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Tulpa

Begonnen von Luna, 23. April 2013, 12:17:00

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Luna

Ich war in letzter Zeit recht Still – und im Allgemeinen gehöre ich auch nicht zu denen, die hier Themen starten ... hat alles seine Gründe, die ich hier nicht ausbreiten möchte. Viel mehr möchte ich zum Thema kommen:

Und zwar Tulpa

Am besten erst einmal eine kurze Erklärung, um was es sich dabei handelt (Auszug Wikipedia)
ZitatDer Begriff Tulpa bezeichnet in der Tibetischen Mythologie eine Manifestation von Gedanken, die durch reine Willenskraft entsteht.
und nun der Grund, warum ich das ganze so faszinierend finde, dass ich hier tatsächlich mal ein Thema starte.

Als ich vor einiger Zeit darüber gestolpert bin, fand ich diese Idee, dieses Konzept äußerst faszinierend: Die oben so blatant geschilderte ,,Manifestation von Gedanken" soll soweit gehen können, dass man sich mit genügend Training und Willenskraft etwas erschaffen kann, dass wie ein zweites Bewusstsein im eigenen Kopf existiert. Also ein Wesen, mit dem man reden kann.
Mit genügend Training soll es sogar so weit gehen, dass man dieses sehen und sogar fühlen kann – und Grenzen setzt da nur die eigene Phantasie. Natürlich ist es nichts, was von jetzt auf gleich möglich ist, sondern viele Monate Zeit benötigt ...

Aber was hat das ganze nun mit dem Tintenzirkel zu tun? Warum hier posten?
Mein Interesse ist zweierlei ... zum einen kann man das ganze super als Plot-element nutzen, gerade auch im Fantasy-Bereich.
Zum anderen jedoch würde es etwas erklären, was der ein oder andere von uns schon einmal erlebt hat: Beim Schreiben verhalten sich die Charaktere anders als gedacht, anders als geplant ...
Ich ziehe nun parallelen zu den wenigen Teilen, die ich über Tulpa gelesen habe: Im aller ersten Schritt soll man die Eigenschaften möglichst genau definieren und zuweisen ... alle die, die Charaktere haben, sollten diesen Schritt zu einem gewissen Teil durchgeführt haben.
Was also, wenn man unbewusst angefangen hat, sich mit der Charaktererschaffung auch zum Teil einen Tulpa erschaffen hat? Würde es nicht auch erklären, warum man seine Charaktere nicht töten kann?
Würde dieses Konzept nicht sogar vielleicht auch bei der Erschaffung eines Romans helfen? Dialoge spannender, realer gestalten? Ich denke schon ... Aber ...

Zu den möglichen Nachteilen ... Wenn man das ganze anders betrachtet und auch mit einbezieht, dass Tulpa auch die Kontrolle über den Körper übernehmen können ... so würde man auf diese Art und Weise eine gespaltene Persönlichkeit forcieren.
Krimis mit psychopatischen Massenmördern könnten so schnell real werden ...

Alles in allem ist es ein sehr interessantes psychologisches Konzept. Eines, das eigentlich nur darauf wartet von Autoren ausgenutzt zu werden, um spannende, anspruchsvolle Geschichten zu schreiben.
Wieviel ihr davon für bare Münze nehmen könnt ... oder wollt ... lasse ich jeden von euch selbst entscheiden.

Viele Grüße
AF

Szazira

Spontan fallen mir da "Fight club" und "Psycho" ein, beides Filme in denen es im Endeffekt um zwei Persönlichkeiten in einem Körper ging.

Das diese Art der Imaginationskraft einen speziellen Namen hat, wusste ich nicht. Hört sich an, wie die unsichtbaren Freunde von manchen Kindern. Erwachsene lassen diese Art der Imagination meist nicht zu, weil es aus rationaler Sicht irrational ist und schnell mit einer psychischen Krankheit verbunden wird. Autoren machen oft ähnliches, wenn sie mit ihren Figuren reden. Sie erschaffen sie in ihrem Geist und für sie sind sie "real". Ich erinnere nur an den Satz "Meine Figur hat mir gesagt, dass ..."  ;D

In anderen Kulturen ist es ein geistiger Führer, der mit einer ähnlichen Technik "gerufen" wird und mit dem man sich dann in Bezug auf ein Thema unterhält oder der dem Rufenden Dinge zeigt, die er vielleicht nicht genug beachtet hat. Geistige Führer werden auch in der Traumatherapie von Psychologen eingesetzt, als Hilfestellung um denjenigen, der in einer bestimmten traumatischen Situation festklebt lösen zu können.

