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Carlsen Blogger-Helden - Noch bloggen oder schon werben?

Begonnen von Rigalad, 05. Januar 2017, 20:23:28

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Rigalad

Ihr Lieben,

ich habe den Titel bewusst etwas provokativ gewählt, möchte aber ausdrücklich betonen, dass ich das Thema mal in den Raum werfen möchte, weil ich mich selbst nie als Bloggerin oder Rezensentin versucht habe und daher von den Gepflogenheiten nicht allzu viel Ahnung habe. Daher bin ich vor allem auf die Meinungen unserer BloggerInnen gespannt! Aufmerksam geworden bin ich auf den Artikel auf der Fanpage einer Bloggerin, die meinen Roman rezensiert hat und eine kritische Diskussion auf ihrer Seite begonnen hat.

Worum geht es? Um diesen Link:
https://www.carlsen.de/blog/carlsen-blogger-helden

Darin steht, dass Carlsen ab diesem Jahr fünfzig Blogger einen Helden-Titel vergeben bekommen haben, die
Zitatdie sich unermüdlich und mit viel Enthusiasmus darum bemühen, dass Bücher – und insbesondere Carlsen-Bücher – ihren Weg in die Regale und Herzen der Leserinnen und Leser machen.

Die Blogger erhalten gewisse Vorzüge, die im Text aufgeführt sind: Enge Zusammenarbeit, Priorität auf Messen und Veranstaltungen, Bevorzugung bei Vergabe von Rezensionsexemplare etc.
Weiterhin gibt es keine offizielle Liste dieser Blogger-Helden, der "Status" kann, muss aber nicht gekennzeichnet werden. Es wird sogar darauf hingewiesen, dass kein Blogger auf einen Hinweis seiner Bezeichnung verpflichtet ist. Außerdem ist von einer "garantierten Vergütung" die Rede. Bisher bin ich davon ausgegangen, dass kein Geld fließen darf oder dass es ansonsten eben auf jeden Fall gekennzeichnet sein muss?

Gibt es auch bei anderen Verlagen solche Blogger-Aktionen? Prinzipiell finde ich es ja gut, die Kontakte zu seinen Bloggern zu pflegen, immerhin sprechen sie auch eine Zielgruppe unter den Lesern an. Ich habe auch nichts dagegen, wenn sie zu Weihnachten mal ein Buch geschickt bekommen oder sowas. Ich weiß wie gesagt nicht, wie das so gehandhabt wird.
Aber das hier finde ich doch schon sehr bedenklich, weil es einen Wettbewerb unter den Bloggern ins Leben ruft, sich ganz intensiv mit den Büchern von Carlsen zu beschäftigen und sie auf deren jeweiligen Plattformen zu präsentieren, damit man diese besondere Behandlung erhält.

Was haltet ihr davon?


Maja

Die "garantierte Vergütung" gibt es im Zusammenhang mit Carlsens Affiliate-Programm. Ich vermute daher, dass nicht die eignetliche Rezension bezahlt wird, aber dass bei Klick auf die generierten Links zum Verlag ein Klickhonorar vergütet wird, unabhängig davon, ob ein Kauf getätigt wird. Eventuell werden auch Banner pro Einblendung, auch ohne Klick, bezahlt.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Eluin

Also was mit garantierter Vergütung bei denen gemeint ist, weiß ich nicht. Aber in meiner Zeit als Rezensentin war es gang und gebe, dass ich Bücher von den Verlagen kostenlos bekomme und behalten durfte. Hardcover, Softcover ... Auf Messen oder so war ich aber nicht - lag aber an mir und nicht den Verlagen.

Achso, unter jeder Rezension, wo ich das entsprechende Buch kostenlos erhalten hatte, stand auch ein entsprechender Dank an Verlag/Autor.
Träume verändern die Zukunft. Doch erst wenn wir die Augen öffnen, können wir sie verwirklichen!
Mein Spruch, mein Motto.

