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Zeitungsmeldung in Roman einbauen

Begonnen von Peftrako, 04. August 2017, 06:31:11

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Peftrako

Guten Morgen liebe TiZis,

ich stehe gerade vor einem kleinen stilistischen Problem und bin nicht ganz sicher, wie ich es lösen kann. In meinem aktuellen (und ersten großen) Roman-Projekt soll der Hauptprotagonist am Morgen in der lokalen Zeitung von einem Überfall am Vortag lesen, bei dem er selbst das Opfer war. Mein Problem ist nun: Ich habe in meinem Leben schon sehr viele solcher Kurzberichte über diverse Kriminalfälle in Zeitungen gelesen/überflogen. Selbst einen zu verfassen ist jedoch noch einmal etwas anderes.

Vielleicht gibt es ja jemanden unter euch, der mir ein paar Tipps geben kann:

  • Ist es überhaupt sinnvoll, den Artikel Wort für Wort im Roman wiederzugeben?
  • Welche "Don'ts" sind bei solchen Meldungen zu beachten?
  • Was sollte jedenfalls enthalten sein?
  • Gibt es grammatikalische Vorgaben (Zeit, Aktiv/Passiv, etc.)?

Ich habe bereits einen Entwurf der Meldung verfasst. Wenn ich diesen jedoch neben echte Artikel lege und vergleiche, dann klingt meine sehr nach Anfänger. Man erkennt also sofort, dass die Meldung so niemals in einer Zeitung stehen würde.

Vielen Dank im Voraus und
viele Grüße
Peftrako
Phantasie ist eine gläserne Blume. Sanft zu berühren, zerbrechlich und filigran. Durchsichtig kaum wahrnehmbar für die einen. Strahlend schön in schillernden Farben für die anderen. Je nach Licht, in welchem sie betrachtet wird.

Tanrien

#1
@Murphine @Janika sind die beiden, die mir spontan einfallen, die davon Ahnung haben könnten. Ansonsten wäre mein Vorschlag, einfach eine Meldung rauszusuchen, die passt, - oder mehrere - und dich daran zu orientieren. Häufig haben diese Meldungen ja ein sehr strenges Schema und Wörtern/Phrasen, die immer wieder verwendet werden. Wenn du die kopierst, sollte das kein Problem sein. Beispiele, an denen man sich orientieren kann, gibt es ja viele. Vielleicht findest du auch eines, das zu deinem Überfall passt. Das wäre vermutlich am einfachsten.

ZitatIst es überhaupt sinnvoll, den Artikel Wort für Wort im Roman wiederzugeben?
Es ist ja nur eine kurze Meldung, nehme ich an? Diese kurzen Meldungen zu Überfällen, etc., die auf den Polizeimeldungen entstehen? Es käme jedenfalls drauf an, ob der Leser etwas lernt, was er noch nicht wusste, und ob es keine reine Wiederholdung von etwas ist, was der Leser in der Szene selbst schon mitbekommen hat.

Ansonsten ist das natürlich immer eine Frage, ob man verschiedene Formate (Zeitungsberichte, Blog-Artikel, Twitter-Meldungen) einbinden/verwenden soll und wenn ja, wie oft und wie sich das auf den Roman auswirkt und wie er wahrgenommen wird. Aber ich glaube, gerade bei kurzen Meldungen aus der Zeitung ist das unproblematisch, weil es so häufig gemacht wird, dass es den Leser da nicht rausreißt.

Peftrako

Vielen Dank Tanrien.

Die Meldung besteht je etwa zur Hälfte aus bereits für den Leser bekannten Inhalten (der Protagonist hat es bereits erlebt) und für den Leser und den Protagonisten unbekannten Inhalten, derentwegen ich die Zeitungsmeldung einbauen möchte.
Phantasie ist eine gläserne Blume. Sanft zu berühren, zerbrechlich und filigran. Durchsichtig kaum wahrnehmbar für die einen. Strahlend schön in schillernden Farben für die anderen. Je nach Licht, in welchem sie betrachtet wird.

zDatze

Wenn du Anregungen anhand von konkreten Beispielen benötigst, dann kann ich dir den Journalismus in der Fantasywelten-Thread im Workshop sehr empfehlen.

Meiner Meinung nach kommt es sehr darauf an, ob so ein Artikel in deine Geschichte und zu deinem Erzählstil passt. Wenn du den Artikel z.B. als "Aufhänger" am Anfang verwendest, wäre es für mich als Leserin durchaus in Ordnung, wenn nur dieser eine Artikel in deinem Buch vorkommt. Wenn der Artikel allerdings als Mittel zum Zweck in den Text gequetscht wird (und vielleicht auch nur ein einziges Mal), dann würde mich das aus dem Lesefluss reißen. Es kommt für mich auch darauf an, ob solche Artikel zur Struktur des Buches beitragen (z.B. zu jedem Kapitelanfang ein kurzer Artikel) und dadurch ein weiterer Blickwinkel auf deine Welt möglich wird. Ob der Artikel jetzt reißerisch ist oder ein grammatikalisch unzumutbare Twitter-Message, kommt darauf an, was du zeigen und erzielen möchtest.

