Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: Franziska am 11. März 2018, 15:08:36

Titel: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Franziska am 11. März 2018, 15:08:36
Ich bin gerade auf diese Geschichte gestoßen. Sowas ist aber schon öfter vorgekommen.

Da hat ein MM Romance Autor behauptet, er wäre ein bisexueller alleinerziehender Vater und hätte Krebs. Einige Fans haben ihm Geld gespendet. Jetzt kam raus, das stimmt alles gar nicht. Außerdem soll er intime Bezihungen zu Fans aufgebaut haben und dann ihre persönlichen Erlebnisse in seinen Büchern verwendet haben. Und Leute manipuliert haben  etc. Die Verlag haben daraufhin die Bücher aus dem Programm genommen. Blogger löschen Rezensionen.
Nachlesen kann man das hier.
https://thesaltminers.tumblr.com/post/171680546960/the-santino-hassell-debacle (https://thesaltminers.tumblr.com/post/171680546960/the-santino-hassell-debacle)

Und hier ist ein Artikel dazu, was in Ordnung ist zu tun und was nicht. Das finde ich ziemlich gut erklärt.
http://jennytrout.com/?p=12013 (http://jennytrout.com/?p=12013)

Ähnliche Diskussion hatten wir schon mit Marion Zimmer Bradley, oder Autoren, die Plagiat begehen. Im Zusammenhang damit, inwiefern man Sutor und Werk trennen kann. Aber Fans zu verarschen ist nochmal eine andere Nummer. Vor allem das Vortäuschen einer Identität, wie zu einer Gruppe zu gehören, um mehr Bücher zu verkaufen, oder zu behaupten, Dinge wie Drogensucht erlebt zu haben. Wo seht ihr da die Grenze?
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Maubel am 11. März 2018, 15:15:18
Na, das da oben ist eindeutig Betrug. Ansonsten kann man sicherlich ein wenig flunkern, wobei ich das eher nur im Bereich von Hobbies, Interessen und Eigenarten zulässig fände (weil man sich eben eine andere Persönlichkeit aufbaut), allerdings nicht bei harten Fakten wie Beruf, Sexualität, Familienstand, geschweige denn Krankheiten oder Behinderungen, die man gar nicht hat. Da zweifle ich dann auch die Motivation dahinter an.
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Linda am 11. März 2018, 16:11:19
Wenn du dir für ein Pseudonym eine eigene Vita ausdenken musst, kommst du automatisch dazu, einiges zu verschleiern. Ich und mir bekannte Autoren stellen dann halt andere Teile der Persönlichkeit in den Vordergrund, als beim echten Autorennamen, oder man drückt alles ein bisschen anders aus. Autoren sollten in der Lage sein, das gleiche auf unterschiedliche Weise zu beschreiben.
Irgendwann (bei x Pseudos) gehen aber vermutlich die Möglichkeiten aus ...

Betrug/Täuschung und glatte Unwahrheiten kämen für mich aber nicht in Frage. Obiges Verhalten im Beispiel (Fans/Leute ausnehmen) hat auch wenig mit dem Job Autor zu tun.
Aber wäre etwa ein englischsprachiges Pseudonym schon so eine Grauzone?   
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: PBard am 11. März 2018, 16:24:54
Ich finde, Linda wirft da eine interessante Frage auf. Wo zieht man denn nun die Grenze?

Wir haben ja drüben beim "Frauen schreiben für Frauen" auch über Pseudonyme gesprochen, und daß es Frauen gibt, die unter männlichem (oder zumindest androgynem) Pseudonym schreiben. Fällt die Angabe eines anderen Geschlechtes auch schon unter Täuschung, und wenn nein, wo liegt der Unterschied zur Angabe einer anderen Sexualität?

Nicht falsch verstehen, wenn das im beschriebenen Beispiel so abgelaufen ist, dann müssen wir nicht drüber diskutieren, ob das unter aller Sau war! Aber die Frage, wo Harmlosigkeit anfängt und Täuschung anfängt, ist wirklich interessant.
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Alana am 11. März 2018, 16:54:33
Die Grenze ist für mich da, wo Gutgläubigkeit oder Mitleid der Menschen ausgenutzt wird oder es dazu genutzt wird, einem Roman mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen, die er nicht verdient. Falsche Autorenvitas finde ich unnötig und lächerlich, selbst bei einem geschlossenen Pseudonym kann man eine Vita im Normalfall trotzdem so schreiben, dass sie wahr ist. Und nur weil der Autor behauptet, in Irland zu wohnen, verkauft sich sein Irlandroman auch nicht besser. Dass man das andere Geschlecht annimmt - geschenkt. Das nutzt nicht die Gutgläubigkeit von Menschen aus, sondern umgeht Vorurteile. Nicht, dass ich das gut finde, aber das ist für mich ein anderes Level.
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Franziska am 11. März 2018, 17:47:39
@Alana sehe ich genauso. So wird es auch in dem Artikel gesehen. Wenn ich behaupte, homosexuell zu sein, es aber nicht bin, nehme ich die Identität einer marginslisierten Gruppe an, um glaubwürdig zu sein. Da gab es ja auch so eine Gay Romance Autorin, die Ratgeber geschrieben hat, angeblich aus der Sicht eines schwulen Mannes, da fühle ich mich schon verarscht.
Oder die Frau, die behauptet hat, sie wäre schwarz und es gar nicht war.
Wenn man behauptet, man wäre Kapitän und schreibt einen Seefahrtsroman und die Leute kaufen es deswegen, finde ich das schon Betrug.
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Tintenteufel am 11. März 2018, 19:14:46
Ich brech mal eine Lanze für Pseudonyme mit falschen Lebensläufen (ausdrücklich nicht für die Hassells, wie viele das auch sein mögen. Solches Verhalten ist inakzeptabel, illegal und unmoralisch).

Soweit ich es sehe, gibt es hier zwei Probleme. Einmal die Sache mit der Persona und ein anderes Mal der allgemeine Markt, in dem das stattfindet.

Das, worauf der Artikel mit den Do's und Don't's und der Standpunkt mit der Identität letztlich beruht, ist das Authentizitätsargument.
Aber machen wir uns bitte nichts vor: Wir reden hier von Romanen. Kommerzialisierten Romanen, die von vorn bis hinten durch-gemarketingt worden sind. Authentizität ist da genau so eine Marketingmasche wie Cover, Name und Genre auch. Das läuft bei Büchern und Craft Beer nicht anders.

Social Media und der ganze Firlefranz sind per definitionem fake. Niemand ist auf Social Media Kanälen "er selbst" und schon gar nicht Autoren, die das gleichzeitig als Marketingkanal betrachten. Schon gar nicht Nischenautoren, bei denen das Werk und der Absatz vom Wert so dermaßen mit der Identität verwoben ist.
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wieso man sich echauffiert, wenn Marketingprodukte nicht "real" sind. Warum man auch von YouTubern immer wieder entsetzt ist, wenn die nicht den Vorstellungen der Fans entsprechen. Authentizität ist eine Marketingmasche, seit dem verdammten Marlboromann schon. Das für Autoren zu verlangen, nur weil die aus irgendeinem Grund mit ihrer finanziellen Basis näher am Publikum zu stehen scheinen, halte ich für weltfremd.

Auch wenn ich einige Punkte in dem Artikel voll einsehe. Allen voran, dass man bitte seine Persona nicht außerhalb des Internets aufrecht erhalten oder anderen Menschen damit schaden zufügen möge. Aber damit hört es auch auf.
Wer von einer Person, real oder nicht, die ihr Geld damit verdient, eine Marke zu sein, "Authentizität" jenseits des Marketings verlangt...hat irgendeine Ausfahrt verpasst.

Dass die *Umgebung* in der dieses Verhalten passiert - meinetwegen der Markt, der so ein Verhalten befeuert, weil aus gewissen Günden sich eben weiße Männer in der Sci-Fi und bisexuelle Japaner in der Gay Romance besser verkaufen z.B. - dass die zu kritisieren ist, sehe ich völlig ein und unterstütze ich. Vor allem, da - wie Troutnation nochmal bemerkt - keine Äquivalenz zwischen dem Vortäuschen einer privilegierten Position und dem Vortäuschen einer unterprivilegierten Position herrscht.
Das spricht aber in meinen Augen nicht gegen die Gründe, sich ein Pseudonym zuzulegen und auch nicht dafür, dieses Pseudonym zu einem Charakter auszustaffieren - immer unter der Voraussetzung, dass dieser Charakter nicht schädlich ist.
"Nähe" zum Publikum und der Fanbasis (und damit meine ich die vorgetäuschte, illusorische Nähe von Social Media und co) ist für gewisse Bereiche ein absolutes Muss. Bereiche, bei denen das Produkt und die eigene Identität sehr, sehr eng miteinander verwoben sind und die nicht unbedingt offen sind für alles, was nach einer Übernahme aussieht. Da muss man etwas vorspielen, das über einen bloßen falschen Namen hinaus geht, oder man wird raus geworfen.
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Zauberfrau am 11. März 2018, 19:44:59
Zitat von: Linda am 11. März 2018, 16:11:19

Aber wäre etwa ein englischsprachiges Pseudonym schon so eine Grauzone?