Ryadne

Bei Diogenes gibt es das grundsätzlich auch, da wird man dann als "bevorzugter Blogger" auf Veranstaltungen eingeladen, man kann Tickets für Lesungen und Buchpakete erhalten etc. Bin aus irgendeinem Grund bei ihnen in dieses Programm reingerutscht, auch wenn ich bisher nicht einmal Rezensionsexemplare bestellt habe (vielleicht auch gerade deshalb ...). Ich vermute, dass die meisten größeren Verlage inzwischen so etwas haben, auch wenn sie sich nicht so schnieke Titel dafür ausdenken wie Carlsen.

Man kann es als den Versuch ansehen, seriöse BloggerTM ähnlich wie traditionelle Pressevertreter zu behandeln. Die Problematik des Wettbewerbs ist hier denke ich auch nicht stärker als bei Magazinjournalisten und Co - höchstens dahingehend, dass hier z. T. stärker Privatpersonen als Medienvertreter "umgarnt" werden. Allerdings wird bei Bloggern irgendwie grundsätzlich ein "kindlicher" Ton angeschlagen, wie dieser "Helden-Titel" sehr schön zeigt. Einerseits finde ich es nett, wenn versucht wird, den Bloggern auf Augenhöhe zu begegnen und nicht so verkrampft businessmäßig agiert wird. Andererseits fühle ich mich nicht ernstgenommen, wenn ich auf eine Veranstaltung eingeladen werde, die daraus besteht, dass man die Attraktivität von Autoren beurteilen soll. Blogger bestehen nicht nur aus kreischenden 20-Jährigen, die Benedict-Wells-Poster abknutschen.

Übrigens finde ich es inzwischen schwierig, außerhalb solcher Programme als Blogger noch bei größeren Verlagen zu landen. Vor zwei Jahren bekam man Rezensionsexemplare geradezu nachgeschmissen, heute wird oft erst nach Klick- und Besucherzahlen gefragt - ebenso, wie bei Magazinen ja auch oft nach der Auflagenhöhe gefragt wird.

Von Vergütungen wüsste ich nichts, obwohl ich das persönlich auch nicht soo kritisch sehe, zumindest nicht bei indirekten Vergütungen. Es ist ein zweischneidiges Schwert: Einerseits fällt es zugegebenermaßen schwer, ein Buch schlecht zu bewerten, wenn der Verlag einen umgarnt. Andererseits ist Bloggen und Rezensieren, wenn man es einigermaßen ernsthaft betreibt, sehr zeitaufwendig. Wenn da versucht wird, auch abseits von Werbung Finanzierungswege zu finden, finde ich das bei einer Kennzeichnung nachvollziehbar. Ein Rezensionsexeplar ist gut und schön, bezahlt aber keinen Server. In anderen Branchen ist Sponsoring z. B. ja auch gang und gäbe. Natürlich bräuchte die breite Masse hier mehr Medienkompetenz, um gesponsorte Beiträge oder Rezensionen richtig einordnen zu können, aber das wäre ohnehin wünschenswert.

Rigalad

#4
Zitat von: Ryadne am 05. Januar 2017, 21:12:51

Von Vergütungen wüsste ich nichts, obwohl ich das persönlich auch nicht soo kritisch sehe, zumindest nicht bei indirekten Vergütungen. Es ist ein zweischneidiges Schwert: Einerseits fällt es zugegebenermaßen schwer, ein Buch schlecht zu bewerten, wenn der Verlag einen umgarnt. Andererseits ist Bloggen und Rezensieren, wenn man es einigermaßen ernsthaft betreibt, sehr zeitaufwendig. Wenn da versucht wird, auch abseits von Werbung Finanzierungswege zu finden, finde ich das bei einer Kennzeichnung nachvollziehbar. Ein Rezensionsexeplar ist gut und schön, bezahlt aber keinen Server. In anderen Branchen ist Sponsoring z. B. ja auch gang und gäbe. Natürlich bräuchte die breite Masse hier mehr Medienkompetenz, um gesponsorte Beiträge oder Rezensionen richtig einordnen zu können, aber das wäre ohnehin wünschenswert.

Das sehe ich prinzipiell auch wie du. Natürlich stecken in Blog und Rezension Arbeit und Zeit, und das soll und darf natürlich entsprechend belohnt/vergütet werden. Da muss aber dann ein Konzept geschaffen werden, dass den Lesern/Blogbesuchern auch Transparenz bietet und wo auch weiterhin gewährleistet wird, dass die Leistung an sich "bezahlt" wird, nicht ggfs. die (positive) Meinung.

