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Pseudonyme und Künstlernamen

Begonnen von Ary, 13. Februar 2007, 13:50:57

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Fianna

Die Dame, die ich ergoogelt habe, hat einen sehr genialen Namen für (Mittelalter-)Histo-Romane - und da er auch Impressum steht, ist der wohl echt!
Auf den bin ich etwas neidisch ^^

Malinche

So, ich kann jetzt noch ein bisschen was zu der behördlichen Dimension des Künstlernamens sagen, zumindest dazu, wie das hier in Berlin geklappt hat. Ich habe ja einen Nachnamen, der aus dem Tschechischen kommt und darum eigentlich mit entsprechenden Sonderzeichen geschrieben werden muss, damit man ihn korrekt ausspricht. Seit einer Weile verwende ich ihn in dieser Schreibweise, vor allem eben für Veröffentlichungen.

Vor ein paar Monaten habe ich mich beim Bürgeramt informiert, wie ich die Eintragung in den Personalausweis beantragen kann, und das entsprechend gemacht: ein formloser Antrag, ein paar begründende Zeilen und diverse Nachweise, dass der Name mit meiner Person verbunden ist. Da war es natürlich gut, dass ich diverse Autorenverträge für Anthologiebeiträge und die anstehende Romanveröffentlichung beilegen konnte (auf meine Artikel bei Suite101 habe ich bei der Gelegenheit auch verwiesen).

Das Bürgeramt hat dann vor ein paar Wochen noch einmal nachgefragt, ob ich Dokumente wie Geburtsurkunden habe, wo der Name in der tschechischen Schreibweise eingetragen ist. Hab ich nicht (ich vermute mal, dass sie mir dann vielleicht eine kostspielige Namensänderung nahegelegt hätten). Ich habe geantwortet und jetzt gerade den Bescheid bekommen, dass mein Antrag durch ist. Wenn ich jetzt einen neuen Perso beantrage, kann ich mir den Künstlernamen eintragen lassen.

Ich hatte befürchtet, dass sie den Antrag ablehnen, weil es ja "nur" um eine alternative Schreibweise geht. Insgesamt war der ganze Vorgang wirklich ziemlich reibungslos, es hat halt ein paar Monate gedauert (ich hab den Antrag im April oder so gestellt), aber vom bürokratischen Aufwand her war es nicht schlimm. :)
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Alana

Ich wollte euch mal fragen, was ihr von fremdsprachigen Pseudonymen haltet. Ich überlege, mir ein englisches Pseudonym zuzulegen, bin mir aber nicht sicher, ob ich mich damit wohl fühle. Irgendwie hätte ich das Gefühl, die Leser damit hinters Licht zu führen. Wahrscheinlich ist das bescheuert, denn das tut man ja eigentlich mit jedem Pseudonym.
Wie seht ihr das? Was haltet ihr als Leser von einem Autor, der sich eine andere Nationalität anheftet als seine eigene?
Alhambrana

moonjunkie

Ich finde Pseudonyme am besten, die man in mehreren Sprachen gut aussprechen kann. Mir fällt jetzt natürlich kein Beispiel ein, aber für mich wäre es wichtig, dass man mein Pseudonym z.B. auch in englisch gut aussprechen kann, denn da meine Geschichten oft in Großbritannien spielen, liebäugele ich mit der Möglichkeit, dass sie irgendwann auch dort erscheinen könnten...

Oh, mir fällt gerade auf, dass ich bereits ein englisch klingendes Pseudonym verwendet habe für eine Kurzgeschichte. Wobei der Vorname tatsächlich ein realer Vorname von mir ist (Eileen, mein dritter Vorname). Von daher passte dazu einfach gut ein englischer Nachname.

Mich stört es also grundsätzlich nicht, wenn deutsche Autoren englische Pseudonyme verwenden. Aber es kommt schon vor, dass ich explizit nach deutschen Autoren suche, weil ich ein deutsches Buch im Original lesen möchte. Da wäre ein englisch klingendes Pseudonym natürlich irreführend und möglicherweise würde ich vermuten, dass dahinter also eine Übersetzung steckt.

