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Alternativen zu Personalpronomen

Begonnen von Aircaina, 29. April 2016, 21:07:36

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Aircaina

(Ich hoffe, das ist das richtige Unterforum für diese Frage.)

Momentan fällt mir immer häufiger auf, dass mir eine Alternative zu den Personalpronomen fehlt. Grundsätzlich nutze ich die natürlich, um nicht immer wieder Namen zu wiederholen, aber in meiner Geschichte gibt es recht häufig Diskussionen zwischen mehr als drei Charakteren und da kann das teilweise ziemlich verwirrend werden, besonders, wenn die Figuren dann auch noch dasselbe Geschlecht haben. Manchmal bediene ich mich dann einfach Phrasen wie "das Mädchen" usw. aber eigentlich lese ich das sehr ungern. Es hört sich einfach nicht schön an, besonders wenn es aus der Sicht des Charakters selbst geschrieben ist, der dann plötzlich als "das Mädchen" o.ä. betitelt wird. Wenn der Gesprächspartner dann einmal nicht als "er", sondern als "der König" bezeichnet wird, geht das noch.

Irgendwie mangelt es mir wirklich an Alternativen. Vielleicht scheue ich mich aber auch zu sehr davor, die Namen einfach öfter zu benutzen. Habt ihr eine Idee, welche anderen Alternativen es gibt? Oder kann man die (vielen) Wiederholungen in so einer Situation in Kauf nehmen?

Schneerabe

Also in Diskussionen mit mehreren, vor allem gleichgeschlechtlichen Figuren, lässt es sich ja kaum vermeiden oft die Namen zu nennen denn Personalpronomen müssen immer auf den gemeint Charakter zurückzuführen sein und dieses 'sie' und 'er' kann dann auch schnell lästig werden. Natürlich kann man sich je nach dem mit einigen Synonymen behelfen, die sich auf die Person beziehen 'der König' wie du sagtest, aber da sollten es meiner Meinung nach auch nicht zu viele werden, da der Charakter dann irgendwie wie ein Fremder wirkt wenn ich statt seines Namens andauernd Dinge schreibe wie der König, der Blonde, der junge Mann usw.
Ich persönlich finde das solche 'Alternativen' distanziert wirken und vor allem für den POV-Charakter würde ich nach dem ersten Kapitel nicht mehr etwas so unpersönliches wie 'das Mädchen' verwenden auch wenn das natürlich davon abhängt wie nah dein Erzähler an der Figur bleibt...
Was mir einfallen würde, wäre dass es sich in einigen Situationen anbietet für die Charaktere die nicht Perspektivträger sind situationsabhänige Worte zu finden, sein Gegenüber, geht beispielsweise immer, sein Kontrahent oder Diskussionspartner... Vielleicht ist das nur meine verdrehte Empfindung, aber weil sich solche Äußerungen auf die Situation beziehen, finde ich sie reißen weniger aus dem Lesefluss und 'distanzieren' weniger.
"To hell or to Connacht."

Siara

#2
Im Großen und Ganzen denke ich, dass dies ein Problem ist, über das wir Autoren zu viel nachdenken. Sowohl Personalpronomen als auch Namen werden schnell überlesen und einfach hingenommen. Die Wiederholung finde ich persönlich da nicht schlimm, auch beim Lesen nicht. Es ist zumindest mir in keinem einzigen Buch (selbst wenn der Stil sonst noch so schlecht war) je als negativ aufgefallen. Allein das ist wohl schon ein Hinweis darauf, dass man an dieser Stelle tatsächlich wiederholen darf.

Die andere Möglichkeit auf der anderen Seite, Umschreibungen zu wählen (die auch Schneerabe in eingeschränkter Form vorgeschlagen hat), nervt mich persönlich sehr schnell. Einer Person eine einzige Drittbezeichnung zu geben, funktioniert gerade noch, finde ich. (z.B. Name, Pronomen, und "sein Bruder", "der König", etc.) Aber alles darüber Hinausgehende klingt gestelzt und steif. Dann wird aus einer einzigen Person innerhalb einer Seite "der Angesprochene", "der blonde Mann", "der Koch", etc. Das ist verwirrend, und es fällt auf.

Etwas anders sehe ich die Sache, wenn eine Eigenschaft besonders betont werden soll, in einem Zusammenhang, der von Belang ist. Als Beispiel: Der Protagonist fordert auf dem Schulhof seinen alten Widersacher zur Prügelei. "Er stemmte die Arme in die Hüfte. Entschlossen stellte er sich dem Größeren in den Weg." In dem Fall hebt das "Größere" die augenscheinliche Unterlegenheit des Protagonisten hervor, was ihn entweder dumm oder mutig wirken lassen kann, auf jeden Fall aber die Spannung erhöht. In diesem Fall wird die Bezeichnung nicht verwendet, schlicht um eine Wiederholung zu vermeiden, sondern sie hat eine eigene Funktion.
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Sprotte

Ich stimme Siara vollinhaltlich zu.

