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Es geht den E-Book-Piraten an den Kragen

Begonnen von Alana, 13. Dezember 2014, 00:29:06

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Churke

Zitat von: chaosqueen am 16. Dezember 2014, 11:18:11
Denn wie hier jemand ganz richtig anmerkte: An und für sich lernt jedes Kind, dass Diebstahl verboten ist, aber als Erwachsene betrachten wir es plötzlich als Kavaliersdelikt? Geht gar nicht!

Der Schutz geistigen Eigentums ist eine neuere Erfindung entwickelt sich immer mehr zu einem Phänomen des crony capitalism, Endstation Neofeudalismus.
Das Urheberrecht ist wie alle Verwertungs- und Leistungsschutzrechte ein historisch gewachsener Kompromiss. Durch die Digitalisierung kommt es zu Verschiebungen und neuen Mögichkeiten, die ggf. einer neuen Aushandlung bedürften der Rechte, Grenzen und Vergütungsmodi bedürfen. Repression und Kriminalisierung beruhen jedoch auf Lobbyismus der crony capitalists, Propaganda und Manipulation des gesunden Volksempfindens.

Ein Geschäftsmodell, das auf der massenhaften Kriminalisierung, online-Durchsuchung und strafrechtlichen Verfolgung von Renegaten beruht, lässt sich nur im cony capitalism erfolgreich betreiben.

Pestillenzia

#46
Zitat von: Churke am 16. Dezember 2014, 15:58:36
Repression und Kriminalisierung beruhen jedoch auf Lobbyismus der crony capitalists, Propaganda und Manipulation des gesunden Volksempfindens.

Ein Geschäftsmodell, das auf der massenhaften Kriminalisierung, online-Durchsuchung und strafrechtlichen Verfolgung von Renegaten beruht, lässt sich nur im cony capitalism erfolgreich betreiben.

Dann hast du also nichts dagegen, wenn ich jedwedes deiner geistigen Eigentümer an mich reiße und damit Geld scheffle, während du leer ausgehst? Cool. Rück mal rüber, vielleicht kann ich was brauchen. Für lau, versteht sich. Wir lassen unser gesundes Volksempfinden durch diese Kapitalisten schließlich nicht manipulieren.

Was dein ist, ist mein. Und was mein ist, geht niemanden etwas an.

Zitat von: Judith am 16. Dezember 2014, 15:14:32
Das sind für mich jetzt aber doch zwei verschiedene Paar Schuhe - in einem Fall hat man ja mit besten Absichten gehandelt. Der Vergleich wäre für mich eher: Man kann auch dafür zur Rechenschaft gezogen werden, wenn man bewusst ein gestohlenes Fahrrad kauft und nicht nur dann, wenn man selbst es gestohlen hat.

Das ist auch so. Hehlerei setzt immer zumindest bedingtes Wissen der Vortat voraus. Wer gutgläubig eine gestohlene Ware kauft, kann sie zwar nicht behalten, wenn die Sache auffliegt, und muss selbst sehen, wie er zu seinem Geld kommt, aber er wird nicht bestraft.

Churke

Wie ein Nutzer durch Herunterladen einer Raubkopie "Geld scheffelt", würde mich schon interessieren.

Objektiv betrachtet liegt es nicht im Interesse von Otto Normalverbraucher, dass er für die raubkopierten Bekenntnisse der Bettina W. in den Knast wandert. Damit er das gut und richtig findet, muss ihn die Content-Industrie erst mal davon überzeugen. Oder, noch besser, sie überzeugt die Politiker, die Otto Normalverbraucher gewählt hat.

Es hat doch keinen Sinn (okay, hat es schon, aber das ist ein anderes Thema) mit dem Bundestrojaner nach Raubkopierern rasterzufahnden. Und weil es nicht wirkt, dreht man am Strafmaß.
Wenn man Herrschaften vom Schlage eines Kim Dotcom aus dem Verkehr zieht, trocknet man die Pipeline aus. Das ist auch nicht besonders schwierig, es sei denn vielleicht, man ist eine US-Bundesbehörde und hat es verlernt, rechtsstaatliche Standards einzuhalten.

Judith

Zitat von: Manu am 16. Dezember 2014, 16:29:19
Das ist auch so. Hehlerei setzt immer zumindest bedingtes Wissen der Vortat voraus. Wer gutgläubig eine gestohlene Ware kauft, kann sie zwar nicht behalten, wenn die Sache auffliegt, und muss selbst sehen, wie er zu seinem Geld kommt, aber er wird nicht bestraft.
Ja, ich hatte es so gelesen, als hätte chaosqueen damit auch unwissende Käufer gemeint, aber als ich es jetzt nochmal durchgelesen habe, sehe ich, dass sie das so direkt nicht geschrieben hat. Mea culpa!

