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Überarbeitung - wie viel fällt wann weg?

Begonnen von Christopher, 04. Januar 2018, 19:34:22

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Evanesca Feuerblut

ZitatDaher eben auch meine Frage nach dem Zuwachs/Wegfall bei den einzelnen Arbeitsschritten. Von Rohfassung zu Überarbeitung +50%, ok. Aber wie viel fällt davon dann noch bis zur Endfassung weg? Um mal ein Beispiel zu nehmen.

Sowohl bei meinem SP-Lektorat (Zarin Saltan) als auch bei meinem Verlagslektorat (läuft noch) ist das Buch in jedem Durchgang munter gewachsen.
Es gilt aus irgendeinem Grunde als Norm, dass man zu viel schreibt und dann unfassbar viel kürzen muss. Und es gibt einen Haufen Tipps, was man dann mit dem Gekürzten tun soll (auslagern, aufheben, als Bonusszene veröffentlichen, wenn man sich so gar nicht davon trennen mag).
Wichtig: Dass ich viel erweitere, heißt nicht, dass ich nicht kürze. Aber am Ende erweitere ich quantitativ wesentlich mehr, als zu kürzen.
Nach meinem ersten Verlagslektoratsdurchgang habe ich fast das ganze erste Drittel neu schreiben müssen, um ein Plotloch auszumerzen. Es war der Verlag, der mehr Szenen gefordert hat, nicht ich.

Gerade bei "Zarin Saltan" kam von sehr vielen Seiten das Feedback, dass das Buch immer noch zu kurz ist.

Schneerabe

ZitatDer höchste Zuwachs bisher ist also +50-xx% (allerdings ausgehend von der Rohfassung)
Der größte Wegfall hingegen 10-15%

Also ich gehöre definitiv zu den Overwritern und habe bei 1. Überarbeitung wo ich also noch den Plot geändert habe von ca. 160.000 Wörtern etwas über 30.000 weggenommen - ca 18% also. Aber das Manuskript war und ist auch ein kleines Monster, von der Länge her.  ;D
"To hell or to Connacht."

zDatze

Lang, lang ist's her, da hab ich einen Jugendroman verfasst dessen Rohfassung etwa über 170k Wörter gelegen hat. Das war 1. viel zu lang und 2. ließ sich die Geschichte auch nicht auf mehrere Bücher aufsplitten, also hab ich es eine Weile liegen gelassen und mich schließlich ans Kürzen gemacht. Dabei sind in der ersten Runde einmal alle Szenen und Szenenbruchstücke rausgeflogen, die ich breits beim Schreiben schon zum Streichen markiert habe und die ich aber wegen dem T12 und umnötigen Rumrechnen mit den Zahlen nicht direkt gelöscht habe. Das waren so ca. 10k Wörter, wenn ich es noch richtig im Kopf habe.
Als nächstes habe ich dann das Projekt von vorne an durchgeackert und alle Längen rausgeschmissen; oft waren das die ersten oder letzten 200-500 Wörter einer Szene, weil ich damals ohne Plan geschrieben habe und grad am Anfang und Ende unnötig rumgelabert habe. Auch hier sind manchmal noch ganze Szenen rausgeflogen, weil sie eigenlich unnötiges Bla waren. Oder ich habe zwei Szenen zu einer verschmolzen, weil es sich gut ergeben hat. Am Ende war ich bei ca 110k Wörter.
Dann war es Zeit für sprachlichen Feinschliff (auch hier hab ich noch etwa 10% je 50 Normseiten eingekürzt) und mit einer ganz lieben Betaleserin weiter daran gearbeitet. Mitten drin kam es dann leider ins Stocken und ich hab das Projekt zur Seite gelegt.

Meine Lektion aus dem Ganzen war: Nicht nur Wörter schreiben, damit viele Wörter da stehen (das war durchaus ein bisschen getriggert durch den T12, den ich damals geschrieben habe). Mir macht kürzen und überarbeiten viel mehr Spaß, als das Schreiben einer Rohfassung und es war auch ein richtiger Erfolg für mich zu sehen, wie sich eine sehr laberigen Rohfassung Schritt für Schritt erzähltempo-mäßig und sprachlich verbesser hat.

Allerdings kann ich auch das Gegenteil von labrig. ;D Bei meinen Fantasy-Geschichten kommt oft die Atmosphäre und Ambiente zu kurz, allerdings spare ich mir das Aufpolstern nicht für die Überarbeitung auf, sondern mache das gleich nach dem Beenden der Szene. Also, ich gehe noch einmal drüber und füge 1-2 Sätze bis ganze Absätze ein. Vielleicht mach ich das aber auch nur, dass ich dann nachher wieder Kürzen kann, wer weiß? :rofl:

Churke

Bei mir kommen in der Überarbeitung ziemlich konstant 30 % dazu. Das plane ich beim Schreiben bereits schon ein. Wenn ich mir eine Seitenzahl vornehme, dann komme ich +/- 10 Seiten dran.
Bei der Überarbeitung schreibe ich fast jeden Satz mehrmals um. Dabei geht um stilistische Änderungen, Ausarbeitung von Figuren, Schärfen von Dialogen und den einen oder anderen neuen Gag.

Betaleser habe ich nicht.
Beim Lektorat ändert sich nicht mehr viel.

Cailyn

Ich bin definitiv ein Underwriter. Bei mir kommt nach der ersten Überarbeitung dann noch etwa 20% dazu. Meistens geht es da um "Stimmungselemente", häufig bezogen auf Settings. Aber ich denke, im Schnitt gibt es mehr Overwriter als Underwriter.