• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Frauen in der High Fantasy - ein deutsches Problem?

Begonnen von Franziska, 04. August 2016, 15:43:02

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Franziska

 Wir kamen letzens auf einem Treffen auf das Thema weibliche Autoren von High Fantasy. Uns vielen nicht so viele ein, also guckte ich mal bei goodreads, wen es da so gibt und habe ausgerechnet, dass unter den 100 beliebtesten HF Büchern 30 % von Autorinnen stammen, also gar nicht so wenig. (Liste)

Da gibt es natürlich die Klassiker: Marion Zimmer Bradley, Robin Hobb, Ursula K. LeGuin, Anne McCaffrey, Margaret Weis,Tamora Pierce, Elizabeth Haydon, Mercedes Lackey, Patricia A. McKillip  etc.
und neuere Bücher von Jacqueline Carey, Naomi Novik, Kristin Cashore, Trudi Canavan, Anne Bishop, Megan Whalen Turner etc.

Alle sind Bestsellerautorinnen. Sie haben das Genre mitgeprägt und werden auch von Männern gelesen.
Ich verfolge ja auch den deutschen Fantasymarkt und da fiel mir so auf Anhieb nicht viel ein.
Nach einem Blick auf meine Pinterest-Wand, kann ich nur nennen: Maja Winter aka Lena Klassen, Ju Honisch, Diana Menschig, die verstorbene Aileen P. Roberts, Sabrina Qunaij, Susanne Picard, Nataliie Speer aka Christiane Spies ... es gibt sicher noch einige mehr, aber mir fallen wesentlich mehr männliche Autoren ein. Natürlich gibt es noch mehr deutsche Fantasy-Autorinnen, aber die meistens schreiben Jugendbücher, da auch mal HF, aber mehr Urban Fantasy und natürlich Romance, aber historische Fantasy. Für Jugendliche oder Erwachsene. Nina Blazon, Jenny-Mai Nuyen, Cornelia Funke ... sind natürlich alle sehr erfolgreiche Autorinnen. Aber mir fällt schon auf, dass es eben hauptsächlich Jugendbücher sind. Das finde ich ganz interessant.
Ich habe gerade nochmal geguckt, an neuen Autoren haben große Verlage in den letzten zwei Jahren vielleicht zehn aufgebaut, da sind ein Drittel durchaus weiblich, aber davon und auch früher schon habe ich den Eindruck, dass es bei Autorinnen häufiger vorkommt, dass ein zwei Bücher von ihnen erscheinen und man hört nichts mehr von ihnen oder sie haben ein neues Pseudonym. Wird Fantasy von Frauen wirklich weniger gekauft oder liegt es daran, dass Verlage weniger investieren und schneller aufgeben? Von den männlichen neueren Autoren haben sich die meisten etabliert. Klar, wenn man weiß, dass ein Großverlag vielleicht in zehn Jahren 500 Fantasybücher rausbringt und davon vielleicht 50 von deutschen Autoren ist es schon ein Glücksfall überhaupt bei einem großen Verlag zu landen. Aber es werden schon immer mal wieder Debutanten genommen.
Kann es sein, dass es wirklich ein Problem auf dem deutschen Buchmarkt ist? Woran liegt das? Trauen sich große Verlage nicht, deutsche HF-Autorinnen aufzubauen, und nehmen wenn dann übersetzte Bestseller? Oder schreiben deutsche Autorinnen einfach lieber Urban Fantasy und Jugendbücher?
Aber wenn man sich anguckt, was bei Kleinverlagen erscheint, davon viel HF von Autorinnen und auch viel von Selfpublishern, was sehr erfolgreich ist und wenn ich mir angucke, was die hauptsächlich weiblichen Tintenzirkler alles schreiben scheint es ja eher nicht daran zu liegen, dass Frauen kein HF schreiben und dass es nicht gekauft wird. :hmmm:
                                                                                                                                                         

Leon

#1
Hallo Franziska,

ich lese gerne Fantasy, muss allerdings gestehen, dass ich beim Kauf eines Buches nie darauf achte ob der Autor weiblich oder männlich ist. Meine Kaufentscheidung wird von dem Klappentext und wenn möglich beim Lesen einiger Seiten im Buch getroffen.