Sascha

Jetzt war ich ein paar Tage nicht hier, und dabei habe ich mir noch etwas überlegt. Könnte es sein, daß einer der Gründe dafür, daß viele denken, digital muß kostenlos sein, in der Werbefinanzierung liegt? Die Leuts glauben ja tatsächlich, was werbefinanziert ist, ist auch kostenlos. Zwar ist das kompletter Dummfug, denn man bezahlt die "Leistung" (auch viel Schmarrn) ja trotzdem über die Werbeeinnahmen des Anbieters, plus noch die ganzen Heinzel, die diese nervige Werbung machen, also am Ende ist das Produkt sogar teurer, als wenn man's direkt bezahlt. Aber die meisten denken trotzdem, sie bekommen doch alles kostenlos, und halten das dann für den Normalzustand.

Ich fände es nicht verkehrt, wenn man diese ganze Werbefinanzierung einstampft. Wer etwas im Netz nutzen will, soll dafür zahlen. Ist er nicht dazu bereit, kriegt er's nicht. Aber bitte einzeln pro Artikel (dig.Produkt) und nicht per Flatrate. Ich zahl ja auch nicht meinem Metzger wöchentlich 30 Euro und kann mir dafür holen, was ich will. So ein Schritt würde erstens die Produkte effektiv sogar billiger machen (weil nur die Produkte selbst bezahlt werden und nicht die Werbefritzen), und zweitens würde dann jeder für das zahlen, was er auch will. Per Werbefinanzierung zahlen wir ja z.B. alle für das Du***ackenprogramm auf RTL2, ob wir es schauen oder nicht. Denn jeder kauft irgendwas von den Firmen, die dort für irgendwas Werbung machen.

Klar, werden wir nicht erreichen, aber was meint Ihr, welche Rolle diese Pseudo-Gratisangebote dabei spielen? Ich denke, gerade, weil es sowas bei realen Gütern nicht gibt (siehe Metzger-Bsp.), ist da das Bewußtsein noch ein anderes.

PS: Adblock-Verwender und stolz darauf! ;D

Nebeldiener

#50
Ich finde, dass Hauptproblem ist immer noch das, dass das Internet relativ neu ist. Bücher gibt es schon weiss ich nicht wie viel hunderte von Jahren, dass Internet ist nichtmal hunder Jahre alt. Wir lernen immer noch damit umzugehen. Wir müssen auch unterscheiden zwischen den Menschen die damit aufgewachsen sind und denen, die es mit einem zunehmenden Alter erst kennenlernen mussten (sollche Leute machen unteranderem Gesetzte dafür).

Da ich mich mit Musik besser auskenne, als mit Büchern nehme ich dies als Beispiel:
Zuerst hatte man Schallplatten und war glücklich damit. Man beschwerte sich weder über den Preis, noch über die Grösse.
Dann erfand man die CD (unbedeutendere Zwischenstadien übersprungen). Die Mehrheit hörte auf Schallplatten zu kaufen und kaufte CD's, weil:
- billiger
- es passten mehr Lieder auf eine CD
- kleiner (nun auch mit CD-Playern auf Reisen geniessbar)
Später ging man darin hinüber sich die Zeit zu sparen, die Datei zuerst auf eine CD zu brennen und dann die CD zu verkaufen, in direkt die Datei zu verkaufen (der Einfachheitshalber gehe ich nicht darauf ein, dass immer noch CD's verkauft und gekauft werden):
- billiger (denn man muss sich nicht mehr 20 Lieder kaufen, von denen man nur 5 haben will)
- einfacher zu transportieren und kleiner (USB-Stick mit ca. 100 Lieder verglichen zu CD mit ca. 25 Lieder)

Bei Büchern ist man halt von der Buchform gleich zur Dateiform gesprungen. Ich finde, dass eben der Vorteil vom Buch als Datei nicht so heraussticht, wie jetzt bei einem Lied. Es ist immer ein "Was du liest das Buch als E-Book? Aber das Gefühl eines richtigen Buches ist doch viel besser und bla und bla."
Will ich neben all meinen Schulbüchern auch noch ein "Die Elfen von Bernhard Hennen" mitschleppen, wenn ich es als E-Book auf meinem Kindle haben kann? Nein. Ich lese auch Englische Bücher viel lieber auf meinem Kindle, als in Buchform, weil ich auf dem Kindle einen Übersetzter habe und so Wörter, die ich nicht verstehe einfach nachschlagen kann, ohne einen Duden neben mir haben zu müssen.

