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Kostenlose Ebooks und Geldspenden - Idee für eine Webseite o.Ä.

Begonnen von Tejoka, 12. August 2017, 09:26:01

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Tejoka

Hallo zusammen,

ich bin zwar nicht gerade eine Expertin auf dem Gebiet, aber für mich sieht es so aus, als ob der Trend zu kostenlosen Ebooks geht. (Und nicht nur Ebooks, auch Musik, Serien etc., aber das nur am Rande). Gleichzeitig scheint durch das Internet (vielleicht als Ausgleich?) auch das Crowdfunding-Modell immer mehr zu kommen, auch für Autoren, die von ihren Lesern unterstützt werden (können).

Jedenfalls hatte ich gerade eine Idee dazu. Wahrscheinlich eine Schnapsidee, aber ich dachte mir, ich werfe sie mal hier rein und bin gespannt auf Gedanken dazu. ;D

Für mich könnte die Zukunft des Buchmarkts gut so aussehen, dass Autoren ihre Bücher als Ebooks online (auf einer Platform o.Ä.) hochladen und Leser sie dort kostenlos herunterladen können. Das wäre vor allem vorteilhaft für arme Leute, die sich sonst keine/nur wenige Bücher leisten können. Die Leser auf dieser Plattform hätten dann die Möglichkeit, für die Autoren Geld zu spenden. Am Besten an alle mit der Option, einen bestimmten Betrag an den Autor zu geben, dessen Buch sie gerade gelesen haben und so toll fanden. Abgesehen von diesen Sonderzahlungen würde das ganze Geld gleichmäßig auf alle Autoren verteilt werden. Die Plattform an sich würde kein Geld nehmen, sondern sich z.B. durch Werbeeinnahmen von der Website finanzieren.
Wenn die Autoren also einmal da sind, können sie mit einem einigermaßen garantierten Honorar rechnen und müssen idealerweise auch nicht so viel Zeit auf Marketing etc. verwenden, sind aber immer noch incentiviert, tolle Bücher zu schreiben. Natürlich müsste man irgendwie checken, dass Autoren auch weiterhin veröffentlichen, bevor sie an so Zahlungen beteiligt werden, sonst bekommt jemand mit einem Buch genauso viel Geld wie ein anderer, der jedes Jahr drei Bücher veröffentlicht.

Da das alles Ebooks sind, sollte die Veröffentlichung an sich nicht so schwer sein. Entweder bleibt die Verantwortung für Lektorat, Cover etc. beim Autor, oder eventuell macht das irgendwann die Plattform, wenn sich das Modell bewährt.
Das größte Problem sehe ich darin, wer entscheidet, wer als Autor zählt. Sonst kommt womöglich eine Flut von Schund auf die Plattform. Natürlich könnte man eine Jury aus "Experten" einsetzen, aber das ist natürlich immer subjektiv und würde vielleicht nicht so gut ankommen. Eine andere Idee wäre, zufällig Leser auszuwählen, die angeben, sich für das Genre zu interessieren, und ihnen das Buch zum Testlesen zuzusenden. Wenn dann x von y Lesern das gut finden, wird es (mit Hilfe der Plattform?) veröffentlicht. Außerdem könnte der Autor so vielleicht Rückmeldung kriegen, wenn das Buch noch nicht so gut ist.

Das Ganze ist natürlich darauf ausgelegt, dass das Modell schon bekannt ist und gut läuft. Bevor das passiert - falls überhaupt, natürlich - dürfte es schwer werden, viele Autoren (und damit auch Leser) zu finden, weil die Ebooks ja kostenlos angeboten werden. Es wäre halt der selbe "Markt" wie andere kostenlose Ebooks, also wahrscheinlich vor allem Autoren, die Leser werben wollen, indem sie eines ihrer Bücher kostenlos zur Verfügung stellen.

So, das ist jetzt länger geworden, als ich gedacht hatte ;D Was haltet ihr von der Idee? Machbar? Oder total bescheuert und würde nie funktionieren? :ätsch: Vielleicht gibt es so etwas ähnliches schon und ich habe nur nicht davon gehört?