Zu deiner Anmerkung bezüglich der "kindlicheren" Behandlung: Karla (Paul) hat in irgendeinem Vortrag über und für Blogger mal gesagt, dass diese vielleicht mal etwas vom Pinkglitzer weggehen und sich dafür mehr professionalisieren sollten, denn sie leisten mittlerweile natürlich einen nicht unerheblichen Anteil an (kostengünstiger) Werbearbeit im Bereich des Buchmarktes. Den Ansatz fände ich für beide Seiten, Blogger wie Verlage, sinnvoll.

Schlussendlich bleibt bei mir trotzdem irgendwie der Beigeschmack, dass ein Verlag Blogger eben mit Sonderbehandlung "an sich bindet" und dafür mit viel Präsenz auf deren Seiten belohnt wird. Da möchte ich als Leser eines Blogs schon gerne wissen, ob da noch genug Neutralität vorhanden ist oder, wenn nicht, entsprechende Hinweise sehen.

Ryadne

Zitat von: Rigalad am 05. Januar 2017, 21:29:25
Zu deiner Anmerkung bezüglich der "kindlicheren" Behandlung: Karla (Paul) hat in irgendeinem Vortrag über und für Blogger mal gesagt, dass diese vielleicht mal etwas vom Pinkglitzer weggehen und sich dafür mehr professionalisieren sollten, denn sie leisten mittlerweile natürlich einen nicht unerheblichen Anteil an (kostengünstiger) Werbearbeit im Bereich des Buchmarktes. Den Ansatz fände ich für beide Seiten, Blogger wie Verlage, sinnvoll.

Das stimmt natürlich, diese Art von Ansprache kommt ja auch nicht von nichts.

Maria

Zitat von: Rigalad am 05. Januar 2017, 21:29:25
Das sehe ich prinzipiell auch wie du. Natürlich stecken in Blog und Rezension Arbeit und Zeit, und das soll und darf natürlich entsprechend belohnt/vergütet werden.

Ich bin da zweigespalten.
Ein schönes Hardcoverbuch, das ich für über 20 Euro hätte kaufen müssen ist doch auch eine Art der Vergütung, oder?

Bei fünf Büchern wären das schon über 100 Euro. Und diese Bücher werden dann von den Bloggern auch weiterverkauft oder für Werbezwecke für ihr Blog weiterverschenkt.

Wenn jetzt noch weitere Vergütungen als selbverständlich angesehen werden, mindert das in meinen Augen den Wert der Bücher.

Gwee

Zitat von: Maria am 14. Januar 2017, 05:08:02
Und diese Bücher werden dann von den Bloggern auch weiterverkauft oder für Werbezwecke für ihr Blog weiterverschenkt.

Wenn jetzt noch weitere Vergütungen als selbverständlich angesehen werden, mindert das in meinen Augen den Wert der Bücher.

Also, nur um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Der Verkauf von Rezensionsexemplaren ist verboten. Und die meisten Blogger wissen das auch. Verschenken wiederum ist nichts, wobei man einen Gewinn macht, denn man verliert ja im Grunde das Buch. Damit will ich gerade nicht sagen, dass ich Rezensionsexemplare nicht honoriere, im Gegenteil, aber das kann man dennoch nicht als Vergütung in dem Sinne ansehen. Wenn du ein Rezensionsexemplar bekommst, hast du ohnehin ganz andere Pflichten als wenn du ein eigenes Buch liest. Du hast Zeitdruck dahinter. Und du musst ja die Rezension schreiben. Und in einer Rezension steckt nun einmal Arbeit. Ja, es gibt Blogger, die schreiben den Inhalt einfach hin und das war's, aber andere setzen sich wirklich mit dem Buch auseinander und versuchen dem Leser mitzuteilen, wie das Buch war, ohne zu spoilern. Rezensionsexemplare sind auf keinen Fall selbstverständlich - es ist schwer genug, sie überhaupt zu bekommen. Aber wenn man es mit Beautybloggern etc. vergleicht, muss der Buchblogger eben doch zurückstecken.

