrieben hättest, wäre das etwas anderes.
Was du mit dieser Beschreibung machst, ist kein Spiel mit Vorurteilen oder Assoziationen, wie Sanjani es bescheibt. Deshalb passt das Beispiel hier nicht.
Die Beschreibung allein ist auch an sich noch kein Vorurteil - die Frage ist, was macht/denkt/fühlt die Person in der Geschichte, welche Stellung bekommt sie zugeteilt usw.
Anderes Beispiel:
Großer bulliger Mann mit Glatze und Lederjacke aus Dresden.
→ ist nicht eindeutig, würden aber auch viele mit Nazi assoziieren; das wäre ein Vorurteil, mit dem man spielen kann
Oder:
Adipöser NPD-Funktionär mit Schnauzer rettet auf sportliche Art und Weise ein illegal eingereistes Kind vor der Abschiebung.
→ Selbst hier wäre die Frage, inwiefern das etwas mit Vorurteilen zu tun hat - oder ob das schon eine Charakterentwicklung bzw. ein Charakterbruch ist; denn wie gesagt, die politische Funktion ist ja frei gewählt und stellt eine klare Aussage der Figur dar.
Oder anders ausgedrückt: Menschen an eindeutigen Aussagen und Handlungen zu messen, ist kein Vorurteil. Problematisch sind Attribute, die keine Aussagekraft haben, aber trotzdem mit Assoziationen belegt werden (Statur, Größe, Geschlecht, Hautfarbe, Haarfarbe, Größe der Nase, Anzahl der Nasenhaare usw.). "NPD-Funktionär" ist nicht einmal mehrdeutig und steht damit auf einem völlig anderen Blatt.
2. Grund, warum das ein schlechtes Beispiel istDu kannst deien adipösen NPD-Funktionär mit Hitlerbärtchen ruhig beschreiben. Die Frage ist aber, wie du ihn darstellst und ob er an Handlungen und Einstellungen oder am Aussehen und seiner Herkunft gemessen wird.
Mal abgesehen davon sind wir hier schon wieder bei einer bewussten Thematisierung, nicht bei unterschwelligen Vorurteilen. Spätestens bei der Formulierung "Hitler-Bärtchen" wird klar, dass du hier mit voller Absicht auf eine bestimmte Art (be)schreibst. An der Stelle müssten wir über die Wortwahl sprechen, nicht über den Inhalt (um den es in diesem Thread bislang geht). Zur Wortwahl habe ich ein oder zwei ältere Threads in Erinnerung, vielleicht findest du die ja, wenn du daran wirklich interessiert bist.
Viel interessanter wäre in dem Zusammenhang allerdings, wie NPD-Funktionäre grundsätzlich dargestellt werden; eine Beschreibung hat für sich genommen wenig Aussagekraft. Es stört ja niemanden, dass Dunkelhäutige MAL die zweite Geige spielen, dass Frauen MAL schwach sind, dass Männer MAL die perfekte V-Form haben oder dass Glatzenträger MAL Nazis sind. Wenn das aber (fast) immer so ist, ist das ein klarer Hinweis auf Vorurteile.
Die Rechten werden in der Literatur nicht alle als dick mit Schnauzer dargestellt. Ironischerweise sind die Darstellungen von Rechten in der neueren Literatur recht divers.