Alana

Diese Idee gab es hier auf jeden Fall schon, sie wurde ausgiebig diskutiert, ich weiß nur leider den Titel des Threads nicht mehr. Abgesehen davon: kennst du Patreon? Das ist nicht genauso, aber ähnlich. In D muss man angesehen davon mit dieser Art Pay what you want sehr aufpassen, wegen der Buchpreisbindung.
Alhambrana

Eluin

Ich erinnere mich auch, irgendwo hatten wir schon ein Thema in die Richtung  ::)

Zitat von: Tejoka am 12. August 2017, 09:26:01
Das wäre vor allem vorteilhaft für arme Leute, die sich sonst keine/nur wenige Bücher leisten können.
Und dafür gibt es Büchereien und damit eine Rückführung von Geldern durch die VG-Wort.

EDIT: Zwei gefunden:
Pay what you want
Freie online Literatur
Träume verändern die Zukunft. Doch erst wenn wir die Augen öffnen, können wir sie verwirklichen!
Mein Spruch, mein Motto.

Alana

Was natürlich nicht heißt, dass es eine schlechte Idee ist. :) Das Problem an solchen Konzepten ist,  dass sie von Mehrwert für Autoren ausgehen. Damit etwas erfolgreich ist, muss man aber Mehrwert für den User schaffen.
Alhambrana

Tejoka

Sorry, ich wusste nicht, dass es dazu schon so viel gibt.
@Eluin Danke für die Links!
Zum Thema Büchereien: Da gibt es halt das Problem, dass (fast) nur erfolgreiche Verlagsbücher darin stehen. Außerdem ist das ziemlich auf gedruckte Bücher beschränkt, oder bei Ebooks zumindest nicht so üblich, wenn man mal z.B. Amazons Kindle Unlimited rausnimmt.
@Alana An die Buchpreisbindung habe ich gar nicht gedacht ::) Das Geld, das die Autoren bekommen, wäre ja eine Spende. Aber das hieße bei so einem Konzept wohl, dass die Autoren ihre Bücher dann wirklich nur kostenlos anbieten können.
Von Patreon habe ich schon gehört, auch wenn das nicht das Gleiche ist.
Der Mehrwert für den User wäre ja, dass sie Bücher kostenlos bekommen. Aber ich denke, ich verstehe, was du meinst. Wahrscheinlich würden auch nicht viele Leute so viel zahlen, wie sie es sonst täten.


Kaeptn

Die OnLeihe von eBooks ist bei Büchereien eigentlich mittlerweile recht verbreitet. Ich kenne hier in der Gegend jedenfalls einige.

WattPad fällt mir konkret als eine Plattform ein, die in die Richtung geht, die du beschreibst - nur das man da eben nicht spendet und eben auch nicht lektoriert wird, weshalb genau das Problem auftritt, das du beschreibst: Haufenweise Schrott. Aber welcher Autor investiert schon in Lektorat/Korrektorat, wenn er das Buch dann kostenlos einstellt? Die Autoren erhoffen sich dort vor allem Feedback - und nicht mal das bekommen die meisten.

Womit wir beim eigentlichen Problem sind: Wenn es etwas kostenlos gibt und man nur spenden KANN, aber nicht muss, dann kommt die Geiz ist Geil Mentalität voll durch. Natürlich gibt es einige, die was geben, aber die Majorität würde das ganze einfach kostenlos mitnehmen, vermutlich zig eBooks runterladen, die sie dann niemals lesen. Im Endeffekt wären wir Autoren die Doofen die NOCH weniger kriegen als jetzt schon, davon bin ich überzeugt.