Hallo Linda,


also irgendwo habe ich mal gelesen, dass man sich als deutscher Autor lieber ein englischsprachiges Pseudonym zulegen soll, weil es in Amerika eben das Studienfach "Schriftsteller" gibt und damit ein gewisses Gütesiegel gegeben ist. In Deutschland gab es lange Zeit keine Ausbildung in dieser Hinsicht (ist, glaube ich, jetzt im Kommen). Deshalb waren deutsche Autorennamen lange verpönt. - So hieß es jedenfalls in diesem Artikel damals. Hm. Könnte was dran sein. Obwohl das für die heutige Zeit wohl nicht mehr gilt (vor 20 Jahren hingegen schon).
Aber es gibt auch genug Menschen in Deutschland, die schon lange hier sind und immer noch einen englischsprachigen Namen tragen. Also für mich ist ein Name in einer anderen Sprache keine Grauzone.


Liebe Grüße,
Zauberfrau
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Alana am 11. März 2018, 20:17:45
ZitatNiemand ist auf Social Media Kanälen "er selbst" und schon gar nicht Autoren, die das gleichzeitig als Marketingkanal betrachten. Schon gar nicht Nischenautoren, bei denen das Werk und der Absatz vom Wert so dermaßen mit der Identität verwoben ist.

Das sehe ich überhaupt nicht so. Jedenfalls nicht bei Autoren und ich kann dir unzählige Beispiele dafür nennen - Autoren, die ich persönlich kenne und denen ich auf mehreren Kanälen folge, und die gerade deswegen erfolgreich sind, WEIL sie 100% sie selbst sind. Bei Schauspielern etc. mag das anders sein, aber ganz besonders die erfolgreichen Autoren sind gnadenlos sie selbst. Heutzutage merken die Menschen sehr genau, ob jemand authentisch ist oder nicht und sie bestrafen bzw. belohnen das. Sicher trägt man nicht alles an die Öffentlichkeit, sondern nur den Teil von sich, den man vermarkten kann oder möchte. Man bekommt durch Social Media selten das ganze Bild einer Person. Man zeigt vielleicht nur einen Teil, den man besonders herausstellt und beleuchtet. Aber der Teil, den die erfolgreichen Vermarkter von sich zeigen, ist authentisch, jedenfalls meiner Erfahrung nach. Denn alles andere funktioniert nicht. (Wie gesagt, bezogen auf Autoren.) Ausnahmen bestätigen die Regel. Und genau deswegen halte ich gefakte Viten für Quatsch. Normalerweise schreibt jeder Autor seine Bücher, weil er es liebt, sie zu schreiben. Weil er sich dafür begeistert und das aus einem bestimmten Grund. Und genau daraus lässt sich immer eine medienwirksame, echte und wahre Vita bauen, auch mit einem vollkommen geschlossenen Pseudonym und einem falschen Namen und Geschlecht.
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Maubel am 11. März 2018, 20:44:40
Ich möchte @Alana noch hinzufügen, dass man ja in jedem Bereich nur einen Teil von sich zeigt. Am ehesten 100% sieht wohl nur mein Mann, alle anderen einen je nach dem großen Teil von mir (Kinder, Arbeit, Autorennetzwerk, Follower) - das ist also völlig normal, dass man natürlich nicht alles von einer Person kennt, aber das macht sie nicht weniger authentisch auf Social Media.
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Linda am 11. März 2018, 23:02:22
Zitat von: Zauberfrau am 11. März 2018, 19:44:59
Zitat von: Linda am 11. März 2018, 16:11:19

Aber wäre etwa ein englischsprachiges Pseudonym schon so eine Grauzone?
also irgendwo habe ich mal gelesen, dass man sich als deutscher Autor lieber ein englischsprachiges Pseudonym zulegen soll, weil es in Amerika eben das Studienfach "Schriftsteller" gibt und damit ein gewisses Gütesiegel gegeben ist. In Deutschland gab es lange Zeit keine Ausbildung in dieser Hinsicht (ist, glaube ich, jetzt im Kommen). Deshalb waren deutsche Autorennamen lange verpönt. - So hieß es jedenfalls in diesem Artikel damals. Hm. Könnte was dran sein. Obwohl das für die heutige Zeit wohl nicht mehr gilt (vor 20 Jahren hingegen schon).
Aber es gibt auch genug Menschen in Deutschland, die schon lange hier sind und immer noch einen englischsprachigen Namen tragen. Also für mich ist ein Name in einer anderen Sprache keine Grauzone.
Liebe Grüße,
Zauberfrau

Liebe Zauberfrau,

dass englische Pseudonyme früher in gewissen Genres für verkaufstechnisch günstiger gehalten wurden, ist wohl keine Frage. Die Schriftsteller-"Ausbildung" hat damit aber eher weniger zu tun, mehr der deutsche Ruf, verkopft und pseudointellektuell zu schreiben, auch bei Genre-Literatur. 
  Und mir ging es oben rein um extra gewählte Pseudonyme - nicht um echte, zufällig englischklingende (wie meinen) oder aus dem Angelsächsischen stammende Namen.   
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Frau S. am 12. März 2018, 08:56:37
Viele Autor/innen entscheiden sich imho für ein Pseudonym, um eben nicht komplett in die Öffentlichkeit treten zu müssen - was ich absolut nachvollziehen kann. Es ist eben nicht jeder ein Mensch für das Rampenlicht.
Ich finde es auch absolut nachvollziehbar, wenn man als Mensch in der Öffentlichkeit nur Teile der eigenen Persönlichkeit präsentiert oder manches vielleicht etwas 'aufhübscht' - vielfach möchte man ja nur sich, sein Privatleben und evtl. Angehörige/Freunde schützen.
Natürlich kommt irgendwann der Punkt - wie im anfangs genannten Beispiel - wo eine Grenze gezogen werden sollte, weil es unethisch wird.
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Churke am 12. März 2018, 09:49:12
Zitat von: Franziska am 11. März 2018, 17:47:39
@Wenn ich behaupte, homosexuell zu sein, es aber nicht bin, nehme ich die Identität einer marginslisierten Gruppe an, um glaubwürdig zu sein.

Na und?
Wenn dich das hinterher stört, dann doch nur deshalb, weil du nicht das Buch gekauft hast, sondern den Autor.
Aber so lange das so ist (und ich sehe nicht, weshalb sich das ändern sollte), wird es immer zweifelhafte Vermarktungsstrategien geben. Zudem ist es so, dass die Leute im Zweifel auch angelogen werden wollen. Das ist eben Geschäft.Kann man das nicht einfach sportlich sehen?
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Koriko am 12. März 2018, 10:13:02
Zitat von: Churke am 12. März 2018, 09:49:12
Na und?
Wenn dich das hinterher stört, dann doch nur deshalb, weil du nicht das Buch gekauft hast, sondern den Autor.
Aber so lange das so ist (und ich sehe nicht, weshalb sich das ändern sollte), wird es immer zweifelhafte Vermarktungsstrategien geben. Zudem ist es so, dass die Leute im Zweifel auch angelogen werden wollen. Das ist eben Geschäft.Kann man das nicht einfach sportlich sehen?

Stimmt schon - gerade im Gay Genre gibt es viele Pseudonyme, die männlich klingen und bei denen man nicht auf den ersten Blick einen weibliche Autorin im Hintergrund vermutet. Das mit der Sexualität und dem fiktiven Lebenslauf - gut, kann man auch noch irgendwie verstehen, zumindest wenn ich mir die aktuellen Hetzkampagnen schwuler Männer gegen Autorinnen dieses Genres ansehe, die per se allen Autorinnen das Schreiben absprechen wollen und die Fähigkeit sich in einen Mann hineinzuversetzen. Wie weit ich das als Leser akzeptiere, liegt natürlich ganz bei mir - da ist jeder anders gestrickt.

Was aber nicht geht, ist das was SH gemacht hat, indem er/sie sein fiktives Leid (Krankheiten, alleinerziehender Vater etc.) genommen hat, um Spenden zu sammeln und sich an der Gutmütigkeit der Fans zu bereichern. Das geht in meinen Augen schon mehrere Schritte zu weit. Da steckt definitiv Vorsatz dahinter. Auch, dass er/sie Lebensgeschichten von anderen in seine/ihre Romane eingebaut hat, geht gar nicht, wobei sowas wirklich schwer zu beweisen ist.

Für mich persönlich ist es schwierig - ich kenne seine/ihre Bücher und fand sie wirklich gut. Sie hätten diesen unsinnigen Push gar nicht gebraucht, finde ich, denn sie sind gut genug, um sich auch ohne solch ein doppeltes Spiel zu etablieren.
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Alana am 12. März 2018, 11:12:37
ZitatKann man das nicht einfach sportlich sehen?