Ich finde also dass man sich zuerst wirklich klar darüber werden muss, wieso E-Book und nicht ein richtiges Buch. Also davon wegkommen von "Ich mag richtige Bücher besser als E-Books ..."

Was ich auch sagen muss, auch wenn es viele nicht hören wollen. Ja, veröffentlicht man sein Buch als E-Book, macht man es den Piraten einfach es zu kopieren. Ist halt eben einfacher, als ein Buch abzuschreiben. So einfach es ist, an Daten einer Person zu kommen, die in Sozialen Netzwerken unterwegs ist, ist es auch an ein E-Book zu gelangen. Wieso? Weil wir immer noch nicht gelernt haben mit dem Internet richtig umzugehen.

Und ja, ich bin auch der Meinung, dass E-Books billiger sein sollten, als die Printausgabe. Ich bin nicht dafür, sein Buch für 99 Cents anzubieten, ich sage nur, dass es mindestens einen oder zwei Euro billiger sein sollte (auch wenn beide ein Lektorat, ein Cover, etc. brauchen).
Wieso? Die Printausgabe kann man ausleihen (nur einer von zwei, drei Personen muss das Buch kaufen). Die Printausgabe kann man verkaufen (bekommt wenigstens einen Teil des Preises wieder zurück). Printausgaben können getauscht werden (wieder einen Weg an ein Buch zu gelangen, das man nicht kaufen musste).
Kann man ein E-Book einem Freund für ein paar Tage ausleihen? Nein. Kann ich mein E-Book wiederverkaufen? Nein. Kann ich ein E-Book gegen ein anderes E-Book austauschen? Nein.
Und wieso ist es nochmals berechtigt das E-Book genauso teuer anzubieten, wie die Printausgabe, wenn ich damit in meinen Möglichkeiten eingeschrenkter bin? Glücklicherweise ist es nicht soweit gekommen (oder noch nicht), dass ich ein E-Book nur einmal runterladen kann.

Und NEIN, ich bin NICHT für Piraterei. Ich will nur sagen, dass wir noch nicht gelernt haben, das Format als Format zu sehen. Man empfindet nicht, dass eine Datei gestohlen wurde, sonder man empfindet, dass seine eigene Geschichte gestohlen wurde. Werden in einer Buchhandlung Bücher gestohlen sagt ja auch nicht der Autor: "Ich finde es eine Frechheit, dass jetzt jemand zwanzwig Exemplare meiner Geschichte frei verschenken kann, ohne dass ich Geld dafür sehe."
Was ich damit sagen will, ist dass man von dem Denken "Mein Roman xy wurde geklaut" zu "eine einfach zu klauende Datei, mit der man Geld verdienen kann, ohne wirklich bestraft zu werden, wurde geklaut" umsteigen sollte. Dabei spielt es keine Rolle, ob Film, Musik, Buch, oder Bild. Vielmehr sollte man zusammenarbeiten und zusammen eine Lösung finden.

Ich habe nichts daran auszusetzen, wenn man gegen solche Verbrechen vorgeht, aber auf die lange Bahn hin, glaube ich nicht, dass es etwas bewirkt, oder wollt ihr, dass es wie bei der Filmindustrie endet?
(habe ich vorallem hier in den USA bemerkt)
Kauf ich ganz legal im Laden eine Serie, muss ich jedes mal, wenn ich die DVD neu schaue ein "Piraterie ist nicht legal, ... sie werden bestraft, wenn sie sich illegal Filme downloaden, ... ganz böse, ..." antun, welches ich nicht überspringen kann. Würde ich mir die Serie im Internet ansehen, müsste ich mir dies nicht antun.

Besser würde ich es finden, wenn man den Leser darauf aufmerksam macht, dass der Autor für ein Buch halt eben ein paar Monate bis Jahre Zeit braucht, anders als ein Musiker ein paar Wochen für ein Lied, denn es ist eben leider immer noch so, dass viele denken, dass man sich halt eben ein paar Abende hinsetzt und fertig ist der Bestseller. Wie man das aber schlau vermarktet, habe ich bis jetzt noch nicht herausgefunden.
Oder aber man lässt den Leser entscheiden, wie viel er bereit ist zu zahlen. Zum Beispiel anstadt dass ein E-Book 4 Euro kostet, kostet es 3 - 8 Euro. Irgendwas, was noch nicht ausprobiert wurde, denn wie man leider sieht, funktioniert es so wie es momentan ist leider nicht.

