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Phantastische Kreaturen

Begonnen von Mithras, 16. Mai 2015, 20:55:05

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Sascha

Zitat von: Mithras am 28. Mai 2015, 19:30:35
Die Drachen-Doku kenne ich. Vierbeinige, geflügelte Drachen sind biologisch dennoch kaum erklärbar, nicht umsonst gehören Reptilien zu den Tetrapoden.
Hab mir das Ding inzwischen mal auf der Tube wieder reingezogen. Natürlich ist einiger Unsinn dabei. Und die Sache mit vier Beinen PLUS Flügel sprechen sie auch nur als ungewöhnlich an, ohne irgendeine pseudowissenschaftliche Erklärung auch nur zu versuchen. Da wissen sie wohl selbst, daß das (bei uns) nicht geht. Aber witzig fand ich die Idee trotzdem, mal so zu tun, als hätte es die Biester tatsächlich gegeben.

Moni

In dem Zusammenhang empfehle ich das Making of zum zweiten Hobbitfilm, da wird sehr schön auf den Entstehungsprozess von Smaug eingegangen und auch die Problematik vier oder zwei Beine, sowie Flügel angesprochen.  :)
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
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Dämmerungshexe

OT:

Zitat von: Sascha am 29. Mai 2015, 10:32:57
Und die Sache mit vier Beinen PLUS Flügel sprechen sie auch nur als ungewöhnlich an, ohne irgendeine pseudowissenschaftliche Erklärung auch nur zu versuchen.

Ich hab das Gefühl, das ist in letzter Zeit bei vielen Dokus das Problem, selbst bei solchen, die auf "ernstzunehmenden" Sendern laufen. Bei einer Doku über Wale neulich wurde glaube ich dreimal gesagt, dass Pottwale tiefer tauchen als alle anderen Wale und ich hab innerlich die ganze Zeit geschrieen "Wie tief denn nun?!" - bei vielen fehlen mir einfach Details, Hintergrundinfos, schlüssige Erklärungen. Ist ja toll, dass ihr wunderschöne Aufnahmenen in HD und Zeitlupe habt - aber ich würde gerne noch ein paar richtige Informationen dazu bekommen ...

So, OT aus.

Und in Ergänzung dazu: wer sich viele Dokus anschaut, gerade über die Tiefsee und Meereslebewesen allgemein, wird sich häufig fragen "Wozu Alliens und Fantasy-Wesen - gibts doch wirklich alles schon"
Da kann man sich unheimlich viele Anregungen holen und wie gesagt kann Hintergrundwissen und Verständnis für Evolution und Anpassung nur vom Vorteil sein, wenn man seine eigene Welt bevölkern will.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

canis lupus niger

#18
Zitat von: Mithras am 28. Mai 2015, 19:30:35

Die Drachen-Doku kenne ich. Vierbeinige, geflügelte Drachen sind biologisch dennoch kaum erklärbar, nicht umsonst gehören Reptilien zu den Tetrapoden.


Bei Anne McCaffrey gibt es vierbeinige Drachen, weil ihre Geschichten auf einem kolonisierten Planeten (Pern) spielen, auf dem viele sechsgliedrige Lebewesen vorkommen. Die "Drachen" wurden gentechnisch aus den ursprünglichen, kleinen Feuerechsen entwickelt. Dieses Detail haben die Siedler 2500 Jahre später allerdings vergessen und finden es erst im Lauf der Reihe wieder heraus. Wenn der Hintergrund die Charakteristika der Lebewesen derartig erklärt, dann kann man auch in der Realität unwahrscheinliche oder eben fantastische Geschöpfe erfinden.

Die Lebewesen müssen im Rahmen der Prämissen unserer Fantasiewelten realistisch sein, nicht in unserer Realität. 

DoroMara

Sehr spannender Thread.

Ich wage es einmal, von den Drachen und der Naturwissenschaft wegzugehen:
Bei meinem letzten Urban Fantasy bin ich auf die Idee gekommen, nur noch die Fabelwesen zu benützen, die an diesem Ort schon in Sagen und Legenden genannt werden.
Frei nach: Früher hatten die Menschen hier "geglaubt", dass es Zwerge, Erdmännchen und einen "leuchtenden Hirsch" gab und sich Geschichten über diese Wesen erzählt. Also kann ich sie auch in meinem Roman verwenden. Das setzt natürlich voraus, dass man seine Geschichte an einem real existierenden Ort ansiedelt und dann etwas recherchieren muss. Ich war jedoch erstaunt, wie viele "Fantasy"-Wesen in unserer Sagenwelt existieren.

canis lupus niger

#20
Deshalb habe ich in eins meiner Manuskripte den Wassermann (Nöck) eingebaut, DoroMara. Unsere einheimische Sagenwelt ist so vielfältig, da findet man unheimlich viele schöne Anregungen für Fantasy.  :vibes:
Auch Andrzej Sapkowski hat sich für seine Hexer-Reihe in der heimischen Sagen- und Mythenwelt bedient.