Und zum Thema Carlsen-Blogger: Ich persönlich halte da auch nicht viel von, aber finde es für die betreffenden Blogger natürlich schön. Ich fürchte dabei aber eher, dass dadurch die anderen Blogger weniger gewürdigt werden als die Blogger-Helden. Und dazu muss man sagen, dass Carlsen schon hohe Anforderungen hat, dass man überhaupt in Kooperation für sie bloggen darf. Viele der Blogs, die die Auszeichnung erhalten habe, lese ich sehr gerne und haben es verdient, aber trotzdem hat das etwas von einer Zweiklassengesellschaft. Denn die Frage ist ja, worin unterscheiden sich Blogger-Helden und normale Blogger aus Lesersicht? Eigentlich ändert sich ja für Leser nichts, da es eigentlich irrelevant ist, ob ein Blogger nun das Buch gekauft oder geschenkt bekommen hat. Eine Rezension sollte so oder so sachlich sein. Aber das Logo ist halt trotzdem da und bewertet den Blogger-Helden irgendwie als etwas Besseres.
Es ist so eine Art Obsession, glaube ich. Das Schreiben fasziniert mich so sehr,
daß, wenn es mir verboten würde, ich langsam daran sterben würde.
Johannes Mario Simmel

Maria

#8
Interessant, danke.

Dass man Rezensionsexemplare nicht verkaufen darf, höre ich hier zum ersten Mal.
Ich könnte verstehen, dass es usus ist, ein Ehrenkodex oder so. Aber steht das in einem deutschen Gesetz drin?

Ich meine, wie soll man verhindern, dass die beim nächsten Flohmarkt die Bücher mit anderen auf einem Tisch liegen oder von einer Freundin der Rezensentin über ebay verkauft werden?
Haben die einen Spezialdruck irgendwo, dass sie über GPS verfolgt werden können?
Oder unterschreiben Blogger einen Vertrag, dass sie die Bücher nicht weiterverkaufen?

Ich persönlich hätte nichts dagegen, wenn sie irgendwo über den Tisch gehen und der Bloggerin ein paar Euro bringen.
Sie hat ja wirklich Mühe investiert.

Meine Schule bekommt auch Gratisexemplare vom Verlag für eine Aktion, die wir dann an die Schüler weiterschenken. Keines der Bücher hatte einen Vermerk drauf oder drin, dass sie nicht verkauft werden dürfen und wir haben auch nicht kontrollieren können, was die Schüler nach dem Lesen damit machen.

Und von einer rechtlichen Verpflichtung zur Rezension kann ja nicht einmal bei Leserunden gesprochen werden. Wir Autoren wissen doch, dass ein gewisser Teil der versandten Exemplare an Blogger oder Leserundenteilnehmer nie eine Rezension sehen wird. Damit haben wir uns inzwischen abgefunden. Blogs gehen auch auf Pause, oder verschwinden einfach.


Gwee

Also, einen Vertrag darüber gibt es zwar im Grunde nicht, aber im Grunde verpflichtet man sich bei Erhalt des Rezensionsexemplars dazu, es auch nicht weiter zu verkaufen. Klar, kann man es nicht richtig überprüfen. Manche Rezensionsexemplare haben zwar Stempel, aber das ist eher selten. Bei Random House wird zum Beispiel ein Beiblatt versendet, in dem ausdrücklich steht, dass man die Exemplare nicht weiter verkauft und sich "Unterlassungsansprüchen aussetzt", so wie keine weiteren Rezensionsexemplare mehr erhält, wenn doch. Das Überprüfen dürfte zwar schwierig sein, aber die meisten Blogger, die etwas auf sich halten, richten sich auch nach diesem Gebot und verschenken die Bücher dann maximal. Wenn man da also ein Exemplar anfordert, akzeptiert man diese Regel.
Ich persönlich verstehe natürlich, warum die Verlage das nicht gern sehen. Immerhin geben sie jemanden etwas gratis und der macht dann damit Kohle? Wenn Rezensenten Geld bekommen, dann doch lieber für die Rezensionen an sich und nicht dafür, dass sie die Exemplare unterm Tisch verhökern.