Kann man nicht. Denn sobald das in einen Bereich geht, in dem es dem Buch Glaubwürdigkeit verleihen soll, wird das Buch aus dem Bereich der reinen Fiktion in einen Bereich von gewisser Realitätsnähe transportiert und das ist Betrug, sofern es nicht stimmt. Man könnte in Deutschland gegen sowas evtl. sogar mit der Begründung der Wettbewerbsverzerrung vorgehen. Würde ich persönlich zwar nicht machen, aber möglich wäre es wahrscheinlich.
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Franziska am 12. März 2018, 11:34:47
Sehe ich wie Alana. Es ist Betrug. Und unmoralisch. Es ist etwas anderes, sich als Frau als Mann auszugehen, um nicht diskriminiert zu werden. Etwas anderes, sich als Teil einer diskriminierten Gruppe auszugeben und davon zu profitieren, wenn man es gar nicht ist. Im Artikel werden ja auch der Autor, der sich als Japaner ausgegeben hat und diese Rachel Dolezal gebracht. Das war zwar nochmal heftiger, dass sie davon profitiert haben, geht aber in die gleiche Richtung.

Dass das mit der vorgetäuschten Krankheit Betrug ist, steht ja außer Frage. Aber selbst wenn da kein Geld im Spiel wäre, fände ich es richtig mies.
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Golden am 12. März 2018, 11:46:27
Zitat von: Franziska am 12. März 2018, 11:34:47
Sehe ich wie Alana. Es ist Betrug. Und unmoralisch. Es ist etwas anderes, sich als Frau als Mann auszugehen, um nicht diskriminiert zu werden.
Im Artikel werden ja auch der Autor, der sich als Japaner ausgegeben hat und diese Rachel Dolezal gebracht. Das war zwar nochmal heftiger, dass sie davon profitiert haben, geht aber in die gleiche Richtung.
Aber als Mann könnte ich mich problemlos als Frau ausgeben, wenn es mir für den Verkauf sinnvoller erschiene?

Wenn man es wieder in Richtung "Diskriminierung" schiebt, geht's wieder in die Richtung, dass manche Schriftsteller sich als jede "Gruppe" ausgeben dürfen und andere als überhaupt nichts als sich selbst. Das wäre dann wieder ein grundsätzliches Gleichberechtigungsproblem. :hmmm: ("positive" Diskriminierung in der Pseudonymauswahl?)

Edit: Wo sich natürlich eine Grenze ziehen ließe, wäre wie schon erwähnt die Frage der Authentizität. Also, dass ich mich nicht als schwarze Frau aus der Bronx ausgebe und "Mein Leben als schwarze Frau in der Bronx" schreibe. Wenn ich ein neutrales Buch "Vampire in New York" schreibe, sollte das theoretisch ja möglich sein, weil es nichts mit dem Inhalt zu tun hat. :hmmm:
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Alana am 12. März 2018, 11:54:54
In diesem Fall muss man denke ich den Buchmarkt isoliert betrachten. Ein Mann kann sich sehr wohl als Frau ausgeben, ohne dass es in meinen Augen Betrug ist. Denn im Liebesromanbereich ist ein männlicher Autor tatsächlich die diskriminierte Randgruppierung, deren Bücher aufgrund ihres Geschlechts nicht gekauft wird. Wenn der Autor sich aber z.b. als vergewaltigte Frau ausgibt und ein Buch mit entsprechendem Inhalt schreibt, ist das wieder Betrug, denn hier kommt wieder zum Tragen, dass dem Buch mehr Realität verliehen wird, als es verdient. Ein männlicher Autor, der unter weiblichem Pseudonym Liebesromane veröffentlicht, tut dies aber nicht, um seinem Buch mehr Glaubwürdigkeit und Realität zu verleihen, sondern damit sein männlicher Name keine Käufer abschreckt.

Edit: ähnlich ist es z.b. im Manga, da würde ich als Zeichner mir auf jeden Fall ein japanisches Pseudonym nehmen. Das bedeutet ja nicht, dass ich mich als Japaner ausgeben muss, aber Mangas mit Namen, die nicht japanisch klingeln, haben es unglaublich viel schwerer beim Publikum. Da ist der Inhalt und die Qualität ganz egal, wenn der Name des Autors nicht japanisch klingt, wird der Manga nicht so gut verkauft.
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Churke am 12. März 2018, 12:12:54
Zitat von: Franziska am 12. März 2018, 11:34:47
Sehe ich wie Alana. Es ist Betrug. Und unmoralisch. Es ist etwas anderes, sich als Frau als Mann auszugehen, um nicht diskriminiert zu werden. Etwas anderes, sich als Teil einer diskriminierten Gruppe auszugeben und davon zu profitieren, wenn man es gar nicht ist. Im Artikel werden ja auch der Autor, der sich als Japaner ausgegeben hat und diese Rachel Dolezal gebracht. Das war zwar nochmal heftiger, dass sie davon profitiert haben, geht aber in die gleiche Richtung.

Dass das mit der vorgetäuschten Krankheit Betrug ist, steht ja außer Frage. Aber selbst wenn da kein Geld im Spiel wäre, fände ich es richtig mies.

Kann eine Gruppe diskriminiert sein, durch deren angebliche Zugehörigkeit man sich Vorteile erschwindeln kann?
Wenn ich als lesbische farbige Autorin mit Fluchterfahrung auftrete, dann dann tu ich das, um genau das zu schreiben, was die Leute von lesbischen farbigen Autorinnen mit Fluchterfahrung lesen wollen. Und weil ich den Markt kenne und zielgerichtet bediene, werde ich das wahrscheinlich viel erfolgreicher machen als die echte lesbische Autorin mit Fluchterfahrung.
So traurig es ist: Die Leute wollen nicht die Wahrheit lesen, sondern das, was sie für die Wahrheit halten. Das ist natürlich ein schmutziges Geschäft, aber es ist eben vor allem Geschäft. Das sehe ich ganz nüchtern.

Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Aphelion am 13. März 2018, 16:24:44
Dieser Betrug ist wirklich dreist.

Ich finde, neben der relativen Authentizität von Vitas und Pseudonymen, auch die Absicht wichtig.

In einem anderen Thread hat irgendwer geschrieben, sie würde gern ein Pseudonym aus einem anderen Kulturkreis nutzen, weil sie sich damit identifiziert. Einfach nur den Namen schön zu finden ist in meinen Augen aber auch legitim.

Wenn jemand bewusst Mitleid hervorrufen oder (überhaupt nicht vorhandene) Authentizität vortäuschen möchte o.ä. ist für mich die Grenze überschritten. Aber als Mann nur Männernamen und als Deutsche nur deutsche Namen benutzen zu "dürfen", ist eigentlich auch diskriminierend. Das lässt sich aber auch ausdehnen. Ist das Pseudonym Schantall Müller oder Johanna Katharina Annemarie von Wichtigstein "erlaubt" oder wird damit nicht auch eine Gruppenzugehörigkeit suggeriert? Wo zieht man die Grenze?

Für mich ist diese Frage kompliziert, denn Geschlecht, Ethnik usw. beeinflussen, wie jemand wahrgenommen wird - aber das sollte nicht so sein. Aber es ist so. Soll ein Autor jetzt mit meiner Pseudonymwahl den Ist-Zustand betonen oder den Ideal-Zustand? Beides hat Vor- und Nachteile.

Es ist außerdem ein Dilemma, dass nicht jede Wirkung vorhersehbar ist oder auch einfach übersehen wird. Wenn eine Autorin mit koreanischem Pseudonym über die Wiedervereinigung eines Landes schreibt, kann viel hineininterpretiert werden, was möglicherweise nicht beabsichtigt war. Wenn sie dafür gefeiert wird und hinterher herauskommt, dass sie keine Koreanerin ist, ist das Geschrei vielleicht trotzdem groß - auch wenn sie eigentlich nur ihre Liebe zum K-Pop mit dem Pseudonym verdeutlichen wollte.
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Peftrako am 14. März 2018, 10:53:56
Zwar wird in dem Artikel viel zu Do/Dont aus moralischer Sicht geschrieben, eine rechtliche Basis fehlt, was den nun erlaubt ist und was nicht.
Zitat von: Franziska am 11. März 2018, 15:08:36
Und hier ist ein Artikel dazu, was in Ordnung ist zu tun und was nicht. Das finde ich ziemlich gut erklärt.
http://jennytrout.com/?p=12013 (http://jennytrout.com/?p=12013)


Ich zitiere einmal aus dem Strafgesetzbuch:
ZitatWer in der Absicht, sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen, das Vermögen eines anderen dadurch beschädigt, daß er durch Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung oder Unterdrückung wahrer Tatsachen einen Irrtum erregt oder unterhält, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
So nachzulesen im §263 StGB.

Wenn ich also erfundene Tatsachen über meine eigene Person gezielt und rechtswidrig dazu nutze, einen Dritten zu täuschen, um mir einen Teil seines Vermögens zu verschaffen, ist dies Betrug. Jetzt kommt aber meines Erachtens noch ein dickes ABER:
Gerade bei Autoren sind Pseudonyme jedoch durchaus üblich. Dass dabei eine vollständige Persönlichkeit mit erfunden wird ist in der Branche sicherlich ebenfalls nicht ungewöhnlich. Betrug fängt erst dort an, wo ich andere täusche. Wenn ich als Autor eine Geldspende erhalte, nur weil der Leser denkt ich sei totkrank, so ist dies Betrug wenn ich ihn nicht aufkläre und das Geld behalte. Beim bloßen Bücherverkauf wird es sicherlich schwer sein, einen Betrugsfall nachzuweisen. Unmöglich ist es jedoch nicht und im vorliegenden Fall aus dem Eingangspost ist es wohl auch ganz unstrittig Betrug. 