Nicht zuletzt hatte ja auch Treogen zum Beispiel eine Ausschreibung für Irrlichter-Kurzgeschichten.

PinkPuma

Zitat von: KadeiusWie kommt ihr auf neue Ideen? Versucht ihr, die sofort umzusetzen? Bzw. gibt es Ideen von Euch, die ihr noch nicht umgesetzt habt? Würde mich interessieren.  :)
Neue Ideen - im Sinne von neuen Spezies - tauchen bei mir meistens dann auf, wenn ich das Gefühl habe, sie aus irgendeinem Grund für die Geschichte zu brauchen. Manchmal muss es eine dunkle Kreatur mit besonders tödlichem Gift sein, mal ein geheimnisvolles Ei, aus dem irgendein Wesen schlüpft... so in der Art... Ich habe selten direkt eine neue Spezies vor Augen, hatte noch nie den Fall, dass ich dachte "Mensch, über diese Wesen musst du mal schreiben". Stattdessen habe ich i.d.R. das gängige Figurenarsenal (Menschen, Elfen usw) und gebe denen dann im Laufe der Erzählung noch ein, zwei selbsterschaffene Spezies als Nachbarn.
Wenn ich dann das Gefühl habe, irgendeine Spezies erschaffen zu müssen, überlege ich zunächst, was sie können muss, welche Funktion sie in der Geschichte haben soll. Und anhand dessen formt sich meistens schon ein vages Bild in meinem Kopf. Dann verfluche ich mich jedes Mal, dass ich nicht zeichnen kann, sondern alles stichwortartig notieren muss.

Das Schwierigste finde ich bei neuen Spezies eigentlich die Namensgebung. Es sollte ein Artenname sein, der im Kopf bleibt, damit bei der Nennung im Text für den Leser sofort klar ist "aah, Spezies, nicht Vorname". Außerdem sollte der Name vom Klang her ja auch zu den übrigen Wesen bzw. zur gesamten Welt passen. Wenn ich ein eher orientalisch angehauchtes Setting habe, kann ich meine neue Spezies ja schlecht mit einem nordisch klingenden Namen belegen.
Daher würde mich interessieren: Wie kommt ihr auf die Namen für eure Spezies?
Ich orientiere mich oft an bereits bestehenden Bezeichnungen aus bestimmten Sprachkreisen. So wurden beispielsweise aus dem isländischen "eitraður" (giftig) und "villidýr" (Bestie) meine "Eitrið Vilidýr".

DoroMara

@canis lupus niger : Dann schaue ich mal nach, wer dieser Nöck denn so ist.

canis lupus niger

Das ist ein Name für den Wassermann.  ;D

funkelsinlas

Also ich muss sagen, von den ganz klassischen Fabelwesen lass ich die Finger. Ich kaufe solche Bücher nämlich schon gar nicht mehr. Sie sind meistens ein Abklatsch des Bekannten oder man stört sich an erzwungener Andersartigkeit. Damit geht einem bisweilen etwas durch die Lappen, dass stimmt, aber wenn ich schon lese: Elb/Elf... Zwerg... Drache...Quest... kleiner Bauernjunger o.ä. wird Held, rollen sich mir die Fußnägel hoch. Da fehlt der Funke Individualität! Das heißt nicht erfinden des erfinden willens sondern einfach etwas abseits der Klischees denken.

Adiga

Ich lass an einer Stelle einen der protagonisten auf einem Carascrihmon reiten (rotes Sanddreihorn). Über das Getier erfährt man an jener Stelle, dass es so gut wie nie etwas frisst. Es bezieht seine Energie für Wachstum und Fortbewegung hauptsächlich aus dem heißen Tageslicht welches in jener Wüste (seinem Haupteinsatzgebiet) allgegenwärtig ist.