Was deine Frage betrifft, so kann ich nur wenig dazu beisteuern, da ich mich noch nie mit dieser Thematik auseinandergesetzt habe. Meine aber des öfteren gelesen zu haben, dass es Frauen im allgemeinen schwerer haben in diesem Genre als ihre männlichen Kollegen, was meiner Ansicht nach allein an den Verlagen liegt. Hier wäre ein Umdenken wünschenswert. 

Grüßle
Leon

Dämmerungshexe

Was mir beim Durchsehen meiner FB-Timeline immer wieder auffällt: an sich sind 80% der Autoren die ich kenne Frauen. Und von denen schreiben praktisch alle nicht ausschließlich Fantasy, sondern eben auch viel Romance unterschiedlichster Ausrichtungen und auch Erotik und Chicklit. Die männlichen Autoren scheinen sich da eher auf ein Genre zu konzentrieren. Wenn sie ein anderes ausprobieren dann eher Krimi und vor allem Thriller - Genres, die "anerkannter" sind.
Vielleicht hängt es damit zusammen, dass Autorinnen von Verlagen scheinbar nicht ganz so ernst genommen werden - oder besser: sich nicht als einheitliche "Marke" etablieren können, was verkaufsfördernd ist.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Franziska

Interessante Bemerkung, ich frage mich da jedoch, was zuerst da war. Autorinnen, die mehrere Genre schreiben, oder schreiben die Autoren mehrere Genre, weil sie wissen, dass sie nur von einem nicht leben können? Aber ich schätze, das lässt sich nicht so leicht beantworten, weil wahrscheinlich beides zutrifft.

Maja

Ich kenne im Tintenzirkel viele Frauen, die High Fantasy schreiben und eben nicht nur so "typische" Frauenbücher mit Romantikschwerpunkt. Im veröffentlichten Markt spiegelt sich das nicht wieder, außer vielleicht im Selfpublisherbereich (zB bringst unser ehemaliges Mitglied Astrid Vollenbruch ihren "Rabenzeit"-Zyklus gerade im Alleingang heraus). Als ich vor anderthalb Jahren bei Klett-Cotta unterschrieben habe, ist mir aufgefallen, dass das Programm der Hobbit Presse (zumindest zu dem Zeitpunkt) kein einziges Buch von einer Frau beinhaltete. Kein einziges. Das ist schon bezeichnend. Ich kann nicht ausschließen, dass von den unter Männernamen veröffentlichten Übersetzungen nicht auch welche von Frauen mit männlichem Pseudonym stammen, aber es ändert nichts am Eindruck, dass High Fantasy von Männern stammt und stammen muss, um sich zu verkaufen.

Ich schreibe High Fantasy mit einem minimalen Anteil an Romantik, und als ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt, sollte ich in dem Genre ein Pseudonym brauchen, einen männlichen Namen zu verwenden, weil es leider so aussieht, dass Bücher von Männern als Literatur für alle, Bücher von Frauen als Literatur für Frauen wahrgenommen wird. Auf der einen Seite ist das ein System, das ich nicht unterstützen möchte, auf der anderen Seite will ich meine Bücher verkaufen. Es war bislang nicht akut, meine Fälscher-Trilogie kommt jetzt unter meinem richtigen Namen heraus, aber da der erste Band noch nicht angekündigt ist, kann ich nicht abschätzen, wie sich kein Geschlecht auf die Wahrnehmung des Buches auswirken wird. Wer allein ob meines Namens einen Schwerpunkt auf den romantischen Aspekten erwartet, wird sicherlich enttäuscht werden, aber da ich auch nirgendwo behaupte, es ginge um Romantik, sind die Leute dann selbst schuld.