Spannend ist jedoch auch, ob hier ggf. das Wettbewerbsrecht greifen könnte (und das schon bei niedrigerer Schwelle, als das StGB) ... im UWG unter §5 heißt es u.A.:
ZitatUnlauter handelt, wer eine irreführende geschäftliche Handlung vornimmt, die geeignet ist, den Verbraucher oder sonstigen Marktteilnehmer zu einer geschäftlichen Entscheidung zu veranlassen, die er andernfalls nicht getroffen hätte. Eine geschäftliche Handlung ist irreführend, wenn sie unwahre Angaben enthält oder sonstige zur Täuschung geeignete Angaben über folgende Umstände enthält:
(...)
3. die Person, Eigenschaften oder Rechte des Unternehmers wie Identität, Vermögen einschließlich der Rechte des geistigen Eigentums, den Umfang von Verpflichtungen, Befähigung, Status, Zulassung, Mitgliedschaften oder Beziehungen, Auszeichnungen oder Ehrungen, Beweggründe für die geschäftliche Handlung oder die Art des Vertriebs;
(...)

Ist es also unlauter, wenn ich mir eine Identität verschaffe, mit dieser dann Bücher verkaufe und so die Verbraucher täusche? Wenn ich plötzlich unter dem Namen A. Eschbach veröffentliche, dann sicher. Wenn ich mich aber Aljonus Schnups nenne und damit Bücher verkauft bekomme, ist das erst einmal kein unlauterer Wettbewerb. Es fehlt an der Irreführung. Schwieriger ist dies, wenn ich weitere Eigenschaften erfinde, die ggf. dazu führen den Leser beim Kauf zu beeinflussen. Ein Mitleidskauf, weil der Autor behauptet er sei Todkrank? Hätte der Leser auch gekauft, wenn der Autor gesund war? Mich als Frau ausgeben und Emanzipationsliteratur an die Frau bringen? Mich zum Japaner zu machen, um Bücher über deren Kultur besser zu verkaufen? Immer muss die Frage gestellt werden, ob der Leser in Unkenntnis der falschen Tatsache auch gekauft hätte. Es ist unglaublich schwierig, hier eine eindeutige Grenze zu ziehen und die kaum vorhandene Zahl der Rechts-Fälle und Literatur spricht wohl dafür, dass dem Autor mit seinem Pseudonym große Freiheiten erlaubt sein könnten. Oder ist es schlicht zu aufwendig, dagegen vorzugehen? Eine Grauzone, deren Bedeutung keine wesentliche Rolle spielt, als dass sich ihrer jemand annehmen möchte?

Moralisch verwerflich? In jedem Fall! Straf- oder wettbewerbsrechtlich kritisch? Ich liebe den Satz: Es kommt darauf an. Und ganz besonders darauf, ob die Täuschung mit dem Ziel der Vermögensschädigung erfolgt oder lediglich dazu dient, den Autor selbst in einer ansonsten verschlossen gebliebenen Lesergruppe wettbewerbsfähig werden zu lassen. Schließlich darf niemand "aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität" diskriminiert werden (Zitat aus §1 AGG). 


Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Mönchen am 16. März 2018, 19:23:14
Also ich lese ehrlich gesagt die Autorenvita gar nicht.
In der Unterhaltungsliteratur ist es mir auch herzlich egal, ob das Buch tatsächlich von einem Mann, oder einer Frau geschrieben worden ist, oder welche Hobbys die haben etc.

Wenn ich dagegen ein Buch von einem Betroffenen in einem bestimmten Bereich lesen will und dann im Nachhinein raus kommt, dass derjenige gar keine persönlichen Erfahrungen in diesem Bereich hat, sie womöglich sogar von Fans geklaut hat, ja dann fühle ich mich als Leser schlicht und erfgreifend verarscht.
Ich würde dann nie wieder ein Buch von diesem Autor kaufen und allen, die ich kenne, auch davon abraten.
Wenn man Fans verprellen will, kann man das also machen.

Wenn jemand sich aber Spenden erschleicht, indem er eine Krankheit vortäuscht, dann ist das doch auf jeden Fall Betrug.

Zitat von: Peftrako am 14. März 2018, 10:53:56
Ich zitiere einmal aus dem Strafgesetzbuch:
ZitatWer in der Absicht, sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen, das Vermögen eines anderen dadurch beschädigt, daß er durch Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung oder Unterdrückung wahrer Tatsachen einen Irrtum erregt oder unterhält, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
So nachzulesen im §263 StGB.

Und wäre damit ja auch strafbar.


Stephen King hat ja auch schon unter einem Pseudonym Bücher veröffentlicht, um zu sehen, ob die sich genau so gut verkaufen, wie unter seinem Namen.
Sowas finde ich völlig in Ordnung.
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: LinaFranken am 16. März 2018, 20:16:45
Was Spenden erschleichen und Krankheit vorgeben angeht, das ist definitiv Betrug und da gibt es für mich auch keine Grauzone, Rechtfertigung oder Entschuldigung.  :nöö:
Was fiktive Lebensläufe angeht, bin ich eigentlich auch kein Fan davon. Ich bin da zwar tolerant und als Leser ist für mich das Privatleben der Autoren eh irrelevant, aber als Autorin von Gayromance sehe ich das schon etwas anders. Ich habe mich bewusst für ein Pseudonym entschieden, dass deutlich sagt, dass ich eine deutschsprachige Frau bin, weil ich eben diese Vorurtreile kenne im Sinne von: "ich lese nichts von frustrierten Frauen" oder "deutsch nur Mist, englisch super". Ich möchte diese albernen Vorurteile nicht auch noch bekräftigen und unterstützen, indem ich vorgebe z.B. ein englischer, männlicher Autor zu sein. Da muss man persönliche Ideale gegen Marketig-Aspekte abwägen. Ich muss von meinen Büchern nicht leben, also schwenke ich mal energisch die Flagge der Ideale.

Womit ich beim Thema Arbeit wäre. Ich muss nicht unbedingt jedes Detail meines Lebenslaufs öffentlich machen. Da nehme ich mir wiederrum das Recht auf Privatsphäre. So kann ich z.B. die Branche in der ich arbeite erwähnen, oder in der Nähe welcher Großstadt ich lebe, oder was für Haustiere ich habe, aber es ist meine Entscheidung, ob ich exakte Berufsbezeichnung, vielleicht sogar Firmenname, genauen Familienstand angebe und meinen exakten Werdegang öffentlich aufliste. Da man als Autor keine Diskriminierungsklage gegen potenzielle Leser führen kann  ;) darf mann da durchaus unter den Tisch fallen lassen, das man z.B. wegen einem Drogenproblem den Schulabschluß vergeigt hat oder fünf mal geschieden ist oder was man sonst so an persönlichen Leichen im Keller haben könnte. Ich würde also sagen: Lücken im Lebenslauf-ja, sogar wie schweizer Käse, aber Lügen-nein, das ist schlechter Stil. Ich sehe darin also weniger eine Frage dessen, was gesetzlich erlaubt ist, für mich fängt das schon unabhängig davon, was ich darf, als eine Frage des guten Stils an. Es wäre mir z.B. auch nicht verboten, jeden Satz mit "hey, alder" anzufangen, wäre aber schlechter Stil und mit den Lebensläufen sehe ich es genauso. Mag sein, dass ich mir absurden Kram ausdenken dürfte, ohne dass es Wettbewerbsverzerrung oder Betrug ist, aber ich muss es nicht.
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Zit am 16. März 2018, 21:32:33
ZitatIch würde also sagen: Lücken im Lebenslauf-ja, sogar wie schweizer Käse, aber Lügen-nein, das ist schlechter Stil.

Sind es denn wirklich Lügen? Warum ist ein Autorenname, der nach einer anderen als meiner Ethnie klingt, etwas anderes als ein Roman, der in einem anderen Land als dem meinem spielt. (Jetzt einmal abgesehen von dem Typen, der andere um Geld geprellt hat, geht gar nicht, da sind wir alle einig.) Der Punkt ist doch, die Leute wollen glauben, dass es echt ist. Ob dem auch wirklich so ist, weiß ich nicht. Ich denke auch, dass viele Leute in der Öffentlichkeit nur authentisch wirken, es aber nicht sind. Jedenfalls nicht sofort. Irgendwann glauben sie vielleicht ihrem eigenen Märchen.
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: LinaFranken am 16. März 2018, 21:56:12
Zitat von: Zitkalasa am 16. März 2018, 21:32:33
ZitatIch würde also sagen: Lücken im Lebenslauf-ja, sogar wie schweizer Käse, aber Lügen-nein, das ist schlechter Stil.