Bei schlechten Lichtverhältnissen ist es darum weniger Leistungsfähig, es kann aber Energie speichern, dass es die Nächte und gelegentliche Sandstürme gut übersteht , natürlich kann es schneller rennen umso heißer es wird (dieses Vieh hat eben eine recht hohe Betriebstemperatur)

Detail am Rande: wenn man sich als Normalsterblicher auf seinen Rücken setzen möchte ist es recht ratsam eine gute Dämmung unterm Hintern zu haben, um sich nicht an seiner heißen Haut zu verbrennen.

Außerdem ist es kein natürliches Geschöpf, es wurde in einem speziellen Labor entwickelt.

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Eine Fischart namens Celura hab ich dann auch noch irgendwo. Werden diese Fische gefangen und bleiben sie in einem ganzen Stück verwesen sie nicht. Sie sind darum beliebig lange lagerbar. Erst wenn man sie anschneidet oder anbeißt werden sie darum auch vertaulich. Es ist also nicht gerade ratsam kleinere Exemplare im Ganzen zu schlucken. Sie schmecken auch nicht besonders, und werden darum eigentlich nur in recht unterentwickelten Zivilisation die noch keine Kühltechnologie haben als Speisefisch gehandelt.

Ihr Vorkommen ist auf eine spezielle Meeresregion beschränkt, welche nur mit hochseetüchtigen Schiffen erreicht werden kann.

die meisten infos über diese Fische bleiben aber unerwähnt...


irgendwo hab ich noch einen weißen Höhlenfrosch (bisher namenlos), der nie das Tageslicht sieht. In einer bestimmten Höhle tropfte aber eine zeitlang eine Wasserähnliche Flüssigkeit von der Höhlendecke - manche der kleinen Frösche die von den Tropfen zuviel abbekommen hatten, durchliefen daraufhin eine Metamorphose... Sie wurden zu Kreaturen mit einem Endoskelellt und Krallen, doch waren sie meistenteils nach der Verwandlung verkrüppelt und kaum bewegungsfähig...

ein Adeliger, der ziemlich wissbegierig war, entdeckte jene merkwürdigen Höhlenfrösche und stellte mit ihnen und der wasserähnlichen Flüssigkeit zahlreiche Versuche an. Er studierte die chemische Zusammensetzung der Flüssigkeit . Es nahm kein gutes Ende.

40 Jahre später war das gesamte Grundwasser mit einer Abwandlung der ursprünglichen Subtanz versetzt. Die meisten Bewohner und so gut wie alles tierische Leben ging durch die unsauberen Methmorphosen zu Grunde. Ein Landstrich dreimal so groß wie Deutschland wurde zu einem Ebene 11 Sperrgebiet eine große riesige Einöde (Gamien Lad), und nach 40 Jahren Entgiftung und künstlicher Austrockung weiter Teile war es nur in wenigen Siedlungen gelungen zu einen geregelten Leben zurückzukehren.









Elona

Hallöchen,

was ein interessantes Thema. Schade, dass es so unterging.

Wenn ich Leser bin, kann ich sehr viel akzeptieren, solange ich das Gefühl habe, dass es stimmig ist. Anders sieht es aus, wenn ich selbst schreibe, Frage dazu aber am Ende.

Zum Thema mit den Drachen und dem Fliegen muss ich an Hummeln denken. Würde mich ja jetzt aber interessieren, was ein Biologe dazu sagt.  ;)

Ich bin auch der Meinung, dass man unsere uns bekannten Gesetze nicht unbedingt immer anwenden kann. Im Prinzip gibt es so viele unterschiedliche Möglichkeiten/Variationen (die es bei uns ebenfalls gegeben hatte, die aber aufgrund der natürlichen Selektion rausgefallen sind), die sich in anderen Welten unter anderen Bedingungen durchgesetzt haben könnten. In meinen Augen kann man deshalb keine generalisierten Aussagen dazu treffen, was im Bereich des Möglichen liegt oder eben nicht.
Und am Rande bemerkt, gibt es auch in unserer Welt Absurditäten.
Außerdem, wenn man die Möglichkeiten einführt, dass tatsächlich ein Gott inkarniert oder Wesen durch den Glauben erschaffen werden, dann kann es auch ganze Arten geben, die nicht realistisch sind. (Allgemeine Aussage, da es sicherlich nicht in dein Setting passt.)
Vom Prinzip ist es dasselbe: Du setzt die dir bekannten, allgemeingültigen Gesetze außer Kraft, um eine Geschichte erzählen zu können. In meinen Augen ist zwischen einen rumfliegenden Drachen und den anderen Wesen nicht viel Unterschied, denn sie liegen beide außerhalb des für uns momentan realistischen. Oder nicht? 