Tut mir leid, dass mein Beitrag so lang geworden ist :versteck:

Pestillenzia

#51
Zitat von: Churke am 16. Dezember 2014, 16:44:05
Wie ein Nutzer durch Herunterladen einer Raubkopie "Geld scheffelt", würde mich schon interessieren.

Auszug aus einem atuellen Interview mit ebook-Pirat Spiegelbest:

ZitatWir haben zu viel Geld eingenommen. Das war auf das Jahr hochgerechnet eine deutlich sechsstellige Summe. (...) Am Ende gab es zwischen den beiden Betreibern einen Wettlauf, wer schneller die Paysafecards eincashen konnte. Angefangen haben wir ziemlich idealistisch, nun ja...

(...) Es wird Geld mit Copyright-Verletzungen verdient, stimmt.

Nycra

Wie einige von euch wissen, lasse ich meine Bücher ja über Counterfights überwachen und werde dadurch über den Sachverhalt (soweit zulässig) auf dem Laufenden gehalten. Es gab wohl mehrere polizeilich veranlasste Seitenschließungen und vieles mehr. Was ich euch jedoch auf keinen Fall vorenthalten wollte war eine Randbemerkung, die ich meiner heute erhaltenen Reportzusammenfassung entnehmen durfte.

ZitatNach der zwangsweisen Schließung der Seite ebookspender.me hat der ,,ehemalige" Betreiber Spiegelbest bei der Seite netzpolitik.org ein Interview gegeben. Neben dem üblichen Blah-Blah und vielen Spekulationen war nur eines interessant:

Zitatnetzpolitik.org: Wo kriegen Leute jetzt ihre E-Books her?"
Spiegelbest: Kauft sie!

Das gesamte Interview findet sich hier.

Alana

Ja, der gute Spiegelbest überrascht derzeit mit interessanten Meinungsumschwüngen, zumindest teilweise. Was ich davon halten soll, weiß ich nicht recht, aber so lange er weg vom Fenster bleibt, solls mir recht sein.
Alhambrana

Aphelion

Im Börsenblatt steht gerade ein aktueller Artikel anlässlich Ermittlungen: Link

In zumindest einem Fall scheint das Warum sehr offensichtlich: Geld.

Der Artikel nennt leider Usernamen... Ich weiß nicht, ob das so viel besser ist als die Domain zu nennen...  :wart:

FeeamPC

Dummerweise scheint CounterFights seine Arbeit weitgehend einzustellen, mit dem Argument, dass nicht genügend Leute für den weiteren Rechtsweg die Finanzen aufbringen und mitmachen.
Das betrifft auch meinen Verlag. Hätte Libri nicht die Auslistungen und die Riesen-Retouren ausgerechnet in diesem Jahr gemacht, hätte ich vermutlich sagen können, dass ich das notwendige Geld habe, um mich am Rechtsweg zu beteiligen, denn auch wenn man am Ende gewinnt, muss man erst einmal Geld in die Hand nehmen, um Anwälte zu bezahlen. Kostenlose Rechtshilfe für kleine Unternehmen gibt es meines Wissens nach nicht, korrigiert mich, wenn es anders ist. So aber hätte jede zusätzliche Ausgabe das Jahr endgültig in tiefrote Zahlen gebracht.
Es tut mir sehr Leid, denn Counterfight hat gut gearbeitet. Schade, wenn die nun frustriert das Handtuch schmeißen.

FeeamPC

Der letzte Bericht von Counterfight ist gekommen.
Wer jetzt immer noch glaubt, Piraterie sei verschmerzbar:
Das Piraten-Forum hatte mehr als 3 Millionen angemeldete User. Selbst wenn nur ein Prozent davon ein frisch veröffentlichtes Ebook dort runterlädt, sind das 30 000 Kopien, die nicht bezahlt werden, und das ist mehr, als die meisten Autoren (und Verlage) vom Verkauf eines einzelnen Titels jemals zu sehen bekommen, wenn es nicht gerade ein Bestsellertitel ist.
Und selbst wenn 9 von 10 dieser illegalen downloader das Buch gegen Geld nie gekauft hätten, bleiben noch 3000 übrig, die es sonst vielleicht eben doch gekauft hätten.
Rechnet euch selbst aus, ob euch das wehtun würde.