Sind es denn wirklich Lügen? Warum ist ein Autorenname, der nach einer anderen als meiner Ethnie klingt, etwas anderes als ein Roman, der in einem anderen Land als dem meinem spielt.
Bei einem Namen fängt das Lügen für mich noch nicht an. Lina Franken klingt ja auch deutsch, dabei bin ich eigentlich in Polen geboren. Es kommt mir eher auf den Unterschied an, ob ich, wenn ich mich z. b. Minami Ozaki nenne,  auf meiner Autoren-Homepage schreibe, dass ich mich leidenschaftlich für Japan interessiere, oder ob ich behaupte, dort einige Zeit gelebt zu haben, was dann gelogen wäre. Das zweite ist demnach eine bewusste Lüge und das finde ich unnötig.
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Aphelion am 17. März 2018, 00:45:02
Zitat von: Lina Franken am 16. März 2018, 21:56:12
Es kommt mir eher auf den Unterschied an, ob ich, wenn ich mich z. b. Minami Ozaki nenne,  auf meiner Autoren-Homepage schreibe, dass ich mich leidenschaftlich für Japan interessiere, oder ob ich behaupte, dort einige Zeit gelebt zu haben, was dann gelogen wäre.
Ich finde auch nicht, dass man lügen sollte. Aus jedem echten Leben lassen sich mindestens 100 Kurzbiografien stricken, ohne zu lügen. Einige Informationen werden sich zwar wiederholen, aber das ist auch bei unterschiedlichen Personen so. Im Moment steht gefühlt in jeder zweiten Vita, der Autor liebe Katzen und habe schon im Mutterleib mit dem Schreiben begonnen.

Allerdings bezweifle ich, dass auch nur eine schwache Mehrheit der Lesenden nachsieht, ob jemand eine Homepage besitzt oder was in der Vita steht. Viele Menschen gehen einfach davon aus, dass ihre erste Annahme richtig ist. Japanischer Name? "Ah, eine Japanerin". Solange es keinen Grund gibt, das zu hinterfragen, hinterfragen es viele auch nicht. Fairerweise sei gesagt, dass nicht alles hinterfragt werden kann. Der Tag hat nur 24 Stunden.

Dazu kann man natürlich sagen "selbst schuld", aber hier wäre auch wieder die Frage: Sollten Autoren das einkalkulieren oder nicht?
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: MynaKaltschnee am 17. März 2018, 19:45:40
Ich musste bei diesem Thread an Nicolas Barreau denken. Der tritt in seinen Büchern mit falscher Biografie und sogar einem Foto auf, das tatsächlich von einer Bildagentur stammt. In Wirklichkeit verbirgt sich eine deutsche Frau hinter dem jungen Franzosen. Sie hat sogar eine Übersetzerin ihrer Bücher erfunden, damit es nicht auffällt, dass Nicolas Barreau ein Pseudonym ist.

Da könnte man jetzt auch sagen, das ist gelogen und Betrug, aber ich denke, solange es niemandem schadet, ist das auch egal. Ich lese "seine" Bücher dennoch gerne, wobei ich sie mir auch gekauft hätte, wenn eine deutsche Autorin auf dem Cover stünde.

Ich finde Betrug fängt da an, wo man anderen mit seinem Verhalten schadet - so wie mit der vorgetäuschten Behinderung/Krankheit, um an Geld zu kommen. Und natürlich geht es auch gar nicht, wahre Erlebnisse von Fans in den Büchern zu verarbeiten.
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Amanita am 17. März 2018, 20:42:55
Dass es moralisch verwerflich ist durch Vortäuschen von Krankheiten Geld zu machen, scheinen sich ja alle einig zu sein und müsste ja auch rechtlich entsprechend geahndet werden.
Mir persönlich stößt es auch sehr sauer auf, wenn Herkunft, Geschlecht, Kompetenzen etc. erfunden werden, auch wenn das wohl nicht strafbar ist. Für mich ist es aber durchaus interessant, welche Erfahrungen und welcher Blickwinkel in die Geschichte hineinspielen und es ärgert mich deswegen auch, wenn ich in da belogen werde. Wenn ich beispielsweise eine Fantasygeschichte lesen würde, die im heutigen Iran spielt und von einer iranischen Autorin stammt, würde mich das neben der Geschichte an sich auch interessieren, weil ich wissen möchte, wie jemand mit diesem Hintergrund Fantasy schreibt. Wenn ich dann erfahren würde, dass da in Wirklichkeit ein deutscher Mann dahintersteckt, würde ich mich dann doch etwas betrogen fühlen.
Ähnlich bei  Jk Rowling, die sich für ihre Krimis als Kriegsveteran ausgibt und behauptet, sich deswegen gut in ihren Protagonisten hineinversetzen zu können, obwohl das ja bekanntlich wenig mit der Realität zu tun hat, das fand ich auch nicht gut.
Selber würde ich freiwillig nur Pseudonyme wählen, die mich als deutsche Frau erkennen lassen, wobei ich mir noch vorstellen könnte, mich auf Verlagswunsch hin als Mann auszugeben, nicht aber als Person mit anderem kulturellem Hintergrund oder Person, die irgendwas erlebt haben soll, was ich nie erlebt habe.
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: FeeamPC am 23. März 2018, 09:23:09
Karl May hat seinerzeit auch eine riesige erfundene Biografie gehabt. Hat, was die Verkäufe anging, gut funktioniert.
Lustig fand ich bei meinem Pseudonym, dass ich einen geschlechtsneutralen Namen gewählt hatte und alle, wirklich alle Nicht-TiZi-Leser spontan davon ausgingen, dass das ein Mann sein muss.
Was die Vita angeht, so nehme ich einfach kleine Teile meiner echten Vita und stelle die so in den Vordergrund, dass die echte Vita dahinter verschwindet.
ZitatIm Moment steht gefühlt in jeder zweiten Vita, der Autor liebe Katzen und habe schon im Mutterleib mit dem Schreiben begonnen.
Erst im Mutterleib? Ich vermute, wir haben bereits vor der Zeugung damit angefangen, uns die notwendigen Plots zu überlegen, und müssen sie jetzt im realen Leben nur noch mühsam wiederfinden  ;D
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Evanesca Feuerblut am 23. März 2018, 10:44:41
ZitatLustig fand ich bei meinem Pseudonym, dass ich einen geschlechtsneutralen Namen gewählt hatte und alle, wirklich alle Nicht-TiZi-Leser spontan davon ausgingen, dass das ein Mann sein muss.
Jetzt, wo du es sagst ... Eben noch mal die Vita gelesen und bis auf die rein männlichen Formen sagt wirklich nichts über das Gender des Pseudonyms aus! :D Clever ...

Zum Thema insgesamt: Ich gehöre zu den Autor*innen, die ohnehin ihr ganzes Leben irgendwie auf Sachen mit Büchern ausgerichtet haben und so kann ich ruhig mit meiner realen Vita spazieren gehen, ohne Nachteile zu befürchten. Aber mir würde nicht einfallen, zu meinen in Afrika spielenden Buch einen zentralafrikanisch anmutenden Namen zu wählen, denn das wäre für mich auch schon teilweise Vortäuschung falscher Tatsachen (ich bin nun mal Osteuropäerin, keine Afrikanerin).
Gleichzeitig verstehe ich, wenn europäische Mangaka (geschlechtsneutrales Wort, soweit ich weiß) sich zumindest teilweise asiatisch klingende Pseudonyme geben, weil es immer noch heißt, dass alles, das nicht aus Asien kommt, doch nicht gut sein kann. (Warum nicht?)
Es ist halt alles sehr zwiespältig und grauzönig. Wo ist es noch "reine Verkaufsförderung" und wo bereits Betrug?

Spätestens, wenn man mit einer angeblichen Krankheit Geld einheimst oder sexuelle Gefälligkeiten von Fans einfordert, ist die Sache klar (siehe Eingangspost), aber dazwischen ist alles sehr schwammig.
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Gizmo am 23. März 2018, 14:38:53
Ich werde wahrscheinlich ein Pseudonym verwenden, weil es in meinen Arbeitsumfeld mittlerweile Standard ist, dass ein Arbeitgeber potentielle Mitarbeiter einfach mal googelt. Wenn dabei der eine oder andere recht blutrünstige Fantasy-Roman auftaucht, muss das nicht immer gut sein.

Unabhängig von einer juristischen Wertung würde ich die Grenze für mich folgendermaßen ziehen: Wähle ich ein Pseudonym, um Diskriminierung zu verhindern, geht das in Ordnung. Dazu gehören weibliche Pseudonyme in entsprechenden Bereichen, oder asiatische bzw. englisch klingende Namen usw., wenn ich weiß, dass diese in meinem Genre bevorzugt werden. Ich gleiche damit einen Nachteil aus, der gegen mich arbeitet. Aus demselben Grund gibt es z.B. Unternehmen, die keine Bilder auf ihren Bewerbungsunterlagen zulassen oder den Namen des Bewerbers verschleiern. Der Personaler soll sich allein nach dem Inhalt der Bewerbung richten, nicht nach Aussehen oder Geschlecht des Bewerbers oder wie dessen Name klingt.
Anders sieht es aus, wenn ich mir gegenüber meinen Mitbewerbern einen Vorteil verschaffe. Beispielsweise, indem ich eine Krebserkrankung vortäusche, um ein entsprechendes Buch besser verkaufen zu können. Dabei geht es nicht um Diskriminierung, ich verschaffe mir einfach einen Vorteil gegenüber allen, die keine entsprechende Vita besitzen. Unstrittig Betrug ist es natürlich, wenn ich dann auch noch Spenden kassiere.