Für den Fall, dass ich einmal High Fantasy in einem anderen Verlag veröffentlichen sollte, werde ich auf ein Pseudonym zurückgreifen müssen, und das wird dann unter Männernamen sein, aber nicht, um dem Markt hintenrein zu kriegen, sondern weil ich mein eigenes Geschlecht im Weitesten mit "it's complicated" umschreibe und dieser Seite von mir einfach gerne mehr Platz einräumen möchte.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Sturmbluth

Auch wenn ich jetzt allen hier auf die Füße trete, ich als Mann lege HF-Bücher von Frauen meist sofort aus der Hand, weil ich darin Romantik, Erotik oder Gefühlsduseleien befürchte. Bin letztens gerade wieder ganz böse reingefallen. Bei HF will ich über epische Schlachten lesen, Schwerter und Äxte, Drachen und Zwerge.

Natürlich kann man das nicht pauschal sagen. Wahrscheinlich entgehen mir dadurch einige richtig gute Bücher, die mir sicher gut gefallen würden, aber die Auswahl ist schier endlos, also halte ich mich an die männlichen Autoren (obwohl der Name alleine natürlich nichts aussagt, da man ja ein Pseudonym wählen kann)

Ein weiterer Grund ist, dass Frauen häufig weibliche Hauptfiguren haben und ich lieber HF-Geschichten über männliche Helden lese. Das ist einfach meine persönliche Präferenz als Leser.

Und nun zur Ausgangsfrage: ob diese Denkweise bei den Verlagen berücksichtigt wird, kann ich nicht sagen. Aber wahrscheinlich richten sie ihr Programm durchaus nach Erfahrungswerten aus und da könnte es schon sein, dass Frauen im HF-Bereich weniger ziehen. Das soll aber jemand aus einem großen Verlag beantworten.

Aljana

Ich kann mich dem allgemeinen Gefühl nur anschließen. Deutsche HF-Autorinnen werden wohl nicht ernst genommen. Und Sturmbluths Post beweist ja auch, warum: Einfach weil man uns nicht zutraut, dass wir epische Schlachten schreiben können. Weil minimales Auftauchen emotionaler Bandbreiter gleich als 'gefühlsduselig' empfunden wird.
Starke Heldinnen scheinen verpönt, außer, sie lassen sich in einen Kettenhemdbikini stecken und fluchen, raufen und saufen wie ein Kerl. Klar, solche darf es auch geben.
Aber darf es keine glaubwürdigen Heldinnen geben? Ich mein zwischen Romantasy und epischer Fantasy ala Tolkien, wo in einer Randnotiz erwähnt wird, dass Arwen Aragorn so sehr liebte, dass sie für ihn ihre Unsterblichkeit aufgab, liegt ja ein ganzes Spektrum. Aber ich habe das Gefühl, bringt man als Mann eine Sex oder Romantikszene in einem Buch wird man gefeiert. Als Frau wird man abgestempelt.
Und das sage ich, die selbst gefühlsduselige Fantasy nicht gerne liest, sondern eher zu kühne Helden mit Äxten und Schwertern tendiert. Doch müssen dass auch nicht emotionslose Blechdosen sein.

Ich sehe es wie Maja und werde, wenn ich jemals wieder mit einem HF-Titel an einen Verlag herantrete ein Pseudonym verwenden: Dave Vindour. ;) Mal sehen, ob das was ändert.

Maja

#7
@Sturmbluth
Schaust du dir bei Büchern von Frauen den Klappentext an, oder reicht der weibliche Vorname, um dich pauschal einen Bogen um das Buch machen zu lassen? Ich verstehe voll, dass Bücher meidest, auf deren pastelligen Covern sich Heldin und Held anschmachten, aber wenn es jenseits des weiblichen Namens keine Anhaltspunkte auf Romantik finden - z.B., weil im Buch einfach keine Romantik vorkommt - wie sieht es dann aus?