Eine Psychologin meinte zu mir, solange man sich dessen bewusst ist, dass man diese Figur selbst erschaffen hat und man sich dessen bewusst ist, dass sie nur im eigenen Geist existiert, ist das auch keine krankhafte Neigung. Ob Schizophrenie die korrekte krankhafte Variante ist, weiß ich nicht, doch auch hier wird eine zweite Persönlichkeit erschaffen, um die Originalpersönlichkeit vor Schaden zu bewahren.  Ich finde den Ansatz vom psychologischen Standpunkt her sehr interessant.

Es gibt sicherlich einige Horrorfilme, die dieses Element aufgreifen, auch wenn sie den tibetischen Begriff nicht gebrauchen.

Lovagh

Den Namen für das Phänomen habe ich nicht (mehr) gewusst.
Ein Bekannter ließt viele Sachbücher über alternative Wissenschaften. Von ihm habe ich auch über dieses Thema gehört und mache mir seitdem weitere Gedanken darüber.
Dabei beziehe ich unter anderem auch physikalische Aspekte mit ein, die teils ein wenig SciFi-mäßig wirken.
In meinem Projekt ist Magie grundsätzlich durch diese Gedankenkraft möglich.

Theoretisch müsste die Kraft stärker werden, je mehr denkfähige Wesen diesen Gedanken nähren. Diese Vorstellung ist doch wahnsinnig interessant, vor allem wenn man sich in Erinnerung ruft, dass häufig die Angst vor etwas, diese Angst wahr werden lässt --> z. B. Finanzkrisen

Zurvan

Ich beschäftige mich ebenfalls schon länger mit diesem oder ähnlichen Phänomenen und nutze sie auch durchaus ab und zu in Geschichten.

Das es allerdings Tulpa heißt, wusste ich nicht. Wieder was dazu gelernt.

Wer weiß, vielleicht kann man sogar Besessene als Menschen mit ausgeprägtem Tulpa bezeichnen.  :hmmm:

Sunflower

Zitat von: Szazira am 23. April 2013, 13:55:37
Spontan fallen mir da "Fight club" und "Psycho" ein, beides Filme in denen es im Endeffekt um zwei Persönlichkeiten in einem Körper ging.

:wolke: Fight Club! [/OT off]

Das ist wirklich eine interessante Entdeckung. Und auch ein wenig beängstigend, wenn man es genau überlegt. Ich merke beim Schreiben immer wieder, dass meine Figuren mitunter (zumindest für mich) sehr real wirken. Ich glaube auch, es geht nicht nur mir so, dass sich Figuren immer wieder gegen den Plot stemmen und da dann einfach nicht mehr mitspielen.

Auf jeden Fall wusste ich nicht, dass es dafür sogar einen Begriff gibt. Ich denke, das kann man sogar in die Plots miteinbeziehen. Ich liebe es, meine Protas ein wenig "wahnsinnig" zu machen, psychisch labil zum Beispiel. Mein letztes Projekt sollte auch beinahe von einem Menschen mit Multipler Persönlichkeitsstörung handeln. Tulpa ist da ein guter neuer Denkansatz!
"Stories are, in one way or another, mirrors. We use them to explain to ourselves how the world works or how it doesn't work. Like mirrors, stories prepare us for the day to come. They distract us from the things in darkness."
- Neil Gaiman, Smoke and Mirrors

Luna

Das ganze war jetzt nicht gedacht, um Angst zu schüren ... Soweit ich das ganze verstanden habe, baut man meist auch eine Beziehung auf - und es entsteht gegenseitiges Vertrauen - wenn man es denn soweit führt.
Genauso habe ich auch mitbekommen, dass es sich dabei nicht auf einen Tulpa beschränken muss, sondern dass man sogar mehrere haben kann ...