Aphelion

#6
Zitat von: Tejoka am 12. August 2017, 11:12:14
Zum Thema Büchereien: Da gibt es halt das Problem, dass (fast) nur erfolgreiche Verlagsbücher darin stehen. Außerdem ist das ziemlich auf gedruckte Bücher beschränkt, oder bei Ebooks zumindest nicht so üblich, wenn man mal z.B. Amazons Kindle Unlimited rausnimmt.
Zum ersten Punkt: Das ist, insbesondere mit dem Argument "ärmere Leute", allerdings auch sinnvoll. Das Ziel von gesellschaftlicher Teilhabe ist es nicht, alles zur Verfügung zu stellen, was jemand eventuell wollen könnte - sondern sozial/wirtschaftlich Schwächere nicht von der Mainstream-Kultur auszuschließen. Mir fiele jetzt auch nichts ein, was weniger erfolgreiche Bücher im Vergleich zu erfolgreichen zu bieten haben. Dabei geht es nicht um Vorteile für AutorInnen, sondern für LeserInnen.

Die Onleihe ist auch meiner Ansicht nach weit verbreitet, da stimme ich @Kaeptn zu.

Dieses Modell, freiwillig zu spenden schenken, gibt es z.B. auch in der Musik. Es lohnt sich aber nur für diejenigen, die ohnehin sehr erfolgreich sind, die Kleinen haben davon noch weniger als von klassischen Bezahlmodellen. Das ist beileibe nicht nur eine Befürchtung, sondern ein klares Ergebnis aus der Musikbranche.

Wegen der Buchpreisbindung bin ich mir auch nicht sicher. Wenn die Spenden Schenkungen zu allgemein gesammelt werden, müsste man auch klären, wie die KSK das sieht.  :hmmm:


Edit: Zitkalasas Hinweis aufgegriffen.

Zit

Nur eine Anmerkung zu der Gelspenden-Sache: Als Privatperson kann man keine Spenden erhalten. Wenn dir jemand Geld ohne (!) Gegenleistung gibt, dann ist das eine Schenkung.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Tejoka

Hier scheint sich ja schon heraus zu kristallisieren, dass das Ganze sich nicht lohnen würde, weil Leute kein Geld dafür zahlen würden. Was natürlich ein logisches Argument ist.
Die Onleihe kenne (und benutze) ich auch, aber so verbreitet hätte ich sie jetzt nicht gesehen. Vielleicht habe ich das aber unterschätzt. Das Problem mit der Auswahl der Büchereien habe ich vielleicht falsch formuliert: Ich denke nicht, dass erfolgreiche Bücher allgemein schlechter sind, im Gegenteil. Es ging mir schlicht um die Auswahl, die in einer Bibliothek, auch in einer großen, einfach viel kleiner ist als die ebooks für kindle oder Tolino.
@Zitkalasa Danke für die Richtigstellung. Einen praktischen Unterschied dürfte das allerdings nicht machen, solange solche Schenkungen erlaubt sind.


Alana

Wer weiß, vielleicht gibt es ja tatsächlich eine profitable Möglichkeit, und wenn ja, dann wäre das sicher ziemlich erfolgreich. Einfach mal weiter begrübeln. :)
Alhambrana

Sprotte

Es gibt readfy (Werbeeinblendungen im E-Book) und Skoobe (Flatrate). Beides für Selfpublisher nur zu erreichen, wenn man z.B. über Xinxii veröffentlicht, glaube ich. Oder eines von beiden geht sogar nur mit Verlag. Dazu eine SP-Alternative schaffen, wäre wieder eine Möglichkeit.

Zit

#11
Zitat von: Tejoka am 12. August 2017, 21:10:00
@Zitkalasa Danke für die Richtigstellung. Einen praktischen Unterschied dürfte das allerdings nicht machen, solange solche Schenkungen erlaubt sind.

Es gibt sicher Unterschiede auf steuerlicher Seite/ für dich als Hoster bei der Einkommenssteuererklärung ans FA/ für deine Geschäftsbücher als Unternehmer und vielleicht auch in Richtung Haftung. Gerade auch dann bspw., wenn der Geldfluss über die Website läuft, d.h. die Backer das Geld nicht direkt den Autoren überweisen sondern es erstmal an einen Topf der Website geht, der es wiederum gesammelt am Stichtag ausschüttet. Ich würde mich da nicht in die Nesseln setzen wollen. Schon gar nicht, wenn es um die Geschäftsform und das FA geht.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Peftrako