Ich frage deswegen, weil ich mein Buch ja verkaufen will, wenn es übernächstes Jahr rauskommt, und eben nicht nur an Frauen - eine gemischte Zielgruppe verdoppelt den Absatz ;D und ich ziele wirklich auf beide ab. Muss zwar dabei sagen, dass es bei mir weder Zwerge noch Drachen gibt und sich die martialischen Schlachten extrem in Grenzen halten, weil ich schlecht darin bin, größere Gruppe zu koordinieren und choreographieren, aber es geht eben nicht um die typischen Frauenthemen.

Ist eine weibliche Perspektive für dich ein KO-Kriterium? Üblicherweise haben High Fantasy-Romane ja mehr als eine Hauptfigur. Du schreibst, du willst Bücher über Männer lesen. Hältst du es dann mit Tolkien und legst Wert darauf, dass die dreiundzwanzigköpfige Heldengruppe auch über mindestens 23 Y-Chromosome verfügt, oder kannst du mit einer demographischen Verteilung leben, bei der im Schnitt auf einen Mann eine Frau kommt und sich diese Frauen auch herausnemhen, Text und Perspektive zu haben? Ich arbeite mit männlichen und weiblichen Perspektiven, auch wenn ich in meinen High Fantasy-Romanen tendenziell einen Männerüberhang habe, aber ich werde sicherlich nicht komplett auf weibliche Figuren verzichten, weil es Leser gibt, in deren Weltbild Frauen keinn Platz haben.

Auch wenn ich dir nicht ein Weltbild à la Gamergate unterstellen will: Was du gerade ausgesagt hast, ist, dass dich Frauen nicht interessieren, allein weil sie Frauen sind. Es ist unabhängig davon, wie sie sind, was sie für Charaktere haben, ob sie gut, schlecht, stark, schwach, fähig, unfähig sind - das Geschlecht allein reicht aus, um sie als Figuren für dich uninteressant und unattraktiv zu machen. Und unterm Strich sprichst du Frauen damit die Fähigkeit zur Differenzierung ab, oder noch weiterreichend, betrachtest sie nicht als menschliche Wesen, sondern bestenfalls Kulisse. Ich habe schon diverse Männer sagen hören, dass sie nicht über Frauen lesen möchten. Mir ist dagegen noch nie eine Frau untergekommen, die kategorisch keine Männer in ihren Büchern treffen möchte.

EDIT
Hat sich mit Aljana überschnitten
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Denamio

#8
Zitat von: Aljana am 04. August 2016, 18:27:58
Aber ich habe das Gefühl, bringt man als Mann eine Sex oder Romantikszene in einem Buch wird man gefeiert. Als Frau wird man abgestempelt.

Ich habe noch keinen gesehen, bei dem die Sexszenen gefeiert wurden. Nicht umsonst gibt es den jährlichen Award für die schlechtesten Sexszenen in der Literatur. ;D

Aber gut, ich mache mal ein Experiment, vielleicht hilft es dem ein oder anderen. Angenommen ich suche ein neues Buch, habe keine Idee worauf ich so Lust habe und meine Standardautoren haben nichts neues im Angebot.

Ich suche auf Weltbild nach Fantasy. Der Name des Autoren ist mir egal, dafür ist das erste Augenmerk noch vor allem anderen das Cover. Eine kurze Auswahl daraus was mir positiv oder negativ ins Auge fällt. Beim Suchen nach Büchern gehe ich nicht nach dem Namen des Autoren, der spielt zu keinem Zeitpunkt für mich eine Rolle.
Wichtiger ist da das Cover und das Titelbild, dann der Klappentext und am Ende wenn ich unschlüssig bin Reviews und Meinungen anderer.

https://www.weltbild.ch/artikel/buch/erwaehlt-in-tiefster-nacht_20288914-2
Das Cover schreckt mich gleich ab. Im Vorbeischauen habe ich es angeschaut und sofort für mich entschieden: Ist nichts für mich. Das Cover ist für mich nichts sagend, keine Mystik dran, einfach eine Frau die am Wasser steht und über die Schulter schaut. Dazu ein für mich schwülstiger Titel. Obendrein bin ich jemand der pink und lila sehr mag, aber hier direkt davon erschlagen wird.