Im Prinzip mag ich gerne klangvolle Pseudonyme, ob englisch oder deutsch.

Franziska

Also ich finde es etwas albern, wenn man sich ein englisches Pseudonym nimmt, oder ein italienisches, wenn man das nur macht, damit es toll klingt. Vor allem, wenn die Namen dann auch so etwas albern klingen. Andererseits gibt es schöne englische Namen und z.B. bei Romantasy oder Erotik scheinen englische Pseudonyme fast Standard zu sein.
Es kommt also auf das Genre an, würde ich sagen. Aber wenn der Leser sich für den Autor interessiert merkt er ja schnell, dass es eigentlich eine Deutsche ist, da das Buch ja keine Übersetzung ist. Wenn man dann auch noch eine Vita erfindet, finde ich das schon übertrieben und ich ärgere mich über sowas als Leser.

Kati

Alana: Ich finde das überhaupt nicht schlimm. Ich habe mich auch für ein tschechisches Pseudonym entschieden, zum einen um den Teil meiner Familie hervorzuheben und zum anderen, weil mein eigener richtiger Name mir nicht gut genug gefällt. Ich habe mal gelesen (vielleicht war es sogar hier?), dass ausländisch klingende, besonders englische, Namen eher gekauft werden. Was ich natürlich beachten würde: Wo spielen deine Bücher? Wenn sie alle in Deutschland spielen, würde ich mir das englische Pseudonym nochmal überlegen. Hast du aber internationale Orte dabei, kann ein englisches Pseudonym gleich in die richtige Richtung schubsen, was den Inhalt angeht und beim Leser die richtigen Erwartungen wecken. Von Jane Doe erwarte ich zum Beispiel, dass das Buch nicht auf einem Dorf in Bayern spielt und käme mir schon etwas hintergangen vor. Bei Martina Mustermann hingegen würde mich das nicht stören. Und bei Lisl Böhm müsste ich zweimal hinschauen, wenn das Buch in New York spielen sollte. Aber vielleicht ist das bloß mein Problem.  ;)

Malinche

#306
Ich habe bei Personal Novel als Alexandra Férrea veröffentlicht und könnte mir durchaus vorstellen, das Pseudonym noch mal anderweitig zu verwenden - tatsächlich ist Alexandra mein zweiter Vorname, und Férrea ist nichts anderes als die spanische Übersetzung meines realen Nachnamens. Es ist aber gleichzeitig auch gut auszusprechen und stimmig, weil meine Projekte ebenfalls meistens im spanischsprachigen Raum spielen. Sollte ich also mal in Verlegenheit kommen, mit Pseudonym zu arbeiten - generell veröffentliche ich lieber unter meinem echten Namen -, könnte ich mir dieses hier schon vorstellen.

Ansonsten ist das für mich so ein etwas zweischneidiges Schwert, das muss ich ehrlich sagen. Ein Pseudonym, das an einen fremdsprachigen Kontext erinnert (egal, ob Englisch oder eine andere Sprache), kann stimmig und nachvollziehbar sein, auch aus Marketinggründen - wenn man sich z.B. in einem Genre bewegt, in dem Autoren bestimmter Nationalitäten sich gut verkaufen. Ich denke da z.B. an skandinavische Krimis und meine, dass es da auch deutsche Autoren gibt, die unter nordisch angehauchtem Pseudonym veröffentlichen, leider habe ich kein Beispiel parat (und irre mich vielleicht auch). Gerade in solchen Fällen würde ich mich als Leser aber vielleicht auch ein wenig veräppelt fühlen, wenn hinter dem Pseudonym eine doch sehr offensichtliche Marketingstrategie steht. (So sehr ich mein spanisches Pseudonym mag, so unsicher bin ich mir eben andererseits auch, wie gut ich das als Leser finden würde.)