In dem Fall stimme ich canis lupus niger vollkommen zu:
Zitat von:  canis lupus nigerDie Lebewesen müssen im Rahmen der Prämissen unserer Fantasiewelten realistisch sein, nicht in unserer Realität. 


Bei der Erschaffung von Wesen, mache ich es ähnlich wie PinkPuma, wenn sie für die Geschichte gebraucht werden, denke ich sie mir aus (oder sie springen mich schon an).

Zitat von: PinkPumaUnd anhand dessen formt sich meistens schon ein vages Bild in meinem Kopf. Dann verfluche ich mich jedes Mal, dass ich nicht zeichnen kann, sondern alles stichwortartig notieren muss. 
Nur so am Rande eine Idee, such dir eine passende Vorlage, paus die ab und verändere sie, damit du eine Skizze bekommst. Hin und wieder mache ich das auch. Bei mir ist es aber eher Faulheit, denn eigentlich zeichne ich gerne. In dem Augenblick ist das aber nicht mein Ziel.

Zitat von: PinkPumaDaher würde mich interessieren: Wie kommt ihr auf die Namen für eure Spezies?
Ich mache das ebenfalls wie du und bastele mir etwas aus unterschiedlichen Sprachen zusammen. Alternativ könnte man auch etwas aus dem lateinischen Namen ableiten/umschreiben. Ich finde die eignen sich zum Teil hervorragend dafür. :D

So meine Fragen:
Was ich mich jedoch dem Letzt gefragt habe, als ich auf unsere bekannte Flora und Fauna zurückgegriffen habe: Ist es nicht irgendwie doof, wenn in einer Fantasywelt ein Rotkehlchen vorkommt? Wäre es dann nicht besser eine Art zu erschaffen? Wie seht ihr das? 

Liebe Grüße
Aurora

Dämmerungshexe

Ich finde die Frage mit dem Rotkelchen kann man auch auf Elfen, Zwerge, Drachen, Orks usw. beziehen: wenn es darum geht ein schnelles Bild in den Köpfen der Leser entstehen zu lassen mit dessen Hilfe ich meine Geschichte erzählen kann, ist es für mich vollkommen legitim Bekanntes zu nutzen. Wenn ich hingegen die Eigenständigkeit meiner selbst erschaffenen Welt darstellen möchte, ist es sinnvoller auch in so einem Fall etwas Neues zu erschaffen - es bedarf dann halt für den Leser eine entsprechende Erklärung.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

FeeamPC

Was fliegende Drachen angeht- letzten Endes kann alles fliegen, wenn die Bedingungen stimmen. Entweder sind die Drachen sehr leicht gebaut, oder nicht ganz so riesig, die Luftdichte kann größer sein, die Sauerstoffversorgung besser (Es gab auch mal 1-Meter-Libellen, als die Erde etwas mehr Sauerstoff zu bieten hatte),  die Drachen könnten Heliumblasen in ihrem Körper haben, die ihnen Auftrieb geben, oder was auch immer.

Saphirenkind

Zitat von: funkelsinlas am 24. August 2015, 17:21:57
Also ich muss sagen, von den ganz klassischen Fabelwesen lass ich die Finger. Ich kaufe solche Bücher nämlich schon gar nicht mehr. Sie sind meistens ein Abklatsch des Bekannten oder man stört sich an erzwungener Andersartigkeit. Damit geht einem bisweilen etwas durch die Lappen, dass stimmt, aber wenn ich schon lese: Elb/Elf... Zwerg... Drache...Quest... kleiner Bauernjunger o.ä. wird Held, rollen sich mir die Fußnägel hoch. Da fehlt der Funke Individualität! Das heißt nicht erfinden des erfinden willens sondern einfach etwas abseits der Klischees denken.
Ich muss funkelsinlas Recht geben, die klassischen Fabelwesen sind ziemlich ausgelutscht und an die Genialität von J.R.R. Tolkien kommt man eh nicht heran. Trotzdem habe ich mich dazu verleiten lassen, einen Zwerg in meine Trilogie aufzunehmen :rofl: Ganz einfach nur aus dem Grund, weil mir der Charakter beim Schreiben so viel Spaß macht.  Abgesehen davon ist es der letzte Zwerg, den es in meinem Buch noch gibt, also demnach auch ein Unikat. Ich halte generell nicht so viel davon, immer nur danach zu schreiben, was auch gekauft & dann gelesen wird. In erster Linie muss mir das Schreiben an der Geschichte Spaß machen. In sofern... schreibt, was euch Spaß macht!