https://www.weltbild.ch/artikel/buch/im-bann-der-sehnsucht_21638572-1
Gleiches Problem. Irgendein Model schaut mit dem Hungerblick vom Cover. Natürlich hat sie rote Haare. Natürlich hat sie grüne Augen. Eine Person und eine Stadt, nichts daran weckt auch nur irgendwie mein Interesse am Buch.

https://www.weltbild.ch/artikel/buch/die-dunklen-maechte-lady-midnight_21097657-1
Das könnte interessant sein, es passiert etwas auf dem Bild. Dem ganzen wohnt eine gewisse Kinetik inne, der Titel ist ein wenig klischeehaft, aber das geht in Ordnung. Die Farben sind mir ein wenig zu düster, passen aber zum Titel.

https://www.weltbild.ch/artikel/buch/turion_21831196-1
Sehr spannendes Cover, ich habe gleich einige Ideen um was gehen könnte. Es scheint eine Teenie Romanze zu sein, aber allein aufgrund des interessanten Motivs, würde ich dem wahrscheinlich eine Chance geben.

https://www.weltbild.ch/artikel/buch/geliebte-der-dunkelheit_21097902-1
Stadt. Model. Next.

https://www.weltbild.ch/artikel/buch/das-haus-am-rande-der-zeit_21681165-1
Ein sehr spezielles Cover mit einer Anspielung auf Doppeldeutigkeit. Da habe ich gleich das Gefühl, da passiert was. Irgendwas passiert im Hintergrund. Mein Interesse ist erweckt.

https://www.weltbild.ch/artikel/buch/black-dagger-krieger-im-schatten_21634340-1
Der schmachtende Modelblick in Männervariante. Wieder ein absolut nichts sagendes Cover. Ein nackter Kerl steht im Regen, ein paar Fledermäuse. Und jetzt? Hat mich verloren, das Buch.

https://www.weltbild.ch/artikel/buch/die-uralte-metropole-london_21097917-1
Bin dabei. Deutet auch wieder eine Doppelwelt an, das Cover sagt schon, es ist nichts wie es scheint. Das weckt bei mir Interesse und ich überlege mir ob ich mir das nicht vielleicht sogar holen soll.

So in dem Stil bin ich jetzt für euch ein paar dutzend Seiten durchgegangen und entdecke dabei ein Muster. Es ist nicht der weibliche Name, welcher mich abschreckt, aber oft haben weibliche Autorinnen den Typ Cover, bei dem ich instinktiv weg bin. Das ist häufig ein Model, männlich oder weiblich, übersättigte Farben, dann noch ein paar Tierschablonen gestempelt und eine Stadt im Hintergrund.
Hingegen Cover denen eine Kinetik innewohnte, wo ich das Gefühl hatte, da ist Action, da passiert was, die haben auch mein Interesse geweckt. Gleiches mit speziellen Motiven, bei denen ich gleich eine Idee hatte, was im Buch passiert. Völlig durchgefallen sind all die Varianten von irgendwelchen Waffen im Boden.

Was mir dabei auch aufgefallen ist, ein überproportional großer Teil der Cover hat besagte Model + Stadt + Tier Kombination. Und zumindest auf den Seiten die ich gesehen habe, waren das fast ausschließlich die weiblichen Autoren. Sobald das Cover davon abwich, war mein Interesse nicht mehr indirekt ans Geschlecht gekoppelt. Hm.

Nun zum Inhalt. Persönlich habe ich kein Problem mit weiblichen Charakteren, schreibe ja selber auch gerne welche. Mühe habe ich nur damit, wenn bei mir das Gefühl entsteht, der Charakter existiert nur für eine Message. Ich will Charaktere mit Ecken und Kanten, nicht Klischee Mary Sue, die vom Schreiber benutzt wird es der Welt zu beweisen. Da roll ich mit den Augen und spring zum nächsten Buch. Der Aspekt ist schwer quantifizierbar, weil die Entscheidung oft Sekunden nach dem Klappentext geschieht.
Für den Klappentext heißt das für mich, wenn ich das Gefühl habe die Figuren ähneln Klischees aus dem Rollenspiel, bin ich raus. Der alkoholsüchtige Paladin, die unterdrückte Hyperfrau, der fiese Mörder mit der fiesen Kindheit, der Rachekasper, solche Dinge halt.
Die Durchmischung der Geschlechter im Buch ist mir auch egal. Ich nehme Bücher mit nur weiblichen Figuren oder welche mit nur männlichen (Hallo Metro 2033). Schlussendlich habe ich bei Monokulturen das Gefühl, es fehlt etwas wichtiges und die Bücher kommen im Rückblick nicht gut weg (Und tschüß, Metro 2033).