Das Modell erlaubt sehr viel. Zum Beispiel kann man wohl (das ganze bräuchte zugegebenermaßen mehr Recherche) sich und seinem Tulpa auch ein geistiges "Wunderland" bauen ... also eine eigene Welt, in die man sich zurückziehen kann - alles äußerst faszinierend.

Daher kam mir die Idee das ganze entweder als Plotelement oder sogar zum Plotten zu benutzen (gibt im englischsprachigen Raum anscheinend auch Communities zu ...)

Amberle

Das klingt auf jedenfall spannend. Auch die Sache mit den sehen des Tulpas. Ich habe zwei Figuren, bei denen ich gelegentlich eine Ahnung habe, wo sie sich im Raum befinden, wenn ich mit ihnen sprechen. Sehen kann ich sie aber nicht wirklich. Ich bin aber auch nicht besonders gut in Visualisierung.

Ein weitere Punkt der mir bei Tulpas wichtig erscheint, sind die Namen. Ein Name beeinflusst eine Person oder Figur sehr stark, es sollte also eigentlich möglich sein, bei der Erschaffung eines Tupas den Namen nach den gewünschten Eigenschaften auszuwählen. Tatsächlich habe ich festgestellt, dass meine beiden Vornamen bisweilen ähnlich wie meine Figuren miteinander reden. Allerdingst passiert das nur sehr selten, da dafür beide Namen im gleichen Maß präsent sein müssen, was erstaunlich selten passiert.

Der dritte Punkt über den ich mir Gedanken mache ist, ob man dem Tulpa tatsächlich Eigenschaften zuordnen muss, oder ob er das auch selbst kann. Wir kenne es ja, wenn eine Figur plötzlich überraschende Eigenschaften zeigt, aber mir ist es auch schon passiert, dass vollständige Figuren einfach während des Schreibens aufgetaucht sind. Noch dazu habe beide kurz darauf eigene Perspektiven übernommen und haben besser funktioniert als viele geplante Figuren. Man sollte sich also möglicherweise fragen, wieweit man eigentlich bewusst auf die Erschaffung eines Tulpas Einfluss hat und wie viel das Unterbewusstsein oder was auch immer macht.

Ich selbst stecke bei Gesprächen mit meinen Figuren aber immer noch in der Phase, in der ich mir oft nicht sicher bin, wer von uns nun was gesagt hat.

Ob man wohl ein voll ausgebauten Tulpa als Betaleser einsetzen könnte? :hmmm:
Auf jeden fall ist das Thema hoch interessant.

Sunflower

@AngelFilia: So war das gar nicht gemeint. Ich finde dieses Tulpa sehr spannend und man könnte damit prima Psycho-Geschichten schreiben ;D
"Stories are, in one way or another, mirrors. We use them to explain to ourselves how the world works or how it doesn't work. Like mirrors, stories prepare us for the day to come. They distract us from the things in darkness."
- Neil Gaiman, Smoke and Mirrors

Adam_Charvelll

#8
Zitat von: AngelFilia am 23. April 2013, 17:38:59
Das ganze war jetzt nicht gedacht, um Angst zu schüren ...

Ich denke aber doch, dass man mit solchen Selbstmanipulationen durchaus vorsichtig sein sollte. Ich glaube sehr wohl, dass man so eine innere Manifestation des (Unter-)Bewusstseins erschaffen und vor allem festigen kann. Aber das geht wohl nur dann gut, wenn man selbst sehr ausgeglichen ist und über eine innere Ruhe verfügt. Ich wage fast zu behaupten, dass das in unserer materiellen zeit- und geldbestimmten Gesellschaft gar nicht gut gehen kann, da immer wieder Existenzängste und Depressionen auftreten, die diesen Tulpa dann negativ beeinflussen würden, woraufhin dieser dann selbst negativ auf den "Wirten" einwirkt. Und so weiter.

Und wenn man es unter diesem negativen Aspekt betrachtet, kann das also durchaus schief gehen, weshalb ich die bisherigen Nennungen von Fight Club, etc. gar nicht so unwichtig finde. Das sind ja auch keine realitätsfernen Handlungen. Neurosen, Isolation und selbstzerstörerische Tendenzen können schneller auftreten, als man sie zu kontrollieren glaubt.