Er und Sie sind nicht schlimm, und falls Bezugsunsauberkeiten auftreten (bei Szenen mit Figuren des gleichen Geschlechts sehr leicht möglich), weicht man auf den Namen aus.

Umschreibungen können nicht nur schnell nerven, sie können auch verwirren. Ich habe vor Urzeiten mal eine Szene gelesen, in der ich sieben Figuren vermutete. Nein, es waren nur zwei, aber außer den Namen bekamen die Figuren jedes Mal eine andere Umschreibung. Besonders gruselig finde ich Umschreibungen wie "der Schwarzhaarige" oder "die Blauäugige", während Berufsbezeichnungen, Titel oder Ränge, solange sie eindeutig und bekannt sind, okay sind.

Was nicht geht (und was Malinche mir streng abgewöhnt hat), ist, den Perspektivträger zu umschreiben. Das schafft Distanz, denn diese Figur würde von sich nicht als "die kleine Magd" oder "der Einarmige" denken.

Shedzyala

Vor dem Problem stehe ich auch oft. Manchmal benutze ich dazu noch Ränge, also wie du schon sagst "der König" oder "die Ritterin". Auch funktioniert es, wenn der personale Erzähler dem anderen vorher eine Eigenschaft zugewiesen hat, also "der Schönling" oder aber Äußerlichkeiten "die Kleine", "die Einäugige" etc. Oder, falls verschiedene Spezies vorkommen: "der Elf", "die Orkin", "der Mensch".

Auf jeden Fall nutze ich aber stets nur eine weitere Umschreibung. "Der Troll" wird nicht wild zum König oder Ungeheuer, damit der Leser diese Bezeichnung als eine Art zweiter Name ansieht und nicht der Eindruck entsteht, es ständen drei Personen im Raum statt einer.
Wenn sie dich hängen wollen, bitte um ein Glas Wasser. Man weiß nie, was passiert, ehe sie es bringen ...
– Andrzej Sapkowski, Die Dame vom See

Tigermöhre

Zitat von: Sprotte am 29. April 2016, 21:37:18
Umschreibungen können nicht nur schnell nerven, sie können auch verwirren. Ich habe vor Urzeiten mal eine Szene gelesen, in der ich sieben Figuren vermutete. Nein, es waren nur zwei, aber außer den Namen bekamen die Figuren jedes Mal eine andere Umschreibung. Besonders gruselig finde ich Umschreibungen wie "der Schwarzhaarige" oder "die Blauäugige", während Berufsbezeichnungen, Titel oder Ränge, solange sie eindeutig und bekannt sind, okay sind.

Ja, das finde ich auch sehr nervig. Vorallem, wenn man krampfhaft versucht Wortwiederholungen zu vermeiden und dann irgendwann sehr kreativ wird. (Zwar keine Person, aber ich las mal von einem "gefiederten Schaft des Todes" :pfanne: Und das war auf der Seite nicht das einzige Synonym für Pfeil.)

Ich selber nehme den Namen und dann vielleicht noch eine Bezeichnung, wie "König", "Elf", oder sowas. Mehr stört wirklich.
Was aber gerade in Diskussionen auch entzerrend wirkt ist, die Charaktere zwischen den Texten lieber handeln zu lassen, als nur ein "sagte A" auf "sagte B" folgen zu lassen.

Aljana

ZitatUmschreibungen können nicht nur schnell nerven, sie können auch verwirren. Ich habe vor Urzeiten mal eine Szene gelesen, in der ich sieben Figuren vermutete. Nein, es waren nur zwei, aber außer den Namen bekamen die Figuren jedes Mal eine andere Umschreibung. Besonders gruselig finde ich Umschreibungen wie "der Schwarzhaarige" oder "die Blauäugige", während Berufsbezeichnungen, Titel oder Ränge, solange sie eindeutig und bekannt sind, okay sind.

Das hab ich auch gemerkt. Ich selbst hasse ja Wortwiederholungen und hab das auch zu umgehen versucht, aber im letzten Korrekturgang hab ich echt vieles einfach wieder zum Eigennamen umgeändert, weil es mich nur noch genervt hat ;) Ich denke man muss echt ne gute Mischung finden und vor allem: Es muss immer ganz klar und eindeutig sein, um wen es geht. Sonst ist der Leser schnell genervt.

