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Muss jeder Charakter relevant für die Handlung sein?

Begonnen von Wolkentänzerin, 13. September 2016, 22:07:52

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Araluen

Ein ordentlicher König braucht seinen Hofnarren, da muss ich deinem Bruder recht geben ;) Wie sonst kann er auf dem Teppich bleiben und unauffällig seine Speichellecker beleidigen? Solche Figuren tragen unglaublich zum Flair und auch zur Glaubwürdigkeit bei.

canis lupus niger

#16
Ein Roman ist kein Kasperletheater, in dem eine Handvoll bestimmter Charaktere die Handlung unter sich ausmachen. (Das Kaspertheater hat seine Wurzeln übrigens in der Theaterform 'Commedia dell´Arte', die ganz genauso beschaffen war). Die Handlung findet stattdessen möglichst in einer real und lebendig zu gestaltenden Umwelt statt, die natürlich auch von unzähligen Menschen und anderen Lebewesen bevölkert ist - es sei denn, das wäre aus einem wichtigen Grund extra anders gestaltet.

Jedes dieser Lebewesen hat seine eigene Geschichte und seinen eigenen Charakter, die dem Leser natürlich nicht alle vorgestellt werden müssen. Aber wie bei vielen anderen Elementen des Romans ist es sinnvoll, dass der Autor selber zumindest einige davon kennt, damit er diese Lebewesen lebendig gestalten kann, und sei es nur, damit die Welt als Hintergrund des Romans lebendig ist. Das kann sich schon darauf beschränken, dass der 'Held' im Blick eines Dieners einen unangemessen mitfühlenden Ausdruck bemerkt, wenn dieser ihm die Ankunft eines unangenehmen Gesprächspartners meldet, oder dass der Hauptchara ihm mit einem ironischen Grinsen darauf antwortet. Das sagt sooo viel über den gemeinsamen Hintergrund aus, über die Charaktere und ihre Beziehung untereinander und alles mögliche andere. Und es liest sich viel angenehmer, als wenn man das alles umständlich beschreiben würde. Ein Teil von "show, don´t tell", so wie ich es verstanden habe. 

Leon

Nein, nicht jeder muss relevant für die Handlung sein. Randfiguren, oder wie man beim Film so schön sagt: "Statisten", sind wichtig um ein Settig mit Leben zu füllen, aber nicht wichtig für die Handlung selbst.

Grüßle
Leon

FeeamPC

Wobei auch Statisten, wenn sie liebevoll behandelt werden, wesentlich zum Eindruck eines Buches beitragen können.
Außerdem- bei mir hat sich schon der eine oder andere vermentliche Statist später zum Handlungsträger gemausert. Man weiß nie ...

canis lupus niger

Zitat von: FeeamPC am 22. September 2016, 14:03:02
Wobei auch Statisten, wenn sie liebevoll behandelt werden, wesentlich zum Eindruck eines Buches beitragen können.
Außerdem- bei mir hat sich schon der eine oder andere vermentliche Statist später zum Handlungsträger gemausert. Man weiß nie ...
In einer Reihe hat man ja jede Möglichkeit dazu. Ich hab auch schon anfangs unbedeutende Nebenfiguren in einem späteren Band zu Hauptcharakteren, bzw. sogar Perspektivträgern gemacht.

Culham

Meines Erachtens sollte jeder ausführlich geschilderte Charakter irgendeine Relevanz haben - oder zumindest wiederkehrend auftreten. Mir reicht es, wenn er für irgendeine Hauptperson wichtig ist. Ich finde es nämlich immer sehr irritierend, wenn liebevoll gestaltete Figuren einfach verschwinden. Dann frage ich mich immer, ob der Schriftsteller seine Geschichte im Griff hat.
Also: sie sollte entweder
1) wiederkehren und für Atmosphäre sorgen oder
2) eine Relevanz für Hauptfiguren oder die Geschichte haben
Alles andere finde ich persönlich verwirrend.
Manchmal weiß man nicht wie sich die Geschichte im entwickelt.
Also im konkreten Fall würde ich alles lassen wie es ist und bei der ersten Korrektur entscheiden wie es weitergeht...

Leon

Zitat von: Culham am 23. September 2016, 17:57:40
Manchmal weiß man nicht wie sich die Geschichte im entwickelt.
Also im konkreten Fall würde ich alles lassen wie es ist und bei der ersten Korrektur entscheiden wie es weitergeht...

Es wäre nicht schlecht, wenn der Autor schon vorher weiß wie es weitergeht und nicht erst bei der Korrektur.  ;)

canis lupus niger

#22
Zitat von: Leon am 26. September 2016, 15:33:47
Es wäre nicht schlecht, wenn der Autor schon vorher weiß wie es weitergeht und nicht erst bei der Korrektur.  ;)

Tja, schön wäre das schon, aber wer nicht vor dem Ausformulieren der Rohfassung schon den detaillierten Plot fertig hat, der muss die Rohfassung eben während der Überarbeitung auch schon mal ändern. Geht mir bei jedem Projekt so, weil ich eben ein typischer Bauchschreiber bin, der sich während des Schreibens auch immer noch neue Plotänderungen überlegt. Macht mir aber nichts, weil ich nicht nur Bauch-, sondern auch Genussschreiber bin, und kein Problem damit habe, Szenen zu entwickeln, die hinterher nicht im Buch stehen werden, einfach weil es mir Freude macht. Falls ich jemals reich und berühmt werde, werde ich diese Textschnipsel auf einer Autoren-HP ins Netz stellen, so dass meine unzähligen Fans hier ihren Lieblings-Kult-Charakteren wieder begegnen können, sozusagen in deren privatem Umfeld. ;D