Geschlechtsneutrale Namen als Pseudonym halte ich übrigens für eine elegante Lösung!
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Kunstmut am 08. April 2018, 05:30:41
Das genannte Beispiel im allerersten Thread-Beitrag finde ich, wie alle anderen, auch moralisch verwerflich. Und auch rechtlich nicht in Ordnung. Soweit ist es, denke ich, hier schon geklärt. Im Grunde kann ich auch nur in allen Punkten dem Beitrag von Gizmo zustimmen (23.März; 14:38 Uhr). Nachdem ich das jetzt alles gelesen habe, macht es mich aber dennoch nachdenklich. Es gab und gibt in meinem Leben Phasen, da finde ich es unverständlich und verrückt, wie jemand nicht mit Pseudonym arbeiten kann, und dann wiederum frage ich mich, was gegen Klarname, Ehrlichkeit und Authentizität spricht. Was meiner Meinung nach überhaupt nicht geht, ist das Anwenden von krimineller Energie, wenn sich der Autor dessen voll bewusst ist. Wenn also Namen, Angaben, Daten, Fakten, Formulare so zurecht gebogen werden, um irgendwo eine Lücke zu nutzen. Beispielsweise könnte ich mir ein Pseudonym zulegen und so tun, als hätte ich mit hunderten Menschen Sex gehabt, Männlein, Weiblein, Transe etc. Natürlich wollen alle geheim bleiben, wegen Privatsphäre, Diskretion und Seriosität. Das wäre für mich leichte kriminelle Energie und bereits verwerflich, denn ich nutze Dinge aus, um mich selbst in einen Vorteil zu setzen. Dabei spielt es keine Rolle, dass ich vielleicht in der Lage wäre, so einen fake Erfahrungsbericht glaubhaft umzusetzen.

Das Internet ist voll mit Sex und Erotik, dazu ist es eine der natürlichsten Sachen der Welt, jeder erlebt es anders. Mit ein wenig Recherche, Empathie und Method Acting beim Schreiben käme man da mit Sicherheit sehr weit. Wenngleich ich mich dann fragen würde, warum man nicht direkt einen fiktiven Erotikroman schreibt. Gleiches gilt für Genderbending oder Beobachtungen von Minderheiten. Da könnte man für Nonfiktion die Rolle des einfühlsamen und interessierten Beobachters geben, der versucht, sich in die Thematik einzuarbeiten. Also sozusagen wie ein klassischer längerer Bericht in der Zeitung, nur eben in Buchform gestreckt. Sowas hab ich sogar hier liegen: Ein Mann fährt mit dem Auto durch Sibirien und gibt dabei wieder, auf wen er alles trifft und was diese sonderbaren Leute (bis hin zu einer christlichen Sekte) antreibt und umtreibt. Auch Journalisten im Fernsehen arbeiten ja so. Kann mich erinnern, wie eine Reporterin mal versucht hat, sich in die radikale Feministinnenszene zu begeben, also die mit oben ohne und Protestgeschrei, Schlägen und Tritten auf öffentlichen Veranstaltungen. Sowas ginge bestimmt auch bei einem krassen Szenario. Beispiel: Als neutraler Dritter beschreibe ich ein homosexuelles Pärchen, das gerade emotional auseinanderbricht, weil einer von beiden an einer unheilbaren Krankheit stirbt. Beide haben zugestimmt, dass ich das machen darf. Rechtlich wäre es sauber, aber moralisch? Darf man einfach so weit reingehen und Intimitäten, bis hin zum Unerträglichen aufschreiben? Ich erinnere mich an Dokumentationen zum Thema verstrahlte Regionen in Gebieten des ehemaligen Sowjetgebietes. Wenn da dann Menschen gezeigt werden, von denen jedermann weiß, dass sie eines unnatürlichen Todes sterben werden. Früh und qualvoll. Darf man das? Soll man das? Muss man das vielleicht sogar zeigen? Auch Erfahrungen und Einsichten aus Kriegsgebieten im direkten Zusammenhang mit Kindern finde ich persönlich immer schwierig.

Ich finde das ganze Thema "Pseudonym" polarisiert enorm. Ich bin mir da selbst unschlüssig und kann gar keine feste Position für mich finden. Gizmo schreibt hier wahre Worte:

"Ich werde wahrscheinlich ein Pseudonym verwenden, weil es in meinen Arbeitsumfeld mittlerweile Standard ist, dass ein Arbeitgeber potentielle Mitarbeiter einfach mal googelt. Wenn dabei der eine oder andere recht blutrünstige Fantasy-Roman auftaucht, muss das nicht immer gut sein."

Ich meine, genau das ist einer der Gründe, warum ich im Internet mein Pseudonym Kunstmut verwende. Ich bin innerlich zerrissen, ob ich nicht auch noch jeglichen Bezug zu meiner richtigen Existenz wie Klarname und Profilfoto nicht gänzlich löschen soll. (Mit der Ausnahme ein Buch von mir landet eines Tages in den seriösen Bereichen und es muss eine richtige Angabe dahinter. Eben vollumfänglich professionell). Mein erster Beweggrund für ein Pseudonym, den hier bislang noch keiner genannt hat, der aber der offensichtlichste für jeden sein sollte: Viele Menschen können nicht zwischen Fiktion und Realität unterscheiden. Wenn das so einfach wäre, könnten wir alle unsere phantastischen Geschichten mit Klarname und Profilfoto bei facebook posten oder auf twitter und instagram verlinken. Das geht aber nun einmal nicht, da wir in einer kapitalistischen Gesellschaft leben, in der meistens konservative Politik der Standard ist und es eine gewisse Hackordnung gibt. Wer kommt schon auf die Idee, gegen die Eltern, gegen die Lehrer oder Vorgesetzten zu argumentieren? In der meetoo Debatte fand ich es erschreckend, wie viele lapidar meinten: Ja, warum habt ihr nicht einfach angezeigt, dass ihr sexuell belästigt wurdet? Genau so gut kann man sich auch direkt kleiden und stylen wie Conchita Wurst und mit Helene Fischer Musik in ein Fußballspiel der zweiten Bundesliga gehen.

Auf der einen Seite macht es einen nachdenklich und wütend, dass ein Autor (oder Autorin) in gewissen Bereichen im Prinzip auf ein Pseudonym angewiesen ist. Angeblich lesen Männer keine Liebesromane. Muss der Mann also unter Frauenpseudonym schreiben, damit er Leserinnen bekommt. Und dann gibt es Männer, die der Ansicht sind, Frauen könnten keine Krimis und keine historischen Romane schreiben, weil es dann immer nur um wirre Liebesgeschichten ginge, an den Haaren herbeigezogen, mit vielen schlimmen Logikfehlern, die den Lesespaß trüben. Ich gebe auch ehrlich zu, dass ich früher nie auf die Idee gekommen bin, einfach mal aus Neugier einen Liebesroman zu lesen, einfach weil ich kein männliches Vorbild hatte, das sich für dieses Thema interessiert hat. Was mich dann doch bewegt hat, war Shakespeare. Ich dachte mir: Wenn ein Mann über Liebe schreibt, warum kann ich als Mann nicht über Liebe lesen? Was soll denn dieses Stigmata? (Ähnlich verhält es sich ja mit Musik: Hörst du als Mann Metal oder Hard Rock ist alles gut; aber sag bloß niemandem, dass du auch mal gefühlvolle Folk-Musik hörst; und gerade in den prägenden Phasen wie Pubertät, wo sich ja vieles ereignen kann, was dann noch Jahrzehnte nachklingt, ist so etwas sehr sehr schwierig).

Und wo ich bei Shakespeare bin, fällt mir einer der Hauptgründe für das unerkannt bleiben wollen ein: Gefahr von Leib und Leben. Früher wurden unliebsame Autoren in den Kerker geworfen oder direkt getötet. Klingt aus der demokratischen Sicht von heute immer ein wenig übertrieben, aber ich meine bei der Bundeszentrale für politische Bildung ein Buch gesehen zu haben mit Insider-Berichten aus dem Nachtleben des Iran (oder war es Saudi-Arabien?) aus weiblicher Perspektive. Kein Wunder, dass das alles mit Pseudonymen und über acht Ecken funktioniert. Sonst könnten die entsprechenden Personen gar nichts schreiben. Dieser Aspekt fällt aber für alle deutschen Autoren weg. Wir leben schließlich in der Zivilisation. Aber auch hier gibt es die mildere Form von Hetze und Belästigung. Beispielsweise bin ich schon mein ganzes Leben lang Atheist. Habe ich was gesagt, wenn ich wegen einer offiziellen Veranstaltung religiöses Gelaber über mich ergehen lassen musste? Nein. Und ich bin spätestens seit meinem 16. Lebensjahr politisch links und kosmopolitisch eingestellt. Aber das hänge ich auch nicht immer an die große Glocke, gerade in Zeiten, in denen Flüchtlingsheime angezündet werden oder es im Internet Trollfabriken der rechten Szene gibt.