Das mit den Gratisexemplaren für diese Aktion könnte aber auch eine Ausnahme in dem Punkt sein. Und verschenken an sich ist ja kein richtiger Profit. Daher würde ich sagen, dass das etwas ganz anderes ist. Was der nächste mit einem Buch anfängt, ist natürlich immer noch einmal eine andere Frage. Aber so könnte man ja auch auf Ebay ein Rezensionsexemplar ersteigern und es dann weiter verkaufen, ohne überhaupt davon zu wissen. Die meisten Rezensionsexemplare, die ich erhalte, sind identisch mit der Erstveröffentlichung.

Ich kann halt echt nicht für andere Blogger sprechen, aber ich persönlich würde mich nicht gut fühlen, wenn ich mich über diese "Klausel" hinwegsetze. Und jene Blogger, die es nicht nur zum Spaß machen, sondern um Geld zu verdienen, können ja dann auch den Weg über Affiliate-Links etc. gehen.
Es ist so eine Art Obsession, glaube ich. Das Schreiben fasziniert mich so sehr,
daß, wenn es mir verboten würde, ich langsam daran sterben würde.
Johannes Mario Simmel

Ryadne

Das Verkaufen von Rezensionsexemplaren würde eine Konkurrenz zum regulären Verkauf bedeuten, vor allem bei Neuveröffentlichtungen oder Büchern, die noch gar nicht im Verkauf sind. Das hat nichts mit den Vereinbarungen zwischen Bloggern und Verlagen zu tun, sondern betrifft jeden Journalisten, der ein Medium - ob Buch, Film, Game etc. - bespricht. Vor ein paar Jahren gab es da einen Beispiel-Prozess gegen einen namhaften Journalisten, der zur Besprechung erhaltene Medien systematisch weiterverkauft hat. Mit Betonung auf systematisch. Wer das einmal macht, wird vermutlich keine Probleme bekommen, außer es handelt sich um ein nummeriertes E-Book - manche Verlage sichern sich wohl durch solche Nummerierungen gegen Verkäufe ab. Printexemplare sind, soweit ich weiß, heute nur noch selten markiert.

Die ethische Frage ist eine andere. Persönlich finde ich es unfair, Bücher direkt weiterzuverkaufen. Wenn aber irgendein Buchblogger nach ein paar Monaten ein Buch für 2 Euro auf einem Flohmarkt weiterverkauft, werde ich ihm keinen Vortrag halten.

Kaeptn

@Rezensionsexemplare: Hin und wieder bekommt man auch spezielle Leseexemplare, die dann hinten keine ISBN/Preisaufruck haben, gerade wenn man vorab was bekommt.

Random House hat mich letztens auf ihr Bloggerportal hingewiesen, weil sie gern darüber Rezensionsexemplar-Bestellungen und Rezensions-Belege sammeln wollten. Da war ich schon überrascht, dass da bei der Registrierung des Blogs bei Besucherzahlen im Monat(!) nur 50,100,250 oder 500 zur Auswahl standen (oder so, jedenfalls recht wenig). Ich meine 50?? Wenn der Besitzer des Blogs pro Tag einmal selbst draufguckt, sind das schon 30 Unique Visits/Monat. Ich finde da eine Begrenzung der Reichweite nach unten schon sinnvoll, denn auch bei 500 Visits im Monat (17 Besucher am Tag!) liest ja nur ein Bruchteil davon eine bestimmte Buch-Rezension.

Was bloggen oder werben angeht: Da sind die Grenzen oft fließend. Wenn ein Blogger postet, was für ein tolles Überraschungspaket er von Verlag XY bekommen hat, mit Poster, Lesezeichen und hach, wie toll doch das Cover aussieht... frage ich mich als Leser schon, inwieweit da noch kritischer Journalismus möglich (oder überhaupt gewollt) ist. Viele Blogs lassen jede kritische Distanz vermissen und schmeißen nur so mit 5-Sterne-Wertungen um sich, was auch zur totalen Entwertung von 4-Sterne und weniger geführt hat. Ich meine, 4 Sterne ist doch "gut", aber ein Buch, dass bei Amazon einen Schnitt von 3,9 hat, gilt ja schon als Reinfall.