Wenn jemand von euch möchte, dass ich eins eurer Cover + Klappentext ansehe und meine Gedanken dazu äußere, kann ich das gerne machen. Öffentlich oder per PM. Normalerweise hats dafür aber ja ein Unterforum. /edit: Was ich gerade nicht finde. Vielleicht irre ich mich da.

Zitat von: Maja am 04. August 2016, 18:32:50
Mir ist dagegen noch nie eine Frau untergekommen, die kategorisch keine Männer in ihren Büchern treffen möchte.

Besuch nie Tumblr. ;D

/Edit 2:
Das es Weltbild Links sind, ist keine Absicht, war einfach der erste Versand mit Büchern in den gerade reingeschaut habe.

Tanrien

#9
Wenn man bei der Diskussion den Fokus jetzt auf den Lesergeschmack mit pauschaler Abneigung gegen "weibliche" Bücher legt, muss man aber Übersetzungen auch mit einbeziehen: Wenn deutsche Leser kein High Fantasy von Frauen lesen lesen, würde sich das ja auch auf Übersetzungen von Büchern von Frauen beziehen, nicht nur auf deutsche Autorinnen. Oder sind die Autorinnen dann, wenn sie übersetzt werden, so bekannt, dass der typische deutsche Leser weiß, ah, bei einer Naomi Novik (*) kann ich epische Schlachten ohne Romantik erwarten? Immerhin geht es ja nicht um die Frage, warum generell zu wenig Frauen High Fantasy schreiben, sondern warum das scheinbar nach dem Empfinden mancher (wie @Franziska ) gerade in Deutschland so ist. Ist der Markt einfach größer? Können US-Verlage besser vermarkten?

(* Ich musste jetzt erstmal gucken, ich hätte Temeraire nicht als High Fantasy bezeichnet und ihr neues Buch kenne ich nicht, aber sie steht in der Liste ganz oben, von daher...)

Aljana

@Denamio Interessante Ausführung. Find ich gut.

würde ein solches Cover: https://www.weltbild.ch/artikel/ebook/stunde-der-drachen-band-1-zwischen-den-welten_20168559-1 dich auch sofort abschrecken? Wenn ja, warum, wenn nein, warum nicht?

Maja

#11
Zitat von: Aljana am 04. August 2016, 19:28:47
würde ein solches Cover: https://www.weltbild.ch/artikel/ebook/stunde-der-drachen-band-1-zwischen-den-welten_20168559-1 dich auch sofort abschrecken? Wenn ja, warum, wenn nein, warum nicht?
Ich bin kein Mann, aber dieses Cover schreckt selbst mich ab. Diese weit aufgerissenen Augen schreien mich an "Ich bin schön! Und mysteriös! Guck mal, meine Wimpern brennen, und ich zwinker noch nicht mal! Aber ich bin schön! Total schön! Ich zupfe meine Augenbrauen! Und dieses Buch handelt von total schönen Leuten!" Das ist nichts für mich. Der Titel, die Landkarte, alles super. Aber diese unechten Barbieaugen sind zum Weglaufen.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Churke

Zitat von: Sturmbluth am 04. August 2016, 18:02:19
Auch wenn ich jetzt allen hier auf die Füße trete, ich als Mann lege HF-Bücher von Frauen meist sofort aus der Hand, weil ich darin Romantik, Erotik oder Gefühlsduseleien befürchte.