Ja, es gibt das Grundgesetz und ich könnte hier mein Leben frei ausüben. Aber ich bin auf dem Land aufgewachsen und ich hab das alles immer mitbekommen. Jeder, der mit der Kleidung, mit den Ansichten, Werten oder der Sexualität nicht reingepasst hat, wurde gnadenlos um drei Ecken angegriffen. Aber auf diese perfide, giftige Art. Bis heute mache ich es so, dass ich mich verhalte wie der Charakter Will aus "Das magische Messer". Ich versuche alles, um nicht aufzufallen. Sozusagen Anti-Marketing. Andere Begriffe: Menschenscheu oder Ghosting. Also die Fähigkeit eines gewissen Dunedain. Unsichtbar kann ich mich nicht machen, aber ich kann es vermeiden, gesehen zu werden. Ich schneide mir die Haare selber, ziehe im Sommer gerne ein weißes T-Shirt an oder habe im Winter nichts gegen eine grauschwarze Jacke einzuwenden. Und das, obwohl ich hier oben drin in meinem Kopf so auffällig bin wie ein Schwarm Schmetterlinge vor einer Raufasertapete.

Es muss nicht immer gut sein. Es schickt sich nicht. Das haben wir schon immer so gemacht. Du immer mit deinen Extrawürsten. Komm mal klar. Was ist mit dir falsch? Was bist du denn für ein Freak? Ich weiß, dass es irgendwo Verrückte gibt (wie hier in diesem Schreibforum, die mich sofort verstehen) aber hochgerechnet auf die weite Welt da draußen, sind das bestimmt nur so 10 Prozent, die ein Verständnis für mich haben. Mit all den anderen muss ich mich immer nur herum ärgern. Daher denke ich schon länger darüber nach, ob es nicht clever wäre, eine bürgerliche Scheinexistenz aufzubauen und sich bereits in der normalen Arbeitswoche in zwei Persönlichkeiten aufzuspalten. Einmal die Person mit Klarnamen für die 90% Prozent der Öffentlichkeit (so hab ich die ersten 20 Jahre meines Lebens sozusagen im Schatten überlebt, ohne groß gestört zu werden) und dann der Autor für die wissenden Mitleser. Und als Gag obendrauf noch das Pseudonym für bestimmte Genres. Beispielsweise Erotik oder gewisses andere Hardcore Material. Ich bin zum Beispiel stark beeinflusst von Edgar Allan Poe, von H. P. Lovecraft, finde Bilder wie von Zdzisław Beksiński oder die Artworks der Dark Souls Videospiele etc. interessant. Meine erste Erfahrung, mir selbst eine Maske aufsetzen zu müssen, war in der dritten oder vierten Klasse. Wir sollten Bibelszenen malen für Religion. Und ein Kumpel und ich malen natürlich nach unseren Interessen die Opferszene mit Schlachtung eines Schweines oder Rindes voll aus. Und zwar schön bildhaft und in angemessener Größe. Da ist mir das erste Mal bewusst gewesen, dass gewisse Dinge "tabu" sind.

Und ich habe gewisse Phantasien im Kopf, für die ein Pseudonym praktisch wäre. Also von wegen Horrorgeschichte und dann nagelt ein Mann eine Frau kopfüber an die Wand, Maden krabbeln aus den Augen von kleinen Kindern, Dörfer, die in einen Sumpf aus Wachs zerfließen etc. Ich hab auch schon in der fünften Klasse gerne Castlevania gespielt und bei Rollenspielen und Fantasysettings bin ich ja immer hellauf begeistert von Wasserleichen, Dementoren, glitschigen nackten Dingen, die unschuldige Frauen aussaugen usw. Aber das alles eben aus dieser künstlerischen Perspektive heraus, um mit Ekel, Spannung, Morbidität und menschlichen Urängsten zu spielen. Und sollte ich was in Richtung Erotik und Sexualität schreiben, würde ich Szenen finden, die man anschließend mit Kusshand in der Pornoindustrie aufnehmen würde, weil es mal etwas anderes wäre.

Bei Pseudonym muss ich immer an all die Maler aus früheren Jahrhunderten denken, die Dinge gemalt haben, die eine konservativ beschämte Gesellschaft als pervers und krank empfunden haben muss. So ähnlich geht es mir beim Schreiben. Ich schätze, jeder fängt im Internet mit Pseudonym an zu schreiben, weil man in der Familie, im Freundeskreis und bei Bekannten nie ernstgenommen würde. Ich habe diese Ideen im Kopf ... wenn die mal ausgeschrieben sind, und wenn dann in der Zukunft Menschen darauf stoßen, die meinen, mich von früher gut zu kennen ... o boy. Das muss dann wirken wie ein Kuckuck oder ein Teufel unter den Menschen.

Ich bin, wie man vielleicht merkt, bei dem Thema innerlich zerstreut, aber ich kann mir schon vorstellen, irgendwann einmal für bestimmte Geschichten ein Frauenpseudonym zu wählen oder mich in der Öffentlichkeit zu verschiedenen Anlässen unterschiedlich zu geben. Ein großes Vorbild ist da sicherlich David Bowie, da wusste man nie so recht, was ist echt, was ist gespielt, was ist Lebensphase, was künstlerischer Ausdruck? Stimmt der lachende Mann von nebenan, der gerne scherzt oder sind die oftmals traurig verzweifelten Lyrics echt? Oder ist beides Teil einer Performance und den wahren Bowie hat nie jemand gesehen? Und wo ich schon dabei bin: Ist jemandem schon mal aufgefallen, dass es teilweise Strategien von Menschen gibt, sich selbst in einer bestimmten Weise darzustellen, sodass man letztlich gar nichts mehr über die Privatperson weiß? Wenn ich da jetzt zum Beispiel an den Bundestrainer Joachim Löw denke. Wer ist das? Oder an Tom Waits. Jeder hat da ein Bild aus den Medien, und bei allen öffentlichen Auftritten wird dieser schauspielerische Akt ausgebaut. Aber wie die Person wirklich ist, darüber kann man keine Aussage treffen.

Und erst vor kurzem bin ich auf die Personalie Anne Lister (1791–1840) gestoßen. Kein Pseudonym sondern Klarname, dennoch für diesen Thread hochinteressant beim Thema "unethisch verhalten". In diesem Spezialfall war es freilich die Gesellschaft, die unethisch war. Denn eine lesbische, unabhängige Frau mit Geld und Macht in diesem Zeitabschnitt war nicht eben 'gern gesehen'. Sie hat ihr Leben aber voll ausgelebt, sozusagen als lesbischer Casanova, obwohl der Benimm der Gesellschaft war: Du darfst nicht, es ist Sünde vor Gott. Ihre Antwort darauf war eine lebenslange Schauspielerei in gewissen Situationen. So wie man das aus Berichten von Diplomaten aus allen Zeiten kennt. Aber ihre wahre Natur hat sie mit Geheimschrift in ein Tagebuch mit 4 Millionen Wörtern gepackt. Gilt wohl mittlerweile nicht mehr nur in schwul-lesbischen Kreisen als super seltener und damit enorm wichtiger Beitrag von Minderheiten Sexualität mit erschöpfender Slice Of Life Ausführlichkeit für die Geschichte der Menschheit insgesamt.

Jetzt könnte man also wieder argumentieren, ob ein Autor es überhaupt anstreben muss, zu seiner Lebzeit seine Texte an den Mann zu bringen, wenn doch der "literarische" Nachlass nach dem Tod sowieso von Grabschändern für die Allgemeinheit zur Verfügung gestellt wird. Sofern man natürlich in der eigenen Ideologie Geld und Ruhm zu Lebzeiten als nicht wichtig erachtet. Ich meine, was passiert, wenn man knallhart sich selbst lebt und mit Klarname agiert, kann man ja bei Oscar Wilde sehen. Aber ganz egal, aus welchen Gründen man ein Pseudonym wählt und wie man agiert - jedem Autor sollte klar sein, dass es für dieses Agieren sehr gute rationale Gründe geben muss. Denn wo ein Geheimnis ist, da wird es immer diesen einen Hobby Sherlock Holmes geben, der alles recherchiert und in Erfahrung bringt. Aus dem gleichen Grund würde ich auch nie abschreiben oder anderswo klauen, um ein Plagiat zu erstellen - am Ende kommt das eh heraus. Es ist also an Dummheit nicht zu überbieten, wenn man vortäuscht, man habe Krebs oder man habe ein Kind zur Adoption freigeben oder sei mit einer berühmten Persönlichkeit verwandt. Da dachte ich immer, dass in Zeiten von Internetdatenbanken und DNA-Tests eigentlich nichts mehr geht. Bis ich dann am Rande die Sache mit der Exhumierung von Salvador Dali gelesen habe. Es ist immer wieder erstaunlich, welche perfiden Strategien manche Leute auffahren. Wo ich aber eine fake Biographie oder fake Persönlichkeit für angemessen halte, ist ein Fall, wo jemand tatsächlich etwas hat, was man nun wirklich nicht der ganzen Welt zeigen will. Also angenommen Michael Jackson wäre jetzt nicht Musiker und Tänzer gewesen, sondern Autor und ebenso erfolgreich und populär. Dann hätte er auch in diesem Fall die Hautkrankheit Vitiligo verschwiegen und die Ablenkung mit den Schönheits-Ops in der Welt der Schönen und Reichen gefahren.