Die Einkünfte dürften vom Finanzamt ungeachtet der Bezeichnung (Spende, Schenkung, ...) als Einkünfte aus Gewerbebetrieb oder Freiberuf angesehen werden. Eine reine Schenkung wird es in den wenigsten Fällen sein, da vermutlich in den meisten Fällen eine mehr oder minder werthaltige Gegenleistung erfolgt. Nur wenn zwischen Schenkendem und nicht-Schenkendem auf einer solchen Plattform wirklich keine Unterscheidung erfolgt, könnte man eine reine Schenkung annehmen. Aber auch da wird das Finanzamt (die sind ja durchaus kreativ) die Nutzung einer solchen Plattform als eine Art gewerbliche Nutzung betrachten können und man hätte wieder Argumentationsschwierigkeiten.

Man könnte das ganze als Verein mit Gemeinnützigkeit betreiben. Verschiedene Autoren gründen einen Verein, bieten dann im Zuge des Geschäftszwecks kostenlos ihre Bücher auf einer entsprechenden Plattform für die breite Masse an (= Gemeinnutzen?) und könnten dann im Gegenzug tatsächlich Spenden einnehmen. Problem dann allerdings: Die Einnahmen landen nicht beim Autor...
Phantasie ist eine gläserne Blume. Sanft zu berühren, zerbrechlich und filigran. Durchsichtig kaum wahrnehmbar für die einen. Strahlend schön in schillernden Farben für die anderen. Je nach Licht, in welchem sie betrachtet wird.

Maja

Ich mag an dieser Stelle wie der letzte Kapitalist klingen, aber Bücher Schreiben ist für mich Arbeit. Und ich möchte für meine Arbeit bezahlt werden. Ich will keine Almosen, keine Spenden, keine Geschenke - ich möchte ein Einkommen. Und das gleiche gilt für alle Berufe, in denen ich in meinem Leben gearbeitet habe und die alle, bis auf einen, direkt mit dem Medium "Buch" zu tun hatten: Die Buchhändler, die Bibliothekare, die Verlagsmitarbeiter. Tolle Berufe, denen ich nicht ihre Lebensgrundlage nehmen möchte. Es gibt im Leben mehr als nur Autoren und Leser, die am Gelingen eines Buches beteiligt sind.

Kein Vielleser ist gezwungen, jedes Buch zum Vollpreis zu kaufen. Es gibt Büchereien, die jeden Büchersüchtigen durch das Jahr bringen. Es gibt Antiquariate, Flohmärkte und andere Möglichkeiten, für kleines Geld an gutes Buch zu kommen. Für den Leser besteht keine Not, und darum sehe ich in diesem Modell für ihn auch keinen Mehrwert. Und als Autor hätte ich persönlich lieber den Mehrwert, gut bezahlt zu werden von denjenigen, die an meiner Schreibe verdienen.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Erdbeere

Ich schließe mich Maja an. Bücherschreiben ist für mich längst kein Hobby mehr, sondern ein Vollzeitjob neben meinem eigentlichen Brotjob. Ich will für meine Arbeit bezahlt werden, denn das heißt für mich auch, dass von den Lesern eine gewisse Wertschätzung da ist. Ich will in absehbarer Zukunft vom Schreiben leben können, und zwar hier in der Schweiz. Ich will, dass mein Verlag grüne Zahlen schreibt und mich für eine zweite Serie verpflichtet, damit ich meinem Traum ein Stückchen näher kommen kann.

Ich will keine Spenden und keine Almosen von meinen Lesern, denn das nützt mir nichts. Spenden können mir nicht den Brotjob ersetzen, der immer noch meine Rechnungen bezahlt, und sie können mir auch nicht mehr Zeit schenken, damit ich schreiben kann. Wenn ich dafür dann auch noch Mehrleistung bringen muss, nur, damit die Leser einen Anreiz haben, mir ein paar Euros zu spenden - nein danke. Ich schreibe nicht zum Spaß, auch wenn es Spaß macht. Es ist mein Job. Und dafür will ich bezahlt werden.