Wenn man wirklich frei von Allerweltssorgen ist, finde ich dieses Konzept jedoch sehr schön :) Mit Meditation und genügend Selbstreflexion sollte das durchaus ohne Risiken zu erreichen sein und ich denke, dass Tulpa dann auch wirklich nützlich sein können!
Für mich wäre es allerdings keine Option. Da bleibe ich lieber bei meinen "oberflächigen" Charakteren. Und ganz ehrlich: Seht euch eure Figuren mal an: Sind nicht alle kleine Tulpa, kleine Projektionen eures Bewusstseins, eures Charakters? Da ist es oft gar nicht nötig, noch detailliertere Abbildungen zu erzwingen. Und wenn ihr es selbst nicht erkennt, fragt mal eure Freunde :)

Amberle

Zitat von: Adam_Charvelll am 23. April 2013, 19:23:48
Seht euch eure Figuren mal an: Sind nicht alle kleine Tulpa, kleine Projektionen eures Bewusstseins, eures Charakters? Da ist es oft gar nicht nötig, noch detailliertere Abbildungen zu erzwingen. Und wenn ihr es selbst nicht erkennt, fragt mal eure Freunde :)

Es sind eigentlich schon Tulpa, wie ich finde. Nur eben Tulpa auf einer anderen Entwicklungsstufe. Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass es Tulpa in verschiedenen Stufen der ... Eigenständigkeit gibt. Unsere Figuren sind einfach noch auf einer niedrigeren Stufe als der oben beschrieben Tulpa.

Und obwohl die Erschaffung eines Tulpas durchaus gefährlich sein könnte, glaube ich nicht, dass es ausschließlich schlecht enden wenn man nicht absolut harmonisch ist. Ich vermute das ein Tulpa unter umständen auch gut zur Selbstreflektion geeignet sein könnte, weil man (fast) nichts vor ihm verstecken könnte. 

FeeamPC

Interessanterweise benutzt Kim Harrison in ihren Fantasy-Romanen diesen Begriff für ein geistiges Konstrukt, mit dem ihre Protas Energie sammeln und bündeln können.

Melenis

Ich muss gestehen, dass ich das nicht kenne - dass meine Figuren mit mir sprechen. Nicht mal ansatzweise. Sie widersprechen mir nicht und machen immer brav das, was sie sollen. Wenn ich glaube, dass einer meiner Figuren z.B. einen neuen Namen braucht, machen die das nicht so: "Hey Autor, Cassian gefällt mir nicht. Ich will lieber Luschi heißen", sondern diese Entscheidung treffe dann ich. Wenn eine Figur eine größere Rolle in meinem Plot bekommt, dann nicht, weil sie das so will, sondern weil ich das so möchte.
Ehrlich gesagt kann ich mir gar nicht vorstellen, wie das anders gehen soll... ???

Aber die Tulpa-Idee gefällt mir. Mal ganz abgesehen davon, dass mir dieser Effekt selber gänzlich unbekannt ist. Werde ich für zukünftige Projekte sicherlich im Hinterkopf behalten  ;)

Grüßle :winke:

Mondfräulein

Zitat von: Melenis am 23. April 2013, 23:10:22
Ich muss gestehen, dass ich das nicht kenne - dass meine Figuren mit mir sprechen. Nicht mal ansatzweise. Sie widersprechen mir nicht und machen immer brav das, was sie sollen. Wenn ich glaube, dass einer meiner Figuren z.B. einen neuen Namen braucht, machen die das nicht so: "Hey Autor, Cassian gefällt mir nicht. Ich will lieber Luschi heißen", sondern diese Entscheidung treffe dann ich. Wenn eine Figur eine größere Rolle in meinem Plot bekommt, dann nicht, weil sie das so will, sondern weil ich das so möchte.
Ehrlich gesagt kann ich mir gar nicht vorstellen, wie das anders gehen soll... ???

Oh, meine sind da ganz eigen. Ich kann sie nicht schreiben, wenn sie nicht mit mir sprechen, überhaupt nicht. Ich habe von ihnen ein konkretes Bild im Kopf und das geht dann soweit, dass ich mir neue Eigenschaften selten ausdenken muss, wenn ich beispielsweise nie darüber nachgedacht habe, was für Schuhe sie gerne tragen und das auf einmal relevant wird. Es kommt einfach. Sie sagen es mir. Ich weiß, wie sie ticken und muss nicht überlegen, wie sie reagieren würden. Das ist enorm hilfreich. Meistens weiß ich auch, wie ich sie zu was bekomme und ich glaube, das macht authentische Charaktere aus.