Kati

Ich verstehe ein Rezensionsexemplar persönlich nicht als Honorar. Das Buch brauche ich schlicht und ergreifend um eine Rezension verfassen zu können. Wenn ich das Buch nicht habe, kann ich meine Dienstleistung, also eine Rezension schreiben, die Werbung bedeutet, auch nicht erbringen.  :P Honoriert wurde ich als Buchblogger noch nie, obwohl ich schon das ein andere Rezensionsexemplar bekommen habe: Ob unfertige Version als eBook (Rezensionsexemplare sind nicht selten unfertig, da man sie bekommt, bevor die Bücher überhaupt richtig in Druck gehen und oft sind dann auch noch Fehler drin, die in den richtigen Büchern dann natürlich nicht mehr drin sind) oder ein herkömliches Taschenbuch, da war alles schon dabei. Darüber freue ich mich auch sehr und ich persönlich finde ein Honorar zwar in Ordnung, aber nicht notwendig. Da es aber schon ziemliche Arbeit ist eine vernünftige, hilfreiche Rezension zu schreiben kann ich verstehen, wenn Blogger Honorare nehmen oder sich darauf einlassen, gegen Honorar an einen bestimmten Verlag gebunden zu sein.

Zit

#13
Hm, wenn ich mir das alles so recht bedenke, dann ist es wohl so, dass Buchblogger zu einer Zweiklassengesellschaft werden. Das wird wohl in den nächsten Jahren noch zunehmen bis wir Buchblogger haben, die ähnlich professionalisiert sind wie Berufsjournalisten. Vielleicht gibt es dann auch den Berufsbuchblogger. Ist ja nicht alles Klickibunti. Der-Kaffeehaussitzer-Blog ist, gemessen an den vorgestellten Büchern und dem Publikum, schon recht sachlich in der Erscheinung. Andererseits fände ich eine solche Erscheinung bei Bloggern, die vornehmlich Kinder- oder Jugendbücher beackern, eher befremdlich. Jedenfalls wird man in Zukunft jeder super-duper Bewertung nicht mehr trauen können oder den fünf Sternen. Oder dem Geschmack des Autors. (Kaffeehaussitzer lese ich eigentlich nur wegen der Qualität Rezensionen, so als Maßstab und für den eigenen Horizont. Weniger, weil mir die Bücher durch die Bank weg zusagen, die er vorstellt.)

Was ich sagen will: Wir müssen uns wohl darauf einstellen, dass Buchbloggen keinen naturgegebenen Vertrauensbonus auf ehrliche Meinung in Zukunft mehr hat sondern man zweimal lesen muss, ob die Begeisterungen nun echt sind und der Blogger aus Überzeugung für den Verlag/ die Bücher wirbt, oder ob er sich das nur bezahlen lässt, weil es zu seiner Zielgruppe passt. Im Moment scheint mir letzteres noch nicht so zu sein. Mit den Blogger-Helden geht das aber schon in so eine Richtung, finde ich.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

cryphos

Bei YouTube müssen Let's Player, welche für einen Beitrag entlohnt werden, diesen Beitrag kennzeichnen. Wenn ich richtig informiert bin (ich kann mich da leicht irren, das Thema habe ich nur am Rande wahrgenommen), dann muss der Beitrag schon gekennzeichnet werden, wenn der Let's Player das Spiel gestellt bekommt.

Demzufolge wäre auch jede Buchrezension, bei der ein Rezensionsexemplar gestellt wird ein finanzierter Bericht und als solcher zu kennzeichnen.
Damit wäre dann das Bloggerprogramm von Carlsen nichts anderes als ein finanziertes Werbeprogramm. Somit wären alle Blogger, welche daran teilnehmen, verpflichtet darauf hinzuweisen, dass sie finanziert werden.

Ich sage hier bewusst "wäre" denn ich schlussfolgere hier nur auf ganz dünner Faktenbasis. Vielleicht wissen unsere Juristen im Zirkel genaueres dazu?