Letztlich geht es mir ein wenig wie moonjunkie: Pseudonyme, die sich in mehreren Sprachen aussprechen lassen, vielleicht auch in mehreren Sprachen Bedeutung offenbaren, gefalllen mir gut. Es gibt ja beim "Exotisieren" dann auch noch mal ziemlich viele Nuancen, denke ich.

[EDIT, OT] Kati, jetzt hast du mich mit meinem tschechischen Nachnamen neugierig gemacht, wie dein Pseudonym lautet!
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Christian

Zitat von: Kati am 28. Dezember 2012, 16:25:33
Aber vielleicht ist das bloß mein Problem.  ;)
Nein, das "Problem" teile ich mit dir. ;) Ich sehe es ziemlich ähnlich: Das "Gesamtkonzept" muss stimmen. Passt es zur Geschichte? Passt es zum (Sub)-genre? Und so weiter...  Bei der Wahl meiner eigenen Pseudonyme versuche ich das immer ein bisschen vorherzusehen. Was will ich und kann ich noch unter diesem Namen schreiben? Deswegen habe ich so viele. ;) Für mich persönlich letztlich entscheidend: Fühle ich mich damit wohl?

Kati

Malinche: Ich werde wohl meinen echten Vornamen mit "Čapek" kombinieren. Den Nachnamen meines tschechischen Urgroßvaters konnte ich nicht herausfinden, da den nur meine Oma kennt und die sich von der Familie völlig abgespalten hat. Čapek gefällt mir aber schon seit geraumer Zeit sehr gut, ich mag einfach, wie der Name aussieht. So hübsch. Und mit Katharina kombiniert, ist er glaube ich auch nicht zu ausgefallen oder zu "undeutsch".  :)

Malinche

Kati: Das gefällt mir in der Tat sehr gut und hat Klang.  :vibes: Lass uns mit tschechischen Nachnamen den Buchmarkt revolutionieren!
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Maja

#310
@Kati
Das klingt mir ein bisschen zu sehr wie eine weibliche Form von Karel Čapek, wenn ich das sagen darf (eine meiner Lieblingsautoren!). Vielleicht ein anderer tschechischer Name? ES gibt ganz tolle, die man auch aussprechen kann.

Ich habe früher mal überlegt, den Familiennamen meinen Großvaters väterlicherseits als Pseudonym zu benutzen, er hieß Schembra, was ich für einen tollen Namen halte. Aber jetzt hat mein Vater seine Familie gefunden, und ich weiß nicht, wie seine Halbgeschwiister reagieren würden, wenn ich einfach ihren Namen benutze. Sie verstehen sich mit meinem Vater eigentlich ganz gut, auch wenn es natürlich nicht so toll ist, zu erfahren, dass der Vater die Mutter während des Kriegs mit einer anderen Frau betrogen hat, aber ich habe das Gefühl, kein Anrecht auf diesen Namen zu haben. Schade. "M. Schembra" sah einfach toll aus.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Kati

ZitatDas klingt mir ein bisschen zu sehr wie eine weibliche Form von Karel Čapek, wenn ich das sagen darf (eine meiner Lieblingsautoren!). Vielleicht ein anderer tschechischer Name? ES gibt ganz tolle, die man auch aussprechen kann.

Ach nein, das hatte ich befürchtet.  :-\ Am liebsten wäre mir natürlich der Name meines Urgroßvaters, aber den werde ich wohl nicht mehr herausfinden. Dann muss ich jetzt mal schauen. Mir gefiel auch immer Šarić sehr gut, aber der ist kroatisch und ich hätte viel lieber einen, der auch etwas mit meinen Wurzeln zu tun hat. Čapek ist eigentlich mein Liebster. Mit einem anderen Vornamen vielleicht, der nicht wie Karel mit Ka beginnt? Es ist schließlich bloß ein Nachname, der wie ich gerade rausgefunden habe, besonders in den USA, gar nicht so selten ist. Ich wollte gerade Anna vorschlagen, aber die Seite sagt mir, dass Anna der Name ist, der in Verbindung mit Čapek am meisten vorhanden ist.  ;D Wenn ich muss, hänge ich auch den Hatschek ab, obwohl es natürlich sehr schön aussieht.