In der Unterhaltungsliteratur gehören das zur Zielgruppe. Die von Franziska genannten Autorinnen sind teils auch keine Romantasy-Verächterinnen. Die Frage ist, ob der deutsche Fantasy-Leser irgendwie anders drauf ist.
Was also wollen die Leute? Ich für meinen Teil schaue immer, wer das Buch geschrieben hat, und gehe davon aus, dass ich von einer Frau was anderes serviert bekomme als von einem Mann. Bücher von Frauen lese ich übrigens ganz gerne, das macht mich zum Frauenversteher.  :snicker:
Aber ich bin sicherlich nicht der hart umkämpfte Durchschnittsleser.  ::)

Denamio

#13
Zitat von: Aljana am 04. August 2016, 19:28:47
@Denamio Interessante Ausführung. Find ich gut.

würde ein solches Cover: https://www.weltbild.ch/artikel/ebook/stunde-der-drachen-band-1-zwischen-den-welten_20168559-1 dich auch sofort abschrecken? Wenn ja, warum, wenn nein, warum nicht?

Hm, so halb und halb. Es ist weder abschreckend, noch weckt es mein sofortiges Interesse. Das Hauptproblem liegt denke ich an den mit Photoshop für mich zu stark überarbeiteten Augen. Es sieht für mich künstlich und leblos aus, auf eine Art taucht es für mich schon ins Uncanny Valley ab.
Wenn ich im Gedanken die Augen ausblende, wird das Cover augenblicklich interessanter für mich. Eine gezeichnete Karte, mir unbekannte Länder, da bin ich dabei. Umgekehrt, blende ich die Karte aus, habe ich sofort den Reflex es wegzuklicken.
Ich habe nach dem Cover nicht das Gefühl, irgendwas über das Buch zu wissen. Das Motiv mit den brennenden Augen gab es von X-Men bis Romanze, Magiern oder Aliens. Die übersättigten blauen Augen lösen in mir ein sarkastisches "Photoshop!" aus - was unsinnig ist, weil ein Cover natürlich bearbeitet wird. Der Bildübergang in die Karte ist interessant gemacht und wirkt auf eine Art wie ein Schleier. Gefühlt, wenn der obere Teil anders wär, irgendwas anderes als Photoshop Hochglanz-Gesicht, dann würde es mich ansprechen. Vielleicht das im Klappentext erwähnte Drachenwappen, mal Hochglanz neu, mal vermodert alt mit Skelett statt lebendem Drachen? Dann hätte ich gleich die Idee Zeitreise.

Geh ich zum Text über, dann wirkt das ganze schon interessanter. Wenn ich nur den Text gelesen hätte, dann hätte ich wohl einen genaueren Blick reingeworfen, um zu erfahren um was es da eigentlich geht. Ein wenig Mystik (Etwas stimmt nicht, aber es ist seltsam vertraut), die Fantasy Marker für Drachen, Schwerter, Schlösser und so weiter.
Die Erwähnung der wahrscheinlich großen Liebe lässt mich kalt, ist aber auch kein Ausschlusskriterium. Es erschlägt mich nicht gleich mit "Hier gehts um heiße Gefühle".

Aljana

#14
@Maja *lach* Ich frage nur, deswegen explicit nach diesem Cover, weil auch mir diese mysteriösen Augen total auf den Sack gehen. Dennoch ist das eines der am meist gekauften Fantasygeschichten auf Amazon.

Aber fallen 'gutaussehende' Gesichter, oder Figuren dann bei dir direkt unten durch? Also auch ein striktes: Keine Personen auf dem Cover, außer sie sind hässlich, nichtmenschlich, oder irgendwie aus der Norm fallend?

ZitatBücher von Frauen lese ich übrigens ganz gerne, das macht mich zum Frauenversteher.
Hört! Hört!  ;D

Edit:
ZitatEs erschlägt mich nicht gleich mit "Hier gehts um heiße Gefühle".
7

Und wenn du dir dann die Rezis durchliest (die schlechteren bevorzugt) dann wirst du merken, dass es doch wieder genau darum ging.