Murphine

Bei der Frage, ob es sinnvoll ist, würde ich mich meinen Vorrednerinnen anschließen: Wenn die LeserInnen so etwas Neues erfahren, wieso nicht? Aber es sollte eben stilistisch passen und nicht so wirken, als hättest du das einfach mal als stilistisches Element ausprobieren wollen. ;)

Bei der Form hängt es natürlich wirklich sehr davon ab, was du haben möchtest. Und ja, wenn du selbst journalistisch nicht so bewandert bist, würde ich dir auch empfehlen, vor allem bei einer kurzen Meldung, dir eine halbwegs passende aus der Zeitung deiner Wahl zu suchen und dich daran zu orientieren.



Leann

Du könntest den schlecht geschriebenen Artikel auch in die Story einbauen, indem sich dein Protagonist über den miesen Artikel aufregt und z.B. darüber spekuliert, ob evtl. ein unbedarfter Volontär das Ding geschrieben hat und das niemand in der Zeitung korrigiert. Es kommt dann natürlich auf den Charakter deines Protagonisten an. Gibt ja Leute, die sich liebend gerne über Fehler in Zeitungen aufregen. Evtl. könnte das sogar gut der Charakterisierung dienen, z.B. könnte er sich durch das Aufregen über Formalia vom eigentlichen Überfall ablenken. Diese Bewältigungsstrategie sagt einiges über einen Menschen aus.

Belle_Carys

#6
Muss dein Prota denn den genauen Wortlaut des Textes wieder geben, den er liest? Es gibt ja keinen Grund, warum der Leser die Information in der Form erhalten muss, in der sie rezipiert wird. Wenn die Meldung verlauten lässt, was wann wo passiert ist, kann er es ja auch in eigenen Worten, ob nun laut oder in Gedanken, wiedergeben. Um ein ganz banales Beispiel zu geben:

"Dass der Fluchtwagen ein blauer Sedan war, hatten sie also schon heraus gefunden. Dass es kein Mann war, der den Wagen fuhr, sondern Marlene, schien bisher aber noch nicht zu den Erkenntnissen zu gehören."

Da dein Prota ja vermutlich ohnehin die POV Figur ist, fände ich es als Leserin wesentlich angenehmer, die Meldung aus seiner Sicht wahr zu nehmen, zumal er, wie du sagst, ja am Geschehen beteiligt war, deshalb also eine ganz eigene Sicht auf die Dinge hat. Zudem erspart dir das unnötige Wiederholungen von Infos, die deine Leser schon erhalten haben. Und du musst die Meldung nicht verfassen, nur wissen was drin steht.

/edit: Okay, hatte überlesen dass dein Prota Opfer des Überfalls war, damit ist mein Beispiel inhaltlich nicht ideal, aber ich schätze, du verstehst trotzdem, was ich sagen will.  ;D

Peftrako

Allen ein herzliches Dankeschön für das schnelle und umfangreiche Feedback.

Ich habe mir die Absätze in meinem Buch nochmals durchgelesen und in der Tat: Der wörtliche Artikel passt nicht hinein. Der Stilbruch wäre zu groß.

Ich werde das nun (euch folgend) umschreiben und den Artikel aus Sicht meines Prota beschreiben. Dinge die er selbst erlebt hat, reflektiert er in Gedanken. Daraus entstehen weitere Anknüpfungen (z.B. was mit seiner gestohlenen Geldbörse wohl geschieht...). Dinge die er noch nicht kennen kann, bieten mir dann ebenfalls Anknüpfungspunkte für die weitere Geschichte.
Insgesamt erhält der Leser damit einen guten Eindruck, was in dem Artikel steht und wird gleichzeitig weiter in der Handlung mitgenommen.

Damit haben sich auch die Fragen nach Stil/Grammatik/Zeit einer solchen Zeitungsmeldung erledigt.  :jau:


Phantasie ist eine gläserne Blume. Sanft zu berühren, zerbrechlich und filigran. Durchsichtig kaum wahrnehmbar für die einen. Strahlend schön in schillernden Farben für die anderen. Je nach Licht, in welchem sie betrachtet wird.

Janika

Was mir auch adhoc einfallen würde: Wenn nur Teile des Artikels wichtig sind, lass deinen Prota den Artikel lesen und nur die Sätze, die für ihn und die Leser neues enthalten, vor Verwunderung halblaut lesen. Dann kannst du sie in die wörtliche Rede setzen.

Ich bin aktuell mega eingespannt und kaum hier, aber wenn du magst, kannst du mir die betreffenden Sätze und den Inhalt des Artikels per PN schicken. Kurz- und Polizeimeldungen hab ich im Praktikum Anfang des Jahres auch gemacht und die gingen mir relativ fix von der Hand. ;)
Immer eine Handbreit Plot unter dem Federkiel haben.