Ein Problem wäre allerdings auch, dass die weibliche Form anscheinend eh Čapková ist, was ich nicht besonders hübsch finde. Ich kenne mich da nicht so aus, weiß jemand, ob es völlig falsch wäre, einfach bei der männlichen Version zu bleiben? Geht das?

Maja: Kannst du deine Verwandten nicht einfach fragen, ob sie das schlimm fänden? Schließlich war es ja auch dein Großvater, es ist ja nicht so, als würdest du den Namen völlig fremder Menschen nehmen. Bei so seltenen Namen ist es natürlich schwerer als bei Müller oder Schneider, aber ich denke, du könntest deine Verwandten doch fragen? Der Name ist nämlich wirklich sehr schön.

Malinche

Zitat von: Kati am 01. Januar 2013, 22:00:40
Ein Problem wäre allerdings auch, dass die weibliche Form anscheinend eh Čapková ist, was ich nicht besonders hübsch finde. Ich kenne mich da nicht so aus, weiß jemand, ob es völlig falsch wäre, einfach bei der männlichen Version zu bleiben? Geht das?

Na ja, strenggenommen ist es natürlich nicht korrekt, aber ich mache das ja auch so und benenne mich nicht in Železná um, was eigentlich die richtige weibliche Form zu meinem Namen wäre. Von daher: Das passt schon.
(Aber bloß nicht den Hatschek weglassen! Der ist doch wichtig für die Aussprache. ;D)
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Ratzefatz

#313
ZitatEin Problem wäre allerdings auch, dass die weibliche Form anscheinend eh Čapková ist, was ich nicht besonders hübsch finde. Ich kenne mich da nicht so aus, weiß jemand, ob es völlig falsch wäre, einfach bei der männlichen Version zu bleiben? Geht das?

Ich schätze, es kommt darauf an, wo du wohnst. Viele Namen, die heute als typisch österreichisch gelten, sind tschechischen (Novotny, Kratky, Svoboda ...) oder ungarischen Ursprungs (Nemeth, Horvath ...), und in Österreich wendet man dann nicht die Namensregeln aus der ursprünglichen Sprache an, sondern es heißt "Herr Novotny" und "Frau Novotny". Ich schätze, in Deutschland genauso wenig (siehe auch Malinches Posting).

Wobei ich persönlich von einem Namen mit einem Hatschek darin abraten würde, allein schon für den Fall, dass du dir dazu eine E-Mail-Adresse zulegen möchtest. Ebenso würde ich Umlaute und Akzente meiden. Kaum jemand macht sich die Mühe, in der Korrespondenz all die Sonderzeichen einzufügen, und außerdem wissen meiner Erfahrung nach auch nicht so viele Leute, dass man zB ein "c" mit einem Hatschek als "tsch" ausspricht.

LG
Ratzefatz
,,Dein Name ist Venko", raunte Zoya in sein Ohr. ,,Venko, Venko, Venko." Sie gab ihm für jedes ,,Venko" einen Kuss und ermahnte ihren Mann: ,,Vergiss deinen Namen nicht!"
,,Wie könnte ich ihn vergessen, meine Zoya", raunte er zurück, ,,wenn ihn vergessen auch dich vergessen hieße?"

Mogylein

Also meine Mutter sagte mir, dass ich, wenn ich ein Junge geworden wäre, nicht Sukopova sondern Sukopov gehießen hätte. (Den Nachnamen trage ich mittlerweile eh nicht mehr, also nicht so relevant.) Das klingt ganz furchtbar. Aber scheinbar wird in Deutschland doch (teilweise?) verändert.
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