Aircaina

Danke euch allen, das sind sehr hilfreiche Tipps.  :) Ich denke, ich werde mich jetzt nicht mehr so sehr um die Namen drücken und versuchen, mir weniger Gedanken um die Wortwiederholungen zu machen.
Zitat von: Tigermöhre am 29. April 2016, 22:09:25
Was aber gerade in Diskussionen auch entzerrend wirkt ist, die Charaktere zwischen den Texten lieber handeln zu lassen, als nur ein "sagte A" auf "sagte B" folgen zu lassen.
Das stimmt. Meistens gehe ich auch stark darauf ein, dass die Charaktere sich nicht nur stumpf gegenüber stehen und einen Satz nach dem anderen um die Ohren hauen. Sonst wirkt das irgendwie alles so steril.

Ich tue mich im Allgemeinen etwas schwer mit Gesprächen. Ihnen Leben einzuhauchen ist doch ziemlich schwierig. Da hilft es schon sehr, wenn ich mir zumindest nicht mehr so viele Gedanken über Wiederholungen mache.
Dann werde ich jetzt wohl einige Kapitel dahingehend überarbeiten.

Sprotte

Meiner Meinung nach die Großmeisterin der Dialoge (und mein nicht-heimliches Vorbild): Georgette Heyer. Sie schrieb Romantik im Setting der Regency-Epoche, und ich liebe den Wortwitz und das zwischen den Zeilen in ihren Dialogen.

Cailyn

Ich finde viele "er" und "sie" auch nicht schlimm. Das überlegt man sich als Leser gar nicht und es fällt wohl eher dem Schreibenden auf.
Wenn du aus eigenem Geschmack heraus nach Abwechslung dürstet, kannst du ja auch andere Bezeichnungen finden. Bei Personen, die dem POV nahe stehen, könntest du Kosenamen erstellen; bei sehr unwichtigen Leuten, anstatt den Namen auch mal ein Attribut wählen wie "Lockenkopf", "Bleichgesicht" oder "Sommersprosse".

Patricia

#10
Die Leser stören sich im allgemeinen weder am mehrfachen Gebrauch von Namen noch Pronomen, vor allem, wenn man beide Varianten miteinander abwechselt. Wenn du trotzdem nach einer weiteren Variante suchst, kommt es darauf an, wie dein POV zu den anderen Charakteren steht und diese in Gedanken nennt. Der Bruder des Königs würde diesen z.B. in der Regel nicht als den "König" bezeichnen, sondern von ihm als "seinem Bruder" sprechen etc. Aber man sollte mit solchen Bezeichnungen generell eher sparsam umgehen, sonst verwirrt es eher als dass es den Lesefluss fördert.

Lies den Text am besten laut, dann merkst du schnell, wo er hakt oder seltsam klingt.

Aircaina

Ich habe eure Tipps jetzt einmal bei einem dieser unübersichtlichen Gespräche angewandt und siehe da: Es klingt vollkommen in Ordnung. Auch das laute Vorlesen hat super geklappt. Jetzt mache ich mir um die Gruppendiskussionen nicht mehr so viel Sorgen.
Dankeschön  :vibes:

Patricia

Freut mich. Dann weiter viel Erfolg!  :)

Vic

#13
Erfahrungsgemäß stört einen der häufige Gebrauch von Namen als Autor viel mehr als als Leser. Will sagen, ich habe mir darüber auch ewig lange einen Riesenkopf gemacht und nach Alternativen gesucht oder seltsame Satzkonstruktionen gebastelt nur um zu vermeiden den Namen nochmal zu sagen.
Aber dann habe ich mal darauf geachtet wie das in Büchern gemacht wird. Und Überraschung - die Mehrzahl aller Autoren macht es tatsächlich so, dass sie die Namen ständig wiederholen. Und mich als Leser hat das auch nie gestört. Ich LIEBE die Harry Potter Bücher und da kommt es durchaus vor, dass die Namen Harry, Ron und Hermione in einem Absatz zehn Mal fallen. Stört aber gar nicht.
Es stört als Leser VIEL mehr wenn plötzlich seltsame Umschreibungen oder Satzverrenkungen gemacht werden.
Das SCHLIMMSTE (wirklich, das ist das ALLERSCHLIMMSTE) ever ist, wenn Fanfic-Autoren ständig "Der Blonde", "Die Blauäugige", "Der Immobilienberater", "Die Fußballerin" etc benutzen.  :nöö:  Das ist eine ganz furchtbare Unart und man sollte tunlichst davon absehen.
Was noch geht, sind oben erwähnt Alternativen die von der Beziehung des Erzählers zu den Charakteren abhängt. "Sein Bruder/Vater", "Ihr Freund", wegen mir auch noch sowas wie "ihr Lehrmeister" oder so. Aber alles andere geht wirklich gar nicht.