Wie man sieht: Im "aufgeklärten" 21. Jahrhundert kommt man sich beim Thema Pseudonym direkt vor wie in einer Verschwörungstheorie. Und nur, weil ich denke, ich sei paranoid, und lebe daraufhin sorglos und naiv, kann das ja dennoch bedeuten, dass ich überwacht werde und Leute hinter mir her sind. Ist wie die allgemeine Binsenweisheit, dass es im Internet keinen Datenschutz und keine Privatsphäre gibt. NSA Skandal, facebook Skandal. Die Staatssicherheit in der DDR hätte leuchtende Augen gehabt und Orwell hätte mit ungerührter Miene 'sieh doch hin' gesagt, wenn man ihnen China und Medienfreiheit erklärt hätte.

Ja, es ging in diesem Thread eigentlich darum, wie man mit solchen kruden Fällen von Lug und Betrug von Autoren eigentlich umgeht. Aber bei diesem Thema komme ich allmählich zu der Überzeugung, dass es eigentlich eher dumm ist, wenn man versucht, sich ethisch zu verhalten und offen und blauäugig und naiv durchs Leben schreibt. Ist es nicht intelligent, mit falschen Identitäten zu spielen? Man wird im ganzen Leben nie von Nazis, Stalkern, verrückten Fans oder Menschen, die einen hassen, attackiert. Man hat immer seine Ruhe. Man kann normal einkaufen gehen, weil die Medien es nicht merken, wenn es 'jener' Autor in der Gemüseabteilung ist. Man kann sich noch mitten in einen Kinosaal setzen, man kann noch einem anderen Scheinberuf nachgehen. Man kann mehr als einen Freundeskreis haben, mit völlig anderen Interessen, ohne, dass es schlimm ist. Ich meine, wenn ich mir das so überlege, ist es doch klar, warum Menschen das Darknet nutzen, Waffen und Drogen schmuggeln. Warum manche Menschen anderen Menschen das Leben zur Hölle machen können, warum diese Menschen denken, sie seien schlauer als die Polizei. Sollte ich anfangen, mein Leben mehrfach in sich zu verspiegeln, dann ja nur, damit ich in Ruhe, Gemütlichkeit und Abgeschiedenheit Leben und Schreiben kann. Alles Gründe für das eigene Wohlergehen, ohne einer einzigen Person etwas Böses zu wollen. Aber vermutlich wäre es sinnvoll, so etwas wie eine Checkinstanz von vertrauten Menschen zu haben, damit kein schwarzes Schaf die Möglichkeiten, die sich bieten, für sinistre Zwecke ausnutzen kann. Ich meine, im Tintenzirkel wissen doch spätestens die Admins wie hier jemand mit Klarnamen heißt und welches Geschlecht er hat. (Womit sich ja schon zeigt, dass hier genug Verrückte schon jedes denkbare Szenario durchgegangen sind. Nach dem Motto: Vielleicht ist sie gar nicht Marie sondern Manuel Neuer; und das ganze Fußballding ist nur ein Ablenkungsmanöver, um die literarische Karriere zu tarnen ... Ja, Freunde, paah, der WM-Titel, der war nur dazu da, damit ihr nicht rausfindet, dass ich eigentlich Zombie BDSM schreibe, inklusive Rasenmäherfetisch für die Rückenmassage ...)

Falsche Autorenpersona und Ethik. Ich weiß wirklich nicht. Auf der einen Seite bin ich der brave Junge von nebenan. Kein Grund für Kostümierung. Auf der anderen Seite bin ich doch auch so ein Rorschach. Mal ehrlich. Mitten in der Postapokalypse. Der Irre da drüben oder ich. Wer denkt da noch an Unterricht und die Menschenrechte und bietet einen Stuhlkreis an? Ich wette, so gut wie jeder macht den Jamens Bond, drückt ab, und hat niemals danach Gewissensbisse. Wenn ich auf die Tour an Geld komme, wenn ich meine Texte schreiben kann, ohne mir ständig saudumme Kommentare anhören zu müssen, wenn ich meine Ruhe vor anderen Menschen haben kann. Warum denn nicht? Aber wenn man das wirklich durchzieht, dann muss man jede Aktivität in den sozialen Netzwerken unterbinden, darf in Foren nie zu privat werden, schreibt alles, was einem emotional passiert immer in ein Tagebuch, redet nie mit anderen Menschen darüber, weil man sonst auffliegen könnte. Ist immer in so einer Scheinexistenz, immer unterdrückt, kann sich nie klar zu sich selbst bekennen. Ich weiß ja nicht. Mal ganz abgesehen von rechtlichen oder moralischen Gesichtspunkten ... was ist denn mit der Menschlichkeit? Auch wenn ich es mir vielleicht jetzt gerade nicht vorstellen kann, so wäre dennoch die Perspektive da, dass ich irgendwann in zwanzig Jahren mit anderen Autoren in einem Zimmer herumgammel und wir uns mit Freak-Aktivitäten beschäftigen; oder dass ich irgendwo auf eine Messe gehe - man weiß ja nie wie das Leben spielt - und mich dort mit netten Menschen gut und lange unterhalte. Mit Pseudonym wäre ich immer allein. Es gibt ja Autoren und Künstler generell, die sich abschotten, und sozusagen nur durch ihre Kunst sprechen. Und ich sehe den Reiz darin, denn bereits in einem Raum mit drei Leuten könnte ich meine Texte nicht vorlesen, warum auch immer. Dabei habe ich kein Problem damit, die Texte eines anderen vor Publikum vorzutragen. Ist es die Lästigkeit, sofort mit den Reaktionen umgehen zu müssen? Während man ja im schriftlichen Bereich einen Brief oder eine Mail mal beiseite legen und später darauf antworten kann?

Und dann schreiben diverse Leser immer wieder, dass ihnen das Privatleben des Autors sowieso egal ist, weil sie sich lieber auf die Geschichte einlassen wollen. Kann man also mit Anonymisierung und Pseudonym vielleicht sogar Interesse für ein Buch wecken, weil da so das Geheimnis eines mysteriösen Autors mitschwingt? Das Thema ist wirklich verdammt schwierig, und ich vermute, da werde ich noch einige Zeit mit zu knabbern haben.
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Churke am 08. April 2018, 10:47:59
Es ist ein Unterschied, ob man sich selbst oder seine Quelle schützen will, oder ob man nur Marketing macht.
Vergangene Woche lief bei "The Orville" die Folge "Mehrheitsprinzip", eine Satire auf den sozialen Pranger. Dort gibt es keine Gerichte, sondern nur soziale Netzwerke, und folglich auch keine Anwälte, sondern PR-Berater, die dem Delinquenten dabei helfen sollen, die öffentlich Meinung so seinen Gunsten zu beeinflussen. Im Fall des verhafteten Crewmitglieds der Orville ist alles vergeblich - bis man auf der Orville auf die Idee kommt, die sozialen Medien mit Lügen zu fluten.

So funkitioniert es eben. Und so lange es das tut, wird es immer welche geben, die sich das zunutze machen.
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: canis lupus niger am 10. April 2018, 15:02:22
Zitat von: Churke am 08. April 2018, 10:47:59
- bis man auf der Orville auf die Idee kommt, die sozialen Medien mit Lügen zu fluten.

Ach, so wie heutzutage Wahlkampf gemacht wird?!  ;D

ZitatEin großes Vorbild ist da sicherlich David Bowie,
Oder Wolfgang Hohlbein in seinem unsterblichen Pseudonym Angela Bonella (Für die Barbie-Bücher) ;D
Titel: Re: Falsche Autorenpersona, wenn Autoren sich unethisch verhalten
Beitrag von: Wildfee am 11. April 2018, 10:25:17
Ich bin jetzt durch Zufall auf einen, meiner Ansicht nach, dreisten Ideenklau gestoßen, der mich auch recht zwiespältig zurück lässt.
Dina - Hüterin der Tore von Illona Andrews ist, soweit ich informiert bin, öffentlich und online auf der Internetseite des Autorenpaares nach und nach eingestellt worden (bereits in 2014/2015). 
Recht zeitnah ist dann ein ebook aufgetaucht, das doch recht frappierende Gemeinsamkeiten mit Hüterin der Tore hat und das als Reihe fortgesetzt wurde. (Ich nenne jetzt bewußt keine Titel, es genügt, bei amazon in der Suche "Hüterin" einzugeben, man stößt recht schnell darauf . )
Es drängt sich mir da schon der Eindruck auf, das da fleißig mitgelesen wurde und das die Ideen nicht grade selbst entwickelt wurden.

Ich frage mich jetzt, warum die Leser das mitmachen. Ich als Leser fühle mich da ein wenig über den Tisch gezogen, wenn ich feststelle, dass da so viele Gemeinsamkeiten sind, die wohl kaum dem Zufall zugerechnet werden können.
Und als Schreibende käme es mir nicht in den Sinn, so dreist abzukupfern.

Andererseits scheint die Autorin genügend Fans zu haben, denen das wohl herzlich egal ist.

Ich empfinde es als unethisch, andererseits schwingt aber auch ein wenig Respekt mit, dass jemand so unverfroren ist und damit auch durchkommt.