Das mit den Tulpa finde ich extrem spannend. Meine Charaktere entspringen auch mir selbst und denken dann doch ganz anders als ich. Vielleicht sollte ich ja mal versuchen, das zu nutzen, wenn ich einen kreativen Lösungsweg brauche und einfach mal drüber nachdenke, was meine Schatzis da tun würden...

HauntingWitch

Darauf bin ich auch schon gestossen und finde es ebenfalls sehr spannend. Nach deiner Definition, AngelFilia, wäre allerdings so ziemlich jeder meiner Charaktere ein Tulpa. Ich spreche dauernd mit ihnen und für gewisse Szenen "lebe" ich sie sogar. Manchmal bricht das auch im Alltag durch. Ich stimme daher Adam_Charvell insofern zu, dass man das bewusste fördern dieser Dinge mit Vorsicht geniessen sollte. Es kann hilfreich sein, nur sollte man die tatsächliche Realität nicht zugunsten der Buch-/Charakterrealität aus den Augen verlieren.

Was ich ausserdem weiss, ist, dass solche Dinge durchaus auch unbewusst entstehen können. Also, dass man sich eine Figur erschafft, ohne dass man es beabsichtigt. Eine Psychologin hat mir mal erklärt, dies passiere vielen Leuten vor allem in schwierigen Lebensphasen und meistens wären es solche, die dem Betroffenen Angst machen. Ich habe sie damals auch aus einem bestimmten Grund danach gefragt. Als Autor kann man da natürlich anfangen, solche Situationen auszunutzen und Plots zu schmieden damit. Braucht aber etwas Zeit und Übung.

@Adam_Charvell: Das mit der Selbstprojektion stimmt. Mir hat mal eine Freundin nach dem Betalesen gesagt: "...und dann dachte ich, typisch Witch!" Was, Moment, nein, das bin ich nicht, das ist meine Hauptfigur!  :rofl:

ZitatEine Psychologin meinte zu mir, solange man sich dessen bewusst ist, dass man diese Figur selbst erschaffen hat und man sich dessen bewusst ist, dass sie nur im eigenen Geist existiert, ist das auch keine krankhafte Neigung.

Ist es das nicht? Mir wollte mal ein Arzt eine leichte Schizophrenie andichten... Da habe ich dann lässig abgewunken. Dann wären wir Autoren wohl alle leicht schizophren.  ;) Und ohne jetzt jemandem zu nahe treten zu wollen: Vielleicht sind wir das ja sogar und wissen es nur nicht? Vielleicht muss man gewisse Neigungen haben, um überhaupt kreativ schreiben zu können. Nur kommt niemand je auf die Idee, derartige Abklärungen vornehmen zu lassen, weil wir es ja nicht als Bedrohung oder Krankheit empfinden. Aber das ist nur so eine Überlegung.

ZitatIch vermute das ein Tulpa unter umständen auch gut zur Selbstreflektion geeignet sein könnte, weil man (fast) nichts vor ihm verstecken könnte.

Das wiederum glaube ich nicht, denn da man ihn ja selber erschafft, projiziert man auch die eigenen Gedanken und Argumente hinein. Sprich dein Tulpa ist kein aussenstehender und somit objektiver Gesprächspartner. Er ist ein Teil von dir und sagt dir somit nur das, was du dir auch selbst einreden würdest.

Christian

Zitat von: HauntingWitch am 25. April 2013, 20:45:32
Vielleicht muss man gewisse Neigungen haben, um überhaupt kreativ schreiben zu können. Nur kommt niemand je auf die Idee, derartige Abklärungen vornehmen zu lassen, weil wir es ja nicht als Bedrohung oder Krankheit empfinden. Aber das ist nur so eine Überlegung.
Wenn ich mich jetzt nicht vollkommen irre, gab es im letzten Jahr eine Studie, die sich mit diesem Zusammenhang beschäftigt hat. Aber ich finde den Link nicht mehr. Vielleicht weiß ja noch jemand davon?